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lr. 41 34. 3ahrrang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag. 1. februar 1917.

Aus Groß- Berlin.

Groß- Berlins Milchversorgung.

Zu einer Besichtigung der Fettstelle Groß- Berlin( Abteilung Milch)" hatte ihr Leiter, der Stadtrat Simonsohn, gestern Ver­treter der Presse eingeladen. Was er über den jebigen Stand der Milchversorgung Groß- Berlins mitteilte, war nichts weniger als tröstlich. Wir wissen's ja alle aus eigener Erfahrung, wie geringe Milchmengen jetzt nach der Reichshauptstadt und ihren Vororten gelangen. Die 270-280 000 Liter pro Tag, die nur noch hier ein­geführt werden, und die etwa 85 000 Liter der 766 Abmelhvirt­schaften Groß- Berlins tönnen kaum dem allernotwen= digsten Bedarf genügen. Alle Gebiete in und außerhalb der Proving Brandenburg, die sich überhaupt noch an der Milch­lieferung nach Groß- Berlin beteiligen die entfernteren haben längst damit aufgehört liefern sehr viel geringere Mengen als in Friedenszeiten. In schroffem Gegensatz zu den verfügbaren geringen Milchmengen steht der große Aufwand, den die Regelung der Verteilung unter die Händler und Verbraucher erfordert. Die im Hause Poststraße 6 untergebrachten Bureaus der Milchverfor­gung nehmen einen großen Teil des Vordergebäudes, des Seiten­flügels ein und beherbergen nicht weniger als 360 Angestellte, meist weibliche, die von früh bis spät mit der Erledigung des um­langreichen Schreibwerks beschäftigt find. Je weniger Milch her­einkommt, desto schwieriger ist die Aufgabe, fie möglichst den jenigen Verbrauchern auzuführen, die ihrer am meisten bedürfen, den Säuglingen, den Kindern bis zu sechs Jahren, den schwangeren Frauen und stillenden Müttern und zum Teil auch den Kranken. Ein ausgebreiteter Verwaltungsapparat ist nötig, um die von den Landwirten bis zu den Bahnhöfen Ber­line gelieferte Milch durch Vermittelung mehrerer Großfirmen an die Milchhändler zu leiten, die sie teils selber verkaufen, teils an fleinste Händler weitergeben. 5000 Händler kommen in Frage, darunter 1000. mit allerkleinstem Unjab, deren anfänglich beab­ſichtigte. Ausschließung von der Mildversorgung unterblieben ist, weil sie ihnen den Ruin gebracht hätte. Die geplante Lieferung von Magermilch für Familien mit 6-10jährigen Kindern soll nun endlich zustande kommen, aber leider wird pro familie nicht mehr als 1 Liter in der Woche(!) verfügbar sein. Das unberechtigte Vorurteil gegen die Magermilch, die ja alle Milchbestandteile auzer der Sahne enthält, würde jest gewiß ichibinden, wenn nur recht viel Magermilch zu haben wäre.

Wirtschaft, Horatio!

Vom Kriegsausschuß für Konsumenteninter= effen wird uns geschrieben:

zeige Verpflichteten zu prüfen. Anzeigepflichtige, denen ein An­zeigebordrud bis zum 15. d. Mits. nicht zugestellt worden ist, können einen solchen beim Statistischen Amt der Stadt Berlin , Poststr. 16, 3 Treppen, erhalten.

Der Sozialdemokratische Wahlverein Berlin III hat sich am

bei der Entnahme der Speisungskarten für die Woche vom 19. bis 25. Februar außer den Fleisch- und Kartoffelfarten auch die Lebensmittelkarte zur Abtrennung des Abschnitts 28 vorlegen. Dieser Abschnitt ist auch dann abzugeben, wenn nur eine halbe Vortion Essen entnommen wird. Gleichzeitig wird darauf hin­gewiesen, daß bis auf weiteres, da eine entsprechende Gegenleistung gewährt wird, vier gültige( gestrichelte) Abschnitte der Kartoffel- Freitag in einer Versammlung in Gewerkschaftshause konstituiert. karte für jede Woche und Portion abgegeben werden müssen. Nach einem Referat des Genossen Wilhelm Pfannkuch wurde In der Woche vom 12. bis 18. Februar können auf Abschnitt 31 cine Resolution, die sich mit der Politik der Fraktionsmehrheit der Berliner Lebensmittelkarte höchstens 4 Pfund Kohl einverstanden erklärte, einstimmig angenommen und folgender pro­rüben entnommen werden. Der Preis für ein Pfund visorischer Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender: Aug. Pohl, Sauerkraut, das auf Lebensmittelfartenabschnitt abgegeben 2. Vorsitzender: Karl Buchmann, 1. Stassierer: Georg Felsmann, wird, beträgt 20 Pf. 2. Kassierer: Wilh. Abeling; 1. Schriftführer: Hugo Tschachtichal, Die Rüdgabe der Speisefettkarten- Mittelstüde ist bei Beginn 2. Schriftführer: Walter Oliver; Beisiger: Stefan Friß, Alfred der neuen Ausgabeperiode nicht erforderlich; es ist im Gegenteil Fröhlich, Frau Schröder; Revisoren: Alexander Fröhlich, Karl sehr erwünscht, daß die Käufer dem Butterhändler die Mittelstücke Strebs und Aug. Radke.- 3ahlstellen für den 3. Kreis sind: der alten Speisefettfarten vorlegen, wenn sie zum ersten Male Felsmann, Lindenstr. 2, Bigarrengeschäft; Fischer Sebastianstr. 52, auf die neuen Speisefettfarten Waren taufen, da dem Händler Bigarrengeschäft; Radke, Neue Jafobstr. 1, Restaurant; Lange, dadurch das Auffinden in der Kundenlifte erleichtert und die Ab- Köpenicker Str. 47, Restaurant; Echatom, Stallschreiberstr. 6, fertigung der Kundschaft beschleunigt wird. Restaurant; Abeling, Dresdener Cir. 17, Zigarrengeschäft; grib, Vorwärtserpedition, Prinzenstr. 31; Gabron, Simeonstr. 18, Restaurant.

Batocki gegen die Kundenliste.

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Der Präsident des Kriegsernährungsamts hat den Kommunal verbänden ein Rundschreiben über die zweckmäßigste Art der Lebens- Zur selben Stunde fonstituierte sich, ebenfalls im Gewerf= mittelverteilung durch die Gemeinden zugehen laffen, dem zwei schaftshause der Sozialdemokratische Verein Berlin IV. Hier hielt Rundschreiben ist dadurch besonders bemerkenswert, daß es sich mit Resolution einstimmig angenommen, die die Quertreibereien aufs Muster Lebensmittelfarten beigegeben find. Das Genosse Klingler den einleitenden Vortrag, und es wurde eine großer Entschiedenheit gegen die Kundenliſten und für die Frei- schärfte verurteilt. Dann erfolgte die Wahl des provisorischen zügigkeit beim Lebensmitteleinkauf ausspricht.

frauensleute:

Vorstandes, der sich aus folgenden Genossen zusammensetzt: Das neue, von Batocti empfohlene System sieht eine Vor- Als Vorsitzende: Karl Klingler ( Kochhannstr. 15) und Wilhelm bor. Gegen Abgabe eines Bezugsabschnittes erhält der Verbraucher eigner; als Schriftführer: Mich. Kayser und Martha Hoppe; als anmeldung des Bedarfs durch Karten mit Bezugsabschnitten Mann; als Kassierer: Alban Welker( Perfiusstr. 1) und Hermann eine vom Kleinhändler handschriftlich, mit seinem Firmenstempel Beisiger: Hugo Pößsch, G. Buchmann und Franz Rusch. Als Ver­oder sonstwie beliebig gekennzeichnete Quitting. Auf Grund der gesammelten Bezugsabschnitte, die an die Gemeindebehörde oder den Platz 14/15; Köpenider Viertel: Herm Guiard, Wrangelstr. 66; Görlitzer Viertel: Paul Böhm, Lausiber Großhändler zu übermitteln sind, erfolgt von dieser die Zuteilung Stralauer Viertel: Friedr. Schlienz, Simplonstr. 37; Landsberger der Ware an die Kleinhändler. Die Weitergabe der Ware an den Biertel: Mar Knappe, Allensteiner Str. 26; Petersburger Viertel: Verbraucher darf nur gegen Rückgabe der Quittungen erfolgen. Die Karl Schrader , Rigaer Str. 100; Frankfurter Viertel: Mar Saffen, zurückgegebenen Quittungen dienen gleichzeitig als Stontrolle der Barnimstr. 36. Anmeldungen nehmen die Vertrauensleute Kleinhändler durch die Gemeindebehörde dahin, ob sie die ihnen und die nachfolgenden Gastwirte bzw. Bigarrenhändler auf Grund der abgelieferten Bezugsabschnitte zugeteilten Waren- entgegen: Otto Geisler, Stalizer Str. 59; Herm. Schley, Wrangel­mengen richtig dem Verbraucherpublikum übermittelt ftraße 61; Baul Weister, Wrangelstr. 22; Herm. Daus, Lausiber haben oder ob noch Nestbestände bei ihnen vorhanden sind. Diese Straße 46: Gülzow , Dirschauer Str. 17; Rich. Gerhardt, Stralaner Kontrolle ist von Wichtigkeit infofern, als durch sie den Kleinhänd- Alee 23; Wilh. Vogel, Hufelandstr. 14; Aug. Spannemann, Basteur­lern die Möglichkeit genommen wird, nicht oder nicht rechtzeitig ab- straße 30; Sarl Kühn, Schreinerstr. 58. Die Parteigenossen werden verlangte Waren an nicht empfangsberechtigte Kunden zu leiten. ersucht, sich unter Borlegung ihres Mitgliedsbuches an einer dieser Der Verbraucher ist bei diesem System nicht an einen be- Stellen zu melden. stimmten Kleinhändler gebunden, bielmehr berechtigt, Dank der eigentümlichen Verieilungspolitik der Brotkarten- bor jeder neuen Verteilung einen anderen Kleinhändler zu wählen. fammlung des Verbandes der Kohlenkleinhändler Die Kohlenkleinhändler über die Kohlennot. In einer Ver­gemeinschaft ist es glücklich dahin gekommen, daß am Freitag die Durch dieses System soll weiter erreicht werden, daß das Publikum wurde auf die nicht ganz klaren Bestimmungen über den Kohlen­größte Brotfabrik, die Konsumgenpijenschaftsbäderei ohne zeitraubendes Warten die Ware in den von ihm gewählten verkauf hingewiesen. Insbesondere führe das Verlangen, Kohlen, in Lichtenberg , bei der jede unrechtmäßige Verwendung des Geschäften erhält. Denn der Kleinhändler verfügt in jedem Falle die sich in den Lagerräumen der Händler befinden, restlos an Mehis ausgeschlossen ist, nicht ein Pfund Mehl befaß und über die zur Befriedigung seiner gesamten Kundschaft erforderlichen jedermann zu verkaufen, zu Härten gegen diejenigen Näufer, die ihren Betrieb nicht beginnen tonnte. Durch ein dringendes Tele- Warenmengen zu den im voraus zu bestimmenden Zeiten. Schließ- tagsüber ihrer Arbeit nachgehen und auf diese Weise teine Kohlen gramm an den Oberbürgermeister hat der um Unterstüßung ge- lich ist jede Bevorzugung von Kunden unmöglich, da erhalten können. Die Versammlung faßte den Beschluß, während betene Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen eine gewisse dem Kleinhändler nur die durch Bezugsabschnitte nachgewiesene der Anfuhr und des Abladens vor den Kohlengeschäften Kohlen Abhilfe erreicht. Aber man stelle sich nur vor, daß auf der einen Wareninenge zur Verfügung steht. Seite wohl alle Groß- Berliner Gemeinden als Ersatz für Kar­toffeln und Kohlrüben Brot versprechen, für deren Bereitstellung jedoch keinerlei Sorge trugen, sondern im Gegenteil den Brunnen vollkommen versiegen ließen. Das geschieht, obwohl seit Monaten die 12 größten Brotfabriken darauf hingewiesen haben, daß fie zur Bermeidung einer Katanrophe unbedingt eine Mehlrejerve für 1 bis 2 Wochen haben müßten. Bergebens. Umsonst haben sie darauf hingewiesen, daß in temperierten Räumen gelagertes und ordnungsgemäß vorbereitetes Mehl weit ausgiebiger ist als folches, das bei großer Kälte im lekien Augenblic herangeschafft und sofort verarbeitet wird. Der Kommunalverband Groß- Berlin blieb taub. Es ist wirklich die höchste Zeit, daß in allen Stadtpar­lamentén über diese Dinge einmal deutlich und nachdrücklich ge­sprochen wird.

Berliner Lebensmittelnachrichten.

350 Gramm Fleisch sollen in der nächsten Woche gegeben werden.( Diese Erhöhung der Ration erstreckt sich übrigens auf alle Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern.)

Die Teilnehmer an der städtischen Volksspeisung müssen in der Zeit vom Montag, den 12., bis Donnerstag, den 15. d. Mts.,

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Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Zapolska.

Der Offizier lehnte jegt gegen die Wand und schien zu fchlafen. Doch umflammerte er den Revolver, den er in den Falten des Mantels verbarg. Er war leichenblaß, der Schweiß rannte ihm von der Stirn. Klizki blickte ihn an.

Er erschien ihm ganz ruhig und erschöpft. ,, Gehen Sie doch schlafen und lassen Sie uns auch schlafen", redete er beschwichtigend auf ihn ein.

Aber faum hatte er die Worte gesprochen, als der Offizier die Hand ausstreckte und einen Revolverschuß abfeuerte. Da­bei schrie er nach dem Wirt.

und Verordnungen der Gemeinden über die Einführung solcher Dem Rundschreiben sind Entwürfe für die Bekanntmachungen Lebensmittelfarten beigegeben.

Erhebung der Vorräte an Brotgetreide, Mühl und Hülsenfrüchten.

Dle vom Magistrat der Stadt Berlin an Bäder, Konditoren und Händler abgegebenen Vorräte von Brotgetreide, Mehr oder Sülsenfrüchten, die am 15. Februar noch vorhan­den sind, müssen dem Statistischen Amt der Stadt Berlin , Post­straße 16, bis zum 17. Februar angezeigt werden.

Die Anzeigepflicht erstreckt sich nicht auf Vorräte des Reichs, cines Bundesstaats, der Militärverwaltung, der Reichsgetreide steile, der Beniral- Einkaufsgesellschaft m. b. S., der Reichsgersten­gesellschaft m. b. H. oder der Reichshülsenfruchtstelle, ebenso nicht auf das von der Reichsgetreidestelle( Reichsfuttermittelstelle) zur Berfügung freigegebene Brotgetreide und Mehr.

Die vom Magistrat beauftragten Beamten und Vertrauens­feule find befugt, zur Ermittelung richtiger Angaben alle Auf­bewahrungsorte, wo anzeigepflichtige Vorräte zu vermuten find, zu durchsuchen und die Geschäftspapiere und-bücher des zur An­

,, Hier in Polen machen die Polizeibeamten, was sie wollen! Und am schlimmsten ergeht es den Frauen und den Juden...

größere Lieferungen werden in allen Kohlengeschäften angenommen, nicht zu verkaufen. Während der Kohlenknappheit soll ferner nicht mehr als ein Zentner abgegeben werden. Bestellungen auf fönnen aber nur, soweit der Vorrat reicht, beim Eintreffen neuer Sendungen ausgeführt werden.

Bem Kohlentransport. Der Oberbefehlshaber in den Marfen hat den Bolizeiberipaltungen in Groß- Berlin folgende Anweisung zugehen lassen: Bur möglichsten Ausnüßung der für den Stohlen­transport verfügbaren Lastkraftwagen und Gespanne iſt es viel­fach nicht zu umgehen, daß diese die Kohlen zunächst auf die Straße abladen. Giwaige entgegenstehende polizeiliche Vorschriften sind daher bis auf weiteres nicht anzuwenden. Nur soweit dringende Verkehrsverhältnisse die volle Freiheit der Straße unbedingt erfordern, ist die Stohlenladung zu verhindern.

wegen der Schwierigkeiten in der Seranschaffung von Heizmaterial Auch eine Folge des Kohlenmangels. In Köpenid ist das Gerichtsgefängnis gefchloffen worden. Die 13 Jn­fassen wurden Berliner Strafanstalten zugeführt.

infolge des Taupetters gemeldet. Ueber 200 Wafferrohrbrüche wurden am gestrigen Sonnabend

X.

Das Erwachen des Löwen. Der arme Gnat. Die Geschichte mit den Flaggen. Der Herr Polizeimeister macht Geschäfte. Blöglich erschien auf dent Korridor die Gestalt eines Nicht wie ein Untergebener zum Vorgesetzten, sondern schlanken, hochgewachsenen Mannes in einem grauen Anzug. wie ein unbefriedigter Spießgefelle drang Markowski in Er schien wie von Stahl. Sein Haar und Schnurrbart waren Tagejews Schlafzimmer ein. blond, die Gesichtshaut fahl, die Augen grau und fühl, aber war, herrschte hier noch Dunkelheit. Nur das kleine Lämpchen, Dbgleich es fchon heller Lag von einem seltsam durchdringenden Blick. das vor dem Heiligenbild brannte, glommt wie ein Sternchen in der Luft. Tagejew schlief und feuchte schwer. Er wurde immer dider und schwanim in seinem Fett. Die behaarten Hände hatte er auf die Brust gelegt, von der das mit Vögelit bestickte Hemd herabglitt. Starter Tabakduft erfüllte das Schlafzimmer.

"

Verzeihen Sie, meine Herrschaften," fagte er in reinstem Polnisch, ging an Stlikti und an der Jüdin vorbei, neigte leicht den Stopf und verschwand hinter der Tür eines Zimmers. ,, Wie kommt der plößlich hierher?" fragte Sligt. Das ist ein junger Gutsbesitzer aus Litauen , er kommt wahrscheinlich aus dem Restaurant."

Wieder ertönte die trunkene Stimme des Offiziers, der sein Lied weiterfang.

"

Slizki rannte in sein Zimmer, um seine Stleidung zu er­gänzen und dem Offizier sodann die Waffe zu entreißen, aber inzwischen gelang es diesem endlich, die Tür zu seinem Zimmer Das geht so die ganze Nacht!" sagte die Jüdin. Er zu öffnen. Er fiel angekleidet auf das Bett, und nach einer singt und zerreißt die Steppdecke mit den Sporen. Der Wirt Weile hörte man, wie er mit lauter Tenorstimme die Mond - würde ihm gern etwas draufzahlen, wenn er nur fortwollte, nacht" von Rubinstein zu Buschkins Worten sang. aber er meint, die Ehre seines Regiments gestatte ihm das nicht."

Der Wirt tam jest leise herbei und schloß die Tür zu dem Zimmer des Offiziers.

Die bleiche Frau fragte Klikti besorgt, ob er nicht ver­wundet sei, dann schüttelte sie den Kopf und sagte:

Sie schneuzte mit der Rase, streifte das Haar aus der Stirn und sagte:

Es ist Zeit, schlafen zu gehen, gute Nacht!" Ich reise als Sängerin viel in der Welt umber, habe Dann fügte sie hinzu, als wollte sie sich vorstellen: viel gesehen und erlebt, aber das hier übertrifft doch alles!"" Ich heiße Rosa Montag, Konzertfängerin! Habe im -Warum bleiben Sie denn hier?" fragte Rizki mechanisch. Konservatorium in Bilna studiert... Gute Nacht, mein In den Augen der Frau schienen Tränen zu gligern. Herr!" " Ich muß! Ich sagte Ihnen schon, daß ich als Pfand Seufzend ging fie in ihr Gefängnis und schloß die Tür hier zurückgelassen worden bin. Meinem Impresario, einem hinter sich ab. fleinen Juden, der mit mir und noch vier anderen Konzert­leuten umherreift, ist das Geld ausgegangen. Der Hotels einzuschlafen. Zwischen feinen beiden Nachbarn gelang es Auch Stligki kehrte in sein Zimmer zurück und versuchte wirt borgte ihm Reisegeld und behielt mich als Pfand hier. ihm aber schwer. Der Offizier fluchte, fang und spuckte, und Vor drei Tagen schickte der Impresario das Geld, aber dieser Rosa Montag schluchze, schneuzte sich geräuschvoll und Schuft, der Teufelsterl behält den Paß und will ihn mir seufzte. nicht herausgeben." Stlikti wälzte sich in seinem Bett von zweifelhafter Sauber­Sie nannte den Namen nicht, als hätte sie Angst, ihn feit und sah sehnsüchtig dem Morgen entgegen. auszusprechen. Unter Tränen fuhr sie fort: Vor seinen Augen tauchte das Bild der Fremden mit den Er schleicht mir nach, aber ich mag ihn nicht. Wenn seltsam beunruhigenden Augen auf. Sie hatte ihn als Guts ich meine Gunst erweise, will er mir den Paß sofort besiger bezeichnet. doch iah er wie ein ehemaliger Militär aus. herausgeben und mich weiterreisen lassen. So ein gemeiner Der stramme Gang und diese Augen Mensch!"

Sie trocknete mit ihrem schwarzen Schal die Tränen, die über thr blaffes, vergrämtes Gesicht flossen.

Klipfi hatte sehr bald erraten, daß es sich um Tagejew handelte.

Der Morgen graute langfam. Ein häßlicher, düsterer Tag zog schüchtern herauf. Der Dffizier hatte sich beruhigt Roja Montag hatte aufgehört zu feufzen und zu flagen. Stligki fielen die Lider unwilltürlich zu. Seltjame Augen!" flüsterte er schon halb im Schlaf

Martowski zog den grauen Vorhang vom Fenster zurück. schnarchte auf, fuchtelte mit der Hand und stammelte etwas Ein unangenehmer plöglicher Lichtstrahl weckte Tagefew. Er achtung an und zog den Vorhang am zweiten Fenster ebenso vor sich hin. Markowski sah Tagejew mit unverhohlener Ver­plöglich zurück. So viel blendendes Licht kommte Tagejci nicht vertragen.

Wer ist hier?" fragte er mit glozenden Augen. Ich bin es! Ich komme, Bericht erstatten." Zagejew richtete sich seufzend in seinem Bett auf. ,, O, Gott ! Sic follten mich noch ein wenig schlafen laffen!"

"

Die Kanzlei ist voll Menschen!" entgegnete Mar­towski barsch.

Es wird nicht so schlimmt sein!"

Im Speisezimmer stellte Statjuscha, cin aus Rußland

ich komme fofort!" sagte Tagejew, indem er noch schläfrig mitgebrachtes Dienstmädchen, den Samovar auf den Tisch. Gehen Sie nur hinein und trinken Sie Tee, lieber Freund, aus dem Bett stieg.

Nach einigen Minuten saß er ungewaschen, aber in Bein­leidern, Pantoffeln und grauer Joppe am Samovartisch, dem blassen, unausgeschlafenen Markowski gegenüber.

,, Nun, wie seid ihr gestern mit dem blöden Kerl aus Strafau fertig geworden?"

" Fertig geworden sind wir schließlich." brummte der Wachtmeister, aber drei Stunden sind wir umber ezogen, zum Wall, zu Frumele und weiß der Teufel wo noch Joffele hat ihn so lange durch den Schlamm waten lassen, Aber daß er wohl ein für allemal die Lust verloren hat, andere Leute zu belehren."

( Forts. folgt.)