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Ar. 260. 33. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 21. September 1916

Chronik des Weltkrieges.

21. September 1914.

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz Handgranaten- und Minen­fämpfe.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz weiterer Vormarsch der deutschen Heeresgruppen. Erneute ruffische Angriffe auf die öfterreichischen Stellungen von Lud wurden abgeschlagen. Der russische Generalstabsbericht meldet, daß seit den letzten Tagen des Auguft und im September in Westrußland von den russischen Truppen mehr als 70 000 Gefangene eingebracht worden

seien.

21. September 1915.

Wefflicher Kriegsschauplah: Bei den Kämpfen um Reims wurde der Ort Betheny genommen.

Der Angriff gegen die Sperrfortslinie füdlich Verdun überschritt den Ostrand der vorgelagerten, vom französischen 8. Armeekorps ver teidigten Côte Lorraine. Ein Ausfall aus der Nordostfront von Berdun wurde zurückgeschlagen.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist die Lage unverändert.

Ein ganz Objektiver".

Von Otto Braun .

Mir kommt erst jekt die letzte Nummer der Sozialisti schen Monatshefte" zu Gesicht, die einen Artikel von Kalisti: Agitation oder wirkliche Arbeit in der Wirt­schaftspolitik" enthält. Ich habe weder Zeit noch Lust, auf die frausen Ansichten einzugehen, die dort über die sozialistische Wirtschaftspolitik offenbart werden; vielleicht findet sich dazu später einmal Gelegenheit.

landsloser Weise an unserer nationalen, wirtschaftlichen Wider- lage. Die mangelnde Klarheit seines Denkens verrät Heine standsfähigkeit und leisten unseren Feinden in ihrem bestiali- durch den Saß, daß er nicht nur zugunsten der anderen, fchen Aushungerungsplane Vorschub. Denn unzählige Millionen sondern auch für die deutsche Nation einen Frieden ohne Zentner Kartoffeln können mehr gewonnen werden, läßt man

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die Kartoffeln ausreifen, während bei unreifen Kartoffeln die Unterdrückung erstrebe und sich dadurch vom" Borwärts" Verluste doppelt sind. Die Ernte fällt geringer aus und für den und seinen Hintermännern unterscheide. Das letztere ist eine Empfänger sind die Kartoffeln kaum oder gar nicht genießbar." der freundlichen Unterstellungen Heines, die ebensowenig Diese bedauerliche Geldsuch t", die den bestiali- seiner Fähigkeit zum klaren Denken als dem politischen An­schen Aushungerungsplänen" unserer Feinde Vorschub leistet, stand entsprechen. Liebten wir das moralische Bathos des hat, wie sachkundige Berichte aus allen Teilen des Reiches be- Genossen Heine, so würden wir an ihn die Frage richten: weisen und wie ich selbst kürzlich auf dem Lande noch erfahren o hat jemals der Vorwärts" den Standpunkt vertreten, fonnte, auch in anderen Kreisen unseres lieben Vaterlandes daß bei einer Verständigung der kriegführenden Mächte­gewütet und ist zum Schaden der konsumierenden Boltskreise gruppen die Interessen der deutschen Nation geschädigt leider auch heute noch nichts ausgerottet, wie die Preistreibe- werden sollen? Aber Heine hat sich derartig in nationalisti­reien auf dem Obst- und Gemüsemarkt jeden Tag von neuem fche Gedankengänge verrannt, steht so sehr jenseits alles beweisen. Daran ändert leider auch die Objektivität des für sozialistischen Denkens, daß er sich einfach nicht in die Auf­wirkliche Arbeit in der Wirtschaftspolitik" mit mehr Eifer fassungen von Sozialisten und wirklichen Friedensfreunden wie Sachkunde eintretenden Genossen Kaliski nichts. zu versehen vermag.

Im übrigen möchte ich nur bemerken, daß die ganze Frage mit der Politik vom 4. August bitter wenig zu tun hat. In der Frage der Bekämpfung der Lebensmittelteuerung gibt es in der Partei gottlob noch keine Mehrheit und Minderheit. Daß dieser Kampf mit allem Nachdruck geführt werden muß, darin ist sich die ganze Partei noch einig: trotz der Bemühun­gen von links und rechts, auch in dieser Frage Gegensätze in die Parteigenossen hineinzutragen.

Der Kern der Politik des 4. August ist das Bekennt nis zur Verteidigung des Vaterlandes, und zwar zur Verteidigung unseres Landes und Volkes sowohl gegen die Aushungerungs- und Niederringungspläne der Engländer, wie gegen die rücksichtslosen Preistreibereien der Lebensmittellieferanten, durch die die Volksernährung und die Widerstandskraft des deutschen Volkes und damit auch die Sicherheit unseres Landes auf das schwerste gefährdet werden. Wer wie Kalisti in der Politik vom 4. August ein Be­kenntnis zur agrarischen Interessenpolitik erblickt, steht der Mehrheit der Reichstagsfraktion und ihrer Bolitik ebenso fern wie jene Genossen, die der Arbeiterschaft Glauben machen wollen, eine Ablehnung der für die Landesverteidigung er­forderlichen Mittel würde eine Verbilligung der Lebensmittel

Kaliski leistet sich aber in dem Artikel unter anderem auch einen persönlichen Angriff gegen mich wegen meiner im Vor­wärts" veröffentlichten Artikel über die Kartoffelversorgung, herbeiführen. der mich zu einer Zurückweisung zwingt.

Von der hohen Warte der Sachlichkeit und Sachverstän­

digkeit aus ſchleudert Kalisti gegen mich den Vorwurf, ich hätte An die Adresse des Vorwärts".

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Dafür ist kennzeichnend, daß er nach dem deutschen Sieg, den er doch erstrebt, die Gefahr einer Benachteiligung anderer Nationen einfach für ausgeschlossen erklärt, während er im umgekehrten Falle die Unterdrückung Deutschlands für selbst. verständlich hält.

Interessant ist aber, daß Heine erklärt, die Schaffung des Grenzzustandes wie vor dem Kriege vermöge so gut eine Niederlage Deutschlands zu bedeuten wie das Gegenteil, wenn solche vieldeutigen Redensarten überhaupt einen Sinn haben sollen, wenn sie doch nur so ausgelegt werden, daß Seine vom status quo ante Deutschlands nichts wissen will. Mindestens können seine Ausführungen so ausgelegt werden. Auch die Worte, Deutschland müsse aus dem Krieg innerlich und äußerlich gefestigt hervorgehen, sind kautschukartig, ja fordern zu Mißdeutungen heraus.

Ueber den Begriff von nationaler Ehre mit Seine zu diskutieren, halten auch wir für völlig überflüssig. Nur find wir nach wie vor der Meinung, daß das Betonen des Stolzes über militärische Erfolge Sozialisten übel ansteht und nur eines der Mittel ist, die ohnehin bis zum Uebermaß erhitzten nationalen und kriegerischen Leidenschaften noch weiter zu entflammen. ( z)

Wo liegt das Volksinteresse?

nimmt.

Von Ed. Bernstein.

es für zwedmäßig gehalten, durch agitatorische Kraftleistungen Auf die Replik des Vorwärts" in Nr. 253 habe ich festzustellen: Die deutsche Sozialdemokratie hat, wenn ihr die Gegner in der Behandlung der Kartoffelfrage die Massen an die Der Vorwärts" weiß nicht eine einzige Handlung anzuführen, ihre Internationalität zum Vorwurf machten, stets mit Fahne der Mehrheitspolitik zu fesseln und legt dann fach durch die ich den Kriegshetzern in den Sattel geholfen hätte", größter Energie als ihre Ueberzeugung betont, daß sie durch fundig" dar, daß an dem neuerlichen Kartoffelskandal die außer daß ich für die Verteidigung des Deutschen Reiches und Volks Feststellung der internationalen Solidarität der Völker und Erzeuger schuldlos seien. Da das wenige, das er sachlich an eingetreten bin und noch eintrete. Wie durch diese Verteidigung folgerichtiges Handeln gemäß dieser von ihr erkannten Soli­führt, bereits in der Deutschen Tageszeitung" besser und aus das Treiben der Kriegsheber vor dem Kriege gefördert worden darität die Interessen des deutschen Volkes am besten wahr­führlicher zu lesen war und von mir im Vorwärts" bereits sein soll, das vielleicht geholfen hat, die Katastrophe herbeizuführen, zurückgewiesen wurde, kann ich es mir ersparen, darauf ein- bleibt ein Rätsel. Der Vorwärts" behauptet, ich könnte nicht gehender su antworten. Nur muß ich mich verwahren gegen sozialistisch denken. Nun jedenfalls glaube ich, denken zu Der Artikel, den Konrad Haenisch in Nr. 258 des Vorwärts" Diese Unterscheidungslinie soll heute verwischt werden. die Verdächtigung meiner Motive, die mich bei der Veröffent. fönnen. Wenn der Vorwärts" mich zu den Annexionisten zu werfen unter dem Titel Einem prinzipiellen Internationalisten" lichung der von ihm angegriffenen Artikel leiteten. Wenn sucht und mir die Autorität Gerlachs entgegenhält, so weiß min- ins Stammbuch" veröffentlicht und durch den er den Ein­Realisti tein Verständnis dafür hat, daß die Empörung über bestens ein Mitglied der Redaktion des Vorwärts" sehr gut, wie druck beseitigen will, den Ausführungen von mir auf einige den sich während des Krieges zum dritten Male wiederholen scharf ich im Januar 1915 in der Reichstagskommission gegen diese Arbeiter" gemacht haben, ist von Anfang bis zu Ende nichts den Kartoffelsfandal einem Politiker die Feder in die Hand Gruppen aufgetreten bin. Der Boriväris" sagt, meine Artikel als ein Durcheinanderwerfen von Schlagworten aus dem drücken kann, um in dem Bestreben, dem Wohle weiter Bolts- wären eigentlich immer derselbe. Daran ist richtig, daß ich aller Arsenal der Nationalisten aller möglichen Observanzen mit freise zu dienen, auf die Abkehr von einer als verfehlt erfann- dings mit einer mich selbst ermüdenden Hartnäckigkeit immer und Säßen, die sozialdemokratisch klingen, aber durch die An­ten Preispolitik hinzuwirken, dann beneide ich ihn ob diefer immer wiederholt habe, daß unsere Politik nicht auf Unterdrückung Säßen, die sozialdemokratisch klingen, aber durch die An­ruhigen Objektivität". Dieser Mangel an Verständnis für der anderen Nationen, nicht auf eine Berewigung des Krieges, nicht wendung, die er ihnen gibt, auf das Gegenteil einer wahr Er benutt die Entbehrungen der konsumierenden Bevölkerung gibt ihm auf einen Frieden, der ben Steim zu neuen Verwickelungen in fich haft sozialdemokratischen Politik hinauslaufen. die Entbehrungen der konsumierenden Bevölkerung gibt ihm trüge, hinauslaufen dürfte. Aber ich will das natürlich auch für die erschütternde Tatsache, daß im Felde Arbeiter und Arbeiter aber nicht das Recht, mir, der ich mich dieses Mangels nicht meine Nation, nicht bloß zugunsten der anderen. Dadurch unter- einander mit Handgranaten bewerfen, die Lehre zu ber­erfreue, Motive zu unterstellen, die mir bei meinen Ver- scheide ich mich von dem Vorwärts" und seinen Hintermännern. dächtigen, auf welche die Sozialdemokratie bisher stolz war öffentlichungen ganz fern gelegen haben. Ebensowenig, wie und ich dächte, bei der sich immer vergrößernden Ueberzahl der und die für den, der Augen hat zu sehen, und Ohren zu hören, ich mir herausnehme, zu behaupten, Staliski lasse sich bei seinen Feinde und der ungünstigen geographischen und politischen Lage durch die Erfahrungen der Gegenwart nur Bekräftigung ge­Publikationen von dem Bestreben leiten, in der agrarischen Deutschlands wäre die Gefahr, daß Deutschland im Frieden andere funden hat. Mag sein, daß er sich die Erkenntnis, die ich ihm Bresse recht oft als verständiger, objektiver Sozialdemokrat" unterbrüden könnte, ausgeschlossen, während die Feinde uns Deut- vorhielt, an den Schuhfohlen abgelaufen hat", wie er schreibt. und als Kronzeuge für die agrarische Interessenpolitik zitiert schen immer lauter eine vernichtende Niederlage androhen. zu werden, gewissermaßen den landwirtschaftlichen Produzen- litische Unabhängigkeit, territoriale Unversehrtheit und wirtschaftliche fohlen. An der Petition des Parteivorstandes, die für Deutschland po- Aber man wechselt seine Ueberzeugung nicht mit den Schuh­ten bei ihrer Interessenvertretung die Steigbügel zu halten, Entwickelungsfreiheit fordert, habe ich so wenig etwas auszusehen, Die Zeitverhältnisse erlauben es unsereinem nicht, im ebensowenig fann ich ihm das Recht einräumen zu so grund- wie an den fast wörtlich gleichlautenden Forderungen der Bentral- Rontreten nachzuweisen, wie sehr Haenischs Ausführungen Loser Verdächtigung der Motive, die mich bei meiner gering- ftelle für Völferrecht. Aber ich wende mich nach wie vor gegen den über den gegenwärtigen Krieg und die durch ihn dem deutschen fügigen schriftstellerischen Tätigkeit leiten. Wahn, als ob man durch die Proklamierung des Riels eines un Volk und insbesondere den deutschen Arbeitern gestellten Uebrigens, wie oberflächlich und mit welch warmem entschiedenen Krieges irgend etwas für den Frieden erreichte Verständnis für agrarische Interessen" Stalisti die Frage der oder nur über ihn aussagte. Der Grenzstand wie vor dem Kriege Fragen an der Wahrheit vorbeigehen. Bebensmittelversorgung behandelt, dafür bietet sein Artikel fann so gut eine Niederlage Deutschlands bedeuten, wie das Gegen nternationale au verdächtigen, es fehle ihm an der nötigen Es ist furchtbar leicht, den Verfechter der Politik der einen trefflichen Beleg. Pathetisch ruft er darin aus: Was ich unter einem Siege Deutschlands verstehe, habe ich zu " Sollte, um nur ein Beispiel herauszugreifen, ein wirklich " Sollte, um nur ein Beispiel herauszugreifen, ein wirklich gesagt: Deutschland soll den fürchterlichen Ansturm abschlagen und Wärme für das Interesse und die Leiden des eigenen Boltes. politisches Verantwortlichkeitsgefühl einen Politiker nicht davon mit seinen Verbündeten unversehrt, aber innerlich und äußerlich ge- Das genaue Gegenteil ist aber die Wahrheit. Nicht das Fest­abhalten, folgenden Satz niederzuschreiben: Um sich den hohen festigt aus dem Kriege hervorgehen. halten an dieser Politik, ihre Preisgabe verlängert diese Preis zu sichern, also von nacktem Eigennus getrieben, gab sondern ein Nationalist und Kriegstreiber. Was soll denn nach Mei- in Gefahr bringt. Die Politik der Haenische vermehrt die Nach dem Borivärts" ist, wer das will, fein Sozialdemokrat, Leiden, wie sie auch die Interessen des Volkes immer mehr man viele Tausend Zentner Kartoffeln dem Verderben preis, nung des Vortvärts" aus Deutschland werden? Jeh erwarte keine Antwort. Aber ich hoffe, daß die Genossen dem Vorwärts" deinde und vermindert die Freunde unseres Bolkes. Sie eine geben werden. macht uns zu Bettlern, wo wir ehedem Krösusse waren. Bettel­Diesen Sak, den ich als sachlich durchaus berechtigt auf- felbst habe unaufhörlich und noch in dem Aufsatze, der dem Vor- wenn sie ihr folgte, bettelarm zugleich an jeder Möglichkeit, Ueber nationalen Stolz streite ich mit diesem Blatte nicht. Ich arm an Idealen, so würde die Sozialdemokratie dastehen, recht erhalte, habe ich in polemischer Abwehr der Deutschen wärts" den Anlaß zu seinen Angriffen gegeben hat, betont, daß in kraftvoll und wirksam daran mitzuarbeiten, daß Verständi­Tageszeitung" geschrieben, die in der Ueberschwemmung der den Kulturzielen, in der friedlichen Arbeit der Völker und ihrer gung der Völker dem Unheil ein Ende macht, an dem sie alle Städte mit zum Teil unausgereiften Kartoffeln nur das Be- gegenseitigen Achtung die Ehre der Nationen liegt. Mir braucht leiden und dem sich kein einzelnes ohne Mitwirkung der streben der Landwirte erblicken wollte, den Städtern zu helfen, der Vorwärts" deshalb keine Belehrung darüber zu geben. Aber anderen entziehen kann. ( z) jedes eigennützige Motiv weit abwies. Demgegenüber habe Stolz auf den Opfermut und den Charakter unferes Boltes, das ich darauf verwiesen, daß selbst der agrarfonservative Abge- sich in dieser furchtbaren Gefahr aufrecht erhält, follen wir auch nicht haben dürfen?- Diese Leistungen sollen wir totschweigen ordnete Arnstadt in der Deutschen Tageszeitung" erklärt eber uns gar ihrer schämen? Und dies gibt sich als sozialistisch hatte, daß die Kartoffelerzeuger die Städter mit dem Ueber- und demokratisch? Es ist schtver, das richtige Wort für solche Ge­fluß an Frühkartoffeln überschwemmt hätten, um sich den finnung nicht zu schreiben. hohen Preis zu sichern. Gestüßt auf diesen Sachver­ständigen erhebe ich den Vorwurf des Eigennutes gegen die Kartoffelerzeuger, die die Städte mit Kartoffeln über­schwemmten. Kaliski wird mir schon gestatten müssen, daß ich die Sachkunde dieses agrarischen Sachwalters in diesem Falle höher einschätze als seine ruhige Objektivität und Sachver­ständigkeit.

nicht um den Städtern zu helfen, die jetzt nur den Geschmad der faulenden Kartoffeln haben und aus ihrem Stadtsäckel noch den Schaden bezahlen müssen".

Wenn ich mich auch nicht der Hoffnung hingebe, Kaliski in seinem fachkundigen Urteil über die Uneigennüßigkeit der landwirtschaftlichen Produzenten zu erschüttern, so will ich ihn doch noch auf eine Bekanntmachung des Landrats von Neuto­mischel( Bosen) hinweisen, der in seinem Kreisblatt am 1. Sep­tember dieses Jahres den Kartoffelerzeugern seines Kreises folgende Evistel las:

teil.

Berlin , den 19. September 1916.

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Wolfgang Heine .

Seine hat sich zu seiner Entgegnung mehrere Tage Zeit gelassen. Sie ist darum leider nicht besser ausgefallen.

Seine attestiert sich selbst, daß er denfen könne. Nichts­Heine attestiert sich selbst, daß er denken könne. Nichts destoweniger scheint uns seine Logik recht brüchig zu sein. Erinnern wir uns des springenden Punktes unserer Ausein­andersetzung: Heine erklärt, daß es nur einen Sieg oder Niederlage gebe, folglich sei er für den deutschen Sieg. Benn Heine wirklich zu denken vermag, wird er begreifen müssen, daß der Sieg der einen Mächtegruppe die Niederlage der andern Mächtegruppe bedeutet. Wer für die Niederlage der anderen eintritt, wirkt nicht für die Verständigung, ist damit Ich habe mit Bedauern wahrgenommen, daß unzählige Be- ein Vertreter des Krieges bis zur Niederwerfung, der als fiter des Kreises in ganz überhafteter Weise ihre noch ganz un- Friedensfreund unmöglich angesehen werden kann. reifen Kartoffeln auszoden und den Kommissionären zur Ver­Heine erklärt, daß er auch die von uns zitierten Aus­Ladung an die Bedarfsverbände übergeben. Anlaß zu diesem gang finnlosen Verfahren bieten den Besitzern nur die jetzt sehr führungen Gerlachs und die Forderungen der Zentralstelle Hohen Kartoffelpreise. Muß diese bedauernswerte Geld- Völkerrecht" unterschreiben könne. Damit befindet er sich in sucht in dem uns aufgedrungenen schweren Kampfe um Sein einem seltsamen Irrtum. Denn Herr v. Gerlach vertrat ge­oder Nichtsein auf das schwerste in jeder Weise gebrandmarkt rade den Gedanken der Verständigung in scharfer Ausprä­werden, so versündigen sich jene Gewinnsüchtigen in ganz vater- gung gegenüber der Alternative Heines: Sieg oder Nieder­

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Politische Uebersicht.

Gegen Dr. Solf.

Wie vorauszusehen war, findet die Erläuterung, die der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf in seinem gestern veröffentlichten Briefe zu seinem Kolonialprogramm gab, in den Streisen seiner auf dem Boden der Machtpolitik" stehenden Kritiker eine fühle, entschiedene Ablehnung. Die Streuz- Zeitung", die auf den Brief Dr. Solfs noch zurückkommen will, schreibt, der Staatssekretär gehe auf den " Kern der Sache" nicht ein.

Nicht das bloße Vorhandensein einer starten Flotte, sondern die restlos erkämpfte Freiheit der Meere ist die unerläßliche Vorbedingung für eine gesicherte und rationelle deutsche Kolonialwirtschaft in der Zukunft."

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Ausführlicher äußert sich die Tägliche Rundschau". Auch dieses Blatt meint, Dr. Solf gehe an dem Kernpunkt" der durch seine Reden erregten Befürchtungen glatt vorbei.

Dieser Kernpunkt ist die Frage, warum der deutsche Kolonial­Staatsfefretär es in dieser Zeit eines deutsch englischen Zweilampfes auf Leben und Tod notwendig, nüglich oder erlaubt fand, aller Welt in die Ohren zu rufen, daß die Freiheit der Meere " letzten Endes auch entbehrlich für unsere Betätigung in der Welt sei. In dugendfacher, hundertfacher Abwandlung hatten wir zuvor und haben wir seither amilich und nichtamtlich vor uns und der Welt das Bekenntnis abgelegt, daß der wich tigste Sinn und gwed dieses Krieges in der Erringung der Frei­