Einzelbild herunterladen
 
r Galizien  . In der Gegend des Dorfes Worochta(K,S Kilo- meter südlich von T a r t a r o w) an der Straße Delatyn Mara« niarvs-Sziget entrissen wir dem Feinde gestern einige Höhen, machten Gefangene und erbeuteten 3 Maschinengewehr«. In der- selben Gegend westlich von Jaremcze(9 Kilometer südwestlich von Delatyn  ) nahmen wir eine österreichische Kompagnie mit Maschinengewehren gefangen. Kaukasus  . Im Küstengebiet des Schwarzen Meeres  warfen unsere Truppen die Türken aus einer Reihe von aus- gebauten Stellungen westlich von Platana und kamen einige Werst in der Richtung auf den Fol(Fluß 39 Kilometer westlich von Platana) vorwärts. Unter den dort gemachten Gefangenen be- findet sich Zia Bei, Kommandeur des 1. gemischten Regiments und Freischarenführer, mit seiner Fahne und seiner Kanzlei; ferner fielen uns Sandgranatenlager in die Hände. Bei der Eroberung von Gümischkhane, in dessen Umgebung sich verlassene Silberberg- werke befinden, machten wir Gefangene und erbeuteten Geschütze und ein Zeltlager. Nordöstlich von Kalkid-Chiftlik nahmen unsere Truppen bei ihren Angriffen 7 Offiziere und 129 ASkaris ge- fangen. Die Gefangenenzahl wächst noch immer. Tags zuvor hatten wir in derselben Gegend zwei Feldlazarette des S. türkischen Armeekorps samt Personal, Kranken und Verwundeten weg- genommen, unter denen sich der Kommandeur deS 98. Regiments befindet. Amtlicher Bericht vom 2 2. Juli, abends. W e st f r o n t. Am linken Flügel der Stellungen bei Riga  batten wir mehrere heftige Zusammenstöße mit dem Gegner. Unsere Streitkräfte drangen an mehreren Stellen in die Werke der ersten feindlichen Linie ein. Das beiderseitige Artilleriefeuer war heftig. Auf dem linken Ufer der Lipa in der Gegend des Torfes Zwiniaczc, östlich von Gorochow, führten unsere Patrouillen einen kühnen Erkundungsvorstoß aus, bei dem sie eine deutsche Feldwache von einem Offizier und 42 Mann gefangennahmen. Kaukasusfront. Im Fortgang der Offensive besetzten .unsere Truppen Ardasa, 29 Werst nordwestlich von Gümüschkhane, und machten. 16 Offiziere und 26 AskariS mit drei Maschinen- gewehren zu Gefangenen, darunter den Kommandeur deS 29. Re- giments.
Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom  , 22. Juli.  (W.T.B.) A m t l i ch er B er ich t. Zwischen Etsch   und Brcnta lebhafte Artillerietätigkeit auf beiden Seiten und hartnäckiger Druck unserer Infanterie. Man meldet glänzende Kampfhandlungen unserer Abteilungen in der schwierigen Hoch- zone der Dolomiten und zwischen Brenta   und Piave. Die Kämpfe verliefen für uns günstig. Am oberen Ende des CiataleS(Vanoi- bach) und am Gipfel nahmen wir dem Feinde 2S3 Mann, darunter 9 Offiziere, und einige Maschinengewehre ab. Der Rollepatz ist fest in unserer Hand. Im Sextental erklommen die Unseren am Zusammenfluß der Bäche Boden und Bacher die 2699 Meter hohe Eiserzinne und verschanzten sich dort. Im Hochpiave vollendete man die Besetzung der Vallonespitze, deren äußerster Gipfel besetzt wurde. Am gestrigen Tage beschoß die feindliche Artillerie Cortina d'Ampezzo   mit einigen Granaten. Zur Erwiderung be- schössen unsere großkalibrigen Geschütze die bewohnten Orte Tomach und Sillian   im Drantale. Am Jsonzo wurde die Tätigkeit der feindlichen Artillerie, die von der unseren wirksam bekämpft wird, gestern stärker. Cadorna. Die türkische   Hauptquartiersmelüung. Ävnstantinopel, 22. Juli.  (W. 5t. 33.) Amtlicher Bericht. An der Jrakfront keine Veränderung. Die an- dauernde Hihe lähmte besonders im Abschnitt von Fellahie die beiderseitige Tätigkeit. Im Schatten betrug die Ztem- peratur 47 Grad. An der persischen Front hat sich im Abschnitt von Kermanschah   nichts ereignet. Wir stellten fest, daß die Russen, die unsere Abteilungen östlich von Sunnah   an- griffen, schwere Verluste erlitten und eine Menge von Ver- mundeten auf ihrem Rückzug mitnahmen. In der Gegend von Baue kämpfen unsere Truppen erfolgreich mit den Russen. Angriffe unserer Truppen gegen die seit einiger Zeit in R e w a n d u z kräftig verschanzten russischen Truppen waren von Erfolg gekrönt. Die Russen mußten sich in Un-
von öer Westfront. Eindrücke und Erlebnisse. Siebt. Heimat! Mude klappert der Sagen das Gleise entlang durch den grauen- den Morgen. Die Luft ist dick vom Zigarrenqualm. Graue, schmutzige und verschlafene Gesichter... Tie Tür von der Plattform öffnet sich. Einer der Transport- begleitcr kommt herein, eine Liste in der Hand. Ruhe'mal oben! Hören Sie mal zu! Diejenigen, deren Namen ich jetzt verlesen werde, steigen auf der nächsten Sta- lion aus." Zwanzig, dreißig Namen folgen. Tann erhebt sich lebhaftes Stimmengewirr. Was das für eine Station wäre? Garnison? Anständiges Lazarett? Woh.n die anderen kämen, die noch im Zuge blieben? Ob der Zug nicht auch hier- oder dorthin ginge? Dieser möchte gern in diese, jener in jene Gegend, weil er dort zu Hause wäre. Der Mann mit der Liste sucht nach Möglichkeit allen gerecht zu werden, aber es ist nicht leicht. Die Wünsche derer, die an ein anderes als das ihnen zugewiesene Ziel möchten. mutz er erst an anderer Stelle vortragen; er notiert und vertröstet. Geht wieder. Die Debatte iln Wagen wird nur lebhafter. Er- fahrungen werden ausgetauscht, Ratschläge erteilt. Eine Viertel- stunde vergebt. Dann kommt der Transportbcgleiter mit einem Feldwebel zurück. Neue Verhandlungen, Umänderungen der Liste, Zusagen und Abweisungen. Endlich ist alles befriedigt. Es dauert nicht mehr lange: der Zug hält. Die erste Station, auf der er einen Teil seiner blutigen Last abgibt. Auf dem Bahn- Hof steht eine kleine Gruppe uniformierter Leute: ein Arzt, ein paar Lazarettinspektorcn und Feldwebel, eine Kolonne von Sani- lätern mit Handwagen... An vierzig Verwundete klettern heraus. einige werden herausgehoben. Sie sammeln sich um die Sanitäter, werden gyzählt. nach der List- aufgerufen, eingeteilt: dieser Trupp Gesellenhaus, dieser Kloster, dieser Berliner   Hof... Wem wird das Gehen schwer?"Alles in Ordnung?"... Der Zug verläßt den Bahnhof wieder. Au? den Fenstern beugen sich verbundene Köpfe; Hände und Tücher winken letzte Grüße. Durch die engen Straßen des kleinen Städtchens humpeln die Ausgeladenen ihren Genesungsstätten zu. Neugierige Blicke messen iie, freundliches Kopfnicken begrüßt sie. Wieder Heimatboden! Wie wohl das tut! Schmerzen und Beschwerden scheinen gering. die Mühseligkeiten der Nachtfahrt in dem stickigen, schüttelnden Wagen sind vergessen. Daheim, wieder daheim wunderbare Heilkraft dieses Wortes! Hier um die Ecke: das große Hau» dort ist schon das Kloster. Gleich sind wir da."
ordnung nach Osten zurückziehen und ließen in Rewanduz eine große Menge von Ausrüstungsgegenständen und Lebensmitteln zurück. Außerdem sind die Riickzugsstraßen des Feindes mit aller Art von Ausrüstungsstücken, Muni- tion und sonstigen militärischen Gegenständen bedeckt. Unsere Truppen verfolgen energisch den Feind und haben gegenwärtig 20 Kilometer östlich von Rewanduz mit ihm Fühlung. An der Kaukasusfront wurden die vom Feinde um den Preis schwerer Verluste allein gegen unseren Ab- schnitf im Zentrum gerichteten andauernden Angriffe durch die aufeinanderfolgenden und geordneten Gegenangriffe unserer Truppen zum Halten gebracht. Unsere Gesamtlage an dieser Front wurde nicht beeinträchtigt. Am 7. Juli(türkischer Zeitrechnung) griff ein feindliches Flugzeug zum zweiten Male ein Hospital auf Gallipoli an, daß an zahlreichen Stellen durch große Abzeichen des Roten Halbmondes gckenn- zeichnet war. Die sieben abgeworfenen Bomben riefen weder Schaden noch Verluste hervor. Ein Monitor schoß, ohne eine Wirkung zu erzielen, unterstützt durch Beobachtun- gen eines Flugzeuges, 20 Geschosse gegen die Nordküste der Halbinsel Karaborun westlich von S m y r n a ab. Eines unserer Wasserflugzeuge warf mit vollem Erfolge mehrere Bomben auf einen feindlichen Flugzeugschuppen am Hafen Mudros und kehrte unversehrt zurück. In der Richtung auf den Suezkanal verjagten unsere vorgeschobenen Abteilungen nach Westen zu eine feind- liche Schwadron, die sie bei Katia antrafen. Eines unserer Flugzeuggeschwader bombardierte erfolgreich feindliche 5truppenlager, wichttge Einrichtungen und Petroleumlager am Hafen von Suez und kehrte an seinen Heimathafen un- versehrt zurück. Konstantinopel  , 23. Juli.  (W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. An der Jrakfront keine Veränderung. In P e r s i e n versuchten die russischen Streitkräfte, die, wie im gestrigen Bericht gemeldet, in Auflösung nach Osten verjagt worden waren, sich 30 Kilometer östlich von Rewanduz zu halten, wurden aber von unseren Truppen kräftig ver- folgt, so daß sie sich nicht zum Kampf stellen konnten und sich gegen die Grenze zurückziehen mußten. Wir erbeuteten im letzten Kampfe zwei Maschinengewehre. Im Kaukasus   am rechten Flügel Zusammenstöße von Patrouillen und örtliche Gefechte. Im Zentrum und am linken Flügel nichts von Bedeutung. Ein feindlicher Flieger erschien über Sedd ul Bahr. wurde aber durch unser Feuer verjagt. Ein Monitor schleu- derte, ohne Wirkung zu erzielen, fünf Geschosse auf den Küstenstrich von Seuga und zog sich dann zurück. Unsere vorgeschobenen Abteilungen verjagten in der Gegend von Romana eine feindliche Abteilung, die westlich von Katia erschienen war. In einem Kampf, der östlich von der Stadt Suez und in der Nähe des Kanals zwischen unseren Abteilungen und zwei feindlichen Kavalleriekörpern geführt wurde, entfloh der Feind unter Zurücklassung von einigen Toten gegen den Kanal. Unsere Abteilungen ver- folgen ihn._ vom v Doot-Krieg. London  , 22. Juli.<W. T. B.) Lloyds meldet aus Algier  vom 22/ Juli: Der britische DampferWolf" wurde von einem Unterseeboot versenkt. Die Mannschaft ist gerettet.
Eine 20-Nllliarüen-�nleihe öer Entente. Bern  , 23. Juli.  (W. T. B.) Schon gestern sprach man in Italien   von einer gemeinsamen Anleihe der Entente. Heute wird die Nachricht, besonders in römischen Kreisen, im ge- wissen Sinne bestätigt. So wird demCorriere della Sera  " aus Rom   gemeldet, das Gerücht von einer beabsichtigten Anleihe von 29 Milliarden scheine sich zu bewahrheiten. Alle römi- schen Blätter haben die Nachricht übernommen.Tribuna" schreibt, die Hauptsicherheit werde England geben. Die Anleihe selbst solle in Amerika  , besonders in den Vereinigten Staaten  ,
Grau und ein bißchen kahl reckt sich das Gebäude empor. Aber ringsum ein Garten mit knospenden Sträuchern, und rosa-blühende Bäume und alles so ruhig und friedlich. Aus den Fenstern stecken sich Köpfe und mustern die An- kömmlinge. Eine Schwester öffnet die Tür. Auf dem Flur warten andere, weißgekleidete Wärter neben ihnen. Der mitgekommene Feldwebel teilt wieder ein:Sie beide hier: Stube 3; Sie: Stube 3; die drei hier: Stube 12; alle anderen Saal 18." Die Wärter und Schwestern suchen sich ihre Anbefohlenen. Teilnehmende Fragen. Weisungen.Na, es wird schon werden! ES wird Ihnen hier schon gefallen! Hauptsache, daß Sie sich jetzt 'mal baden und reine Wäsche ankriegen." Ach ja: Baden! Frische Wäsche! Einer nach dem anderen verschwindet mit den Wärter» in die Badezimmer. Wie gut das tut, das dreckige, verlauste Zeug ab- streifen, mit dem lauen Wasser den Körper spülen, das leichte, frische Lazarettzeug überstreifen zu können! Dann geht's in die Säle. Eine noch etwas kühle Begrüßung mit den Kameraden, die hier bereits heimisch sind. Ab und zu eine Frage über:Woher?"Regiment?"Schwere Verwundung?".. eine Unterhaltung kommt aber noch nicht recht zustande. Die Tür öffnet sich. Die Schwester erscheint, eine große Kanne in der Hand; hinter ihr der Wärter mit einem Tablett voller Tassen, Teller und dicker Stullen. Die Augen leuchten auf. Nach dieser trockenen Nachtfahrt warmer Kaffee!... Sie werden wohl guten Hunger mitgebracht haben," lächelt die Schwester, wie sie die leuchtenden, gierigen Blicke sieht.Na, lassen Sie es sich nur gut schmecken. ES ist genug da. Wer nicht auskommt, melde sich nur, ich bringe dann noch mehr." Wie das schmatzt und schluckt! Wunderbar schmeckt eS. Im Halbkreis stehen die Schwester, der Wärter, ein paar der älteren Kranken herum und lächeln. Die Ankömmlinge tauen auf, und das wohlige Behagen, das sie aufleben läßt, wirkt auch auf die anderen. Allmählich kommt eine regere Unterhaltung in Gang. Als alles gesättigt ist, heißt eS:Ins Bett! Erst'mal richtig ausruhen jetzt! In einer halben Stunde wird auch der Arzt kommen, die Wunden nachsehen und richtig verbinden. Ihr sollt 'mal sehen, wie anders es Euch dann werden wird." Du lieber Gott, es ist ihnen ja schon ganz anders, so wohl, so sicher, so erlöst!... Im Lazarett. 1. Eine fidele Krankenstube! Gute Kameraden, die sich hier eingefunden haben. Und überdies keiner mehr, der schwer zu leiden hat. Ter größere Teil kann schon frei und frank umher- laufen.
untergebracht werden.Corriere della Sera  " zufolge hat Schatzminister Carcano bereits aus dem Hauptquartier Boselli und Sonnino über diese Frage und die Ergebnisse der Londoner   Kon- ferenz telegraphisch   unterrichtet. Das Blatt meint, der Beschluß bedeute Krieg bis aufs Messer. �tos öer französischen   Kammer. Bern  , 22. Juli.  (W. T. B.) LautProgreS" begründete in der französischen   Kammer bei der fortgesetzten De- batte über die Armeekontrolle zuerst Accambray einen Gegenantrag, in dem er von der Regierung besonders den Verzicht auf jede Beschränkung der kontrollierenden Abgeordneten forderte. In seiner Rede wandte er sich gegen einen zukünftigen neuen Krieg und erörterte die Schaffung eines internationalen Bundes der Kulturvölker. Aus indiskreten Bemerkungen des Redners geht hervor, daß die G e h e i m s i tz u n g sich mit den Klagen der Heereskommission über die oberste Heeresleitung be- sonders befaßte, sowie daß alle Redner über V e r d u n sprachen. Accambrays Gegenantrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Ebenso wurde ein Gegenantrag Bourcly abgelehnt, allerdings nur mit neun Stimmen Mehrheit. Bourcly hatte beantragt, die Kon- trolle in die Hände von Mitgliedern der schon bestehenden großen Kommissionen zu legen. Ein dritter Gegenantrag Briquet, der es auch bei den bestehenden Einrichtungen belassen will, wurde ebenfalls und zwar mit 393 gegen 196 Stimmen abgelehnt. Frankreichs   Wirtschaftslage. Bern  , 22. Juli.  (W. T. B.) Der ,.T e m p s" veröffentlicht eine amtliche Statistik über den Wert der französischen Ein- fuhr und Ausfuhr in Nahrungsmitteln, Industriebedarf und Fertigfabrikaten während der ersten fünf Monate des Jahres 1916 gegenüber den entsprechenden Monaten des Jahres 1915. Danach stieg die Einfuhr im Jahre 1916 um 991 918 999 Frank, während die Ausfuhr nur um 232 885 999 zunahm. Die Ausfuhr von Nah- rungsmitteln ging sogar um über 55 Millionen zurück. Der Temps" unterstreicht hierbei die immer bedenklichere Zunahme der Wertdifferenz zwischen den Käufen und Verkäufen. Ein besonders trübes Bild gebe die Statistik über den diesjährigen Mai, in dem die Einfuhr in den genannten Dingen allein um 259 251 999 Frank gegen das Vorjahr zugenommen habe. Allein für den Mai betrage der Ucberschuß der Kaufe über die Verkäufe 579 Millionen, so daß die Handelsbilanz jeden Monat ungünstiger werde. Hierzu be- merkt die offizielle Note, daß man die genannten Ziffern zu ihrer gerechten Würdigung bei der Einfuhr um 89 Proz., bei der Aus­fuhr um 59 Proz. erhöhen müsse, d. h. für die ersten fünf Monate des Jahres 1916 übersteige der Wert der Käufe Frankreichs   im Auslande den Wert der Verkäufe um 4,547 Milliarden, für den Mai allein um 1,112 Milliarden. Das sei eine Lage, die jeden Monat schlimmer werde und die Aufmerksamkeit der Regierung ernstlich fordere. Die russische Regierung unö öer neue finnische Lanötag. Kopenhagen  , 22. Juli.  (W. T. B.) Die P e t e r   s- burger Zeitungen vom 16. Juli veröffentlichten fol- genbe ihnen vom Preßbureau des Ministeriums des Innern zugegangene Mitteilung über die Stellung- nähme der Regierung zum Ergebnis der Wahlen zum finnischen Landtage: Die Tatsache, daß die So- zialdemokraten im Landtage die absolute Mehrheit erhielten, lenkte selbstverständlich die Aufmerk- samkeit der Regierung auf sich, um so mehr als dieses Ergeb- nis für die Regierung gänzlich überraschend kam. Berichte finnischer Administratoren an die Regierung besagten im Gegenteil, baß die Opposition des finnischen   Volkes gegen die Regierung abnimmt, nachdem der Zar die Rechte der sin- nischen Farmer auf fünf Jahre verlängert hatte. In Re- gierungskreisen herrscht die Auffassung, daß die finnischen  Sozialdemokraten keine ausgesprochen revolutionäre Tendenz verfolgen und dem internationalen Sozialismus fernstehen. Dennoch sind die Leiter der russischen Verwaltung in Finn- land mit genügenden Vollmachten versehen für den Fall, daß die Wahlergebnisse die Bevölkerung zu regierungsfeindlichen Unternehmungen ermuntern sollten. Gegenüber dem neuen Landtag« wird die Regierung eine abwartende Stel- l u n g einnehmen. Solange der Landtag sich im Rahmen der Loyalität hält, wird auch die russische Regierung keine aggressiven Maßnahmen treffen.
Die Kost ist gut und reichlich, die Schwestern sind voller Freundlichkeit, der Wärter ein lustiger Kamerad, der Doktor ein Mann, der es gut mit allen meint, für jeden rührende Sorge zeigt und immer zu ein paar Scherzen aufgelegt ist. Man hat es wirk, lich gut getroffen. Ein bißchen wenigAusgang". Die Herren Vorgänger haben sich daS verscherzt, indem sie über die Stränge schlugen. Dafür müssen jetzt andere leiden. So ist das ja immer, wenigstens«bei die Preußen". Das ist besonders übel für die Jugend. Im Städtchen sind so liebe hübsche Mädelchen. Und sie sind so zutraulich, so entgegen- kommend! Oskar mit dem hohen Kragen, der schwarzen Extra- hose, den Sporenschuhen Oskar kann sich sogar vor ihnen kaum noch retten. Er hat in jeder Straße eineFreundin". Und wenn er viermal in der Woche seine vier Stunden losgelassen wird. dann hat er es gar nicht leicht. Er möchte jeder ihr Teil zukommen lassen(schon wegen der LiebeSgabenpaketchen!), und er möchte keine kränken. Er muß lavieren wie ein Lotse in einem Minenfeld, um einmal diesen, einmal jenen Schatz auf unbemerkten Spaziergängen mit seiner sporenklirrenden Gegenwart zu beglücken. Und dann gibt es doch Komplikationen, Eifersuchtsszenen, lustige Zusammen. stöße. Für die Beteiligten freilich wohl weniger angenehm, aber um so erfreulicher für die Kameraden, die die Beobachter spielen, auch Boten und Helfer stellen, schließlich sogar allerlei Intrigen anzetteln, um auf ihre Kosten zu kommen. Oskar läßt sich indessen nicht verblüffen und die kleinen Mädchen lassen sich nicht ab- schrecken. Und kann er nicht hinaus, um ihnen seine Schmeiche- leien zu sagen, so flanieren sie vor dem Lazarett auf und ab, und drei Dutzend Köpfe gucken aus den Fenstern und nicken und rufen Scherzworte... bis irgendwo an einem Fenster die Gestalt einer Schwester erscheint und heilige Ruhe verbreitet... Uebrigens, der Mangel anAusgang" verdrießt nicht nur den blonden Oskar. Sie würden alle gern häufiger hinauskommen. Was kann es auch Schöneres geben, als an einem dieser wunder- samcn Frühlingstage so ungezwungen dahinzuwandern. erst durch daS graue, enge, und doch liebe, gemütliche Städtchen, dann zu dem breiten, grünen Strom hinunter, auf der bequemen Prome- nade entlang, den Blick hinüber auf die waldbekränzten Höhen und felsigen Schluchten gerichtet, dann weiter über das Weichbild deS kleinen Nestes hinaus, auf grünbedachten schlängelnden Pfaden hinauf auf ragende Berge mit köstlichen Ausblicken auf die bunten Täler drunten mit ihre» wimmelnden Häusern zwischen frühlings- frohen Gärten, den leuchtenden Strom, die umkränzenden Hügel.. Und dann gibt es da auch so manche stille Ecke in alten Häuschen, in der sich so behaglich sitzen und für billiges Geld ein guter Schoppen Wein trinken läßt... Dann liegen dort an dem Flüßchen, ehe es sich in die breite reißende Strömung de» größeren Wasser? ergießt, die zierlicken Boote, die zu reizvollen Fahrten laden... Schade, schade wirklich, daß man nicht immer so draußen hcrumschweifen kann.