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Nr. 299.

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Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Hindenburg

über Krieg und Frieden.

Der Berichterstatter der Neuen Freien Presse", Dr. Paul Goldmann, hat mit Hindenburg und

uden­

Montag, den 30. Oftober 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97,

Hauptmann Bölckes Fliegertod.

Dorff im Großen Hauptquartier eine Unterredung gebabt, Meldung des Großen Hauptquartiers.

die das Wiener Blatt in seiner Sonntagnummer veröffentlicht. Wenn Hindenburg und Ludendorff sprechen, lauscht alle Welt. Denn diese beiden Männer kennen vieles, was dem gewöhnlichen Sterblichen verborgen bleibt, und von der Funktion ihrer Gehirne hängt unendlich viel ab. Und darum wird man überall jedes ihrer Worte auf seinen Klang be­horchen, ob sich darin nur eine Spur des Zweifels oder der Unsicherheit offenbare, und in den Hauptquartieren jenseits der Schüßengräben wird ein großes Raten beginnen, ob irgendeine ihrer Aeußerungen etwas von ihren zukünftigen Plänen verrät.

Aber dies Horchen und Raten wird zu feinem Ergebnis führen. Vor allem, niemand wird in Zweifel darüber sein können, daß die Zuversicht, die die beiden Heerführer hinsicht­lich des Ausganges des Krieges hegen, durchaus echt ist. In ihr allein liegt unter den gegebenen Verhältnissen ein Ele­ment der Beruhigung auch für uns anderc. Wir Sozialisten wissen am besten, daß man große Dinge nicht unternehmen kann ohne den festen unerschütterlichen Glauben an den Er­folg, einen Glauben, der sich selbst durch Fehlschläge nicht ent­mutigen läßt. Und wenn es im Kriege erst recht so ist, wenn es nach Fichtes Wort nicht die Zahl der Waffen und die Stärke der Rüstungen, sondern die Macht des Gemüts ist, die Siege erringt, so dürfen auch wir Zuversicht aus der Tatsache schöpfen, daß die Männer, die die Operationen der verbün­deten Truppen leiten, alles eher sind als Schwächlinge und Cleptiker.

Hindenburg und Zudendorff haben gesprochen, wie Col­daten sprechen müssen, aber auch der Politiker wird zu ihren Aeußerungen manches zu sagen haben. Ihr militärisches Urteil wird dabei die Voraussetzung für seine Schlußfolge­rungen abgeben müssen.

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Der Sieg das ist die Voraussetzung ist gewiß, daß er im Jahre 1917 errungen wird, ist möglich. Der Siegestag ist ein Tag, der bestimmt kommt, es ist aber un­gewiß, wann er kommt. Zwei Linien, die scheinbar parallel sind, schneiden sich irgendwo aber der Schnittpunkt kann in recht weiter Ferne liegen. Ein Prozeß wird, wenn er durch alle Instanzen durchgeführt wird, gewonnen werden, aber es ist fraglich, wie lange das Verfahren dauern wird und ob der Gegner dann zahlungsfähig sein wird.

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Kein Mensch im Deutschen Reich wäre bereit, einen Frieden anzunehmen, der die Niederlage Deutschlands in sich schließt, der seine Demütigung, Verkleinerung, feine dauernde Berelendung bedeutet. Darüber gibt es gar keine Meinungs­verschiedenheit. Etwas anderes aber ist es und darüber haben sich weder Hindenburg noch Ludendorff ausgesprochen­ob der Krieg mit Willen und Absicht der politischen Reichs­leitung bis zur völligen Niederwerfung der Gegner weiterge­führt werden soll oder ob man sich die Möglichkeit offen hält, ihn zu einem früheren Zeitpunkt zu beenden, der eingetreten ist, sobald die Sicherheit des Reiches gewährleistet ist und die Gegner zum Frieden bereit sind.

Für den Soldaten ist das keine Frage: er führt Krieg, solange als es ihm befohlen ist, und er kämpft in sicherer Er­wartung des Sieges. Aber für den Politiker ist das auch Teine Frage: er wird einen früheren billigen Frieden, sowie er erreichbar ist, einem späteren, teuer erfauften, wenn auch vollkommenen Sieg vorziehen. Auch darüber besteht im deut­ schen Volk wohl keine Meinungsverschiedenheit: ein guter Frieden im Jahre Neunzehnhundertsiebzehn ist besser als ein vollständiger Sieg im Jahre Neunzehnhundertundr. In dieser Auffassung liegt kein Gegensatz zu Hinden­burgs Aeußerungen, sie bildet zu ihnen nur die notwendige politische Ergänzung. Schon allein der Gedanke, daß uns der Frieden erst im Jahre 1917 beschieden sein soll, bedrückt alle Herzen. Zwischen dem Datum der Unterredung und dem Beginn des Jahres 1917 liegen zwei Monate Winterfeldzug, liegt die Weihnachtszeit, die man einst die fröhliche, die selige, die gnadenbringende nannte, aber seit drei Jahren singt man dieses Zied nicht mehr! Es liegt viel Zeid, Tod und Not da­zwischen. Kein fühlender Mensch kann das, was uns bis da­hin bevorsteht, unter einem anderen Gesichtspunkt betrachten. als unter dem einer furchtbaren Notwendigkeit.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 29. Oftober 1916.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Nach starkem Feuer zwischen Gueudecourt und Les­boeufs sich entwickelnde Angriffe der Engländer wurden größtenteils durch unsere Artilleriewirkung niederge­halten; wo sie zur Durchführung kamen, wurden sie ver­lustreich abgewiesen, dabei sind 2 Panzerkraftwagen durch Volltreffer zerstört worden.

Später drangen östlich von Lesboeufs 2 feindliche Kompagnien in unseren vordersten Graben ein; dort wird noch gekämpft.

Heeresgruppe Kronprinz.

Nur der Artilleriekampf erreichte auf dem Ostufer der Maas zeitweilig beträchtliche Stärke.

Deftlicher Kriegsschauplah. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Fast die ganze Stochod- Linie hielten die Russen unter lebhaftem Feuer, das westlich von Luck größte Heftigkeit annahm. Ein aus dem Waldgebiet östlich von Szelwow erfolgender russischer Angriff brach in unserem Sperr­feuer zusammen.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl

An der Ostfront von Siebenbürgen nichts Neues.

Südlich des Toemoeser Passes ist im Angriff Azuga crreicht; trok zähen feindlichen Widerstandes sind in Rich­tung auf Campolung und auch weiter westlich Fort­schritte gemacht worden.

Balkan - Kriegsschauplak.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls bon Mackensen.

Die Lage hat sich nicht geändert.

Mazedonische Front.

Südöstlich von Kenali und im Cerna- Bogen find feindliche Angriffe blutig gescheitert.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien , 29. Oktober. ( W. T. B.) Amtlich wird ver: lautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah. Seeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl .

Westlich von Orsova nahmen wir in überraschendem An­griff die den Ort beherrschenden Höhen. Südlich des Vörös­Torony( Roten Turm-) Passes, nördlich von Campolung und füdlich von Predeal gewannen die österreichisch- ungarischen und deutschen Streitkräfte unter erbitterten Kämpfen Gelände. An der siebenbürgischen Ostfront nichts von Belang. Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Weftlich von Luck und am Stochod heftiges feindliches Ar­tilleriefeuer. Ein bei Szelwow versuchter Infantericangriff der Russen wurde im Keime vereitelt.

Italienischer Kriegsschauplab.

An der küstenländischen Front nimmt das feindliche Ar­tillerie- und Minenwerferfeuer an Kraft und Umfang zu. Deftlich von Görz und im Karst fühlte feindliche Infanterie gegen unsere Stellungen vor.

In Tirol hat das italienische Feuer abgeflaut. Südöstlicher Kriegsschauplak.

Albanien unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. b. oefer, Feldmarschalleutnant.

Hauptmann Bölcke abgestürzt.

Berlin , 29. Oktober. ( W. T. B.) Hauptmann Bölde ist im Verlaufe eines Luftkampfes am 28. Of­tober mit einem anderen Flugzeuge zusammengestoßen und bei der darauf erfolgten Landung hinter unseren Linien tödlich verunglückt. Am 27. Oktober hatte er sein vierzigstes feindliches Flugzeug a b. geschossen.

einen

keinen Weg zum Frieden gibt als den Krieg.

tung nicht weiter ein Hindernis für den Frieden zu sein. noch müffen neue Opfer gebracht werden, damit die bisherigen Diese Mahnung wird desto mehr Aussicht haben, Gehör zu nicht vergeblich sind." Ludendorff bemerkt: Sagen Sie Ihren österreichischen finden, je deutlicher sich zeigt, daß wir selbst die Vernunft besigen, die wir dem andern wünschen, daß wir selbst kein Freunden, es gibt nur ein sicheres Mittel, den Krieg abzukürzen: Hindernis für eine rasche Beendigung des Krieges find. Der feste Wille, ihn fiegreich zu beenden. Jeder Soldat oder Nicht­Dächte man sich diesen Krieg ins Ungewisse hinaus verlän- obat muß am Striege mitwirken und sich dessen bewußt sein, daß es gert, so würde ja dasselbe, was Hindenburg von den Fran­30sen fagt, für alle gelten: nicht nur Frankreich , ganz Europa Die ganze Volkskraft muß sich in den Dienst des Krieges stellen. würde sich selber ausrotten, Amerika und die gelbe Welt Ich wähle als Beispiel die Munition. Die Munition ist wohl nicht würden dann seine Erben sein. alles. Nicht die Granate, sondern der Geist der Soldaten führt die Wir aber wollen, daß Europa lebt, nicht nur daß das letzte Entscheidung herbei und der Geist der deutschen und öster­deutsche Volk- daß auch die anderen Völker leben, die reichisch- ungarischen Soldaten ist allen Gegnern überlegen. Den­soviel zum Fortschritt der menschlichen Kultur beigetragen noch bedeutet die Munition im modernen Krieg ungeheuer viel. haben und für ihn noch so vieles leisten können. Wir wollen, Die Herstellung der Munition im höchsten Ausmaß ist die wich daß auch Frankreich Iebt, sehen mit aufrichtiger Trauer tigste Aufgabe der Kriegführung, und dieses Höchstmaß muß das dieses Land sich verbluten, das wir nie gehaßt haben. wirkliche Maximum an Leistungsfähigkeit darstellen. Me Kräfte des Landes müssen zur Munitionsherstellung herangezogen werden. Für Deutschland , für Frankreich , für Rußland und für Eng - Das tun unsere Feinde; das müſſen auch wir tun!" land wollen wir den Frieden, Frieden für diese ganze Der Besucher fragt:" Ist Aussicht vorhanden, den Krieg durch blutende Welt! entscheidenden Schlag zu beenden?"" Bielleicht," antwortet Hindenburg , die Ent­wickelung der Verhältnisse muß das lehren, aber auch darüber möchte ich mich nicht mit Bestimmtheit äußern. Es leuchtet ein, daß ich es Es steht so günstig, wie nur möglich und alles wird weiter seinerzeit bei Tannenberg leichter gehabt habe, einen entscheidenden gut gehen." Schlag zu führen als jetzt, wo allein im Osten eine lange Front Auf die zweite Frage: Wie lange noch?" erwidert Hinden- von Dünaburg bis zum Schwarzen Meere zu halten ist. Unmög­burg: Das hängt von unseren Gegnern ab. Prophezeien ist un- liches gibt es nicht!" In gewissem Sinne haben freilich auch Hindenburg und dankbar, im Kriege gibt man es am besten auf. Es ist möglich, daß Werden sich Ludendorff nicht nur als Soldaten gesprochen, sondern auch das Jahr 1917 als Politiker. Noch immer wappnen sich auch die Gegner mit die Rämpfe bringt, die den Krieg entscheiden. Ich weiß es nicht, erschöpfen?", fragt der Besucher. Sie erschöpfen sich schon," lautet Siegeszuversicht, noch immer verlängert das verführerische niemand weiß es. Ich weiß nur, daß wir den Krieg durchkämpfen die Antwort. Dafür sorgen vor allem die russischen Heerführer. Wort: Nous les aurons!"( Wir werden sie schon friegen!") werden bis zur Entscheidung." Ludendorff bestätigt diese Worte:" Wir denken nicht an aber nichts aus. Auch wir haben Menschen genug. Deutschland Allerdings wachsen auch in Rußland die Menschen nach. Das macht von der anderen Seite her diesen entsetzlichen Krieg. Da­gegen wendet sich Hindenburgs Versicherung: Wenn sie das Frieden. Wir sind absolut entschlossen, den Krieg weiterzuführen, was verfügt über Mannschaftsersatz in Fülle, und in Oesterreich- Un­( den Durchbruch) erreichen wollen, können sie noch dreißig auch aus allen Maßnahmen der verbündeten Heeresleitungen mit garn sind die Reserven noch lange nicht erschöpft. Wir haben uns Jahre angreifen... Die Franzosen zeigen im gegenwärti­Die Franzosen zeigen im gegenwärti- boller Deutlichkeit hervorgeht." vor der großen Zahl der Nussen niemals gefürchtet. Wir kennen gen Krieg eine große Zähigkeit, aber sie rotten sich selbst durch reich- Ungarn . Auf die Antwort, daß sie gut und zuversichtlich sei, Hindenburg erkundigt sich nach der Stimmung in Defter- teine Uebermacht." diese Kampfesweise aus, und auch ihre Zähigkeit wird ihnen daß man aber wie überall Ludendorff fügt hinzu: Uebermacht als Gefahr existiere nichts nützen, weil sie eben schließlich nicht mehr da sein nur für den Schwachen. Wer das Verhängnis anklagt, sollte rich­tiger sich anklagen. Ein fester Wille schafft sich sein Schicksal selber, werden." es gibt kein Verhängnis." Dann spricht wieder Hindenburg :" Die neuen russischen Armeen sind so gut und so schlecht wie die alten. Die hervors

Wir geben nachstehend das Wesentliche aus der Unterhaltung Hindenburgs und Ludendorffs mit Dr. Goldmann wieder: Ueber die Kriegslage sagt Hindenburg :

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das Ende des Krieges herbeisehne, erwidert er: Das wünschen wir alle, das kann ich wohl verstehen. In diesen Worten liegt eine Mahnung an die Franzosen , Cesterreich- Ungarns Volt erfüllte in diesem Kriege seine volle Bernunft anzunehmen und im Interesse ihrer Selbsterhal- Pflicht und brachte alle schweren Opfer, die es bringen mußte. Aber

bie russischen Massen