fei Nefe te!� KeSor�enen 2eu?e utäpett f<t gar ferne Menschen sein, wenn sie nicht wohlgefällig darauf hinarbeiten wollten. daß die Quelle ihres Reichstums. der Krieg, nicht verstopft werde Die Absperrung von der Welt, die jetzt propagiert wird, von Run- ciman in England, von den Schwärmern für ein Mittel- e u r o p a bei uns ist ebenso reaktionär wie verderblich. Diese Propaganda ist nur ein Zeichen dafür, daß der Kapitalismus am Ende angekommen ist. Was wir jetzt erleben, ist fein letzter Verzwciflungskampf, es ist die Götze ndämmerung des Kapitalismus.(Sehr gut! bei der Soz. Arbg.) Der Kapi- talismus hat im dialektischen Prozesi die Kräfte geweckt, die gegen- wärtig noch in seinen Diensten stehen, sich aber gegen ihn kehren müssen, weil der Beweis geliefert ist. daß die kapitalistische?lera nur noch zur Berclendung der Massen führen kann. Ilm so mehr haben wir Sozialdemokraten die Pflicht, unseren Klassenstandpunkt festzuhalten und den Kampf über die Neuordnung der Gesellschaft aufzunehmen. Ein Frieden auf die Dauer wird sich nur herbei- führen lassen, wenn der Sozialismus zur Herrfchaft kommt. Der Kapitalismus würde immer nur neue Weltkriege heraufbeschwören. Dem Volke wird sich immer mehr die Erkenntnis aufdrängen, daß der Sozialismus das Heil für das Volt sichert, daß durch ihn der Frieden und das Glück für die Menschheit herbeigeführt wird.(Lebhafter Beifall bei der Soz. Arbg.) Ein Schlusiantrag wird gegen die Stimmen der Sozial- demokraten und der Soz. Arbg. angenommen. Abg. Rühle(wild): Durch den Schlußantrag bin nicht zum Wort gekommen. Diese Methode der Abwürgung entspricht durchaus der politischen Moral dieses Hauses. Präs. Kampf ruft den Redner zur Ordnung. ES folgt die Spezialberatung. gmn Etat des Auswärtigen Amts begründet Abg. Zimmermann(natl.) eine Resolution, die Unterstützung in Rot geratener Auslandsdeutscher verlangt. Staatssekretär v. Jagow sagt wohlwollende Prüfung zu. Der Etat wird bewilligt. Es folgt der Etat des Reichsamts des Junem. Abg. NcißhauS(Soz.) spricht sich für eine Resolution Arnold, Dr. Müller-Meiningen (Vp.) auf Unterstützung der arbeitslos gewordenen Heim- und Fabrik- arbeiter sowie Hausgewerbetreibenden der Spielwarenindustrie aus. Gerade die Sonneberger Spielwarenindustrie ist durch den Krieg, insbesondere auch die starke Beschränkung des Rohstoffbezuges schwer geschädigt. Um dem kommenden Elend in dieser Gegend vorzu- beugen, mutz vor allem auch dafür gesorgt werden, daß Ersatz- industrien in jenem Bezirk angesiedelt werden. Ich bitte um ein« stimmige Annahme der Resolution.(Bravo !) Abg. Arnold(Vp.) befürwortet ebenfalls warm die Annahme der Resolution und bittet insbesondere auch Familien, die in jahrelanger mühevoller Arbeit sich ein eigenes Heim errungen haben, bei den Unterstützungen nicht zu übergehen. Staatssekretär Dr. Helfferich sagt zu, daß die Spielwarenindustrie in gleicher Weise unterstützt werden soll, wie andere besonders in Not geratene Industrien. Abg. Dr. Qnarck(Soz.): Da wir vor einer monatelangen Vertagung stehen, drängt sich an dieser Stelle auch ein letzter und heißer sozialer Wunsch auf die Lippen. In der entscheidenden Zeit der nächsten Monate toird unsere Heimat durch alle Kriegswirren hindurch gehalten werden müssen, nicht blas durch die Verteidigung nach außen, sondern auch durch die gleichwertige Arbeit im Innern. Der Hauptträger dieser Arbeit im Innern ist aber die FrauencrwerdSarbeit. AuS ollen Verhandlungen hat die Anerkennung und Dankbarkeit für diese Glanzleistung der arbeilenden Frauen Deutschlands geklungen. Diese Anerkennung ist aber auch in soziale Taten umzusetzen. (Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Und das wird die große Aufgabe der Regierung in der allernächsten Zeit sein müssen. Dafür, daß die erwerbstätigen Frauen aller Berufe und Lebensalter die Arbeit der Männer leisten, geben sie ihre Kraft bis zum Aeußersten aus, unterstellen sie sich fortgesetzt schweren Gefahren, wie z. B. in der Grotzeisenindustrie, unterliegen sie der längst ver- jährten Ueberlieferung minderer Bezahlung, trotz vielfach gleicher Leistung, fühlen sie die Sorge der Lebensmittelbeschaffung und Teue« rung als doppelt schwere Bürde. Da möchte meine Partei diese Debatte nicht schließen lassen, ohne einen letzten lauten und dringenden Appell an die Regierung zu richten zu entschiedenem und wagemutigem Eingreifen zum Schutze der Millionen arbeitender Frauen, auf deren Schultern zum großen Teil unsere ganze innere Wirtschaft ruht. Man folge nicht dem bedauerlichen Beschlüsse der Mehrheit dieses Hauses und lehne nicht die Wiedereinführung der alten Arbeiterschutzbestimmungen für Frauen ad.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die weibliche Erwerbsarbeit bedarf sehr bald mindestens des früheren gesetzlichen Schutzes, wenn nicht eines verbesserten, soll die Stütze tragen, die wir an ihr in der KriegSzeit haben. Man setze sich mit aller Kraft für gleiche Bezahlnng der Frauen bei gleicher Leistung wie der der Männer ein(Sehr wahr I boi den Sozialdemokraten); und man verlasse endlich daS schlechte Beispiel, das z. B. der preußische Eisenbahn- minister dadurch gibt, daß er die Frauen grundsätzlich um ein Drittel niedriger bezahlt als die Männer. Man bedenke, daß die arbeitende Frau einen ganz besonderen Anspruch darauf hat, durch bequeme öffentliche Einrichtungen für hinreichende und gesunde Er- nährung, für Kinderhehütung und Schulfürsorge, von der doppelten Last der Erwerbs» und Hausarbeit entlastet zu werden.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Das sind große und schöne soziale Aufgaben erster Ordnung für die aller- nächste Zeit. Wir appellieren für ihre Lösung nicht an eine oberflächliche Galanterie dieses Männerhauses und der Regierung für die Frauen. Wir appellieren an das Verantwortlichkeitsgefühl der leitenden Stellen. Man kann nicht Raubbau mit der Frauenarbeit treiben, wenn man nicht unsere ganze durch den Krieg schwer genug zu erkämpfende Zukunft aufs Spiel setzen will. Diese Zukunft liegt in den arbeitenden Frauen des Volkes. Wer ihren wirksamen Schutz durch gründliche soziale Vorkehrungen gerade jetzt versäumt, der versäunit eine große ge- schichtliche Aufgabe für Jahrzehnte. Möge die Regierung dieser so- zialen Pflicht eingedenk sein, auch wenn dieses Haus sie nicht mehr daran erinnern kann. Der schöne Optimismus deS Herrn Reichskanzlers, den wir heute an dieser Stelle beifällig aufgenommen haben, kann nur dann eine dauernde Wirkung ausüben, wenn er sich umsetzt in entschlossene politische und soziale Taten für die schwer schaffenden Volksmassen.(Bravo ! bei den Soz.) Der Etat wird bewilligt. ES folgt der Militäretat. Abg. Stückleu(<Soz.): Wenn hier immer mit anerkennenden Worten der Taten der Soldaten gedacht wird, sollte man auch der Frauen der Soldaten daheim gedenken, deren Martyrium eine Art stillen Heldentums dar- stellt.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Die Mittel zur Besserstellung der Soldaten wie auch ihrer Frauen müssen beschafft werden. Ich freue niich, daß die Regierung den Standpunkt auf- gegeben hat, daß während des Krieges an den Kriegsbesoldungen nichts geändert werden tonne. Man hat in den letzten Wochen manche Abstriche gemacht. Aber es könnte noch viel gespart werden, wogegen die Mannschafts» löhnu'ng dringend der Ä u s b e s s e r u n g bedarf. Bei der Verantwortlicher Redakteur: Alfred WieleM Weukölln, Für de
zweiten Beratung wurde mir entgegen gehalten: welchen Eindruck würde es machen, wenn man Hindenburg das Gehalt kürzen wollte! DaS hat niemand von uns verlangt, aber will man etwa den Bahn- bofskommandeur von Bruchsal , der jährlich 11 000 M. bezieht, auf eine Stufe stellen mit Männern, wie Hindenburg usw. Früher, als wir die vielen Pensionierungen kritisierten wurde uns entgegen- gehalten: wir können keine Greise als Leutnants brauchen. Heute sehen wir nur allzu viel Greise als Leutnants herumlaufen. Man hat oft den Eindruck, daß gewisse Stellen nur geschaffen find für höhere Offiziere, für die man keine andere Verwendung hatte. Ein O ffi z i er g e fan g e n enla g er wird jetzt vnn einem General, einem Major, zwei Leutnants und 120 Mann bewacht, fast mehr Bewachungsmannschaften als Gc- fangene.(Hört! hört I bei den Sozialdemokraten.) Meine frühere Behauptung, daß Olfiziersstellvertreter in die Charge des Vizefeldwebels zurückversetzt worden sind, muß ich auf« rechterhalten. Die Wünsche der Zahnärzte und Mililärapotheker sollten mehr berücksichtigt werden. Ein General, der früher seinen Truppenteil plötzlich mit rückwirkender Kraft für mobil erklärt hatte, hat ihn dann wieder mir rückwirkender Kraft als zur Etappe ge- hörig erklärt, was wieder Millionen gekostet hat. Diesem General sollte der Kriegsminister klar machen, daß seine Selbstherrlicbkeiten zu weit gehen. Der Generalkommandeur in Breslau hat sämtlichen Naturheilkundigen in seinem Bezirk einfach die Ausübung der Heil- künde verboten.(Hört! hört!) Die körperliche» Mißhandlunge» scheinen erfreusicherweise uacbgelaffen zu haben, aber sehr viel wird noch geklagt über Mißhandlungen seelischer Art. Ein Offizier hat dem Sohne unseres Kollegen Baudert den Urlaub zum Besuch seiner schwerkranken Frau, die inzwischen verstorben ist, verweigert mit den Worten: Baudert sei Sozialdemokrat— es gibt keinen Urlaub.(LebhafleS Hört I hört! bei den Sozialdemokraten.) Derselbe Baudert wurde wegen Bruch der Verschwiegenheit mit drei Tagen Arrest bestraft, weil er seinem Vater geschrieben hat, wie es ihm geht.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Das Verhalten des betreffenden Offiziers wird ficherkich von der übergroßen Mehr- zahl der Offiziere und von allen anständigen Leuten verurleikt. An Erlasien der höheren Kommandostellen fehlt es ja sicherlich nicht, diese wollen sicher solche Behandlung der Soldaten nicht, die ihre Dienstfreudigleit vernichlet.— Unerhört ist ein Erlaß des Gouverneurs von Köln , qem ein Verwundeter auf zwei Krücken begegnele, der eine Zigarette rauchte und sie natürlich nicht aus dem Munde nehmen konnte; der Gouverneur ordnete an, daß geprüft werden müsie, ob dieser Soldat, der würdig war, ins Feld geschickt und zum Krüppel geschossen zu werden, auch würdig wäre, spazieren zu gehen.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ein besonderes Kapitel ist auch die Lriefsperre, die über mißliebige Soldaten verhängt wird.— In bezug auf die Verpflegung sollte man ohne weiteres zugeben, daß jetzt eine Knappheit an L e b en s m i t t e l n herrscht. Aber zum Teil liegt es auch an ungenügender Verteilung, an einigen Stellen der Front herrscht Ueberfluß an Brot, an anderen Knappheit. Auch könnte man vielleicht für etwas mehr Abwechselung sorgen, denn Kaffee mit Gurken oder Schokolade mit Rollmops nimmt man doch nur im größten Noffalle. Vor allem sollte man den Soldaten die ge- nügende Brotration geben. Hätte man nicht Zehntausende von Zentnern Getreide an die Schnapsbrenner gegeben, so wäre das wohl möglich. Das sächsische Kriegsministerium besteht bei Beschwerden darauf, den Namen des Beschwerdeführers zu erfahren. Man kann ihn einfach nicht nennen, wenn man den Mann nicht den schlimmsten Schizanen aussetzen will. Den Beschwerden selbst geht daS sächsische Kriegsministcrium nicht nach, weil, wie es in einer seiner Antworten heißt, zur Betrctung des Beschwerdeweges nicht ermuntert werden solle!(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Der sächsische Kriegsminister weigerte sich auck, in der Kommission des sächsischen Landtages zu erscheinen und die Beschwerden entgegen- zunehmen, weil der Militäretat Reichssache sei. Formell ist er im Recht, aber der Sache hat er damit nicht gedient.— Ganz unbrauchbare Sachen sollte man den Soldaten nicht ins Feld schicke». Manche haben Zigarren erhalten, die sie nicht nur nicht rauchen. sondern auch nicht einmal verschenken konnten(Heiterkeit), ohne sich Beleidigungen oder gar Mißbandlungen auszusetzen.— Eine de- sondere Frage ist die des Urlaubs. Immer noch haben zahlreiche Soldaten, die seit 22 Monaten im Felde stehen, noch keinen Urlaub erhalten. Man sollte doch in jeder Kompagnie einen bestimmten Urlaubs« plan aufstellen. Auch gibt es noch immer Zahl- meister, die nicht wissen, wann sie nur Fahrgeld, wann sie auch Verpflegungsgeld zu zahlen haben. In einem Falle ist einem fremdsprachigen Soldaten der Urlaub verweigert worden wegen des Verdachtes seiner nicht einwandfreien Gesinnung. Derartiges dürfte auf keinen Fall vorkommen.(Sehr richtig I bei den Sozialdemo- kraten.) Urlaub ins Ausland und ins Kriegsgebiet wird ja nicht erteilt, sondern nur bis zur Grenze; die Militärverwaltung sollte dann aber den Familien der Soldaten das Reisegeld gewähren, da« mit sie zu ihm fahren und den Urlaub mit ihm verbringen können. Man bevormundet auch die Soldaten in ihrer Lektüre. Der.Ulk", der.Simplreissimus" werden als unmoralische Blätter verboten. (Hört! hört!) Bei einer Kompagnie spielt der Feldwebel den Zensor und schneidet aus den Zeitungen für die Soldaten heraus, was ihm nicht gefällt.(Heiterkeit.) Bei der Beförderung wird ebenfalls wieder wie früher vielfach nach der politischen Gesinnung geforscht. Man sagt, jeder Soldat trägt den Marschallstab im Tornister; er ist nur so fest zugeschnallt, daß er nicht herauskann.(Heiter- keit.) Der Sohn eines sozialdemolratiidben Landtagsabgeordneten in Thüringen hat sich als Flieger beide Eiserne Kreuze erworben, ist fünfmal zum Offizier vorgeschlagen worden, aber befördert wird er nicht wegen der Auskunft des Bezirkskommandos in Gotha über seine sozialdemokratische Verwandtschaft.(Hört I hört! b. d. Soz.) Auch bei Reklamierungen spielen derartige Auskünfte der Polizei eine Rolle. Die Strafen, die auf Grund deS Militärstrafgesetzbuches verhängt werden müssen. stehen mit dem Rechtsbewußtsein in völligem Wider- s p r u ch. Eine große Härte liegt auch darin, daß Leute, die längst einen Strich unter ihre Vergangenheit gemacht haben, bei der Wiedereinberufung zum Heer in die Arbeitskolonnen eingestellt werden, weil sie früher einmal dazu verurteilt waren. Ein Mann, der aus dem Auslande herbeieilte, als Freiwilliger eintrat, das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasie erwarb, sollte die AuS- zeichnung ablegen, als daS Bezirkskommando seine vor vielen Jahren ergangene Verurteilung zur Degradation feststellte.(Hört! hört! b. d. Soz.) Sehr hart ist es, daß man den Landstürmern der Jahrr 1869 und 1870 nicht entläßt. DaS würde sich doch wohl ermöglichen lasten. Ebenso sollte man die zahlreichen nur Garnison - dienstfähigen nicht in den Kasernen festhalten, die man dort gar nicht beschäftigen kann.— Ueber die Behandlung der Kriegsgefangenen in Frankreich habe ich einen Brief erhalten, der sagt, wenn bei uns die Schweine so ernährt werden, würden sie in den Hungerstreik ein- treten. Ich möchte aber nickt, daß unsere Verwaltung zu Re- Pressalien greift, die doch nur Unschuldige treffen würde.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wenn der KriegSminister den hier vorgetragenen Wünschen Rech- nung tragen wollte, würde er sich den Dank der Soldaten erwerben. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Cohn-Nordhausen(Soz. Arbg.) erinnert an die zur zweiten Lesung beschlossene Resolution auf Herabsetzung der im Militärstrafgesetzbuch vorgesehenen Mindest- strafen. Nock immer würden wegen leichter Vergehen schwere Gefängnisstrafen verhängt. Nickt die Wahrung der Gerechtigkeit, sondern die Wahrung der Disziplin scheine die Hauptsache. Daß die Konservativen sich gegen die Resolution ausgesprochen hätten, sei ein Beweis für ihre durch und durch volksfeindliche Haltung.— �Jnjeratenteil beräntw.: ThTGlöck�BeRiw� Drück u. Verlag: Vorwärts
Die Internierung sogenannter Engländer, die niemals England gesehen haben, deren Eltern Engländer waren, bat dahin geführt, daß ihre in Wirklichkeit doch deutschen Frauen und Kinder ins Elend geraten sind.— Der Reichskanzler hat in seiner Aprilrede ver- heißen, die Polen und Litauer sollten nickt wieder in die russische Knechtschaft zurückkehren. In diesem Zusammenhange sollten die Juden nicht vergessen werden.— Der schon von dem Ab- geordneten Stückle» erwähnte Gouverneur von Köln bat in einem Erlaß Urlaubsverweigerung für ganze Kompagnien angedroht und hinzugefügt, die Unschuldigen, die dann mitleiden, sollten sich bei den schuldigen Kameraden be- danlen und diese zu ordentlichen Soldaten erziehen.(Hört! hört!) So werden sie direkt zur Mißhandlung der Kameraden aufgefordert. (Widerspruch rechts. Lebhaftes Sehr richtig! bei der Soz. Arbg.) Daß für die Erledigung von Reklamierungen und Garnisondienst- fähigen die politische Gesinnung erforscht wird, dafür ist das Ver- fahren gegen den Sozialdemokraten Breitscheid ein sehr charak- teristischer Beweis. Dieser nur garnisondienstfäbige Mann ist ledig- lich wegen seiner politischen Gesinnung als arbeitsverwendungsfähig hinausgeschickt worden.(Hört I hört! bei der Soz. Arbg.) Aehnlich ist auch bei anderen Sozialdemokraten vorgegangen worden, z. B. bei dem Rechtsanwalt Weinberg. Aehnlich ist es einigen Mit- gliedern der sozialdemokratischen Jugendorganisation in N e u l ö l l n ergangen. Man übt einen Gewisiensdruck auf die Aerzte aus, damit sich ihre Gutachten mit den politischen Wünschen der militärischen Kommandobehörden decken.(Vizepräsident Dr. D o V e rügt den Ausdruck.) Wohin soll es führen, wenn die Kommandobehörden daS Bolkshcer zu einem politischen Zuchthaus machen Z Vorgesetzle, die Staatsbürger ibrer Freiheit berauben, machen sich einer ehr- loien Handlung schuldig, die mit Zuchthaus bestraft wird.(Vize- Präsident Dr. Dave ruft den Redner zur Ordnung.) Ich habe lediglich etwas so bezeichnet, wie es nach dem Wortlaut des Ge- setzes bezeichnet werden niuß.(Vizepräs. Dr. Dave: Darüber habe i ch zu entscheiden.) Wenn die vollziehende Gewalt aus die kom- mandierenden Generale übergegangen ist, so sollten sie sich hüten, die üblen Gewohnheiten der Polizei mit zu übernehmen, statt dessen wollen sie durch Gesinnungsschnüffelei ein einheitliches Denken herbeiführen.— ein vergebliches Beginnen gegenüber den Millionen und aber Millionen, die die Kräfie des Volkes in den Dienst des Friedens stellen wollen. Den Kampf gegen diese Ueberspannung des militärischen Denkens, gegen diesen Militarismus mit allen seinen Auswüchsen, ist unsere Pflicht, von diesem Kampf dürfen wir auch nickt etwa deshalb ablassen, weil der Kriegs- zustand eingetreten ist. Die militärische Kaste hat' in allen Ländern zum Kriege gedrängt. Will man Völkerfrieden haben, so muß man mit den Kriegsmitleln brechen, so muß man die militärische Kaste in allen Ländern niederkämpfen.(Beifall bei der Soz. Arbg.) Stellvertretender KriegSminister General Wandel: Die vom Abg. Stücklen angeführten Einzelfälle werden unter- sucht werden. Der Fall Baudert ist durch falsche Berichterstattung übertrieben und entstellt worden. Den Leutnant trifft keine Schuld. Die Aeußerung:.Der Sozialdemokrat bekommt keinen Urlaub" war gar nichts Besonderes.(Lebhaftes Sehr wahrl bei den Sozial- demokraten.) Der Vorgesetzte merkt sich die einzelnen Untergebenen nicht sämtlich beim Namen, sondern an irgendeinem Zeichen und sagt.der Sozialdemokrat" ebenso wie er etwa.der Rotkopf" sagen würde.(Heiterkeit.)— Die Frage der Urlaubserteilung ist eine brennende, und nach Möglichkeit soll allen Leuten Urlaub gewährt werden.— Die Ablegung der Orden für einen Mann, der der zweiten Klaffe des Soldatenstandes angehört, darf nicht von einer untergeordneten Stelle angeordnet werden. Ich bin bereit, der Angelegenheit nachzugehen.— Nur g a r n i s o n- dienstfähige Land st ürmer sollen nach Möglichkeit entlassen werden, alle Angehörige der Jahrgänge 1869 und 1870 lönnen vorläufig noch nicht entlassen werden.— Gegen die Behauptung deS Abg. Cohn, die Aerzte handeln unter dem Druck der militärischen Stellen gegen ihr wissenschaftliches Gewissen, weise ich entschieden zurück. Auch im Falle des Dr. Breuscheid und des Dr. Weinberg ist daS nicht geschehen, es liegt gar kein Grund zu einer derartigen Ausnahme vor. Natürlich kann auch niemand ver» langen, beim Militär nur seinem bürgerlichen Beruf entsvrechend beschäftigt zu werden. Eine Abänderung deS MilitärstrafgeietzbucheS während des Krieges unterliegt erheblichen Bedenken, die gegenwärtigen Strafbestimmungen beruhen auf den Erfahrungen deS Krieges von 1870. Immerhin ist das KriegSministerium bereit, der Frage der Milderung der Strafen näher zu treten. Ein Vertreter des sachsischen KriegSministeriumS: Ich lege Ver« Währung ein gegen die vom Abg. Stücklen erhobenen Vorwürfe gegeu das sächsische Kriegsministerium. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Abg. Cohn-Nordhausen(Soz.,(persönlich)): Ich habe die Militär- ärzte nicht beschuldigt, entgegen ihrer Ileberzeugung nach dem Willen der militärischen Kommandobehvrden ihre Gutachten abgegeben zu haben, sondern ich habe gesagt, die militärischen Kommandostellen haben versucht. Militärärzte dazu zu bewegen. Der Militäretat wird genehmigt. Beim Justizetat betont Abg. Dittmann(Soz. Arbg .): die Notwendigkeit der Reform des StrofrechtS. ES komme darauf an, das Wiederaufnahmeverfahren zu erleichlern. DaS beweise der Fall der Witwe Hamm , auf den Redner angesichts der vorgerückten Zeit(es ist bereits 8 Uhr) nur kurz eingeht) In diesem Prozeß sei es infolge der ungewöhnlichen Hast der Ver- handlungssührung zu sortgesetzten Zusammenstößen zwischen Ge« richtShof und Verteidigung gekommen. Im Wiederaufnahme« verfahren dürften Prozesse nicht wieder vor dasselbe Gericht gebracht werden, das die erste Verurteilung ausgesprochen hat. Auch müßte es leichter gemacht werden, einen Richter wegen Be- fangenheit abzulehnen. Die BeruiSrichler hätten die Frage, ob der Frau Hamm eine Entschädigung zu gewähren sei. verneint. Da« sei ihre Rache gewesen.(Vizepräsident Dr. Dave rügt den Ausdruck.) Frau Hamm habe sechs Jahre un- schuldig im Zuchthaus gesessen, aber trotzdem erhalte sie keinen Pfennig Entschädigung. Das Ansehen der Justiz wird durch solche Dinge nicht gehoben. Darüber, ob ein EntschädigungS - anspruch bestehe, mußten die Geschworenen zn entscheiden haben. Abg. Haase(Soz. Arbg.) beantragte Vertagung und bezweifelt gleichzeitig die Beschlußfähigkeit des HauseS. Das HauS ist u i ch t beschlußfähig. Nächste Sitzung Mittwoch 10 Uhr.(Rest der heutigen TageS- Ordnung.) Schluß 8'/« Uhr. _
Mus Industrie und Kandel . Dcr industrielle Aufschwung in Amerika . Aus New S>ork berichtet der„Nieuwe Rotterdamsche Ccnirant" vom 29. Mai: Aus eine Rundfrage der„Star Publishing Co." nach dem Aufschwung der einzelnen Betriebe antworteten: a)„United States Steel Corporation"(Stahltrust), daß sie 43000 Mann mehr als im Vorjahre beschäftige, daß ihre Ar- beiter 10 v. H. mehr verdienten als früher und daß sie 84 Mil» lionen Dollar für Neubauten ausgeben wolle. b)„Anaconda Copper Mining Co.", daß sie 10 000 Leute mehr beschäftige als vor einem Jahre und 81? Rillionen Dollar für Neubauten ausgeben wolle. c) Die„Westinghouse Electric and Manufacturing Co.", daß sie 11 000 Mann mehr beschäftige. d) Die„General Electric Co.", daß sie 10 000 Mann mehr beschäftige und 2% Millionen Dollar für Neubauten ausgeben wolle. e) Die„Virginia-Carolina Chemical Co.", daß sie 750 000 Dollar für Neubauten ausgeben wolle. Ueberall bieten sich außergewöhnlich günsiige Aussichten für die Zukunft.__________ Büchdruckerei u. PerlagsairstaU Paul Singer Li&)„ Berlin SW,