Nr. 44.- 1917.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Das Lesebuch der Erde.
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Mittwoch, 14. februar.
der gleichen Schicht bald wunderschöne Nadeln aus Knochen weil er unter die Jugend das Gift der Fremdenverehrung geiät. Der und Elfenbein mit einer stahlnadelfeinen Spize und zierlich zarte Hyljajev wurde unter Alexander 1 . als Mitglied eines Geheimgebohrter Deie: der Höhlenmensch hat die Felle erlegter Tiere zum bundes gehängt. Buschlin war reif für Sibirien ; Freunden gelang Runst und Kultur aus Urmenschenzeit. einfachen, aber schützenden Gewande genäht. Ein fleiner Stein ist Die Wissenschaft von der Urgeschichte des Menschen ist noch nicht ausgehöhit, sieht aus wie ein Näpfchen, und die Höhlung ist wie 3, das Urteil in Berbannung nach dem Kaukasus abzuschwächen. alt. Es sind noch nicht neunzig Jahre verflossen, seit man sich rötlich gefärbt. Wunder, gleich färbt sich der Finger rot, die Der begabte Romantiker Bestuzew wurde vom Gardeoffizier zum zuerst in Frankreich , Belgien und England mit urgeschichtlichen Farbe ist noch heute wirksam; bald entdecken wir einen fleinen gemeinen Soldaten im Kaukasus degradiert. Er wurde von Broblemen zu beschäftigen begann. Aber die ersten Pioniere, die Klumpen roter Erde es ist wirklicher roter Offer und hat dem Tichertessensäbeln so zerfetzt, daß die Leiche niemals gefunden wurde. die Gristenz eines vorgeschichtlichen Menschen verteidigten und ge- Vorzeitmenschen zu gar mancherlei gedient. Sicher hat er sich, wie Bielinffi, der russische Leffing", wurde, schwer leidend, zur wisie Bodenfunde als von diesem herstammend erklärten, ernteten heute noch viele Naturvöller, mit solchem Offer bemalt, geziert, politischen Verbannung verurteilt. Der Tod rettete ihn. Dostojewskis, faum mehr als Hohn und Verachtung. Die Schweiz war berufen, wenn er ausging, zum Streit mit Nachbarstammen, wenn er des größten russischen Geistes, Schicksal ist bekannt. Er stand, zum an diesem Zweige der Wissenschaft die ersten anerkannten Erfolge liebewerbend einem Weibchen nachstellte. Aus anderen Funden Tode bestimmt, auf der Richtstätte, hörte das Urteil und zu erzielen als im Jahre 1853 Aeppeli und Ferdinand Keller die wissen wir, daß er feine Toten mit einer Lage roten Pfahlbauten im Züricher See entdeckten, da öffnete sich plötzlich Offers bestreute, und diefe Farbe hat oft bis die dann, nach qualvollen Augenbliden des Todesgrauens, auf das Buch der Erde: man förderte aus der Tiefe des Gees un die Knochen nachgefärbt. Wie menschlich näher fommt uns aber Begnadigung, die zehnjähriger sibirischer Sterker hieß. In zählige Werkzeuge, Waffen, Töpfe, Fisch und Bebegeräte zutage, jene Zeit, wenn wir Steinplatten finden, die schöne Zeichnungen Sibirien büßte auch Pletschjajeto feine freiheitliche Gea und die größten Zweifler mußten schließlich doch einsehen, daß damals vorhandener Tiere eingraviert tragen, und wenn wir be- finnung. Michailow, der Heine- lleberiezer, folgte dorthin. Turlarge vor der historischen Zeit schon Menschen gelebt merken, daß die Umrißlinien dieser lebenswahren Tierdarstellung genjew wurde wegen eines Nachrufes auf Gogol in Haft gesetzt und und gewirkt hatten. Später waren in Belgien und Frankreich Funde rötlich abgetönt sind. Der Künstler aus dem Magdalénien, einer später für zwei Jahre auf sein Gut verbannt. Korolenko, der Ent gehoben worden, die man mit den Entdeckungen schon hoch ent- Epoche, von der uns zwei Jahrzehntausende trennen, zeigt uns eine decker Gortis, war ebenfalls in Sibirien ; später trugen ihm seine widelter Pfahlbauten in feinem Zusammenhang zu bringen wußte. Auffassung der Linien, ein Erfassen der Stellung des betreffenden fibiriichen Dichtungen die Mitgliedschaft der Petersburger Akademie Einfache Steine schienen sie nur zu sein; doch fiel ihre Form auf. Tieres, die verblüfft. Vom rauhen Nomadenjäger finden wir wahre ein. Tolstojs Perion freilich blieb unangetastet. Immerhin wurde und man erkannte, daß nur Menschenhand sie hate herstellen fönnen. Stunftäußerungen: wir bewundern funstvoll gearbeitete Harpunen Nicht auf der Erdoberfläche lagen diese Zeugen grauer Vorzeit; man aus Knochen und finden nicht weit ab Vogelfnochen: er hat ver- er mit dem Kirchenbann und seine Schriften mit Berboten belegt. mußte sie oft tief im Boden und aus Grotten holen, und fand sie standen, seinen urweltlichen Speisezettel mit lederen Bissen zu Kerker und Verbannung, dies russische Dichterichicial, traf unter umlagert von Ueberresten großer, nicht mehr lebender Säugetiere. ergänzen. moskowitischem Regiment auch die Dichter Bolens: Nowacki, Gosa System und Schule zu der Ausgrabungsarbeit aber fehlte; es fehlte Haufer grub in einer Siedelung aus der mittleren Duartärzeit lawsfi, Balinski, Czaikowski usw. das Rückgrat: die wissenschaftliche Genauigkeit. So stand im tenn wir ihr Alter ungefähr in Zahlen ausdrücken dürften, so großen und ganzen die urgeschichtliche Forschung, als vor bald an die 40 000 Jahre alt; die Funde tragen alle den unverkennbaren zwanzig Jahren der schweizerische Gelehrte Dr. Otto Hauser Stempel ihrer Zeit. Da deckte er plöglich ein Ding ab, das forg in Südfrankreich seine bedeutsamen Grabungen begann, die fältig im Innern des Häuschens", so etwa in der guten Stube", der Sonne in der nördlichen Zone eine gewaltige ledenmasse aufWie schon gemeldet, ist in den ersten Februartagen am Dstrande für die menschliche Urgeschichte und ihre Erkenntnis bahnbrechend aufbewahrt lag, aber es ſtimmte da etwas nicht, der Fund gehörte getaucht, die sich beim Fortrüden während der 26tägigen Sonnenwerden sollten. In unermüdlicher Tätigkeit gelang es ihm, givei einer weit älteren, mehr als dreifach so alten Epoche an. Hauser vollkommene Skelette des Urmenichen aus verschiedenen erdgeichicht öffnete den Boden des alten Hauses" und fand da weitere Funde das für scharfe Augen auch schon ohne Anwendung eines Fernrohrs rotation alsbald zu einem ungeheuren Eruptionsgebiet entfaltete, lichen Epochen, den Homo Mousteriensis und den Homo des gleichen Alters. Da erstand vor ihm in ungeahnter Vollendung lediglich im abgeblendeten Glafe sichtbar war. Aurignacensis, ans Tageslicht zu fördern und unsere Kenntnis eine weitere und ältere Schicht aus einer gar fernen Beit: zwei macht jetzt in Artur Stenzel jener unendlich fernen Zeiten in ungeahnter Weise zu bereichern und große Erdperioden( eine Zwischeneiszeit und eine Eiszeit) trennten teilungen über diefe Fleckengruppe. der Astronomischen Zeitschrift" nähere Mitabzurunden. Haufers ungemein umfangreiche Sammlungen bilden die beiden Ansiedlungsphasen voneinander, Jahrzehntausende lagen überschritt sie den mittleren Sonnenmeridian Amt 8. und 9. Februar fostbare Echäze zahlreicher deuticher Museen; jezt hat der Basler dazwischen. Die oberen" Siedler hatten bei irgend einer Gelegen 15. Februar den Westrand erreichen. und wird ant Gelehrte das Ergebnis seiner fast zwanzigjährigen Forichertätigkeit heit ein wohl ein Meter tiefes Loch mühselig herausgescharrt und Jm wesentlichen besteht in einem Buche, das bei F. A. Brockhaus in Leipzig erscheint, allen dabei glänzend schwarz und kunstvoll gearbeitete Feuersteine ent die Gruppe aus zwei Hauptflecken, deren westlich boran Gebildeten zugänglich gemacht, in einem Buche, dessen Titel„ Der deckt, die ihr Wohlgefallen erregten. gehender einen großen zerflüfteten Kern und einen breiten Mensch vor 100 000 Jahren" bereits die uns wundersam dünkenden jüngeren Urmenschen damals ein Loch? In diese untere Schicht schließende Fleck mehrere, von einem gemeinsamen Hofe umgebene Und warum scharrten die obalen Hof befißt, während der östlich folgende und die Gruppe abGeheimnisse ahnen läßt, die deutscher Gelehrteneifer in unermüd- betteten sie einen Toten. Die Leichenreſte wurden aber, weil fie Sterne zeigt. Dajwischen liegen zahlreiche kleine leden zerstreut. damals nicht sorgiam genug bewacht waren, von Höhlenbären und als wahre Größen ergab die Messung folgende Werte: GesamtHöhlenbhänen durcheinandergewühlt, und es fanden sich nur noch länge von Weit nach Dit 195 000 Kilometer; Länge des Westfleds wenige Arm- und Beinfnochen und zerstreute Zähne. Ditfledenmasse 70 000, Breite diefer Masse 42 000 Stilometer. Bum 40 000 Kilometer, Breite dieses Fleds 30 000 Kilometer; Länge der Bergleich fei bemerkt, daß der Sonnendurchmesser 1391 000, der Grddurchmesser 12 756 Kilometer groß ist. Im Vergleich mit der Ausdehnung dieser Fledengruppe erscheint die Erde somit als ein unscheinbarer Körper.
licher Arbeit dem Lesebuch der Erde entloďt hat.
Leider haben Hausers Grabungen am 1. August 1914 ein jähes Ende gefunden. Beim Ausbruch des Krieges batte der Gelehrte, den als Schweizer schon seine politische Neutralität vor Feindseligfeiten der franzöfifchen Bevölkerung hätte schüßen sollen, die größte Mühe, aus der Dordogne , feinem Grabungsgebiet im Südwesten Frankreichs , ungefährdet die schweizerische Grenze zu erreichen. Wahntoig und Dummheit vergriffen sich an den Grabungsstätten. Aber die unerießlichen Funde waren glüdlicherweise längst in deut schen Museen in Sicherheit gebracht.
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So reihen sich die Lettern( die Funde) mit den Sägen ( Schichten) zu einem großen, gewaltigen Lesebuch, deren Werden und Vergehen, Aufbauen und Absterben in gewaltiger Sprache geschrieben steht.
Die riesige Sonnenfleckengruppe.
Es gewährt hohen wissenschaftlichen Reiz, dem Forscher in seinen Vor kurzem erschien eine Studie eines schwedischen Gelehrten Kinder- Kinos in Norwegen und Schweden . Schilderungen und Schlußfolgerungen zu folgen, ihm zuzuhören, Alfred Jensen über Tarras Schewichtſchenko, dem ukrainischen Bolts- Um dem oft zweifelhaften oder geradezu verderblichen Einfluß wenn er uns erzählt, was er gelesen hat im Lesebuch der Erde. dichter, den Julia Virginia durch Uebersetzungen bei uns eingeführt des Kinos auf die Jugend zu steuern, trägt man sich in Norwegen Seit Anbeginn der Grabungen, so erzählt Hauser, lauschte ich der hat. Er war der Sohn eines Leibeigenen; aber fein Genie bahnte finos. In Saweden will man dies in der Form tun, daß eigene und Schweden mit dem Gedanken der Errichtung eigener KinderSprache der Funde. Sie sind nur aus leblofem Stein, aus von Luft und Sonnenlicht arg mitgenommenem Feuersteinmaterial, ihm den Weg in die Freiheit, und sein Bolk lauschte seinen Weiſen, Kinobühnen gegründet werden, die für die Jugend beſtimmt find, aber sie haben einstmale, vor hunderttausend Jahren, in der Hand in denen die unterdrückte Seele der Ukraine schluchzte. Da wurde während man im übrigen die Lichtspieltheater dann der Jugend, eines Menschen gerubt, find von diesem uns wefensfremden Menichen er den moskowitischen Gewalthabern unbequem, und sie benuzten etwa bis zum 17. Lebensjahre, überhaupt verschließen will. In bearbeitet worden. Der Urmenich jener fernen Zeiten hat dem seine ganz zufällige und äußerliche Beteiligung an einer politischen Norwegen empfiehlt sich diese Form nicht, weil außerhalb der Hauptharten Stein feinen eigenen Willen aufgedrängt, ihn in eine Form Gesellschaft, um sich seiner zu entledigen. Man schickte ihn nach stadt nur an ganz wenigen Orten des Landes die Bevölkerung zahlgezwungen, die für seine Hand brauchbar schien: das Werkzeug ent- dem Staufaius als gemeinen Soldaten, und als er nach zehn Jahren reich genug ist, um die Begründung eigener Kinderkinos zu ermög stand. Geschickt hat er es verstanden, einzelne Flächen des zurüdfehrte, war er ein gebrochener Mann, der bald darauf, vier- lichen. Hier will man zu dem Auskunftsmittel greifen, daß Steines feinem Handballen anzupassen, und wenn er dann undvierzigjäbrig, starb. Verbannung und Kerker ist typisches man in den Lichtspielbühnen Kindertage veranstaltet. Die die gegenüber liegende tante schärfte, gewann er ein brauch ruffiches Dichterschicfal. Die despotische Autofratie ist notwendig Films für die Kindertage werden von der Zenfur eigens ausbares Messer oder einen fertigen Fell- oder Wurzelichaber. Nun gewählt. Die Kinos die in Norwegen bereits zu erheblichem aber liegen diese Funde nicht einzeln da nicht isoliert, hier ein geitfeindlich. Sie muß jeden Hauch der Freiheit, jedes Kleimen Teil verstadtlicht sind und früher oder später wohl allgemein in die Stüd, dort ein Stüd- einzeln bilden sie für uns nur Buch- des Gedankens hassen und jeden Weg zur Bildung unterbinden. Verwaltung der Gemeinden übergehen werden sollen dann au staben im großen Buch der Erde; aber diese Buchstaben könnte sie Gutenbergs Werk vernichten, sie würde es heute noch tun. den übrigen Tagen den Jugendlichen verschlossen bleiben. Bei der rethen fich aneinander und häufen sich gerade da, wo der Mensch fie Die russische Literaturgeschichte hebt in Sibiriens Eiswüsten an. ungeheuren Beliebtheit, die die Kinotheater in Skandinavien anfertigte oder benuzte. Diese Häufung fezt sich horizontal und Der erste russische Schriftsteller, der Diffidentenpfarrer Avafunt, genießen, würde eine Regelung des Verhältnisses der Jugendlichen vertikal im Boden fort und formt so eine ganze Schicht. Erst Lettern wurde im 17. Jahrhundert nach Sibirien verbannt, gepeitscht, im zu den Lichtspielbühnen von großer Bedeutung fein; und wenn der nur, fügen sie sich nun zum ganzen Say, und dieser Schriftfag er eifigfalten Winter in ein ungeheiztes Kerferloch geworfen und Versuch mit Kinderkinos im Norden günstig ausfällt, so steht zu zählt uns gar mancherlei. An einer Stelle finden wir neben großen, schließlich nach Moskau zurückgeschleppt, um auf dem Scheiterhaufen hoffen, daß auch bei uns sich eine Regelung in ähnlicher Weise wird unbeholfenen Steinen eine Menge Knochen liegen. Es sind aufermöglichen lassen. gefchlagene Röhrenknochen irgend eines großen Säugetieres; der 3 enden. Unter Alexander I. schrieb Rabitschew gegen die Leib. Paläontologe weist nach, von welchen Tieren die Knochen stammen, eigenschaft. Er wurde zum Tode verurteilt, dann aber zur VerNotizen. das sie ursprünglich viel Mart enthielten, und wir wissen damit, schickung nach Sibirien , mit Transport in schweren Ketten, verurteilt. Das Lustspielhaus wird im März ein 14tägiges Gaftdaß der Urmenich aus allen diesen Knochen den nahrhaften In Raditschews Verleger, der angesehene Schriftsteller Madow, wurde spiel in Lille und an den Theatern der Westfront geben. Aufgeführt halt entnommen hat. Kleine feine Feuersteinipigen fönnen wir lebenslänglich in der Schlüsselburg eingeferfert. Karamjin, der werden:„ Der Widerspenstigen Zähmung"," Deutsche Kleinstädter" wirklich finden wir in Vermittler ausländischer Dichtung, sollte zum Tode verurteilt werden, und die Operettenposse„ Loge Nr. 7".
uns nur
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als Bohrer erklären, und
Der Polizeimeister.
Ein russischer Polizeiroman
von Gabryela Zapolska.
Die Demut des Bauern erregte Tagejews hysterische Natur immer mehr.
Schweig," schrie er und stieß mit dem Fuße nach dem Bauern. Aber Gnat war zur rechten Zeit ausgewichen, er sprang nun auf und eilte zur Tür.
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Das geht mich nichts an, ich habe mehr Kosten, wenn] Tagejew hielt seine Faust plöglich Leinbram vor die ich Leute ohne Paß in der Stadt halte. Fünfundzwanzig Nase. muß ich haben... anders kann ich's nicht machen! Sonst ,, Nun, wenn Ihr kein Geld habt, werden wir dahinter wird die Person in 24 Stunden zuürückerpediert... fein, daß Ihr zur gegebenen Zeit schließt." hörst du?"
Der Jude zuckte nicht. Er schien etwas zu berechnen und zu überlegen.
" Ich gebe noch drei Rubel zu, aber nicht eine Ropeke mehr," sagte er schließlich langsam und bestimmt. Zagejew fühlte, daß Zeinbram wirklich nicht mehr Schmier" Na... Ich tue das noch einmal für dich, du Schurke, aber es ist das letzte Mal. Passiert es noch einmal, so kostet es fünfundzwanzig. Schick mir Frumele her, sie soll mir auch Rum mitbringen."
Scher dich fort," rief Tagejem, und verlag sofort die geld zahlen würde. Stadt. Unterstehst du dich, zu erzählen, daß man dich auf dem Ball ausgeplündert hat, so wirst du sofort in Haft ge
nommen."
Ich sage kein Wort, erlauchtester Herr Polizei- Der Jude gab dem Polizeimeister das Geld. meister," stammelte der Bauer, am ganzen Leibe zitternd und die Türklinke suchend. Endlich öffnete er die Tür zum bitten, das Haus bis zwei Uhr offen halten zu dürfen," ,, Sie wollte ohnehin heute herkommen und um Konzession Flur. fagte er.
Fort mit ihm," schrie Tagejetv.
Bevor Semipudow fich bewegte, wälzte der Bauer sich in seinen schweren Stiefeln die Treppe hinunter.
Der ganze. Flur war voll von Wartenden.
Zagejew blähte die Lippen auf.
,, Ach, ihr Lumpenpad," erwiderte er, ihr habt ja nicht nur bis zwei, sondern bis zum Morgen auf. Aber ihr
Leinbram wich nicht von der Stelle. „ Hundert Rubel haben wir nichts!" ,, Dann scher dich fort! Frumele soll herkommen! Du haft keine Ahnung. du ausgemergelter Halunke! Es ist ja auch ihr Geschäft!"
Der Jude bohrte seine scharfen Augen wie zmei Messer in Tagejew und veerließ das Zimmer. An der Schwelle tauerte Jossele.
sagen. Darf ich?" " Ich habe dem Herrn Polizeimeister 3tvei Worte zu Tagejew ließ ihn herein. Jossele sah am Tage noch schmutziger aus als in der Nacht und verbreitete einen üblen Ich habe ein gutes Geschäft oder sogar mehrere gute Rede, du Stinkferl."
Geruch. Geschäfte!"
,, Au wei, was für ein hägliches Wort! Dabei bentüht Da waren sollt wissen, eines Tages komme ich hin und schaffe ausgedacht, man fönnte zu allen Staufleuten und Bürgern den sich Jossele nur für den Herrn Polizeimeister. Ich habe mir
Juden, Jüdinnen, Bauern und Kaufleute. Zwei anständig Ordnung." gekleidete Herren warteten vergebens an der Wand. Tagejew Beinbram versenkte seine ruhigen Fischaugen in Tagejem. erkannte Mordko Leinbram, der blaß und mißmutig im Flur Soviel Selbstbewußtsein sprach aus ihm, daß Tagejew verstand. Neben ihm flüsterte Jossele Pinkas, die Geige unter legen wurde. dem Arm, mit einem Kaufmann, der verlegen an seinem Barte zupfte und zuhörte.
Mordko Leinbram," rief Tagejew. Frumeles Mann trat ohne Spur von Erregung ins Vorzimmer.
,, Du hältst eine Person ohne Paß?" begann er. Leinbram streckte ihm die Hand entgegen, die er bisher in der Manteltasche versteckt hatte. Er übergab Tagejem einen Zehnrubelschein und sagte:
Jawohl, Herr Polizeikommissar."
Dieser sprang auf, wie von einer Wespe gestochen. ,, Was denkst du dir?" schrie er, zehn Rubel steckst du
mir zu? Bist du verrüdt geworden?"
,, Es ist doch besser," stammelte er ,,, wenn Ihr wirklich von mir die Erlaubnis bekommt und Euch nicht zu verstecken braucht wie bisher."
Bir verstecken uns nicht," erwiderte der Jude' phleg
matijd).
„ Troßdem."
" Jossele sprach uns schon davon... aber er nannte eine Summe. Der Herr Polizeimeister sollen hundert Rubel berlangen." Er sprach offen, unverhüllt und zhnisch.
" Das ist ohnehin billig." erwiderte Tagejew, ich habe große Unkosten."
Er wollte augenscheinlich noch einen Vorwand vorschützen, einbram zuckte die Achseln.
Ich muß ja Herrn Markowski auch fünf geben," ertviderte
aber
der Jude phlegmatisch,
Hundert Rubel haben wir nicht!"
Befehl ergehen lassen, neue Flaggen anzuschaffen."
,, Sie haben ja erst vor zwei Jahren welche angeschafft!" ,, Nu, die sind schon schlecht! Am Feiertag sieht es häßlich aus, wenn in der Stadt abgenuste Flaggen hängen. Mögen sie doch neue kaufen." Tagejew begann aufmerksam zuzuhören. sprochen. Er läßt die Flaggen anfertigen und der Herr
Ich habe die Sache mit Isaak Feinbube schon be Polizeimeister werden ansagen, daß die Leute nur bei Feinbube die Flaggen kaufen dürfen. Die anderen werden von der Polizisten heruntergeriffen."
Tagejew schwieg. Dieses Geschäft leuchtete ihm ein, cs fonnte ein paar hundert Rubel einbringen.
,, Wieviel gibt er pro Flagge?" fragte er mit gedämpfter, fast achtungsvoller Stimme.
„ Einen Rubel!" sagte Jossele und blinzelte mit seinen entzündeten Augen.
( Forts. folgt.)