etwa zwei Bataillonen. Ohne dem Feinde Zeit zu lassen, sich zu de- sinnen, warf das Bataillon den Gegner in heftigem Bajonettangriff bis in den nahen Wald zurück. Das Gelände war mit Waffen und Femdesleichen bedeckt. Offiziere und Mannschaften legten bei dieser Gefechtshandlung ganz außerordentliche Tapferkeit, Angriffsfteudig- keit und Kaltblütigkeit an den Tag. Der tapfere Hauptmann Russow erlag seinen Verwundungen. Nach noch nicht bestätigten Meldungen wurden außerdem verwundet: Russows Stellvertreter. Leutnant KorscherowSki, ferner die Kompagnieführer Unterleutnant KrupSki, Troppeter und der Adjutant Dowbnia. Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom , 3. Juli. lW. T. B.) Amtlicher Bericht vom 2. Juli: Zwischen Elsch und Brcnta setzten unsere Truppen ihre Offensiv- altion unermüdlich fort. Im Brandtal unternahm die Infanterie einen Angriff auf die stark« feindliche Linie zwischen Zugna Tarta und Fappiano. Unsere Artillerie richtete ein hartnäckiges Feuer gegen da« Fort Pozzacchio. Im Pasubioabschnitt setzt der Gegner uns immer noch in seinen befestigten Stellungen auf dem Monte Spil bei Cosmagnon zähen Widerstand entgegen. Auf der Front Posina — Astach sind wir dabei, die Eroberung des Monte Majo zu vervollständigen; wir besetzten die südlichen Abhänge des Monte Scluggio. Feindliche Abteilungen, die im Norden von Pedescalo verschanzt waren, wurden angegriffen und von den Unirigen in die Flucht geschlagen. Sie ließen Waffen und Schießbedarf auf dem Gelände zurück. Auf der Hochebene von Schiegen Vorpostenscharmüyel auf den nördlichen Steilhängen deS Val d'Assa. Auf der übrigen Front bis zum Karst lein bemerkenS- wertes Ereignis. Unsere Truppen eroberten im Abschnitt zwischen Selz und Monfalcone in einem glänzenden Angriff neue Verschanzungen und nahmen dem Feind ISS Gefangene ab. Ein vom Gegner versuchter Gegenangriff wurde mit sehr schweren Ver- lustcn für ihn abgeschlagen. Feindliche Flieger warfen Bomben auf Marostica und auf verschiedene Ortschaften am unteren Jsonzo, Menschenleben sind ihnen nicht zum Opfer gefallen, der Sachschaden ist gering. General C a d o r n a. Die türkische tzauptquartiersmelüung. Konstautinopel, 2. Juli. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der I r a k f r o n t keine Veränderung. Aus Südpcrsien liegt keine neue Meldung vor. Kaukasus - front: Auf dem rechten Flügel herrscht Ruhe. Im Zentrum dauert der örtliche Artillerickampf mit Unterbrechungen an. Auf dem linken Flügel geht unsere Offensive nördlich des Tschorok Schritt für Schritt gegen die Küste erfolgreich weiter. Gestern besetzten unsere Verfolgungskolonnen einige neue feindliche Stellungen und erweiterten hierdurch ihr Okku- pationsgcbiet. Wir machten in diesem Kampf 20 Gefangene. Zwei feindliche Flieger, die den Eingang der Tardanellen- Meerenge überflogen, mußten vor unserem Feuer in Richtung auf Jmbros entfliehen. Sonst nichts Neues. vom Il-Soot-Kr!eg. Amsterdam , 3. Juli,(ffi, T. B.).Lloyds" meldet aus Licata : Der norwegische Dampfer.Holina" hal hier die Mannschaft des Dampfers. T e a n o" der Wilson-Linie an Land gesetzl. Der Dampfer.Tcano" ist von einem feindlichen Unterseebool ver- s e n k r worden. Bern , 3. Juli. (W. T. B.) Wie„Temps " meldet, wurde der französische Küstenfahrer.Saint I a c q u e S" vor der hollän dischen Büste torpedierr. Neun Mann sind ertrunken. Die Kampfe in Deutfth-Gftasrika. Le Havre , 8. Juli. (Amtliche Meldung.) Den vom Gc- neral Tombeur eingelaufenen tclegraphischen Berichten aus Ostafrika zufolge setzten die belgischen Truppen den Vormarsch auf der ganzen Front fort, wobei sie den auf dem Rückzug befindlichen feindlichen Gruppen dicht auf den Fersen folgten. Am Kageraflusse stieß die Brigade Molitor nur auf geringen Widerstand. Nachdem sie den Fluß überschritten hatte, setzte sie den Marsch in drei Kolonnen nach Osten fort und besetzte am LS. Juni Biaramulo. Am folgenden Tage griffen vorgeschobene Abteilungen einen Tagemarsch östlich von Bia- ramulo eine feindliche Abteilung, die auS der Gegend von Keinde- huma, südwestlich von Bukoba kam, in der Flanke an. Ter Feind wurde geschlagen, zog sich überstürzt� zurück und ließ Gefangene und einen Proviantzug zurück. Desgleichen nahmen unsere Truppen einen Speicher mit Lebensmitteln, Waffen und Munition. In der Gegend des Tanganjika -SeeS lehnte der Feind unter der Be- drohung durch die Abteilungen der Brigade Olsen den Kampf ab und gab seine Stellung bei Riteca auf, die wir am 16. Juni be- setzten. Die Verfolgung wird sortgesetzt. Anmerkung der Agence Havas: Biaramulu, das auf einigen Karten unter dem Namen Njaruwungo verzeichnet steht, ist ein wich- tiger Straßenknotenpunkt in der Gegend südwestlich vom Viktoria- See. Keindehuma liegt auf dem rechten Ofer des Kagers.
Dethmanns Antwort an Sfafanow. Berlin , 2. Juli. (W. T. 0.) Die.Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: In einer Unterredung mit einem Redakteur des.Rußkoje Slowo" ist der russische Mini st er des L e u ß e r n von neuem auf die Entstehungsgeschichte des Krieges zu sprechen ge- tonimen. Tie Schuld Rußlands an der Entfesselung de« Welt- brandes ist durch die vom Reichskanzler bei verschiedenen Gelegen« heilen abgegebenen Erklärungen, sowie durch die amtlichen deutschen Veröffenltichungen so klar und unwiderleglich nachgewiesen, daß es überflüssig erscheint, auf dies« Unterredung näher einzugchen. Nur einige Punkte der Aeußerungen des Herrn Ssafanow, welche mit den Tatsachen in direktem Widerspruch stehen, seien hier richtig gestellt. Herr Ssasonow weist darauf hin, der Reichskanzler habe be- hauplet, daß England, Frankreich und Rußland sich durch ein »Bündnis gegen Deutschland eng zusammengeschlossen hätten. Der 'Reichskanzler hat von einem solchen Bündnis niemals gesprochen; wie aus den Veröffentlichungen der Kaiserlichen Regierung hervor« geht, sind ihr die Beziehungen, die die Ententemächte vor dem Kniege verknüpften, genau bekannt gewesen. Der Reichskanzler hat aüf Grund dieser Kenntnis nur wiederholt die Tatsawe fest- gestellt, daß diese Beziehungen die Einkreisung Deutschlands ■tum Ziele hatten. Diese Feststellung wird durch die A»*,- fllhrungen des Herrn Ssasonow nicht nur.nicht � widerlegt, sondern direkt bestätigt. Der Minister erklärt selbst, daß Frankreich und Rußland trotz ihrer von Grund aus friedlichen Gesinnung und ihres aufrichtigen Wunsche«, ein Blutvergießen zu vermeiden, sich entschlossen hätten, die Anmaßung Deutschiands niederzuschlagen. Er bestätigt serner, daß er bei diesem Plan bestimmt aus dle Unier- stützung England» gerechnet haß und liefert durch dieses Eingestand- niS einen schlagenden Beweis sür die von deutscher Seite stets be- tonte Mitschuld Englands am Ausbruch des Krieges. Herr Ssasonow wirft dem Reichskanzler vor, er habe sorgsam vermieden, zu erwähnen, daß die russische Mobilmachung nach derjenigen der österreichisch-ungarischen Armee und eines beträchtlichen Teiles der deutschen Armee erfolgt sei. Demgegenüber sei daran erinnert, daß.
als am 3l. JuN 1314 die allgemeine Mobilmachung der russischen Armee bekanntgegeben wurde. Oesterreich-Ungarn nur acht nicht an der russischen Grenze garnisonierte Korps gegen Serbien mobil ge- macht hatte. Daß Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits einen beträchtlichen Teil seiner Armee mobil gemacht habe, ist eine gänzlich aus der Lust gegriffene Behauptung. Eine Teilmobilmachung hat in Deutschland überhaupt nicht stattgefunden. Der Mobilmachungs« befebl für die ganze deutsche Armee erging bekanntlich erst am 1. August nachmittags 6 Uhr. als Antwort auf die allgemeine russische Mobilmachung. Mobilmachungsmaßnahmen irgendwelcher Art sind vorder nickt getroffen worden. Herr Ssasonow behauptet,.diese Mobilmachung" sei durch den .Lokalanzeiger" vorzeitig dem deutschen Volke bekannt gegeben worden. Herrn Ssasonow muß aus der Berichterstattung der russischen Bolschaft aus Berlin bekannt sein, daß die am 36 Juli von dem genannten Blatte infolge eines Irrtums durch ein Extra- blatt verbreitete falsche Nachricht von der deutschen Mobilmachung sofort von amtlicher Seite widerrufen wurde und daß überdies die Botschaft bereits eine Viertelstunde nach Ausgabe des Extrablattes von einem Mitglied der Redaktion des.LolalanzeigerS" tclephonisch über den Sachverhalt aufgeklärt worden ist. Der russische Minister scheut sich nicht, dem Redakteur des „Rußkoje Slowo" das Märchen aufzubinden..eS bestehe die feste Sicherheit, die jetzt ganz Europa habe, daß da« Ultimatum Oester- rcich-Ungarns an Serbien unter dem unmittelbaren Einfluß eines hervorragenden deutschen Diplomaten ausgearbeitet und mit Ueber- gebung des Leiters der deutschen Politik' dem Kaiser Wilhelin zur Billigung unterbreitet wurde". Wir stellen hiermit fest, daß diese Behauptung in allen Einzelheiten frei erfunden ist und jeder tat- sächlichen Grundlage entbehrt. Zrieüensarbeit. In England werden Unterschriften gesammelt sür eine Eingabe, die befürwortet, daß die englische Regierung die erste beste Gelegenheit ergreifen soll, um Unterhandlungen zwischen den Kriegführenden zu fördern, die einen gerechten und dauernden Frieden sichern können. Ueber diese Eingabe schrieb Charles Roden Buxton in der„Daily Po st": „Sir Edward GreyS Ausspruch zu der„Chicago Daily News" bestätigt den durch die letzten Reden des deutschen Reichs- kanzlers und des britischen Premiers erhaltenen Eindruck, daß die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Parteien jetzt an einem Punkte angelangt sind, wo auf vernünftige Weise unterhandelt werden könnte. Möglich ist es, daß solche Ver- Handlungen keinen Erfolg hätten! Es kann sein, daß der Schein trügt, und die deutsche Regierung noch immer aggressive Pläne hegt, und nicht in Bedingungen einwilligen wird, die den Alli- ierten genügen. In diesem Falle würde der Krieg fortgesetzt werden. Andererseits ist es vielleicht möglich, daß solche Be- dingungen— wie an erster Stelle die Wiederherstellung Belgiens und Nordfrankreichs—, jetzt erhalten werden könnten. Wäre dieses so, so wäre es selbstverständlich unerwünscht, den Krieg fortzusetzen! Die Hauptsache ist, daß wir herausfinden. wie die Sache sich verhält, und dieses kann nur durch Unter- Handlungen erreicht werden. Dies ist der Zweck der Eingabe an die Regierung, welche jetzt in allen Teilen des Landes viel unter- zeichnet wird." Von dem Bureau von der„Peace Neqotiations Com- mittee", 47 New Bond Street, London , das diese Eingabe ver- anstaltet, werden gleichfalls Flugblätter verbreitet, in denen durch Zitate aus verschiedenen Schriftstücken und Reden ange- zeigt wird, daß es auch in den kriegführenden Ländern auf der anderen Seite ein gleiches Verlangen nach Unterhandlungen gibt.,(z) Der �vanti� über Dofelli unü Salanöra. Tie Agenzia Stefan: dementiert die Authentizität eines Interviews, das ein amerikanischer Journalist dieser Tage mit dem neuen italienischen Ministerprä- sidenten Boselli gehabt haben will und von dem meh- rere italienische Zeitungen Notiz genommen hatten. Der „Avanti" nimmt in der Nummer vom 24. Juni nun auch Stellung zu dieser Angelegenheit und spricht seine Genug- tuung darüber aus, daß die Boselli zugeschriebenen Aeutzerun- gen jetzt offiziell dementiert werden. Als besonders belastend hebt er folgend? Sätze Bosellis aus dem angeblichen Jnter- View hervor: 1.„das Ministerium Salandra sei das beste Ministerium, das Italien bisher gehabt habe" und 2.„das Land habe den Fall Salandras nicht gewollt, wohl aber die Kammer, die die weitblickende Politik des großen Mannes von Lucera nicht verstanden habe". Indem der „Avanti" das Dementi mit Befriedigung zur Kenntnis nimmt, spricht er den Wunsch aus, der neue Ministerpräsi- dent möge sich von folgender Ueberzeugung durchdringen: einmal, daß er kein Glück mit Interviews habe und ferner, daß Salandra fallen mußte, weil das ganze Land nichts von ihm wissen wollte, und zwar nicht erst seit gestern, sondern bereits seit langer Zeit.„Um so schlimmer für den", — fährt der„Avanti" fort—„der sich hierüber noch die geringsten Illusionen macht. Man wird mit jedem Tage immer mehr einsehen, daß man getäuscht worden ist und daß das Ministerium Salandra nicht vom Vertrauen des Landes, sondern lediglich von der Zensur und ihren Knechten ge- halten wurde."(z) Vertagung öer italienischen Kammer. Rom , 3. Juli. (W. T. B.) Meldung der Agenzia Stefani. Die Kammer hieff am Sonntag sine Sitzung ab. in der über die vor- läufigen Budastzwölftel bis zum 31. Dezember d. I. debattiert wurde. Der KriegSmiilister, der Finanzminister, der Schatzminister und Ministerpräsident Boselli nahmen das Wort, um den ver- schiedenen Rednern zu antworten. Man nahm einstimmig eine von der Regierung angenommene Tagesordnung Luzzatti an, wonach die Regierung, solange die Gesetzentwürfe für die Unterstützung der Kriegsbeschädigten noch nicht Gesetz geworden sind, die nötigen Maß- nahmen zugunsten dieser KriegSbsschädigten zu treffen habe und die nötigen Vollmachten dazu erhalte. Eine sozialistische Tagesordnung, wonach der vorläufige Etat auf die kürzeste Zeit zu beschränken sei, wurde auf Wunsch der Regierung abgelehnt. Die vorläufigen Budaetzwötftel wurden in geheimer Abstimmung mit 317 gegen 30 Stimmen bewilligt. Die Kammer vertagte sich sodann auf unbestimmte Zeit für die Sommerferien. Die Polen unö ihr Verhältnis zu anüeren Nationalitäten. Die polnischen politischen Organisationen in der Schweiz , nämlich das.Polnische Preß-Bureau" in Bern , die»Polnische Zentral-Preßagentur" in Lausamie, der Verein.La Pologne et la guerre" in Lausanne und das Komitee der enzyklopädischen Veröffentlichungen über Polen in Fribourg haben dem Präsidenten der Union der Nationalitäten Herrn Paul O t l e t, au» Anlaß des bevorstehenden Kongresses dieser Union gleich- lautende Erklärungen zugesandt, deren wesentlicher Passus folgenden Wortlaut hat: .In Erkenntnis des Ernstes der Zeiten, im Bewußtsein der Notwendigkeit, die Bestrebungen aller in einen Strom sich ergießen zu lassen, glauben wir an der gemeinsamen Aufgabe zweckmäßig mitzuwirken, wenn wir im Namen unserer Landsleute, die sich um unsere Institution scharen, erklären:
1. Wir anerkennen daS unbestreitbare Recht aller Völker, selb st über ihr eigenes Geschick zu entscheiden. 2. Diesem Grundsatz treu, mögen wir nicht danach trachten und trachten auch nickt danach, daß irgendein Volk gegen seinen Willen in das künftige Polen einverleibt werde. 3. Wir sind der Ueberzeugung, daß in Ländern mit gemischter Bevölkerung die Rechte der nationalen Minoritäten strengstens geachtet werden müssen. 4. Wir erkennen an, daß auch den nicht polnischen Bürgern Polens das Vollmaß der b ü r g er l i ch e n R e ch t e zuge- standen werden muß. Offenbar müssen auch den Polen in de» anderen Staaten dieselben Rechte eingeräumt werden. 5. Wir sind entschiedene Anhänger des Grundsatzes der G e« w i s s e n s s r e i h e i t, die wir allen Konfessionen gegenüber gelten lassen wollen. 6. Wir erachten es für angemessen noch festzustellen, daß die Juden in Polen , gleichwie in allen anderen Ländern, eine volle Gleichberechtigung genießen sollen.(z) Ein Protest rujstscher Sozialisten in Lonüon. Dieser Tage fand in London eine gemeinsame Versammlung aller russischen sozialistischen Gruppen statt, die gegen die Kampagne zugunsten der Einstellung aller verbündeten Ausländer in das Heer folgende Protestresolution annahm und veröffentlichte: „In Erwägung, daß die jüngsten Maßnahmen der englischen Regierung betreffend den„freiwilligen" Eintritt der Ausländer in die englische Armee, in Verbindung mit der Pogromagitation der englischen gelben Presse und bestimmter Jingokreise, offen darauf hinauslaufen, einen drohenden Druck auf die in England lebenden russischen Emigranten auszuüben und die dunklen, unaufgeklärten Schichten der englischen Bevölkerung gegen sie aufzuhetzen; in weiterer Erwägung, daß eine solche Politik der herrschenden Kreise Englands den Boden bereitet für eine obligatorische Dienst- Pflicht, die sich auch auf russische Emigranten ausdehnen soll,� wa» gleichbedeutend wäre mit der völligen Vernichtung deS englischen AshlrechtS und einer grausamen Vergewaltigung der in England lebenden russischen Emigranten, erheben wir hier versammelten Mitglieder der russischen sozia- listischen Gruppen Londons Protest gegen diese reaktionäre chauvi- nistische Kampagne und fordern alle Genossen auf, das Asylrecht mit allen Mitteln zu verteidigen, allen Versuchen, die russischen Emigranten zum Militärdienst zu zwingen, entschiedenen Wider- stand zu leisten und zur Verteidigung ihrer Rechte und Interessen eine umfassende Agitation im englischen Proletariat und in den demokratischen Gesellschaftskreisen Englands zu entfalten."� Wir berichteten bereits, daß dieser Akt der Selbstverteidigung der russischen Flüchtlinge in England die lebhafteste Sympathie und Unterstützung unserer englischen Genossen wie auch jener bürgerlichen Demokraten gefunden hat, denen die moralische Reputation Englands als eines Asyls für Schutzlose und Verfolgte noch etwas bedeutet. Hittschrist um Degnaöigung Easements . Rotterdam , 3. Juli.<W. T. B.) Der.Nieuwe Rotterdamfche Courant" meldet, daß in England und in Irland eine Bittschrift um Begnadigung CasementS unter« zeichnet wird. Die Lustkrieg-Represtalien. Berlin , 3. Juli. (W. T. B.) Ein französischer Funk« spruch vom 28. Juni nachmittags 5 Uhr meldet folgendes: „Die französischen Repressalien gegen die Be» schießungen offener Städte. Ein deutsches Radiotelegramm meldet die schreckliche Wirkung des von unseren Fliegern am 22. Juni ausgeführten Bombarde- ments der Stadt Karlsruhe.— 257 Personen wurden getötet oder verwundet. Das Radiotelegramm brandmarkt das Verbreche- rische dieses Bombardements einer feindlichen offenen Stadt ohne jeden militärischen Zweck. Es muß daran erinnert werden, daß das Bombardement Karlsruhes, wie eS in dem amtlichen fran» zösischen Bericht vom 22. Juni abends hieß, als Vergeltung für die deutschen Bombardements der offenen Städte Bar«le°Duc und L u n e v i l l e anbefohlen worden war, die ebenfalls zahlreichen Opfern— Nichtkombattanten— das Leben gekostet hatten. Wir sind entschlossen, einen Feind zu züchtigen, der keines der Kriegs- gefetze respektiert.— Wir haben diese Entscheidung erst getroffen, nachdem die Zahl der von ihm begangenen Attentate jedes Maß überstieg. Vom 3. Februar 1316 bis zum 13. Mai 1916, während welcher Zeit wir keine Stadt hinter der feindlichen Front mit Bomben belegt haben, haben die Deutschen Bethune 6mal, AmienS 6mal, Hazebrouck Lmal, Bar-le-Duc 2mal, Epernay 4mal, FiSmeS gmal, St. Die 13mal(durch weittragende Geschütze und Flieger), Gerardmer ömal, Luneville 3mal. Baccarat 5mal, Raon llEtape 5mal usw. usw. bombardiert. Wir wollen den Deutschen die Freude nicht gönnen, die Zahl ihrer Opfer kennen zu lernen, aber wir sind der Ansicht, daß unsere lange Enthaltung genügt hat, um der Welt zu zeigen, wie weit unsere Geduld geht und unser Be- streben, der friedlichen Bevölkerung die Schrecken deS Krieges zu ersparen. Von unseren Gegnern gezwungen, über daS Maß hinauszugehen, sind wir für die Zukunft entschlossen, unsere Haltung nach der ihrigen zu richten." Die französische oberste Heeresleitung, von der zweifellos dieser Funkspruch ausgeht, hat aber vergessen, darauf aufmerksam zu machen, welch großer Unterschied zwischen der Beschießung der iranzösischen Städte, die samt und sonders unmittelbar hinter der front oder im Operationsgebiet liegen, durch uns und der Be- chießung Karlsruhes ist, welches weitab vom Kriegsschauplatz auf er anderen Rheinseite gelegen ist. Auch erwähnt sie nicht, daß die Franzosen seit langer Zeit völlig regel- und planmäßig die französischen Städte im deutschen Okkupationsgebiet mit Bomben angreifen. Wie aus den inzwischen in Deutschland eingegangenen fran- � zösischen Zeitungen klar zu ersehen ist, hat die französische Presse- zensur weder den Abdruck des oben angeführten Funispruches noch eine eingehendere Besprechung des Fliegerangriffes auf Karlsruhe im eigenen Lande gestattet. Der Grund hierfür liegt auf der Hand. Die hohe Anzahl von Toten, die dem nicht zu rechtfertigenden An- griff auf die außerhalb des KviegSgebieteS liegende, unbefestigt« Stadt Karlsruhe zum Opfer gefallen sind, würde zweifellos auch auf den rechtlich denlenden Teil des französischen Volkes einen tiefen Eindruck gemacht haben, der vermieden werden muß. Dem AuS« land gegenüber aber soll die Untat durch den eingangs erivähnten Funffpruch entschuldigt werden.
Lette Nachrichten. Demonstrationen in Bukarest . Bukarest , 3. Juli. (W. T. B.) Unter Teilnahme Take JoneScuS und Lukacius hielten die Konservativen eine Versammlung ab, in der die Notwendigkeit betont wurde, die rumänische Regierung zu stürzen, die weder nach innen noch nach außen den nationalen Willen vorstelle. Die Menge veranstaltete darauf einen Straßen» umzug, bei dem vor der russischen Gesandtschaft Hoch» rufe und vor dem liberalen Klub Pereatrufe ausg�b»acht wurden. Take Jonescu und Lukaciu hielten vom Balkon des Konservativen Klubs aus Ansprachen für den Eintritt Rumäniens in den Krieg gegen die Mittelmächte. Es ereignete sich kein Zwischen- fall. Die Sozialdemokraten hielten gestern eine gleichfalls stark besuchte Versammlung gegen den Krieg sowie gegen die Haltung der Regierung in der Galatzer Ange- legenheit ab. Nachher durchzogen mehrere tausend Personen die Straßen mit Fahnen und Tafeln, die Auffchriften trugen, wie: Wir wollen Schulen, Frieden, Neutralität, keinen Krieg! Vor den Kriegshetzblättern wurden Schmäh- ruf« ausgebracht. Auch hier ereigneten sich keine Zwischenfall«.