Mt«gNsche Meldmrs. Co« 21. Oktober abends.(23. 2. B.) Sm frühen Morgen unternahm der Feind einen entschlossenen Angriff auf die Schwabenschanze. Er wurde überall zurückgewiesen mit Ausnahme von zwei Punkten, wo er in die Laufgräben eindrang, aber sofort wieder daraus vertrieben wurde und fünf Offiziere und 79 Mann an Gefangenen und diele Tote zurückließ. Wir griffen mit Erfolg eine 5000 gurbs lange Front zwischen Schwabenschanze und Le Sars an und rückten um 300—509 gards vor, nahmen Laufgräben in der Gegend der Stuffschanze und einen vorgeschobenen Posten nordnordostlich von der Schwabenschanze. Es wurden einig« hundert Gefangene gemacht. Tie Flugzeuge bewarfen die feindlichen Verbindungslinien mit Bomben, griffen einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt und ein Munitionslager an und brachten vier Waggons zum Entgleisen. Drei feindliche Flugzeuge wurden zer- stö-r und viele zum Landen gezwungen. Zwei unserer Maschinen werden vermißt. Vom 22. Oktober vormittags.(W. T. B.) Unser An» griff hatte gestern großen Erfolg und alle Ziele wurden erreicht. Es wurden über 800 deutsche Gesängen« gemacht, weitere treffen ein. Man hält unsere Verluste für leicht. Während der Nacht machte der Feind keinen Versuch, das genommene Gelände wieder zu gewinnen. Vom 22. Oktober abends.(W. T. B.) Die Gesamt- zahl der bei den gestrigen Operationen zwischen der Schwaben - schanze und le SarS gemachten Gefangenen ist auf 1018, darunter 19 Offiziere, gestregen. Der Feind ließ heule in aller Frühe südlich von Dpern zwei Minen springen und besetzte den Rand des Trichters, wo er unaufhörlich beichoffen wurde. Bericht aus Soloniki vom 22. Oktober. (23. T. B.) Wegen des schlechten Wetter« beschränkte sich die Tätigkeit auf Parrouillengefechte mit dem Feinds. Ter rnsfifche Kriegsbericht. Vom 22. Oktober. (53. T. 23.) Westfront. An der Narajowka wird in der Gegend der Dörfer Wistelniki und Skomonochh erbittert um den Besitz der Höhen und Wälder auf dem Westufer des FluffeS gekämpft. Die Stellungen gehen von einer Hand in die andere über. Der Feind unternimmt verzweifelte Angriffe, die wir durch unser Feuer abschlagen. Kaukasusfront. Es ist nichts von Bedeutung zu melden. Rumänische Front. Nord- und Nordwe st front. Die Rumänen umzingelten bei dem Weiler Bucaz, 40 Werft westlich von Piatra eine feindliche Abteilung, die eine kleine Höhe besetzt hielt, machten 500 Gefangene und erbeuteten 2 Kanonen und 5 Maschinen� gewehre. fjm Tale des Trotus dauern die erfolgreichen Kämpfe an. Die Rumänen machten dort 100 Mann, darunter einen Offizier, zu Gefangenen und erbeuteten 2 Maschinengewehre. Im Uzatale wiesen die Rumänen den Gegner unter schweren Verlusten für ihn ab. Im Buzeutale mutzten sich die rumänischen Truppen vor dem Vorstoß gegnerischer Streitkräfte in Richtung auf Gura— Tirel— Sirilui zu rückziehen. Im Engpaß von Bran bei Dragoslawle, 40 Werst süd. westlich von Kronstadt (Brasso ) schlugen die Rumänen die Angriffe des Feindes unter schweren Verlusten für ihn zurück. Front in der Drobudscha. Unter dem Druck deS Geg ners zogen sich die rumänischen Truppen und die unseren ein wenig zurück. Meldung der italienischen Heeresleitung. Vom 22. O k l o b e r.(W. T. B.) Regen und reichlicher Schneefall beschränkten gestern die Ope rationell auf Arlillerietätigleil und kleine Palroilillenunternehmungen. Unsere Truppen widmeten sich mit gewohnter Schnelligkeit den Be� festigungsarbeiten. 4 C a d o r n a. Der rumänische Bericht. o o m 22. O k t o b e r.(W. T. B.) Nord- und Nordwe sl front. Bei FulgheS und Vicaz ist die Lage unverändert. Im TrotuSIale haben wir den Feind angegriffen und zurückgeworfen. Bei Coiceasa im Uzultal heftige Beschießung seitens der schweren Artillerie des Feindes. Im OiluStal und im Slanictal haben wir den Feind angegriffen und zurückgeworfen; alle Gegen- angriffe des Feindes wurden mit dem Bajonett abgewiesen. Im vuzentale, bei Table Butzi, Brawcea und Predelus ist die Lage unverändert. Es herrscht vollständige Ruhe aus der ganzen Front. Bei Predeal Beschießung durch schwere Artillerie. In der Gegend von Dragoslavsle haben wir zwei Angriffe des Feindes abgewiesen. Eine Unternehmung gegen Truppen, welche Seara vaffiert haben, ist im Gange. Im Fiul- und Alt-Tale und bei Oriowa ist die Lage unverändert. Das stürmische Wetter hindert die Tätigkeil. S ü d f r o n t: Längs der ganzen Donau nichts Neues. In der Dobrudiiba haben die Hefligen Angriffe des Feindes uns ge- zwungen zurückzugehen. Der Zlugzeugangriff auf Sheerneß. London , 22. Oktober. (23. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Ein feindliches Flugzeug näherte sich Sheerneß heute nachmittag um 1 Uhr 45 Minuten. ES flog sehr hoch und warf vier Bomben ab. Drei fielen in de» Hasen, die vierte in die Nähe des BabnhofeS, wo sie mehrere Eisenbahnwagen beschädigte. Briiische Flugzeuge stiege» auf. Der Angreiser flog in nordöstlicher Richtung davon. Menschenverluste wurden nicht gemeldet.
vom V-Soot-Krieg.
Lmsterda«, 22. Oktober. (W. T. B.) Nach Lloyd-Depeschen ist der norwegische Dampfer.Fulvio' versenkt worden. Die Mannschaft sei gerettet. Die englischen Leichter.Grit' und» P r i n e e ß Mal)' sind versenkt, die Besatzungen gerettet worden. London , 22. Oktober. (W. T. 23.) Lloyds melden ans Stock holm ; Der schwedische S ch o o n e r.Gotha Lejon' ist in der AalandSsee gesunken; die Bemannung ist umgekommen.— Lloyds melden ferner: Die norwegischen Segelschiffe . C o t t i c a'(320 Tonnen) und.GuldaaS'(S3S Tonnen) sind wahrscheinlich verienkt worden; der norwegische Dampfer .Dido'<332 Tonnen) ist versenkt worden; der Dampfer . F a r t 3'(230 Tonnen) auS Kristiania und da» Segelschiff .Eock of the Walk'(III Tonnen) sind versenkt, ihre Be- mannungen gerettet worden; der Dampfer»The Duke' (376 Tonnen) ist versenkt worden. Die Versorgung mit Sunkerkohle. Kopenhagen , 22. Okiober.(W.T.B.).Nationaltidende' meldet: In letzter Zeil mußte eine Anzahl dänischer Dampfer von Kopenhagen nach Malmö und anderen südschwedischen Häfen fahren, um Bunkerkohlen zu erhalten. Ebenso konnten schwedische Dampfer nach Löschung ihrer Ladung in Kopenhagen keine Bunkerkohle erhalten, sondern wurden nach Schweden ver« wiesen. Es ist verständlich, daß diese Zustände in Schweden Er« staunen hervorriefen..Nationallidende' kann über die Ursachen dieser Zustände mitteilen, daß man in Kopenhagen nur englische Bnnkerkohlen hat, die jedoch nur an Schiffe abgegeben werden dürfen, die eine Bescheinigung des dänischen Justizministeriums und der englischen Gesandtichafr vorzeigen. In Schweden sind indessen be- deutende Mengen deutscher Kohlen vorbanden, die an keine beson- deren Bestimmungen gebunden sind. Mit diesen Kohlen haben sich verschiedene dänische Dampfer versehen. Zu öen üeutsch-norwegischen verhanülungen. Kristianili, 22. Oktober. (W. T. B.) Auch heute, nach Bekannt- werden der Aeußerungen des Unter st aatSfekretärS Zimmermann dem Berliner Mftarbeiter von.Aftenposten' gegenüber, enthalten sich sämtliche hiesigen Blätter jeden Kommentars
z» der deutschen Protestnote, waS die hrefige«ufiastrmgl über den Ernst der Lage kennzeichnet. Nur.Aftenposten' selbst schreibt: die Aeußerungen des deutschen Untersiaatssekretärs zu dem Mitarbeiter von.Aftenposten' seien geeignet. Aufmerksamkeit und Nachdenken zu erwecken, aber sie dürsten nicht die Befürchtung hervorrufen, als ob ein Unglück vor der Tür stünde. Bei den Ver- Handlungen, die nunmehr zwischen der deutschen und norwegischen Regierung geführt würden, werde jedes Mißverständnis aufgeklärt werden..Aftenposten' fordert seine Kollegen von der Preffe auf, sich jedes übereilten oder hitzigen Ausfalls nach irgend welcher Seite zu enthalten. Es würde keine gute Tat sein, die Verhandlungen durch unbeherrschte Meinungsäußerungen zu erschweren. Amerika unö üie I1-Soot-§rage. New Aork, 18. Oktober. (Funkspruch des Vertreters von W. T. B., verspätet eingetroffen.) Zu der Angabe von Viscount Grey, daß die britische Regierung bei den Ver- einigten Staaten wegen des deutschen Unterseebootes U 53 keine amtlichen Vorstellungen erheben werde, so lange eine Mitteilung über die Haltung der amerikanischen Regierung noch aussteht, berichtet die„Associated Preß " aus Washington , man erfahre von zuständiger Stelle, die Vereinigten Staaten sähen keine Veran- lassung, eine öffentliche Erklärung über die Unternehmung von II 53 oder über die Untersee - bootfrage im allgemeinen abzugeben. Bern , 22. Okiober.(W. T. B.) Einem Kabeltelegramm deS »Petit Parisien' zufolge soll die Washingtoner Regierung sich mit dem Gedanken trogen, wegen des U-BootkriegeS in der Nähe amerikanischer Gewässer eine gleichlautende Note an die Mittel- mächte und an die Entente zu richten. In der Note soll gesagt werden, daß solche ÄriegShandlungen von den Vereinigten Staaten als unfreundliche(uakrisaäly) Akte angesehen würden, selbst wenn sie keine offene Verletzung des internationalen Sietbtes bildeten. Es besteht ein Präzedenzfall, nämlich die an Frankreich gerichtete Note wegen der französischen Schiffe, die 1370 die amerikanische Küste über- wachten. «• * New Dork, 18. Oktober. (Funkspruch des Vertreter? von W. T. B., verspätet eingetroffen.) Mit Bezug aus die Frage, ob«in deutsche« Unterseeboot in einem amerikanischen Haien durch Zeitungen unrecht« mäßigerweise von Schiffsbewegungen Kenntnis erdalten habe, weist der Washingtoner Mitarbeiter der.New gork Times' darauf hin, daß im August 1916 der französische Kreuzer.Admiral Aube' Penn sacola angelaufen, und der Kapitän, wie er sagte, wichtige Papiere vom französischen Konsul in Empfang genommen und an Bord ge- bracht hat. ohne daß aus diesem Vorfall irgendeine diplomatische Frage gemacht worden wäre._ Eine Kundgebung öer französischen Radikal-Sozialisten. Paris , 23. Oktober. (W. T. B.) Meldung der Agcnee HavaS. Die Generalversammlung der radikal-sozialisti- schenPartei, die seit Kriegsousbrudh zum ersten Male zusammen- getreten ist, hat am Ende ihrer Tagung folgende TageS- o r d n u n g angenommen: Wir grüßen die Armee der Nation und der Verbündeten und geben unserem Entschlüsse Ausdruck, unsere Anstrengungen fortzusetzen in dem heiligen Bündnis bis zum voll« ständigen Triumph der Alliierten. LLir weisen jeden Frieden zurück, der nicht die Unversehrtheit ihrer Rechte und der kleinen vergewaltigten Nationen wieder herstellt, der nicht Frankreich die ihm entrissenen Gebiete zurückgibt und nicht den Ländern die zu ihrer Sicherheft unerläßlichen Garantien gibt. Wir erklären, daß wir entschlossen sind, für die Zukunft ein System internationaler Garantien zu fordern, welche endgültig die Zivilisation vor aggressiven Mächten schützen und der Welt einen auf dem Siege von Freiheit und Recht begründeten Frieden sichern. » Um Mißverstäiidniffen vorzubeugen, sei daran erinnert, daß die ftanzöfischen Radikal-Sozialisten eine rein bürgerliche Partei sind und nichts mit der sozialistischen Partei Frankreichs zu tun haben. « Bern , 23. Oktober. (W. T. B.).Matin' zufolg« war die gestrige Versammlung der radikalen Partei sehr stark besucht. Von Mitgliedern der Regierung waren als Parteimitglieder anwesend die Minister Combes, Malvy, Doumergue sowie Unter- staatSsekretär D a l i m i e r. nns dem englischen Unterhaus. London , 19. Oktober.<W. T. B.) Unterhaus. Russell sagte auf eine Frage, die Kartoffelernte in Irland gebe Anlaß zu Besorgnissen, könne ober noch nickit alS Mißernte bezeichnet werden. Nach den Berichten von Mitte Oktober sei der Ernteertrag armselig und enttäuschend. Bevor die Ernte beendet sei, laffe die Lage sick nicht bestimmt feststellen. DaS Minffterium sei sich der großen Bedeutung der Frage bewußt. Die Lage werde genau ver« folgt, und es sei für Berichterstattung aus allen Bezirken Irlands gesorgt. Donelan sprach den Wunsch auS, daß die KarloffelauS- fuhr au« Irland aufgehoben werde, bis man die Kartoffekkrankheit übersehen könne. Russell erwiderte, da» Ministerium erkenne den großen Ernst der Lage völlig an, könne aber die Ausfuhr nicht verbieten, bis vollständige Informationen vorlägen. Bonar Law sagte auf eine Frage, die Lage in Ru- mänien ist seit einiger Zeit Gegenstand sorgfältiger Ueberlegung zwischen uns und unseren Verbündeten gewesen, und alles ist ge- fchehen, was geschehen konnte. Sir Edward Carson fragte: Wann dürfen wir Jnfor» mationen und Erklärungen der Regierung über Rumänien erwarten angesichts der ollgemein herrschenden Besorgnis? Bonar Law aniworiete. es sei nicht wünschenswert, eine Erklärung über da«, was militärisch geschehen sei, abzugeben, aber die Regierung werde sie sobald wie möglich geben. Hunt fragte: Kann der Minister uns die BerstSerung geben, daß wir nicht wieder zu spät komtnen werden, wie gewöhnlich? Bonar Law gab keine Antwort. » London , 19. Oktober. (W. T. B.) Unterhaus. Im der Debatte über die fünfte Consolidated Funds Bill kritisierte Sir C. Henry die übermäßige Ausgabe von Sch a tz w e ch s e l n, die jetzt etwa 1100 Millionen Pfund Sterling be- trügen, deren Nachteil liege in dem übertrieben hohen Zinsfuß. Dieser schädige zwar nicht den Kredit, aber das finanzielle Prestige Englands. Außerdem habe er den Preis erstklassiger Wertpapiere herabgcdrückt. Sehr viele dieser Schatzwechsel gingen nach den Ver- einigten Staaten,«o ein gewisser Teil der Bankiers deutschfreundlich sei. England habe jetzt an 1500 Millionen kurzfristige Wertpapiere. Es sei ein schrecklicher Gedanke, daß noch am Ende des Krieges ein so hoher Betrag vorhanden sein könnte. M c K e n n a mrtwortete, er lege Wert darauf, daß diese Schatzwechsel nach Amerika gingen. Eng- land habe jeden Wochentag etwa 2 Millionen Pfund an Amerika zu zahlen. Dazu müßte er freie Hand haben, und man solle ihm nicht fortwährend die Höh- des Zinsfußes vorwerfsn. Wenn man das Geld nicht in Amerika aufbringen könnte, so könnte England nicht seinen notwendigen Bedarf an Weizen, Kupfer usw. fiir sich und die Verbündeten decken. Man müsse beständig daran denken, daß eS nicht darauf ankomme, das notige Geld in England aufzubringen, sondern in den Vereinigten Staaten . Die Regierung habe stets die Absicht gehabt, vom Parlament im geeigneten Augenblick eine langfristige Anleihe zu verlangen, aber das Schatzamt müsse in der Lage sein, den rechten Zeitpunkt zu wählen, und eS läge nicht im Interesse der.
Steuerzahler, daß, wenn paS Schatzamt wider ferne bessere Einsicht genötigt würde, eine Anleihe von 15, 20 oder 25 Jahren auszugeben. Mc Ken na sagte weiter, die Ausgaben Englands seien leider durch Munitionserzeugung und durch Vorschüsse an die Verbündeten ver- mehrt worden. M a s o n betonte, daß Mc Kenna die Hauptkritik unbeantwortet gelassen habe, daß nämlich der Zinsfuß von 6 Proz. andere Wert- Papiere herabdrücke. Dieser Verlust gehe bereits in die Millionen; er sei ein absoluter Verlust und eine große Schädigung des Handels. Ebenso werde der britische Kredit schwer geschädigt, da alle Welt wisse, daß England zu 3 Proz. borgen müsse. Er wünsche zu wissen, welche Fincmzautoritäten Mc Kennas Entschlüsse gebilligt hätten. Samuel sagte, die Bank von England versuche vermittels der Schatzwechsel den Geldmarkt zu kontrollieren. Die Regierung müsse eine große lang- fristige Anleihe aufnehmen. Ein holländische? Aufruf gegen die Ver- letzung des englischen Mplrechts. .Das Komitee für russische Gefangene und Verbannte� in Holland veröffentlicht einen Aufruf, der von hervorragenden Ver- tretern der holländischen Intelligenz, wie den Dichtern van Eeden, de Haan, den Gelehrten de Sitter und Joh. Visscher, den Sozial- demokraten Wibaut und Frau Roland-Holst, gezeichnet ist. Wir entnehmen dem interessanten Dokument nachstehende Sätze: .Die uiederländische Presse hat in der letzten Zeit über die drohende Verletzung des Asylrechts durch die englische Regierung Mitteilungen gebracht. Die russischen Flüchtlinge, die in Groß- britanmen gegen politische und religiöse Verfolgungen in ihrem eigenen Lande Zuflucht suchten, werden aufgerufen, in der eng. tischen Armee Dienst zu nehmen. Diejenigen unter ihnen, die bis zum 30. September dieser Aufforderung nicht Folge leisten, solle« wahrscheinlich nach Rußland zurückgeschickt werden. Die Maßregeln der englischen Regierung richten sich in erster Reihe gegen die in England wohnenden Zehntausende von russi- schen Inden. Furcht vor Leib und Leben, vor Plünderung und Mißhandlung, zwang sie, ihr Geburtsland zu verlassen. Furcht vor menschenentehrenden Pogroms, vor grausamen Ausschreitungen be- trunkener, raubsüchtiger Banden, die durch dunkle Agenten der Re- aktion gegen die wehrlose jüdische Bevölkerung aufgehetzt werden. Die russischen Juden sind Opfer abscheulicher Verfolgungen, die mit dem lozialen und politischen Kampf zwischen den untevgehen- den und aufsteigenden Klassen im russischen Reiche aufs engste zu- sammenhängen und die von einer kleinen Kaste von Machthabern, den Hofkreisen, hohen Würdenträgern usw. hervorgerufen werden. die vor keinem Mittel zurückschrecken, um ein gänzlich morsches Regierungssystem zu erhalten. Darum müssen die russischen Juden als politische Emigranten betrachtet werden, denen gegenüber Eng- land verpflichtet ist, das Asylrecht in vollen: Umfange zu handhaben.' — Ter Aufruf verweift ferner auf die sonstigen politischen Emigranten aus Rußland in England, die bei ihrer Rückkehr ins Vaterland von harten Freiheitsstrafen oder Verbannung nach St- birien bedroht sind: „Unter ihnen befinden sich diele Männer, die für Rechte ge» stritten haben, die in Westeuropa die Grundlagen des bürgerlichen Zusammenlebens bilden: Recht der Organisation und Versamm- lung, Freiheit deS Wortes und der Presse usw. Der Gedanke. daß diese Männer, falls sie sich weigern, in die englische Armee einzutreten, mit Gewalt nach Rußland zurückgebracht und ihren Henkern ausgeliefert werden sollen, ist ungeheuerlich für das demo« kratffche Vewußftein von Neutralen, die ein unbefangeneres Urteil bewahrt haben, als«S in kriegführenden Staaten möglich scheint. ... Wir wollen einen Versuch machen, um dem drohenden Konflikt zwischen der englischen Regierung und den Flüchtlingen zuvorzu- kommen, von diesen Männern das schreckliche Los abzulvenden, das sie erwartet, falls sie wirklich den russischen Behörden aus- geliefert werden, und das englische Volk vor einem politischen Treu- bruch, dem Verrat an einer seiner besten und edelsten Traditionen zu bewahren. Unser Komitee hat die Absicht, an die englische Regierung das Ersuchen zu richten, von den beabsichtigten Zwangs- maßregeln abzusehen.'— Ter Aufruf schließt mit der � Aufforbc- rung an die demokratisch gesinnten Kreise der holländischen Be- völkerung, ihre Zustimmung zu dieser Aktion dem Komitee be» kanntzugeben. Meine Kriegsnachrichten. Paris , 22. Ottober.(W. T. B.) Havas-Meldung. Franzö sische Delegierte werden an der englisch -schwedisSen Wirtschaftskonferenz teilnehmen, die in kurzem in London zusammentreten wird, um den wirtschaftlichen Güteraustausch mit Schweden zu regeln. Amsterdam , 23. Oktober. (W. T. B.) Nach einem hiesigen Blatt erfährt die.Times' aus S i d n e y. daß der Kampf u m d i« Einführung derDien st Pflicht jeden Tag heftiger werde. Man glaube, daß eS gelingen werde, die Dienftpflickit durchzusetzen. Bliffingen, 22. Oktober. (W.?. B.) Mit dem Postdampser auS Enzland sind 53 Frauen und Kinder von Zivi linier« n i e r t e n, die früher durchgekommen sind, hier eingetroffen. Immer neue Giften. Berlin , 22. Oktober. (23. T. B.) Die englische Regierung veröffentlicht nicht nur.Schwarze' und.graue' Listen, sondern auch»weiße' Listen. Dies» enthalten die Namen derjenigen Personen und Firmen, an welche von englischer Seite Waren lonsigniert werden dürfen. In An- lehnung an die britischen Listen hat auch Australien weiße Listen tür China, Slam und Liberia herausgegeben. Ergänzt werden aber die schwarzen Listen Englands nicht nur durch die grauen und weißen Listen, sondern vor allem durch eine sogenannte Geheim« l i st e, wie sie jetzt für den Handel in Europa eingeführt wird. Augenscheinlich ist diese Geheimliste auf die Schwierigkeiten zurück- zuführen, welche sich für England aus dem Proteste der neutralen Länder wegen der schwarzen Listen ergeben. Die Nomen von Firmen oder Personen, welche auf diese Geheimliste kommen, werden nicht veröffentlicht, sind aber den englischen Kontroll st ationeu zur 2Zeaussichtigung des Schiffahrts- und Exportrechts bekannt, da« mit Waren von solchen Firmen nicht weiter befördert werden. Wenn England Waren von Firmen, die in der Geheimliste ver- zeichnet sind, an den Empfänger nicht durchlassen will, fo müssen diese in englischen Häsen gelöscht werden und können, wenn der Absender aus die Zurücknahme verzichtet, von englischen Handelshäusern erworben werden. Verzichtet der Absender nicht oder ist die Einsuhr jener Waren in England unerwünscht, so dürfen jedenfalls diese Waren nicht nach neutralen Ländern versandt werden. Durch eine solche Geheimkiste erhält England die Möglich- keit, den Protesten der Neutralen dem Schein nach entgegen- zukommen, während an der Sache selbst nichts geändert wird. Die Unruhen in Niederkändisth-Indien . Amsterdam , 23. Oktober.<W. T. B.).Telegraaf' meldet aus W e l l w r e d e n, daß die Kolonne, die im Gebiet von Merloeng, operiert, drei Aufständische getötet hat. 55 Führer aus dem Toengkal- gebiet wurden gefangen nach Djambi gebracht. Amtlich wird mit- geteilt, daß der Widerstand in der Strecke RawaS außer im Stroin« gebiet des Limoen und Batang Hart vollständig gebrochen ist. All« Führer wurden verhaftet._ Letzte Nachrichten. Zur Tragödie in Wien . Wien , 23. Oktober. (23. T. B.) Heute abend hat im Sicher- Heftsbureau LaudeSgerichtsrat Dr. Jakob den Mörder deS Minister« Präsidenten Grafen Stuerakh, Dr, Friedrich Adler , zum zweiten» mal vernommen. Voraussichtlich wird Dr. Zldler morgen beim LaudeSgericht eingeliefert werden.