Nähe des Kap Linde SnaeS in einer Entfernung von einer See- nieile von der norwegischen Küste von einem U-Boot angegriffen und beschossen. Der Dampfer stoppte nicht, weil er sich innerhalb der Territorialgrenze befand. Norwegische Torpedoboote machten Jagd auf das U-Boot, das untertauchte und nach Westen fortlief. Man nimmt an, dah eS sich um ein englisches U-Boot handelte. London , 7. Juli. (W. T. B.)„Lloyds" meldet aus Sunder- land, daß das englische Schiff„Heran"(885 Brutto-Rc- gister-Tonnen) von einem U-Boot in den Grund gebohrt wurde. Heschießung eines norwegischen Dampfers. Stavanger , 7. Juli. (W. T. B.) Der norwegische Dampfer „Prunelle" wurde am Montag, de» 3. Juli, in der Nähe des Kap Lindesnäs in einer Entfernung von einer Seemeile von der nor- wegischen Küste von einem U-Boot angegriffen und beschossen. Der Dampfer stoppte nicht, weil er sich innerhalb der Territorialgrenze befand. Norwegische Torpedoboote machten Jagd auf das U-Boot, das untertauchend nach Westen fortlief. Man nimmt an, daß eS sich um em englisches U-Boot handelte.
Atir ungarischen Parlamentslage. Budapest , 7. Juli. iT.-U.) Die vom Grafen Julius Andrassy angeregte parlamentarische Kontrolle unter Teilnahme der Unab- hängigkeitspartei, deren Präsident der Schwiegersohn AndrassyS Graf Michael Karolyi ist. ist in den Kreisen der Partei mißliebig autgenommen worden. Ihr Organ, der»Magyar Orszaa", gibt der Meinung SuSdruch daß die UnabhängigkeilSpartei vor dem Kriege eine andere Außenpolitik als die Negierung befürwortet habe. Man habe daher mit dieser nichts zu schaffen und sei für die Er- eignisse somit nicht verantwortlich. Die Kontrolle würde übrigens rein fitliven Charakter haben. Die Lürgerlich-Raditalen fordern im „Vilag" und die Sozialdemokraten im„Nepszava " statt der Kontrolle die Einführung eines allgemeinen Wahlrechtes. Im„Magyar Hirlap" gibt Graf Andrassy eine längere Er« Ilärung über seinen Plan. Darin heißt eS u. a.: Etwa im Mai 1915 tauchte der Gedanke auf, ein ungarische» Koalitions-Kabinett zu schaffen. Die Opposition wollte aber nicht, daß ein Kabinett mit TiSza an der Spitze zustande käme. Tisza war aber nicht geneigt, abzudanken. Seitdem hat sich die Erregung der Opposition ge« steigert, und sie trat mit ihrem jetzt im Parlamente vorgetragenen Plane hervor. Unser Wunsch ist eS. daß die Führer der Opposition über alle wichtigen Borsälle rechtzeitig und systematisch verständigt werden und Gelegenheit finden, ihre Ansichten an berufener Stelle vorzutragen. Die Regirrung bleibt jedoch für alle ihre Handlungen weiter allein verantwortlich. Die Führer der Oppositionsparteien hielten gestern abend in Sachen der parlamentarischen Kontrolle eine Beratung ab. Graf Karolyi und seine Anhänger waren gegen den Plan, und man einigte sich dahin, die Angelegenheit dem Borstande der Unabhängig» keitSpariei zur Entscheidung vorzulegen. Al» Oppositionsführer, die den Verkehr mit TiSza unterhalten und von ihm in alle» eingeweiht werden sollen, wurden bestimmt Graf Julius Andrasiv von der Berfaffungspartei, Graf Albert Spponyi von der UnaohängigkeitSpartet und Graf Aladar Zichh von der VolkSpartet. Die ßrage ües üeutfch-englischen Interniertenaustausches. Amtlich. Berlin , 7. Juli. (W. T. B.> Eine Meldung des Reuterschen Bureaus besagt: London , 27. Juni. (W. T. B.) Cetil teilte gestern im Unter- Hause mit, daß er durch die amerikanische Botschaft einen weiteren Bericht über die Verpflegung im Lager von Ruhleben erhalten habe. Der Bericht zeige. daß die Deutschen die BerpflegungSrationen auf weniger als die Hälfte des erforderlichen Betragt» absichtlich herabgesetzt hätten, während fle gleichzeitig zwischen 60000 und 200 000 M. Gold angesammelt hätten, da« für die Rationen hätte verwendet werden sollen. Die britische Regierung habe demzufolge telegraphisch eine Note an die deutsche Regierung durch Vermittlung deS ameri- konischen Botschafters gerichtet, in der betont werde, daß es Pflicht der Deutschen sei, die Gefangenen, wenn sie sie nicht an« gemessen ernähren konnten, freizugeben. Wir haben an unseren Borschlag erinnert, die Zivilpersonen über V0 Jahr» oder die Kriegs- untauglichen über»5 Jahre freizugeben oder auszutauschen, und haben zum Schluß vorgeschlagen, daß alle britischen in Ruhleben internierten Zivilpersonen in«»»tausch gegen eine gleiche Anzahl gefangener deutscher Zivilpersonen frei- gegeben werden möchten. Endlich haben wir erklärt, wenn Teutschland diesen Vorschlag nicht binnen einer Woche annehme, so würden wir gezwungen sein, zu erwägen, welcher Weg hin- sichtlich der Verpflegungsrationen mit Bezug auf d ie hier befindlichen deutschen Ztvilgefa ngenen eingeschlagen werden müßte.(Lauter Beifall.) Dazu wird amtlich bemerkt: Die Voraussetzung«' England« sind gänzlich unzutreffend, da in Deutschland die Zivilgefangenen genau so wie Kriegsgefangene, und zwar nach erprobten Grundsätzen ausreichend ernährt werden. Der britischen Regierung ist bereits ein dahingehender Bescheid erteilt worden, so daß die englischen Drohungen dadurch gegen- standSIoS werden. Der AuStauschvorschlag i st in der von England angeregten Form für Deutschland unannehmbar, dagegen schweben zur Zeit Verhandlungen, die einen Austausch der Zivilgefangenen auf anderer Grund- läge zum Ziele haben. Englischer lNinifterjchub. London , 7. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird bekannt- gegeben, daß Lord Derby zum Untersekretär des K r i e- g e s und Lloyd George zum K r i e g s m i n i st e r er- nannt worden ist. Sir Edward G r e y wurde in den Peer- st a n d erhoben. Das irijche Problem. . London , s. Juli. <W. T. B.)»Daily News" teilt über den Plan des irischen Ausgleichs folgendes mit: Ein Lordleutnant wird demnächst ernannt werden. DaS irische Unterhaus wird gebildet werden, indem die 78 Abgeordneten, die jetzt Irland , mit Ausnahme der sechs ausgeschlossenen Grafschaften von Ulster , in West- Arinster vertreten, ins irische Parlament übertrcien. Bon diesen Ab- geordneten sind 7S Nationalisten oder unabhängige Nationalisten. Unter den beiden Unionisten befindet fich Sir Edward Tarson. Die 73 irischen Abgeordneten werden ihre Sitze in Westminster behalten. Eine beträchtlich starke Vertretung von Unionisten im Westen und Süden von Irland wird durch Ernennungen in den Senat erreicht werden. Im Anfang sollen Unterhaus und Senat gemeinsam be- raten. Dieser zeitweilig« Ausgleich soll für die Dauer de« Kriege» und sür ein Jahr nach dem Friedensschluß gelten. London , 6. Juli. m. T.».).Times' meldet au» Dublin vom 5. Juli, daß im Westen von Irland die Praxis de« Viehweg- treiben« wieder begonnen bat. wodurch die Pächter die Grundherren wiederholt zu zwingen versucht haben, die Grundherrschaften aufzu- lösen und die Farmen an die Pächter zu verkaufen. Auf einer großen Farm bei BallinaSloe kam e« zu einem förmlichen Kampf
zwischen den hundert Polizisten, die zum Schutze de» Eigentums auf das Gut gebracht worden waren, und einem großen Haufen von etwa 500 Bauern, die die Polizei mit Stöcken und Steinen an- griffen. Die Bauern waren die stärkeren und es gelang ihnen, das Vieh über die ganze Gegend auseinanderzutreiben. Englisch -fthweüisches tzanüelsabkommen. Kopenhagen , 7. Juli.»Politiken ' meldet aus Stockholm : Gestern ist zwischen England und Schweden ein wich- tigeS Handelsabkommen über die Regelung der schwedischen Einfuhr unterzeichnet worden. Die englische Regierung hat sich lange geweigert, die Bürgschaften, die das neue schwedische Kriegshandelsgesetz gegen die Wiederausfuhr eingeführter Waren bietet, anzuerkennen und verlangt, daß die schwedischen Kaus- leute ähnliche Edlärungen abgeben wie die Kaufleute anderer neu- traler Länder. Durch das Abkommen erkennt England nunmehr diese Bürgschaften an. Die unmittelbare Folge des Abkommens ist die Freigabe großer Mengen von Waren, die in letzter Zeit in Schweden eingetroffen, aber zurückgehalten worden waren. Russisch,japamscher Schutzvertrag. Petersburg, 7. Juli. (W. T. B.) Meldung der Peters- burger Telcgraphenagentur. Hier wurde ein politisches Ab- kommen zwischen Rußland und Japan den Ssasonow und dem japanischen Botschafter unterzeichnet. Das Abkommen enthält zwei Punkte und hat den Zweck, die beiderseitigen Bemühungen zur Aufrechterhaltung des Friedens Hauptfach- lich in Ostasten in Einklang zu bringen. Der erste Punkt stellt die gegenseitige Verpflichtung auf. kein politisches Abkommen zu schließen und keine Verbindung einzugehen, die sich gegen den anderen vertragschließenden Teil richten. Der zweite Punkt besagt, daß bei Bedrohung deS Gebietes oder der besonderen Interessen des einen vertragschließenden Teils in Ostasixn, die der andere Teil anerkannt hat. Rußland und Japan sich über die nötigen Maßregeln zur Unterstützung und Hilfeleistung verständigen werden, um diese Rechte und Jnter- essen zu schützen und zu verteidigen.
politische Ueberstcht. Geplatzte Seifenblasen. In der holländischen und daran anschließend auch in der deutschen Presse hat man sich in letzter Zeit mehrfach mit den etwas merkwürdigen Plänen einiger belgischer Annexionisten zur Vergrößerung Belgiens beschäftigt. Graf Reventlow gibt zu dieser Debatte über„Größerbelaien" einen Kommentar, der früher offener ausgesprochene Forderungen von neuem aufnimmt. Er schreibt in der„Deutschen Tageszeiwng": „Das Belgien , welches sich vergrößern und der Himmel weiß, wieviel fremdes Gebiet annektieren will, ist tatsächlich nichts. Belgien ist als Staat eine geschichtliche E r i n n e- r u n g.... Deswegen kann man auch das Gepräge unfrei- willigen Humor» auch den tiefernsten Betrachtungen nicht ab- sprechen, welche deutsche Zeitungen den belgischen.Annexionisten" und ihren»Bestrebungen" widmen. Nur ist der unfreiwillige Humor hier nicht ganz rein mehr, fondern wird für den Beur- teiler beeinträchtigt durch das Gefühl de» Bedauern». Was kann, wie gesagt, das Ausland vom deutschen Selbstgefühl denken, wenn diese Dinge wichtig behandelt werden? Dazu kommt aber, daß eine solche Auffassung Hang zu einer Politik der Schwäche und der.moralischen Eroberungen" verrät, die man vom deutschen Standpunkte nur mit einer gewissen Besorgnis verfolgen kann. Sobald das Deutsche Reich sich nach Westen hin wirklich reale Garantien und in jeder Be- ziehung schafft— und das kann eS, wenn eS will—, fo ist nicht nur d a S Gröherbelgien«ine geplatzte Seifenblase, sondern auch etwaige holländische Sorgen sind erledigt." Ob dem Herrn Grafen nicht einmal der Gedanke kommt, daß auch seine so schön schillernden Seifenblasen platzen werden?_(z) DeS Kanzlers Schweigen. Die„Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht folgende Notiz: „Der Vorsitzende der nationalliberalen Landes- organisation Sachsens , Geheimer tzofrat Professor Branden- bürg, veröffentlicht im„Leipziger Tageblatt " eine Erklärung. in der er die Ansicht vertritt, daß eS voreilig und vielleicht unheilvoll sei, dem Reichskanzler Vertrauen zu schenken, bevor man wisse, wie er über den künftigen Frieden denkt. Erst müsse der Reichskanzler seine Karten aufdecken und klipp und klar verkünden, was er wolle, dann sei et Zeit, sich zu überlegen, ob man seine Politik unterstützen solle oder nicht. Professor Brandenburg faßt die Vertrauensfrage am ver- kehrten Ende an. Wir befinden uns im Kriege. Noch ist der endgültige Sieg nicht errungen. Während unsere Söhn« und Brü- der draußen im Felde und auf dem Meere kämpfen und bluten, und wir daheim. Mann und Frau und Kind, vom ersten bi» zum letzten, alle physischen und moralischen Kräfte aufs höchst« an» spannen, um den Krieg siegreich zu überwinden, dient es da dem Ganzen, gegenüber der politischen Leitung de» Reiche» Vorsicht und kritische Zurückhaltung zu empfehlen, weil sie nicht tut, was ibr für den Augenblick die elementarste politische Klugheit verbietet? Gilt sonst der Spruch: Erst wägen, dann wagen, so heißt eS hier: Erst schlagen, dann fragen I Auf das Heute kommt es an, nicht auf das Uebermorgen. Wer für heute mißtraut, weil er für übermorgen Borbehalte hat, schwächt die einige innere Stärke. Di« ist die For- derung deS Tages." Dieses Ausweichen auf Fragen von folgenschwerster Bedeutung erscheint uns ebensowenig begründet und ein- leuchtend, wie es Professor Brandenburg von seinem völlig entgegengefetzten Standpunkt aus befriedigen wird.
Die Flauheit der Kanzlerpolitik. Im Finanzausschuß der württembergischen Abgeordnetenkammer gab es scharfe Auseinandersetzungen zwischen dem Ministerpräsidenten Weizsaecker und dem Wort- führer der Konservativen, Abgeordneten Koerner, der von Flauheit der Kanzlerpolitik sprach und Dr. H e I f f e r i ch als Vertreter der Hochfinanz in der Reichsregierung bezeichnete, wa» sich Ministerpräsident Weizsaecker energisch verbat.
Leuschs Prophetir und liberale Skepsis. Mit Lenschs Buch beschäftigt sich im„Berl. Tagebl." Dr. Paul Michaeli«. Er rechnet zwar Lensch „zu den klügsten Köpfen der Sozialdemokratie", setzt aber hinter die sazial-imperialisttsche Theorie de» also Gelobten die dicksten Fragezeichen. Er schreibt unter anderem: „Was Friedrich Naumann vor zwölf Jahren für die bürger- liche Demokratie unternahm, das will jetzt, wenn wir ihn recht verstehen, der Abgeordnete für Reichenbach-Auerbach Dr. Paul Lensch
auch für die Sozialdemokratie erreichen. Das est der Sinn seiner Schrift:„Die Sozialdemokratie, ihr Ende und ihr Glück", die kürzlich im Verlag von S. Hirzel in Leipzig erschienen ist. Lensch bekennt sich, wenn auch nicht ge- rade dem Worte nach, zum Imperialismus. Anders ist es nicht zu verstehen, wenn er den Sozialismus als den Retter des Nationalismus bezeichnet. Hatte Naumann ein demokratisches Kaisertum mit der Seele gesucht, so will Lensch einen sozialen Imperialismus.... Lensch sieht über der Ab- stimmung vom 4. August folgendes neue Licht schweben:„In ihr vollzog sich die Vereinigung beider sonst so feindlich einander gegenüberstehenden Prinzipien. Sie war ein Dienst am deutjchcn Volke, weil sie ein Dienst an der deutschen Arbeltcrklasse war; Klassenbewußtsein und Nationalbewußtsein hatten sich zu unzerreißbarer Einheit ver- w o b e n." Und auch damit noch nicht genug; der Weltkrieg ist nach Lensch eine Revolution, insofern er das Ende der in- dividualistischen Geschichtsepoche bedeutet.„Der Aufstieg der Arbeiterklasse vollzieht sich im Tonner eines revolutionären Äelt- krieg», wenn auch ohne die Blitze eines revolutionären Bürger» kciegs." Und noch mehr! Herr Lensch spricht eS in aller Ruhe aus:„An der Spitze der deutschen Revolution steht Bethmann Hollweg ." Wir glauben dem leitenden Kanzler nicht zu nahe zu treten, wenn wir annehmen, daß er etwas überrascht gewesen ist, als er von dieser ihm zugedachten Rolle erfuhr und sich ungefähr in eine Reihe mit CronUvell und Napoleon gestellt sah. Zum mindesten hätte er sich eine solche Aufgabe am 4. Dezember 1913 noch nicht träumen lassen.... Wir haben vor zwölf Jahren die kühnen Erwartun- gen Friedrich Naumanns mit einigem Zweifel detrachtet, und die biSberige Entwicklung hat un» recht ge- geben. Den dialektischen Ausblicken der Lenschschen Dia- l e k t i k stehen wir noch kühler und skeptischer gegen- über. Wer sich nicht in phantastische Spekulationen verlieren, sondern den Boden der nüchternen Wirklichkeit unter den Füßen behalten will, der mag immerhin zugeben, daß au» den Er- fahrungen de» Kriegssozialismus manche» Wertvolle in den Friedensbetrieb übernommen werden könnte und auch vielleicht übernommen werden wird. Aber daß nun einmal dem dialek- tischen Prozeß zuliebe die bisherige Entwicklung plötzlich auf- hören und eine entgegengesetzte Reihe ansangen sollte, ist recht unwahrscheinlich. Die Zeit nach dem Kriege dürfte viel prosaischer sein, als schwärmerische Opti- mistensichausmalen." Paul Michaelis ist bei weitem nicht der einzige bürgerlich« Politiker, der sich einen klareren Blick und einen kühleren Kopf be- wahrt hat, als die phantasieberauschten Umlerner aus den Reihen unserer Sozial imperialisten. DaS Recht der Jugendliche». Die Jugcrtdlichen über 14 Jahre, die schon in Friedens- zeiten für das Wirtschaftsleben von großer Bedeutung waren, sind jetzt in der Kriegszeit zu einem unentbehrlichen Faktor im Produktionsprozeß geworden. Mehr als je lasten auf ihnen wichtige wirtschaftliche Aufgaben und Pflichten. Wir erinnern nur daran, daß ein großer Teil der Jugendlichen heute für viele Familien der einzige Ernährer ist. Daß diesen staats- bürgerlichen Pflichten auch entsprechende Rechte gegenüber- stehen müssen, halten wir für ganz selbstverständlich.� Trotzdem neigt man teilweife selbst in Parteikreisen dazu, die selbstän- digen erwerbstätigen Jugendlichen als Schüler zu behan- dein. Daß die bürgerlichen Parteien überhaupt nichts von einer freieren Betätigung der„Jugendlichen" wissen wollen, ist bekannt genug. Im„Reichsboten" drückt der Pfarrer Prof. Dr. Philipps diese Ansicht sehr schroff dahin aus: „Wenn man auch zugeben muß, daß bei denen, die schon vom 14. und 15. Jahre an in das Erwerbsleben eintreten, leider eintreten müssen, die Verhältnisse sehr viel anders liegen, als bei den Besuchern der Gymnasien und Realschulen, so bleibt doch zu Recht bestehen, daß man'die Altersgruppe vom 14. bis 18. Lebensjahre als„Jugendliche" bezeichnet. Die„Jugendlichen" aber gehören, nach meiner Ueber- zeugung wenigstens, noch nicht hinein in den öffentlichen Kampf; sie sind in erster Linie als Objekte der Volkserziehung anzu- sehen und nicht als Subjekt«, die berufen sind, schon de- stinimend mit einzugreifen in da» öffentliche Leben." � Der Herr Pastor vergißt dabei gänzlich, daß die Jugend- lichen Subjekte des Wir tschafts Prozesses sind. Die Behandlung, die er ihnen zygedenkt, wäre nur dann ver- ständlich, wenn man den Jugendlichen auch sonst jede erdenk- liche Fürsorge angederhen lassen würde, statt sie ohne jeden Schutz dem Erwerbsleben zu überlassen.
Besichtigungsreise der neutralen Militärattaches. München , 7. Juli.<W. T. B.) Auf ihrer Reise durch Deutsch . land trafen hier am Mittwochabend die Militärattaches der neu- traten Staaten ein, nachdem sie vorher den Städten Rothenburg ob der Tauber und Nürnberg einen Besuch abgestattet hatten. Sie werden in München «ine Anzahl von industriellen Unternehmungen besichtigen: außerdem ist die Besichtigung von militärischen Ein- richtungen der Lebensmittelversorgung und von hervorragenden Sehenswürdigkeiten in Aussicht genommen. Am Sonntag gedenken die Attaches als Abschluß des Münchener Aufenthalts«inen Au»- klug nach Berchtesgaden zu unternehmen. Die MilitärattachSS ge- hören folgenden Staaten an: Argentinien , Rumänien , Spanien , Schweden , Chile , die Vereinigten Staaten von Nordamerika , Däne- mark und Peru. _
Anrechnung etneS KriegSjahreS. Ein kaiserlicher Erlaß bestimmt, daß den Anaehörigen de» Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine, die auf Befehl dem türkisch -italienischen Kriege in den Jahren 1911/12 oder dem Balkankrieg in den Jahren 1912/13 beigewohnt haben,«in Kriegsjahr anzurechnen ist. Fällt die Anwesenheit auf dem Kriegsschauplatz in mehrere Kalenderjahr«, so ist das erste Jahr al» Kriegsjahr anzurechnen.
Seebäderverkehr. Amtlich. Da» stellvertretende Generalkommando deS 9. Armeekorps hat am 7. Juli 1916 folgende Verordnung erlassen: Der Küstenstrich an der Nordsee zwischen den FestungSgebieten von Cuxhaven nach Geestemünde ist für den Seebäderverkehr ge» sperrt. Zuwiderhandlungen gegen diese Verordnung werden nach§ 9 des Gesetze? über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 in Verbindung mit dem Rcichsgesetz vom 11. Dezember 1915 — Reichsgesetzblatt Seite 813— bestraft. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Veröffentlichung in Kraft.
Letzte Nackrichten. Angehaltener schwedischer Dampfer. Stockholm , 7. Juli. (28. T. 99.) Wie„Svenlka Dagbladet" er- fäbrt, wurde der schwedische Amerika -Dampfer„Stockholm " wioer Erwarten von den englischen Behörden nach der Untersuchung in Kirkwall gezwungen, Liverpool anzulaufen, um einen Teil seiner Ladung zu loschen. Laut„Socialdemokraten" soll die Veranlassung hierzu bit Ladung von 750 Tonnen Kupfer und 350 Tonnen Leder sein.