Ar. 94.Erscheint täglich außer MontagS.Preis pränumerando: Btertcl-jährlich 3,go Mark, monatlich»,lv Mk,, wöchentlich ss Pfg. freiln's Haus, Einzelne NummerS Psg. Sonntags-Nummer mittllustr, Sonntags- Beilage„NeueWelt" 10 Pffl. Post-Abonnement:z.zoMk, pro Quartal, Unter Kreuz-band: Teutschland u, Oesterreich-Ungarn 2 Mt, für das übrigeAusland 3 Ml,pr,Monat, Etngetr,tn der Post-ZeitungS-PretSItstefür lesi unter Nr.«81»11. Jahrg.JnsertionS-Sebühr beträgt für diefünfgespaltene Petttzetle oder derenRaum«o Pfg„ für Vereins- undBersammlungs- Anzeige» 20 Pfg,Inserate für die nächste Nummermüssen bis 1 Uhr Nachmittags tnder Expedition abgegeben werden.Tie Expeditton ist an Wochen-tagen bis 7 Uhr Abend«, an Eonn-und Festtagen btS s Uhr Bor-mittags geöffnet.Lcnisprcchrr: Amt 1, Ur. 1508.Telegramm- Adresse:»Jolialdemokrat Kerlin."Berliner VolKsblait.Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands.ZledaKtion: SV.19. Aeuth-Straße 2.Dienstag, den A4. April 1894.Expedition: SW. 19, ZZeutK-Straße 3.Die schwarzen Demagogen an derArbeit.Paris, den 20. April 18S4.Die französische Geistlichkeit hat es erreicht, das Bürgerthumwiederzuerobern, das ihr so lange entschlüpft war, als sein Kampfgegen den Adel dauerte, welcher die Kirche stützte. Die Geist-lichen machten sich zu Bedienten der Bourgeoisie, verrichteten jedeArbeit für sie, und sind schließlich dazu gelangt, sie zu be-herrschen. Sie taufen die Bourgeois, erziehen sie, reichen ihnendas Abendmahl, predigen ihnen, nehmen ihnen die Beichte ab,verheirathen sie und verlieren sie nicht aus den Augen, bis sieihnen die Grabrede halten. In den Mittelpunkten der Industrieleisten sie den Arbeitgebern sehr werthvolle Dienste; sie reihendie Arbeiter in ihre frommen Brüderschaften ein, ertödien ihrDenkvermögen mit frommen Sprüchlein und Lehren, spähen sieaus bis in ihre Wohnungen, singen ihnen das alte Entsagungs-lied, daß sie in Geduld die Leiden der Erde, die niedrigen Löhneund die langen Arbeitsstunden tragen und hoffnungsfroh dieFreuden des Himmels erwarten sollen— kurz, sie sorgen dafür,daß die Arbeiter gute Arbeiter nach dem Sinne des Herrn Arbeit-gcberS werden.Die ganze Großbourgeoisie ist der Geistlichkeit unterworfen,Hat diese die Männer nicht direkt in der Gewalt, so lenkt siedie Männer durch ihre Frauen. Die Geistlichkeit hat sich die Auf-gäbe gestellt, die Armee in ihre Hand zu bekommen, wenigstensdie Führer; sie hat Akademien gegründet, in denen junge Leutefür die Militär- und Marineschulen vorbereitet werden; einegroße Anzahl von Schülern der Polytechnischen Schule, derMilitärschulen von St, Cyr, Saumur u. s. w. sind von denGeistlichen erzogen, die ihre Laufbahn genau verfolgen, sie be-schützen und ihnen das Avancement erleichtern; und viele dieserZöglinge machen alljährlich eine öffentliche Kundgebung zuGunsten der Geistlichkeit, indem sie zu Ostern in voller Gala-Uniform in der Kathedrale von Paris— Notre Dame— dasAbendmahl nehmen, Bon Tag zu Tag vermehrt sich die Zahlder katholischen Offiziere in der Armee und in der Flotte,Pius lX. und seine Rathgeber gedachten, die Allherrschastder Kirche durch eine starr unversöhnliche Politik wiederherzustellen und begannen den Krieg mit der bürgerlichen Gesell�schaft, den öffentlichen Gewalten und dem Geiste unseres JahrHunderts. Leo XIII. ist klüger: er hat die Taktik geändert undspielt den Versöhnlichen, den Nachgiebigen, um sich überalleinzudrängen und eine emsige Manlwurssarbeit verrichten zukönnen; die donnernden S y l l a b u s s e Pius des Neunten gegendie bürgerlichen Freiheiten läßt er einschlafen, er kümmert sichnicht um die Unfehlbarkeit des Papstes, nicht um die unbefleckteEmpfängniß und andere Thorheitcn, die so viel Stoff zum Lachengegeben haben; aber er fordert die Geistlichen auf, alle that.sächlich bestehenden Regierungen anzuerkennen, sich auf gutenFuß mit ihnen zu stellen, ihnen zu dienen, um ihr Vertrauen zugewinnen und schließlich sie zum Besten der Kirche auszunutzen.Er hat mit dieser Taktik so guten Erfolg gehabt, daß neulichS p u l l e r, einer der Führer der Opportimisten-Partei und einFreund Gambetta's, der dem Opportunismus das Schlagwortgeliefert hatte:„DasPsafsenthum ist der Feind!"in öffentlicher Kammersitzung die Taktik Gambetta's verleugnetund seiner Partei das neue Schlagwort verliehen hat:„DasPfaffenthum ist der Bundesgenosse". Die Geistliehen und die Herzöge werden ihn zur Belohnung dafür indie Akademie ausnehmen. deren Schlüssel sie im Besitzhaben.Iseuillekolr.Der Jude. 23Deutsches Sittenge m'ä l d eauS der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts.Von C. Spind ler.„Ihr Glücklicher!" rief Fiorilla, ausbrechend in weh-müthige Theilnahme:„Euch haben die Rosen des Lebensgeblüht; nicht jeder sieht diese Blüthen mit u»entweihtemSinn!"„Mein Sinn war rein, und ist es noch jetzt betheuerteDagobert,„aber im selben Grade ist kräftig meine Brust,und gesund mein Herz. Die Minne und ihre Sehnsuchtwischten nicht das Roth von meiner Wange. Der Trüb-sinn, eine fremde Erscheinung in meinem Leben, ward nacheiniger Dauer von der Fröhlichkeit niedergekämpft. Ichnahm wieder Theil an den Festlichkeiten der Stadt und derGeschlechter, an den Gelagen meiner Jugendgesellen undGefährten, ich stieg wieder zu Pferd und besuchte Forst,Hain und Flur. Endlich glaubte ich ohne Nachtheil wagenzu dürfen, meine Thorheit, wie ich's nannte, heraus-zufordern. Ich ritt durch die Judengasse, und hoffte die-jenige zu sehen, die mir's angethan, hoffte dem unbegreif-Uchen Zauber Hohn zu sprechen mit gestältem Herzen. Aber.. seltsam.. schon beim Eintritt in die schmutzige Straßewirkte der Bann auf's neue. Ich, der sonst nur Muth-willen halber hier meinen Weg durchnahm, die Buben«ndMägdeleins der Ebräer durch das wüthende Dahersprengenmeines Roffes erschreckend und in die Flucht treibend,...Aber in demselben Maß, wie die Geistlichkeit die Bourgeoisiegewann, hat sie das Volk verloren. Die Landbevölkerung, aufdie sie einen unbeschränkten Einfluß hatte, entschlüpft ihr; undman kann sagen, daß die Arbeiterbevölkerung vollständig für sie ver-loren, und in manchen Jndustriemittelpunkten ihr positiv undoffen feindlich ist.Der Papst sieht ein, daß man heutzutage nicht ohne dasarbeitende Volk regieren kann, und er betrachtet es als seineSendung, es zu erobern. Er hofft, das arbeitende Volk gewinnenzu können, wie er die Bourgeoisie schon gewonnen hat; er hofftauf die Wiederkehr der nicht allzu entfernten Zeit, wo das Volk,voller Vertrauen in die Geistlichen, sie Holle, um die Freiheits-bäume zu taufen, die es 1848 zur Festseier der RGolutionpflanzte.„Deshalb sind sie alle verdorrt"— sagen heute dievom Psasfcnrausch geheilten Arbeiter.Ein gründlicher und aufmerksamer Beobachter, hatte Leo XIII..schon ehe cr Pabst wurde, die Macht der sozialen Ideen begriffen,und wie sie mehr und mehr die Arbeiterwelt und das gesammteöffentliche Leben beherrschten. Die riesigen Fortschritte desSozialismus während der letzten fünfzehn Jahre erzeugtenin ihm den Gedanken, der Pap st der Arbeiterzu iverden, wie die begeisterten Verehrer seiner Politik ihn nennen.Er hat seine berühmte En cy cli c a in die Welt geschickt, woriner sich als Beschützer der Arbeiter hinstellt und zugleich,um nicht die Kapitalisten vor den Kopf zu stoßen, sich für denVcrlheidiger des Privateigenthums erklärt.Die Bourgeoisie war verblüfft über diese Schwenkung desPapstes, auf die sie nicht vorbereitet war. Ihre Lakaien imPrksterrock und ein Theil der hohen Geiftlichlcit nahmen dieEftcyclica sehr kühl auf und ignorirten sie. Allein die niedereGeistlichkeit, in deren Reihen viel Ehrgeiz und Streberthum ent-halten sind, stürzte sich mit glühendem Eiser aus den von demPapst vorgczeichnctcn Weg.Die Geistlichen nahmen das Kreuz für die Befreiung derArbeiter von ihren jüdischen Unterdrückern undihren sozialistischen Verführern. Vor ungefähr2 Jahren hplten wir eine wahre Ucberschwemmung von Kaplänen,Abbes, Dominikanern und anderen geschorenen Agitatoren in denzahlreichen Volksversammlungen, die von Geistlichen zumZweck der Disputation mit den Sozialisten einberufen waren.Sie hatten die Haut gewechselt und die Sprache. Sie redetenin der Sprache des Volkes, nannten die Versammelten:„Bürgerund Bürgerinnen!", stimmten einem Theil der sozialistischenLehrsätze bei und gingen so weit, anzuerkennen, daß>die christlicheMildthätigkeit und das Almosen nicht ausreichten, um die sozialenUcbclstände zu heben und die berechtigten Ansprüche der Arbeiterzu erfüllen. Manchmal geschah es ihnen sogar, daß sie denHeiligen Johannes Chrysostomus nachahmten und gegen dieReichen wetterten. Mit Hilfe solcher demagogischen Redens-arten hat Abbe Lcmire bei den letzte» Wahlen s.in Deputirten-Mandat sich erschwindelt. Da die öffentlichen Versammlungendem frommen Eifer nicht genügten, so hielten die Geistlichen auchin den Kirchen Versammlungen ab. Um diesen die Anziehungs-krast von sozialistischen Versammlungen zu geben, organisirten sie,an eine alte Sitte anknüpfend, regelrechte Disputationen, wie sieim Mittelalter häufig waren. Von der Kanzel herab entwickelteein Geistlicher„die gute Lehre" und zerschmetterte den ihm gegenüber tretenden Widersacher, der— in der Sprache des Mittel-alters zu reden— den„Anwalt des Teufels"(advocatus diaboli)spielte. Diese Versammlungen oder„Konferenzen" führten jedochzu so tumultuarischen Szenen, daß die Polizei sie verbietenmußte, um eine„Entweihung der Kirchen" zu verhindern.Die Geistlichen begnügen sich nicht mit Reden, sie richtenich, der zuerst unter dem Jubelruf der Freunde es unter-nommen hatte, in eine jener alterthümlichcn Judenhütteneinzurciten, zu Pferd meinen Besuch in der Stube zu machen,wo der Hausvater mit den Seinen zu Tische saß undbeinahe den Tod hatte vor Schrecken ob des höhnendenGastes, der die Runde um die Tafel machte, das Estrichtauswühlte, und mit Spottoelächtcr über die in Staubkrachende Schwelle seinen Abzug nahm; ich ließ jetzt dasPserd langsam gehen und spähte sorgsam nach beiden Seitenzu den erblindeten Fenstern auf, ob ich nicht die Holde ge-wahren möchte, welche mich berückt. Und siehe... wieverabredet erschien ihr Antlitz, ihre Gestalt unter der Thüreeines Hauses, des ansehnlichsten der Gasse. Mit gespannter,überraschter Aufmerksamkeit schaute sie zu mir empor, undein neuer Reiz schmückte ihr heute von Locken und zierlichenZöpfen bekränztes Haupt, die Rosengluth der Scham, derfeurige Widerschein erfüllter Sehnsucht. Ich zwang meinehochklopfende Brust zur Ruhe, nieine von schmerzlichsüßem Leid gespannten Züge zu kalter Gleichgiltigkeitund trabte vorüber. Die Dirne grüßte nicht......obgleich sie mich nur allzuwohl erkannte; die Vorsichtigeschonte mein Gefühl. Sie blickte mir aber nach, so weitdie krumme Gaffe es verstattete, und da ich an der Eckezurückschaute, winkten mir noch ihre Augen, wie freundlicheSterne. Seitdem sah ich sie oft, denn der neugestärkteZauber trieb mich Tag für Tag zur selben Stunde durchden von Pferden und Reitern selten besuchten Stadttheil.Und wie an der eingestürzten Pforte der Straße meinesRoffes erster Hufschlag erklang, so klang auch das Fenster-lein jenes Hauses, und das Zauberkind umgarnte mich mitneuen, all zu lieben Schlingen. Ihr lächelt wohl, liebMühmchen, wenn ich Euch sage, daß über ein Jahr dieseseltsame Minne bestand, ohne ein dolmetschendes Wort zuihr Augenmerk auch auf die unmittelbaren, nächsten Interessen.In den Städten, wie Roubaix, wo die sozialistische Partei starkist, gründen sie für die Arbeiter Konsumvereine, Genossenschaften,Stellenvermittelungs-Bureaus, Arbeitervereine und Kaffeehäuser.In den Garnisonstädten haben sie Gesellschasts-Säle mitBillards und anderen Spielen, und die Soldaten, die der Ein-ladung folgen, können dort sogar umsonst speisen. Die Sozialistensucht man durch Entgegenkommen und Schmeicheleien zu ge-Winnen. In Lille haben die Geistlichen der Arbeiterpartei beiverschiedenen Gelegenheiten 20—30 000 Franks zur Gründungvon Zeitungen und für Wahlzivecke angeboten. Die Sozialistenhaben diese Anerbieten natürlich stets mit Verachtung zurück-gewiesen. Die Beschlagnahme anarchistischer Papiere stellte fest,daß die Tynamithelden sehr reichlich Geld von den Geist-lichen erhielten. Kürzlich erließ der Abbo Garnier inseiner in Paris erscheinenden Zeitung ,.I.s peuple frangais"(das französische Volk) einen Ausruf an die Anarchisten, inwelchem sie beschworen wurden, sich um das christliche Bannerzu schaaren. Der„Tenips" und andere Bourgeoiszeitungen warendarob sittlich entrüstet.Während der letzte» Jahre haben die Geistlichen nach Kräftengewühlt und haben es sich viel Geld kosten lassen, die Arbeiterzu fangen: doch ihre Menschenfischerei war nicht sehr ergiebig.Anfangs nahm man si» in den öffentlichen Versammlungen mitNeugierde aus; es dauerte aber nicht lange, so riefen sie Er-bitterung hervor, und zwar in einem solchen Grade, daß sie desöfteren von ihren Gegnern, den Sozialisten, vor Mißhandlungengeschützt werden mußten. Da sie nach der Märtyrerpalme keinVerlangen trugen, so blieben sie nach und nach aus den Ver-sammlungen weg; die, welche es nicht thaten, haben sich Duldungnur dadurch verschafft, daß sie mit demagogischen Phrasen umsich werfen. Trotzdem werden sie oft ausgezischt, wie es dieserTagejdem Abbe Naudet in einer großenVersammlungpasstrte, die vonGuesde und Jaures in Fleurance einberufen war, einer kleinen Stadtim Departement Gers, und mitten in der ackerbautreibendenEbene gelegen; mehr als 6000 Bauern und Kleinarundbesitzerwaren von nah und fern herbeigeeilt, um die sozialistischen Lehrenanzuhören und ihnen Beifall zu spenden.Der Papst muß merken, daß das Volk viel schwerer in da?Garn der Kirche geht, als die kapitalistische Bourgeoisie. Derdemagogische Kreuzzug der Geistlichkeit hat ein Resultat ergeben,das der Papst nicht erwartet hatte; er hat der sozialistischenPropaganda großen Vorschub geleistet.Beim Anfang des kirchlichen Kreuzzuges brauchte man nureine Debatte zwischen einem Priester und einem Sozialistenanzukündigen, und Tausende von Menge strömten herbei.Man fand keine Säle, groß genug die Menschen zu fassen.Der große Hippodrom in Lille, der 8000 Zusd)auer fassen kann,war am Tage der Disputation zwischen Abbö, Naudet undLafargue bei weitem nicht groß genug. Leute, Ivel che die öffent-lichen von Sozialisten einberufenen Versammlungen gemiedenhatten, eilten in diese Versammlung, erfüllt von Neugier undvon dem Wunsch, die Feinde der Ordnung vernichtet zu sehen;sie kamen aus der Versammlung zurück, erstaunt über die auf-rührerische Rede, die der Geistliche gehalten und betroffen vonden sozialistischen Lehren, die sie bisher nur durch» die Ver-leumdungen der Gegner gekannt hatten; was die Sozialistenselbst sagten, erschien ihnen weder unsinnig, noch schrecklich, undVielen erschien es vernünftig und unwiderleglich.Zum ersten Mal, seitdem der Katholizismus herrscht, habendie Priester desselben zur Verbreitung der Wahrheit bei«getragen— allerdings gegen ihren Willen.Eallna.finden; kaum einen dollmetschenden Blick, da ich immer-fort, wenn gerade nicht Kälte, doch eine Ruhe heuchelte, diemir— sah ich die Schöne— so fremd war, wie der Galledie Süßigkeit des Honigs."„O, Ihr Deutsche!" lächelte Fiorilla,„zögernd legt Ihrselbst die Riegel vor das Paradies."„Mit Recht!" erwiderte Dagobert:„Steht die Pforteoffen, so ist's das Paradies nicht mehr. Hinter den Bergen,die unsere Fluren begrenzen, denken wir uns schönere Auen,glühendere Matten, und finden— haben wir die Höhenüberklettert— nur die gewohnten Büsche und Felderwieder. Begehren ist Lust: im Genüsse wird sie stumpf.— Ich ritt also fort und fort meiner schönen Jüdin zuHofe, und gefiel mir in der Sonderbarkeit meiner Neigung.Da geschah es, daß an einem Abend des verwichenenSommers— die Wächter hatten die zehnte Stunde abge-rufen— Feuer entstand in der Nähe der Judengaffe. EinReiterknecht war mit brennendem Spahn in den Stallseines Gauls gegangen, und ein Funke hatte den Brandgeweckt. Die Feuerglocke heulte vom Thurme, und auch inmeine Klosterstille drang das Getümmel der zum Brandfluthenden Menschenmenge. Schnell war ich entschloffen,meine thätige Hilfe nicht zu versagen, schnell hatte ich michin die Kleider geworfen und kam athemlos aus dem Platzean, wo längs dem Mainstrom eine Reihe von Ställen, Heu-schobern und Wcrkhütten in vollen Flammen stand. UnserVolk ist brav und rüstig, wo es zu retten gilt. Wasser wurdeherbeigeschleppt von allen Orten und Enden; schon einige-mal hatte ich auf meinem Rücken den vollen Bottich herzu-getragen, und noch einmal ihn zu füllen, lief ich weg ansdem Getöse, da fiel mir eine weibliche Gestalt in die Augen,die, da wo man eingeht in die Judengaffe, unter dem Vor-sprung eines Hauses auf eine Bank niedergesunken schien.