Nr. 126.
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Kriegsprobleme und
Gewerkschaften.
Der Krieg stellte die Gewerkschaften vor schwere Aufaven. Die Beendigung des Krieges wird sie vor noch chwerere stellen.
Ist es auf der einen Seite wichtig und wertvoll, die Kriegsmaßnahmen der Gewerkschaften ins rechte Licht zu rücken, sie hier in ihrer Notwendigkeit zu begründen, dort ihre Unzulänglichkeit, notwendig oder nicht, darzutun, dann vor allem auch ihre Wirkung auf die einzelnen Gewerkschafter, auf die ganze Bewegung und auf die Gestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse zu untersuchen, so ist es auf der anderen Seite erst recht von Bedeutung, beizeiten die Probleme und Aufgaben, die den Gewerkschaften nach dem Kriege erwachsen werden, klar zu umreißen und auf die vorberei tenden Maßnahmen zu verweisen, die sich daraus ergeben müssen.
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Zwischen beidem besteht zweifellos ein Zusammenhang: Die Wirkungen, die der Krieg zeitigt, werden naturgemäß nach dem Kriege nachwirken; und das, was man von der Bufunft erwartet, wird Haltung und Betätigung der Gewerk. schaften während des Krieges zu beeinflussen haben.
Die Aufmerksamkeit, die diesen Dingen aus den Kreisen der Gewerkschaften zuteil wurde, hat sehr oft nicht befriedigen fönnen. Die Behandlung der gewerkschaftlichen Maßnahmen während des Krieges beschränkte sich gemeinhin auf eine Aufzählung und Rechtfertigung. Die Untersuchung dessen, was den Gewerkschaften nach dem Kriege an Aufgaben gestellt sein wird, ließ vielfach Eindringlichkeit und feste Begründung bermissen. An Stelle einwandfreier Forschung fand man nur allzu oft mehr oder weniger subjektiv gefärbte Bermutungen, eine von dem politischen Standpunkt des Schreibenden in den gegenwärtigen Auseinandersegungen beeinflußte und gefärbte, nicht überzeugende Zukunftsmusik.
Um so mehr Beachtung verdient es, wenn daneben ein zwar außerhalb der Gewerkschaften stehender, aber deshalb nicht weniger mit ihrer Theorie und Praris vertrauter Kenner und Denker wie Adolf Braun wiederholt das Wort ergriff, um den Wirkungen des Krieges auf die Gewerkschaften tieferschürfende Untersuchungen zu widmen.
Welche Bedeutung fie besigen, wieviel sie an Beachtensmertem zutage förderten, das erfennt man erst recht, wenn man jezt ihre Zusammenfassung betrachtet, die in dem Büch lein: Gewerkschaften; Betrachtungen Ueberlegungen während des Weltkrieges" ( Leipziger Buchdruckerei. Preis 1,50 m.) gegeben und jedem zugänglich ist.
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Montag, den 8. Mai 1916.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Anh. Großes Hauptquartier, den 7. Mai T.
1916.( 2. 2. 8.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Westlich der Maas wurde die Gefechtshandlung auch gestern nicht zu Ende geführt. Besonders war die Artillerie auf beiden Seiten sehr tätig. Destlich des Flusses ist in der Frühe ein französischer Angriff in Gegend des Gehöftes Thiaumont gescheitert.
An mehreren Stellen der übrigen Front wurden feindliche Erkundungsabteilungen abgewiesen; eine deutsche Patrouille brachte füdlich von Lihons einige Gefangene ein.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Russische Torpedoboote beschossen heute früh wirfungslos die Nordostküste von Kurland zwischen Rojen und Markgrafen.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Kämpfe
zwischen See- und Luftstreitkräften.
Amtlich. Berlin , den 7. Mai. ( W. T. B.) Vor der flandrischen Küste wurde am 5. Mai nachmittags ein feindliches Flugzeug im Luftgefecht unter Mitwirkung eines unserer Torpedoboote abgeschossen. Hinzukommende englische Streitkräfte verhinderten die Rettung der Insaffen. Ferner erbeutete eines unserer Torpedoboote am 6. Mai vor der flandrischen Küste ein unbeschädigtes englisches Flugzeug und machte die beiden Offiziere zu Ge fangenen.
Westlich Horns Riff wurde am 5. Mai morgens das englische Unterseeboot, E. 31" durch Artilleriefeuer eines unserer Schiffe zum Sinfen gebracht.
Das Luftschiff& 7 ist von einem Aufklärungsfluge nicht zurückgekehrt. Nach amtlicher Veröffentlichung der englischen Admiralität ist es am 4. Mai in der Nord see durch englische Seeftreitkräfte ver. nichtet worden.
Der Chef des Admiralstabes der Marine
Der österreichische Generalstabsbericht.
Bien, 7. Mai. ( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: 7. Mai 1916:
Russischer und italienischer Kriegsschauplas. Geringe Gefechtstätigkeit, Lage unverändert. Südöstlicher Kriegsschauplak.
Ruhe.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.
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wenn der Verfasser den Nachweis der Notwendigkeit internationaler Verbindung und gegenseitiger Förderung der Gewerkschaftsbewegung führt einer Notwendigkeit, die auch kein Krieg mit all seiner Verbitterung hüben und drüben aus der Welt schaffen kann, weil sie herauswächst aus den sehr reellen Interessen der Arbeiterbewegung jedes einzelnen Landes; menn er mit knappen, aber prägnanten Strichen die Verschiedenheit der Aufgaben und die dennoch gegebene Einheit von Gewerkschaften und Partei zeichnet und das Interesse der Gewerkschaften an einer einheitlichen Arbeiterbewegung dartut; wenn er die Gefahr einer Entfremdung zwischen den Massen der Arbeiterschaft und den gewerkschaftlichen und politischen Ausdrucks formen ihrer Bewegung, die Gefahr syndikalistischer und anarchistischer Strömungen untersucht. Auch wenn man hier und da einmal den Ausführungen Brauns nicht völlig zustimmen kann, wird man ihm doch wertvolle Anregungen zu danken haben. Vielleicht würde überdies der Verfasser selbst manches, was er schon vor Monaten niederschrieb, heute anders formuliert haben.
Im allgemeinen ist aber gerade bezeichnend an dem Buche, daß auch das, was schon vor längerer Zeit, zum Teil bald nach Kriegsausbruch seine Fassung fand, heute noch aktuell und zutreffend erscheint, ja, daß manchem von dem früher Gesagten die weitere Entwickelung nur neue Bestätigungen gebracht hat nicht der schlechteste Beweis für die Gründlichkeit der Untersuchungen und die Richtigkeit der Beobachtungen.
,, Aus der innigen Verknüpfung von Theorie und Praxis fann die gewerkschaftliche wie die politische Arbeiterbewegung überreiche, für viele ungeahnte Vorteile ziehen," sagt Braun an einer Stelle des Buches. 3weifellos mit vollem Recht! Wichtige theoretische Grundlagen sind nun hier gegeben. Maut fann nur wünschen, daß die gewerkschaftliche Bragis fie recht fleißig benutzen möchte, zum besten einer gedeihlichen Arbeit im Intereffe der breiten Massen
Die zweite Zimmerwalder Konferenz.
Bern , 6. Mai. ( W. T. B.)„ Berner Tagwacht ber öffentlicht den Aufruf der zweiten internationalen fozialistischen Bimmerwalder Konferenz an die Völker, mit allen Mitteln für eine rasche Beendigung des Krieges zu wirken. Unter den Organisationen, welche ihre Zustimmung zur Zimmertvalder Aktion erteilt haben, werden erwähnt die sozial demokratischen Parteien Italiens , der Schweiz , Ru mäniens , Rußlands , Portugals , Amerikas , Qiv. Iands, die gewerkschaftlichen sozialistischen Minderheiten Frankreichs , die British Socialist Party und Independent Labour Party Englands, ferner gewiffe Parteiorganisationen 2itauens, Polens , Schwedens , Norwegens , Dänemarts, Hollands und der deutschen Sozialdemokratie An der zweiten Kon ferenz nahmen teil aus Frankreich die Abgeordneten Brizon, Blanc, Raffin, Dugens, aus Italien Prampolini, Morgari, Modigliani , Mufatti, Dugoni, ans Deutschland Adolf Hoffmann , leißner und aus Serbien Kahlerowitsch.
Ein Kommentar zur deutschen Note. Der Kölnischen Zeitung " wird aus Berlin ge meldet: Die deutsche Antwortnote an Amerifa weist die Anklagen, die Amerika gegen unsere tapferen U- Boote erhoben hat, als unrichtig zurück und behandelt im übrigen den Streitfall mit Amerita wegen des U- Bootkrieges von einer höheren Warte aus. Die Note betont das Bemußtsein unserer Stärke und drüdt hiermit ebenso das Volfsempfinden aus, wie mit dem Hinweis auf Deutschlands Be
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Erörterungen Brauns vielen unter den maßgebenden Männern der Gewerkschaftsbewegung nicht immer sehr willkommen find, verständlich immerhin, weil sie sich vielfach mit den von den Gewerkschaftern meist vertretenen Anschauungen in Widerspruch stellen und in jedem Fall in ihren Ergebnissen und Forderungen beträchtlich darüber hinausführen. Sie haben eine im umgekehrten Verhältnis zu ihrem Werte stehende Würdigung gefunden. Um so wichtiger ist es, auch hält auch ein Auffah, der zunächst den Nahmen des Buches an dieser Stelle auf sie zu verweisen. zu sprengen scheint, Rechtfertigung und Bedeutung, eine AriWas Brauns Untersuchungen auszeichnet, ist vor allem tit der bisherigen Methoden der Arbeiterbildung mit eindie Tatsache, daß er wirtschaftlich fest verankert. brudsvollen Anregungen zu ihrer Aus- und teilweise auch Er gibt sich keinen Illusionen hin, wie sie der Krieg so viel- Umgestaltung im Hinblick auf den Zweck, die Arbeiter mehr fältig gewedt hat, als wären die alten Voraussetzungen als bisher mit der Arbeiterbewegung zu verknüpfen und mit und Widerstände der Arbeiterbestrebungen durch den Krieg ihren Theorien und Grundsätzen zu durchdringen. Die fünftige Politik der Gewerkschaften wird ihren und den„ Burgfrieden" andere geworden, oder als würde der Arieg für unsere fünftige wirtschaftliche Stellung und Ent. Charakter natürlich in erster Linie zu erhalten haben durch midlung ganz neue Grundlagen schaffen. Dem Utopismus, die Neugestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse, der Braun der sich hier gerade in den Köpfen so vieler Gewerkschafter deshalb auch eingehende Darlegungen widmet. Neben der breitmacht, tritt Braun ebenso überzeugend wie entschieden allgemeinen Ronjunktur wird ein wesentliches Moment sein entgegen. Wer sich an die zähen und nur wegen des unerheb- die Eingliederung der zahlreichen Kriegsbeschädigten, die lichen Objekts oft nicht ganz verständlichen Kämpfe gegen die in bestimmten„ leichtern" Industrien zusammengedrängt reitschaft zu einem unsere nationalen Erfordernisse sicherharmonieduseligen Hirsch- Dunderschen Gewerkvereine erinnert, in ihnen eine breite Schicht minderwertiger Arbeits- stellenden Frieden, worüber von verantwortlicher Stelle im der wird es schwer begreifen, daß es heute in der Gewerkschaft fräfte mit verstärkter Abhängigkeit vom Unternehmer- Laufe der letzten Monate offen und vor aller Welt Gr. darstellen und werden leicht tätige Arbeiter gibt, die man politische Hirsch- Dunderianer tum für gewerk- flärungen abgegeben worden find. Su InterpretationsAktionen eine schwere Gefahr nennen könnte und die alles zurückzudrängen suchen, was die schaftliche werden fünften gibt die Note feine Gelegenheit. Sie spricht für sich Gegensäglichkeit gegen das Bürgertum und gegen den Kapi- fönnen. Eine Kriegsfolge, für die Gewerkschaften von selbst. Nach reiflicher Erwägung aller in Frage kommenden talismus zum Ausdruck bringen soll."( S. 47.) großer Tragweite, wird auch der Umstand sein, daß nach Umstände hat die deutsche Regierung sich zu einem großen, Dabei verkennt Braun durchaus nicht die tiefeinschnei- dem Kriege fast gleichzeitig die während des Krieges immer bedeutenden Zugeständnis entschlossen. Nicht verklausuliert, denden Wirkungen, die der Krieg für das wirtschaftliche Leben wieder auf kurze Fristen verlängerten Tarifverträge vieler sondern offen und frei, wie zwei große Völker zueinander und die gewerkschaftliche Betätigung mit sich gebracht hat und Organisationn ablaufen werden: Die fortbestehende Teuerung, iprechen, wenn es sich darum handelt, eine Periode des Mißweiterhin naturgemäß mit sich bringen muß. Sie richtig zu die Entwertung des Geldes, wird es den Gewerkschaften zur trauens zu überwinden und für vertrauensvollere Beziehunerfassen und einzuschäßen, sie vorurteils frei und überzeugend Notwendigkeit machen, für den Abschluß der neuen Tarife gen den Weg zu bahnen. Die in der Note ausgesprochene flarzulegen, ist ja eben der Hauptzwed seiner Untersuchungen. angemessen höhere Löhne zu fordern; andere wirtschaftliche Erwartung, daß nun auch in den Augen der Regierung der Von großem Interesse und hohem Werte ist es schon, Erwägungen, von Braun überzeugend nachgewiesen, werden Vereinigten Staaten jedes Hindernis zur Verteidigung der wenn er die bisherigen Ergebnisse des Krieges in Beziehung andererseits die Unternehmer veranlassen, gerade umgekehrt Freiheit der Meere beseitigt sei, steht mit früheren Erklärun auf die Gewerkschaften würdigt, die Arbeitsgemeinschaften, auf eine Herabdrückung der alten Löhne hinzuarbeiten; eine gen der amerikanischen Staatsmänner im Einklang. Wenn die Unterstützungsmaßnahmen der Verbände, die Berufs- Erkenntnis, die dadurch noch an Bedeutung gewinnt, daß die in bereinzelten Preßstimmen ausgeführt wurde, unser Zuberänderungen, das Eindringen der Frauenarbeit, die Rohn- Unternehmer schon heute, allem Burgfrieden zum Troß, geständnis sei an eine Bedingung geknüpft, so ist diese Aufgestaltungen wertet und vor allem, wenn er die Frage stellt, kräftig dabei sind, die Vorbereitungen für die fünftigen fassung offensichtlich irrtümlich. Wir haben unser Zugeständ wie der Krieg psychologisch auf die einzelnen Gewerkschafter schweren Auseinandersezungen zu treffen. Das sind einige nis nicht erst in Aussicht gestellt, sondern durch die erforderwirken dürfte. Rlar treten hier wichtige Probleme heraus, der Fragen, auf die Braun eingeht und deren Wesen er zu liche Anweisung an die deutschen Seestreitkräfte sofort zur aber auch schon Resultate, die von den Gewerkschaften bei eindringlicher Anschaulichkeit gestaltet. Ausführung gebracht. Wir durften den guten Willen der ihrer weiteren Tätigkeit, nicht zum wenigsten auch der künf- Nicht weniger wichtig ist es wiederum gerade gegen- amerikanischen Regierung nicht in Frage stellen, mußten aber tigen Werbearbeit, wohl zu beachten sein werden. Dabei er- lüber dem, was so viele Berufsgewerkschafter" vertreten- lauch an den Fall denken, daß ihre Schritte nicht dazu führen
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