Nr. 236.
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Telegramm Adreffe: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Montag, den 28. August 1916.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 27. August 1916.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. Nördlich der Somme wiederholten in den geftrigen Morgenstunden und während der Nacht die Engländer nach starker Artillerie- Vorbereitung ihre An
Berlin, 27. Auguft.( W. T. B.) Die Königlich Jtalienische Regierung hat durch Vermittelung der Schweizeri schen Regierung der Kaiserlichen Regierung mitteilen lassen, daß sie sich vom 28. d. M. an als mit Deutschland im Kriegs- griffe füdlich von Thiepval und nordwestlich von Pozières; zustand befindlich betrachtet.
Die Norddeutsche Allgemeine Beitung" schreibt:
Die Note, mit der der italienische Gesandte in Bern im Auftrage feiner Regierung am 26. d. M. die schweizerische Regierung ersucht hat, die Kaiserliche Regierung davon zu unterrichten, daß Italien sich vom 28. d. M. ab als im Kriegszustand mit Deutschland befindlich ansieht, lautet in Uebersetzung:
" Auf Weisung der Regierung Seiner Majestät habe ich die Ehre, die nachfolgende Mitteilung zur Kenntnis Euerer Erzellenz und des Bundesrats zu bringen:
Die feindseligen Akte seitens der deutschen Regierung gegenüber Italien folgen einander mit wachsender Häufigkeit; es genügt, die wiederholten Lieferungen an Waffen und an Werkzeugen für den Land- und Seekrieg zu erwähnen, die von Deutsch land an Oesterreich- Ungarn erfolgt sind; desgleichen die ununterbrochene Teilnahme deutscher Offiziere, Soldaten und Matrosen an den verschiedenen gegen Italien gerichteten militärischen Operationen. Auch ist es nur der von deutscher Seite DesterreichUngarn in den verschiedensten Formen und in reichlichstem Maße zuteil gewordenen Unterstützung zu danken, daß es diesem möglich geworden ist, jüngst die Kräfte für eine Unternehmung von besonderer Ausdehnung gegen Italien zusammenzubringen. Ferner ist zu erwähnen die Auslieferung italienischer Gefangener, bie aus den österreichisch- ungarischen Konzentrationslagern entfommen und auf deutsches Gebiet geflüchtet waren, an unseren Feind; die auf Betreiben des Kaiserlichen Auswärtigen Amtes an die deutschen Kreditinstitute und Bankiers gerichtete Aufforderung, wonach diese jeden italienischen Untertan als feindlichen Ausländer zu erachten und jede Zahlung, die ihm etwa geschuldet sein sollte, hintanhalten sollten, sowie die Unterbrechung der Zahlung der Renten an italienische Arbeiter, die diesen auf Grund ausdrücklicher Bestimmungen des deutschen Gesetzes zustehen. Alles dieses sind Erscheinungen, aus denen sich die wahre systematische Stellungnahme der Kaiserlichen Regierung Italien gegenüber ergibt.
Ein derartiger Zustand kann auf die Dauer seitens der Königlichen Regierung nicht geduldet werden. Er vertieft zum ausschließlichen Schaden Italiens den schwerwiegenden Gegensatz zwischen der tatsächlichen und der rechtlichen Lage, die sich an sich schon aus dem Umstande ergibt, daß Italien einerseits, Deutsch land anderseits mit zwei untereinander im Kriege befindlichen Staatengruppen berbündet sind.
Aus den aufgezählten Gründen erklärt die italienische Regierung im Namen Seiner Majestät des Königs von Italien hiermit, daß sie sich vom 28. dieses Monats ab mit Deutschland in Kriegszustand befindlich erachtet und bittet die schweizerische Bundesregierung, das Vorstehende zur Kenntnis der Kaiserlich Deutschen Regierung bringen zu wollen."
Die formelle Kriegserklärung Italiens an Deutschland ändert an dem de facto bereits bestehenden Zustande wenig. Als Italien im vergangenen Jahre an Desterreich- Ungarn den Krieg erklärt hatte, hat die Kaiserliche Regierung, bevor Fürst Bülow mit der Botschaft Rom verließ, die italienische Regierung darauf hingewiesen, daß überall die österreichisch- ungarischen Heeresverbände mit deutschen Truppen gemischt wären, ein Angriff gegen österreichisch- ungarische Truppen sich also zugleich gegen deutsche Truppen richten würde. Die italienische Regierung ist somit von deutscher Seite nie einen Augenblick darüber im Zweifel gelaffen worden, daß Deutschland die militärische Unterstügung seines österreichisch- ungarischen Bundesgenossen gegen jeden Gegner als Bündnispflicht ansah.
Was die in der Note erwähnte Auslieferung entwichener italienischer Kriegsgefangenen an Desterreich- Ungarn betrifft, so ist es richtig, daß etwa 6 italienische Kriegsgefangene, die aus einem österreichischen Gefangenenlager entflohen waren, beim Ueberschreiten der deutschen Grenze angehalten und zurüdgebracht worden sind. Es handelte sich aber dabei um ein Vorgehen untergeordneter Organe der Zollverwaltung, das nicht die Billigung der Kaiserlichen Regierung gefunden hat. Diese hat vielmehr bereits vor Monaten auf die Vorstellungen der italienischen Regierung entgegenkommende Vorschläge zu einer befriedigenden Erledigung der Angelegenheit gemacht. Die Behauptungen über Eingriffe der deutschen Regierung in die inländischen Bankguthaben und die Arbeiterrentenansprüche von Italienern sind nur eine Wiederholung der im Juli d. J. in der italienischen Presse erschienenen Ausstreuungen, die bereits in der Norddeutschen Allgemeinen Beitung" vom 20. Juli d. J. eingehend widerlegt worden sind. Es wäre würdiger gewesen, wenn die italienische Regierung darauf verzichtet hätte, ihre Kriegserklärung an Deutsch land mit sophistischen Argumenten zu begründen. Sie wird dadurch niemand darüber hinwegtäuschen, daß ihre EntschlieBung lediglich eine weitere Konsequenz des früher verübten Treubruches und das Ergebnis des von England und seinen Bundesgenossen seit Monaten auf sie ausgeübten Druces ist."
fie sind abgewiesen worden, teilweise nach erbitterten Nahkämpfen, bei denen der Gegner 1 Offizier, 60 Mann gefangen in unserer Hand ließ.
Ebenso blieben Vorstöße nördlich von Bazentin Ye Petit und Handgranatenkämpfe am Foureaux- Walde für den Feind ohne Erfolg.
Im Abschnitt Maurepas- Cléry führten die Franzosen nach heftigem Artilleriefeuer und unter Einsatz von Flammenwerfern starke Kräfte zu vergeblichem Angriff vor; nördlich Cléry eingebrochene Teile wurden in schnellem Gegenstoß wieder geworfen.
Südlich der Somme sind Handgranatenangriffe westlich von Vermandovillers abgeschlagen worden.
Beiderseits der Maas war die Artillerietätig. feit zeitweilig gesteigert. Abends gegen 3. W. Thiaumont und bei Fleury angesezte Angriffe brachen in unserem Feuer zusammen.
Weftlich Craonne und im Walde von Apremont wurden Vorstöße schwacher feindlicher Abteilungen zurückgewiesen; bei Arracourt und Badonviller waren eigene Patrouillenunternehmungen erfolgreich.
Im Somme - Gebiet wurde je ein feindliches Flugzeug im Luftkampf bei Bapaume und westlich Noisel durch Abwehrfeuer westlich Athies und nordwestlich Nesle abgeschossen.
Außerdem fielen nordöstlich Péronne und bei Nibemont südöstlich St. Quentin gelandete Flugzeuge in unsere Hand.
Deftlicher Kriegsschauplah. Front des Generalfeldmarschalls von Hindenburg .
An der Düna- Front wurden wiederholte Versuche der Russen, östlich Friedrichstadt und bei Lennewaden mit Booten über den Fluß zu setzen, vereitelt.
Südöstlich Kisielin stießen kleine deutsche Abteilungen bis in die dritte feindliche Linie vor und kehrten nach Zerstörung der Gräben mit 128 Gefangenen und 3 Maschinengewehren planmäßig in die eigene Stellung zurüd.
Front des Generals der Ravallerie Erzherzog Carl Abgesehen
von für uns erfolgreichen PatrouillenKämpfen nördlich des Dujester keine wesentlichen Ereignisse.
Auf dem östlichen Struma- Ufer vorgehende bulgarische Kräfte nähern sich der Mündung des Flusses.
An der Moglena- Front schlugen serbische Angriffe gegen die bulgarischen Stellungen am Buejuek Tas fehl. Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 27. Auguft.( Æ. T. B.) Amtlich wird ver= lautbart:
Ruffischer Kriegsschauplak. Lage unverändert. Keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz. Neuerliche Angriffe auf den Gauriol wurden unter empfindlichen Verlusten der Italiener abgeschlagen. Das gleiche Schicksal hatten auch alle übrigen Vorstöße des Feindes gegen die Front der Faffaner Alpen.
An der Küstenländischen und Kärntener Front keine wesentlichen Ereignisse.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
Nichts Neues.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See.
Am 26. laufenden Monats hat Linienschiffsleutnant Konjovic mit noch zwei anderen Seeflugzeugen im Jonischen Meer eine Gruppe von feindlichen Neberwachungsdampfern angegriffen und einen derselben mit Bombentreffern verfenkt. Die Flugzeuge, welche von den feindlichen Ueberwachungsfahrzeugen heftig beschossen wurden, kehrten unversehrt zurüd. Flottentommando.
Schnapsbrenner- Aengste.
Unser Hinweis, daß die Schnapsbrenner wieder eifrig bei der Arbeit sind, die Regierung zu veranlassen, ihnen Kartoffeln und Getreide in noch größeren Mengen als im Vorjahre zum Schnapsbrennen zuzuweisen, hat die„ Deutsche Tageszeitung" arg verschnupft. Zu widerlegen vermag fie unseren ziffernmäßigen Hinweis nicht, folglich bleibt ihr nichts übrig, als ihn zu verdrehen und dann auf unsere„ Unkenntnis der Verhältnisse, die man nur allein beim„ Vorwärts" voraussetzen kann", zu schimpfen. Mit welcher Ehrlichkeit sie dabei vorgeht, dafür ein ergözliches Beispiel. Sie schreibt: Der Vorwärts" weiß nicht, daß wir in Deutschland über eine Milliarde Zentner Kartoffeln ernten." Und wir hatten geschrieben: Um Stimmung zu machen, daß das Kriegsernährungsamt den Branntweinbrennern Startoffeln und Getreide zur Herstellung von Branntwein überläßt, ,, wird behauptet, die Kartoffelernte und Getreideernte übertreffe in diesem Jahre alle Erwartungen, es seien an sechzig Millionen Tonnen Kartoffeln in sicherer Aussicht." Sechzig Millionen Tonnen das sind doch nicht nur eine Milliarde, sondern sogar 1½! Aber das hält die„ Deutsche Tageszeitung" nicht ab, zu behaupten, wir verschwiegen die Größe der Erntemenge. Ferner wisse der Vorwärts" ,, natürlich" auch nicht, daß in Bayern überhaupt weniger Kartoffeln gebaut würden als anderwärts. Wir aber hatten sogar von Bayern und auch von anderen Bundesstaaten einen Rückgang der Ernte gemeldet. Uebrigens beträgt der Anteil Bayerns an der Gesamternte 9-10 Broz., und wenn von diesem ein ansehnlicher Teil wegfällt, so ist das für die gesamte Ernte Deutschlands nicht gleichgültig, denn was Norddeutschland dann dorthin liefert, fehlt eben wo anders. Und außerdem ist dieses von Bayern gewöhnlich gelieferte Behntel der deutschen Ernte doppelt so groß, als der gesamte Bedarf der Kartoffelbrennereien und gerade um deren Verbrauch handelt es sich doch, gerade ihn, obwohl er" nur" die Hälfte der bayerischen Ernte in Anspruch nimmt, halten wir schon für unzulässig im Interesse der Volksernährung.
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Genau so steht es mit den 45 000 Tonnen Getreide, die im Vorjahre zum Schnapsbrennen der Kartoffelspirituszentrale in Düsseldorf zugewiesen wurden. Die ,, D. T." meint: Mit dieser Seeschlange macht der„ Vorwärts seine Leser gruselig". Die Tatsache zu bestreiten vermag die„ D. T." nicht, denn, wie wir anführten, wurde ja im Reichstage am 7. April d. J. vom Freiherrn von Stein auf die Anfrage des Genossen Davidsohn zugegeben, daß diese Zuweisung erfolgt ist. Wir hatten aber auch erwähnt, daß die Hälfte dieser Zuweisung noch für die Voltsernährung gerettet werden konnte wie Freiherr v. Stein mitteilte, wurden nur 20 000 Tonnen den Brennereien überwiesen. Das paßt aber der D. T." nicht, wie es seinerzeit den Schnapsbrennern sehr ärgerlich war, und deshalb bleibt sie bei 45 000 Tonnen Roggen! Dann aber verplappert sie sich, indem sie hinzu fügt:
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„ Daher wird der Vorwärts" nicht in neue Aufregung zu geraten brauchen, wenn was wir übrigens bei der in diesem Jahre reichlicher ausgefallenen Ernte wohl annehmen dürfen die Reichsgetreidestelle dies mal eine noch größere Menge den Kornbranntweinbrennereien zur Verfügung stellt."
So, so! Da haben wir also ganz richtig auf den Busch geflopft! Die Brenner dürfen also wohl annehmen!" Das heißt gerade herausgesagt: sie verlangen es und sie wissen, daß sie es durchsetzen werden!
Dagegen legen wir nochmals entschieden Protest ein, und daran kann weder der Zorn noch das sich den Anschein wissenschaftlicher Widerlegung gebende Gerede der„ D. T." etwas ändern. In derselben Nummer vom Freitag abend bringt sie auch eine Zuschrift aus Fachkreisen". In dieser wird zunächst gegen die unsinnige sozialdemokratische Abstinenzheze" losgezogen und dann behauptet, daß diese nicht etwa die Verarbeitung von Brotgetreide zu Schnaps-„ die regelrechte Versorgung des deutschen Volkes und auch des deutschen Heeres mit Milch und Molkereiprodukten sowie mit gutem Fleisch ernsthaft in Frage stellt, indem sie fordert, die Brennereien lahmzulegen".
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Diese lächerliche Behauptung soll dadurch bewiesen werden, daß wieder einmal, wie dies bei den Schnapsinteressenten üblich, das hohe Lied von dem großen Futterwert der Schlempe, des Rückstandes der Brennerei, angeſtimmt wird. Gleichzeitig wies die„ D. T." darauf hin, daß ja die deutsche Roggenernte im Jahre 1913 12 Millionen Tonnen betragen hätte da spielten doch die 45 000 Tonnen für die Schnapsbrennerei feine Rolle.
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Nun kann sich also der Leser auswählen, aus welchem Grunde unsere Forderung, Roggen nicht zu Schnaps zu verarbeiten, unrichtig ist: einmal sind die 45 000 Zonnen eine Rappalie gegenüber der Ernte, das anderemal wird durch die Verweigerung dieser 45 000 Zonnen die in Wirklichkeit nur 20 000 Tonnen waren die„ regelrechte Versorgung des deutschen Heeres und auch des deutschen Volfes mit Milch und Molkereiprodukten sowie mit gutem Fleisch ernsthaft in Frage
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