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Zensurantrag der Nationalliberalen. Die nationalliberale Reichstagsfraktion hat einen Zenfurantrag eingebracht, der folgende Bestimmtungen enthält:

§ 1. Wenn im Deutschen Reiche auf Grund des§ 5 des preußischen Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 oder eines an dessen Stelle tretenden Gesezes eine Zensur der Presse eingeführt wird, so geht die vollziehende Gewalt in Angelegenheiten der politischen Zensur auf den Reichskanzler über, der damit die Verantwortung für die Handhabung der politischen Zenjur über­

nimmt.

Die Bestimmungen des§ 4 des Gesetzes vom 4. Juni 1851 bleiben für das Deutsche Neich nur insoweit verwe bar, als es sich um die Zensur militärischer Angelegenheiten handelt. erforderlichen Organe erfolgt durch Bundesratsverordnung. Die Festjegung der für die Ausübung der politischen Zensur § 2. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündung in Straft. Das ,, Berliner Tageblatt" gegen Fuhrmann. Das Berl. Tagebl." wendet sich gegen den Vorwurf des Land­tagsabg. Fuhrmann, einen Vertrauensbruch begangen zu haben durch feine Mitteilungen von den geheimen Beratungen des Schäferschen Unabhängigen Ausschusses für einen deutschen Frieden" im Plenar­faale des Abgeordnetenhauses. Es schreibt:

ficherzustellen. Zur Durchführung der Berteilung und Zufuhr find fofort ausreichende Vorkehrungen zu treffen, nötigenfalls durch Heran­ziehung militärischer Kräfte. Der Kartoffelpreis ist staffelweise so herabzusetzen, daß er mit dem für Februar 1917 vorgesehenen Preis­zuschlag den jetzigen Preis nicht übersteigt.

6. Einschränkung der Verwendung von Kartoffeln für die Spiritus­brennerei auf den notwendigen Bedarf für gewerbliche Zwecke. Ver bot des Ausschanks von Branntwein. Der Heeresbedarf an Trink branntwein ist aus den noch im freien Verkehr vorhandenen Be­ständen zu decken.

7. Möglichste Steigerung der Herstellung von Teigwaren und Nährmitteln aus Gerste und Hafer, und gleichmäßige Verteilung an Kinder, Krante, Wöchnerinnen. Hilfsbedürftige und Schwerarbeiter sind dabei besonders zu berücksichtigen. Gleichmäßige Verteilung der Hülsenfrüchte. Weitere Herabsetzung der Malzkontingente der Bierbrauereien.

8. Abbau der Höchstpreise für Hafer und Gerste bis auf den Preis für Roggen. Mäßige Höchstpreise für Heu, Futterrüben und sonstige Futtermittel.

Von den zahlreichen wichtigen Angelegenheifert, die bei den[ dicsmaligen Beratungen des Reichstags zur Sprache gebracht wer­den müssen und über die zurzeit der Hauptausschuß berät, wurde cine Frage für die Plenarverhandlungen vorweggenommen, weil sie von größter Dringlichkeit ist. Das ist die Frage der Be= schaffung von Speisekartoffeln. Außer einer Inter­pellation unserer Fraktion lagen noch Interpellationen der Konser vativen, der Fortschrittlichen Volkspartei und des Zentrums vor, die am Donnerstag und Freitag alle gemeinsam zur Begründung und Erörterung gestellt wurden. Die sozialdemokratische Inter­pellation begründete Genosse Sachse vom allgemeinen Stand­punkt der Arbeiterinteressen aus, besonders aber vom Standpunkt der in außergewöhnlichem Maße von der Kartoffelnot betroffenen Industriegebiete Rheinlands und Westfalens. Er wies nach, daß stellenweise das schreiendste Mißverhältnis zwischen den Bedarfs­bezirken und ihren Versorgungsgebieten bestehe, und daß in sehr vielen Fällen mangelndes Verständnis der landwirtschaftlichen Er­zeugung für die Not der städtischen Bevölkerung die Schuld an den unerträglichen Zuständen trägt. In cingehenden Darlegungen führte der Redner der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft, 9. Entsprechende Herabsetzung der Preise für Vieh und Fleisch. Genosse Wurm, den Gedanken aus, daß die rücksichtslos vertretenen beziehen. Interessen der agrarischen Produzenten den Konsumenteninter­In die Fleischverbrauchsregelung ist alles Wild und Geflügel einzu­essen vorangingen. Das Kriegsernährungsamt müsse sich für das Stärkerer, nötigenfalls zwangsweiser, Abschuß des Wildes; auch cine oder andere entscheiden. Genosse Hüttmann, als zweiter in Privat- Jagdbezirken. Rein tatsächlich haben wir festzustellen, daß uns die Mit­Redner der Sozialdemokratischen Fraktion, legte besonders die 10. Bei der Futtermittelverteilung sind Gemeinden, die Milch­Schwierigkeiten der Städteverwaltungen bei der Startoffelversorgung feilungen feineswegs bloß von einer Seite zugegangen sind. So­dar, wobei er sich auf seine persönlichen Erfahrungen als langs dann ist uns auch noch ein genauer Bericht über die ganzen Ber- viehhaltung oder Aufzucht und Mästung von Schweinen oder Ge Weitere Förderung der Verwertung der Haushaltsabfälle zu jähriger Stadtverordneter der Stadt Frankfurt a. M. berufen handlungen zugestellt worden. Es steht dem Unabhängigen Ausschuß flügel betreiben, zu bevorzugen. und auch denen, die sich zu ihm bekennen, schlecht an, sich Futterziveden. Sind es nicht gerade diese Kreise gewesen, Der Präsident des Kriegsernährungsamtes v. Batocfi griff moralisch zu entrüsten. 11. Zur Hebung der Butterherstellung muß der Verbrauch von mehrmals in die Debatte ein. Er zeigte sich in der Form ent- die, statt mit offenem Bijier zu kämpfen, mit anonymen Briefen, Bolmilch, auch für den Selbstversorger, begrenzt werden. Bollmilch Hat der Unabhängige Aus gegenkommend gegenüber den zahlreich geäußerten Wünschen, in Druckschriften usw. gearbeitet haben? der Sache berief er sich aber hauptsächlich auf die Schwierigkeiten, schuß nicht die Volksausschüsse für raiche Niederfämpfung Englands darf an Kälber und Magermilch an Schweine nur bis zum Alter die der Kartoffelerzeugung von der Kartoffel selber, der launen- organisiert, um sie laut und ohne Einschränkung reden zu lassen, 12. Die Molkereien sind zu verpflichten, ein bestimmtes Quantum haftesten aller landwirtschaftlichen Früchte", gemacht wurden. wo er sich kluge zurückhaltung auferlegen zu müssen glaubt? Magermilch zur Käsebereitung zu verwenden. Der Käse ist zu be­Daneben sei das Wetter schuld, ferner auch unglückliche Maßnahmen Auf diese Zusammenhänge wurde man kürzlich durch eine Aeuße- schlagnahmen und gleichmäßig zu verteilen. in der Vergangenheit. Für die Kritik sei er dankbar, die An- rung des Geheimrats Wilhelm Wundt im Leipziger Tageblatt " auf­regungen werde er gewissenhaft prüfen. Aber daß es gelingen mertiam gemacht. Und ist der von Professor Cozmann veröffentlichte werde, auf dem Gebiete des Kartoffelwesens alle Mißstände zu Briefwechsel zwischen Tirpitz und Bethmann Hollweg , sind die Wiit- Produzenten an Konsumenten. teilungen der alldeutschen Presse über die vertrauliche Denticrift, seitigen, fönne er nicht versprechen. Man darf demnach hoffen, daß die fast aus allen Parteien die im Admiralstabe hergestellt wurde, nicht wirklich auf schwere mit gleicher Dringlichkeit geäußerten Beschwerden und Wünsche Vertrauensbrüche zurückzuführen? An der Beratung des Schäferschen ihren Zweck nicht verfehlen werden. Die Versorgung der Bevölke- Ausschusses, aus der wir einiges mitgeteilt haben, nahmen 4 bis ring mit Kartoffeln ist so wichtig wie die Versorgung der Saldaten 500 Personen icil. Eine Vertraulichkeit" ist unter solchen Um­mit Munition. Wenn nicht die ernstesten Gefahren in den kom- ständen wohl selten gewährleistet. Die von uns mitgeteilten Tatsachen versucht Herr Fuhrmann menden Wintermonaten entstehen sollen, muß in entschiedenster Weise allen aus Unkenntnis oder Profitsucht entsprungenen Hem- in dem Brief an die Presse übrigens nicht zu bestreiten." mungen der Kartoffelversorgung entgegengetreten werden.

fonnte.

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Bon fleineren Gesebentwürfen, über die während der drei Plenarverhandlungstage beraten wurde, verdienen der Ge­schentwurf über die Verlängerung der Legislatur periode des Reichstags und der Entwurf zum Schuße der Bezeichnungen Nationalstiftung" und" Marinestif tung eine furze Erwähnung.

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Kurz und bündig!

Ein Major. richtet aus dem Felde eine Zuschrist an die Deutsche Tageszeitung", in der er sich darüber aufhält, daß in der Heimat politische Kämpfe stattfinden, die die Frage zum Gegenstand haben, ob und inwieweit Deutsch land annektieren foll oder nicht. Der Herr Major macht die Sache furz, er erflärt ganz einfach:

Wo dermaleinst die neuen deutschen Grenzen liegen müssen, dabei haben zunächst, hoffen wir an der Front, Männer wie Hinden burg das erste Wort zu reden, wir wollen die Grenzen dort, wo sie uns Sicherheit bieten für neuen möglichst langen Frieden, und die Freiheit für Deutschlands Handel und Wandel gewährleisten, ob wir dazu 100 oder 1000 Quadratkilometer gebrauchen, spielt feine Rolle."

11+

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von acht Wochen verfüttert werden.

13. Verbot des direkten Versands von Butter und Käse durch 14. Herabsetzung der Höchstpreise für Verbrauchszuder. 15. Unverzügliche Festsetzung von Höchstpreisen für Wintergemüse 16. Förderung der Einrichtung von Massenspeisungen, mit Reichs­mitteln.

und Obst.

Die Rationierung der Kartoffeln. Amtlich wird mitgeteilt: Die bisher vorliegenden Er­gebnisse der Schäßung über den Umfang der Herbstkartoffel­ernte haben das Kriegsernährungsamt veranlassen müssen, tief einschneidende Maßnahmen zu treffen, die auch für den Fall, daß der Ertrag sich endgültig als sehr gering er­geben sollte, die Versorgung der Bevölkerung mit Speise­fartoffeln unter allen Umständen gewährleisten. Es ist daher auf Vorschlag des Kriegsernährungsamts durch den Herrn Die Verlängerung der Legislaturperiode vorläufig um ein Reichskanzler angeordnet worden, daß die Verbrauchsregelung Jahr ist eine Notwendigkeit, die uns der Krieg auferlegt. Wie der in allen Kommunalverbänden nach dem Grundsatz zu erfolgen Redner der sozialdemokratischen Fraktion Genosse Heinrich hat, daß bis zum 15. August 1917 nicht mehr als Schulz darlegte, bedauert die Partei lebhaft diese Notwendigkeit, 12 Pfund Kartoffeln für den Tag und Kopf fann sich ihr aber nicht verschließen. Wenn Neuwahlen schon im der Bevölkerung durchschnittlich verwendet werden dür­normalen Verlauf der Dinge nach fünf Jahren dringend er­fen. Im einzelnen hat die Verbrauchsregelung weiter dahin­wünscht sind, um dem Volfe wieder einmal Gelegenheit zu geben, gehend zu erfolgen, daß der Kartoffel erzeuger auf den sein Urteil über Regierung und Reichstag zu sprechen, so sind sie Tag und Kopf bis 112 Pfund Kartoffeln seiner Ernte für doppelt und dreifach in den heutigen Zeiten wichtigster politischer Die breiten Volksmassen als geiles Unkraut". sich und für jeden Angehörigen seiner Wirtschaft verwenden Ereignisse und Neubildungen notwendig. Aber die daheimgeblie- Die Ostpreußische Zeitung", das Organ der oft- darf, während im übrigen der Tageskopffas auf benen Reichstagswähler allein können nicht an die Wahlurne ge- preußischen Konservativen, wendet sich in einem Artikel gegen die höchstens 1 Pfund Kartoffeln mit der Maßgabe rujen werden; das ergäbe ein schiefes Bild des Volkswillens. Gluffassung, daß die Massen die Siege gemacht hätten. Sie schreibt festzusehen ist, daß der Schwerarbeiter eine tägliche geht aber auch nicht an, den Reichstagswählern im feldgrauen u. a.: Rock die Ausübung ihres Wahlrechts zu ermöglichen. So bleibt Das efelste Untraut ist die Massenverherrlichung, geför- 3utage bis 1 Pfund Kartoffeln, insgesamt nur der Ausweg, dem gegenwärtigen Reichstag vorläufig sein Mandert von den Mächten des Großlapitals. Lob der Gewöhnlichkeit, also bis 2 Pfund Kartoffeln, erhält Ferner ist das t zu belassen und zu hoffen, daß ein baldiger Friede die Auf- Gemeinheit, Aufpeitschung niederer Begierden. Die natürliche Verfüttern von Kartoffeln, Kartoffelstärke, Kartoffelstärke­ösung dieses Reichstags noch vor Ablauf der ihm bewilligten Ver- Gesellschaftsordnung ist die Pyramide. Hoch oben wenige, tief mehl und Erzeugnissen der Kartoffeltrocknerei ausnahmslos längerung herbeiführt. In ähnlicher Weise sprach auch als Redner unten viele. Die Massenverherrlichung bedeutet den ärgsten Faust verboten worden, jedoch dürfen Kartoffeln, die als Speise­der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft Genosse Haase, schlag ins Gesicht der Natur. Dies war die ärgste Friedenslüge. Kartoffeln oder als Fabrikfartoffeln nicht verwendbar sind, während von den bürgerlichen Parteien niemand das Wort nahm. Es soll auch, wie es scheint, die ärgste Kriegslüge werden, gegen fünftig an Schweine und Federvieh verfüttert werden. Ver­Der Gesetzentwurf wurde sofort einstimmig durch alle drei Lesun- die alle Lügen der Engländer Kinderspiel sind. Die fälschenden boten ist das Einfäuern der Kartoffeln und das Vergällen und gen hindurch verabschiedet. Geschichtsschreiber dieses Weltkrieges sind emsig an der Arbeit, die Der zweite Gejebentwurf will bestimmte Maßnahmen der Hoffnungen, die alle Freunde natürlicher Gesellschaftsordnung auf Vermischen der an die Trockenkartoffel- Verwertungs- Gesell­privaten Fürsorge für die Kriegsbeschädigten den Krieg setzten, zuschanden zu machen. Troß Hindenburg jollen schaft abzuliefernden Mengen. Um die rechtzeitige Winterein­und die Hinterbliebenen von Gefallenen vor Miß- dennoch" Lehmann und Krause" den Ruhm des Krieges davon- deckung mit Kartoffeln zu gewährleisten, ist ferner der Handel brauch schützen. Unser Redner, Genosse Giebel, stimmte namens tragen. So wollen es sehr fluge Leute haben. Ohne die Massen und der Verkehr mit Saatkartoffeln bis auf weiteres unter­der Fraktion dem Grundgedanken zu, wünschte aber durch ge- geht es nicht und ging es nie. Die Weisheit kennen auch wir. sagt. Es darf nicht verkannt werden, daß diese Vorschriften nauere Beratungen in einer Kommission Sicherheit dagegen zu Ob es 100, 1000, 100 000 oder Millionen sind, tut nichts zur Sache. für manchen nichtschwerarbeitenden Verbraucher eine Ein­schaffen, daß die pflichtmäßige Fürsorge des Reichs durch die ge- Die klugen Leute, die auf die Tatsache der Millionen von Kämpfern plante Privatfürsorge etwa geschmälert werden könnte. Er hinweisen, vergessen nur eines: Die Massen sind immer da, die wünschte ferner ein Einwirkungs- und Kontrollrecht des Reichstags Führer aber sind nicht immer da. Die Massen haben wahrlich auf die Verwaltung, der Stiftungen. Obwohl der Staatssekretär Massen tüchtiger Soldaten genug, aber die Führer fehlen ihnen: des Junern Selfferich diese Besorgnisse zu zerstreuen ver- Feldherren wie Offiziere, der preußische Leutnant! Das geile Un­suchte, schloß sich der Reichstag doch dem Antrage auf Kommissions- fraut wuchert überall, vergeht nic. Tie edlen Kulturpflanzen beratung an. Der Redner der Sozialdemokratischen Arbeitsgemein- schwinden gar leicht. Wie lange soll dieser Krieg noch dauern, um schaft, Genosse Sente, widersprach diesem Antrage zwar auch den wuchernden Wahn der Massenverherrlichung und den Neid nicht, bekannte sich aber von vornherein grundsätzlich als Gegner gegen Höhere auszurotten." des Geschentwurfs, weil er befürchtet, daß später einmal die Wohl­tätigkeit an die Stelle des Rechtsanspruchs gesetzt werden könne. Die Diätcufrage im preußischen Landtag. Dem Bandtag wird bei seinem Wiederzusammentritt auch die Zurzeit ist der Reichstag wieder vertagt worden. Seine nächste Neuregelung der vielerörterten Diätenfrage vorliegen. Die Auf­Plenarjißung ist für Donnerstag, den 26. Oktober, in Aussicht ge- wandsentschädigung für die Abgeordneten dürfte der Kölnischen nommen worden. In der Zwischenzeit arbeitet täglich von früh Zeitung" zufolge genau so bemessen werden wie im Reichstage, wo bis abends der Hauptausschuß, um für die kommenden Plenar- eine Bauschale von 3000 m. in abgestuften Raten vergütet wird. jitzungen den nötigen Beratungsstoff vorzubereiten. Als solcher An die Stelle der besonderen Fahrtentschädigung am Beginn und fommen in erster Linie Preisezensur und Belage am Schluß der Tagung tritt die allgemeine Freifahrtkarte. rungszustand sowie die Ernährungsfragen in Be­tracht. Wann die diesmaligen Beratungen des Reichstags ein Ende finden werden, ist deshalb zurzeit noch nicht abzusehen. Daß der Reichstag voraussichtlich länger zusammenbleibt als die Regierung vorausgesehen hat, ist natürlich vom Standpunkt der Volksvertre­tung aus nicht zu bedauern. Im Gegenteil. Wenn in diesen ernsten, sorgenvollen Zeiten der Reichstag beisammen ist, hat das deutsche Volf in seinen inneren Schwierigkeiten gegenüber wirt­schaftlichen Nöten und den mannigfachen Treibereien unterirdisch arbeitender Agitatoren, aber auch in seinem Kampf um die Selbst­erhaltung gegenüber den zahlreichen Feinden auf allen Fronten cinen stärkeren Halt als sonst, der bei aller bisherigen Schwäche des deutschen Parlamentarismus doch nicht unterschätzt werden darf.

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Politische Uebersicht.

Zur Zensurfrage.

Preußisches Wohnungsgesetz.

Wie die Kölnische Zeitung " mitteilt, dürfte im weiteren Ver­laufe des demnächst beginnenden Tagungsabschnitts des preußischen Landtags auch die Vorlegung des Entwurfs eines Wohnungsgesetzes erfolgen.

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Endlich?!

Das tägliche Brot.

schränkung seiner Ernährung bedeuten, daß vornehmlich aber durch die neuen Vorschriften der Landwirt betroffen wird. Es durch die neuen Vorschriften der Landwirt betroffen wird. Es ist aber unbedingt erforderlich, alle anderen Rücksichten zurück­treten zu lassen und lediglich Vorkehrungen zu treffen. die das Durchhalten mit Kartoffeln bis zur neuen Frühkartoffelernte unter allen Umständen sichern. Das genaue Ergebnis der Herbstkartoffelernte kann erst durch eine Bestandsaufnahme ermittelt werden. Ergibt diese ein besseres Resultat, als jekt vorsichtigerweise angenommen werden muß, so werden die heute gebotenen Vorschriften gemildert werden können. Bis dahin aber müssen die geschilderten Anordnungen in Kraft bleiben, denn nur durch sie allein wird die Gewähr geboten, daß auch unter den schwierigsten Ernteverhältnissen genügende Mengen Speisekartoffeln vorhanden sind und daß diese Mengen derart verbraucht werden, wie es die Interessen des deutschen Volkes und die Interessen der Heeresverwaltung gebieterisch fordern.

Keine nachträgliche Erhöhung der Kartoffelpreise. Eine amtliche Erklärung besagt: Durch die vom Reichstag mit allgemeiner Zustimmung aufgenommene Erklärung des Präsidenten des Kriegsernährungsamts ist festgelegt, daß trotz der stellen­recht ungünstigen weise Ernte nachträgliche Erhöhungen festgesetzten der unter Kartoffelpreise feinen Umständen stattfinden werden. Damit ist auch die Frage endgültig Sozialdemokratische Anträge zur Ernährungsfrage. erledigt, die im verflossenen Wirtschaftsjahre als Folge der damals Die sozialdemokratischen Mitglieder des Reichstagshaushalts- nachträglich zugestandenen Preiserhöhung lebhaft erörtert wurde, ob ausschusses haben in Gestalt einer Resolution folgende Anträge ein- nämlich auch denjenigen Landwirten, die frühzeitig zu billigeren gebracht: Preisen geliefert hatten, nachträglich die Preise erhöht werden sollten. Der Reichstag wolle beschließen: Das Kriegsernah Dieser an sich begreifliche Wunsch hat damals nicht erfüllt werden rungsamt zu ersuchen, zu Sicherung der Volksfönnen, was die Mißstimmung gegen die nachträgliche Preiserhöhung ernährung folgende Maßnahmen zu ergreifen:

1. Gleichmäßige Verteilung aller Nahrungsmittel, die nur in noch wesentlich verschärft hat. umgenügenden Mengen vorhanden sind; systematische Ordnung der Einteilung durch Kartenausgabe.

Die hohen Gewinne der Landwirtschaft Dic, Nordd. Allg. 3tg." vom Mittwoch( 1. Aus­gabe) teilt mit: In der" Post" wird in einer Zuschrift von 2. Schleunige Herabsetzung der Höchstpreise für Nahrungsmittel, ergeben sich u. a. auch aus einer dieser Tage vorgenommenen Zu­parlamentarischer Seite die Neuordnung auf dem Gebiete der foweit fie die Produktionskosten und die in Friedenszeiten üblichen fammenstellung der Einnahmen aus landwirtschaftlichen Erzeug Zensur vermißt, die seinerzeit der Reichskanzler auf eine Ein- Säge für Produzenten und Händler übersteigen. Anreiz der Pro- nissen, welche für den kleinen badischen Amtsbezirk Pfullendorf gabe des Reichsverbandes der deutschen Presse hatte in Aussicht duktion durch Heraussetzung der Höchstpreise ist verfehlt und ent- vorgenommen worden sind. Dieser Amtsbezirk trägt ausschließlich ländlichen Charakter, hat aber nur 10 500 Einwohner. Und nun stellen lassen. Insbesondere hätte die Erörterung der Fragen schieden zu verwerfen. der inneren Politik, soweit dabei der Burgfriede gewahrt 3. Keine Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln zur Sicher ermesse man an den nachstehenden Zahlen der Einnahmen, was in diesem Bezirk in der Kriegszeit verdient sein mag und noch ver­würde, möglichst freigegeben werden sollen. Von einer solchen stellung zu hoher Nahrungsmittelpreise. Aenderung der Zensurbestimmungen sei inzwischen alles still ge- 4. Die Organisationen der Kriegsernährung dienen lediglich dient wird. Es gelangten im Jahre 1915 dort zur Auszahlung für worden. Die, Post" befindet sich im Irrtum. Die vom Reichskanzler der zweckmäßigen Nahrungsmittelversorgung zu möglichst niedrigen Brotgetreide 1 453 000 M., für Hafer 389 000 m., für Kartoffeln in Aussicht gestellte Aenderung ist tatsächlich erfolgt. Bereits Preisen; sie dürfen durch Vermittelungsgebühren und sonstiges 300 000 M., für Heu 250 000 m., für Stroh 50.000 m. usw. Seit Anfang des Jahres 1916 werden alle 6 Wochen durch­am 1. August find die Zensurbehörden dahin angewiesen Geschäftsgebahren nicht hobe Gewinne herauswirtschaften und damit Es ist unzulässig, Gewinne schnittlich 250 000 M. für Großvieh ausbezahlt. Dabei sind die worden, daß die Erörterung innerpolitischer Fragen feiner aur Lebensmittelteuerung beitragen. Beschränkung unterliegt, daß aber gehässige oder die Ge- ganz oder teilweise in Form von Prämien Produzenten und Händlern Summen, welche außerdem für Kälber und Schweine in diesen Be­zirk getragen werden, noch nicht gerechnet. Begreiflich, daß die sinnung anderer Parteien und Erwerbsstände herabwürdigende 5. Der Bedarf an Kartoffeln für die menschliche Nabrung ist badischen landwirtschaftlichen Genossenschaftsinstitute über Geld. Auseinandersehungen zu vermeiden sind." unter Berechnung von anderthalb Pfund pro Tag und Kopf vorweg| mangel nicht zu flagen haben.

zuzuführen.