hmterlasseN/ auf dem das FrieidenSgeSaude nicht in dauerchafier Weise, sondern nur wie ans Flugsanid ruhen würde. N u r ein Friede unter Gleichen kann Dauer haben. Nur ein Friede, dessen Grundprinzip Gleichheit und gemeinsame Teilhaberschaft am gemeinsamen Nutzen ist, ist die richtige Geistesverfassung. Die richtige Gesinnung unter den Nationen ist für einen dauerhaften Frieden ebenso not- wendig, wie die gerechte Lösung von streitigen Gebietsfragen oder von Fragen über Raffen- und Stammeszugehorigleit(RoeisI and national allegiance). Die Gleichheit der Nationen, auf die der Friede, wenn er dauerhaft sein soll, gegründet sein soll, ge- gründet sein muh, muh die Gleichheit der Rechte s e i n. Die gegenseitigen Bürgschaften dürfen den Unterschied zwischen Großen und Kleinen, mächtigen und schwachen Völkern, weder ausdrücklich anerkennen, noch stillschweigend in sich begreisen. Das Recht muh gegründet sein auf die gemeinsame Ä r a f t, nicht auf individuelle Rationen, von deren Zusammenwirken der Friede abhängen wird. Gleichheit der Ge- biete oder Hilfsmittel kann es natürlich nicht geben. Ebensowenig irgendeine andere Art der Gleichheit, die nicht'in der gewöhnlichen friedlichen gesetzesmähigen EntWickelung der Völker selbst erworben werde. Wer niemand verlangt oder erwartet irgend etwas, das über die Gleichheit der Rechte hinausginge. Die Menschheit hält jetzt Ausschau nach der Freiheit des Lebens, nicht nach dem Gleichgewicht der Macht. Und etwas Tieferes kommt in Betracht, als selbst die Gleich- berechtigung unter den organisierten Völkern: Kein Friede kann dauern oder verdient zu dauern, der nicht den Grundsatz anerkennt und annimmt, dah die Regierungen alle ihre ge- rechte Macht von der Zustimmung der Regierten ableiten, und dah es nirgends ein Recht gibt. Völker von Machthaber zu Machthaber abzutreten, als wenn sie Eigentum wären. Ich halte es z. B.. wenn ich ein einzelnes Bei- spiel sagen soll, für ausgemacht, daß die Staatsmänner überall darin einig sind, dah es ein einiges, unabhängiges, selb- st ä n d i g e s Polen geben sollte, und dah weiter unverletzliche Sicherheit des LebenS, des Gottesdienstes, der individuellen und sozialen Entwicklung allen Völkern gewährleistet werben sollte, die bis jetzt unter der Macht von Regierungen gelebt haben, die einem Glauben und einen» Zwecke gewidmet sind, der ihrem eigenen feindlich ist. Wenn ich hiervon spreche, so geschieht dies nicht, weil ich wünsche, ein abstraktes politisches Prinzip zu bestimmen, das-denen, welche die Freiheit in Amerika aufzubauen gesucht haben, immer sehr teuer war, sondern aus denselben Gründen, aus denen ich von den anderen Friebensbedingungen ge- sprachen habe, welche mir in klarer Weise unerläßlich scheinen, weil ich aufrichtig wünsche, Wirklichkeiten aufzudecken. Irgendein Friede, der diesen Grundsatz nicht anerkennt und annimmt, wird unvermeidlich umgestotzen werden. Er wird nicht auf den Nei- gungen oder Ueberzeugungen der Menschheit fußen. Das Ferment des Geistes ganzer Völker wirb gegen ihn gewandt und beständig ankämpfen und die ganze Welt wird mit ihnen sympathisieren. Die Welt kann nur dann friedlich sein, wenn ihr Leben auf dauer- hafter Grundlage beruht, und eine dauerhafte Grundlage kann nicht vorhanden sein, wo der Wille sich auflehnt, wo keine Ruhe des Geistes und kein Gefühl der Ge- rechtigkeit. der Freiheit und des Rechtes besteht. Soweit als möglich sollte überdies fedeZ große Volk, das jetzt nach einer vollen Entwicklung feiner Hilfsmittel strebt, eines direkten Ausganges zu den große» Heerstraßen der See versichert sein. Wo dieL durch Gebietsabtretung nicht bewerkstelligt werden kann, wird es sicherlich durch Neutralisierung der Zugangs- wege unter allgemeiner Garantie erreicht wenden können, was an und fiir sich eine Friedenssicherung bedeuten würde. Keine Nation braucht vom Zugang zu den offenen Wegen des Welthandels ferngehalten werden. Und der Seeweg muh gleichfalls durch gesetzliche Bestimmungen wie auch tatsächlich frei sein. Freiheit der Meere ist eine conditio sine gua non für den Frieden» für Gleichheit und Zusammenarbeit. Viele derzeit in Geltung stehende Regeln inter - nationaler Uebung werden zweifelsohne einer radikalen Umarbeitung unterworfen werden muffen, um die Freiheit der Meere tatsächlich zu gewährleisten, und deren gemeinsame Benützbarkeit für die Menschen unter allen Umständen zu sichern. Aber der Beweg- grund zur Einführung derartiger Aendcrungen ist überzeugend und zwingend. Ohne diese Äcnderung kann eS kein Vertrauen und teine guten Beziehungelt unter den Vötkeru geben. Der unnnkcrbrochene freie und unbrdrohte Verkehr von Volk zn Volk i jt ein wesentlicher Teil des Friedens und des Eni- wicklungs Prozesses. Es braucht nicht schwer zu sein, die Freiheit der Meere zu definieren oder sicherzustellen, wenn die Re- Gerungen der Welt den aufrichtigen Willen haben, diesbezüglich zu einer Verständigung zu gelangen. Dies ist ein Problem, welches mit der Begrenzung der maritimen Rüstungen und der Zusammenarbeit der Flotten der Welt, um die Meere sowohl frei als gesichert zu er- halten, eng verknüpft ist. Und die Frage der Begrenzung der maritimen Rüstungen bringt auch eine gröhere und vielleicht schwierigere Frage aufs Tapet: Wie L a n d a r m e e n und jedes Programm militärischer Vorbereitung eine B e» schräntung erfahren könnten. So schwierig und heikel diese Fragen auch fein mögen, sie müssen mit absoluter Uiworeinge- nommcnhcit betrachtet und im Geiste wirklichen Entgegenkommens gelöst werden, wenn anders der Friede eine Besserung bringen und von Dauer sein soll. Ohne Opfer und Konzessionen ist Friede unmöglich. Der Geist der Ruhe und Sicherheit wird niemals unter den Völkern heimisch werden, wenn gro«' schwerwiege itde Rüstungsm ahnahmen da und dort auch in Zuk�ffft platzgreifen und fortgesetzt werden sollten. Die Staatsmänner der Welt müssen für den Frieden arbeiten, und die Völker müssen ihre Politik diesem Gesichtspunkte anpassen, so wie sie fichHtsher auf den Krieg, auf den erbarmungslosen Kampf und auf den Wettstreit vorbereitet haben. Die Frage der Rüstungen, einerlei, ob zu Wasser oder zu Lande, ist jene Frage, welche am unmittelbarsten und einschneidendsten mit dem künftigen Geschicke der Völker und deS Menschengeschlechtes verknüpft ist. Ich habe über diese großen Dinge rückhaltlos und mit der größten Deutlichkeit gesprochen, weil mir ein solches Borgehen not- wend:g erschien, wenn anders der sehnliche Wunsch der Welt»ach Frieden irgendwo frei zum Warte und zum Ausdrucke gelangen sqllte. Ich biu vielleicht der einzige Mensch in hoher- verant- worlungsvoller Stellung unter allen Völkern der Welt, der sich frei
aussprechen kann und nichts zu verschweigen braucht. Ich spreche als Privatmann und doch natürlich zugleich auch als das ver- antwortliche Haupt einer große» Regierung. Und ich bin über- zeugt, daß ich gesagt habe, was das Volk der Vereinigten Staaten von mir erwartet. Darf ich noch hinzufügen, dah ich, wie ich hoffe und glaube, tatsächlich für die Freisinnigen und für die Freunde der Menschheit und jedes freiheitlichen Programms in jedem Volke spreche. Gern würde ich mich dem Glauben hingeben, dah ich auch im Sinne der stummen Masse der Menschheit allerorten spreche, die noch keine Stelle und noch keine Gelegenheit gehabt hat, ihre wirkliche!: Gefühle über das Hinsterben und den Ruin zum Aus- druck zu bringen, von dem sie Menschen und Stätten heimgesucht steht, die ihrem Herzen am teuersten sind. Und wenn ich der Er- Wartung Ausdruck gebe, daß sich Volk und Regierung der Ver- einigten Staaten den übrigen zivilisierten Völkern der Erde zur Sicherung eines dauernden Friedens auf Grund der von mir dar- gelegten Bedingungen anschließen werden, so spreche ich mit um so größerer Kühnheit, mit um so größerer Zuversicht, da für jeden Denkenden klar ist, daß in einer solchen Zusage kein Abweichen, weder von unseren nationalen Ueberlieferungen, noch von unserer nationalen Politik, sondern vielmehr Erfüllung alles dessen liegt, was wir verkündet oder wofür wir gekämpft haben. Ich schlage mithin vor, es mögen sich die Völler einmütig die Doktrin des Präsidenten Monroe als Doktrin der Welt zu eigen machen, daß kein Volk danach streben sollte, seine Regierungsform auf irgendein anderes Volk oder eine andere Nation zu erstrecken, und daß vielmehr es jedem Volke, einem kleinen sowohl wie einem großen und mächtigen, freistehen sollte, seine Regierungsform und seinen Entwicklungsgang unbehindert, unbedroht und unerschrocken selbst zu bestimmen. I ch schlage vor, es mögen in Zukunft alle Völker unterlassen, sich in Bündnisse zu verwickeln, die sie in den Wettbewerb um die Macht hineintreiben, in ein Netz von Intrigen eigennütziger Nebenbuhlerschaft ver- stricke» und ihre eigenen Angelegenheiten durch Einflüsse ver- wirren, die von außen hineingetragen werden. In einem Kon- zert der Mächte gibt es keine verwickelnden Allianzen. Wen»: sich alle vereinigen, um in demselben Geiste zu dem- selben Zwecke zu handeln, so wirken alle in gemeinsamem Interesse und genießen die Freiheit und ihr eigenes Leben unter gemein- samem Schutze. Ich schlage vor: Eine Regierung unter Zu- st im m un g der Regierten, jene Freiheit der M e c r e, die in einer internationalen Konferenz auch andere Vertreter des Volkes der Vereinigten Staaten mit Bercd- samkcit als überzeugte Anhänger der Freiheit, verfochten haben, und eine Beschränkung der Rüstungen, die aus den Heeren und Flotten lediglich ein Werkzeug der Ord- nung, nicht aber ein Werkzeug für den Angriff oder eigen- süchtige Gewalttätigkeit macht. Dies sind amerikanische Grundsätze und ameri- k a n i s ch e Richtlinien. Für andere körntten wir nicht eintreten, und es sind die Grundsätze und Richtlinien vorausschauender Männer und Frauen aller Orten in jedem neuzeitlichen Boll, in jedem aufgeklärten Gemeinwesen. Es sind die Grundsätze der Menschheit und. sie müssen zur Geltung ge- langen. -» Der Text dieser Botschaft ist heute mittag von dem amerikanischen Botschafter Geravd auch dem Auswärtigen Amte übergeben worden._____ Eine Neüe tzelfferichs. Der letzte Gang. Die Präsidenten der Parlamente der verbündeten Staaten waren am Montagmittag Gäste des Staatssekretärs des Innern, Staatsminister Dr. H e l f f e r i ch. Der Staats- sekretär hielt eine Ansprache, in der u. a. ausführte: Die Antwort der feindlichen Machthaber auf den FriedenSvor- schlag unserer Siaatsoberhäupter ist im dreißigsten KriegSmonat eine neue Kriegserklärung, die Erklärung eines Bernichtungs- krieges bis aufS Messer. Wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der weiß jetzt, welche Stunde geschlagen hat. Unsere Völker haben begriffen, bis zum letzten Mann. Unsere Feinde werden begreifen lernen. Wenn sie immer noch sich und der Welt da« lächerliche Ammenmärchen von der Militär käste vor- erzählen, von der ihr Edelmut unsere Völker befreien will,— die Zulammenkunft und die herzliche Uebereinstimmung der ersten Spitzen unserer VolkSverlreiungen zeigt aller Welt aufs neue, daß unsere Feinde falsch spekulieren, daß eS bei uns keine MilitSrkaste sondern nur ein einziges großes BolkSheer gibt, daß unsere Völker in sich und miteinander einig zusammenstehen in dem felsenfesten Entschluß— komme was da wolle— durchzuhalten und zu siegen.' Der Präsident deS österreichischen Abgeordnetenhauses. Dr. Sylvester, der nach dem Staatssekretär sprach, sagte unter anderem: .Die Friedensbotschaft, die von dem Gedanken ausgegangen ist, daß der Stärkere nachgeben solle, ist vergeblich gewesen.' Nun kommt der letzte Gang, der ungemein hart und blutig aus- fallen wird." ' Präsident Sylpestcr schloß mit einein Hoch auf die der- bündetxn Armeen.__ t>ft Internationale und öie Irieöensfrage. Kristiania , 22. Januar. Der Landesausschuß der nor- ftvegischen Arbeiterpartei nahm gestern eine Entschließung an, in der die Einberufung eines internationalen Kongresses verlangt wird, um die Friedensfrage zu behandeln._ Ein sozialistischer Irieüenskanüiöat in Englanü. Der„Manchester Guardian" macht über die Nachwahl in Rossendale , bei der ein Sozialist mtt einem Friedensprogramm auftreten wird, nähere Mitteilungen. Der Sitz, der durch den Uebergang von Lewis Harcourt ms Oberhaus frei geworden ist, soll nach einem Abkommen der Parteien, dem auch die lokale Organisation der Arbeiterpartei beigetreten ist, den Liberalen kampslos überlassen werden. Indes hat in den sozislistischen Arbeiterkreisen die Absicht, mft einem eigenen Kandidaten mft ausgesprochenem Friedensprogramm hervorzutreten, festere Form bekonrmen. Es handelt sich vor- läufig, abgesehen von der Person des Kandidaten, um die
Aufbringung der Wahlkosten. Für die amtlichen Wahlkosten allein sind L<J0 Pid. Sterl. zu erlegen, wozu dann die Kosten der Wahlkampagne kommen. ES ist die Idee geäußert worden, den Betrag durch eine Sammlung unter den Ge- sinnungsgenossen des ganzen Landes aufzubringen. Kandidat wird vermutlich Genosse Albert Taylor, Sekretär der lokalen Schuhmacher-Union, sein. Inter- essant ist, daß Taylor, trotz seiner öffentlich kund- gegebenen friedensfreundlichen Gesinnung, seinerzeit vom Gemeinderat zugleich mit einem Vertreter des Weber- Verbandes als Arbeitermitglied für das Rekrutierungsgericht von Rossendale ernannt worden ist. Bor diesem Gericht machte er dann in eigener Sache seine Gewissensgründe gegen den Kriegsdienst geltend— und dies, trotzdem er als 39 jähriger Mann, der für eine verwitwete Mutter und mehrere Kinder zu sorgen hat, auf Enthebung Anspruch ge- habt hätte. Die Sache ging im Jnstanzenzug bis zum Londoner Appellgericht, das Taylor mit Anerkennung seiner Gewissensbeschwerden vom kombattanten wie vom nicht- kombattanten Armeedienst enthoben, aber ihn beauftragt hat. binnen einer Woche eine„Arbeit im nationalen Interesse" zu finden. Er weigert sich, auch diesem Spruch Folge zu leisten und man erwartet seine Verhaftung. Der Gemeinderat von Rossendale hat ihn, nachdem er vor den: Rekrutierungsgericht in seiner Sache plädiert hatte, von seinem Amte in dieser Behörde enthoben. Ursachen Zer Trepow-Krise. Ter Kampf nm die Zusammenarbeit mit der Duma. Der Erlaß des Zaren an Golitzin hat eine das zaristische System kennzeichnende Vorgeschichte. Er sucht eine Verbin- dung mit den volksvertretenden Körperschaften, aber dasselbe Ziel hat auch der Ministergruppe nicht gefehlt, die Anfang Januar aus dem Amte gesetzt wurve. Ueber den jähen Bruch mit der Gruppe Trepow haben wir neulich schon Mit- teilungen gemacht. Jetzt liegen neue Meldungen dazu vor: Kopenhagen , 22. Januar. Die führenden Petersburger und Moskauer �Zeitungen leben im Micklritt des UntertichtSministerS I g n c t i e w eine bedeutungsvollere polnische Tatsache als im Wechsel auf dem Posten des Ministetpräsidenten. Laut„Rußkoje Slowo" war der Beweggrund des Rücklrills Jgnatiews folgender: Nachdem Trepow im Ministerrat seinen Einschluß, zurück- zutreten, kundgegeben hatte, weil der Zar ohne sein Wissen P r o t o- popow im Amte bestätigt und Dobrowolskij sogar gegen seinen Willen zum Justizminister ernannt habe, stellte stcki die Majorität des Ministerrates auf die Seite Trevows. Finanzminister Bark, NntenichtSminisier I g n a t i e w, Minister des Aeußern P o k r o w S k i j und Handelsminister SchachowSkoj erbalen sich Audienzen beim Zaren und erllärien ihm, der Ministerrat sei fast einstimmig der Ansicht, daß die Hallung Trepows den Staatsinteressen entspreche. Die vier Minister erllärien serner, sie bildeten eine Gruppe im Mini st errate, die nicht in allem mit Trepow übereinstimme, doch seien sie mit ihm darin einig, daß, solange Protopopow Minister des Innern bleibe,«ine Zusammenarbeit der Regierung mit beiden ge- etzgebenden Kammern unmöglich sei. Die Mitarbeit der gesetzgebenden Kammern sei aber in diesem wichtigen Moment für die Erhallung des inneren Friedens iowie für eine Bürgschaft für Erfolge aus den Schlachtfeldern unentbehrlich. Die össentlche Meinung des Landes reagiere stark auf jedeit gegen die ReichSduma gerichteten Akt der Regierung, und jede noch so unbedeutende Unternehmung in diesem Sinne erhalte dadurch den Stempel des grobe» Ereignisses, Jetzt ständen ank selten der Reichsduma auch bei R e i ch s r a t und sogar der Rat des voreingten Adels. Wenn diese drei, alle Klassen und Stände Rußlands repräsentierenden Institutionen, nicht als Vertreter der öffentlichen Meinung gelten sollten, so könne die Regierung in ihrer wetteren Tätigkeit sich überhaupt aus niemand mehr stützen. Alle SemstwoS , StadtdumaS. AdelSkreise. Giaßgrundbesitzer, Industrielle und Vertreter der Wissenschaft sprächen sich unzweideutig für eine Aenderung des Kurses in der inneren Polirik aus und für eine Annäherung der Regierung an die gesetzgebenden Kammern. Solange die dieser Zusammenarbeit sich enlgegenstellenden Hindernisse nicht beseitigt seien, sei für die Regierung jede normale gesetzgeberische und VerwallungStäiigkeit unmöglich. Sollte dieser Standpunli vom Zaren nicht geteilt werden, so ersuchen die vier Minister um ihre Entlaisung. Laut„Rußkoje Slowo" schloß sich der Chef der eigenen Kanzler deS Zaren. T a n e j e w, dem Standpunkt der vier Minister an. Dennoch wurde er vom Zaren verworfen, was zunächst den Rück- tritt Jgnatiews zur Folge hatte. Im Hinblick auf diese Dar- stellung des„Rußkoje Slowo" gewinnen die Meldungen aus Paris und London , denen zufolge Bark. SchachowSkoj und Potrows kij längere Krankheitsurlanbe erhallen haben, einige Wahrscheinlichkeit. ** * Der Zar hätte also nach dieser Darstellung den Stand- puntt der vier Minister verworfen, um ihn alsbald nach Bc- seitigung der Minister m einem Erlaß als seinen Standpunkt kundzugeben. Das wäre eine Höchstleistung der Heuchelet oder eine Höchstleistung schwankender Regierungsführung. Längst gehört es in Rußland zu den Kabinettszielen, mft der Duma vhne Preisgabe von Kronrechten ein Auskommen zu suchen, bei dem es auf die Gewandtheit ankam, die Duma von Fall zu Fall, ohne daß es schädlichen Lärm gab, über deit Löffel zu barbieren. Soll man jetzt annehmen, die Gruppe Trepow habe mft dem guten Verhältnis zu der Volksvettresung Ernst machen wollen und sei darüber zu Fall gekommen? Es gibt russische Kreise, die einer derartigen Auffassung Vorschub leisten und ein Interesse daran haben, Golitzin reaktionärer als Trepow zu nennen. Aber dem stände der Ausgang Trepows, der durch einen Sturm der empötten Duma ge- kennzeichnet ist, durchaus im Wege. Es sei daran erinnert, daß nach der neulich gegebenen Darstellung der Sturz Trepows schon besiegelt war, als er dem Zaren mit dem Hinweis auf die ihn unterstützenden Minister gegenübertrat. Diese Minister sind dann vielleicht lediglich als ein Opfer ihrer engen Verbindung mft Trepow, vielleicht sogar wegen der Form, in der dieser die Gruppe aus- spielte, zu Fall gekommen. Auf den wesentlichen Inhalt dieser Vorgänge dürste der Verlauf deS Ministeriums Golitzin einige Rückschlüsse möglich machen. Einstweilen beginnt es lernen Tag so. daß ihm von seinen Widersachern eine nahe Verwandtschaft mit dem Ministerium Stürmer vor- geworfen wird. Dies« Verwandtschaft ist jetzt durch die Berufung Stuer - iners zum Berater des Auswärtigen Amtes mehr als ein Pergleich geworden. Aber die russische Regierung beeilt sich, die Elttenteländer zu beruhigen. Der russische Botschafter in Paris mußte schleuingst in der französischen Presse bekannt- geben, Stuermers Rückkehr ins Ministerium deS Aeußeren habe nur Titularwert. Gilt dos auch für Ssasonow, der ebenfalls dem Außenministerium an- gegliedert wurde? Aber bei Ssasonows Berufung hielt der russische Botschafter keinen solchen Kommentar, wie er ihn jetzt an die französische Presse ausgibt, fiir notwendig.
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