Chronik des Weltkrieges. 4. September 1914. Keims wurde ohne Kampf befetzt. Die Armee des Generalobersten von Vülow hat bis Ende August 233 schwere Geschütze, 186 Feldgeschütze, 7g Maschinengewehre und 12 931 Gefangene eingebracht. Vom golizischen Kriegsschauplatz wird vom österreichischen Generalstab gemeldet, daß die österreichischen Truppen infolge des Angriffs überlegener russischer Kolonnen in den engeren Raum ostlich und nördlich von Lemberg zurückgenommen werden mußten. Nach einem Londoner Telegramm aus Paris gründet sich der Beschluß, die französische Regierung tisch Bordeaux zu verlegen. ausschließlich auf militärische Erwägungen. Paris soll mit äußerster Hartnäckigkeit verteidigt werden. 4. September INI 3. Oestüchei Kriegsschauplatz: Der Brückenkopf von Friedrichstadt wurde gestürmt. Mehr als 2390 Mann wurden gefangengenommen. Die Festung Grodno wurde mit sämtlichen Forts genommen. Hier und an anderen Stellen des Kriegsschauplatzes wurden 4SV9 Gefangene eingebracht. In Italien werden weitere Jahrgänge einberufen. Es oer- lautet, daß Italien bis zum Frühjahr die effektive Bestände an der Front verdoppeln will.
weil j:s offenbar Amerikas Pflicht war, die unbegrenzte Ausdehnung der Flammen des Hasses und der Verwüstung zu verhindern. Wilson berührte sodann die Menschheitsrechte und bemerkte an- schließend: Leider waren die Meere nicht breit genug, um die In- fektion unserer eigenen politischen Verhältnisse durch die Leiden- schatten und Intrigen gewisser. tätiger Gruppen fernzuhalten. Leute unier uns, die unter auswärtigen Flaggen geboren waren, vergifteten unsere eigenen so gespannten Verhältnisse mit illoyalem Verhalten, wurden gewalttätig gegen viele unserer Industrien und setzten uns der«chaude eines nationalen Zwiespaltes aus. Es ist ein Teil der Ausgabe dieses Jahres der Abrechnung und Neuord- nung. ossen darüber zu sprechen und zu handeln mit der unmiß- verständlichen Absicht, diese Dinge zurückzuweisen, so daß sie hin- fort für immer unmöglich sind. Ich bin der Kandidat einer Partei, aber vor allem bin ich amerikanischer Bürger. Ich suche weder die Gunst noch befürchte ich das Mißfallen jener kleinen Gruppen Grenzloser unter uns, welche die Loyalität zu einer fremden Macht über die Loyalität gegen die Vereinigten Staaten setzten. Im wei- teren Verlauf der Rede gibt Wilson zu, daß er in der mexikanischen Frage Fehler gemacht habe. Schließlich wendet er sich dem zukünftigen Frieden zu, der ein gerechter und dauernder Friede sein müsse. Die amerika - Nische Nation müsse in vollem Maße dazu beitragen, einen ehren- vollen Frieden zustandezubringen. Keine Nation darf dazu ge- zwu ngcn werden, auf irgendeine Seite zu treten, aber es kann auch keine Nation länger neutral bleiben gegen irgendeine beab- sichtigte Störung des Weltfriedens. Alle Nationen der Welt müssen sich vereinigen zu gemeinsamer Sicherheit dafür, daß. was immer geschehen soll, den Frieden der ganzen Welt zu stören, zuerst von einem Gerichtshof der ganzen Welt geprüft werden muß, bevor es unternommen wird. Kein Eisenbahnerstreit in Noröamerika. Washington , 3. Septemster.(23. T. 58.)(Reuter.) Die Vertreter der Eisenbahner haben infolge der Annohme des Achtstundentages durch den Kongreß den Ausstands- befehl rückgängig gemocht. London , 2. September. (2B. T. 53.) Die„Times' meldet aus New Dort. Die Annahme der Bill über den Achtstundentag, die zugleich die Eisenbahngesellschaften verhindert, die Löhne unter die des gegenwärtigen Zehnstundentages herabzusetzen, wird von den Gewerkschaften für den bedeutendsten Sieg amerikani- scher Arbeiterorganisationen erklärt, da durch diesen Präzedenzfall ein Recht des Kongresses geschaffen wird, die Höhe der Löhne festzusetzen. Die Eisenbahndirektionen sagen dagegen, daß dies ein konsiskatorisches Verfahren wäre, und man erwartet, daß sie einen Appell an den obersten Gerichtshof richten werden. Inzwischen würde aber die Präsidentenwahl vorüber und die poli- tische Ernte der Bill eingebracht sein. Im Publikum ist man un- zufrieden, denn man sagt, daß eine Entscheidung von solcher Be- deutur.g nicht als Notmaßregel getroffen werden dürfe, und man glaubt, daß die Eisenbahngcsellschaften sich für die höheren Löhne, die sie zahlen müssen, durch eine Erhöhung der Frachtraten schadlos
schanzt, und wir rüsten zum Rückmarsch. Müde zum Nieder- sinken, gilt es dieselbe ZLegstrecke zu bewältigen. Das Sperrfeuer hat allmählich bis auf wenige Einzelschüsse nachgelassen. Unter Aufbietung aller Kräfte gelangt man ins Quartier zurück. Hier findet der erschöpfte Körper Ruhe und Schlaf— bis zum nächsten gefahrvollen Gang.(r) F. P.
Kammerspiele: Der Schnellmaler. Die Wed ekind-Konjunktur, die sich in engeren Kreisen zu einem förmlichen Wedeimd-Kultus steigerte, ist ein handgreif- liches Symptom für die besondere Reizempfänglichkeit, die man heute dem Kuriosum an und für sich entgegenbringt: jener Abart von Originalität, die ohne ein gesteigertes Gestaltungsvermögen und ebenso ohne Beziehung zu bedeutsamen Gedanken und Rich- tungen der Zeit durch den bloßen Kontrast zu überkommenen Meinungen und überkommener Stilart auffällt. Das Unvermögen, seelischen Problemen in plastischer Charakteristik nachzugehen, durch eine Fülle gedrängt anschaulicher EntWickelung die Phantasie zum Miterleben zu beflügeln, die Sprunghastigkeit, die es nirgendwo zu einem organischen Auswachsen kommen läßt, der barocke Eigensinn, der irgendeinen flüchtigen Einfall(so in „Hidalla" und im„Totentanz der Liebe") mit dem Akzent grund, stürzender Gedanken vorträgt, alle Schranken seiner individuellen Eigenart wurden schließlich als Merkmale schöpferischer Kraft ge- feiert, die in genialem Ringen nach neuen Ausdrucksmitteln greift. Das Marionettenhafte seiner Figuren sollte den Weg zu einer ehedem unbekannten Fernsicht auf daS Menschentreiben weisen. Nur aus dieser Ueberschätzung, die durch den Widerspruch, zu dem sie treibt, leicht auch in eine Unterschätzung der bei alledem markanten Wedekindschen Persönlichkeit umschlagen kann, ist die nachträgliche Ausgrabung einer so herzlich unbedeutenden Jugend- arbeit, wie dieser erst in Müncheii, min in den Kammerspielen aufgeführten Malergeschichte zu verstehen. Tie Mängel erscheinen hier wie im Reflexbilden eines verzerrten Hohlspiegels, wäb- rend der Ansatz zur Besonderheit sich böchstenS erst in all- gemeinsten Spuren zeigt. Einige Ausfälle gegen die Kunst- kritik. deren Anerkennung das sicherste Anzeichen für den Verfall des Künstlers sei, und eine Selbmordpersiflage deuten in der höchst verworrenen Szenenfolge am ehesten noch auf den künftigen Virtuosen der Paradoxie hin. Die sentimentalen Jugend- überschwänglichkeiten eingebildeten Künstlertum? werden mit derb karikierendem Hobn überschüttet. Herr Biensfeldt, der den semmelblonden, schwärmerischen Malerjüngling mimte, entfaltete, trotz nur mäßiger Unterstützung durch den Text des Stückes, eine Kraft burlesker Koiiiik, die reichlich für ein gut Teil der sonstigen Langeweile entschädigte. Zusammen mit Fräulen EckerSberg . die das Ideal der hochgcstimmten Künstler seele, das gezierte, gott- i
halten würden. Andererseits herrscht Entrüstung darüber, daß die Eisenbahner dem Kongreß sozusagen die Pistole vor die Brust ge- setzt haben._
politische Ueberslcht. Die Herbsttagung des Reichstags. AuS parlamentarischen Kreisen wird der„Germania " ge- schrieben:„An eine Herbsttagung des Reichstages ist Wohl vor- wiegend gedacht worden zum Zwecke der Orientierung und viel- leicht zur Entgegennahme einiger dringender Vorlagen. Auf keinen Fall konnte die durch den Eintritt Rumäniens in den Krieg ver- änderte Lage maßgebend sein, eine besondere Tagung des Reichs- tages herbeizuführen. Dagegen ist eS verständlich und begreiflich, wenn die für den 26. September dieses Jahres in Aussicht ge- nommene Sitzung mit Rücksicht auf die gegenwärtige Lage einige Wochen früher stattfinden würde. Ein Bedürfnis zur Besprechung der neuen Lage ist sicher wohl im Reichstag wie auch bei der Re- gierung vorhanden. Der Reichstag hat vor allen Dingen das Interesse, möglichst bald über die neueren Vorgänge auf dem Balkan des näheren unterrichtet zu wenden. Wenn es sich sedoch nicht er- möglichen läßt, hiermit früher beginnen zu lassen, so ist dieS zweifellos auch kein Unglück. Maßgebend wird dafür auch vor allem der Umstand sein, daß die Resiorts bei der Regierung nicht ge- nügend vorbereitet sind, weil sie den Beginn der Session erst mit Ende Herbst erwarteten. Der baldige Zusammentritt des Reichstages ist ohne Zweifel dringend erwünscht, denn es sind auch eine Menge anderer Fragen vorhanden, die einer baldigen Erörterung bedürfen. England soll für Rustland büsteu. Die„Deutsche Tageszeitung' kommt auf die angedrohten Vergeltungsmaßnahmen gegen Rußland zurück und veröffentlicht folgenden ihr aus Bremen zugegangenen Vorschlag: ..Bei der Gleichgültigkeit der russischen Regierung gegen das LoS ihrer Gefangenen würden deutsche Vergeltungsmatzregeln an ibnen in Rußland keinen Eindruck machen. Man solle vielmehr jede Mißhandlung deutscher Gesangenen durch Rußland mit Ver- geltungsmaßnahmen gegen England beantworten. 5DaS würde helfen." Hoffentlich läßt die Militärverwaltung diesen Vorschlag unbeachtet. Seine Ausführung könnte schließlich zu recht un- erwünschten Konsequenzen führen.
„Durchhalten, aushalten, Maul— halten!" Der Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie , Herr B a I l i n. hat dem Berliner Vertreter der„New Dork World", Herrn Wiegand, erklärt, die obigen Worte seien unser neuester KriegSrut, denn man dürfte sich keinen Illusionen hingeben. Der Krieg werde aller Wahrscheinlichkeit nach noch ein weiteres Jahr dauern. Wir würden vielleicht auf einer oder der anderen Seite in den nächsten Wochen über große militärische Erfolge große? Hurragescbrei hören, aber dos werde immerhin doch nur von ge- ringer Bedeutung sein. Die Frage sei, wer am längsten aushalten könne. DaS werde den Krieg entscheiden und beenden..?>err Ballin glaubt, daß wir das können und daß unser Volk den Willen und die Entschlossenheit dazu besitzt. Auf die Frage, wie Deutschland nach dem Kriege finanziell dastehen werde, gab Herr Ballin folgende Antwort: „Deutschland , davon bin ich fest überzeugt, wird nach dem Kriege in viel besserer finanzieller Verfassung an den friedlichen Wiederaufbau seines Handels und seiner Industrie berantreten, als England. Das deutsche Volk wird den größeren Teil seiner Schulden sich selbst schulden, während England an Amerika eine enorme Schuldenlast abzutragen haben wird. Für uns heißt es: „Durchhalten, aushalten, Maülhalten!"
�ur neuen Hülsenfruchtverordnung. Amtlich. Berlin , 2. September. (W. T. B.) Zur Durchführung der Verordnung über Hülsenfrüchte vom 29. Juni 1916, Reichs-Gesetzblait 846, hat der Präsident'des Kriegs- crnährungsamts am 39. August eine Bekanntmachung erlassen. Nach ihr wird die Bewirtschaftung der Hülsenfrüchte der� am 28. August 1916 gegründeten Reichshülsenfruchtstelle, Gesellschaft mit beschränkter Haftung . Universitätsstraße 2— 3a, übertragen. Dem Besitzer von Hülsenfrüchten sind nach§ 2 der oben genannten Verordnung zu Saatzwecken 2 Doppelzentner für den Hektar der Anbaufläche des Erntejahres 1916 belassen. Zu seiner Ernährung und zur Ernährung der Angehörigen seiner Wirtschaft einschließ- lich des Gesindes darf er insgesamt 6 Kilogramm für jede in Betracht kommende Person zurückbehalten. Die in§ 11 der Ver-
verlassen«, dumme Bürgerpüppchen allerliebst putzig gab, verhalf er dem letzten Aufzuge beim Publikum, das bis dahin verwundert schweigend zugeschaut, zu einem freundlichen Applaus. Tie Pointe dieses Doppelfelbstmordes ist die gleiche wie in der auch sonst an Wedekindsche Art gemahnenden, neulich in den Kammerspielen erschienenen Groteske„Ter Floß im Panzerhaus". Entpuppt sich dort der tragische Gifttrank als Bitterwasser, so hier als Rizinusöl. 5Der schwergeprüfte Künstler führt die Braut heim und wird für eines seiner Bilder mit einem Honorar von vierzigtausend Mark beehrt. Sehr gut war auch Herr Di egelmann als der ver- schrobene künftige Schwiegervater. dt.
Theater ües Westens: Die Zahrt ins Glück. Taufend Festtagstoiletten klatschten Leo Gilbert , dem Kom- ponisten besagter Operettenueubeit, frenetischen Beifall. ES ist wahr: die Librettisten Arnold-Bach haben es� verstanden, aus allerhand auf ihre Durchschlagskraft erprobten Schwänken und Possen eine zwar an Witz nickt kostbare, doch fast allenthalben auf nerblttffende Effekte gestellte Handlung zurechtzumachen. Guido Thielscher ist dabei diesmal etwas besseres als eine zirkusgerechte Hampelmanigde zugesallen. Er hat einen ordens- und titellüsternen„Konsul" von Liquador zu verkörpern; und er tut das mit Anfbietung aller Humore und— Oberflächenkünste, denen er fähig ist. Gründlicher steigt allerdings Franz Groß in die Charakterdarstellung des„Prä- sidenten" alias Hochstaplers von Liquador hinein; während Else Verna sich wohl gesanglich wie schauspielerisch als adliges Empfangsdämchen eines Reisebureaus und nachherige Riviera- Vergnüglerin sehr nützlich zu machen weiß. Aber trotz aller zunftmäßigen HandwerkSkniffe haben sick die Verfasser nicht von der alten Schablone befreien vermocht. Viel- leicht widerstrebte solcher Absicht auch der Komponist. Er dedeutete einst bei seinem Emporstieg eine schöne Zukunftshoffnung. Ihm eignet warmblütige musikalische Diktion, die volkstümliche Sang- barkeit hat; dazu beherrscht er die Tonfarbigkeit des Orchester» wie nur einer. Diesmal ist er sogar reicher an glücklichen Ein- fällen denn je. Manches wie beispielsweise die Parabel vom Gold- fasan dürfte auf alle Walzen kommen. Dennoch— die ehedem gehegte Erwartung: Gilbert würde berufen sein, die Operette zu erneuen, glaube ich für immer fahren lassen zu sollen. Gil- bert gelingt es wohl stets, charakteristische Einzelnummern, aber anscheinend nie durch die jeweilige Situation bedingte geschlossene Tonsätze psychologisch hervorzubringen. So kommt es, daß alles unvermittelt nebeneinander steht, nicht zum wenigsten deshalb. weil er. sick der Rasckheit des Arbeitens und der Unfehlbarkeit äußerlicker Erfolge versichernd, gern wieder früher geschriebene Stücke einschiebt. Vielleicht könnte ihn ein wirklicher Dich-! ter zur künstlerischen Cüreüung aller seiner v'•' iigcn— aber nur"ü'er. eh.
ordnung festgesetzten höchsten Preise sind nur für beste, reine, ge» sunde. trockene und gut kochende Hülsenftüchte zu zahlen, wobei für kleine Erbsen dieser Beschaftenbeit ein Abzug von 2 M. fes>- gesetzt wird. Für gute handelsübliche Durchschnittsware ist zu zahlen: Für den De für gelbe und grüne Viktoria- sowie graue Erbsen. 65.— M. für kleine gelbe, grüne und graue Erbsen... 53,—„ für weiße, gelbe und braune Erbsen...... 63,— ,. für Linsen............... 70,— Für Hülsenfrüchte von geringerer Beschaffenheit hat die Reichshülsenfruchtstelle entsprechend weniger zu zahlen, wobei bei feuchten sowie bei käser- und madenhaltigen Hülsenfrüchten außer dem Mlnderwert die durck künstliche Trocknung und Bearbeitung entstehenden Kosten und Gewichtsverluste zu berücksichtigen sind.
3300 Mk. Geldstrafe für eiueu Auttsvorstcher. Bor dem Schöffengericht in Stolp i. P. hatte sich der Amt?- Vorsteher und Rittergutsbesitzer Leo v. ZelewSki in Schon- aichen zu verantworten. Er war wegen falscher Bestandsangabe und Beleidigung angeklagt. Ter Vorfall, der der Anklage zu- gründe liegt, ist folgender: ES war ruchbar geworden, daß der Amtsvorsteher seine Kartosfelvorrätc verschwiegen hatte. Am 19. Juni d. I. begab sich nun der Kreiskommissar Wenzlass mit einem Jnfanteriekommando unter Zührung des Oberwachtmeisters Mehls nach Schönaichen, um nötigenfalls zur Zwangsenteignnng der verheimlichten Kartoffeln schreiten zu können. Der Angeklagte hielt es unter seiner Würde, sich zur Verfügung zu stellen. Erst nach wiederholter Aufforderung er- schien der Angeklagte in Begleitung des der Kommission zugeteilten Amtsvorstehers und Majoratsbesitzers v. Bonin aus Lupow. Dieser war vorausgereist. Der Angeklagte war„verstimmt" und erklärte der Kommission,„er wolle mal sehen, ob der Oberpräsident die Verfügung des Ministers umstoßen könnte, eS würde nun ja nock schöner, zuletzt könnte wohl jeder Gendarm kommen, um die Güter zu bewirtschaften". Es fand nun die Aufnahme der Kar- toffeln statt und man fand meist leere Keller. Schließlich fand man im Schloß noch über 8 9 Zentner feinste Speise- kartoffeln. Nunmehr mußte der ertappte Amtsvorstcher Farbe bekennen und die verheimlichten Kartoffeln hercuSzei-'.v. Als sich die Kommission nun entfernte, verabschiedete sick Wenglaif von dem Angeklagten mit den Worten:„Ans Wiedersehen'" Wütend erklärte der Herr Amtsvorsteber und Rittergutsbesitzer: ..Auf Nimmerwiedersehen, es ist ja schlimmer, als wenn! 1« Kosaken zu unS kommen." Das Gericht erkannte aus 5399 M. Geldstrafe. Die Mitangeklagten 53eamten deS AmtSvorstchcrs r- hielten je 200 M. Geldstrafe. Ob der Bestrafte noch weiter Amtsvorsteher bleiben wird, um die Bestimmungen über unsere Ernährung im Kriege durch« zuführen?_
Ein kerniges Deutsch schreibt die..Wacht", das Organ der katholischen Jugendvereine. In ihrer soeben erschienenen Nr. 11 widmet sie unter der Spitze „Lumpen" den Kricgswucherern u. a. folgendes: „Wie ist es möglich? Freilich nicht, daß es solche Lumyen überhaupt gibt— elende IudaSseelen wird es immer geben—, nein, daß solches Gesindel ungestört seinem ganz ordinären Erwerb oder besser Taschendieb- st a h I nachgehen kann. Auf der Bühne des Weltgeschehens schauen wir staunenden Auges das Größte und Heiligste, daS je unsere Seele berührte und ergriff. Hinter den Kulissen aber hören wir die bekannten Silberlinge klirren, um die eine alte, schmutzige JudaSgesinnuiig sich am eigenen Volke vergreift. W o ist der Strick, der solchen Schurken das Hand- werk legt! Für das Vaterland und sein wahres Heil Opfer zu bringen und Entbehrungen zu tragen, ist Ehre und Dankbarkeitspflicht für jeden guten Deutschen , aber für dieses schuftige Gesindel auch nur einen Pfennig zu opfern oder sich einen Bissen abzu- ziehen, hält jeder ebenso für ein Verbrechen am Wahle seines Landes. Der Feind hat wenigstens eine Entschuldigung. Er glaubt im Interesse und zum Wohle seines Voltes zu handeln und tut das im Wahn und Rausch überschäumen- den Hasses. Aber die Scharrer und Würger handeln mit der eisig- kalten Ruhe berechnender Selbstsucht. Wehe, wenn die beim- kehrenden Krieger Rechenschaft fordern! Und sie haben ein Reckt daraus, über jede Art von Hinterlist und Heimtücke zu Gericht zu sitzen, womit man ihre hohe Gesinnung und chrcn heiligen Lpser- mut beschmutzte...." Dieser ehrliche Zorn sticht wohltuend ab von den Schön- färbercicn, die man nicht selten in katholischen TageSzeiiungcn lieft. Die Speisegemeinschaft für alle. Der Sozialdemokratische Verein und daß Kar- teil der freien Gewerkschaften in Köln haben dem Oberbürgermeiiter eine Denkschrift über die Massenspeisung ein- gereicht. In dem Schlußkapitel heißt eS u. a.:„Viele tausende Mitbürger geben ihrem Zorn über die mangelnde staatliche Rege- lung der Lebensmittelversorgung durch passive R e s i st e iv.z gegenüber der Massenspeisung Ausdruck. Sie erklären, daß sie die Eintopfgerichte ablehnen, solange nickt auch die besitzenden Klassen zu einer Ernährung gezwungen werden, die der Notlage weiter Volksschichten entspricht." Die Ungerechtigkeiten in per Ernährung könnten nur durch die Beschlagnahme aller wichtigen Lebensmittel und eine gleichmäßige Verpflegung der gesamten Bevölkerung durch städtiscke«speisegemeinschaften beseitigt werden. Nur für Schwerarbeiter, Kranke und Kinder seien Ausnahmen de- rechtigt. Der Oberbürgermeister und die Stadtverordneten werden daher ersucht, in diesem Sinne die Einführung der allgenieincn Speifegeincmfchaft bei der ReichSregierung zu beantragen.
Die Maiuzcr Bcstechungsaffäre. Zu den in gerichtliche Untersuchung gezogenen Posamentierer G i e s e, Landtagtabgeordneten M o l i h a n, Bankdirektor S ch.r ö- der(alle in Mainz ) ist neuerdings auch ein Herr P b il i p p i in Wiesbaden , Teilhaber einer Maschinenfabrik, gekommen. Philipoi lieferte Holzrahmen zu einem übermäßig hoben Preis. Phllippi soll bei den Lieferungen weit über drei Millionen Mark verdient haben.
Letzte Nachrichten. Die Vorgänge in Griechenland . London , 2. September. kW. T. B.)„Daily Telegraph " meldet aus Athen vom 1. September, daß alle beurlaubten OftHere und Mannschaften der Flotte einberufen wurden; es wird kein Urlaub mehr erteilt. Die„Times" meldet aus Athen ,-daß die britisch-französische Flotte, die im Piräus erschien, aus Saloniki kam und von einem französischen Admiral befehligt wird. Ein Teil der Schiffe liegt in der Bucht von Salamis und in der Bucht von P h a l e r o n. Athen , 1. September. kW. T. B.) Reutermeldung. Die im ViräuS eingetroffene Flotte der Alliierten setzt sich aus Kreuzern, Transportschiffen. Torpedobootszerstörern und Barkassen zusammen und bat auch mehrere Wasserflugzeuge. Es wird bestätigt, daß 'wei Regimenter der elften griechischen Division in Saloniki ■■i■\■ Ar;!;.::!-;- r- y.': erklärt haben.