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Es bleibt bei der Preissteigerung! vom Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen Wird uns geschrieben: Wir erhalten so nach und nach Kenntnis von den Verordnungen, die für die Zuteilung der neuen Ernte berechnet sind; dabei heißt es meist, es bleibe so ziemlich alles beim alten, nur Unbe- deutendes ist geändert. Auch in der Preisbestimmung? DaS ist für die große Masse der Konsumenten sehr wichtig, denn die Preise für einige Nahrungsmittel sind bereits wieder in der Aufwärts bewegung. Nehmen wir nur einige Beispiele. Ohne viel Aufsehen ist der Preis für M i l ch um 2 Pf. erhöht, Rindfleisch das Pfund um 10 Pf. bis 40 Pf. gesteigert, so daß gutes Rindfleisch be reits auf 3,30 M. im Preis getrieben ist. Trotz der guten Weide für Vieh keine Preisminderung, sondern Heraufsetzung. Seit Wochen wird für einen höheren Schweine preis in den Interessentenkreisen Stimmung gemacht, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann dem Begehren stattgegeben wird. Vielleicht dürfen wir nun hoffe», daß bei einer guten Ernte eine Herabsetzung der Höchstpreise eintritt. In landwirtschaftlichen Kreisen hört man hiervon nichts, im Gegenteil, es wird ohne Rücksicht auf den Ertrag der Ernte steißig für Beibehaltung und Erhöhung der Höch st preise Stimmung gemacht. Der deutsche Landwirt. schaftsrat will zwar keine Erhöhung der Getreidepreise, aber eine Extravergütung in Form einer Druschprämie von 2S Mark für die Tonne Getreide. DaS KriegSernährungsamt ist in der Verordnung um diese Frage herumgegangen. Die Preise für Brotgetreide. Hafer und Gerste sollen später bestimmt werden. Soviel scheint aber sicher, daß die Anregung des Deutschen Landwirtschaftsrats hier auf günstigen Boden fallen wird. Das rückt eine Brotpreiserhöhung in bedenkliche Nähe, oder vermeidet man diese Klippe, so haben wir damit zu rechnen, daß die hohen Preise für Teigwaren und Grieß bestehen bleiben, wenn nicht erhöht werden, denn an einer Stelle muß das Mehr herausgeholt werden. Grieß steht aber gegenwärtig um nahezu das Doppelte über dem Friedenspreise, und bei Teigwaren wird dieser Aufschlag weit überschritten. Für Gerste und Hafer verlangt der Deutsche LandwirtschaftSrat die bisherigen Preise, die 80 M. pro Tonne über Roggenpreise stehen, außerdem aber eine Druschprämie von K0 M.; sonst bewegt sich der Gerstenpreis unter dem RoggenpreiS. Für die Gerste und den Hafer zur Bereitung von Graupen, Grieß und Mehl wird ein Höchstpreis abgelehnt. Mit dem Erfolg, daß für diese Gerste nnd Hafer noch weitere Aufschläge von 60100 M. verlangt werden. Gerstengraupe ist infolge dieser Preispolitik im Mai 1916 das Pfund auf 62 Pf. gestiegen. Die gleiche Steigerung weist Hafermehl auf. Für Buchweizen und Hirse ist vom KriegsernährungSamt der Preis bereits um 5 M. bis 18,50 M. pro Doppelzentner erhöht, obwohl der Preis für Buchweizen schon jetzt auf 118,40 M. hinaufgetrieben ist. Bei Hülsenfrüchten beläßt eS das KriegsernährungSamt gnädig bei den jetzigen Preisen. Gegenwärtig zahlen wir für Erbsen 104,50 M., für Bohnen 112,90 M. für den Doppelzentner. Wenn das die Aufgaben des KriegsernährungS- a m t e s sind, dann war der große Lärm über die Neueinrichtung überflüssig. Den Konsumenten werden für die nächste Zeit noch einige unangenehme Ueberraschungen bevorstehen, denn es bleibt beim alten, bei der Preissteigerung!

Saccharinverteilung. Die Reichszuckerstelle wird den Kommunalverbänden in Fällen dringenden Bedarfs und nach Maßgabe der verfügbaren Bestände Süßstoffe einerseits für Gasthausbetriebe, Speifewirtschasten und dergleichen, andererseits für den Verbrauch in den Haushaltungen überweisen. Es werden hauptsächlich die Orte mit regem Fremden» verkehr, Verkehrszentren, Badeorte und dergleichen in Frage kommen. Hinsichtlich der Zuweisung von Süßstoff für die Haushaltungen weist die Reichszuckerstelle darauf hin, daß in keinem Falle einem Kommunalverband eine größere Menge als 1li Gramm Süßstoff auf den Kopf der Bevölkerung und für den Monat wird zugewiesen wer- den können. Zu diesem Zwecke wird der Süßstoff in Kristallform (440 4b0fache Süßkraft) ausgegeben werden. Die Packung besteht aus kleinen Briefchen mit dem Inhalt vnn 1'/« Gramm Kristallsüßstoff, so- genannte II- Packung. Diese Menge entspricht einer Süßkraft von etwa 560 Gramm Zucker, also 1'/,« Pfund. Anmeldungen find von den Beteiligten unverzüglich bei der für den WirtschastSbetrieb zuständigen Ortsbehörde einzureichen.

zu wollen auf dasKrieaSerlelmiS* der großen Masse. Die soziale Stellung spiegelt sich auch in der Auffassung deS Krieges und seinen Wirkungen auf den Menschen; dafür ist dieses Büchlein ein immer- hin ganz interessanter Beweis. Erblich die.Kr i eg S b rie fe eines Feldarztes"; Schilderungen aus dem Osten, mit wenig Kunst und Eigenart hingezeichnet, nicht immer sehr klar und an- schaulich, in einzelnen Partien jedoch auch nicht ohne Reiz; dem schauerlichen Toben des Krieges gegenüber wahrt der Schreiber eine gewisse Gelassenheit, große Erlebnisse treten nicht heraus. Mehr als all diese Sammlungen gibt ein dünnes Bändchen .Feldpostbriefe eines Fahnenjunkers"(Paul Cassirer , Berlin , 2 M.). Der neunzehnjährige Sohn eines be- kannten Bildhauers schildert hier seine Eindrücke und Gefühle in den Karpathenkämpfen der ersten Hälft« des AahreS 1915, wenn man die schnellen, flüchtig hingeworfenen Kartchen und Brieflein Schilderungen nennen darf. Dennoch: so knapp, unzusammen- hängend, ganz persönlich gehalten diese Mitteilungen sind, sie geben mehr als manche langatmige Beschreibung. DaS macht, weil hier ein junger Mensch von ungewöhnlich starkem Gefühlsleben, ganz eigener Gestaltungskrast und schöner Ehrlichkeit schreibt. Wenn er von der aufvetbendan Wacht im Graben, dem mühseligen Angriff durch Schnee und Geschoßgarbe, dem Aufblühen des Frühlings, den kargen Stunden frohen kameradschaftlichen Zusammenseins be- richtet, dann braucht er nie viele Worte, große Beteuerungen; und doch tritt alles so gewaltig, so lebendig vor den Leser, daß er mit dem Schreiber erschauern öder froh und leicht werden mutz. Re- flexionen über Krieg, Tod und Leben fließen ein, die vollends zeigen, wie hier die äußeren Vorgänge innere» Erlebnis geworden sind. Dabei stört nirgends Gesuchtes, nirgend» erhaben tuend« Alt- klugheit. Ein lebensfrischer junger Mensch spricht in allem. Be- geisterung für den Kampf, der ihm aufgezwungen« Verteidigung des Vaterlandes, der Lieben daheim erscheint, vermag nicht die Er- kenntnis des Elends, das dieser Krieg bedeutet, seine? Widersinn? und seiner Barbarei zu unterdrücken. Immer heißer klingt der Wunsch nach Frieden auf, die Sehnsucht, wenigstens für eine Zeit dem Entsetzlichen zu entfliehen, das wieder und wieder guten Willen und zähe Widerstandskrast niederzubrechen droht. Mit un- gewöhnlicher Deutlichkeit spiegeln sich hier die Stimmungen der Front, die Beschwerden über allerlei Zumutungen, Strapazen und Kost, das Begehren nach Urlaub,Salonschutz" und heimatlichen Kostbarkeiten. Der die Briefe schrieb, war Angehöriger einer ge- hobenen sozialen Schicht, und das ist bei seinen Briefen nicht zu vergessen; er war aber auch ei» offener, edler Charakter; und das macht die Lektüre seiner Briefe für alle wertvoll und bedeutsam. Bekenntnisse wie diese auch von anderen, von möglichst vielen Mitkämpfern aus den verschiedensten GesellschastSschichten ge- sammelt und gesichtet, das würde ein Kriegsdokument sein, dessen Wert kaum zu überschätzen wäre. Das könnte neben Büchern, die den äußeren Verlauf der kriegerischen Ereignisse schildern, ein Medium werden, um künftigen Geschlechtern ein wahrhaftes, ein- dringliches, erschütterndes Bild dieses Krieges zu geben, seiner Furchtbarkeiten, seiner Anforderungen an die Menschen, der Stixn. mungen, die er erzeugte, der seelischen Einwirkungen, die von ihm ausgingen.

Unzulässiger Aufkauf von Kleinhandelsware«. Die Knappheit und die Preisentwicklung auf dem Lebensmittel markt hol zu mancherlei Auswüchsen geführt, gegen die sich die Ver> ordnung vom 24. Juni über den Handel mit Lebens- und Futtev mittein und zur Bekämpfung des Kettenhandels richtet. Man hat in Zweifel gezogen, ob der Aufkauf von solchen Waren, die schon im Kleinhandel sich befinden ein Aufkauf, der gewöhnlich zu dem Zwecke erfolgt, die Ware großhandelsmäßig weiter zu vertreiben, verboten ist. Demgegenüber sei festgestellt: Die Fassung des Para- graphen 11 der Verordnung.Wer den Preis für Lebens- und Futtermittel durch unlautere Machenschaften, insbesondere durch Kettenhandel steigert..." trifft für den Aufkauf im Kleinhandel zum Zweck des Weiterverkaufes der zusammengefaßten Warenmengen zu, verbietet ihn und macht ihn strafbar.

Obst- und Gemüselieferungen aus Russisch -Litauen . Der Magistrat von Königsberg hat mit der deutschen Verwaltung in Russisch-Litauen einen Bertrag über Obst- und Gemüselieferungen abgeschlossen. Erdbeeren, die von dort stammen, hat der Magistrat bereits verkauft. Ihnen sollen Kirschen, Jo- hannisbeercn, Pflaumen, Aepfel, Birnen und allerhand Gemüse folgen. Auch Gänse werden aus dem besetzten ruffischen Gebiet wieder nach Deutschland importiert.(z) RcichSdutterkarte. Der Beirat deS KnegsernährungSamis hat am Dienstag beschlossen, daß jedem Reichsbürger 90 Gramm Butler oder Speisefett oder Margarine von Anfang September an für die Woche zugeteilt wird. flus öer Partei. Zur Kreisgeneralversammlung in Teltow -Bceskow. Vom geschäftsführenden Ausschuß Groß-Berlins sendet uns Genosse Weise zu dem Bericht über die Kreisgeneralversamm- lung von Tcltow-Beeskow folgende Richtig st ellung:.Ich habe nicht ausgeführt, daß der alte Kreis v o r st a n d mit der Einberufung einer Generalversammlung durch den geschäftssührenden Ausschuß einverstanden sei, sondern erklärt, daß ich mit den Genossen im Bureau Teltow -Beeskows über diese Angelegenheit gesprochen und ihnen den Vorschlag unterbreitet habe. Genosse Groger bemerkte dazu, dies sei ein Vorschlag, der gangbar und annehmbar scheine. Auf ein Bemerken von mir, ob er in diesem Sinne wirken wolle, betonte er, was er tun könne, werde er tun; bindende Erklärungen über die Köpfe seiner Vorstandskollegen hinweg könne er allerdings nicht abgeben. Dieses bezeichnete ich als selbstverständlich. Bei dieser Besprechung waren noch zwei Genossen des Teltow-Bees- kower Kreises zugegen. Gleicherweise habe ich auch im Zentral» vorstand berichtet. Von dem bisherigen Kreisvorstand geht uns nach- stehende Erklärung zu: Der Bericht desVorwärts" über dieGeneralversammlung " deS Kreises Teltow-Bceskow vom 9. Juli cr, macht Angaben, die den Tatsachen nicht entsprechen. Eine Mitteilung, die den Vertreter deS Bezirksvorstandes von Groß-Berlin, Genossen Weise, berechtigte, in der Versamm- lung zu erklären: Unsererseits wäreder Vorschlag, einer durch den geschäftssührenden Ausschuß einzuberufenden und zu leitenden neuen Generalversammlung mit Anwesenheit des alten und des provisorischen Vorstandes für annehmbar bezeichnet worden", ist von uns nicht gemacht worden. Ein Schreiben des Bezirksvorstandes von Groß-Berlin, da» den Beschluß desselben: Unter der Voraussetzung, daß die Zentralvorstände der Teltow -Beeskower Wahlkreisorganisation(alter und provisori- scher Vorstand) ihr Einverständnis erklären, wird der geschäfts- führende Ausschuß deS Bezirksverbandes Groß-Berlin mit der baldigen Einberufung und der Leitung einer Generalversamm- lung deS Teltow -Beeskower Kreises beauftragt." enthielt, ging dem Bureau des Kreises unter dem Datum des 8. Juli 1916, also erst am Vorabend der Versammlung zu. Der Kreisvorstand hatte also noch gar keine Gelegenheit, bis zu obiger Versammlung dazu Stellung zu nehmen. Die im Bureau tätigen Genossen haben aber stets erklärt, daß sie ohne Vorstcmdsbefchlutz keine Erklärung abgeben könnten. Berlin , den 12. Juli 1916. Thurow. Böske. Groger. PagelS. Stieffenhofer. Ewald. Ryneck. Wenzel.

Zum Frankfurter Konflikt. Der Parteivorstand schreibt uns: Der Zweck der Richtigstellung war, die durch die Resolution deS Bezirksparteitages in die Welt gesetzte unwahre Behauptung zurückzuweisen, der Parteivorstand decke die Zurückhaltung der Bezirksbeiträge durch die Frank- furter Kreisorganisation. Diese Behauptung wird nun ja wohl vom Bezirksvorstand preisgegeben. Die weiteren Streitfragen organisatorischer und finanzieller Natur im Wege der Zeitungspolemik zu erörtern, dürste wenig Zweck haben. Doch auf eins muß noch hingewiesen werden. DaS Boykottflugblatt gegen die.Volksstimme" ist vom erweiterten Be- zirksvorstand unterzeichnet, vom Bezirkssekretariat in Druck ge- geben und auf Kosten der Bezirkskasse an die Organisationen deS Bezirks versandt mit der Aufforderung, eS an die Mitglieedr weiterzugeben. Ob da» Flugblatt nicht aus der Bezirkskasse, fon- dern vielleicht von irgendeiner Sonderorganisation oder einer sonst an der parteizerrüttenden Tätigkeit interessierten Stelle be- zahlt wurde, ist für die Beurteilung des Vorgehens des erwetterten Bezirksvorstandes unerheblich._ Vertagung der Konferenz der Neutralen. Im Einvernehmen mit der sozialistischen Partei der ver- einigten Staaten Und mit Hinblick auf die Lage in Norwegen hat das Haager Bureau die Neutrale Konferenz vom 26. Juni auf den 31. Juli vertagt. Gleichzeitig teilt das Bureau mit, daß e« die Parteien folgen- der Länder zur Teilnahme an der Konferenz eingeladen hat: Niederlande , Schweden , Norwegen , Dänemark , Vereinigte Staaten , Schweiz , Spanien , Rumänien , Griechenland Und Argentinien . Bisher sind folgende Delegierte angemeldet: Branting (Schweden ), Vidne»(Norwegen ). Stauning(Dänemark ), Grimm(Schweiz ) und Hillguit(Vereinigte Staaten ). Diese Delegationen sollen verstärkt werden können. ES wurde nämlich beschlossen, auch die Vertreter der nationalen Gewerk- schaftszentralen unter Verantwortlichkeit der Partei de» betreffen- den neutralen Landes zuzulassen. Die Konferenz wird nicht geheim tagen. Vertreter der sozia- listischen und nichtsozialistischen Presse wurden eingeladen. Die vorläufige Tagesordnung lautet: 1. Eröffnung der Konferenz, Miteilung über ihren Charakter, Feststellung der endgültigen Tagesordnung. 2. Antrag der Vereinigten Staaten auf eine allgemeine Sitzung des Internationalen Bureaus. 8. Besprechung eines Manifestes an die Parteien der krieg- führenden Länder über die Festlegung eines dauernden Friedens. 4. Besprechung eines Antrags der niederländischen Abteilung über die Teilnahme der neutralen Länder an der Schließung des Friedensvertrages. Die vom Exekutivkomitee des Bureaus einberufene Konferenz wird von den niederländischen Mitgliedern der Exekutive geleitet werden, in Anbetracht der Tatsache, daß die belgische Delegation, die den anderen Teil der Exekutive ausmacht, nicht zu den neu- tralen Ländern gerechnet werden kann. Den Vorsitz wird wahrscheinlich Genosse Troelstra führen.

Aus den Organisationen. Im ersten Hamburger Wahlkreis erstattete der Vorsitzende Genosse Gruenwaldt den Jahresbericht. Danach betrug die Mitgliederzahl 1913/14 8342, 1914/15 6341, 1915/16 5281. Die Beitragseinnahmen sanken von 50 404 M. im Jahre 1913/14 auf 11 718 M. im Jahre 1915/16. In der Besprechung des Vorstandsberichts und der einem Referat Stoltens über die Tätigkeit des Reichstags folgenden Diskussion wurden die Parteidifferenzen erörtert. Der Vorstand wurde bis auf den Schriftführer ohne Einzelabstimmung wiedergewählt. Für den ausgeschiedenen Schriftführer wurde Gehde(Mehrheit) mit 103 gegen Uhlig(Minderheit) mit 55 Stimmen gewählt. 36 Stimmen entfielen auf einen dritten Vorschlag. Im zweiten Hamburger Wahlkreis berichtet der Vorsitzende Paul H o f f m a n n in der Mitgliederversammlung, daß die Mitgliederzahl von 7091 auf 6041 zurückgegangen sei. Die Einnahmen des Beitrags sind um rund 11 500 M. zurückgegangen und betrugen insgesamt 14 041 M. In seinem Bericht verteidigte Genosse Hoffmann die Politik der Fraktionsmehrheit und die Maßregeln des Vorstandes in der Jugendbewegung. Die Nürn- berger Resolution bestimme ausdrücklich, daß die Jugendbewegung unpoliitsch bleiben mutz und es sei zu bedauern, daß sich die Jugendlichen so weit über diesen Rahmen hinaus entwickelt haben. Den Alten könne zum Borwurf gemacht werden, daß sie es an der nötigen Aufsicht hätten fehlen lassen. Es seien Kreise vorhanden, die die Jugend für ihre Zwecke benutzten. In der Diskussion wurden diese Ausführungen unterstützt. Der Vorstand wurde in seiner Gesamtheit wiedergewählt. * Eine Funktionärkonferenz des dritten weimarischen Reichstagswahlkreises, die von 35 Genossen besucht war, fand am Sonntag in Weida statt. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde hervorgehoben, daß ebenso wie im ersten und zweiten wei- marischen Wahlkreis die Arbeiten der Kreisgeneralversammlung ausnahmsweise auf einer Funktionärkonserenz erledigt werden müßten. In der Debatte zum Jahresbericht wurden die Möglich» ketten erörtert. Organisation und Presse weiter auszubauen. Die Tätigkeit der Kreisleitung wurde nicht bemängelt. S3ei zwei Stimmenthaltungen wurde dann die alte Kreisleitung auf ein Jahr wiedergewählt. Ueber die innerpolitische Lagereferierte Genosse Leutert. Gegen drei Stimmen wurde folgende Resolution angenommen:Die Funktionärkonferenz des Sozialdemokratischen Kreiswahlvereins Weimar III spricht sich mit Entschiedenheit für die Erhaltung der Geschlossenheit unserer Organisation aus. Sie verurteilt deshalb alle zerstörenden Bestrebungen, mögen sie von Organisationen, die die Beitragssperre an die Zentralkasse sperren wollen, oder von anderer Seite in die Erscheinung treten. Da über die taktische und prinzipielle Haltung der Reichstagsfraktion soweit die Stellungnahme zu den Kriegskrediten und zur Krieg. führung in Betracht kommt erst ein Parteitag die Entscheidung fällen kann, lehnt es die Konferenz ab, eine Vorentscheidung in diesen Frtgen zu treffen. Sie gibt aber zu erkennen, daß sie mit der Haltung ihres Abgeordneten in diesen Fragen einverstanden ist. Weiter erklärt sich die Konferenz einverstanden mit der vom ge. ;qäftSführenden Bezirksvorstand getroffenen Entschließung, ins- besondere in der Frage, die ein dem Gesamtinteresse der Partei und der Arbeiterklasse mehr förderndes, gedeihliches Zusammen- arbeiten er beiden sozialdemokratischen Fraktionen im Reichstag fordert. Es ist mehr denn je alles Trennende zu vermeiden, um die Wiedervereinigung beider Fraktionen zu ermöglichen. DaS sollte allen in verantwortungsvollen Posten stehenden Genossen zur ersten Pflicht dienen. Den Funktionären wird deshalb drin­gend aufgegeben, in diesem Sinne in ihren Organisationen zu wirken." Die Menöerungen in öer Reichsverficherungsorönung. Die dom Reichstage beschlossene und am 29. Juni in Kraft getretene Novelle zur Reichsversichcrungsordnung bringt für die Versicherten drei Verbesserungen: 1. DaS Alter zur Erlangung der Altersrente ist auf das 65. Lebensjahr herabgesetzt; 2. Die Waisenrente ist für Familien mit mehr alS einem Sind erhöht; 8. Rentenkürzungen für Empfänger von Invaliden-, Kranken- und Hinterbliebenenrenten sind weggefallen. Alle drei Aenderungen haben rückwirkende Kraft für die Zeit vom 1. Januar 1916 ab. Im einzelnen sei folgendes bemerkt: a) Altersrente. Altersrente hat zu beanspruchen, wer seit dem 1. Januar 1916 älter als 65 Jahre ist und die Wartezeit vollendet hat. Es erhält also die Rente, wer vor dem 1. Januar 1851 geboren ist und die Warlezeil erfülll hat. Die Rente, die vom 1. Januar an fällig gewesen wäre, wird nachgezahlt. Die Wartezeit beträgt 1200 Wochen, das heißt: eS müssen für 1200 Wochen Klebemarken nachgewiesen sein; Krankheits- und Militär- dienstwochen gelten alS Wochen mit Klebemarken II. Lobnklasie. Die Wartezeit ist für diejenigen Personen, die beim Inkrafttreten der Versicherungspflicht für ihren Berusszweig das 85. Lebensjahr vollendet hatten, herabgesetzt. Es wird für diese Fälle auf die Wartezeit für die Altersrente für jedes volle Jahr, das sie am Tatze des Inkrafttretens der Verficherungspflicht ihres Berufs- zweig? alter als 35 Jahre waren, vierzig Wochen und für den über- schießenden Teil eines solchen JahreS die darauf entfallenden Wochen bis zu vierzig angerechnet. In Kraft getreten ist die Verficherungspflicht für die große Masse der Versicherten am 1. Januar 1891, für Hausgewerbe- treibende der Tabakfabrikatton am 4. Januar 1892, für den größeren Teil der HauSgewerbelreibenden der Textilindustrie am 2. Juli 1894, für den kleineren Teil dieser HauSgewerbelreibenden am 1. Januar 1896, für die Lehrer, Erzieher und einen Teil der sonsttgen Angestelllen am 1. Januar 1900, für Gehilfen und Lehrlinge in Apotheken und die erst durch die R. V. O. versicherungspflichtig gewordenen Bühnen- und Orchestermitglieder am 1. Januar 1912. Die Abkürzung kommt auch den versicherten zugute, die bereits vor dem 1. Januar 1916 das 70. Lebensjahr vollendet hatten, und zwar auch dann, wenn sie früher mit einem Renrenantrag rechtskräftig abgewiesen waren. Die Rente erhalten sie frühestens vom 1. Januar 1916 ab. Demnach haben nachzuweisen an veittagSwochen(einschließlich KrankheitS» und Militärleistungswochen) die Versicherten, die bei dem am 1. Januar 1891 erfolgten Inkrafttreten der Versicherung ihres BerufSzweigeS(die größte Zahl der Arbeiter) das 35. Jahr vollendet hatten, wenn sie geboren sind: im Jahre 1852 1040 1041 1042

ieburtstag

zwischen 1. Jan. u. 27. März 28. März u. 3. April 4. April u. 10,

und so fort je eine Woche jünger je eine Woche Wartezeit mehr. Für die Hausgewerbetreibenden der Tabak- fabrickation beträgt die Wartezeit 40 Wochen weniger, also:

Geburtstag zwischen 1. Jan. u. 30. März 31. März u. 6. April

1845 720 721

1846! 1847 760> 800 761 1 801

im Jahre

1848 840 841

1849 880 881

1850 920 921

1851! 1852 96011000 9611001

und so fort, je eine Woche jünger je eine Woche Wartezeit mehr.