Nr. 293. 33. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 24. Oktober 1916.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. ferniprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Zum Sieg in der Dobrudscha . Meldung des Großen Hauptquartiers.
Durch den Fall der Hafenfeste Constanza , den der Heeresbericht vom 23. Oktober meldet, hat die Sache des Vierberbandes in Rumänien eine neue schwere Niederlage erlitten. Der fleine Staat, der glaubte, durch sein Eingreifen eine Entscheidung des Weltkrieges zuungunsten der Zentralmächte herbeiführen zu fönnen, ist nun fast völlig vom Meere abgeschnitten, und die Hauptstadt Bukarest hat ihren Hafen verloren. Immer deutlicher zeigt sich in den Ereignissen auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz ein Zug der Entwicklung, den niemand auf seiten des Vierverbandes vorausgesehen hat und den selbst im Lager der Zentralmächte wenige für möglich gehalten hätten.
Durch Rumäniens Eingreifen in den Krieg sollten Bul garien und die Türkei entweder diplomatisch oder, wenn dies nicht gelang, militärisch von den Zentralmächten abgedrängt werden. Berlin und Wien sollten ihre Verbindung mit Sofia und Konstantinopel verlieren. Das vorläufige Ergebnis aber ist, daß Bukarest seine Verbindung mit Constanza verloren hat, daß in Paris die Stimmung wegen der Vorgänge in der Dobrudscha immer nervöser wird, daß immer lauter und schneidender der Hilferuf ertönt:" Rettet Rumänien vor Serbiens Schicksal!"
So stehen die militärischen Tatsachen in einem finnfällig scharfen Gegensatz zu der politischen Haltung der Gegner, die alle Friedensstimmen aus Deutschland falt zurückweisen, ja sie als Zeichen deutscher Schwäche und als neues Reizmittel zur Aufpeitschung der Kriegsluft zu mißbrauchen suchen. Sollte doch auch Scheidemanns letzte Friedensrede nach der Meinung Pariser und Londoner Blätter nur ein Manöver der deutschen Regierung" gewesen sein, der das Wasser bis an den Hals reiche und die sich darum der Sozialisten bediene, um Friedensstimmungen auf der anderen Seite hervorzurufen. Diese gequälte Konstruktion einer verlogenen Kriegsheße ist mit dem Fall von Constanza zusammengebrochen. Staaten, die, in West und Dst von wilden Angriffen bedrängt, noch die Kraft finden, am Gestade des Schwarzen Meeres Siege zu erringen, haben es nicht nötig, den Frieden zu erschleichen oder zu erbetteln.
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Der Unterschied zwischen hüben und drüben besteht eben darin, daß auf deutscher Seite, nicht zuletzt durch die Arbeit der Sozialdemokratie, die Einsicht in die realen Möglichkeiten dieses Krieges ständig wächst, während man in Frankreich und England in weit höherem Maße, als das hierzulande der Fall ist den verstiegensten Illusionen huldigt. Daß auch Deutschland auf dem Wege zur Erkenntnis eine harte Schule durchzumachen hatte, soll dabei durchaus nicht verschwiegen werden. So erinnert eben jetzt der fortschrittliche Abg. Georg Gothein im„ Berl. Tagebl." an so mancherlei Irrtümer, die berichtigt werden mußten, und fährt dann fort:
Amtlich. Großes Hauptquartier, 23. Ot tober 1916.( W. T. B.):
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Mit unverminderter Stärke ging gestern der gewaltige Artilleriekampf auf dem Nordufer der Somme weiter.
Vom Nachmittage bis tief in die Nacht hinein griffen zwischen Le Sars and Lesboeufs die Engländer, anschließend bis Rancourt die Franzosen mit sehr starken Kräften an.
Unsere tapfere Infanterie, vortrefflich unterstützt durch die Artillerie und Flieger, wies in ihren zusammengeschossenen Stellungen alle Angriffe blutig ab, nur nordwestlich von Sailly ist der Franzose in einen schmalen Grabenreft der vordersten Linie beim Nachtangriff eingedrungen.
Südlich der Somme gelang am Vormittag unser Borstoß im Nordteil des Amboswaldes nördlich von Chaulnes. Hent nacht ist dort befehlsgemäß unsere Verteidigung, ohne Einwirkung des Feindes, in eine öftlich des Waldstücks vorbereitete Stellung gelegt worden.
Heeresgruppe Kronpring. Zwischen Argonnen und Wocvre war das Artilleriefener lebhaft.
Nahe der Küste, im Somme - und Maasgebiet sehr rege Fliegertätigkeit.
22 feindliche Flieger sind durch Luftangriff und Abwehrfener abgeschossen, 11 Flugzeuge liegen hinter unseren Linien. Hauptmann Boelde bezwang seinen 37. und 38., Leutnant Frankl den 14. Gegner im Luftkampf.
Flugzeuge des Feindes bewarfen Met und Ortschaften in Lothringen mit Bomben. Militäris scher Schaden ist nicht entstanden, wohl aber starben fünf Zivilpersonen und erkrankten sieben weitere infolge Einatmung der den Bomben entströmten giftigen Gase.
Deftlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.
Außer zeitweilig lebhaftem Feuer westlich von Buck und der jetzt durchgeführten gänzlichen Vertreibung der Russen vom Westufer der Narajowka keine besonderen Ereignisse.
Front des Generals der Raballerie Erzherzog Carl Reine
Aenderung der Gesamtlage. Am Bredealpaß machten wir 560 Numänen, dabei 6 Offiziere, zu Gefangenen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls bon Mackensen.
Trot strömenden Regens, bei aufgeweichtem Boden haben in unermüdlichem, schnellem Nachdrängen die ver-[
bündeten Truppen in der Dobrudscha , vereinzelten Widerstand brechend, die Bahnlinie östlich von Murfatlar weit überschritten.
Constanta ist genan acht Wochen nach der Kriegs. erklärung Rumäniens von deutschen und bulgarischen Truppen genommen.
Auf dem linken Flügel nähern wir uns Cernavoda.
Ein Marineflugzeug landete weit im Rücken des zurückflutenden Feindes, zerstörte 2 Flugzeuge am Boden und kehrte unversehrt zurück.
Mazedonische Front.
Im Cernabogen ist durch Angriff von deutschen und bulgarischen Truppen der Feind in die Verteidigung gedrängt.
Deftlich des Wardar scheiterte ein nächtlicher Vorstoß gegen deutsche Stellungen. Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Die Tätigkeit der Marineflugzeuge.
Amtlich. Berlin , 23. Oktober. ( W. T. B.) 1. Am 22. Oktober morgens erfolgte ein Angriff fcindlicher Wasserflugzeuge auf unsere ostfriesischen Inseln. Der Angriff verlief ergebnislos, es ist keinerlei Schaden angerichtet.
2. Am 22. Oktober nachmittags belegte eines unserer Marineflugzeuge den Bahnhof und die Dockanlagen von Sheerneß in der Themsemündung erfolgreich mit Bomben.
Der Chef des Admiralstabes der Marinc.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 23. Oktober 1916.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Deftlicher Kriegsschauplah. Geeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl
In ben Kämpfen bei Predeal wurden sechs rumänische Offiziere und 555 Mann gefangen. Die Gesamtlage ist unver
ändert.
Seeresfront bes Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.
Das westliche Narajowka- Ufer wurde durch Wegnahme des letten noch von den Russen besetzten kleinen Geländestückes vom Feinde vollständig gesäubert. An den übrigen Frontteilen außer stellenweise lebhaftes Artilleriefeuer keine Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplab.
An der Küstenländischen Front nahm das italienische Artilleriefeuer gestern wieder an Heftigkeit zu. In Tirol und Kärnten war die Gefechtstätigkeit gering.
Südöstlicher Kriegsschauplak.
Bei den Kudktruppen nichts Neues.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Freilich in einer Zeit, wo jeder Tag die Nerven aufpeitschende Neuigkeiten bringt, ist so etwas rasch vergessen. Da denkt man auch nicht mehr daran, daß einer dieser hohen Sachverständigen, deffen Worten die Münchener Versammlung( der Aldeutschen. Red. d.„ V.") gläubig lauschte, im Spätherbst 1914 aufs Positivste erflärte: Anfang Januar 1915 würden die Buren siegreich in Kapstadt einrüden, im März 1915 würden wir die Franzosen niedergeworfen baben, im April die Russen und im Mai würden die deutschen Lloyddampfer nach England fahren!" Schade, daß fich die Prophezeiungen des Herrn nicht verwirklicht haben! Solche Prophezeiungen hört man heutzutage in Deutsch land nicht mehr, und es ist nicht anzunehmen, daß sie auf die Politik des Reiches entscheidenden Einfluß haben. In London und Paris berauscht man sich aber leider noch immer an Erfolgen, die man demnächst zu erringen gedenkt. Als so deutlich wie möglich in die Erscheinung treten zu lassen, den feindlichen Druck nicht durch einen stärkeren Gegendruck Rumänien in den Krieg zog, glaubte man sich seiner Sache sicher. so bleibt es in der Hauptsache die Aufgabe der Krieg zu beantworten imstande ist. Die Vernichtungsabsichten der Und jetzt? führung, den Gegnern zu zeigen, daß der Frieden nicht Gegner sind aber an Bulgarien ebenso zuschanden geworden Es ist schon einmal so, und feine Klügelei kann über die durch die militärische Niederwerfung Deutschlands , sondern nur wie bisher immer noch an Deutschland . harte Tatsache hinweghelfen: Genügt zur Kriegserklärung durch eine ehrenvolle Verständigung mit ihm zu gewinnen ist. So wird man die Einnahme von Constanza im deutschen auch nur einer, so gehören zum Friedensschluß immer Kein Mensch kann sagen, daß Deutschland aus kriegerischem Volt nicht mit bombastischer Ueberschwenglichkeit begrüßen, wenigstens zwei. Entweder muß einer von beiden eingesehen Uebermut in der Dobrudscha mitkämpft und daß es dort auf wohl aber wird man mit ihr die Hoffnung verbinden, daß sie haben, daß jeder weitere Widerstand nuklos ist oder es Eroberungen ausgeht. Sinnlos und zwecklos sind die helfen wird, im Auslande die Einsicht zu schaffen, die zum müssen beide zur Einsicht gelangt sein, daß ihre gegen- Blutopfer, die durch den Entschluß Rumäniens auch auf diesem Frieden führt. Die Auslegung von Scheidemanns jüngster seitigen Ueberwältigungsversuche aussichtslos sind. Wenn neuesten Kriegsschauplatz gebracht werden müssen. Jeder deutsche Friedensrede als eines von bitterster Not erzwungenen ,, Friedensman nicht überwältigen kann, muß man sich ver- und bulgarische Erfolg, der dort errungen wird, er mag noch so gewimmers" findet durch sie ihre bündigste Widerlegung. In ihr ständigen", sagte Präsident Wilson. Die deutsche Sozial- groß sein, fann doch immer nur ein Verteidigungs- liegt aber auch eine Rechtfertigung der sozialdemokratischen demokratie hat alles getan und tut es täglich weiter, um auf erfolg sein. Denn, fonnten die Gegner, wenn ihre Rechnung Friedenspolitik, die unerschütterlich die einmal die deutsche Politik im Sinne dieses von praktischem Verstande richtig war, am Balkan eine Entscheidung des Weltkrieges betretene Bahn weiter verfolgen wird, die nach jedem Mißdittierten Wortes einzuwirken. Aber kein ruhig Ueberlegender herbeiführen, indem Bulgarien von zwei Seiten gefaßt, gegen erfolg der gegnerischen Waffen und dann erst recht kann sich der Erkenntnis verschließen, daß die Einsicht der Ungarn von Südosten her ein immer gefährlicher werdender ihren Friedensruf an die feindlich mißverstehenden Völker Gegner in die Aussichtslosigkeit ihrer Ueberwältigungsversuche Druck ausgeübt wurde, so erreichen die Zentral- des Auslandes wiederholen wird, bis der Schleier der Kriegsdurch deutsche Reden allein nicht herbeigeführt werden kann. mächte ihr Bestes, wenn ihnen gelingt, diesen lüge fällt und auf allen Seiten die Wahrheit erkannt wird,
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So steht die Politik der deutschen Sozialdemokratie in bedrohlichen Plan zum Scheitern zu bringen. Bul - die unserem blutüberströmten, notbedrängten Erdteil den erWechselwirkung zur Kriegsführung. Ist es ihre Aufgabe, zu garien befindet sich seit dem Eingreifen Rumäniens in fehnten Frieden bringt. einer nüchternen Beurteilung errungener militärischer Erfolge einer ganz ähnlichen Lage wie Deutschland : von zwei Seiten beizutragen und den deutschen Willen zum Frieden bedrängt, ist es in Gefahr zerquetscht zu werden, wenn es