Senats dar. Gleich nach Eröffnung der nächsten Kammer- sitzung wird Ministerpräsident Bofelli eine p r o g r a m- inatische Erklärung abgeben, an die sich eine Debatte und das Votum für das neue Kabinett anschließen wird. Der „Avant i" stellt fest, daß alle Parteien in der Regierung vertreten sind, außerdcnoffiziellenSozialisten, die nicht aus persönlichen Gründen darin fehlen, sondern weil das neue Kabinett d ie selbe Politik der- folgtlviedaSbisherige., * der„�lvanti" gegen dissolati. Ter„Avant:" kommentiert mit bitterem SarkaSmus die Er- nennung des kriegshetzerischen Reform soziali st en Bisso- l a t i zum Minister des Innern. ES fei ja nicht zu ver- wundern und abfällig zu kritisieren, daß alle, inklusive der Gio- littianer, welche zum Sturze Salandras beigetragen haben, jetzt auch gern Minister werden möchten. In diesem Bestreben, zur Macht zu gelangen. Herrsche tatsächlich die einzige vollkommen nationale Einheit. Derjenige jedoch, welcher die höchste Zahl der Stimmen erhielt, um Minister des Königs zu werden, ist derjenige, welcher vor wenigen Jahren in offener Kammer den berühmten antimonarchistischen Kampfruf anstimmte. In Italien kann man aber nicht Minister werden, ohne dem König Treue ge- , schworen zu haben, Bissolati wird jedoch Minister, und daM noch Minister des Innern. Bissolati, als Minister des Innern Ber - Haftungen dekretieren oder die Einbringung von Lazzari, Bazzi oder Serrati st>lleS führende Propagandisten der offiziellen Sozia- listen), würde bei den Massen eine derartige Aufklärung und Er- leuchtung erzeugen, wie es weder Hunderte von Propagandaschriften noch Tausende von Vorträgen bewirken könnten. Der„A v a n t i" fügt hinzu: Mit der Ernennung Bissolatis zum Minister deS Innern dürfte sich die Prophezeiung des Genossen Oddino Morzari im Jahre lölv zu Mailand bewahrheiten, welcher vorhersagte, daß ein italienischer Briand eines TageS in Rom zur Macht kommen werde, welcher auf den Knopf der elektrischen Glocke in seinem Kabinett drücken, den Polizeichef zu sich rufen und dem- selben befehlen werde,„das Proletariat zu unterdrücken". DaS Blatt bemerkt noch: Einer seiner Freunde habe bereits ganz ernsthaft gesagt, wenn Bissolati Minister des Innern werde, gehe er inS Aus- land, und der„Avant:" schließt sarkastisch:„Wir für unseren Teil würden uns für die Kolonien entschließen."
Der französische Tagesbericht. Paris , 18. Juni. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonnabend nachmittag. Ziemlich heftiger Artilleriekampf in der letzten Nacht in Belgien , im Abschnitte von Lombaertzyde. Auf dem linken Maasufer wurden Handgranatcnangriffe der Deutschen gegen eine Schanze bei Avocourt und gegen vorgeschobene Posten West- lich der Höhe 304 leicht zurückgeschlagen. Die französischen Stellungen am Toten Mann waren Gegenstand einer heftigen Beschießung, jedoch ohne Jnfanterietätigkeit. Am rechten Ufer fand ein heftiger Artilleriekampf im Abschnitt nördlich von Fleury statt. In den Vogesen drang eine französische Jnfanterieabteilung nach einer energischen Beschießung der deutschen Werke auf der Höhe 42S, südlich von Thann , durch die Artillerie in die erste und die zweite deutsche Linie ein, welche sie säuberte. Sodann kehrte unsere Abteilung mit Gefangenen zurück, ohne selber Verluste erlitten zu haben. Luftkrieg: In der Nacht zum 17. Juni belegten drei deutsche Flugzeuge die Gegend von Dünkirchen mit Bomben; eS sind keine Lpfer und nur wenig Schaden zu beklagen. Gegen 8 Uhr abends warfen deutsche Flugzeuge Bomben auf Bar-le-Duc ab. Von der Bevölkerung wurden vier Personen getötet und ungefähr fünfzehn verletzt. Am späten Abend warfen die Deutschen ergebnislos einige Bomben auf P o n t- s- ivi o u s s o n. Im Laufe der Nacht warf ein 'ranzösisches Beschießungsgeschwader 2ü Bomben von Kaliber 123 Millimeter und 4 von Kalioer 155 Millimeter auf die Bahnhöfe von Longuyon , Montmedy und Audun-le-Rozon. Pari?, IS. Juni.(W. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonnabend abend. Auf den: linken Ufer der Maas dauert die Beschießung unserer ersten Linien auf H ö h e 3 0 4 und unserer »weiten Linien in der Gegend von Chattancourt an. Auf dem rechten
Stephan. Von der russischen Offensive'lS15. I. Post empfangen! Im duftenden Walde liegen vor dem auf�e- schlagenen Zelt und dösen ist angenehm, wenn man auch nicht we:ß, warum und wie und wohin. Ruhe geni�en mit vollen Zügen des Nichtstuns bei leisem Kohldampf, wo der Magen wie ein kleines Kätzchen ab und zn schnurrt. Da haut wie eine Granate die Freuden- botschaft ein: Post empfangen! Bald sitzt ein jeder und hat die Seinen um sich versammelt. � Da sind die Cousinen in Gestalt von Zuckerwerk und Schokolade, die Frau gestallet sich aus lieblichem Tabaksaualm, die Mutter kündet sich in rosigem Speck und den neuen Strümpfen usw. Jeder hat seins, einzelne auch diesmal nichts und nur einer sitzt da, der nicht aufhorcht bei dem Wort, der sitzen bleibt, als ging es ihn nichts an. Er sitzt uns gegenüber ohne Neugier und ohne Verlangen. „Nu, Stephan, hast Du nichts gekriegt?" ftagt der Franz, der eben seinem Bruder in Gestalt einer Kognakflasche den Hals ab- schlägt. „Mir niemand nix schickt", antwortet Stephan gleichgültig. � „Hast Tu keine Anverwandten?" „Bloß Bruder auf Landstraße, wo ich bin getippelt." „Mensch, der hat doch bloß Klinken geputzt", mengt sich ein Tritter ein. „Immer zn, mir gebt eS jetzt gutt in Krieg, krieg Fleisch und Brot und Marmelade, und alles steht mir zu,»ix brauch ich mehr stehn mit Hütt in Hand." „Du bist mir ja em netter Bruder." „Was Du willst— Du bist nicht mehr als ich, ich Hab' mehr wie Du. Siehst Du hier Büchse mit Fleisch, Hab' ich mir gekriegt bei Küche. Gibst Du mir Schluck von Dein' Schnaps, ich Dtr gebe Fleisch: Fleisch krieg ich wieder, aber nix SchnapS." „Stephan, ich glaube. Du verschacherst Deiner.Seelen Seligkeit gegen einen Schnaps!" „Tu bist verrückt Seelen-Seligkeit krieg ich nicht wieder, wann � �Der Tag ging zur Rüste. Ehe die Sonne hinter den dicken Stämmen verschwand, schickte Panje noch schnell eine Extrapost. Auf der Chaussee rasselten ein paar Lastautomobile. Der Russe konnte wohl die Straße eine Strecke weit in den Wald beobachten, und krach, krach hieben vier Schrapnells un: sie her, noch ehe sie am Waldrand waren. Dem ersten Führer rutschte vor Schreck die Steuerung aus den Händen, der Wagen schleuderte in den Graben und schlug um. Der zweite versuchte auf der schmalen Straße zu wenden. Eine zweite Ladung hieß ihn sein Vorhaben aufgeben. Er sprang vom Wagen, ließ ihn quer über der Straße stehen und beide kamen zu uns herangeprescht. Das ging den braven Benzinkutschern denn doch über den Spaß. Ein Hallo und Gelächter empfing die beiden Tapfe- ren. Selbst die unvermeidlicken Skatklopper sahen von ihrer Zelt- bahn auf und johlten sie an. Da„knack, knack" gmg es in den Zweigen über uns. Ein Blindgänger schlug mitten unter die Karten in die Zeltbahn. Tie beiden andern Granaten platzten weiter hinten. Jetzt
Ufer ermöglichte uns ein Angriff unserer Truppen, auf die deutschen Stellungen nördlich der Höhe 321 heute morgen einige Grabenstücke zu nehmen und etwa 80 Gefangene zu machen. Im Laufe des Tages heftiger Artilleriekampf in dem Abschnitt südlich von Fort Vaux. Im Walde von Apremont Kampf mit Handgranaten. Unsere Ar- tillerie hat deutsche Lager und Werke bei Montec(?)(östlich von St. Mihiel ) beschossen. Eines unserer weittragenden Geschütze feuerte auf den Bahnhof von Vigneulle-les-Hattonchätel, wo ein Brand ausbrach. Der Flugplatz von Bar-le-Duc wurde heute nachmittag neuerlich beschossen. Die abgeworfenen Bomben haben wenig erheblichen Sachschaden angerichtet und einige Personen ver- wundet. Belgischer Bericht: Die Nacht und der Tag waren ruhig, abgesehen von«inigen Schüssen, die an verschiedenen Stellen der Front gewechselt wurden. Im Laufe der Nacht hob eine Patrouille einen deutschen Untcroffizierposten auf. Die Soldaten wurden ge- fangen genommen. Die englische Meldung. London , 17. Juni. (W. T. B.) Heeresbericht. Gestern abend herrschte auf verschiedenen Teilen der Front beträchtliche Tätig- keit. Kräftiges Geschützfeuer des Feinde» zwischen der Douve und Wieltje. Um Mitternacht zwei wirkungslose Gasangriffe westlich von MessineS und dem Wytschaete-Rücken, doch kein Angriff der In- fanterie,
Melüung öer italienischen Heeresleitung. Rom , 18. Juni. (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Sonnabend. Zwischen Etsch und Astach lebhafte Kämpfe der beiderseitigen Artillerien. Auf dem Plateau der Sieben Gemein- den kam es zu erbitterten Kämpfen, die überall für uns günstig waren. Südwestlich von Schlegen unternahm der Gegner gestern nach einem heftigen Bombardement unserer Stellungen vom Monte Pau bis BoScon zwei Angriffe in der Richtung auf den Monte Magnabofchi und zwischen dem Monte Lemerle und BoScon. Nach wiederholten und blutigen Anstrengungen gelang eS der feind- lichen Infanterie einen Augenblick, den Gipfel des Monte Lemerle zu erreichen. Sie wurde aber bald durch unseren wütenden Gegen- angriff vertrieben. Nordöstlich von Schlegen unternahmen unsere Truppen einen kräftigen Stoß zwischen dem Frenzelatale und dem Becken von Marcesina. Unsere Truppen trotzten den von dem schwierigen und komplizierten Gelände gesetzten Hindernissen und denen des FeindeS, der sich auf fein« Verschanzungen stützte und von einer zahlreichen Artillerie unterstützt wurde. Es gelang uns, zu dem oberen Ende des FrenzelataleS und auf die Höhen von Fiora und Castelgomberto sowie westlich von Marcesina vorzu- dringen. Die wichtigsten Ergebnisse wurden auf dem rechten Flügel erzielt, wo unsere tapferen Alpini starke Stellungen im Tale von Cafossetta und am Monte Magari eroberten. Dabei fügten sie dem Feint« schivere Verluste zu, nahmen 203 Mann gefangen und er- beuteten eine vollständige Batterie von sechs Kanonen, vier Ma- schinengewehre und«ine große Menge von Waffen und Munition. In Carnien und am Jsonzo Artilleriekämpfe und Unternehmungen kleiner Abteilungen. Feindliche Flieger warfen Bomben auf Ort- schaften der venetianischen Ebene zwischen dem unteren Jsonzo und der Livenza und auf Padua . Drei Personen wurden getötet, acht verletzt und leichter Sachschaden angerichtet. Am 15. Juni bombardierten sechs unserer Caproniflugzeuge mit Erfolg den Bahnhof von Mattarello(Etschtal). Gestern bombardierten starke Geschwader, die sich aus 37 Caproni - und Farmanflugzeugen zu- sammensetzten, feindliche Lager nördlich von Schlegen und im Noce- Tale. Sie warfen 180 großkalibrige Bomben ab und sind sämtlich unversehrt eingerückt. Zwei feindliche Flugzeuge wurden in Luft- gesechten abgeschossen, eins über dem Lagarinatale und das andere östlich von Schlegen._
Die türkische hauptquartiersmelüung. Äonstantmopel, 17. Juni. (W. T. B.) A m t I i ch e r B c- r i ch t: An der I r a k f r o n t versuchte ein feindliches Kavallerie- regiment auf das rechte Tigrisufer vorzurücken. Es wurde
märe das Lachen an den Kraslwagenrittern gewesen, wenn sie sich nicht verflüchtigt hätten, ehe sich die bleiche Spielerrunde von dem ersten Schrecken erholte. Im nächsten Augenblick hüllte sie ein Pulver- puff ein. Noch ehe er verflogen war, riß einer die Zeltbahn in die Höhe, Geld und Karten flogen, soweit sie noch nicht unhergespritzt waren, ins Gras und schon fing er an, den Auspuffer mit den Händen auszugraben. Unter Hallo drängten die andern hinzu. Plötz- lich schreit der erste Wühler auf, tanzt in die Höhe und steckt alle Finger zugleich in den Mund. Er hat sich an dem heißen Ding tüchtig die Finger verbrannt, der andere rollt sie mit den Füßen ins Graß.„Hallo", schreit der Bankhalter,„die Russen haben die Deutsche Bank gesprengt. Zur Kasse, meine Herren." In fünf Minuten sprach man nicht mehr davon. Jeder ging wieder mehr oder weniger der nahrhaften Beschäftigung nach. Nicht lange, dann mußte unser Zug an den Waldrand sich ein- buddeln. Bis I Uhr etwa hatten wir damit zugebracht. ES war ein- helle Mondnacht. Wir gingen in die nahen Gehöfte links und holten Stroh für den Graben. Franz fand einen wundervollen Pelz, das safrangelbe Leder erregte meinen Neid. Franz sah darin aus wie ein ungarischer Magnat. Er stolz, ich bescheiden in meine Zeltbahn gewickelt, legten wir unS hinter dem aufgeschippten Graben zur Ruhe. Gegen 6 Uhr wachte ich auf. Franz war gewöhnlich ein Langschläfer, diesmal war er schon auf. Zwei kleine Hühnchen standen auf dem Feuer, ein Kochgeschirr mit heißem Kaffee vor meinen:„Bett ". Franz stand daneben und trieb Gliederverrenkungsgymnastik.„Franz", sagte ich,„was machst Du denn da?" „Mich beißen sie." „Beiß' sie wieder." .Komm, wir wollen Kaffee trinken." „Aber gerne!— Du bist ja heute so ftüh auf?" „Ich habe schlecht geschlafen." „Sooo?!"— Wo hast Du denn Deinen schönen Pelz? Du hast doch nicht etwa darin gefroren?" „Die verfluchte Lausepelle habe ich verbrannt, ich sage Dir, der lief alleine. 35 Flöhe habe ich mir schon abgefangen und verlaust bin ich wie ein Kosak." „Aber der Kaffee ist gut, Franz, so'n Pelz hat doch sein Gutes," „Ich sag Dir, ich habe kein Auge zugemacht." „Das tut mir leid; aber wenn ich an die Hühnchen denke, lob' ich mir die Läuschen."-- Kaffee und Hühnchen waren vertilgt, da wurden wir zurückge- rufen. Wir bezogen Quartier in einem großen roten Hause, mitten im Walde. Wenn man den Dreck sah, der in allen Zimmern, Trep- Pen und Winkeln aufgehäuft war, konnte man krank werden. Erst als wir den gröbsten Schmutz mit Reisigbüscheln und Wachholder- sträuchern rausgefegt hatten, kamen wir zur Ruhe. Gegen Abend muhten wir jeder eine dicke Tanne fällen und mit Dunkelwerden zogen wir— ein wandelnder Wald— nach vorn. Der Himmel schwarz, nur zuweilen leuchtete der Mond durch die Wolken. Der Schein von brennenden Dörfern leuchtete über ein weites Moor. Leuchtraketen zogen durch die Nacht. Gespenstisch zog die Kompagnie dahin, lautlos. Feuchte Dünste stiegen aus dem Grunde. Eine breite Moorstelle wurde mit einer Allee bepflanzt, da das Grundwasser zu hoch stand und ein Laufgraben nicht anzubringen war. Bei Tage?» grauen zogen wir ins Quartier zurück. Der Tag war ruhig. 2Nzn
Äurch einen Gegenangriff einer unserer Abteilungen zum Rückzug gezwungen und verlor einige Soldaten und Pferde. Unsere Abteilungen verjagten russische Kavallerie, die bei den Ortschaften Serpul und ZeHab(25 Kilometer öst- lich von 5lasr schirm) auftrat. Als die Russen sich aus diesen Gebieten zurückzogen, zerstörten und verbrannten sie das Ge- wölbe und andere Teile des Grabmales des Jmam Hussein, das sich drei stunden südöstlich von Kasr Schirin befindet. und zersetzten den Koran und die heiligen Bücher in diesen: Grabmal. Tie bei Baneh geschlagenen russischen Truppen wurden kräftig verfolgt und in die Gegend nördlich von den Ortschaften Sotiz und Zerdecht verjagt. Bei diesen Kämpfen verlor öer Feind 500 Mann an Toten und ließ 3 Maschinen- gewehre in unserer Hand. An der K a u k a s u s f r o n t in einzelnen Abschnitten örtliche Jnfanterie-Feuergefechte. Am linken Flügel Stellungs- kämpfe der Vorposten. Unsere Artillerie verjagte zwei feindliche Flieger und einige Torpedoboote, die sich S e d d u l Bahr nähern wollten. Zwei Flieger, die aus der Richtung von Myftlene gekommen waren, warfen wirkungslos einige Bomben auf die Insel Keusten und auf ihr westliches Ufer. Sonst ist nichts zu melden.
Die Dlockaüe Griechenlanüs. Bern , 18. Juni. (W. T. B.) Einer Meldung deS„Corriere della Sera " zufolge wird die wirtschaftliche Blockade der griechischen Küsten immer strenger. Für Griechenland bestimmte Getreideladungen wurden zurückgehalten. Der griechische in Rhodos beschlagnahmte Dampfer„König Konstantin" wird trotz der Vorstellungen auf der ftanzösischen Gesandtschaft nicht ftei- gegeben.
Die Kämpfe in Gsiafrika. Lourenx» Marques, 17. Juni. (W. T. 58.)(Meldung der Agence Havas.) Amtlich wird berichtet: Die D eu ts ch e n griffen den portugiesischen Grenzposten U n d e an.
Teuerungsunruhen in hollanö. Amsterdam , 18. Juni. (W. T. B.) Gestern kam es hier infolge des Lebensmittelmangels und der großen Teuerung zu Unruhen in verschiedenen Vier- t e l n der Stadt und zu Zusammenstößen mit der Polizei, d i e von der Waffe Gebrauch machen mutzte. Am Montag wird ein großer Teil der Gemüsehändler als Protest gegen die ungenügende Zufuhr und die hohen Großhandelspreise den Verkauf von Gemüse und Kartoffeln einstellen. Schwedische verteiüigungsmaßnahmen. Stockhol«, 17. Juni. (W. T. B.) Auf Grund des Reichstags- beschlusses betreffend Ernennung von Spezialkomm:s- s i o n e n für die Prüfung der Vert.eidigungsforderun- gen hat die Regierung am Ende der Reichstagssession heute solche Kommissionen ernannt. Sie haben die Aufgabe, neue technische Untersuchungen darüber vorzunehmen, welchen Verteidigungsbe- dürfniffen mit Berücksichtigung der im Kriege gewonnenen Ersah- rung zuerst Rechnung zu tragen ist. Eine Kommission ist für die Untersuchung der Bedürfnisse der Armee und eine für die Marine eingesetzt. Jede Kommission besteht aus fünf Mitgliedern. Da- neben ist auch eine Spezialkommission für die erhöhte Herstellung von Munition eingesetzt worden. Die pariser wirtschastskonserenz. Paris , 18. Juni. (W.T.B.) Die W ir ts cha f t l i cki e Konferenz der Alliierten beendete gestern ibre Arbeiten. Es wurde einstimmig eine Reihe von Entschlie- Zungen gefaßt. Diese Entichließungen werden am 21. d. Mi?. in den Ländern der Alliierten vollinhaltlich veröffentliäü werden. Die Mitglieder der Konferenz wurden nach Beendi- gung ihrer Arbeiten vom Präsidenten Poincar6 empfangen.
konnte sich waschen, gründlich waschen für die vergangenen 14 Tage und für die nächsten. Auch Handtücher, Strümpfe und Taschentücher wurden vorgenommen. Einige wagten sich sogar an die Hemden. Ich verbrannte das alte und zog em neues an. Gegen Dämmern ging es wieder nach vorn, ohne Gepäck, das Gewehr geschultert. Ein tüchtiges Stück Lausgraben wurde geschaufelt. Der Moorboden war schwer zu durchstechen, darunter lag eine Schicht weißer Ton. Wie Schaumkronen legten sich die weißen Tonmassen auf die dunklen Moorwellen deS Grabenrandes. Um 1 Uhr Heimkehr und Ruhe. Um Uhr wurden wir schon wieder alarmiert. Fertig machen! Wir zogen in die vorderste Stellung. Ein erst flüchtig aufgeworfener Graben, 1 Meter tief. Granaten ramen rüber in regelmäßigen Ad- ständen. Die Sprengstücke surrten uns um die Ohren. Das Ange- nehme ist, man sieht und hört sie kommen und kann sich rechtzeitig ducken. Sogleich wurde der Graben vervollständigt, Posten ausgestellt und geschlafen. Am Morgen erst besahen wir unsere Lage. Vor uns ein Wiesengrund. Dahinter 500 Meter weiter ein Bahndamm, auf dem die Russen saßen. Es hieß, um 10 Uhr wird gestürmt. Jeder suchte, mit sich ins Reine zu kommen, als um ö Uhr unsere Artillerie einsetzte. Bald darnach prasselte auf unserm linken Flügel heftiges Gewehrfeuer los. Abends werden wir abgelöst. Gegen Abend fingen die Russen an zu feuern, ununterbrochen. Die Laufgräben konnten nicht fertig- gestellt werden, und die Reserven konnten nicht vorrücken. Gegen Morgen, ehe es hell wurde, trommelte uns ein heftiger Regen wach. Gleichzeitig schrie man:»An die Gewehre, die Russen kommen! Schütze�feuer!" Wir schössen wiMoll in die dunkle Nacht. Hier und da gellte ein Schrei auf. Als die Sonne aufging, froren wir in unsern nassen Sachen. Seit 30 Stunden nichts Warmes, ein halbes Brot im Beutel. Kein Schluck zu trinken.„Franz, hast Du noch i:en Schnaps? Ich habe noch ein Stückchen Schokolade." Wir tauschen die verwandtschaftlichen Liebesgaben gegeneinander aus. Stephan kam dazu:„Ach. mir ist so kalt!" „Hast Du keine Fleischbüchse, Stephan?" „Js Befell durchgegeben, eiserne Portion essen?" „Mensch, die haben wir doch schon vor 14 Tagen gegessen." „Ich nicht, ich habe noch Büchse Gulasch." „O, Du Gauner, die ist doch auch nicht auf Deinem Mist ge- wachsen."_ „Franz", sage ich.„mach Deinen Württemberger Schnaps- laden auf." „O", sagt Stephan,„Du bist von Wittenberg , wo ist Doktor Luther gewesen." „Unsinn, Stephan, aus Württemberg ist Franz, auS Süd deutschland ." „Kenn ich Wittenberg, bin ich durchgetippelt von Berlm über Jüterbog , Wittenberg , wo Dr. Luther— „Menschenskind, was weiht Du von Doktor Luther ? „Franz, gib Stephan das TeufelSelixier.«.öS, Stephan, den Gulasch her." Stephan schwankt...Sag' erst, iS von Wittenberg ?� „Ach, Unsinn, der Staat Württemberg und die Stadt Witten- berg sind doch zweierlei.". � „Ist gut, hier ist Gulasch." Der-„auich wurde auSge- führt. E, D.(il