zu gleicher Zeit mit dem Friedenskongresse ablehnte mit t 498 990 gegen 696 999 Stimmen verworfen. Aber die Mehrheit ist nur dadurch zustande gekommen, daß die Vertreter der Bergarbeiter- gewerkschaft, die 699 999 Stimmen repräsentierten, geschlossen da- gegen stimmten, obwohl eine starke Minderheit unter den Bergarbeitern für die Wiederausnahme der internationalen Beziehungen nach dem Kriege ist. Der .Manchester Guardian" faßt sein Urteil über das Stärkeverhältnis der Gruppen, die für die Wiederaufnahme der internationalen Beziehungen nach dem Kriege sind und die dagegen sind, dahin zu- sammen, daß das Stärkeverhältnis ungefähr so wie in Frankreich sei, wo die Berufung des Internationalen Sozialiftischen Bureaus bekanntlich nur mit der schwachen Mehrheit von 1537 gegen 1497 Stimmen abgelehnt worden ist. Auf dem Kongreß sprachen als Vertreter der franzästschen Mehrheit Pierre Renaudel und als Vertreter der Minderheit Jean Longuet . dessen Erklärung zur Landesverteidiauna sehr bemerkenswert ist. Er verlangte, daß die Bedingungen der Kriegführenden ohne Vorurteil geprüft würden und erklärte, daß sie inzwischen in der nationalen Vertei- digung ihres Lande? beharren würden. Seit Krieg?- beginn habe die französische sozialistische Partei für die Kriegs- k r e d i t e gestimmt und würde unter gleichen Bedingun- gen dasselbe wieder tun. Jean Longuet bekennt sich also ausdrücklich zur nationalen Verteidigung und lehnt den Verteidigungsnihilismus, wie ihn in Deutschland die Svartakus- leute predigen, mit schroffster Eindeutigkeit ab. Seme Stellung ist von denselben leitenden Grundsätzen beherrscht, die die sozialdemo- kratische Partei in Deutschland vertritt. Der Kongreß protestiert gegen die Verwendung far- biger Arbeiter in England, sprach sich für hohe V e r- mögens- und Einkommen st euern aus und verlangte, daß die Pensionen entsprechend der Kriegsteuerung bemessen werden und von den Umernebmern nicht in die Löhne eingerechnet werden dürfen. Für das Ausland ist am wichtigsten die Debatte über die Stellung der Arbeiterklasse zum Schutzzoll. Der rühmlich bekannte Pazifist S n o w d e n berief sich auf den Be- schluß der Konferenz, der für die Zeit nach dem Kriege eine Liga der Nationen zur Erhaltung des Friedens verlangte und erklärte, daß eine solche Liga nicht bestehen könnte, wenn die eine Mächtegruppe auf den wirtschaftlichen Ruin der anderen hinarbeite. Eine Eni- schlictzung, welche die Stellung zur Schutzzollpolitik bis nach Kriegs- ende vertagen wollte, wurde abgelehnt; die Entschließung für den Freihandel und gegen die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonfcrenz wurde, nachdem sie noch von dem Vertreter der Bergarbeiter befür- wartet worden war, fast ein st immig angenommen. Also hat der Arbeitsminister H o d g e mit seiner Schutzzollpolitik eine d e u t- lichc Absage erhalten. Freilich darf nicht übersehen werden, daß der Kongreß von der Fülle des Materials bedrängt, die Schutzzoll- frage in aller Hast erledigte und sich mit seiner Entschließung in einen gewissen Gegensatz zu dem im September in Birmingham ab- gehaltenen Gewerkschaftskongreß setzte. Damals wurde ebenfalls eine Entschließung»mit Rücksicht auf die Bemühungen, die gewerkschaftlich für eine Aenderung der Wirtschaftspolitik mit dem Schutzzoll als Hauptziel zu gewinnen" für den Freihandel eingebracht. Der Gewerkschaftskongreß strich mit 1 642 999 gegen 619 999 Stimmen die Berufung auf die schutzzöllnerischen Tendenzen und erklärte sich für den Antrag des Vertreters der Glasbläser I. S t o k e s, der die Einfuhr von Waren eingeschränkt oder verboten wissen wollte, die mit niedrigeren Löhnen oder unter schlechteren Arbeitsbedingungen, als in England herrschen, hergestellt werden.
I Für die innere Entwickelung der Arbeiterpartei ist noch der Beschluß wichtig, �den Einfluß der sozio listischen Par- tei im leitenden Komitee zu vermindern. Bisher bestand der Arbeiterkongreß aus drei Abteilungen, deren jede ihre eigenen Vertreter in die Leitung wählte: Aus der Gewerkschafts- abteilung, welche weitaus am größten ist und welche gegenwärtig 11 Mitglieder der Leitung wählt, aus der sozialistischen Abteilung, welche drei Mitglieder der Leitung bestimmt, und aus dem Ge- werberat und der Arbeiterpartei mit je einem Mitglied. Walk- den brachte mit geringer Mehrheit einen Antrag durch, wonach die Leitung, die aus 16 Mitgliedern einschließlich eines Zahl- meisters besteht, nicht mehr nach Sektionen, sondern durch Ab- stimmung von der Konferenz gewählt werde. Organisationen mit über 599 999 Mitgliedern sollten zu zwei Nominierungen berechtigt sein. Der Antragsteller bezeichnete die bisherige Wahlart als durchaus undemokratisch, weil ein V i e r t e l der Leitungsmit- glieder von den sozialistischen Parteien gestellt würden, die auf dem Arbeiterkongreß nur den fünfundvierzig st en Teil der Stimmen verträten. Mus Industrie und Kandel . Ttaatskredite für die deutsche Schiffahrt. Der Bundesrat wird sich in der allernächsten Zeit mit einer Vorlage beschäftigen, die die Gewährung hoher Kredite des Reiches an die Reedereien vorsieht. Dadurch wird die deutsche Schiffahrt, die im Kriege in bedauerlicher Weise ge- litten hat, die Mittel zu dem Wiederaufl'au ihrer für alle Volksklassen notwendigen Handelsflotte gewinnen. Tie Bc- sitzer fast aller Schiffahrtswcrte, besonders die Aktionäre der Hamburg -Amerika -Paketschiffahrtsgesellschaft(Hapag ) und des Norddeutschen Lloyd haben zwei dividendenlose Jahre hinter sich. Die Kredite werden natürlich nicht bewilligt, damit die Gesellschaften noch während des Krieges Dividende zahlen. Tic mageren Jahre sind also noch nicht vorüber, aber immerhin ist der Wiederaufbau unserer Handelsflotte sowohl für die Aktionäre ein Trost, wie auch, was weit wichtiger ist, für die Volkswirtschaft des Deutschen Reiches eine unbedingte Notwendigkeit. Die Kredite werden natürlich verzinst und getilgt werden müssen, sobald die Gesellschaften dazu irgend in der Lage sind. Ihre Dividende wird daher für absehbare Zeit über eine mätzige Höhe nicht hinausgehen dürfen. Das Reich kann zugleich die Gelegenheit vortrefflich nützen, seinen durch die Kreditgewährung erworbenen Einfluß allgemeinen Zwecken nutzbar zu machen und Monopolbestrebungen aus- zuschalten, die vielleicht diesen oder jenen Großindustriellen bei der Erwerbung von Schiffahrtsaktien leiten. Die Ge- Währung der Kredite, die eingeweihten Kreisen sickierlich be- kannt war. erklärt auch die relativ feste Haltung der Schiff- fahrtswerte in der augenblicklichen politischen Krise. Börsen und U-Boot-Krieg. Die Berliner Börse war am Sonnabend eher fest, wenn das Geschäft auch sehr gering blieb. Solange das Publikum sowohl mit Verkäufen wie mit Käufen zurückhält, vollzieht sich der geringe Umsatz fast nur zwischen Börsenbesuchern, die be- kanntlich auf jede Nachricht reagieren, ohne sich durch �u grotze Bedenklichkeit hemmen zu lassen. Daher sind auch die Kurse nur mehr oder minder nominell. Zu der leichten Befestigung am Sonnabend hat vorzüglich die kleine Steigerung des
Markkurses m New Aork von 66.73 auf 67 Tollars für Mark beigetragen, was sich ähnlich wie die Stetigkeit des Mark beigetragen. Sonst war aber die New Aorker Börse. was sich ähnlich wie die Stetigkeit des Markkuiies in Zürich und Amsterdam aus politischen Befürchtungen erflären dürfte, wieder ziemlich flau, wenn sich auch die Kursrückgänge der meist gehandelten Papiere in viel engeren Grenzen als a:n Donnerstag hielten und höchstens 3 Dollar betrugen. Dir Rheinische Maschinen-»nd Metallwarenfabrik A.-G. wird ihre Dividende von 13 auf 29 Proz. steigern und außerdem an die Aktionäre 19 Proz. gesondert in Form eines Bonus ausschütten. Sobald die genauen Abschlußziffern vorliegen, kommen wir auf das Unternehmen zurück, das vor dem Kriege gegen den über- mächtigen Krupp nicht aufkam und im Kriege zu einem der größten deutschen Unternehmen der Rüstungsindustrie geworden ist. Auch die erhöhte Gewinnausschüttung gibt nur ein lächerlich schwaches Bild von den tatsächlichen Verdiensten dieser Gesellschaft, die ibrc riesigen Erweiterungsbauten aus den laufenden Betriebseinnahmen bestritten hat. Eine Reichszicsrlstrlle ist gegründet worden, um das Ziegel- gewerbe in ähnlicher Weise zusammenzufassen und zu vertreten wie der Deutsche Zementbund die Zementindustrie.
Gericktszeitung. Wem gehört die Werkstatt? Mehrere Termine vor der Kammer 1 des GewerbcgerichtS waren erforderlich, um Klarheit darüber zu schaffen, wer als Ar- beitgeber des Klägers, eines Büglers, in Frage kommt. Ter Kläger beanspruchte Schadenersatz wegen kündigungsloser Ent- lassung und nahm dafür du Firma Cohn u. Rosenbaum, M o h r e n st r. 44, in Anspruch, die er ans folgenden Gründen als seine Arbeitgeberin ansieht: Durch ein Zeitungsinserat wurde ein „tüchtiger Bügler gesucht für das Atelier von Cohn u. Rosenbaum, Kronenstr. 47". Der Kläger ging dortbin. An der Eingangstür der Werkstatt sah er ein Sch'ld:„Atelier der Firma Cohn u. Rosen- bäum." Eingestellt wurde der Kläger durch die Leiterin der Werk- statt, Fräulein Meczikowski, die ihn auch später entlicß. Der Kläger hielt das Fräulwn für eine Angestellte der Firma und glaubte, er sei bei der Firma Cohn u. Rosenbaum beschäftigt. Gegen diese richtete er deshalb seinen Klageanspruch. Bor Gericht behauptete jedoch der Vertreter der Firma, der Kläger bab? in keinem Arbeitsverhältnis zu ihr gestanden, die Firma beschäftige überhaupt keine Bügler, das Atelier in der Kronenstraße 47 gehöre nicht der Firma, sondern dem Fräulein Meczikowski. welche dort ein selbständiges Gewerbe betreibe, allerdings nur für die Firma Cohn u. Rosenbaum zu arbeiten verpflichtet sei. Als Gegenleistung für diese Vervslichtung zahle die Firma für die Atelierräume Miete, Beleuchtung, Reinignne. auch die Maschinen und sonstigen Einrichtungen des Ateliers seien auf Kosten der Firma angcschassr worden.— Alle diese Umstände sprachen dafür, daß es sich in Wirk- lichkcit um eine Betriebswerkstott der Firma Eobn u. Rosenbaum bandelt, die als Arbeilgeberin der in der Werkstatt beschäftigten Arbeitskräfte zu gelten bade. Um völlige Klarheit über diese Frage zu schaffen, hatte das Gerick: zum letzten Termin das persönliche Erscheinen der Firmeninhaber angeordnet. Diese erklärten nun- mehr, den Einwand ihrer Passivlegitimation fallen zu lassen, das heißt, sie bekantcn sich als Arbeitgeber des Klägers, jedoch nur für den vorliegenden Fall und um die Entscheidung des Prozesses nicht hinauszuziehen. Verbindlichkeiten für die Zukunft wollten die Firmeninhabcr aus ihrer Erklärung nicht hergeleitet wissen, da sie nach wie vor behaupten, F-aulein Meczikowski betreibe in den Räumen der Firma ein selbständiges Gewerbe.— Die Ansprüche des Klägers wurden schließlich durch einen Vergleich erledigt.