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Die Preispolitik der Stadt Berlin .

Genosse Robert Schmidt schreibt uns: Die Verteidigung eines Preisaufschlags von 2 M. für den Zentner Kartoffeln für die Bemühungen des Handels und der Stadt, die der Genosse Wurm unternimmt, fann ich nicht unwidersprochen lassen.

Ich konnte nach der sehr bestimmten Notiz, die für die Bresse aus dem Bureau des Magistrats versand wurde, nur annehmen, daß die Bevölkerung so langsam auf den Preis von 6 M. für die Kartoffeln vorbereitet würde. Was sollte denn auch die Bekannt­gabe der Kalkulation, die ohne die Preisprüfungsstelle erfolgt war, für einen andern Zweck haben?

Genosse Wurm erklärt, der Magistrat werde noch die Breis­prüfungsstelle befragen. Das genügt mir nicht. Vorher war die Breisprüfungsstelle zu hören, nicht nachher, wenn der Magistrat mit feiner Kalkulation im reinen ist.

Während der ganzen Kartoffelpreistreiberei, unter der die ärmere Bevölkerung schwer zu leiden hat, ist zu feiner Zeit ein Aufschlag bon 2 M. zu dem Erzeugerpreis gefordert worden. Diesen Rekord zu erreichen. blieb dem Berliner Magistrat vorbehalten.

erreicht.

Laßt uns doch Ios," bettelt eine weinerliche Stimme. " Jawohl, das könnte Euch so passen," tlingt's zurück, " wir schinden uns und stecken unsere paar kröten in's Land, und Ihr flaut uns in der Nacht alles." " Habt Ihr nich meine grauen Karnidel gestohlen, Ihr Tagediebe?" schreit eine rauhe Männerstimme. Und mir vier Hühner!" ruft eine Frau. " Meine Bohnen haben se och jeholt," sagt ein Mann. Wieder fallen Schläge.

Das waren wir ja jar nicht," tommt es weinend " Jawoll, ihr Unschuldigen, det kennen wa!". geht der Zug die Straße entlang und verliert sich Dunkelheit. Dann wird es wieder still, und die blinken so friedlich am Himmel, als wäre überhaupt geschehen. Zur Kartoffellieferung.

aufgerufen, und dann die betreffenden Käufer in das Gebäude bineingelassen. Merkwürdig war es nun, daß die Frauen, welche auf der Straße warteten, wahrnehmen mußten, daß auch noch andere Leute erschienen, welche sich nicht angereiht hatten, aber schon Karten hineingelassen wurden, um ihre Einkäufe bewerkstelligen im Besize von Nummernkarten waren, einfach nach Vorzeigung der zu können.

Etliche von diesen Karteninhabern waren sogar

im Auto gekommen, aus welchem sie in unmittelbarer Nähe alter der auf der Straße wartenden Frauen ausstiegen. Durch diesen Umstand wurde naturgemäß die Abfertigung der wartenden Frauen zurück. bedeutend verzögert und allmählich griff eine Empörung unter den Weiter Frauen Plaz. Dem Schuhmann, welcher die Verteilung der Karten in der bis Mittag bewerkstelligte, gelang es durch besonnene Worte den Un­Sterne willen der Frauen zu dämpfen. Nach und nach ging die Abfertigung vor sich. Der Unwille wurde aber wieder gesteigert, als zum Ueber­nichts fluß auch einmal das Geschäft während der Mittagspause geschlossen

wurde.

Nach Wiedereröffnung des Geschäftes wurde der kartenverteilende Schußmann durch einen anderen Kollegen abgelöst. Die Frauen mußten Das Nachrichtenamt des Magistrats teilt mit: aber sofort wahrnehmen, daß dieser Beamte nicht in der ruhigen Weise ,, Vielfach scheint die Meinung verbreitet zu sein, daß die zu Werke ging und daß er die Karten auch nicht in der Reihenfolge Ich stelle nochmals fest: Die Berechnung einer Fracht von für die Zeit vom 20. November bis 18. März 1917 be- zur Verteilung brachte, wie dies am Vormittag geschehen war. Er 80 Bf. für den Zentner Kartoffeln ist auch nach den bisherigen stimmten Kartoffeln, für die in diesen Tagen die Anmeldung gab zunächst den Leuten, welche an der Bordschwelle standen, Karten, Frachtsätzen viel zu hoch; es werden im Durchschnitt kaum 20 Pf. auf den Brotkommissionen bis 2. September stattfindet, dann auch an die später Erschienenen, welche sich auf der entgegen. Dies ist nicht gelegten Seite der Straße vor der Kriegsakademie aufgestellt hatten. Die Abnahmegebühr von 15 Pf. übersteigt weit die Säße, die direkt vom Magistrat geliefert werden. einem ehrlichen Handel zugewiesen werden können. Der Handel beabsichtigt. Jeder, der sich mit Kartoffeln versorgen will, Dadurch wurden die Frauen, welche bereits seit früh standen und hat zu Friedenszeiten an seine Stommiſſionäre für den Auftauf soll diese möglichst bei seinem Händler, bei dem er auch sonst iezt bald an der Reihe waren, Karten zum Kauf in Empfang zu nehmen, hintenangelegt. Die Empörung des harrenden Publikums und leberwachung der Ablieferung 5 bis 10 Pf. pro feine Kartoffeln bezieht, einkaufen können. wurde hierdurch aufs äußerste gesteigert. Meine Frau hatte bis Zentner berechnet. Der Magistrat berechnet allein 15 Pf. für die Vielfach ist auch angefragt worden, ob der direkte Star- 31%, Uhr nachmittags auf der Straße gestanden und gehofft, daß es ihr Ablieferung. Diese 15 Pf., die der Magistrat anießt, fallen doch toffelbezug von außerhalb gestattet ist. Hierzu sei be- gelingen würde, in den Besig von einigen Dosen Milch zu gelangen. wohl dem Großhandel au, es sei denn, daß Magistratsbeamte mit merkt, daß der Magistrat gegen den unmittelbaren Be- Sie gab aber dann ihre Hoffnung auf und kehrte ganz erschöpft un­ber Kontrolle beauftragt werden, was ich nicht annehme. Der Klein­handel erhält nicht die 75 Pf. pro Zentner Aufschlag, um die Steine zug von Startoffeln vom Kartoffelerzeuger direkt ohne und den Sand in Abrechnung zu bringen, wie Genosse Wurm be- Bwischenhandel, z. B. vom eigenen Gut oder von Verwandten hauptet, sondern die Preisprüfungsstelle hatte dem Großhandel die oder Bekannten und zwar zum eigenen Verbrauch ganz hohen Zuschläge im März vorigen Jahres bewilligt unter der allgemein keine Einwendungen zu erheben hat, wenn der Bedingung, daß dem Kleinhandel nicht Sand und Steine Landrat die Ausfuhr gestattet ohne Anrechnung auf die etwa zugewogen würden. Dieses Manto sollte der Großhandel von demselben Kreise an den Magistrat zu liefernde Menge. tragen. Aber der Magistrat hat sich um die Innehaltung dieser Wenn Anrechnung vom Landrat verlangt wird, muß die Ges Anforderung nie gefümmert, trotzdem in der Preisprüfungsstelle nehmigung im einzelnen Falle vorbehalten werden. Jedem fortgefeßt die beweglichsten Klagen laut wurden. Wenn dem Klein bandel, wie es wiederholt vorgekommen ist, 10 Pfund Steine und Sand bei einem Zentner Kartoffeln zugewogen wird. so gehen die 75 Pf. Nuzen nahezu restlos verloren. Die Folge ist, daß sich der Kleinhändler wieder an dem Konsumenten schadlos hält.

verrichteter Sache nach Hause.

Eine solche Art der Verkaufsregelung scheint vollständig verfehlt. gehen, daß die Beamten das Publikum zu vier Reihen aufstellen Kann der Verkauf dieser Waren hier nicht ebenfalls so vor sich lassen, wie ich das so oft in Neukölln bei der Lebensmittelverteilung geben, daß die Beamten das Publikum au vier Reihen aufstellen beobachtet habe und daß dann immer von Zeit zu Zeit 8-12 Per­fonen abgeteilt in das Geschäft hineingelassen werden? Dadurch tommen die Stäufer der Reihe nach zur Abfertigung. Auch unnötige Erregung wird auf diese Weise vermieden. einzelnen muß überlassen bleiben, die Ausfuhrgenehmigung Wenn nun aber in diesem Falle nach Nummern verkauft werden des zuständigen Landrats zu beschaffen. Wer Kartoffeln von soll, warum werden dieſelben nicht durch das Geschäft in beſtimmter außerhalb bezicht, ist aber verpflichtet, die entsprechende An- Anzahl einen Tag borher ausgegeben und am nächsten Tage die zahl Kartoffelkarten an die zuständige Brotkommission zurück- Inhaber dieser Starten in derselben Weise zur Abfertigung zugelassen als wie dies in den Schlächtergeschäften heute geschieht. Meine Daß der Berliner Magistrat nicht billiger die Drganisation des zugeben. Frau erklärte mir, daß sie eigenartige Gedanken bekommen habe Handels betreibt als der Handel selbst, diese Beweisführung möchte Endlich ist noch das Bedenken entstanden, daß bei Ab- über die Wahrnehmung, welche sie hier gemacht hat. Sie fann sich ich nicht erschüttern, ich glaube nur, das ist auch der Zweck der trennung des entsprechenden Teiles der Kartoffelkarte gegen des Gindruds nicht erwehren, daß es immer noch Leute gibt, Uebung. Schließlich will doch der Berliner Magistrat nicht den Empfang des Bezugsscheines Schwierigkeiten entstehen können, welchen es nicht so leicht an allem mangelt, die es aber dennoch Nachweis liefern, daß er eine beffere und billigere Versorgung be- wenn die für die Winterversorgung bestellten Kartoffeln nicht verstehen, auch diese Gelegenheit zum Hamſtern zu benutzen. treiben fann als der Handel. Das liegt seiner ganzen voltswirts Würde es nicht besser gewesen sein, wenn diese Waren den sofort bei den Händlern zu erhalten sind. Auch dieses Be­fchaftlichen Auffaffung fern. Ich bin überzeugt, daß bei einer guten denken ist hinfällig, denn die Bezugsscheine werden voraus- Gemeinden zum Verkauf an unbemittelte Personen überwiesen Organisation die Spätkartoffeln an die Konsumenten so im Preise festgesezt werden können, daß sie bei Abnahme von einem Bentner sichtlich bereits Ende September und Anfang Oktober aus­und mehr nicht über 4,75 M. pro Bentner und im Kleinhandel zu geteilt werden, während die auf die Bezugsscheine zu 5,50 M. abgegeben werden können. empfangenden Kartoffeln bestimmt sind für den Verbrauch in Wie diese Spelenverteilung zwischen Magistrat und Großhandel der Zeit vom 20. November bis 18. März und für diese Zeit sich mit Striegsgefangenen eingelassen hatten, öffentlich gebrand­Vor einigen Tagen waren in der Presse einige Frauen, die abgestimmt ist, dafür genügt der Hinweis, daß der Großhandel vor in Anrechnung kommen. Die für die laufenden Wochen markt worden. Die Kreuzzeitung " findet nun, daß es dem Kriege für 2 m. und 2,25 M. den Zentner Startoffeln in geltenden Kartoffelfarten bleiben also mit Gültigkeit für die manchmal notwendig ist, auch die Presse selbst an den Pranger zu der Markthalle verkauft hat. Heute kommt ein solcher Aufschlag fast Beit bis zum 20. November in den Händen der Bezugsscheins- stellen, und diesmal bescheidet sie dieſes Los der B. Z. am restlos für den Magistrat und den Handel in Anrechnung. Mittag", die in ihrer Nummer vom 27. August 1916 unter der Die Berechtigung eines solchen Anspruchs zu verteidigen, über- empfänger. laffe ich neidlos dem Genossen Wurm. folgendes schrieb: R. Schmidt. Stichmarke Wenn die Nacht beginnt

Aus Groß- Berlin.

Diebe!

Ueber das Laubengelände fenkt sich die Dämmerung und mahnt die fleinen Kolonisten zum Aufbruch Die Kinder tragen Blumenkränze in den Händen und trippeln voraus, die Frauen folgen und schleppen Körbe, aus denen Gemüse und dergleichen herausguckt.

Mutter Lehmann steht vor der Gartentür und wartet un­geduldig.

,, Nu mach' aba, Oller!" ruft sie über den Staketenzaun hinweg ihrem Manne zu, dessen Kopf ab und zu hinter den Kronen der Sonnenblumen auftaucht.

,, Herrjeh nee, warte doch man," erwidert er, id will doch bloß noch die Sonnenblumen runterbinden, sonst fressen mir se die Spazen ah."

So bindet er Kopf um Kopf herab, daß die Blumen aus­sehen, als wären sie gehängt" worden.

"

Lehmann, haste Deine Bohnen schon abjenommen? Bei Krauses waren se jestern Nacht!" tönt es vom Nachbar­grundstück herüber.

Die Pest sollen se kriegen," antwortet Lehmann und wirft sich die Jacke über, na, meine fönnen se nich mehr triegen, die sind schon in die Tasche verpackt."

Na," meint der Nachbar, die hellen hab' id och alle ab­jenommen, aber die jrünen laß' id noch hängen, die finden fe im Dustern nich so leicht. Meinen jroßen Kürbis will. id mal bis Sonnabend liegen lassen, er kann noch jelber werden, aber dann hol' icd' n, sonst fann ich nachtieden. Jd deck'' n jeden Abend mit Kohlblättern zu."

Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß jeder, der Kartoffeln lagert, die Einlagerung sorgfältig vorzunehmen und dauernd zu beobachten hat. Luftige, kühle und trockene Räume, vor Frostgefahr geschützt, in denen die Kartoffeln möglichst dunkel aufbewahrt werden, sind zur Lagerung ge­eigret. Die Bekanntmachung des Magistrats wegen Voraus­versorgung mit Kartoffeln erscheint heute und morgen noch­mats an den Anschlagfäulen. Die Frist zur Anmeldung bei der Brotkommission läuft am 9. September ab.

Haferflockenabgabe. Wie im vergangenen Monat, so gewährt die Stadt Berlin auch im September allen Kindern bis zum bollendeten zweiten Lebensjahre 1 Pfund Haferfloden. Empfangnahme berechtigenden Vorzugsscheine werden von den Brot tommissionen am 7., 8. und 9. September ausgegeben, und zwar nach Straßenzügen. Die Verteilungspläne find bei den Geschäfts­lokalen der einzelnen Kommissionen angeschlagen. Die Haferfloden. find in den im Stadtbezirk belegenen Apotheken gegen Abgabe der Vorzugsscheine erhältlich.

Der Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatz­mittel, G. m. b. H. Berlin, macht den Kaffee- und Kaffee­Ersatzmittel- Handel auf folgendes aufmerksam: Es werden ir letzter Zeit vielfach ausländische Kaffee- Ersatzmittel zu seh hohen Preisen angeboten, welche dem Wert der Ware nicht entsprechen. Da in Deutschland für Kaffee- Ersazmischungen Richtpreise festgesetzt sind, liegt es im Interesse der Firmen, welche ausländische Kaffee- Ersatzmittel einführen, die Angebote möglichst unter Vorlage von Mustern dem Kriegsausschuß vor dem Kauf der Ware zur Begutachtung einzusenden.

wären?

,, Wenn die Nacht beginnt

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Erstauen Seft­

Unter dem Metropoltheatertitel: Wenn die Nacht be= ginnt..." hat O. A. Alberts eine Reihe von 12 amüsanten Bildern über Tauenbienbummel, Stofferspar= nis, Butterpolonaise und Automangel ber­einigt, die Rudolf Nelson in der ihm eigenen flüssigen, melodiösen Weise vertont hat. in Nelsons Künstlerspielen am Kurfürstendamm vor tischen Auf der geschickt, hergerichteten Bühne eine Reihe liebenswürdiger Darstellerinnen, die in bester Laune ihre Lieder singen und re Beine schwingen. Allen voran Betty Darmand, die ehemalige Commère der Behren­straße, die hier auch ihren früheren Partner, den unverwüstlichen Martin Kettner wiedergefunden hat. Dann die originelle Käte Erlholz als beronale Berta", Trude Troll, die hübscher ist, je meniger sie anhat- und sie ist zuweilen sehr hübsch! und Mia Werber mit einigen vorzüglichen Lieder­vorträgen. Von den Herren fällt neben Kettner, der sich von Robert Steidl den grauen Hut geborgt hat, Erich Schönfelder auf, der in jeder Type so besonders als Eierkäufer mit dem Kohl­kopf in der Markttasche oder als Kaulquappe mit gewürfelten Hosen feinen Mann stellt. In der Garderobe summte man schon etwas von der beginnenden Nacht und das ist immer der zuverlässigste Erfolgbarometer."

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Hier bleibt nichts anderes übrig bemerkt dazu die Kreuzzeitung ", als dafür zu sorgen, daß der Sturm öffent licher Empörung solche niedrigen Machwerke wegfegt! Das an­ständige Berlin weiß sich außer Gemeinschaft mit einem derart perversen Publikum vor überfüllten Sekttischen", während draußen Tausende und aber Tausende unserer edelsten Männer und Jünglinge auch für diese... Sorte ihr Blut verspritzen sollen, und ungezählte edle Frauen und Jungfrauen den Ehren­namen der germanischen Heldin" neu bewahrheiten. Die Presse aber rückt überwiegend dessen sind wir gewiß! mit einem laut vernehmlichen Ruck von solcher Schmiererei ab, die vor In- und Ausland unser gesundes Volksempfinden weit efel. hafter beschmußt, als es ein, einzelnes ehrvergessenes Frauen­zimmer je zu tun vermag. Ihr bleibt in solchem Falle nur die traurige Pflicht übrig, auch ein sonst kollegial behandeltes Blatt an den Presse- Pranger zu stellen!"

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Arbeiterbildungsschule. An den heute Donnerstag, abends 82 Uhr, im Hörsaale der Schule, Lindenstr. 3, 4. Hof rechts 8 Treppen stattfindenden wissenschaftlichen Einzel­vortrag, in dem ein bedeutsamer Vorgang unserer Partei­geschichte behandelt werden soll, sei nochmals erinnert. Ge­Halunken, wenn id en erwische, flopp id' n ufft Je- noffe Heinrich Ströbel wird über das Thema:" Das dächtnis, det er' s Stiebigen lassen tut", knurrt Lehmann Braunschweiger Manifest"( 5. September 1876) noch und schließt die Türe. Die Nachbarn wünschen sich noch reden. gute Nacht, dann wird es still ringsum. Die anderen Eintrittspreis 10 Pf. Barzellen liegen bereits einsam und verlassen. Tiefer sinkt der Abend. Beim Papier der amtlichen Postkarten wird neuerdings darüber Nur in der Ferne heult ein Hund, lang und andauernd. immer die bisher gewohnte Deutlichkeit zeigen und auch bei Her­Weit und breit fein Geräusch geklagt, daß bei Anwendung von Tintenschrift die Buchstaben nicht ob die Welt in Flammen steht. Mit demselben ruhigen Gewissen, Sonst rührt sich nichts. Die Stunden verstreichen. Irgendwo stellung von Umbruden mit Ropiertinte gewisse Erschwernisse auf­tündet eine Zurmuhr mit hallenden Schlägen die erste Morgen- treten. Diese Erscheinungen hängen nicht etwa mit Sparsamkeits­stunde an. Die Straße entlang nahen auf leisen Sohlen maßnahmen der Postverwaltung zusammen, sondern sind, wie mit zwei dunkle Gestalten. Vor dem Laubengelände machen sie geteilt wird, in Echwierigkeiten begründet, die fich bei Herstellung halt. Eine Weile lauschen sie, und da alles still bleibt wie des Papiers in den Papierfabriken ergeben haben und die als zubor, überklettern sie gewandt den Zaun und verlieren sich eine unabwendbare Begleiterscheinung des Krieges hingenommen zwischen den Parzellen. Plötzlich knackt ein morscher Holz- werden müssen. stab. Nicht weit davon wird eine Laubentür aufgestoßen.

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Muß das so sein?

Wir finden diese Kritik der Kreuzzeitung " etwas weltfremd. Uns erscheint es ganz natürlich, daß Leute, denen der Krieg mühe­losen Reichtum in den Schoß wirft, sich den Teufel darum scheren, und schönen Frauen auf dem Vulkan. Nach uns die Sintflut!" mit dem sie ihre Kriegsgewinne einstreichen, tanzen sie bei Sekt und schönen Frauen auf dem Vulkan." Nach uns die Sintflut!" das ist ihr Lebensspruch. Die" B. 3. am Mittag" kennt ihre Leute besser. Diese Presse und ihr Publikum sind einander wert.

Burgfrieden bei der Berliner Polizei.

Vor einigen Jahren versuchten die Berliner Schußleute, sich eine Organisation zu schaffen, wurden mit ihrem Gesuch von dem das maligen Polizeipräsidenten von Jagow aber furz abgewiesen. Nach Ausbruch des Krieges trat auch hier Burgfrieden ein und den Schuß­,, Diebe, Diebe!" hallt es durch die Nacht. Ein Licht- Kondensierte Milch, Delsardinen und andere konservierte Lebens- leuten wurde die Gründung ihrer Organisation gestattet, der sich fchein flammt auf, überall wird's lebendig. Hunde brechen in mittel in Blechbofen, die bei einem Lagerhausbrand in Tempelhof inzwischen auch Vereine angeschlossen haben, die in der Provinz wütendes Gebell aus, dazwischen gellen Frauenstimmen. vor einigen Wochen leicht beschädigt wurden, gelangen jest täglich ihren Siz haben. Die Genehmigung wurde lediglich von der Be­Ueber Hecken und Stauden jagen zwei Gestalten, hinterdrein in einem Hause in der Dorotheenstraße gegenüber der Kriegsakademie dingung abhängig gemacht, daß der Verband dienstliche Angelegen­drei, vier sechs- acht andere wilde Schreie, dumpfe zum Ausverkauf. heiten nicht erörtern dürfe. Vor furger Zeit hat nun aber der Verband Flüche, rechts Ueber die Organisierung dieses Verkaufs wird uns folgendes an den neuen Präsidenten von Oppen eine Eingabe gerichtet, in der links, von allen Seiten schwillt der Lärm an, die Hunde kläffen ersucht wird, die Disziplinarstrafen zu löschen, wenn seit der Bestrafung Phylar , faß!" Sultan , geschrieben: Meine Frau hatte durch Zufall von diesem Verkauf erfahren. eine fünfjährige straffreie Führung verstrichen ist. Zur Begründung hier- 1" Da wir schon seit vielen Wochen keine Milch bekommen, hatten wir wurde darauf hingewiesen, daß Schuyleute, die länger als 20 Jahre Endlich hat die wilde Jagd ein Ende. Ein wirres uns bisher immer für meine vierköpfige Familie mit fondensierter Milch im Dienst stehen, wegen irgend einer alten Disziplinarstrafe noch Knäuel von Menschen wälzt sich am Boden- Klatschende beholfen. immer auf lebenslängliche Anstellung warten müssen und durch das Schläge werden laut, dumpfes Aufheulen folgt, inzwischen er- In lezter Zeit ist auch diese nicht mehr erhältlich, und so ent- Tragen des kurzen Seitengewehrs auch dem Publikum gegenüber bittertes Schimpfen und wieder Schläge. Das ganze Lauben- schloß sich meine Frau, nach der Dorotheenstraße zu dem oben als bestrafte Beamte gekennzeichnet sind. Auf diese Eingabe erhielt gelände ist in Aufruhr. Aus den umliegenden Feldern nahen genannten Ausverkauf zu gehen, um dort einige Dofen Milch zu der Verband eine ziemlich schroffe Antwort mit dem Hin­notdürftig bekleidete Menschen, manche mit Laternen, die wie erlangen. Als sie dort am Montag früh gegen 9 Uhr anlangte, weiß darauf, daß solche Anträge in Zukunft nur durch das Frrlichter durch die Finsternis zittern. Schon wälzt sich von stand schon eine lange Reihe von Käufern, die alle zu demselben Kommando der Schußmannschaft vorzulegen sind. dem Laubengrundstück ein formloser Klumpen auf die Straße mit an. Mehrere Schuhleute hielten die Ordnung auf der Straße zu haben, daß sein schroffes Vorgehen doch recht wenig mit Zwede erschienen waren. Deffen ungeachtet stellte sich meine Frau weile scheint aber der Polizeipräsident v. Oppen eingesehen hinaus. aufrecht. Der Verkauf ging, wie meine Frau beobachtete, folgender dem Burgfrieden in Einklang gebracht werden könne, denn wie Wir haben se gefaßt!" tönt es ringsum. Ein paar maßen vor sich. Ein Schußmann verteilte von Zeit zu Zeit Starten ein der Polizei öfter gefälliges Mittagsblatt berichtet, hat Herr Dugend Menschen folgen hinterher. an die vorne Stehenden. Nach einer Weile wurden die Nummern v. Oppen den Vorsitzenden und den Schriftführer des Schußmanns

Mittler­

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