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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernidrecher: Amt Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.

Das Ende der italienischen Ministerkrise.

Von Heinrich Cuno.

Die vorläufigen Erfolge der russischen Offensive im Dsten haben in den Vierverbandsstaaten den Striegseifer von neuem aufgepeitscht. Selbst in Italien   fladern wieder allerlei Sieges­

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Dienstag, den 20. Juni 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Die Redaktion des Vorwärts".

M

Salandra in seiner lezten großen Rede vor dem Parlament zu Herrschaft der das Staatsruder handhabenden politischen offenen Anklagen gegen den italienischen Militärgewaltigen Cliquen, die um so weniger zum Friedensschluß geneigt sind, verführt haben, so ist in Anbetracht der ganzen Sachlage mit als sie fürchten, einem Mißerfolg ihrer frivolen Kriegspolitik ziemlicher Sicherheit darauf zu rechnen, daß sich in der Folge tönnte eine für sie gefährliche Abrechnung folgen. diese Differenzen zu offenen Gegensägen zuspigen werden, zu­mal wenn Sonnino auf Drängen Englands und Frankreichs   Trogdem Genosse Tuno to seinen Artikel mit seinem Namen erneut die Forderung einer größeren Beteiligung Italiens   an zeichnet, und unseren Lesern bekannt ist, daß die Auffassungen der den Balkanunternehmungen der Entente stellen sollte. Redaktion vielfach von denen des Genossen Cunow abweichen, Zum Pufferminister zwischen Sonnino und Cadorna hat möchten wir doch ausdrücklich bemerken, daß die Nedaktion auch für man Herrn Leonidas Bissolati auserschen, einen der ältesten manche in diesem Artikel ansgesprochenen Ansichten die Ver­hoffnungen auf, die durch das Vordringen der österreichischen italienischen Revisionisten, der einst in der sozialistischen   antwortung nicht übernehmen lann. Unsere eigene Auffassung der Heere in Venetien   und den Sturz des Salandraschen Stabinetts Partei eine Hauptrolle spielte, sich aber schon vor dem jetzigen Dinge haben unsere Leser aus unseren früheren Darstellungen der bereits merklich herabgestimmt worden waren und einem all- Striege immer mehr und mehr rückwärts konzentriert hat, bis gemeinen Stazenjammer zu weichen begannen. Die ganze er schließlich bei der demokratischen Allianz angelangt ist. Er italienischen Politik bereits fennen gelernt; auch werden wir im jetzt endlich beendete Kabinettskrise ist im Grunde genommen hat feinen der bisherigen Ministerposten erhalten, sondern es Verlauf der Ereignisse auf die Dinge zurückzulommen haben, so daß nichts anderes als ein Ausdruck dieser nervösen Verstimmung ist für ihn ein neues, besonderes Amt geschaffen worden, sich an dieser Stelle eine besondere Auseinandersetzung erübrigt. und Unzufriedenheit nicht ein Ergebnis wohlberechneter politi- nämlich das Amt eines politischen Kriegskommissärs, der scher Pläne zur Ersetzung des Salandraschen Regiments durch ein zwischen der Regierung und dem Oberkommando zu vermitteln anderes. In der inneren politischen Gärung, die über den und die bestehenden Differenzen auszugleichen hat: eine recht Streis der Slerifalen, Giolittianer und Sozialisten hinaus heikle Aufgabe, die an die diplomatische Unempfindlichkeit des Das neue italienische Ministerium. immer weitere Streise erfaßt, brauchte man zur Beschwichtigung neuen Herrn Ministers voraussichtlich recht hohe Anforderungen Rom  , 19. Juni.  ( W. T. B.)( Meldung der Agenzia der eigenen Bedenken und der öffentlichen Anklagen der nach stellen wird. Siegen schreienden Advokatenpresse einen Sündenbock, deni Außerdem ist noch aus dem reformsozialistischen Lager Stefani.) Der König unterzeichnete heute das Dekret man die Verantwortung für die bisherigen Mißerfolge auf der Professor Ivanoe Bonomi   in das Bosellische Kabinett zur Neubildung des Kabinetts, das folgender­laden und in die Wüste jagen fonnte man fand ihn in eingetreten, und zwar hat man ihm als Belohnung das maßen zusammengefekt ist: Boselli Ministerpräsident, Son­dem einst fo einst so begeistert umjubelten Ministerpräsidenten Ministerium für öffentliche Arbeiten anvertraut, von dem aber nino Auswärtiges  , Orlando Inneres, Colosimo Kolonien, Salandra, der, wie es scheint, feineswegs ganz wider Willen ein Teil abgetrennt und mit einigen anderen Kleineren Ressorts Sacchi Justiz, Meda Finanzen, Carcano Schaz, Fera Post, feinen Posten verlassen hat. Wenn man die Parlaments- zu einem besonderen neuen Ministerium für Industrie, Handel Morrone Krieg, Corsi Marine, Russini Unterricht, Bonomi berhandlungen nachliest, kann man sich wenigstens des und Arbeitsverhältnisse vereinigt wird, das dem liberal- Deffentliche Arbeiten, Arlotta Seetransporte und Eisen­Eindrucks kaum erwehren, daß er durch seine große Rede vor tonservativen Politifer Giuseppe Devana ausgeliefert worden bahnen, Raineri Aderbau und Denava Industrie, Handel der Abgeordnetenkammer absichtlich zu seinem Sturz bei ist. Bonomi ist Gesinnungsgenosse Bissolatis, steht aber noch und Gewerbe. Bissolati, Bianchi, Comandini und Scia­getragen hat. Vielleicht war es ihm gar nicht ganz unlieb, etwas weiter rechts und kann als Halbsozialist bezeichnet loja werden Minister ohne Portefeuille. Die Minister leiste­die sich darbietende Gelegenheit zu einem Abzug in eine werden. Den Lesern der Neuen Zeit" ist er durch einige ten heute morgen dem Könige den Eid. dort im Jahre 1900 veröffentlichte Artifel befannt geworden, in denen er schon damals für ein festes Bündnis zwischen der italienischen Arbeiterschaft und der kleineren Geschäftsbourgeoisie plädierte.

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Eine Aktion der italienischen

hinter der jetzigen politischen Front gelegene fidjere Etappen stellung benutzen zu können, um sich nicht für die Zukunft die Möglichkeit eines Wiederkommens zu versperren; denn daß jene Minister, die schließlich genötigt sein werden, einen un­günstigen Frieden zu schließen, damit ihre politische Rolle aus­gespielt haben, darüber dürfte sich Herr Salandra taum irgend Italien   ist, daß der bisherige Frredenta- Minister Barzilai in Die denkwürdige Sibung der italienischen Kammer vom welchen Täuschungen hingeben. Freilich, auf einen besseren der Versenkung verschwindet und auch keinen Nachfolger er- 10. Juni, die zum Sturz des Ministeriums Calandra führte, hatte Abgang als er hatte, wird er immerhin gerechnet habe. Daß halten soll. Da das„ unerlöfte" Triester Gebiet so wenig ein bedeutsames Vorspiel in den Verhandlungen über die Inter­man ihn so gelassen und kühl fallen ließ und Turati ihn Verständnis für die ihm zugedachte Erlösung besigt und lieber nierten vom 7. Juni, in deren Verlauf es gelegentlich eines Vor­unter starkem Beifall neben anderen Sünden der Anstiftung bei Desterreich bleiben will, soll es auch nicht mehr einen stoßes der sozialistischen   Parlamentsgruppe zu den bereits in einem oder mindestens der Zulassung der Mailänder   Pogrome be- ministeriellen Vertreter in der Consulta haben. furzen telegraphischen Bericht gemeldeten tumultuarischen Szenen schuldigte, wird er sicherlich nicht erwartet haben. Während man in den politischen Streifen Minister stürzt tam. Diese Vorgänge verdienen eine ausführlichere Behandlung, Daß das nach langen Mühen zustande gekommene neue und sich um die erledigten Size balgt, verschlechtert sich die weil sie die kräftige Art, wie die italienische Sozialdemokratie den Ministerium Boselli zunächst noch mehr als das Salandrasche wirtschaftliche Lage Italiens   immer mehr, und gleich Kampf gegen die Willkürherrschaft und das Polizeiregiment dec Stabinett in Striegsrenommage machen und der als Minister zeitig greift die Striegsmüdigkeit immer weiter um sich. Regierung während des Kriegszustandes führen, in charatteristi des Aeußeren auf seinem Platz zurückgebliebene Herr Sidney Der hysterische Begeisterungstaumel und der Größenwahn, scher Weise beleuchten. Im Laufe der Sizung unterbreitete der Sonnino sich gegenüber den englischen Forderungen noch der vor einem Jahr die von Desterreich- Ungarn angebotenen Genosse Turati der Kammer eine Resolution, die die von der dienstwilliger als bisher benehmen wird, kann freilich als Landabtretungen als lächerliche Lappalien zurüdwies, ist Regierung ergriffenen Maßnahmen der Internierung politisch ver­ficher gelten. Was sollte auch das neue Ministerium, das längst verrauscht. Heute wäre man in dem größten dächtiger italienischer Bürger sowie der Flüchtlinge aus den„ er= nur ein bunt zusammengeflictes Kompromißministerium, ein Teil der italienischen Bevölkerung herzlich froh, wenn man lösten" Landstrichen oder den an die Operationszone angrenzenden achtzehnköpfiges Sammelsurium ist, anders fun, wenn es sich achtzehnköpfiges Sammelsurium ist, anders tun, wenn es sich ohne jene österreichischen Abtretungen auf der Grundlage des Gebieten geißelt. Die Resolution entwirft ein erschreckendes Bild nicht alsbald vor seine Auflösung gestellt ſehen will. Die Weehrheit, die Salandra stürzte, ist in sich zersplittert und in status quo ante Frieden schließen könnte. Würde heute eine von der Grausamkeit, Rüdsichtslosigkeit und Willkür, mit der diese geheime Abstimmung darüber vorgenommen, ob auf dieser Verordnungen durchgeführt werden, weist auf die Demütigungen scharfe Gegensätze gespalten. Sie bildet kein Fundament, auf Basis Friede geschlossen werden sollte, es wäre faum zweifel- und Polizeischikanen hin, denen die armen dem Elend preisgegebenen das sich ein neues Kabinett stützen könnte. So bleibt nichts anderes übrig, als daß es sich die Gunst der kriegslüsternen haft, daß die große Masse des italienischen Volkes sich für Opfer der Internierung ausgesetzt sind und verlangt eine schleunige den Friedensschluß entscheiden würde. Nicht nur die sozia- Nachprüfung und Beseitigung der gerügten Maßnahmen. Sie for­den Friedensschluß entscheiden würde. Intelligenz und ihrer Presse sowie der sog." Piazza", der listische Arbeiterschaft sowie die große Mehrheit der Klerifalen dert die Regierung auf, die volle Verantwortung für ihre Haltung durch die Striegsphraseologie mitgerissenen politischen Radau- und der Anhängerschaft Giolittis, sondern auch die Bauern und zu übernehmen und in die Grenzen der Gefeßlichkeit und Mensch­clemente, zu verschaffen sucht. ein großer Teil der Industrie- und Handelsbourgeosie würde lichkeit zurückzukehren. Mit diesem Bestreben mag es zunächst einen gewissen dafür stimmen. Populär ist in diesen Kreisen der Krieg von Anbe- In der Begründung der Resolution erklärt Turati, die Regie­Erfolg haben. Dennoch kann kein Zweifel daran sein, daß das ginn nicht gewesen, und seitdem hat der Rückgang des Handels, rung habe ihr Versprechen, für Abstellung dieser Mißstände zu neue italienische Ministerium auf recht schwachen Beinen steht. Die enorme Verteuerung des Lebensunterhalts, der Kohlen, sorgen, nicht gehalten. Die Sozialisten seien nicht gegen die Inter­Es ist Boselli keineswegs gelungen, das alle nationalen Parteien Rohstoffe und fremden Fabrikate, die zunehmende Brachlegung nierung im allgemeinen, auch sie beugten sich vor den höheren Not­umfassende„ große", nach franzöfifchem Vorbild konstruierte Mini- industrieller Betriebe, die Zerrüttung der Staatsfinanzen den wendigkeiten des Schutzes und der Sicherheit des Vaterlandes, sterium zustande zu bringen, das die italienische Striegspresse nach Widerwillen gegen die Kriegsheßerei mehr und mehr ge- deffen Zusammenbruch sie nicht wünschten, aber sie verlangten ges Salandras Sturz forderte. Nur mit Ach und Krach hat er Gefährten steigert. Die Teilnahme am Weltkrieg ist in Italien   wesent- bieterisch die Verminderung aller unnötigen Grausamkeiten und gefunden, die den seltsamen Ehrgeiz haben, für einige Zeit in lich das Wert der sogenannten Intellektuellen, der Advokaten, Berationen. Die öffentliche Kritik sei durch die gewalttätige Hand­feinem Kabinett Minister zu spieleu. Noch bis vor wenigen Gelehrten, Literaten, höheren Beamten und des von diesen habung der Zensur so gut wie unmöglich gemacht, die Lage der Tagen war es fraglich, ob nicht noch in legter Stunde einige und ihrer Presse mitgerissenen Mittelstandes. Nicht nur die Internierten sei unerträglich. Die Haltung der Regierung sei un­der für ein Ministerportefeuille in Aussicht genommenen Bar- eigentliche Arbeiter- und Bauernschaft, auch die italienische patriotisch, sie schände den Namen Jtaliens, erzeuge nur Iamentsgrößen wieder abschwenken würden. Das Resultat Großbourgeoisie hat nie etwas der sogenannten Unzufriedenheit und mache den italienischen Namen in den er

Charakteristisch für die Bandlung der Anschauungen in Sozialisten für die Internierten.

der Bosellischen Kabinettsbildung ist denn auch eine recht militärischen Intervention zugunsten der Entente wissen lösten" Landstrichen verhaßt. Turati schließt mit dem Appell, das gemischte" Gesellschaft: das neue Ministerium besteht aus wollen, denn sie wußte aus ihrer Kenntnis der verlegte Recht und die Freiheit wiederherzustellen. Hierauf erhebt zwei Reformsozialisten, zwei Radikalen, einem Republikaner  , Wirtschaftsverhältnisse recht wohl, wie stark der Krieg das sich Salandra. Er sucht Stimmung gegen die Sozialdemokraten einem Klerifalen, einem liberalen Giolittianer, acht Mit Wirtschaftsleben des ökonomisch schwachen Landes gefährden zu machen und sie ins Unrecht zu seßen, indem er darlegt, wie gliedern, die man als konservativ oder liberal- konservativ be- würde. Sie ist es auch in erster Reihe, die sich immer wieder Turati sich in den Besitz seines Materials gesetzt habe. E 3. zeichnen kann, und vier Mitgliedern, die als politisch der Forderung widersetzt, die italienische Regierung müsse feien 3irtulare und Fragebogen an die Inter­schwankende Gestalten gelten müssen, darunter der Kriegs- auch Deutschland   den Krieg erklären; denn sie begreift nur zu nierten versandt worden und Mogari habe den Auftrag er­und der Marineminister. gut, daß wenn Italien   nach dem Kriege wieder aufblühen halten, die Zahl der politisch Verdächtigen unter ihnen festzustellen.

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Der schönste Kuddelmuddel! Selbst wenn vorläufig alle soll, dies nur mit Hilfe des deutschen   Finanzkapitals und Aber auf diese Anklage tönt Salandra aus der Kammer das Echo Rivalitäten und Gegensäße überkleistert werden, dürfte das durch die Steigerung der Ausfuhr nach Deutschland   geschchen entgegen: Er hat nur seine Pflicht getan." Der Minister­neue Ministerium fich taum als sonderlich arbeitsfähig er- kann, das schon vor dem Strieg fast 15 Proz. des Gesamt- präsident fährt dann fort: Das Material Turatis sei einseitig und weisen. Paolo Boselli  , der achtundsiebzigjährige Winister erports Italiens   aufgenommen hat. Freilich, so gern man in rühre nur von einzelnen her, die an der Sache interessiert seien. Er präsident, ist heute nur noch ein von seiner Vergangenheit jenen Kreisen Frieden schlösse, fürchtet man dort andererseits, schwenkt das Zirkular in der Hand und ruft, man ersehe daraus, zehrender halbseniler Greis. Die eigentliche Leitung des die Rache Englands durch Abschluß eines Separatfriedens daß die Kampagne des„ Avanti" in einigen Fällen ihren Stabinetts wird also Herrn Sidney Konstantin Sonnino zufallen, herauszufordern. Was soll das ausgesogene, von England 3wed erreicht habe.„ Wir geben es zu," ruft ihm Monti von dem bekannt ist, daß er start unter englischem Einfluß steht subventionierte Land machen, wenn Britannien plöglich seine Guarneri entgegen. Ihr verteidigt die Spione" repliziert ein ( jeine Mutter war Engländerin), und mit dem italienischen Subsidien einstellt und die Kohlen- und Lebensmittelzufuhr bürgerlicher Abgeordneter. Die Kammer gerät in heftige Erregung, Oberbefehlshaber Cadorna nicht gerade in bester Freundschaft abschneidet? Das Schicksal Italiens   wäre in diesem Falle es bricht ein wilder Tumult los, während dessen die Depu lebt. Waren schon bisher zwischen der Regierung und Cadorna noch viel trauriger als das des heute von England miß- tierten aufeinander zustürzen und sich mit Schmähungen und ernste Differenzen vorhanden, die schließlich sogar Herrn handelten Griechenlands  . So fügt man sich refigniert in die Schimpfworten überhäufen. Nachdem sich die Aufregung gelegt hat,