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Nr. 308. 33. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 8. November 1916.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 151 90-151 97.

Fliegererfolge an der Weftfront.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 7. No­bember 1916.( W. T. B.):

Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Trotz der deutlich erkennbaren Absicht der Engländer, ihre Angriffe gestern fortzusehen, gelang es ihnen doch nur östlich von Eaucourt L'Abbaye die Infanterie zum Ver­lassen der Gräben zu bringen; sie wurde sofort zur Um­kehr gezwungen. Die englischen Verluste au Toten vom 5. November stellen sich besonders bei den australischen Divisionen als sehr bedeutend heraus. Auch die fran­ zösischen Angriffe über das mit Gefallenen bedeckte Ge­lände sind nur in beschränktem Umfange zur Wieder­holung gekommen. Sie erfolgten zwischen Lesbocufs und Rancourt abends und nachts und brachen meist schon in unserem Feuer zusammen.

Ein deutsches Fliegergeschwader setzte durch nächtlichen Bombenangriff das große Munitionslager von Cerisy( an der Somme südwestlich von Bray) in Braud; die lang­andauernden, mächtigen Detonationen waren bis nach St. Quentin fühlbar.

Heeresgruppe Kronprinz.

Feuer französischer, im Südteil von Reims stehender Batterien auf Ortschaften hinter unserer Front wurde von uns erwidert und zur Vergeltung die Stadt Reims be­schoffen.

Im Maasgebiet keine besonderen Ereignisse. Deftlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Die russische Artillerie entfaltete zwischen Dünaburg und dem Narocz- See eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Tätigkeit. Schwache feindliche Angriffe nordöstlich von Goduzischki und südlich der Moskauer Straße wurden leicht abgewiesen. Nordöstlich von Werchy nahmen wir ohne eigene Verluste einen kleinen russischen Brückenkopf auf dem linken Stochod- Ufer und brachten eine Auzahl Gefangener ein.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl

Im Toelgyes- Abschnitt gewannen die Russen nach mehr­fachen vergeblichen Angriffen schließlich an einzelnen Stellen Gelände.

Große Fliegererfolge an der Westfront. Amtlich. Verlin, 7. November. ( W. T. B.) Großer Erfolg unserer Bombengeschwader an der Somme. Wieder ein großes Munitionslager vernichtet.

wurde erfannt.

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Westlich der Bodza - Paßstraße nahmen wir am Sirin verlorene Linien im Sturm zurüd. Im Abschnitt von Campulung heftiger Artilleriekampf. Westlich des Tar­gului- Tales unternahmen die Rumänen im Laufe der Nacht sechs vergebliche Gegenangriffe.- Südöstlich des Roten- Turm- Passes schritt in der Gegend von Spini unser Angriff günstig vorwärts; der Feind ließ 10 Offiziere, 1000 Mann gefangen in unserer Hand. Auch südlich des Vulkan- Paffes machten wir Fortschritte.

Balkan - Kriegsschauplah.

Die Lage ist an beiden Fronten im allgemeinen nn­verändert. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien , 7. November 1916.( W. T. B.) Amtlich wird berlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplak. Seeresfront bes Generals ber Ravallerie Erzherzog Carl

Im Abschnitt des Vörös Torony( Roten- Turm-) Basses wurde der Feind durch umfassenden Angriff von den Höhen nördlich von Spini vertrieben, wobei er 10 Offiziere und 1000 Mann an Gefangenen zurückließ. Nordwestlich von Campolung schlug eine unserer bewährten Gebirgsbrigaden sechs rumänische Stürme ab. Südlich von Kraszna wurde dem Feind eine Höhe entrissen. Bei Tölgyes haben die Russen unsere Front im Grenzgebiete in mehrtägigem, zähem Kampf um einige Kilo­meter zurückgedrückt.

Der Berg Bedul östlich von Kirlibaba wurde vor dem Maffenfeuer der russischen Artillerie wieder geräumt. Heeresfront des Generalfeldmarshalls Brinz Leopold von Bayern.

Bei den österreichisch - ungarischen Streitkräften feine be sonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplay.

Im Wippach- Tale und auf dem Karst kam es gestern zu feinen größeren Kämpfen. Die Lage ist unverändert. Die Italiener verhielten sich ruhig. Ihr groß angelegter Angriff der ersten Novembertage ist mißlungen.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Soefer, Feldmarschalleutnant.

Brände feſtgeſtellt. Ebenso wurden die Bahnanlagen bei Proyart, Amiens und Longueau durch Bombentreffer be­schädigt, auf der Strecke Amiens- Pont de Metz vernichtete ein Volltreffer einer 50- Kilogramm- Bombe einen fahrenden Bug.

Neue Entente- Konferenzen.

Nach der Vertagung.

Von Philipp Scheidemann .

Der Reichstag ist vertagt. Die politische Diskussion ist, soweit sie nicht in der Presse stattfinden kann, in Werkstatt und Kontor, in Wohnhäuser und öffentliche Lokale verlegt. Im Mittelpunkt aller Erörterungen steht der Krieg. Wo auch nur zwei beisammen sind, da heißt es: Wie lange noch? Jenseits der Grenzen ist's natürlich genau so. Der Bedarf an Krieg und Kriegsgeschrei ist selbst bei den heldenhaftesten der Heimkrieger reichlich gedeckt.

Es ist begreiflich, daß in der soeben abgelaufenen Sizungs­periode des Reichstags nur solche Fragen behandelt worden sind, die unmittelbar mit dem Kriege zusammenhängen. Er­nährungs- und Unterstützungsfragen, Zensur und Belagerungs­zustand, Schuzhaft- und Militärfragen, Gefangenenbehandlung, U- Boote, Kriegskredite und allgemeine Friedensfragen.

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Das Ergebnis ist fümmerlich. Das Recht des Haupt­ausschusses, auch während der Vertagung zusammen­zutreten, und die Milderung der Schutzhaft sind be­scheidene Errungenschaften. Die Erklärung der Regierung über die Erhöhung der Familienunterstützungen war ungenügend. Hoffentlich wird ihre Tat besser sein, sonst steigt die Mißstimmung noch weiter. Daß alle die Beschwerden über Beköstigung, Besoldung und Behandlung der Soldaten überhaupt noch möglich sind, ist ebenso uner­freulich um ein ganz gelindes Wort zu gebrauchen wie die fortdauernde Teuerung auf dem Lebensmittelmarkt. Die Regierung meint, daß im Krieg ohne Zensur und Belagerungs­zustand nicht auszukommen sei. Darin irrt sie. Ohne Zensur und Zellenwärter geht's sehr wohl, wenn ein Volt weiß, daß es um seine Existenz kämpft. Aber es geht nicht ohne Kartoffeln, Fett und manches andere. Es ist die höchste Zeit, daß die Reichsregierung aus den Verhandlungen der letzten Tage die dringend notwendige Nuzanwendung zieht. An sach­fundigen Ratschlägen hat es nicht gefehlt.

Bon alldeutschen Drganen bin ich heftig angegriffen worden, weil ich in Beantwortung der Nede des Reichskanzlers gesagt habe, daß die Hauptgrundlage, auf der der kom­mende Friede geschlossen werden müsse, diese sei: Was französisch ist, soll französisch bleiben, was belgisch ist, soll belgisch bleiben, und was deutsch ist, soll deutsch bleiben. Was ich und mit mir Millionen andere für selbst­verständlich halten, erregt bei manchen leidenschaftlichen Wider­spruch. Sie verschließen sich der Einsicht, daß der Krieg viel­leicht noch jahrzehntelang fortgesetzt werden müßte, wenn Deutschland belgisches und französisches Land behalten wollte oder wenn gar umgekehrt die feindlichen Mächte unsere Grenze bis an den Rhein zurückschieben wollten. Wiederholt habe ich ausgesprochen, daß ich glaube aus den Reden des Reichskanzlers schließen zu dürfen, daß er zu einem Frieden auf der Grundlage bereit fei, die ich am 11. Oktober im Reichstag stizziert habe. Daß der Reichskanzler mir nicht widersprach, ist ihm auf jener Seite arg verdacht worden. Auf der andern Seite wird er heftig angegriffen, weil seine Friedensreden jener Klarheit ermangeln, die auch ich für dringend notwendig halte.

In der Nacht vom 6. zum 7. November griff ein deutsches Wenn mun der Reichskanzler von der äußersten Rechten attackiert wird, weil er zu friedlich gesonnen ist, oder wenn Flugzeuggeschwader französische Truppenlager in der Mulde Rotterdam , 6. November. ( W. T. B.) Maasbode" ver- Herr Bassermann sich müht, ihn dennoch als stillen Teilhaber dicht westlich des Bois Gressaire und im Bois Celestins( nörd öffentlicht ein Telegramm der Central News" aus London , alldeutscher Pläne erscheinen zu lassen, so finde ich das vom lich Cerisy an der Somme ) mit Bomben an. Gute Wirkung zwischen Paris , London , Petersburg und man von sozialdemokratischer Seite Herrn v. Bethmann als wonach man vor einigen Tagen mit Verhandlungen Standpunkt dieser Herren aus begreiflich. Hingegen, wenn in den Zelten und Baracken, in denen Brände ausbrachen, Rom begonnen habe, um eine große Zusammen- einen Annerionswüterich hinstellen wollte, der er, weiß Gott , kunft der Generalstäbe der Alliierten in nicht ist; so wäre das zum mindesten eine taktische Unflugheit, Ein anderes deutsches Bombengeschwader belegte in der- Paris zu veranstalten. Es bestehe Aussicht auf Verwirt- Dadurch würde im Auslande der Glaube gestärkt, daß Deutsch­selben Nacht den großen Munitionsbahnhof von Cery, auf lichung des Planes. Die Versammlung werde der größte land den Krieg zu Eroberungszwecken immer weiter führen dem lange Güterzüge hielten, mit Bomben. Durch zahlreiche Kriegsrat sein, den die Alliierten bisher abgehalten haben. wolle, und die Friedensbestrebungen jenseits der Fronten Treffer wurde dieser Bahnhof, der den Mittelpunkt für den Bern, 6. November. Secolo" berichtet aus Paris , daß würden dadurch im Seime erstickt werden. Munitionsnachschub der Franzosen an der Somme bildet, und der Zusammentritt einer politischen Entente- Demgegenüber darf wohl nochmals auf die Rede des die umliegenden Munitionslagerräume in Brand gesetzt, aus Sonferenz infolge der Bemühungen der französischen Ne- Reichskanglers vom 28. September hingewiesen werden, in der denen alsbald helle Flammen emporloderten. Der Brand gierung gesichert erscheine, doch sei noch unbestimmt, ob diese er sagte: griff auf das ganze, große Munitionslager über, das in un- werde. Konferenz gleichzeitig mit der militärischen Konferenz tagen unterbrochenen Explosionen in die Luft flog. Brandstätte und Scheinwerferstellungen wurden von unseren tapferen Fliegern Die Verlufte der schwedischen Handelsflotte. Mißdeutung: Eroberungsluft und Bernichtungswille!( Zustimmung.) mit Maschinengewehren beschossen. Eine riesige Rauchwolfe Stockholm , 7. November. ( W. T. B.) Nach Mitteilungen der bildete sich über der Brandstätte und machte sich noch in staatlichen Versicherungskommission hat die schwedische 2800 Meter Höhe bemerkbar. Die Explosionen der Geschosse chiffe durch den Strieg verloren. Handelsflotte feit August 1914 im ganzen ein und sechzig Von den Bejagungen wurden noch in St. Quentin an heftigen Erschütterungen tamen im ganzen 222 Mann um. gespürt, der gewaltige, immer neu auflodernde Feuerschein Ausgabe der neuen englischen Kriegsanleihe und später wiederholt deutlich gesprochen. Asquith und Sorb

tonnte unvermindert bis zum Tagesanbruch beobachtet werden. Durch andere deutsche Flugzeuggeschwader wurden in London , 7. November. ( B. T. 8.) Nach der Times" wird die derselben Nacht an zwanzig mit Russen belegte Ortschaften ausgabe der neuen britischen Kriegsanleihe für Januar oder Februar und Lager hinter der feindlichen Front mit Bomben an- fteuerfreien und 5% prozentigen steuerpflichtigen Serien zum Sturfe erwartet. Die Beitung befürwortet die Ausgabe in 4 prozentigen gegriffen. Auch hier wurde gute Wirkung durch zahlreiche von 99 Brozent.

So geht der ungeheure Krieg weiter. Immer neue Völker stürzen sich in das Blutbad. Zu welchem Ende? Die Kriegsziele, die unsere Gegner immer unverhüllter verkünden, dulden keine Konstantinopel den Russen, Elsaß- Lothringen den Franzosen , das Trentino und Triest den Italienern und jetzt Siebenbürgen den Rumänen. Für uns war vom ersten Tage an der Strieg nichts anderes als Verteidigung unseres Rechtes auf Leben, Freiheit und Entwicklung.( Beifall.) Darum fonnten wir als die ersten und die einzigen unsere Friedens bereitschaft erklären. Ich habe darüber am 9. Dezember v. J. Robert Cecil schaffen meine Worte nicht mit der Behauptung aus der Welt, wir hätten gar feine oder unerträgliche und erniedrigende Friedensbedingungen fundgegeben... Die Eroberungsluft ist es, die die Schuld trägt, daß die Berge der Toten sich täglich türmen. ( Lebhafte Zustimmung.)