Zur Erneuerung der abgefahrenen Gleisstreden in der Schönwalder und Neuendorfer Straße wurden 54 000 m. betvilligt. Betreffend Errichtung eines städtischen Wohlfahrtsamtes, dem die Armenpflege, Kriegsfürsorge usto. übertragen werden soll, wurde eine gemischte Kommission von sieben Mitgliedern gewählt. Ju geheimer Sigung wurde beschlossen, eine Anleihe von drei Millionen Mark aufzunehmen.
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angenommen:
Anschließend daran wurde über die Abhaltung einer Frauenfonferenz allseitig zustimmend diskutiert. Zu der Kundgebung des Parteivorstandes fonnte wegen einiger darin enthaltenen, un flaren und zu Mißdeutungen Veranlassung gebenden Stellen noch nicht Stellung genommen werden.
Soziales.
Vom Begriff des ungelernten Arbeiters.
Nicht Fisch und nicht Fleisch. Die jetzige Zeit der FleischknappAls die polizeiliche Bekanntmachung an den Anschlagfäulen mit heit hat manchen veranlaßt, Versuche zu machen, wie es möglich ist, der Aussehung einer Belohnung von 1000 Mark erschien, wurde für Fleisch einen Ersaz zu schaffen. Das ist natürlich keine leichte der Fabrikant Soehler, der Arbeitgeber des Willi, ſtuzig, Aufgabe. Ein Herr Dr. Schleimer hat versucht, das Fleisch von denn es war ihm aufgefallen, daß Willi, der kurz vorher von Mitteln Fischen so zu präparieren, daß es fleischähnlich wird. Wir sahen diefer ganz entblößt war, plöglich sich täglich für eine Mark Kuchen Tage solches. Fischfleisch, das in der Farbe dem gehackten Fleisch kaufte und sonstige Ausgaben machte. Er machte Anzeige bei der gleich ist, ohne daß dabei Farbstoffe zur Verwendung kommen. Aus Polizei, und als nun Willi im Verein mit anderen Personen der diesem Fischfleisch aus entgräteten Fischen lassen sich verschiedene fleinen vierjährigen Tochter der Ermordeten gezeigt wurde, ging Gerichte herstellen: Klops, Bouletten, auch Wurst zum Kochen und diese sofort auf Willi zu und zupfte ihn am Red. Der Verdacht zum Schmoren wird aus diesem Fischfleisch geliefert. Es ist nicht In der am Dienstag, den 29. August, abgehaltenen Wahlvereins- gegen diesen war auch dadurch bestärkt worden, daß bei Herrn Fisch und ist nicht Fleischnur optische Täuschung aber immer versammlung wurde nach einem Vortrage des Dr. Moses über Soehler eine an Willi gerichtete Starte seines Bruders Karl einhin schmackhaft, wenn es entsprechend zubereitet ist. Nur in einigen Geschlechtsfrankheiten" über die letzten Vorkommnisse im Kreise, gegangen war, in der er gebeten wurde, ihm seine Geige und großen Warenhäusern wird dieses Fischfleisch, das in der großen namentlich über die Sonderveranstaltung des alten Vorstandes, am 20 m. umgehend an die Adresse des Herrn Mroz in Buschmühle zu Fleischerei von Behr in Schöneberg nach einem patentierten Ver- 6. August ausgiebig diskutiert und folgende Resolution einstimmig schiden. Dieser Mrotz war ein Invalide, der als Hilfserzieher fahren bereitet wird, feilgehalten. Es ist nicht zu verwechseln mit in der Zwangserziehungsanstalt Buschmühle angestellt De De Fleisch, das vor 1½½ Jahren angepriesen wurde und das aus„ Die Mitgliederversammlung des Wahlvereins Lichterfelde hat war. Der Vorsitzende sprach wiederholt sein höchste s Klippfisch in Verbindung mit Schweinefleisch hergestellt wurde. mit" Erstaunen erfahren, daß an der Veranstaltung der früheren Befremden über die Zustände in der ErziehungsSchweinefleisch ist ohnehin nicht zu haben. Das obenerwähnte Fisch- Kreisvorstandsmitglieder am 6. August auch jemand aus Lichterfelde anstalt Buschmühle aus. Er bezeichnete es als wunderbar, fleisch wird nur aus frischen Fischengewonnen. Das Pfund wird mit teilgenommen hat, der sich als Delegierter ausgegeben zu haben daß in der Anstalt, die doch den Karl nach der Wassertorstr. 65 1 M. 90 Pf. verkauft. scheint. Sie stellt fest, daß von Lichterfelde niemand dorthin delegiert beurlaubt hatte, feinerlei Verdacht geschöpft wurde, obgleich Starl worden ist, wie es sich auch von selbst versteht, daß die Lichterfelder mit zerkragtem Gesicht und in neuen Kleidern in Buschmühle anWie der Vorsitzende Parteigenossen und Genossinnen mit solcher statutenwidrigen Ber- fam und große Geschenke dort machte. hervorhob, hat man in der Anstalt Buschmühle die Bes anstaltung nichts zu tun haben." hauptung, daß Karl einer der Mörder sein müsse, entschieden zurückgewiesen und der Hausvater Goebel bat von einem„ argen Mißgriff der Polizei" gesprochen und erklärt, Start sei ein gutmütiger, aufrichtiger Junge, dem man so etwas nicht zumuten könne. Der Vorsitzende gab ferner folgende Schilderung von den Zuständen in der Erziehungsanstalt: Starl v. Klopotek sei dort als ein Sohn vermögender Eltern aufgetreten. Mit dem Wirtschaftsfräulein Gertrud Paeze stand er auf sehr freundschaftlichem Fuße und nannte sie in seinen Briefen an seinen Bruder immer„ Trudelchen Poeze" und„ meine Braut". Er hat zugegeben, daß er das Mädchen von 19 Jahren bei jeder sich bieten Das Drtsstatut der Stadt Dortmund über den Fortbildungs- den Gelegenheit gefüßt und von ihr Küsse empfangen hat. Wenn unterricht bestimmt hinsichtlich der im pflichtigen Alter befindlichen Trude spät abends von dem Pfarrer nach der Anstalt zurückkehrte, jugendlichen Personen u. a.: Verpflichtet zum Besuch der Fort- wobei sie einen dunklen Wald zu passieren hatte, hatte bildungsschule find alle im Stadtbezirk Dortmund nicht bloß vor sie Sarl zum Abholen übergehend beschäftigten gewerblichen Arbeiter, mit Ausnahme der geraubten Gelde einen Ring, ein Uhrarmband und schenkte beſtent. Er kaufte ihr mit dem Arbeiter in Fabriken und Hüttenwerken, die zu den ungelern ihr auch 20 M. bares Geld. Bald nach seiner Nüdfehr nach Buschten Arbeitern zu rechnen sind." Für den Nichtbesuch der mühle machte er mit dem Erzicher Mroz einen Spaziergang nach Fortbildungsschule durch zwei jugendliche Arbeiter der Firma Dren- Reppen und besuchte mit ihm und zwei Jungen drei Kneipen, hielt stein u. Koppel war der Ingenieur Krauts in Dortmund als ver- mehrere Soldaten frei und machte eine Zeche von 54 M. antwortlicher Betriebsleiter strafrechtlich verantwortlich gemacht worden; das alles"- meinte der Vorsitzende er wurde vom Landgericht zu einer Geldstrafe von 15 M., event. fünfziehungsanstalt unbekant." , war in der Er Tagen Haft verurteilt. Seinen Einwand, daß die beiden ungelernte Fabritarbeiter feien und deshalb nach der zitierten je 15 Jahre Gefängnis. Nach Schluß der Beweisaufnahme beantragte der Staatsanwalt Bestimmung nicht fortbildungsschulpflichtig wären, verwarf das GeZum legten Wort verstattet, erklärte arI b. Alopoief: richt, indem es ausführte: Die beiden Jugendlichen, die bei einem Er habe die Strafe verdient und müsse sie tragen; die Strafe sei Meister das Schlosserhandwerk lernen wollten, aber wegen der viel zu leicht, denn der Mensch tönne gar nicht tiefer ſinfen, als er Kriegszeit keine Lehrstelle fanden, waren bei der Firma Drenſtein gesunken sei. Er habe gern ins Heer eintreten wollen, seine Bemühungen Sie könnten dort auch etwas lernen. Der eine wurde durch einen näher getreten und als er gesehen, daß sie fo" so sei, habe er sich 11. Koppel eingetreten, weil ihnen ein bekannter Meister gesagt hatte, feien aber erfolglos geblieben. In Buschmühle sei ihm die Stüze älteren Arbeiter an der Hobelmaschine angelernt und kam dann zu mit ihr befreundet, um möglichst viel Vorteile, zum Beispiel beſſere den Schlossern, wo er das Feilen lernte und darin Fortschritte Kost, zu bekommen. Er habe an sie und sie habe an ihn geschrieben; machte bis zum Feilen und Matrizen. Auch der andere junge Mann er habe ihr versprochen, ihr aus Berlin etwas schritt durch Anlernen durch andere Arbeiter soweit vor, daß er an mitzubringen, und so sei es dann gekommen".- Das nächste Volkskonzert des Philharmonischen Order Drehbant Gesente arbeiten konnte. Das Feilen von Matrizen Der Vater des Angeklagten beklagte sich lebhaft über die chesters findet am Sonnabend, den 2. September, in der Neuen oder das Arbeiten von Gesenken ander Dreh bant fönne nur ein Erziehungsanstalt, die den Karl bessern sollte, in der er aber Philharmonie, Köpenider Str. 96-97, statt. Beginn des Konzerts gelernter Arbeiter. Nach alledem könnten die beiden jungen Leute noch schlechter geworden sei. Dort sei er noch nicht als ungelernte Arbeiter einer Fabrit angefehen tiefer gesunken. Das Gericht verurteilte beide Angewerden. Das Sammergerit hielt als Revisionsinstanz die tat agte wegen Naubes und Mordes zu je 15 Jahren Ge fängnis. fächlichen Feststellungen aufrecht und bejahte mit dem Landgericht die Schuldfrage; es verwies die Sache nur deshalb an das Landgericht zurück, damit dieses die Eventualstrafe dem§ 150 der Gewerbeordnung anpasse. Danach darf die Eventnalstrafe nur drei
Ein gutes" Geschäft. Das folgende niedliche Geschichtchen, das den Vorzug hat, wahr zu sein, wird aus einem den Berlinern wohlbekannten Städtchen der Uckermark berichtet. Ein dortiger Schlächtermeister hatte während des Krieges so viel verdient, daß seine Frau sich die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches erfüllen zu können glaubte. Sie begab sich zu einem Juwelier, un den Brillantschmuck, nach dem ihr Herz schon so lange schmachtete, zu erstehen. Ihre Wahl fiel auf einen Schmuck, der 2000 M. Kosten sollte. Da der Juwelier von dem Preise durchaus nichts herunterlassen wollte, die Frau Schlächtermeister aber auf das Schmuckstück verpicht war, so berfiel lettere auf einen Ausweg, um ihrem Manne, der zweifellos so viel Geld für den Schmuck nicht verausgabt hätte, den Kauf billig darzustellen. Eie zahlte 900 m., die sie sich zurückgelegt hatte, an und wollte dann ihren Mann schicken, dem Der Kaufpreis des Schmuckes mit 1100 m. angegeben werden und der dann gegen Erlegung dieser Summe den Schmuck in Empfang nehmen sollte. Das geschah denn auch. Auf dem Rückwege traf der Schlächtermeister mehrere Bekannte, denen er bei feuchtfröhlicher Unterhaltung auch von seinem Kauf erzählte und den Preis nannte. Als ihm einer der Freunde sofort 200 W. mehr, alio 1300 W. bot, glaubte der Schlächtermeister, der so ganz aufs Verdienen eingerichtet war, ein gutes Geschäft zu machen und schlug ein. Um so größer war sein Erstaunen, als seine Frau so ganz und gar nicht mit diesem Geschäft zufrieden war und unter Tränen geffand, daß der Schmud nicht 1100, sondern 2000 m. gekostet hatte. Das Ende vom Liede war eine recht lebhafte Auseinanderseßung zwischen den Ehegatten, die zu dem Verlust auch noch den Spott tragen mußten.
Ein größeres Schadenfeuer brach am Donnerstagabend um 10 Uhr in Marienfelde aus. Es brannte der große Wiehstall des Rittergutes Alfred Kiepert bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Bieh fonnte gerettet werden. Durch das schnelle Eintreffen der Feuerwehr des Ortes und der von Mariendorf , Lichtenrade und Tempelhof gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Man vermutet Brandstiftung .
8 Uhr.
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Gemüsewucher.
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Und
Der Vorverkauf zu den Voltstonzerten findet statt in der Berfiner Gewerkschaftskommission, Engelufer 15, Zimmer 13, außer Sonnabends nachmittags und in den betreffenden Konzertjälen. Die im Vorverkauf nicht untergebrachten Karten werden abends an der Kasse verkauft. Der Eintrittspreis beträgt 30 Pf., Kasseneröffnung 7 Uhr. Wie die hohen Preise für Frischgemüse zustande kommen, Straßensperrung. Das Polizeipräsidium teilt mit: Der West- Tage Haft für jeden Fall ſein, während hier fünf Tage aus- beleuchtete eine Verhandlung, die gestern vor der 1. Ferienfahrweg neben der Budapester Straße wird wegen Asphal- gesprochen worden waren. Zur Schuldfrage wurde ausgeführt: straffammer des Landgerichts I gegen den Gemüsegroßfahrweg neben der Budapester Straße wird wegen Asphal Es handele sich nicht darum, ob die beiden jungen Leute tatsächlich händler Otto Maasdorf wegen Kriegswuchers sortierung vom 4. September ab auf ungefähr 14 Tage, jedoch nur an den Wochentagen von 6 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags, ge- gelernten Arbeiter waren. Ohne Rechtsirrtum sei aber feſt- ſtattfand. „ Lehrlinge" waren, sondern mir darum. ob es teine un= gestellt, daß sie von ungelernten zu gelernten Arbeitern fort- Der Angeklagte, der das Geschäft seines Schwiegervaters als geschritten waren. Auch for the Teilhaber am
sperrt.
Aus den Gemeinden.
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was sich daraus ergibt, daß das Dienstverhältnis auf unmehrere Waggons" Holsteiner Weißtohl" für 8-8,50 M. den Zentner bestimmte Beit lief, nur mit dem Vorbehalt eines Kündigungs- verkauft. Auf Grund dieses viel zu hohen Preises, der zu damaliger rechts. Somit ſeien fie fortbildungsschulpflichtig gewesen, und das Beit ziemlich allgemein gefordert wurde, unter Antlage gestellt, Landgericht habe die Schuld des Angeklagten mit Recht an- wurde er vom Schöffengericht Berlin- Mitte freigenommen. Nur wegen des Strafmaßes mußte Aufhebung und gesprochen. Es folgte dabei dem Gutachten des Großhändlers
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Sahne für Kranke in Charlottenburg . Bom 1. September d. J. ab wird die Bewilligung von Sahne an Verwundete, Krante oder Genesende auf Grund ärztlicher Ber- Zurückverweisung an das Landgericht erfolgen. ordnung oder ohne solche beim Vorlegen eines unabweisbaren Bedürfnisses nicht mehr durch das Polizeipräsidium, sondern durch die Stadtverwaltung erteilt. Die Bearbeitung der eingehenden Anträge wird durch die Charlottenburger städtische Zentralstelle für Krankenernährung, Rathaus, Zimmer 80, erfolgen.
Verteilung von Haferflocken in Neukölln.
Der Magistrat macht bekannt, daß in nächster Zeit auf die Milchfarten der Gruppe A für den Monat August Haferflocken abgegeben werden. Das Kopfstück der genannten Milchkarte ist daher sorgfältig aufzubewahren.
Thunfisch- Ankauf in Weißensee.
Gerichtszeitung.
Mordanklage und Erziehungsanstalt.
Schäfer, der ausführte, daß der genannte Preis angesichts der Unfosten des Schwundes, der oft ein Viertel betrage, sowie sonstiger Verluste als angemessen zu betrachten sei. Hiergegen legte jedoch der Staatsanwalt Berufung ein. Das Gericht kam diesmal, das Gutachten des Markthalleninspektors Spieker seinem Urteil zugrunde Der legend, zu einem wesentlich anderen Ergebnis. Vorsitzende Landgerichtsdir. Dr. Schwartze verkündete In einem gestern verhandelten Mordprozeß zeigten sich folgendes Urteil: Objektiv genommen, liege hier der denkbar die verrohenden Wirkungen einer Erziehungsanstalt. trasseste Fall des Kriegswuchers vor, zu einer Zeit geDer Frauenmord in der Wassertorstraße, der am 30. April trieben, als die Lebensmittelknappheit gerade auf dem Gemüsemarkt dieses Jahres verübt und erst am 3. Mai entdeckt worden ist, be- recht drückend war. Damals bestanden nur Preise für den Erzeuger, schäftigte heute die Ferienstrafkammer des Landgerichts Berlin I nämlich 2,50 M. pro Zentner, aber der Kettenhandel fing schon unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Geb. Justizrat Dr. Men z. an, sich ganz erheblich zu entwickeln: in diesem Falle hatte der Unter der schweren Anklage des Raubmordes standen zwei noch nicht Agent, der den Kohl für 2,50 M. getauft hatte, ihn für 4,37. weiter ganz strafmündige Burschen, die wegen ihres jugendlichen Alters verkauft, ohne einen Pfennig Untosten zu haben und Am heutigen Sonnabend wird in der Verkaufsstelle, Pistorius- noch nicht vor das Schwurgericht kommen können: Derfieb es wird vorbehalten bleiben müssen, auch gegen den Agenten vor ftraße 24, Thunfisch an jedermann verkauft werden. Jeder Käufer zehnjährige Fürsorgezögling Karl v. Klopotel zugehen. Es handelt sich also um eine Beit, als Stohl offensichtlich erhält ohne Vorzeigung irgendeiner Mare bis zu einem Pfund. Der und sein Bruder, der fünfzehnjährige Laufburiche zurückgehalten wurde und der Kettenhandel und die Spekulation sich Gemeindevorstand beabsichtigt von diesem sehr schmackhaften und in Willi v. Klopotek, die bei ihren Eltern, den Maler dieses Objekts des täglichen Bedarfs rücksichtslos bemächtigte. Der verschiedener Art zu verwendenden Fisch große Mengen einräuchern v. K.ichen Eheleuten, in dem Hause Wassertorstr. 65 wohnten. Angeklagte, der schon lange im Geschäft seines Schwiegervaters zu lassen. In der Nacht zum 3. Mai wurde die in demselben Hause, im tätig ist, fannte die Situation vollständig und er hat sich nicht gerechten Seitenflügel vier Treppen hoch wohnende, 31 Jahre alte scheut, auch seinerseits die Notlage auf dem Gemüsemartie ausStraßentehrerswitwe Mathilde Cervo geb. Franzke, deren Mann zubeuten. Bei den in Frage stehenden 10 070 Kilogramm Kohl, die Bor Eintritt in die Tagesordnung der Sizung am Donnerstag im Felde gefallen ist, in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Leiche er für 4,37 M. pro Zentner eingekauft hatte, fonnte er unter berlas der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher ein Schreiben lag in der Küche in einer Blutlache und wies zahlreiche Würgemale Hinzurechnung der Fracht und der Auslagegebühr annehmen, daß des Gewerkschaftskartells, worin um Neuregelung der Lebensmittel- und Kragwunden auf. Neben der Leiche lagen die beiden vier und sich der Preis auf 5,58 M. loco Stand Markthalle stelle; unter versorgung ersucht wurde. Das Schreiben wurde der Kriegskommission zwei Jahre alten, durch Hunger fast ganz erschöpften Kinder der weiterer Berechnung des Schwundes und eines Verdienstes von überwiesen. Ermordeten, deren Wimmern und Klopfen die Hausbewohner auf- 10 Proz. durfte er einen Verkaufspreis von höchstens 6 m. bis Die Vorlage betreffend Bewilligung von 40 000 M. aus der merkiam gemacht hatten. Das vierjährige Mädchen hatte bei ihrer 6,50 M. fordern; wenn aber ein Kohl, der dem Erzeuger 2,50 M. Kriegsanleihe für den Sammelfonds der Arbeiter der kgl. Institute Befragung wiederholt in ihrer findlichen Art gefagt:" Dntel fostet, durch den Agenten auf den Preis bon 4,37 M. rief eine längere Debatte hervor. Begründet wurde die Vorlage Willi hat Mutter an Hals gefaßt und hingeschmeißt!" hinaufgeschraubt und durch den Angeklagten für 8,50 m. damit, daß die Sammeltätigkeit der Arbeiter nicht mehr so Frau Cervo bekam ihr Kriegswitwengeld, eine städtische Unter- verkauft wird, so ist dies krasser Wucher. Der Fall rege ist wie bei Beginn des Krieges und daher ein städtischer stüßung und Mietbeihilfe und verdiente sich dazu durch Waschen und liegt so fraß, und da das Gericht, so führte der Zuschuß zu dieſem Fonds, aus dem Kriegerfrauen Extraunter- Reinemachen noch etwas Geld. Sie war sehr sparsam und wirt Vorsitzende weiter aus, gesehen hat, daß die Strafen, die diese stügungen erhalten, gewährt werden müsse. Genofie Pieper schaftlich und mußte noch etwa 500 m. bares Geld in ihrer Woh Kammer verhängt, nicht ziehen und jetzt wieder die Preistreiberei betonte, daß in letzter Zeit Striegerfrauen mit 3-4 Kindern, nung haben. Dies bemerkten wohl die beiden Angeklagten bei einem auf dem Obstmarkt sich sehr fühlbar macht, so hat das Gericht die fein Geld im Hanie hatten und bittere Not litten, die ein Besuche, den sie der Cervo abstatteten, da der ältere Bruder lange gefchwantt, ob hier nicht die höchststrafe malige Unterſtüßung nicht gewährt bzw. die laufende Unterſtüßung Sarl, der ebenso wie eine Schwester der Für von einem Jahre Gefängnis am Plaze iei. Nur mit getürzt worden sei. Redner trat warm für die Vorlage ein, ersuchte forgeerziehung überwiesen ist, gern die Uhr des Rücksicht darauf, daß der Angeklagte nicht der Eigentümer, sondern aber gleichzeitig, daß in solchen Fällen, wo Bedürftigkeit vorliegt, gefallenen Cervo zu kaufen wünschte. Als sie wußten, daß sich nur Geschäftsführer ist, hat der Gerichtshof noch von der GefängnisHilfe gewährt wird. Stadtv. Kirch entgegnete, daß nur in den Frau Cervo im Befiße größerer Geldsummen befand, erwachte in strafe Abstand genommen, aber auf die höchste Geldstrafe Fällen gekürzt oder entzogen wurde, wo Frauen mit einem Kind ein ihnen die Gier nach dem Gelde und sie verabredeten in mehrfachen von 10000 art ertannt, auch die Veröffentmonatliches Einkommen von annähernd 200 M. und darüber hatten. Besprechungen den Plan, der Frau das Geld zu rauben. ichung des Urteils auf seine often angeordnet Mit Gewährung der Unterstützungen steht Spandau in bezug auf der Angeklagte Karl zum Besuche seiner Eltern zu den Osterden Höchstfaß an dritter Stelle. Stadtverordneter Barthel feiertagen Urlaub aus der Anstalt zu Bruchmühle bringt ebenfalls Fälle zur Sprache, in denen Krieger frauen erhielt, schritten die beiden jungen Verbrecher zur Ausführung des Hundefutter als" Prima Leberwurst". die Unterstützung getürzt worden worden ist, weil sie bei der Planes. Am Vormittag des 30. April, einem Sonntag, an dem jetzigen Zeuerung die Woche Woche 10 bis 20 Mark verdienten. Starts Urlaub ablief, erschienen sie in der Wohnung der Frau Cervo, Von dem üppig blühenden Lebensmittelschwindel gab Genosse Pieper wies den gegen ihn erhobenen Vorwurf der angeblich um die Uhr zu laufen. Da fielen sie plöglich über die wiederum eine Verhandlung wegen übermäßiger PreisUebertreibung zurüd. Bei seinen Recherchen als Bezirksvorsteher ahnungslose Frau her, würgten sie bis sie tot war, und raubten die steigerung und Nahrungsmittelfälschung gegen den Maschinenhaben ihm öfter die Tränen in den Augen geftanden, wenn er die recht erhebliche Geldsumme, die in der Wohnung vorgefunden wurde. techniker Artur Beufert in Leipzig vor dem dortigen SchöffenNot und den Jammer gesehen habe. Wenn Einzelfälle vorlämen, Das Geld teilten die beiden Burschen unter sich und versteckten die gericht ein frasses Beispiel. daß Kriegerfrauen Unterstützung erhielten, wo feine Bedürftigkeit Beute teils im Strohjack eines Bettes in der elterlichen Wohnung, P., der sich vor dem Kriege mit dem Verkaufe von Nahrungsvorliege, so dürfe doch darunter die Allgemeinheit nicht leiden. teils im Steller. Karl ist dann schnell nach Bruchmühle zurückgekehrt. mitteln überhaupt nicht beschäftigt hatte, vertrieb im legten Winter Nach weiterer Debatte wurde die Vorlage ohne Wiederspruch an- Bei seiner Vernehmung erflärte sich der ältere Bruder eine" Prima Leberwurſt" für 1,20 m. das Pfund. Er inserierte genommen. auf Befragen des Vorsitzenden schuldig, am 30. April die in der auch in den Zeitungen und hatte guten Absatz. Nach dem Gutachten Grundsäglich wurde der Vorschlag des Königlichen Wafferbauamts Wassertorstraße 65 wohnende Frau Cervo beraubt und ermordet zu des Nahrungsmittelchemiters Professor Dr. Röhrig war die„ Prima Dranienburg angenommen, die Berliner Torbrüde gegen eine vom haben. Auch Willi v. Klopotet hatte vor dem Untersuchungs- Reberwurst", die der Angeklagte aus Hannover zum Preise von Fistus an die Stadt Spandau zu zahlende Ablösungssumme von richter ein Geständnis abgelegt. jezt aber erklärte er, daß er sich nur 80 Bf. das Pfund bezogen hatte, alles andere, aber feine Leberwurst. 388 000 2. zu übernehmen. des Raubes, aber nicht des Mordes schuldig fühle. Denn die Prima Leberwurst" war gänzlich minderwertig, sie bestand
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