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Nr. 217. 33. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Mittwoch, 9. August 1916.

Heute Mittwoch, den 9. Auguft: Zahlabend in Groß- Berlin.

zu erhalten war, eingeführt und doch, wie die Preisentwicklung zusehen sei, wie lange der Krieg noch dauern werde, ebenso­zeigt, die frühere Ausnügung des Wettkampfes deuticher Aufläufer wenig, wie die Kriegskostenfrage im Friedensschluß geregelt

Chronik des Weltkrieges. um die Waren durch die Neutralen zu verhindern gewußt. Die er- werde, was auch noch andere Umstände im Dunkeln" seten.

9. August 1914.

Ueber die Einnahme von Lüttich   wird amtlich gemeldet: Lüttich  ist fest in unserer Hand. Die Verluste des Feindes waren groß. Unsere Verluste werden sofort mitgeteilt werden, sobald sie zu= verlässig bekannt sind. Der Abtransport von drei- bis viertausend friegsgefangenen Belgiern nach Deutschland   hat bereits begonnen. Nach den vorliegenden Meldungen hatten wir in Lüttich   ein Viertel der gesamten belgischen   Armee gegen uns."

An der Offfront nur fleine Grenzscharmüzel: 3mei ruffifche Rompagnien werden drei Meilen östlich von Tilfit nach dem ruffischen Grenzort Jurborg zurüdgeworfen. Ferner wies in Bialla  , 10 Rilo­meter östlich Johannisburg, eine deutsche Grenzschutzabteilung den Angriff einer russischen Kavalleriebrigade zurück, wobei sie acht Ge­schütze erbeutete.

die

hobenen Anklagen haben nicht das Gegenteil zu beweisen vermocht. Im System liegt es begründet, daß die von schrankenlosem Gewinn­streben beseelten Kaufleute bei Warenmangel ohne höhere volks wirtschaftliche Rücksichten aufs Ganze höchste Preise zahlen und wieder ohne Rücksicht auf den gemeinen Nuzen an die besten Zahler verkaufen.

Um so entschiedener fährt das konservative Organ fort muß der Versuch zurückgewiesen werden, auf sie eine Forderung von geradezu revolutionärer Be­deutung zu gründen, wie es die Regelung des gesamten Steuerwesens durch das Reich sein würde. Das liefe auf dic Kommunalisierung der Einzelstaaten hinaus. Haben wir nach dem Kriege mit einer so unerhört gesteigerten Steuerlast zu rechnen, so wird selbstverständlich auch eine noch weitere An= spannung der direkten Steuern nicht zu ver= meiden sein. Aber dazu bedarf es nicht ihrer Unterstellung unter die Reichsgesetzgebung. Auch soll man sich über die Be­träge, die auf diese Weise noch flüssig zu machen sind, keiner Illusion hingeben. Bei der bereits bestehenden Belastung ist aus der direkten Steuer ohne ernstliche Schädigung für die All­gemeinheit nicht mehr allzu viel herauszuholen(?). Es ist ein Fehler, den auch Witting nicht vermeidet, hier nur den Gegenjas von Besitzenden" und Nichtbesitzenden" zu sehen. In Wahrheit sind diese an einer Regelung des Steuerweßens, wie sie das bolkswirtschaftliche Leben am besten verträgt, genau so interessiert wie jene."

"

Bedeutung. Das Bürgertum will sich in seiner wirtschaftlichen Arbeit Das neue Reichskommissariat hat aber noch eine andere große nicht von Bureaukraten gängeln lassen und leitet sein Recht zur Mitarbeit in der wirtschaftlichen Verwaltung aus der migglückten wirtschaftlichen Mobilisierung ab, deren Fehl­ichlag oft schlechte und furglebige Improvisationen nötig gemacht hat. So schreibt Dr. Johannes März, der den sächsischen Industriellen sehr nahe steht, in seiner Broschüre Der achte Staatssekretär für Es bedarf der Mit­Handel, Industrie und Schiffahrt": arbeit des prattischen Kaufmanns und In­dustriellen auf dem ganzen Gebiet der deutschen  Außenhandelsinteressen. Man wird sich nicht darauf An der galizifchen Grenze feßten sowohl sowohl nördlich von beschränken fönnen, die notwendige Heranziehung der erwerbenden Kratau als auch bei Brody und nördlich von Czernowicz Stände auf eine loſe Mitwirkung im Sinn der heutigen Organis Desterreicher ihre Offenfive erfolgreich fort. sation des Wirtschaftlichen Ausschusses auf Vorbereitung und Begut­achtung handelspolitischer Maßnahmen und allenfalls der in direttem Besizlosen seien an der Schonung des Besitzes genau so inter­Auf die in den letzten Worten enthaltene Andeutung, die Zusammenhang damit stehenden allgemeinen wirtschaftspolitischen Fragen zu beschränken. Für das ganze Gebiet der auf- effiert wie die Besitzenden selbst, fommen wir noch zurüd, tauchenden Probleme mus folche Mitarbeit in menn wir auf die interessanten Aeußerungen Wittings über geeigneter Weise geschaffen werden!" die grundlose Furcht vor einer eventuellen Schädigung" der März und Genossen wünschen die Errichtung eines Reichs- Kapitalanhäufung näher eingehen. Allein auch so zeigt die wirtschaftsamtes, das die jetzt vom Reichsamt des Innern schroffe Zurückweisung, die die Ausführungen Wittings in und vom Auswärtigen Amt   verwalteten Angelegenheiten in einer der Kreuzzeitung  " gefunden haben, daß sein Appell an die Hand vereinigen soll und dessen Wirkungskreis mit folgenden Schlag- Besigenden, bei der kommenden" Finanzreform" in erster worten umschrieben wird: Wirtschaftliche Abrüstung, Organisierung einer wirtschaftlichen Striegsbereitschaft, Durchführung der wirtschaft geschirmt und jedem von uns Hab und Leben gerettet haben", Linie für die Lehmann und Krause zu sorgen, die das Reich lichen Friedensverträge, Handelspolitik, Neuorientierung des inneren Wirtschafts- und Verfassungslebens, großzügige Bevölkerungspolitit, mindestens bei einem beträchtlichen Teil der Beschirmten" Sozialpolitik. schon jetzt verschlossene Ohren findet. Die Lehmann und Strause werden daraus die nötigen Stonsequenzen ziehen.

Umilich wird erneut vor der Jagd auf vermeintliche Geld­automobile eindringlichst gewarnt. Der Polizeidirettor von Stutt­ gart   richtet eine höchst drastische Mahnung zur Besonnenheit an die alten Weiber beiderlei Geschlechts, die sich eines unwürdigen Treibens befleißigen". Jeder sieht in seinem Nebenmenschen einen russischen oder französischen   Spion und meint die Pflicht zu haben, ihn und den Schußmann, der sich seiner annimmt, blutig zu schlagen, mindestens aber unter Verursachung eines großen Auflaufs ihn der Polizei zu übergeben." Der Jar richtet an die Mitglieder der Reichsduma und des

Reichsrats eine Rede, in der es heißt:

" Das Deutsche Reich und darauf auch Desterreich haben Ruß­ land   den Krieg erklärt. Der ungeheure Aufschwung patriotischer Gefühle, der Liebe und Treue für den Thron, der wie ein Sturm­wind durch unser ganzes Land ging, ist mir wie Euch eine Bürg­schaft. Ich hoffe, daß das große Rußland   den Krieg, den ihm der Herr schickt, zu glücklichem Ende führen wird... Wir ver­teidigen nicht nur Würde und Ehre unseres Landes, sondern wir fämpfen auch für unsere slawischen Brüder, unfere Glaubens­genossen und Blutsverwandte. In diesem Augenblick sehe ich auch und zugleich den agrarischen Ländern gegen Zollermäßigungen auf des" Tag"( Nr. 184 vom 8. August 1916), überschrieben: Gewerk mit Freuden, wie die Einigung der Slawen mit Rußland start und unauflöslich sich vollzieht."

Aus Lemberg   wird gemeldet, daß der aus Vertretern aller ukrainischen Parteien bestehende ukrainische Hauptrat" einen Auf­ruf zum Kampf gegen den 3arismus erlassen habe.

Die Berliner Zeitung  " Post" richtet ihrerseits einen Aufruf an die Flämen, sich ihrer stolzen niederdeutschen Vergangenheit zu erinnern und sich an Deutschland   anzuschließen.

Die Engländer besetzen die Hauptstadt von Togo  , Lome  .

9. August 1915.

Bei Ypern   und in den Argonnen   Scharmüßel An der Ostfront wurde die Warschauer Vorstadt Praga besetzt. In Barschau wurden einige tausend Gefangene gemacht. Nowo­Georgienst wird enger eingeschlossen. Bei Comza siegreiche Ge­Bei Comza fiegreiche Ge fechte, wobei 1400 Ruffen gefangengenommen werden. An Kowno  haben sich die Angriffstruppen näher herangeschoben.

An den Dardanellen werden Angriffe der Alliierten mit großen Berlusten für sie zurückgeschlagen. n englisches U- Boot versentt den Barbaroß Hairedin", das alte deutsche   Linienschiff Kurfürst Friedrich Wilhelm", das 1910 an die Türkei   verkauft worden war.

Aus Bulgarien   wird gemeldet, daß dort die Sozialisten große Proteſtkundgebungen gegen die Beteiligung am Kriege veranstalteten.

Der Reichskommissar für Uebergangswirtschaft.

Als vor einem Jahre gelegentlich Friedensgerüchte auffladerten, glaubten die sächsischen Industriellen die Zeit für eine dringliche Mahnung an die Reichsleitung gefommen, die notwendige Abrüstung der Wirtschaft auf den Friedensfuß von Reichs wegen zu schüzen und alle staatlichen Hilfsmittel zur Erhaltung der Wettbewerbs­fähigkeit unserer Industrie auf dem Weltmarkt zu verwenden.

mer.

Die Sozialdemokratie wird jede neue auf Förderung der Pro­duttion gerichtete Organisation begrüßen. Aber auch ein achter Staatssekretär" vermag nichts, wenn der Krieg die wirts schaft bis aufs lebte erichöpft hat und wenn nicht die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Richtung der zielbewußten In dustrieförderung orientiert ist, indem sie dem deutschen   Arbeiter billiges Brot und Fleisch, dem Fabrikanten billige Rohstoffe liefert Fertigwaren einen aufnahmefähigen Martt öffnet.

Die parlamentarische Vertretung der sozialdemokratischen Partei wird natürlich die Notwendigkeit ber amtlichen Förde rung der Sozialpolitik in den Vordergrund rücken, wenn die Sonderwünsche der Industriellen erfüllt werden.

Politische Uebersicht.

Für Lehmann und Krause.

Der frühere Oberbürgermeister von Posen und jetzige Direktor der Nationalbank, Geheimrat R, Witting, setzt im Berliner Tageblatt" feine bereits im Vorwärts" vom 1, Auguſt besprochene steuerpolitische Studie Für Lehmann und Krause" fort. Er geht hier recht energisch dem von der Regierung und der Mehrheit der Parteien, unter Führung der Konservativen, festgehaltenen Grundsatz zu Leibe: dem Reiche die Zölle und die indirekten Steuern, den Einzelstaaten die direkten Steuern! Demgegenüber stellt Herr Witting fest, daß es sich in diesem Streit einfach handelt um die Er­ der   erste und prinzipale Zugriff auf alle Steuerquellen, richtung einer wirklichen Finanzhoheit des Reiches, dem fortan direkte wie indirekte, gebührt, und von dem Staaten und Ge­meinden zu speisen sind. Das ist die Grundfrage, die ent­scheidende Frage; darum wird der Kampf entbrennen, der starke, verfassungsrechtliche Folgen haben muß".

Herr Witting berechnet den Bedarf für das Reich nach dem Kriege auf 9, für die Einzelstaaten und die Kommunen auf 5 Milliarden Mark und sagt dann:

Die Steuerpolitik der Gewerkschaften verursacht dem freikonservativer Führer Freiherrn   v. Zedlik einige Kopfschmerzen. Er ist im allgemeinen mit den freien Ge­werkschaften und dem Vorsitzenden der Generalkommission, Ge­noffen Legien  , zufrieden. Gleichwohl seien, wie er in einem Artikel

schaften, Partei und Steuerpolitit", auseinanderseßt, Aeußerungen Legiens in die Oeffentlichkeit gelangt, die Anlaß zu denken gäben. Zunächst habe er gegenüber einer Anregung des Kanglers es abgelehnt, die freien Gewerkschaften von politischen Parteibestrebungen loszulösen, vielmehr ihre Ver­bindung mit der Sozialdemokratie auch für die Zeit nach Friedens­schluß für das allein Richtige erklärt.

Ein solcher Zusammenhang," so bemerkt Zedlis, hat ohne Zweifel Vorteile von Erheblichkeit. Die Gewerkschaf: ten bilden zurzeit die Kerntruppe der auf vaterländischem Boden stehenden Richtung der Sozialdemokratic. Auf den Gewerf­schaften beruht jonach

gegenüber der Oppoſition den fich die Aussicht dieſer Nichtung,

Sieg zu erlangen. Weiter aber beruht auf den Gewerkschaften in erster Linie auch die Hoff­nung, daß die Sozialdemokratie sich von der Prinzipienreueret befreien und sich zu positiver, praktischer Mitarbeit an den großen staatlichen Aufgaben unserer Zeit bereitfinden lassen wird.

Auf der anderen Seite nötigt dieser politische Einschlag doch, die freien Gewerkschaften in der Gesebgebung und Ver­waltung etwas anders zu behandeln als Arbeiter­organisationen mit rein wirtschaftlichen und sozialen Zielen ohne solche politische Färbung."

Schlimmer als die Verbindung der Gewerkschaften mit der Sozialdemokratie erscheint Herrn v. Zedlik die Steuer- und Zoll­politik der Gewerkschaften. Legien habe namens der freien Ge­werkschaften den christlichen Gewerkschaften die Freundschaft ge­

kündigt für den Fall, daß diese sich unter dem Einfluß des Zen­trums bereitfinden laffen sollten, bei der künftigen Ordnung der Reichsfinanzen Verbrauchs- oder Verkehrsabgaben zuzustimmen. In dieser Aeußerung komme eine völlig einseitige Vertretung der

" Das Reich wird also annähernd das Doppelte von dem prob. Zeblik ein Greuel ist. Solche steuerpolitischen Pläne, welche Interessen des Proletariats zum Ausdruck, die natürlich Herrn Jahr bedürfen, was Staat und Gemeinden zusammen brauchen.

Wäre es da nicht eine harte Ungerechtigkeit, diese Bedürfnisse die gesamten vom Reich aufzubringenden Steuern der wohlhaben­des Reichs nun auch ausschließlich und allein auf die indirekten den Minderheit allein aufbürden wollten, erscheinen ihm als das Steuern zu verweisen und damit den Grundsatz zu statuieren, denkbar Verwerflichste, vor dem wenigstens Preußen bewahrt daß die Kosten für diesen Krieg in wesentlichen die werden müsse: unbemittelte Bevölkerung aufzubringen hätte? Nein, durch einen Krieg, der um Leben, Sicherheit und Vermögen eines jeden einzelnen Bürgers ging und geht und der diese Lasten ver­ursacht, hat das Reich sich den unbestreitbaren Anspruch auf die Steuersouveränität erworben. Nicht das ist entscheidend, ob der Besiz in den Einzelstaaten jetzt schon mehr oder weniger start belastet ist; dieser Gesichtspunkt muß gegenüber den anderen zurücktreten, daß fortan die Ansprüche des Reiches so ungeheuer groß über die der Einzelstaaten und Gemeinden herausgewachsen sind, daß jene über die Abgrenzung der steuerlichen Kompetenzen zu entscheiden haben."

Die sächsischen Industriellen haben leider den Frieden zu nahe und zu sehr mit den großen deutschen   Waffenerfolgen im Dsten ber­Inüpft gesehen. Aber jetzt hat auch die Reichsleitung die Zeit zur wirtschaftlichen Abrüstung für gekommen erachtet und deshalb einen Reichskommissar für die Ueberleitung der Kriegs­in die Friedenswirtschaft" bestellt. Ihm obliegt die Für­sorge für die Hebung der durch verschiedene fleine Maßregeln nicht wesentlich und dauernd gehobenen Währung, die Verfügung über den Schiffsraum und die Beschaffung und Verteilung der Rohstoffe. Herr Witting beruft sich weiter auf den Göttinger Volks­Zum Reichskommissar ist der bisherige Zivilgouverneur von Antwerpen   bestellt worden, der hamburgische Senator Dr. Stah- wirtschaftslehrer Prof. Gustav Cohn  , der fürzlich an die Besitzenden appellierte und sie auf die Notwendigkeit hin­ Die   engeren Landsleute Dr. Stahmers erhoffen von ihm mehr wies, zu den durch den Krieg verursachten Lasten mit unter als staatlichen Schutz der wirtschaftlichen Abrüstung: baldigste Umständen ungewöhnlichen, ganz großen Opfern beizutragen, Wiederherstellung des freien Handels, der vom und fährt dann fort: Bundesrat unter dem Eindruck seines völligen Versagens eben erst in harte Verordnungsfesseln geschlagen worden ist. Diese Bes strebungen haben mächtige Gönner: Dr. Helfferich wie sein Unterstaatssetretär Dr. Richter haben sich zu ihren Gunsten er­flärt. Ganz klar umschreibt die Vossische Zeitung" diese Er­wartungen: Es ist nicht zu verkennen, daß diese Nachricht( von der Ernennung Stahmers) hter( in Hamburg  ) in den weitesten Streisen freudig begrüßt worden ist, weil man hierin eine Sicherheit dafür erblickt, daß diese Ernennung die schärfste Absage an die­jenigen Bestrebungen enthält, die den freien handel auch nach dem Kriege möglichst lange aus­ichalten und dagegen die Zentralisierung des Handels in den Händen des Reiches aufrechterhalten wijsen wollen."

Es liegt auf der Hand, daß solche steuerpolitischen Plane die schweren Bedenken, welche einem Uebergriff des Reiches in die Einkomemn- und Vermögenssteuer sowohl vom finanz­wie vom verfassungspolitischen Standpunkt an sich schon ent­gegenstehen, ganz außerordentlich verstärken müssen. Dasselbe gilt von den Gründen gegen eine allzu weitgehende Demokratisierung des preußischen Wahlrechts. Nach beiden Richtungen wird man daher jene Legiensche Aeuße­rung voll zu bewerten haben."

Herr v. Zedlih gibt aber die Hoffnung nicht auf, die Gewerk­schaften zu seinen steuer- und zollpolitischen Ansichten zu bekehren. Er verlegt sich in seinem Artifel aufs Zureden und bemüht sich, auseinanderzusetzen, daß Verbrauchssteuern an sich gar nichts Ver­werfliches seien; die Höhe reguliere sich selbst durch die Rücksicht auf den Ertrag, denn eine zu hohe Steuer schränke den Verbrauch ein und mindere damit den Ertrag. Die Schutzölle aber gewähr ten in der Belebung und Stärkung des heimischen Erwerbslebens " In einer Zeit wie der heutigen, in der rings um unser einen mehr als ausreichenden Ausgleich für die Mehrbelastung, des Land die Kanonen donnern und in der unsere Soldaten mit Verbrauchs. Insbesondere gleiche für die Arbeiterschaft die Ver­ihren Leibern die Sicherheit jedes einzelnen Einwohners und mehrung der Arbeitsgelegenheit und die Erhöhung des Arbeits­seiner Habe verbürgen, scheinen einem überhaupt Geldopfer lohnes die Verteuerung der Lebenshaltung mehr als aus. Mit unendlich gering gegen dasjenige, was unsere Kämpfer geben. diesen aus den früheren Zollkämpfen fattsam und tausendmal Und wer in diesem Krieg ein Blutopfer gebracht hat, wer einen widerlegten Argumenten begnügt sich Herr v. Zedliz. Er hält es geliebten Angehörigen hat hingeben müssen, dem ist ja ohnehin offenbar nicht für notwendig, sich in besondere geistige Unkosten Der Gedanke steuerlicher Opfer, mögen sie noch so groß sein, herz­

lich gleichgültig geworden. Wer aber heil und ohne tiefes seelisches 3 stürzen. Den Mangel an durchschlagenden Gründen ersetzt er Leid aus diesem Kriege herauskommt, der müßte doch gewiß mit beweislosen Redensarten über die außerordentlichen Fort­freudig bereit sein, dem Reiche, das ihn geschüßt, seine Habe ge- schritte in der Lebenshaltung der deutschen   Arbeiter, wobei er sich rettet hat, nach allen Kräften zu steuern. So kann und darf auf sachkundige Volkswirte aus der sozialdemokratischen Schule nach dem, was wir erlebt haben und erleben, die Furcht vor wic Calmer" beruft. Die Gewerkschaften werden cs kaum für hohen Steuern die Besitzenden doch wahrlich nicht in ihren notwendig halten, angesichts dieser Zedlißschen Argumente seinen Entschlüssen bestimmen; das Gegenteil wäre tief traurig Rat zu befolgen und eine objektive Nachprüfung dieses Teiles und verächtlich, es wäre ein Zeichen jenes Mammo des Programms der Gewerkschaften" vorzunehmen. nismus, von dem uns doch die Ideen von 1914 angeblich befreit haben sollen."

Das Bürgertum wird in diesen Problemen feine ein= heitliche Haltung einnehmen. Die Industriellen, die an billigen und gerecht verteilten Rohstoffen das größte Interesse haben, werden vermutlich weniger ungeſtüm den freien Einfuhrhandel verlangen, als die Kaufleute. Die Tätigkeit der bestehenden Einfuhrorganisationen rechtfertigen auch feinen Sturmlauf gegen die Wie recht Herr Witting mit seiner in den legten Worten Zentralisation des Wareneinfaufs und der Warenverteilung. Fehler mögen vorgefommen, die Unfosten noch manchmal hoch fein. Aber ausgedrückten Stepsis hat, zeigt bereits die Aufnahme, die während der Wettbewerb der Einzelauffäufer die Preise maßlos fein letter Aufsatz in der Presse findet. So tadelt die treibt, doch ohne für die allgemeine Bedarfsdedung bürgen zu reuzzeitung" den voreiligen Reformeifer" Wittings, lönnen, haben die Zentraleinkaufsgesellschaften praktisch alles, was dessen Berechnungen reichlich willkürlich" seien, da nicht ab.

Eine verdiente Feſtnagelung.

Zu dem gestern bei uns wiedergegebenen heftigen Angriff der Deutschen Tageszeitung" gegen Prof. v. Harnack schreibt die reisinnige Zeitung":

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Es sind erst wenige Wochen her, daß die Deutsche Tages­zeitung", als wir die Möglichkeit einer fofortigen völligen