Druck auf die Nachbarn, vor allem auf Ruhland, mit dem ein Ausgleich an den Dardanellen angeblich unmöglich ist, desto beftiger der Gegendruck der feindlichen Koalition. Die Folge ist notwendigerweise eine Aera weiterer wahnsinniger Riistnn. gen, eine Verwandlung der europäischen Staatenwelt in zwei einander gegenüberstehende waffenstarrendc Lager, die nur des Augenblicks harren, um wieder einander an die Kehle zu springen.— Sollte das die Zukunft sein, für die die europäischen Völker jetzt die Blüte ihrer Jugend auf den Schlachtfeldern des Ostens lind des Westens geopfert haben? Sollte es außer der angeblich realpolitischen, in Wirklichkeit aber durch und durch dogmatischen Betrachtungsweise des eifrigen Adepten des Jinperialismus keine wirkliche Realpolitik geben, die den Völkern den so heiß ersehnten Frieden ver- bürgte? Nichts würde den Bankerott der jetzigen Gesellschafts- ordnung und die Nichtigkeit unseres„Dogmas", das in Wirklichkeit die beste Realpolitik ist, deutlicher offenbaren als das Bekenntnis der herrschenden Oberschichten und ihrer po- litischen Führer, daß sie den Weltkrieg nicht anders zu„liqui- dieren" vermögen, als durch Verewigung der Zustände, die zum Weltkrieg geführt haben.
Die türkische �auptquartiersmelöung. Konstantinopcl, 2». August(W. T. B.) Bericht des Hauptquartiers. An der I r a k f r o n t ist die Lage unverändert. Im Zligrisabschnitt überflogen fünf feindliche Flugzeuge in der Nacht zum 15. August unsere Stellungen und warfen wir- kungslos Bomben ab. Am folgenden Morgen warf eines unserer Flugzeuge zur Erwiderung mit guter Wirkung Bomben auf das Lager und die Brücken des Feindes und auf die Kais am Tigris . In P e r s i e n ist die Lage am rechten Flügel im Ab- schnitt von Hamadan unverändert. Im Zentrum endeten vereinzelte Scharmützel zu unseren Gunsten. Am linken Flügel wurden die von östlich Revanduz an die Grenze ge- triebenen Russen genötigt, infolge unserer Angriffe sich aus Saudschbulak und Uschnu zurückzuziehen. Die Unsrigen ver- folgten sie. An der K a u k a s u s f r o n t am rechten Flügel im all- gemeinen nur Patrouillenzusammenstößc. Durch einen Ueber- lall nahmen unsere Truppen die Höhe Kuramisch in der be- herrschenden Bergkette 28 Kilometer nordöstlich von Müsch. Jin Zentrum und am linken Flügel keine bemerkenswerte Tätigkeit. Gestern wiesen wir einen Ueberraschungsversuch des Feindes durch Gegenangriff zurück und nahmen ihm Ge- fangenc und Waffen ab. Drei Stunden lang beschossen ein Kreuzer und drei Monitore ohne Wirkung Fotscha. Ein feindliches Beobachtungsflugzeug wurde durch den Angriff eines unserer Flugzeuge in der Richtung Midilli verjagt. An den anderen Fronten keine Veränderung. In ihrem Bericht vom 12. August melden die Russen, daß Gefangene aussagten, unsere Truppen hätten die Spitzen ihrer Geschosse eingesägt und auf Befehl ihres Regiments- kommandeurs seien sie zur Anfertigung solcher Geschosse mit besonderen Feilen ausgerüstet worden. Diese Behauptungen, die in allen Stücken erfunden sind, stellen wir ganz entschieden in Abrede.._ Konstantinopel , 20, August.(W. T. B.) Amtlicher Hauptquarticrsbcricht. Von dcr Jrakfront keine Nachricht von Bedeutung. Persien : An der russischen Front wurde der Feind infolge unseres Angriffes auf die Russen in der Gegend von Zuko, 25 Kilometer südlich von dem Orte Ochnu und 15 Kilo- meter östlich von der Grenze, gezwungen, sich auf Ochnu zurückzuziehen, wobei er 150 Tote und einige Gefangene zurückließ. K a u k a s u s f r o n t: Vom Kaukasus ist nichts zu mel- den. Im mittleren Abschnitte begannen die Scharmützel wieder. Eine Abteilung griff an und erbeutete Telephon- apparatc, Zelte und Ausrüstungsgegenstände. An den an- deren Fronten nichts von Bedeutung. Eine bulgarische Note an öie fiüresse Griechenlanüs. Sofia , 19. August. lW. T. BK lMeldung der Agence Bulgare.) Die Presseleitung veröffentlicht folgende Note: Die letzten Berichte des Generalstabes erwähnten häufig eine Offensivtätigkeit der Truppen des Generals Sarrail an den Grenzen bulgarischen Bodens. Diese Tätigkeit der Engländer und Franzosen , zu denen sich letzthin auch S'rben und Russen unter dem Oberkommando des Generals«arrail gesellten, bildete für das bulgarische Grenzgebiet eine beständige, wachsende Bedrohung, die selbstverständlich nur durch einen energiicken Gegenstoß beseitigt werden konnte. Hier kämpfen Sckulter an Schulter jetzt die früher unter dem gleichgebliebenen Oberkoinmando bulgarischen und deutschen Truppen, welche, das ist für jeden unpartei isck>en Menschen einleuchtend, durch das Gebot der berechtigtsten Abwehr dazu gedrängt waren, in das Operationsgebiet des Gegners ein- zudringen, nachdem sie lange Zeit die Angriffe der Entente- truppen, deren Anwesenheit in Griechenland seit Monaten geduldet wird, ertragen hatten. Es ist nickt unsere Schuld, noch die unserer Verbündeten. wenn griechisches Gebiet zum Sch a u p l a tz ernster Kämpfe wird. Wir und unsere Verbündeten dürfen vielmehr erwarten, daß bei dieser Abwehr die ver- kündeten Truppen dieselbe Handlungsfreiheit genießen wer- den, wie jene, deren sich die Truppen der Entente so lange Zeit zu unserem Schaden erfreuten. Das griechische Volk hat wahrscheinlich bereits einpeseben, daß unsere Truppen bei dieser Abwehr keineswegs als Feinde den griechischen Boden betreten und daß sie sich der griechischen Interessen klar be- wüßt und bereit sind, diese bis zil der unter den gegenwärtigen Umständen möglichen äußersten Grenze zu wahren. Der Gegenstoß wird zu dem einzigen klar umschriebenen Zwecke begonnen, um den bulgarischen Boden gegen offensive An- Wandlungen des Generals Sarrail zu sichern und ibn der Mög- lichkeit zu berauben, bulgarische Städte und Dörfer zu bom- bordieren und Einbrüche in bulgarisches Grenzgebiet zu ver- suchen. Das ist der Zweck dieses Gegenstoßes, bei dessen Durchführung bulgarische und deutsche Truppen zusammen unter einem gemeinsamen Oberbefehl vorgehen, um den ge- meinsamen Feinden jedes Gelüste zu nehmen, in bulgarisches Gebiet einzufallen. Keiner Drohung wird es gelingen, diesen gebieterischen Akt berechtigter Abwehr anzuschwärzen, zu dem unsere Truppen gereizt werden. Es werden durch ihn von der bulgarischen Grenz« jene verjagt werden, welche dort be-
ständig die Ordnung stören, und es wird Bürgschaft dafür ge- schaffen werden, daß diese sich nicht werden als Herren auf- spielen können in einem Lande, in dem sie nichts zu suchen haben. Die femölichen Heeresberichte. Der französische Tagesbericht. B 0 m 19. August nachmittags.(®. T. B.) Aordlich der Summe richteten die Deutschen im Laufe der Nacht heftige Gegenangriffe gegen die neuen sranzösischen Stellun- gen nördlich von Maurepas bis Clery. Im Maschinengewehrfeuer und in den tatkräftigen Gegenangriffen mit Handgranaten brachen alle Versuche zusammen, mit Ausnahme an einem Punkte nördlich von Maurcpas, wo die Deutschen in ein kleines Grabenstück ein- drangen. Die Franzosen machten �im Laufe der Nacht von neuem fünfzig Gefangene. Südlich der vsomme sehr lebhafter Artilleriekampf in der Gegend südlich von Belloy und EstreeS. Auf dem linken Maasufer griffen die Deutschen am späten Abend zweimal mit Handgranaten den Vorsprung nordöstlich des Kern- Werks von Avocourt und die Gräben der Höhe 394 an. Sie konnten jedoch nirgends in unsere Linien eindringen und mußten nach ihren Ausgangspunkten zurückkehren und Tote und Verwundete zurück- lassen. Auf dem rechten Ufer dauerten die gestern begonnenen er- bitterten Kämpfe an. Die Franzosen eroberten Schritt für Schritt den Häuserblock und die Trümmer, die die Deutschen noch am Ostrand von Fleurv besetzt hielten. Die Franzosen haben jetzt tat- sächlich das ganze Torf trotz heftiger Gegenangriffe, die den Deut- schen blutige Verluste kosteten, inne. Im östlichen Teil des Gehölzes Vaux-Chapitre dauerte der Handgranatenkamps längs der Straße nach Fort Vaux an. Die ziemlich lebhaften Gegenstöße der Deutschen führten keine bemerkbare Veränderung herbei. Die Zahl der durch die Franzosen auf dem rechten Ufer am 17. und 18. August femachtcn unverwundeten Gefangenen überschreitet dreihundert. üe Beschießung war auf beiden Seiten in der Angriffsgegend sehr heftig. Die Nacht war verhältnismäßig ruhig auf dem übrigen Teile der Front. Flugwesen: An der Sommefront schoß Unterleutnant Guynemer am 17. ds. MtS. sein dreizehntes und am 13. ds. sein vierzehntes Flugzeug ab, das zwischen Bouchavesnes und Clery niederfiel. Unterleutnant Heurteaux brachte am 17. ds. sein fünftes Flugzeug zum Absturz. Vom 13. August abend s.(W. T. B.) Nördlich der S o m m e war der Tag ruhig außer einer Teil- Unternehmung, die uns gestattet«, den Feind aus dem Grabenstück, wo er nachts nördlich von Maurepas Fuß gefaßt hatte, zurückzu- werfen. Unsere Truppen brachten die Befestigungsarbeiten an der eroberten Front rege vorwärts. Wenig bedeutende Artillerietätig- keit wegen des schlechten Wetters. In den Argonnen ließen wir eine Mine springen, die die vorgeschobenen Werke de? Feindes bei Vauquois zerstörte. Auf dem rechten Ufer der Maas bleibt>der Artilleriekampf immer lebhaft. Im Abschnitt von Fleury, Vaux und Chapitre keine Jnfanterietätigkeit. Keine wichtigen Ereignisse auf den übrigen Teilen der Front. Salonikier Front: Am 18. August nahmen die Streit- kräste der Alliierten an der Front von Saloniki enge Fühlung mit den Deutschen und Bulgaren . An der ganzen Westfront West- lich vom Dojran-See beschossen die Engländer und Franzosen heftig die Stellungen des Feindes, dessen Einschließung sie nach einem Kampf Mann gegen Mann noch verengerten. Die britischen Truppen bemächtigten sich der Höhe in der Nähe des Dorfes Dold- zeli. Zwischen dem Dosran-See und der Struma entrissen ftanzö- fische Truppen, die an den vorhergehenden Tagen die Dörfer Petka, Palmis, Sigovo und Matnica am Fuß der Belesch-Berge besetzt hatten, dem Feind das Torf Ober-Poroj. Auf dem linken Flügel zog die serbische Armee eine UeberwachungSabteilung zurück, die sie in F l o r i n a gehalten batte, um Schmuggel und Spionage zu unterdrücken. Bedeutende bulgarische Streitkräfte brachen in einem Gegenangriff aus Florina gegen Baniza hervor. Der Kampf wird forlgesetzt. Ter Feind beschoß unsere Stellungen auf dem rechten Wardar -Ufcr und versuchte ohne jeden Erfolg mehrere örtliche An- griffe gegen die serbischen und französischen Truppen in der gebir- gigen Gegend nördlich des Ostrowo -Sees und gegen Ljinniza. Der Gegner fuhr fort, unsere ganze Front abzufühlen und rückte in der freien Gegend von Demir-Hissar vor bis zur Berührung mit un- scrcn vorgeschobenen Truppen. Belgischer Bericht. Es ist nicht? zu berichten außer der gegenseitigen Artillerietätigkeit in den Abschnitten von RamScapvell.' und Dirmuid«. Die englische Meldung. Erster Bericht vom 19. August. lW. 7.?.) Unsere während der letzten Nacht errungenen Erfolge wurden festgehalten und ausgedehnt. Während der Nacht unternahm� der Feind verschiedene sehr entschlossen« Gegenangriffe gegen die Siel- jungen, die wir genommen hatten. Mit Ausnahme eines einzigen auf unserem äußersten rechten Flügel, wo der Feind etwas Gelände zurückgewann, wurden diese Gegenangriffe überall zurückgeschlagen. Vom Foureaux-Walde bis zu dem Punkte, wo wir uns mit den Franzosen vereinigen, haben wir unsere Linie auf einer Front von mehr als zwei Meilen in einer Tiefe, dir zwischen 299 und 699 Uards schwankt, vorgeschoben. Wir halten jetzt die Westränder von Gnillcmont und eine Linie von da nordwärts bis zur Mitte zwischen dem Delleville-Walde und Ginchy und ebenso die Obstgärten nörd- lich von Longueval. Zwischen dem Foureaux-Walde und der Straße von Albert nach Bapaume nahmen wir einige hundert Iards feind- licher Gräben. Ocstlich und südöstlich des Mouguet-Gehöftes scho- den wir unsere Linie um einige dreihundert DardZ vor. Zwischen OvillerS und Thiepvol rückten wir auf einer Front von über einer halben Meile vor. DaS Ergebnis dieser Kampfhandlungen sind mehrere hundert Gefangene. Zweiter Bericht vom 19. August. lW. T B.) Die gestrigen Kämpfe an verschiedenen Punkten unserer Front von Tbicpval bis zum äußersten rechten Flügel südlich von Guille- mont über eine Entfernung von elf Meilen waren sehr erfolgreich. Wir eroberten einen Höhenrücken, der südöstlich von Thiepval liegt und dieses beherrscht, ferner die nördlichen Abhänge des hoch ge- lcgcnen Gelände? nördlich von PoziereZ, von wo man einen weit- reichenden Ausblick gegen Osten und Nordosten hat. Wir halten den westlichen Rand des Hochwaldes(High Wood) und die feindlichen Laufgräben, die sich über eine halbe Meile westlich des Waldes erstrecken, besetzt. Wir schoben unsere Linie bis zur Hälfte der Strecke Ginchy vor und bis an den Rand von Guillemont, dessen äußere Viertel einschließlich der Eisenbahnstation und des Steinbruche? wir besetzt balten. Letzterer hat beträchtliche militä- rische Bedeutung. Unter den 796 Gefangenen, die bis 4 Uhr nach- mittags gezählt wurden, befinden sich 16 Offiziere. Wir rückten beute nordöstlich von Pozieres an beiden Seiten der Straße von Pozieres nach Bapaume nordöstlich der Windmühle um weiter« 399 DardS vorwärts. Die feindliche Artillerie beschoß unsere Stellungen, aber es fanden keine feindlichen Infanterie- angriff« statt. Der Feind beschoß uns auch von seinen Stellungen östjich von Vierstraat bis zum Dpern-Comineskanal und in her Nachbarschaft des Hügels 69, ferner bei den Mühlen von Ver- branden. Der russische Kriegsbericht. Vom 19. August nachmittags.(W. T. Bs Westfront: Am 18. August um 8 Uhr abends griff uns der Feind nach Artilleriefeuer bei dem Dorfe Zviniacze 15 Werst südöstlick von Swiniuchy an, wurde aber zurückgewiesen. In der Gegend des Nobet-Sees bemächtigten sich unsere Truppen eines Teil? der gegnerischen Stellung im Westen de» See». In der Gegend deS Dorfes Czerwiszie am Stochod brachen unsere Truppen nach erbittertem Kampf die Frontstellung des Feindes und nahmen das Dorf Tobol , den Hof Ezerwiszie und die Brennerei, Landerie und rückten beträchtlich vor. Wir verzeichneten hier an Gefangenen zwei Offizier« und 229 Mann. Im Gebiete des Marktfleckens
Sokul warf ein feindliches Flugzeug 79 Bomben ab. Bei Kirli- baba hat der Feind mit an Zahl überlegenen Kräften die Offensive ergriffen und unsere Vorhuten ein wenig zurückgetrieben. An der K a u k a s u s f r o n t zwischen den Straßen von Siwas und Kemah haben unsere Truppen den Gegner kräftig zurückge- wiesen. In der Gegend von Diarbekr sind heiße Kämpfe im Gange. Bom 19. A u g u st abends.(W. T. B.) An der Westfront und im Kaukasus ist die Lage unver- ändert. Meldung der italienischen Heeresleitung. Vom 13. August. tW. T. B.) Artillerietätigkeit auf der ganzen Front. Unsere Artillerie war hauptslächlich tätig im oberen Fellatal, wo sie die Eisenbahn am Eingang des Seebachtales be- schädigte. Die feindliche Artillerie beschoß die Stadt Görz und versuchte auch die Brücken über den Jsonzo zu treffen. Gestern unternahm der Gegner auf dem Karst nach einem heftigen Ar- tillerieseuer einen Angriff gegen den linken Flügel unserer Siek- lungen, dem aber das wirkungsvolle Eingreifen unserer Batterien schnell ein Ende bereitete. Zu den Kämpfen in Mesopotamien . London , 19. August.(W. T. B.i Reutermeldung. Das K r i e g s a m t teilt mit: Anfang August bemühten sich türkische Irreguläre, mit unseren RufklärungSdampfern auf dem E u p h r a t in der Nähe des Dorfes Ain Khidr zusammenzustoßen. Unsere Streitkräfte und eine Abteilung befreundeter Stämme machten am 15. August, unterstützt durch zwei Kanonenboote, einen Angriff auf diese Räuber. Ungefähr 69 Feinde wurden getötet und eine beträchtliche Anzahl verwundet. Unser Gesamtverlust betrug drei Tote und einen Verwundeten. Kämpfe in Teutsch-Dftafrika. Amsterdam » 19. August. (W. T. B.j Nach einer Reutermeldung ist die Hafenstadt B a g a m o n o in � Deutsch-Ostafrika am 15. August von englischen Morinetruppen besetzt worden. General van Deventer rückt an der Zentraleisenbahn vor und General Northey führt seinen Vormarsch im Süden aus, in- dem er den Feind zwischen seinen Truppenabteilungen und dem Hauptheer einschließt. Ein Schweizer Urteil über öie Kriegslage. Bern , 19. August. (W. T. B.) S t e g e m a n n n schreibt zur Kriegslage im„Bund" u. a.: Brussilow mutz über gewaltige Heeresmassen verfügen, um die allgemach ins Uferlose geratenen Operationen zu speisen, die er als wagemutiger Spieler zwischen Pripjei und Moldawa verfolgt. Hat Kuropatkin sich geweigert, ihm dazu die letzte verfügbare Reserve der Nordfront abzugeben, oder nutzlose Stürme zwischen Riga und Dünaburg vorzutreiben? Wie dem auch sei, eins ist gewiß: einen größeren und kühneren Feldzug hat Rußland noch nie unternommen. Tagegen waren die Opera- tionen des Großfürsten in Ostpreußen , Polen und den Karpathen vorsichtige und wohlbasierte Unternehmungen. Es ist möglich, daß Brussilow mit seiner gewaltigen Offensive, die er mit Glück und Kühnheit lenkt, noch weiteren Erfolg hat. ES ist aber ebensogut möglich, daß er um den Erfolg verkürzt wird und höchstens Remis macht. Solange das Königreich Polen und Kurland in deutschem und österreichischem Besitz sind und die Karpathenpässe fest bleiben, kann die russische Strategie nur durch eine restlos ausgefochten« Vernich- tungsschlacht zum Enderfolg gelangen. Hat Bothmer jetzt abge- baut, so ist Brussilow damit die Aussicht auf eine solche zwischen Zalocze und Nizniow entgangen. Daran ändern die wütenden Nachhutgefechte nichts. In diesem Lichte betrachtet, ist also die Eni- wurzelung der„fundamentalen Winterstellung Tarnopol— Buczacz", von der in der russischen Meldung die Rede ist, nur ein bedingter Erfolg Brussilows. Ganz abgesehen davon, daß die Gegenmaß- nahmen Hindenburgs und des Erzherzog? Karl noch nicht sichtbar geworden sind, und„die im Gange befindliche Umgruppierung der verbündeten Truppen noch in weiterer Durchführung begriffen ist". Auf diesen Umstand ist besonders Wert zu legen. Je länger die Durchführung der Umgruppierung dauert, desto umfangreicher muß sie fein. Im weiteren Verfolg feiner AuSiübrungen schreibt dann Stege» mann: Die russische Meldung vom 12. August, die von einem glück- lichen Abschluß der gewaltigen Operationen spricht und neue Per- spektiven eröffnet, ist daher mit Vorsicht aufzunehmen. Am 7. No- vemberl314 gab der russische Generalstab eine ähnlich gefaßte Mel- dung über die großen Erfolge heraus, die damals von den Russen vom 25. September bis 5. November an Weichsel und San erstritten worden seien und nach Auffassung des russischen Generalstabes einen vollen Sieg darstellten, der Hindenburg und die Oesterreich«! in passive Verteidigung auf Krakau und Schlesien zurückwerfen sollte. Jene kricgsgeschichtliche Meldung schloß mit den Worten: „Dieser Sieg gestattet unseren Truppen, zur Durchführung neuer Aufgaben zu schreiten, welche eine neue Kriegsperiode einleiten werden." Tie neue Kriegsperiode brachten den Flankcnstoh Hinden- burgs aus Thorn und endete am 17. Dezember nach den Schlachten von Lodz und Limanowa mit dem negativen Abschluß der russischen Offensive. Die Schwarze Liste . Dve..Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt unter diesem Titel: „Zur Verteidigung des völkerrechtswidrigen Systems der eng- lisch-französischcn Schwarzen Listen wird in der englischen und französischen Presse immer wieder die von dem englischen Blockade- minister Lord Robert Cecil in die Welt gesetzte Behauptung wieder- holt. Teutschland babe ebensolche Schwarzen Liften gegen neutrale Länder, insbesondere gegen die Schweiz , aufgestellt. So bringt die„Morning Post" vom 19. August ein« telegraphische Meldung ihres Berner Berichterstatter?, der die deutsche Schwarze Liste mit ungefähr 399 schweizerischen Firmen selbst gesehen zu haben er- klärt. Tatsächlich weiß jeder, der nur einigermaßen mit den Ver- Hältnissen vertraut ist, daß die deutsche Liste, die der Gewährs- mann der„Morning Post" allein im Aug« haben kann, in keiner Weise mit den englisch -französischen Schwarzen Listen über Neu- trale verglichen werden kann. Die deutsche Liste enthält diejenigen Firmen, die K r i e g?- Material für die Entente herstellen. E? ist selbstverständlich, daß Deutschland zur Herstellung von Kriegsmaterial dienende deutsche Erzeugnisse, deren Ausfuhr aus Deutsch - land an sich überhaupt verboten ist und nur au?- nahmswcise zugunsten der Schweiz bewilligt wird, nicht solchen Firmen liefern kann, die daraus Munition für Deutschlands Feinde herstellen würden. Die Liste dient also lediglich dem Zwecke, die Ausfuhr von Materialien aus Deutsch - land zu verhindern, die zur Herstellung von Kriegsbedarf für die Gegner Deutschlands Verwendung finden würden. Ueber diesen Zweck hinaus wird die deutsche Liste von niemand und in keiner Weise verwertet. Nicht nur wird in die Prwatrechte der auf der Liste stehenden Firmen nicht eingegriffen, so daß sie z. B. an der Einziehung ihrer Forderungen in Deutschland und an der Verfügung über ihre inländischen Bankgutbaken nicht gehindert, sondern ei steht ihnen sogar frei, mit deutschen Firmen Ein- und AuSfuhrgeichästS-Ver- bindungen zu unterhalten» soweit sie unbedenkliche Waren be-