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Bei der dritten Lesung de? Militärdiensigesetzes versuchten die Liberalen H a r v c h und M o r r e l l unter kräftiger Unterstützung des Genossen S n o w d e n eine Klausel in das Gesetz zu bringen, die die Leute mit Gewissensbcbenken, wenn sie die Arbeiten der- weigern, den Zivil gerichten überantworten und als einzig mög« liche Strafe, wenn sie die Uebernahme von Arbeiten von nationaler Bedeutung ablehnen, Gefängnisstrafe vorsah. Sowohl Herr Walter Long   wie Sir G. Cave, der Generalstaatsanwalt, wandten sich gegen den Antrag, der schließlich auch mit 164 gegen 62 Stimmen abgelehnt wurde. Genosse Snowden stellte sofort nach der Rede von Sir Cave fest,es erscheint klar, daß diese Männer der Todesstrafe verfallen, wenn sie den Befehlen in Frankreick den Gehorsam verweigern". Ä.'er GcneralstaatSanwalt warf ein, er das nicht gesagt habe, und daß sie nicht der Todesstrafe unterworfen würden, aber aus der Rede Mr. LongS deutlich ging hervor, daß darüber nur die Kriegs« gerichte zu entscheiden hätten, und eS unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß diese nicht allznvicl Verständnis für die Frage der ConscientionS ObjectorS aufbringen werden. Verschiedene liberale Abgeordnete warnten die Regierung eindringlich vor einem scharfen Vorgehen. Man solle diesenFlecken aus dem An- sehen Englands" vermeiden. Und auch der«Manchester Guardian" erklärt, daß Genosse Snowden recht habe, wenn er meinte, daß ein Schuß, der auf einen der Männer mit Gewissens- bedenken abgefeuert würde, mehr vernichten werde, als das Leben dieses einen ManneS. Snowden halte wörtlich gesagt:»Wenn einer dieser Männer erschossen wird, so würde der Knall der Flinte ein Gefühl auslösen, sodaß sie leicht eine Wiederholung des be- klagens werten Zustandes der Dinge, wie er im Inland bestanden hat, erleben könnten." Aber das alles half nichts. Auch die Achtung und Respektierung der religiösen und moralischen Gefühle wird durch den Krieg der- nichtet. Die Unterwerfung unter den Militarismus macht in Eng- land immer größere Fortschritte. Die pariser Wirtschaftskonferenz. Bern  , 24. Mai.  (W. T. B.)«Corriere della Sera  " meldet aus London  , die Pariser Wirischaftskonferenz fei endgültig für den 6. Juni angesetzt. Die italieniscke Regierung habe eine Verschiebung gewünscht, da die italienischen Minister zu Anfang deS nächsten Monats nicht nach Paris   reisen könnten. Dem Wunsch sei aber aus verschiedenen Gründen nicht entsprochen worden, auch da der australische BundeS-Premierminister HugheS dann heimreisen wolle. Die Teuerung in Paris  . Bern  , 24. Mai.  (W. T. B.) MeMatin" meldet, kam es in Paris   zu lärmenden Kundgebungen der Haus- frauen in den Markthallen wegen matzloser Fleischpreise, die dazu führten, datz bedeutende Mengen unverkauft blieben, die am anderen Tage vor: den Fleischbeschauern als verdorben der Ab- deckerei überwiesen wurden. Ansammlungen von Hausfrauen, die der Fortschaffung zusahen, gaben ihren Unwillen durch entrüstete Protestrufe zu erkennen. Sie forderten dringend Kühlanlagen, so- wie ein behördliches Eingreifen, um durch angemessene Preis- crmätzigung ähnliche Vorkommnisse zu vermeiden. Die französische   /trbeiterschaft währenü öes Krieges. DieBasier Nationalzeitung" vom 17. Mai veröffentlicht fol- genden Eigenbericht ans Paris  : Wie anderwärts, so kam auch in Frankreich   der Kriegsausbruch dem Arbeiter wie ein Blitz aus heiterem Himniel. Am Tage nach der Kriegserklärung sahen sich von fünf Millionen Industriearbeitern zwei Millionen plötzlich jeglichen Verdienstes bar. Die Mobilisation rief nicht nur die Häupter der französischen   Industrie, sondern auch ihre kräftigsten und jüngsten Arbeiter unter die Fahnen. Die unmittelbare Folge davon war, datz mehr als die Hälfte der französischen   Fabriken und kaufmännischen Betriebe die Arbeit einstellten, wovon heute freilich über 80 Proz. den Betrieb wieder aufgenommen haben. Von ILO Arbeitern, die im Juli 1314 tätig waren, mutzten 24 ein- rücken, 84 konnten ihren Posten weiter ausfüllen, 42 dagegen wurden weiter ausgesperrt. In Paris   sahen sich von einem Tag zum andern nicht weniger als 6600 000 Arbeiter verdienstlos. Glücklicherweise hatte die Krise vorübergehenden Charakter. In den 43 601 Betrieben, die vom Arbeitsinspektorat seit der Mobi- lisation besucht worden sind, waren in Friedenszeiten 1630 463 Arbeiter beschäftigt. Diese Zahl sank im August 1314 auf ein Drittel herab, sie stieg dann aber allmählich bis zum Januar 1316 wiederum auf 1239 877, also auf 77 Proz. des früheren Be- standes. Wenn man die 24 Proz. der Einberufenen in Rechnung stellt, so erfahren wir auf Grund statistischer Erhebungen, daß im Monat August 1314 der Effektivbestand um 43 Proz. unter dem normalen stand, im Oktober um 32 Proz., im Januar 1316 um 20 Proz., im April um 14 Proz., im Juli um 8 Proz., im Oktober um 2 Proz., während er heute die normale Ziffer bereits- um 1 Proz. übersteigt. Man darf daher ruhig behaupten, datz für den Grvtzteil der französischen   Industrie die Arbeitslosigkeit zu exi- stieren aufgehört hat. Gewisse Branchen, wie das Baugewerbe und die Lu�uS- industricn, sind freilich weniger gut beschäftigt als vor dem Kriege, dafür aber hat sich in vielen anderen und in besonders wichtigen eine gewaltige Mehrleistung eingestellt. Die Arbeitslosen haben auch in großer Zahl ihr bisheriges Handwerk mit einem anderen vertauscht. Während inan in Paris   noch in der zweiten Hälfte des Monats Januar 1315 an Unterstützungsgeldern an Arbeitslose 3 784 089 Frank ausrichtete, betrugen diese Zutvendungen in der gleichen Epoche im Jahre 1316 nur noch 1 624 000 Frank. In Lyon   konnte man ähnliche Feststellungen machen. Im Januar 1316 hatte man die Arbeitslosen mit 282 683 Frank unterstützt, aber in den darauffolgenden zehn Monaten verminderten sich die Zu- Wendungen um 220 000 Frank, also um 77 Proz. In gewissen In- dustriezentren beträgt die Reduktion bis zu 90 Proz. Andererseits zeigen die Löhne innerhalb der verflossenen acht- zehn Monate eine stets steigende Tendenz. Vielerorts wurden schon im Monat August 1914 die Normallöhne beibehalten. Gegenwärtig aber haben verschiedene Umstände, Erhöhung der Arbeitszeit, Er- höhung des Stundentarifs, Akkordarbeit usw., zu einer beträcht- lichen Erhöhung der Löhne geführt, wobei hauptsächlich Spezialisten und kräftige Leute prositieren, die natürlicherweise seltener gewor- den sind. So haben in vielen Spinnereien und Webereien des Nordens und der Normandie   die Löhne eine Erhöhung von 10 bis üE Proz. erfahren. Die Zuckerfabriken der Brie zahlen 26 Proz., die Druckereien in Pas»de-Calais 6   bis 10 Proz. mehr an Löhnen. Am besten stellen sich die Hafen- und Werftarbeiter, da sich vieler- orts ihr Lohn um die Hälfte erhöht hat. Datz die Munitionsfabri- ken ihre Arbeitskräfte am höchsten bezahlen, darf in diesen Zeiten eines wahnsinnigen Munitionsverbrauchs nicht weiter verwundern. Ein geübter, geschickter Arbeiter kann bis zu 20 Franken pro Tag verdienen. Im allgemeinen bewegen sich die Stundenlöhne zwischen 66 und SS Centimes. Die Fr«ien, die sich durch den plötzlichen Stillstand in der Moden-, Wäsche- und Kleidcrindustrie grotzer Not ausgesetzt sahen, haben inzwischen ihr Los ebenfalls wesentlich verbessern können, auch die Heimarbeiterinnen. Philanthropische Gesellschaften haben für sie zahlreiche Arbeitsgelegenheiten geschaffen. Sehr viele Frauen werden heute in der Kriegsindustrie beschäftigt; so ar- beiten in St. Chamond gegenwärtig 2000 Arbeiterinnen, die früher in der Nestelfabrikation bei zehnstündiger Arbeitszeit auf einen Taglohn von 2,26 Franken kamen, heute nur acht Stunden und erhalten dafür einen Taglohn von 8 bis 4 Franken. Ende Juli
1316 waren bereits 46 000 Frauen in der Kriegsindustrie beschäf- tigt; ihre Zahl ist inzwischen auf 120 000 gestiegen. Angesichts dieser Tatsachen braucht es nicht zu verwundern, daß in den französischen   Arbeiterfamilien mancherorts ein be- lchetdener Wohlstand einzuziehen beginnt. Wenn der Gatte unter den Waffen steht, bezieht die Frau an Unterstütznngsgeldern für sich 1,20 Franken und für jedes Kind 60 Centimes pro Tag. Da sie außerdem noch mit Naturalien regelrecht unterstützt wird und die Wohltaten des Moratoriums für Mietzins genießt, so kann eine tüchtige arbeitswillige Frau auch in dieser schweren Kriegs- zeit mit ihrer Familie ihr Auskommen finden, um so mehr, als zahlreiche wohltätige Institute mit weiteren Geld- und Natural- Zuschüssen stets zur Hand sind." Amerikanische   Truppenlandungen auf San Domingo. London  , 22. Mai.<W. T. 0.)»Daily News" meldet au? Washington   vom 21. Mai: Die Regierung erwartet anscheinend weitere Unruhen in Haiti   und San Domingo  . Denn, obwohl bereits acht Kriegsschiffe vor Port au Prince   und San Domingo zweitausend Marinesoldaten gelandet sind, hat das Marinedepartcment angeordnet, datz jetzt noch tausend Marine- s o l d a t e n auf dem Panzerkreuzer»Tennessee  " nach der Insel transportiert iv erden.
politische Ueberstcht. Belagerungszustand und Zensur. Im Reichstage begann gestern die Debatte über Be- lagerungszustand und Zensur. Vor Eintritt in die Tages- ovdnung stellte sich Staatssekretär H e I f f e r i ch dem Hause in seinem neuen Amte als Leiter des Reichsamts des Innern vor. Dann berichtete Genosse Hoch eingehend über eine große Anzahl Petitionen zu sozialpolitischen Fragen. Genosse Jockel nahm zu einer dieser Petitionen das Wort, um sich gegen die Praxis mancher Verwaltungsbehörden zu wenden, durch welche den Heimarbeitern in der Textil- industrie die für alle existenzlosen Textilarbeiter vorgesehene Erwerbslosenunter st ützung vorenthalten wird; er forderte dieselbe Unterstützung für die Heimarbeiter in der Musikinstrumcntenbranche an der sächsisch-böhmischen Grenze. Bei der später vorgenommenen Abstimmung über die zum Reichsamt des Innern gestellten Anträge wurde der von beiden sozialdemokratischen Fraktionen unterstützte Antrag A l b r e ch t abgelehnt, die Ausnahmen wieder aufzuheben, die während des Krieges von den Schutzbestimmungen für jugendliche Arbeiter und für Arbeiterinnen gewährt worden sind; nur die Polen   stimmten mit den Sozialdemokraten. Der Antrag Bernstein   wegen reichsgesetzlicher Regelung des Mutter- und Säuglingsschutzes wurde gegen die Stim- men der Sozialdemokratisch«» Arbeitsgemeinschaft mit einem Antrag Bassermann, der Beibehaltung der Reichswochenhilfe fordert, gemäß einein Zentrumsantrag Hitze an eine beson- dere Kommission überwiesen. Zum Punkt Belagerungszustand und Jen- sur erstattete zunächst Abgeordneter Dr. Stresemann einen informatorischen Bericht über die Verhandlungen in der Budgetkommisston. Als erster Redner aus dem Hause sprach der Zentrumsmann Dr. P s l c g e r, der besonders die staatsrechtliche Seite eingehender behandelte und dabei die Ungereimtheiten nachwies, die aus der von ihm bekämpften Theorie von der UnVerantwortlichkeit der Militärbefehlshaber tagtäglich erwachsen. Indem sich der Redner zum Schluß gegen den von beiden sozialdemokratischen Fraktionen unter- stützten Antrag Bernstein   auf Aufhebung des Belage- rungszustandes wendete, brach er seinen vorherigen �durchaus zutreffenden Ausführungen selber die Spitze ab. Ganz ähn- liches gilt für die Rede des Fortschrittlers L i e s ch i n g, der sowohl in der Einzelkritik wie in der staatsrechtlichen Beur- teilung des Belagerungszustandes schr treffende Worte der Kritik fand, sich aber gleichfalls nicht zur völligen Aufhebung des Belagerungszustandes verstehen wollte. Genosse E m m e I, der zwischen den beiden bürgerlichen Rednern zum Wort kam. brachte vor allem ein großes Maß von Beschwerden aus Elsaß-Loth ringen zur Sprache. Die Handhabung der Zeitungszensur, der Briefsperre, der Schutzhaft, der Redeverbote, der Versammlungsverbote, kurzum alles, was der Belagerungszustand an Plagen für die Bevölkerung schafft, erfuhr durch den sozialdemokratischen Redner eine Be- leuchtung und Kritik, die ein Aufatmen in dem vom Kriege so schwer betroffenen Reichsland auslösen dürfte. Genosse Emmel stellte energisch die verfassungsmäßige Berechtigung des Belagerungszustandes in Abrede und forderte energisch seine Aufhebung. Morgen um 2 Uhr geht die Debatte weiter. Kriegskredite«nd Steuerpolitik. Die neueste Entwickelung der innerpolitischen Verhältnisse scheint jetzt bisherige Vertreter der»Mehrheitspolitik" inner- halb unserer Partei zu veranlassen, ihre Haltung zur Kriegs- kreditfrage von neuem zu prüfen. So schreibt die»Magdc- burger Volksstimme", die den Standpunkt der Fraktions- Mehrheit vertritt, im Anschluß an einen Bericht über das Steuerkompromitz: »Danach haben sich also alle Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten auf dem Boden des Kompromisses zusammen- gefunden. Sie haben damit für die Zukunft klare Bahn ge- schaffen und den Sozialdemokraten ihre Stellung zu weiteren Kriegskrediten dorgezeichnetl... Die bürgerlichen Parteien hoffen, indem sie sich im Reden Beschränkung auferlegen, das Arbeitspensum deS Reichstags bis zur Pfiiigstwoche zu erledigen. Die sozialdemokratische Fraktion wird gegen die indirekten und die VerkehrSsteuern stimmen." Wir meinen, daß eine reifliche Prüfung der gesamten Kriegspolitik, die von der Regierung und allen bürgerlichen Partyten verfolgt wird, das Magdeburger   Partciblatt schon längst zu dieser Stellungnahme hätte veranlassen müssen.
Zum Wiederzusammentritt des preußischen Landtages. Ebenso wie der Reichstag   wird auch der Preußische Landtag bor Pfingsten vertagt werden. Allerdings batte der Präsident de« Herrenhauses als Termin für die nächste Sitzung den 20. Juni in Aussicht genommen. An diesem Tage sollten die preußischen Steuergesetze beraten werden, das Herrenhaus hoffte dadurch so- lange wie möglich einen Druck aus den Reichstag ausüben zu können. Nachdem aber inzwischen die Verhandlungen de» Reichs- tages soweit gediehen sind, datz mit einer Vertagung desselben noch vor Pfingsten gerechnet werden kann und nachdem auch die preußische Staatsregierung den dringenden Wunsch ausgesprochen hat, den Preußischen Landtag zu gleicher Zeit zu vertagen, hat der Präsident des Herrenhauses den Mitgliedern mitgeteilt, daß er, um unbeschadet der ordnungsmäßigen Erledigung der Borlagen wenigsten» die Möglichkeit zur Erfüllung des Wunsches der Regierung zu geben, in Abänderung seiner früheren Absicht, die nächste Plenarsitzung bereits auf den ö. Juni festgesetzt hat. Voraus-
sichtlich wird das Herrenhaus auch am S. Juni tagen, so daß die Vertagung spätestens am 10. Juni erfolgen kann. Das Abgeordnetenhaus hält an seinem ursprünglichen Plane fest, die nächste Sitzung findet am 80. Mai statt. Auf der Tagesordnung steht die Beratung eines Antrages betreffend die Er- örterung der Lebensmittelsragen, die Beratung des Zusatzvertrages zu dem zwischen Preußen einerseits und Bayern  , Württemberg und Baden andererseits abgeschlossenen Slaatsvertrag zur Regelung der Lottericverhältnisie vom 23. Juli 1311 und endlich die dritte Be- ratung des Gesetzentwurfs betreffend die Erhöhung der Zuschläge zur Einkommensteuer und zur Ergänzungssteuer. Eine Er- örterung wird sich nur an die Steuervorlagen anknüpfen, den Antrag betreffend die Erörterung der Lebensmittelfragen soll ohne Debatte der verstärkten Haushaltskommiiston überwiesen werden. Erst an die Berichterstattung der Kommission wird sich die Debatte anschließen. Die verstärkte Haushaltskommisfion wird außerdem noch die demnächst zu erwartende Denkschrift der Regierung über den Wiederaufbau Ostpreußens   beraten. Die zweite Lesung des Entwurfs eines SchätzungSgesetzeS und des Entwurfs zur Förderung der Stadtschaften kann im Plenum des Abgeordnetenhauses vor Pfingsten nicht mehr erfolgen. Die Kommission, der diese Vorlagen überwiesen sind, wird bis Pfingsten knapp mit der zweiten Lesung fertig werden. Im Herbst wird sie eine dritte Lesung vornehmen, und erst dann kommen beide Eni- würfe an das Plenum. Die Vertagung deS Landtages wird voraussichtlich bis zum November dauern._ Riester, mttionallibcraler Rcichötagskandidat. Als Rcichstagskandidat der nationallibtralen Partei für den Wahlkreis Heidelberg-Eberbach   ist der Präsident des Hansa- bundes Geheimrat Professor Dr. R i e tz e r aufgestellt worden. Landtagsersatzwahl. In Labiau  -Wchlau stellen die Konservativen an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Schrewe den Majoratsbesitzer von Boddien-LeiSzienen auf, der zurzeit im Felde steht.
Gegen dieGemeinwirtschaft". Anläßlich einer Besprechung deS BulgarenbesuchcS wendet sich die»Kölnische Zeitung  ", daS bedeutendste nationalliberale Organ im rheinisch-westfälischen Jndustricbezirk, gegen die Fort- setzung kriegswirtschaftlicher Maßnahmen inS Friedenszeiten. Sie knüpft daran an, daß den Bulgaren   gezeigt worden ist,»daß bei uns einstweilen noch alles unter dem Zeichen der Massenorganisation, völliger Unterordnung aller unter das Kriegsziel steht". Sie fährt dann fort:»Das muß muß fo bleiben, so lange der Krieg noch währt". Aber für die Zukunft ist diese Regelung abzulehnen: »Wirtschaftliche Kriegsbereitschaft, die auch im Frieden ge- pflegt tvcrden muß, ist etwas ganz anderes als Beibehaltung der jetzt geschaffenen Einrichtungen zur Abwehr wirt- schaftlicher Kriegs not. Je weiter man indes auf dem bisher betretenen Wege geht, um so stärker wird sich mit Sicher- heit beim Friedensschluß die Gegenwirkung regen. Der von allerlei Behörden geeichte Reichskriegs- magen des Normalbürgers, die KriegShamster, die Höchst- preise, die Beschlagnahmen, Verstaatlichungen und andere Dinge müssen und werden wieder verschwinden. Die jetzt bei- seitegeschobene Persönlichkeit wird mit er- höhtem Nachdruck ihre Rechte fordern, wird uns dann im Frieden auch wieder wie bisher wirtschaftlich und hoffentlich auch politisch vorwärts bringen. Da» ist die Zuver- ficht, die man dem Frieden entgegenbringen soll. Denn darüber gibt's kaum einen Streit: der ungeheure Reichtum, aus dem wir in zwei Kriegsjahren schöpfen konnten und noch auf lange schöpfen werden, wurde durch die vom Gewinn« streben geleitete Einzelwirtschaft geschaffen. Die kann keine Gemeinschaft ersetzen und die wird darum auch künftighin die Grundlage unserer WiLtschafts- führung bleiben müssen. Daß darunter das Gesamtinteresse nicht zu leiden braucht, hat die Vergangenheit gelehrt. Es konnte bisher gewahrt werden und wird auch in Zukunft die erforderliche Beachtung finden." Diese Ausführungen sind nicht nur für die in den der»Kölnischen Zeitung  " nahestehenden politischen und Wirtschaftskreisen übliche Auffassung des Charakters der»kriegssozialistischen" Matznahmen be- zeichnend, sondern sie lassen auch mit aller wünschenswerten Deutlich- keit die Willensrichtung dieser Kreise auf die»vom Gewinnstreben geleitete Einzelwirtschast" erkennen. Eine Verteidigung der deutsche« Fra  «. AuS Rom   wird uns geschrieben: Der bekannte Frauenarzt Professor Bossi, der in den letzten Monaten lebhafte Agitation gegen daS Deutschtum treibt, hatte sich bewogen gefühlt, in einem unlängst in Genua   gehaltenen Vortrag den deutschen Frauen vorzuwerfen, sie hätten keinerlei Idealismus und kein höheres Pflichtgefühl. Auf diese Schilderung entgegnet der Mailänder»Corriere della Sera  " mit Ausführungen, die in Krieg»- zeiten als ein ehrendes Dokument der Billigkeit Erwähnung verdienen: »... Nein, wir glauben nicht, daß die deutschen und öfter- reichischen Frauen in irgendeiner Weise während diese» Krieges be- wiesen haben, daß sie weniger wert sind als unsere Frauen. Sie sind Mütter, Gattinnen, Schwestern: sie leben von elementaren Ge- fühlen, die in jedem Lande, jedem Klima, unter jeder Rasse, die gleiche Güte und den gleichen Opfcrstnn auslösen. Dort wie hier haben sie für den Krieg keinerlei Verantwortung, und dort wie hier ruhen auf ihnen die schwersten seelischen Lasten des Krieges... »In den deutschen und österreischen Hospitälern ist sicher ebenso viel Erbarmen und schwesterliche Zartheit, wie in unseren Hospi- iälern, in Mailand   oder Paris  , in London   oder Petersburg. Und sind es nicht dieselben Tränen, die überall geweint werden, in all den Häusern voll Erinnerungen an die, die nicht mehr heimkehren? »Wenden wir all unsere Abneigung und Antipathie den Poli- tikern... zu, die den Krieg vorbereitet und veranlaßt haben, aber lassen wir die Frauen bei der Polemik aus dem Spiel. Legen doch bei dieser allgemeinen Wut des Hasses und der Vernichtung die Frauen als Mütter. Gattinen, Schwestern, Zeugnis ab für die Fortdauer einer heiligen menschlichen Gemeinschaft, die durch den Schmerz und die Liebe den Weg sucht nach der schönsten und edelsten Utopie." Es ist erfreulich, in diesen Zeiten jemand zu finden, der noch an irgend eine Form menschlicher Gemeinschaft über die Grenzen der Nation hinaus glaubt und den Mut hat, diesen Glauben anSzu« sprechen._, Letzte Nachrichten. Deutsch  -englischer Vcrwundcten-Austausch. Vlissingcn, 24. Mai.  (SB. T. B.) Der Lazarettzug mit ver» wundeten englischen Kriegsgefangenen ist hier 1,46 Uhr angekom- men. Das HospitalschiffSt. Denis  " kam um 3 Uhr 45 Minuten mit 109 verwundeten deutschen Kriegsgefangenen hier an. In Vertretung deS kaiserlich deutschen Gesandten Herrn von Kuehlmann begrüßte Militärattache Oberstleutnant Renner die deutschen Perwundeten. Sie wurden von der Vlissinger   Trans­portkolonne des Niederländischen Roten Kreuzes nach dem bereit- stehenden Zuge gebracht, der um 8 Uhr 30 Minuten nach Eschen abfährt. Das Hospitalschiff fährt morgen um 10 Uhr früh nach England zurück.