Dieser Krieg gegen den Krieg muß eines Tages gc- Wonnen werden. Wer für den Frieden kämpft, dem gehört die Zukunft! •* * Das Reuterslbc Bureau meldet amtlich: Die neue Re- gierung ist nun folgendermaßen zusammengesetzt: Kriegs- kabinett: Lloyd George , Premierminister, Lord Curzon , Präsident des Privy Council und Vertreter der Regierung im Oberhause, Henderson und Lord M i l n e r, Minister ohne Portefeuille, Bonar Law , Schatzkanzler. Aus Ersuchen des Ministerpräsidenten wird Bonar Law als Vertreter der Regierung im Unterhause fungieren, er wird gleichfalls Mitglied des Kriegskabinetts werden, man erwartet jedoch nicht, daß er den Sitzungen regelmäßig beiwohnen wird. Die anderen Mitglieder des M i n i st c r i u m s sind: Sir Robert F i n l a y, Lord kanzler, Sir George Cave, Minister des Innern, Bal f o u r, Minister des Aeußern, Long, Kolonialminister Lord Derby, Kriegsminister, C h a m b e r l a i n, Minister für Indien , Lord R h o n d d a, Vorsitzender des Local Gouvernements Board, Sir Albert Stanley, Handels minister, H o d g e, Arbeitsminister, Edward C a r s o n Marineminister, Dr. Addison, Munitionsminister, Lord Robert C e c i l, Blockademinister, Lord Devonport Lebensmitteldiktator, Sir Joseph M a c l a y, Schiffahrts kontrolleur, Frothero, Landwirtschaftsminister, Dr Fisher, Unterrichtsminister, Sir Alfred Mond , Minister für öffentliche Arbeiten, Sir Frederic C o w l e y, Kanzler für das Herzogtum Lancastcr, Sir Albert Jllingworth, Generalpostmeister, Barnes, Minister für Pensionsange legenheiten, Sir S. E. Smith, Generalstaatsanwalt, H e w a r t, Kronanwalt. Das neue Kabinett zählt also drei Mitglieder der Arbeiterpartei, nämlich Henderson, Barnes und Hodge. Wie Reuter meldet, werde besonderes Gewicht der Tatsache beigemessen, daß dem Ministerium sieben Geschäftsleute von gro ßer Erfahrung angehören. Dies sei etwas ganz neues in der englischen Parlamentsgeschichte. Lord Rhondda ist Kohlen- magnat aus Wales , der dem Munitionsministerium große Dienste geleistet hat; er habe zu Beginn des Krieges in den Vereinigten Staaten und Kanada die Munitionslieferung eingerichtet. Sir Albert Stanley, Direktor der Londoner Untergrundbahnen, habe sich auf dem Gebiete des Transports Verdienste erworben. Eine der interessantesten Ueber raschungen des neuen Kabinetts sei die Ernennung des Schiffahrtskontrolleurs; Maclah, der dieses Amt übernimmt, sei ein bekannter Glasgower Reeder und Fach- mann auf dem Gebiet der Frachtsragen. Da die Frachtnot die Engländer würgt, wird man bald gemtg erfahren, ob diese mit so großem Getöse genannten Geschäftsherren wirklich erhebliches zu leisten fähig find.
Irieöensbewegung und Kriegsstimmung in England. Aus Amsterdam schreibt man uns: Der Londoner Korrespondent des„N. Rott. Courant" behandelt in zwei Artikeln das Thema„Der Völker b u n d für den Frieden". Der erste Artikel gibt das Programm der englischen„IwaZus of Nations Society"(Ver band für den Völkerbund) wieder, an deren Spitze das libe� rale Parlamentsmitglied W. H. D i ck i n s o n steht. Dieser Verband lenkte unlängst die Aufmerksamkeit auf sich, als die Herren Dickinson und Aneurin Williams einen Brief an die „Times" richteten, worin sie mit Berufung auf die jüngsten Erklärungen Greys ihre englischen Geistesverwandten aus riefen, mit ihnen den Plan zu studieren und die öffentliche Meinung Englands darauf vorzubereiten. Die„Times' widmete diesem Aufruf einen langen, wenig freund lichen Leitartikel, der darauf hinauslief, daß der Augenblick für eine solche Tätigkeit schlecht gewählt und daß es obendrein unnötig sei, die öffentliche Meinung in dieser Hinsicht vorzu bereiten, da in der Entente ein Völkerbund im Keim schon vorhanden sei. Die englische Liga strebt die Errichtung eines Staaten- Verbands an, dessen Glieder sich gemäß dem Prinzip der sog. Bryan-Traktate verbinden: 1. Friedliche Mittel zur Schlichtung von Konflikten die zwischen ihnen entstehen, zu gebrauchen. 2. Als solche Mittel werden genannt: a) die Unterbreitung aller aus Völkerrechtsstagen oder aus der Auslegung von Verträgen entstehenden Streitfälle unter das Haager Schiedsgericht oder ein anderes Gericht zur entgültigen Entscheidung, d) die Untersuchung aller anderen Konflikte durch einen Untersuchungs- und Versöhnungsrat. 3. Die Glieder des Verbandes sind verpflichtet, bei jeder Aktion mitzuwirken, die notwendig ist, die Beobachtung dieser Bestimmungen durchzusetzen. 4. Die Glieder sollen Maßregeln zur gegenseitigen(diplo- matischen, ökonomischen und militärischen) Verteidigung treffen. für den Fall, daß jemand von einem außerhalb des Verbandes stehenden Staat, der sich iveigert, die Sache einem Gerichtshof oder Untersuchungsrat zu unterbreiten, angegriffen wird. 5. Jeder zivilisierte Staat kann Aufnahme in den Verband verlangen. Diese fünf Punkte— man sieht, sie nehmen den von anderen Friedensvereinigungen vorgeschlagenen internationalen Gerichtshof mit einer internationalen Vollzugs-Armee nicht auf— werden in einer kleinen Propagandabroschüre, die für „private Zirkulation" von der Vereinigung herausgegeben worden ist. aufgezählt und erläutert. In der Erläuterung wird gesagt, daß es aufs innigste zu wünschen sei, daß alle Staaten bei- treten, aber gegebenenfalls würden im Fall der Weigerung einzelner die anderen doch mit dem Beispiel vorangehen. Jedenfalls müsse der Glauben vermieden werden, daß der Verband gestiftet sei, den selbstsüchtigen Interessen einiger weniger zu dienen. Der fünfte Punkt sei ein Schutz gegen diese Gefahr. Ueber diese Gefahr schreibt der Korrespondent im zweiten Artikel im Hinblick auf die Kritik, die der deutsche Reichs- kanzler an Greys Idee einer internationalen Friedensgemein- schaft geübt hat:„Es ist natürlich allzu begreiflich, daß das gegenseitige Mißtrauen der derzeitigen Gegner in Plänen, die unter dem Namen des Friedens auftreten, schlechte Ab- sichten wittert. Ebenso>vie der Kanzler über die Er- klärungen Greys bedenklich den Kopf schüttelt, so zucken hier viele Leute die Achseln über seine Erklärungen. Das liegt vor allem an dem höchst unglücklichen Satz, worin Bethmann Hollweg sagt, daß Deutschland nicht nur mittun, sondern sich selbst„an die Spitze" eines solchen
Verbandes stellen wolle.„Sieh da!", sagt man hier,„die deutsche Idee von der Weltorganisation nach dem Krieg! Ein Friedensverband. Ja, aber mit Deutschland an der Spitze! Ist das eine Bekehrung zur amerikanischen Idee des inter - nationalen Zusammenwirkens? Nein, durchaus nicht! Es ist nichts anderes als ein listiger Versuch, die Idee in den Dienst des deutschen Vormachtsstrebens zu stellen, das die vollkommene Verleugnung dieser Idee eines Zusammenwirkens ist!"— Kurzum, man verdächtigt hier die Deutschen derselben bösen Absicht, die der Reichskanzler, wie er sagt, bei England ver- mutet. Das ist kein ermutigender Anfang für eine Diskussion, die zu Ergebnissen führen soll. Aber man konnte unter den jetzigen Umständen nicht viel Besseres erwarten, und die Radikalen brauchen in jedem Fall Greys Aufforde- rung, den Plan zu untersuchen und ihre Stellung dazu zu bestimmen, nicht in den Wind zu schlagen. Im Gegenteil, es scheint mir deutlich, daß die Zukunft des Plans vor allem bei den Neutralen liegt. Ihr kraftvoller Beschluß, einem Verbände beizutreten und ihre Mitwirkung zu sichern, der allen Staaten ehrliche Aussichten läßt und nicht eine vermummte Kriegsallianz sein würde, kann für die Staatsmänner in den jetzt kriegführenden Ländern, denen es mit der Sache ernst ist, eine große Hilfe sein.. Im Augenblick ist— in England— zweifellos noch eine gehörige Erziehung der öffentlichen Meinung nötig, bevor von solchen Plänen etwas zu erwarten ist und nichts ist vielleicht dafür so bezeichnend wie die kühle Behauptung der„Times", daß solch eine Erziehung überflüssig sei. Die Mehrheit des hiesigen Publikums— hier liegt die Schwierig keit— fühlt eine solche Erbitterung gegen Deutsch l a n d, daß sie die Idee eines Verbandes, der Deutschland mit umfassen soll, einfach nicht begreift. Die Engländer stellen sich Deutschland als den ewigen Ruheüörer vor und halten einen Völkerverband vor allem darum für nötig, um dieses Land in Banden zu halten. Daß die Neutralen zwischen einem Verband auf dieser Grundlage und einem gewöhnlichen Kriegsbündnis keinen Unterschied sehen, setzt sie in Erstaunen, und die allgemeine Weigerung der Neutralen, einer Gemeinschaft beizutreten, die den Staaten der Gegen- seite nicht unter denselben Bedingungen offensteht, wird not- wendig sein, um sie von ihrem Wahn zu heilen. Denn daß sie unheilbar sind, braucht man durchaus nicht a n z u nehm e n. Es gibt sicher Blätter und Richtungen, die dem Wort Völkcrverband jetzt Lippendienst weihen, aber, wenn es zur Ausführung kommen sollte, den Plan nur dann unter- stützen würden, wenn sie ihn von seinen wesentlichen Zwecken ableiten könnten. Aber von Grey mag man dieses nicht glauben. Und was die Masse anlangt, so wird sie im Laufe der Zeit ihre heutigen Stimmungen und Mei- n u n g e n g r ü n d l i ch l o s werden. Erst wenn das durch natürliche Ursachen bis zu einer gewissen Höhe geschehen sein wird, wird die Sache in ihrem Kern besprochen werden können m die traditionellen Leiter der gemäßig- ten Richtungen enthalten sich gegenwärtig gemeinhin davon, Ideen, von denen sie wissen, daß sie das Publikum nur erbittern würden, ohne von ihm angehört zu werden, in der Oeffentlichkeit zu vertreten. Darum gibt die Presse keinen richtigen Begriff von Stand und Meinung in den verständigsten Kreisen/ Die neuesten politischen Ereignisse in England scheinen wenig Hoffnung darauf zu geben, daß die vorsichtig schweigen- den gemäßigten Politiker sich mit ihren besseren Einsichten hervorwagen. Indes darf doch nicht übersehen werden, daß der Korrespondent des Rotterdamer Blattes wohl kaum einen Einblick in die Bewegung der Geister hat, die sich außerhalb der durch die große Tagespresse belehrten und verdolmetschten sogenannten„öffentlichen Meinung" vollzieht— vor allem in der Arbeiterschaft. Was in den von der sozialisti- scheu Propaganda berührten Gebieten, namentlich in dem kulturell so hochentwickelten schottischen Proletariat vorgeht, erfährt man auf dem europäischen Festland nur durch Darstellungen, die gelegentlich in die Tagespresse durch- schlüpfen. Und mehr erfährt davon in der Regel ein bürger- licher Journalist— mag er auch so kenntnisreich und guten Willens sein, wie der Verfasser der besprochenen Artikel— auch nicht. Uebrigens, wüßte er-mehr davon, der Zensor ließe es ihm nicht schreiben._ Amerika und die Verpflanzung der belgisthen Arbeitslosen. Einen sehr bedeutsamen Notenwechsel zwischen der Re- gierung der Vereinigten Staaten und der deutschen Regierung veröffenticht die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung". Ueber die W e g f ü h r u n g belgischer Arbeiter hat die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hier fol- gende Mitteilung übergeben lassen: „Die Regierung der Vereinigten Staaten hat mit größter Be- sorgnis und mit Bedauern von der Politik der deutschen Regierung Kenntnis erhalten, wonach ein Teil der Zivilbevölkerung aus elgien weggeführt und zwangsweife zur Arbeit in Deutschland angehalten werden soll, und sieht sich genötigt, in reundfchaftlichem Geiste, aber in feierlichster Weise gegen ein solches Vorgehen Einspruch zu erheben, das mit allem Her- kommen und den humanen Grundsätzen des internationalen Brauche? -in Widerspruch steht, die seit langem von den zivilisierten Nationen bei der Behandlung von Nichtkämpfern in besetzten Gebieten an- genommen und befolgt worden sind. Die Regierung der Ver- einigten Staaten ist ferner überzeugt, daß die Wirkung dieser Politik, falls sie fortgesetzt werden sollte, nach aller Wahrschein- lichkeit für das belgische Hilfswerk, das in so humaner Wnse ge- dacht und so erfolgreich zur Durchführung gebracht worden ist, von Nachteil sein wird, eine Folge, die allgemein bedauert und, wie an- zunehmen ist, auch die deuffche Regierung in ernstliche Verlegenheit bringen würde." Auf diese Note ist der Regierung der Dereimgten Staaten heute nachstehende Antwort übermittelt worden: „Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat gegen die Verbringung belgischer Arbeiter nach Deutschland und gegen deren zwangsweise Heranziehung zur Arbeit Verwahrung eingelegt, indem sie von der Ansicht ausgeht, daß diese Maßnahmen mit den Grundsätzen der Menschlichkeit und den internationalen Gebräuchen bei Behandlung der Bevölkerung besetzter Gebiete nicht vereinbar seien. Die deuffche Regierung glaubt, daß die Re- gierung der Vereinigten Staaten von Amerika über den Grund und die Durchführung der Maßnahmen nichts zutreffend unterrichtet ist, und hält es daher für angezeigt, zunächst den Sachverhalt näher darzulegen. In Belgien greift seit geraumer Zeit die A rb e i t s l ofig- keit unter den Industriearbeitern in erschreckender Weise um sich. Dieses Ueberhandnehmen der Arbeitslosen ist auf die englische Absperrungspolitik zurückzuführen, welche die belgische Industrie von der Einfuhr der Rohstoffe und von der Ausfuhr ihrer Fabrikate abgeschnitten und
so den größten Teil der Betriebe zum Stillstand gebracht hat. Hierdurch wurde beinahe die Hälfte der belgischen Fabrikarbeiter, deren Gesamtzahl etwa l 200 000 beträgt, die Erwcrbsmöglichkcit völlig genommen, und weit mehr als eine halbe Million Belgier , die ehemals durch die Arbeit in der Industrie ihren Lebensunterhalt verdienten, wurden auf öffentliche Unter st ützungen an- gewiesen; diese Zahl erhöhte sich durch Zurechnung der Familien- Mitglieder beinahe auf das Dreifache, also auf rund istj Million Menschen. Ein solcher Zustand machte sowohl vom Standvunkt der belgischen Volkswirtschaft, die durch die Arbeitslosen eine unerträgliche Belastung erfährt, als auch vom Standpunkt der öffentlichen Ordnung und Moral, die durch die allgemeine Arbeitslosigkeit und ihre Begleiterscheinungen auf das schwerste gefährdet werden, eine durchgreifende Abhilfe auf das dringendste erforder- lich. Diese Notwendigkeit ist auch von einsichtsvollen Belgiern seit langem anerkannt und betont worden. Bei dieser Sachlage erließ der Generalgouverneur in Brüssel am 15. Mai 1016 eine Verordnung, wodurch Personen, die öffent- liche Unterstützungen genießen und ohne hinreichenden Grund die. Uebernahme oder Forffetzung einer ihrem Leistungsvermögen ent- sprechenden Arbeit ablehnen, mit Freihaits st rasen oder mit Arbeitszwang bedroht werden. Infolge Darnieder- li-egens der belgischen Industrie war es nicht möglich der Gesamtheit der Arbeitslosen Arbeitsgelegenheit oder wenigstens angemessene Beschäftigung in Belgien selbst zu verschaffen. Es blieb daher nichts übrig, als ihnen Arbeit in Deutschland anzu- weisen, wo bereits eine große Anzahl belgischer Arbeiter frei- willig tätig ist und sich bei hohen Lohnsätzen und weitgehender Bewegungsfreiheit durchaus wohl fühlt. Gegen diejenigen Arbeits- losen, die ihrem Beispiel nicht folgen, kommt der Arbeitszwang zur Anwendung. Diese Maßnahme steht mit dem Völkerrecht vollkommen im Einklang. Denn nach Artikel 43 der Haager Landkriegsordnung hat die besetzende Macht für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und des öffentlichen Lebens in dem besetzten Gebiete Sorge zu tragen und zu diesem Zwecke, soweit die Landesgesetze versagen, durch ergänzende Anordnungen einzugreifen. Zur Auf- rechterhaltung der öffentlichen Ordnung gehört aber zweifellos, daß Arbeitsfähige, soweit irgend möglich, nicht der öffentlichen Wohl- tätigkeit zur Last fallen und durch ihren Müßiggang eine förmliche Landplage bilden, sondern zur Arbeit angehalten werden. Bei der Durchführung der Maßnahmen ist ohne Härte und mit aller tunlichen Rücksicht verfahren worden. Wenn bei der Auswahl der nach Deutschland gesiihrten Personen vereinzelte Versehen vorgekommen und insbesondere auch Leute einbe- griffen worden sind, auf welche die Voraussetzungen der Verord- nung vom 15. Mai 1916 nicht zutreffen, so hängt dies damit zu- sammen, daß sich-die belgischen Behörden häufig der Mit- Wirkung bei der Aufstellung der Listen der Arbeitslosen entzogen oder unrichtige Angaben machten. Es ist Fürsorge getroffen worden, daß solche Versehen so schnell wie möglich wieder gutge- macht werden. Denn es wird mit allem Nachdruck daran fest- gehalten, daß nur solche Personen nach Deuffchland verbracht werben, die öffentliche Unterstützung beziehen, in Belgien keine Arbeit finden und die ihnen in Deuffchland nachgewiesene Arbeit ablehnen. Die nach Deuffchland gebrachten Arbeitslosen werden von Sammelstellen aus, die in Altengrabow , Guben , Cassel, Meschede , Münster , Soltau und Wittenberg eingerichtet sind, nach den Ar- beitsstätten gebracht, wo sie in landwirtschaftlichen und industriellen Betrieben beschäftigt werden. Dabei sind selbstverständlich Ar- beitcn ausgeschlossen, zu denen eine feindliche Bevölkerung Völker- rechtlich nicht gezwungen werden darf. Wenn die amerikanische Regierung Wert darauf legt, wird es einem Vertreter ihrer hiesigen Botschaft gern gestattet werden, sich durch einen persönlichen Besuch über die Verhältnisse, unter denen sich die Leute befinden, zu informieren. Die deuffche Regierung bedauert es außerordentlich, daß durch die lügnerische Preßhetze ihrer Feinde die vofftehend dargelegten Verhältnisse in den Ver- einigten Staaten von Amerika offenbar völlig entstellt worden sind. Ebenso würde sie es, und zwar nicht zum wenigsten im Interesse der belgischen Bevölkerung sehr bedauern, wenn durch diese Ent- siellungen die segensreiche Tätigkeit der Relief Commission irgendwie beeinträchtigt werden sollte. Schließlich kann die deuffche Regierung nicht umhin, auf die Tatsache hinzuweisen, daß die Fortführung der dcuffchen Bc- völkcrung aus den von feindlichen Truppen besetzten Teilen Deutschlands und seiner Kolonien, insbesondere die Verschleppung von Frauen, Kindern und Greise» aus Ostpreußen nach Sibirien , den neutralen Staaten, soviel hier bekannt ist, keinen Anlaß gc- geben haben, bei den beteiligten Regierungen ähnliche Schritte zu tun, wie sie jetzt Deuffchland gegenüber unternommen worden sind. Und doch kann es keinem Zweifel unterliegen, daß diese Maß- nahmen eine gröbliche Verletzung der Gesetze der Menschlichkeit und der Regeln des Völkerrechts darstellen, während nach den vor- stehenden Darlegungen sich die deutschen Maßnahmen mit diesen Grundsätzen durchaus im Einklang befinden." verwaltungsumflurz in Frankreich . Paris , 11. Dezember. Wie„Matin" schreibt, werden die Folgen des Vertrauensvotums vom Donnerstag sich in politischen Maßnahmen von höchster Wich- t i g k e i t in kürzester Zeit zeigen. Briand werde sich am Sonnabend und Sonntag mit Politikern und bedeutenden Persönlichkeiten der industriellen und kommerziellen Welt besprechen. Er beabsichtige zum Zwecke der Wirt- schaftlichen Organisation alle alten Be- stände des Personals der Verwaltungsbe- Hörden aufzulösen. Die Reorganisation des Oberbefehls werde endgültig in die Wege geleitet, so- bald die Vertrauenstagesordnung die neue Zusammen- setzuug des Ministeriums gebilligt haben würde. Die Namen der neuen Minister würden am Dienstag bekanntgegeben werden, und die Minister würden sich am selben Tage der Kammer vorstellen. * Zriedensplane ohne gute Wirkung! Aus New Dork meldet Reuter: GeneralstaatSanwalt Davis erklärte in einer Rede bei einem Essen der Pennsylvania Society, Friedensvorschläge würden im gegenwärtigen Augenblick nicht nur eine Grobheit, sondern auch eine Unverschämtheit sein. Keine Nation habe daS Recht, die Grundlagen zu diktieren, auf Grund deren die Kriegführenden ihre Streitigkeiten zu schlichten hätten. Friedens- plane, die im gegenwärtigen Augenblick vorgebracht würden, würden keine gute Wirkung haben. Daß das„Diktieren der Friedensbedingungen' kein gangbarer Weg zum Frieden ist, ist gewiß. Wer aber deshalb auf jeden Ver- such, zum Frieden zu gelangen, verzichten will, fordert die Fort- setzung des Krieges und sperrt den wichtigen Weg, durch Verstän- digung das Ziel zu erreichen. Die„Deutsche Tageszeitung' hat hier einmal einen Amerikaner, den sie loben wird. Die ölockade Griechenlands . Die griechische Regierung protestiert. Agenzia Stefani meldet: Die griechische Regierung hat gegen die Verhängung der Blockade Einspruch erhoben.