Gttverksihastliches. Veutstdes Reick. Abschluß der Lohubeweguug in der Herrenmaßschuciderei. Räch zweitägigen Verhandlungen am 16. und 17. Februar in Nürnberg unter Vorsitz der Unparteiischen MagistratSrat v. Schulz- Berlin , Stadtrat Dr. Hiller-Frankkurt a. M. und Gewerbegerichts- rat Sartorius-München einigten sich die Gehilfenverbände mit dem Mgemeinen Arbeitgeberverband für das Schneidergewerbe auf nach- stehende Vereinbarungen, durch die die Bewegung ihren Abschluß gefunden bat: I. Lohnsiage. 1. Stücklohn. Auf sämtliche verdienten Löhne wird einschließlich des Streckungszuschlages eine feste SSprozentige Erhöhung gewährt. 2. Zeitarbeit. Während der Dauer der StreckungSverord- uuilg erhalten die Tag- und Wockenschneider den in ihren Tarifen angesetzten Tag- und bezw. Wochenlohn ohne weiteren Aufschlag unverkürzt. Mit dem Wegfall der Streckungsverordnung tritt auf diese Tag- und Wochenlöhne eine Erhöhung von 2ä Proz. ein. Bei Beschäftigung in Stundenlohn werden 2ö Proz. Zuschlag gewährt. In allen vorstehenden Fällen erhöhen sich jedoch die tariflichen Löhne bis 38 Pf. einschließlich um ö Pf., bis 41 Pf. einschließlich um 4 Pf. bis 44 Pf. einschließlich um 3 Pf, bis 47 Pf. einschließlich um 2 Pf., bis 50 Pf. einschließlich um 1 Pf. L. Alle während des Krieges in irgend einer Fonn gewährten Zuschläge kommen mit Gewährung des 23 prozentigen Zuschlags in Wegfall. 4. In den Geschäften, welche der StreckungSverordnwrg nicht unterliegen, tritt ab 1. März 1317 der Zuschlag von 26 Proz. auf die Tag« und Wochenlöhne ein. II. Unier diesen Voraussetzungen wurden alle bestehenden Tarife verlängert; sie können als ganzes unter Einhaltung einer drei- monatlichen Kündigungsfrist, die zum Ersten eines jeden Monats zulässig ist. gekündigt werden. Der Kündigung hat eine einmonatliche Ansagung vorauszugehen. Nach erfolgter Ansogung find sofort die Verhandlungen zum Ab- schlnß eines Reichstarifs in Angriff zu nehmen, dessen Inkrafttreten auf den Ablauf der Kündigungsfrist festgesetzt wird. m. Uebergangsbestimmungen: Diese neuen Ver- einbarungen treten am 1. März 1917 in Kraft. Alle Stücke, welche nach dem 1. März 1317 in Angriff genommen werden, weiden nach den neuen Sätzen entlohnt, stücke, welche vor dem 1. Mörz 1317 in Angriff genommen und noch nicht vollendet worden sind, erhalten den Zuschlag nur für die Arbeit, die nach dem 1. März 1317 geleistet worden ist._ Lohnerhöhttiige« im Solinger Jndustriebezirk. Solingen , 13. Februar. sFrkf. Ztg.) Der Solinger Industrie- verband war an den Fabrikantenverband mit dem Ersuchen heran- getreten, zmu Ausgleich der weiteren Erhöhung der Materialpreife und der Preise der Lebenshaltung eine nochmalige Teue- rungSzulags für alle Branchen des Solinger Fnduftriebezirks zu gewähren. ES wurde eine Verftänoigung dahin erzielt, daß vom 1. April ab ein weiterer Teuerungszuschlag von 13 Prozent eintritt._ Serlin und Umgegend. Jahresbericht der Zimmerer. Die Zahlstelle Berlin des Zimmererverbandes hat ihren Jahres- Lericht für 1316 soeben herausgegeben. Er ergibt in Verbindung mit den Ausführungen, die der Zahlstellenvorfitzende W i t t in der letzten Zahlstallenversmnmlung machte, folgendes Bild: Die ge- schästlich« Konjunktur im Zimmerergewerbe war im Jahre 1316 recht günstig. Zwar war d,e private Bautätigkeit sehr gering, aber es wurden umfangreiche Bauten für die Heeresverwaltung, Er- weiterimgsbauten größerer Fabriken sowie Betonbauten ausgeführt. Dadurch war den Zimmerern Berlins , namentlich in der zweiten Halste des Jahres, sehr reichliche ArbeitSgclegenheii geboten. Wenn also die Zimmerer nicht über schlechte ErwerbSdarhaltnisse klagen konnten, so wurde» sie doch durch die Lebensurittelteuerung emp- sindlich getroffen. Deshalb galt es, eine allgemeine Lohnerhöhung für die Berussangehörigen zu erstreben. Zu diesem Zweck wurden Ende ISIS Verhandlungen mit den Unternehmern im Baugewerbe eingeleitet, die nach einer Dauer von vier Monaten zum Abschluß einer neuen Tarifvereinbarung führten, die eine Lohnerhöhung von 14 Pf. pro Stunde brachte. Davon traten 11 Pf. am 15. April und 3 Pf. am 5. August in Kraft. Allein die tarifliche Lohnerhöhung bot schon bald nach ihrer Vereinbarung keinen genügenden Ausgleich für die immer stärker auftretende Teuerung. Die Zimmerer sähen sich deshalb genötigt, den Unternehmern persönliche Wünsche auf Lohnerhöhungen zu unterbreiten, die leider nicht immer die entsprechende Berücksichtigung durch die Organisation der Unter- nehmer fanden. Es kam deshalb öfter zu Differenzen wegen der Lohnfrage. Um solche zu vermeiden, berief die Unternehmerorgani- sation Ende September die örtlichen Vertreter des Zimmerer - und des Bauarbeiterberbandes zu einer Sitzung. Dort forderten die Unternehmer, daß die Vertragsparteien Machtmittel anwenden sollten, um auf allen Arbeitsstellen die Löhne aus den tariflichen Satz zu bringen. Das heißt also, es sollte unter allen Umständen verhindert werden, daß höhere Löhne als die im Tarif vorgesehenen bezahlt würden. Die Arbeitervertreter erklärten das Bestreben nach höhereu Löhnen als eine notwendige Folge der zunehmende« Lebensmittelteuerung und meinten, eine neue allgemeine Lohnzu- läge würde das beste Mittel fein, um Differenzen wegen der Lohn- frage zu verhindern. Die Unternehmer erklärten, es sei ihnen nicht möglich, weitere Lohnzulagen zu bewilligen. Man müsse an dem Tariflohn festhalten. Somit war also die Besprechung ohne Ergebnis geblieben.— Neuerdings ist die Lohnfrage wieder auf- gerollt worden durch eine Eingabe der Unternehmerorganisation an das Kriegsamt. Auch diese Eingabe verfolgt in der.Hauptsache den Zweck, zu verhindern, daß Unternehmer im Hinblick au st die gün- ftige Konjunktur und die Teuerungsverhältnisss deu�auf Lohnzu- lagen gerichteten Wünschen der Arbeiter nachgeben. Infolge dieser Eingabe kamen auf Veranlassung des Kriegsamts die Vertreter der Unternehmer und der Arbeiter in zwei Sitzungen zusammen, deren letzte am 31. Januar dieses Jahres stattfand. Auch diese Besprechungen hatten kein Ergebnis. Die Unternehmer erklärten sich zwar bereit, über die Lohnfrage zu berhaudeln. jedoch erst dann, wenn ihnen die Arbeiterorgan isatumen Garantien dafür böten, daß d>e vertraglich vereinbarten Löhne nicht überschritten werden. An- scheinend handelt es sich hierbei un em Verlangen, das die Unter- nehmer schon bei den letzten Tarifverhandlungen gestellt hatten und das dahin geht: Wenn wegen Forderungen höherer als der Tariflöhne oder wegen Herabsetzung höherer Löhne auf den Tarif- satz Arbeitseinstellungen stattfinden sollten, so habe die Arbeiter- organisation vollen Ersatz an Arbeitskräften zu schaffen. Wie damals, so lehnten auch jetzt die Vertreter der Arbeiter ein der- artiges Ansinnen ab mit der Begründung, sie könnten doch keine Garantie übernehmen für einen Lohnsatz, dessen Höhe noch nicht bekannt sei. Erst müsse der Lohn festgesetzt werden, ehe überhaupt von der Garantiefrage gesprochen werden könne. Auch der Bor- schlag der Arbeiterbertreier, daß der Lohn nach dem jeweiligen Stande der Lebensmittelpreise bestimmt werde, also mit diesen steige oder falle, fand nicht die Billigung der Unternehmer. Im Jahresbericht wird eine Lohnstatistik mitgeteilt, die ergibt, daß van 1363 im Berliner Zahlstellengebiet beschäftigten Jim- merern 633 den am Tage der Aufnahme gültigen Tariflohn von 33 Pf. erhielten, während 618 einen höheren und 79 einen niedrigeren Lohn bekamen. Unter den letzteren befinden fich Aus- gelernte sowie in Theatern und Fabriken Beschäftigte. Die Mitgliederzahl betrug zu Anfang des JahreS 1310. Am, Jahresschluß war sie auf 1183 zurückgegangen. Ter Mitglieder-, Verlust seit Beginn des Krieges ist geringer als die Zahl der zum Hoerr Einberufenen. Unter Berücksichngung dieses UmstandeS hat die Zahlstelle während des Krieges eine tatsächliche Zunahme von I
303 Mftglieberu zu berzmchneit. Die KassenoerhAftnfse können als sehr günstig bezeichnct worden. Das Vermögen der Zahlstelle betrug beim Beginn des Krieges 25 162 M. und ist dann von Jahr zu Jabr gestiegen bis auf 43T67 M. am Schluß des Jahres 1316. Die günstige Entwickelung der Kassenverbältnine ist eine Folge der guten Konzunklur, wodurch die Arbeitslosigkeit so gut wie ganz ge- schwunden ist. An statutenmäßigen Unterstützungen brauchten im Laufe des Jahres nur 2831 M. ausgegeben werden. Dagegen wurden die Familie» der Kriegsteilnehmer mit 32 314 M. unterstützt, wovon 45 050 M. auf Rechnung der Zentral- und 7233 M. auf Rechnung der Lokalkasse gehen. Hilfsdienstgesetz und Lohnbewegung in den Kohlen- grosthandelsgeschäfte«. Die in den Berliner Großhandelsbetrieben beschäftigten Arbeiter unterstehen zum größten Teil auch dem Hilfsdienstgesetz. Die eigen- artige Auslegung des Gesetzes durch eine der größten Firmen jvon der die Tagespresie vor einiger Zeit berichtet), veranlagte die Kohlenarbeiter und-Kutscher anfangs Januar, sich damit zu be» schäftigen. Die Leitung des Transponarbeiter-Verbandes erhielt den Austrag, mit den Unternehmern zu verhandeln, damit jede ein- seitige Handhabung dcS Gesetzes zuungunsten der Arbeiter in Zukunft vermieden werde; was denn auch mit Erfolg geschehen ist. In der Zusammenkunft der Kohlenarbeiter wurde weiter zur Sprache gebracht, daß die letzten, im November 1316 bewilligten TeuerungZ- zulogeu nicht mehr genügen. Die bisherige Entlohnung von 70 Pf. pro Stunde für Arbeiter und 48 M. pro Woche für Kutscher, für Frauen 50 Pf. pro Stunde könne nicht mehr als ausreichend erachtet werden. Auf das Ersuchen der Verbandsleitung an den Verband der Kohlen- großhändler um Herbeiführung einer Verhandlung bezüglich weiterer Lohnzulagen, kam die telephonische Mitteilung, daß der Verband beschlosien habe, den Stundenlohn für Arbeiter von 70 auf 73 Pf., für Arbeiterinnen von 30 auf 53 Pf. und für Kutscher den Wochen- lohn von 48 auf 30 M. zu erhöhen. Mündliche Verhandlungen könnten mit Rücksicht auf Mangel an Zeit diesmal nicht stattfinden. Diese Zugeständniste befriedigten die Arbeiter durchaus nicht; sie beschlossen, umgehend eine weitere Verhandlmig nachzusuchen, um höhere Zugeständnisse zu erreichen. Gleichzeitig erhielt die Verbands- leitung Auftrag, falls die Unternehmer es ablehnen sollten, höhere Zugeständnisse zu machen, daß dann die Angelegenheit dem KricgSauSschuß zur Schlichtung überwiesen werden sollten Darauf fand eine mündliche Verhandlung statt, die das Ergebnis hotte, daß sich die Unternehmer bereit erklärten, vom 13. Februar ab folgende Lohnerhöhung eintreten zu tasten: Für Arbeiter Stundenlohn 85 Pf., für Arbeiterinnen 70 Pf., für männliche Kutscher Wochenlohn 33 M.. für weibliche Kutscher 50 M. Für Sonntagsvorniittagsatbeit erhalten die Arbeiter 1 M.. die Arbeiterinnen 85 Pf. Stundenlohn, die Kutscher pro Fuhre 3 M. Am Sonntag, den 11. Februar, erklärte«ine zahlreich besuchte Versammlung der Kohlenarbeiter, Arbeiterinnen und Kutscher ihr Einverständnis zu diesem Resultat der Lohnbewegung.
ftue Industrie und Handel. Xeaanlage und Bergrößerung von Werste». Die der Norddeutschen Bank nahestehende Gesellschaft Reiher- stieg-Schiffswerfte und Maschinenfabrik in Ha m- bürg, die ein Aktienkapital von 3 Millionen Mark hat und im Kriege gut beschäftigt war, hat die benachbarte Schiffswerft I. H. N-Wichhorst erworben.— Die Reederei E. R e tz l a f f in Stettin Hot ein Wiefengelände in einer Größe von 80000 Quadrat- meter gekauft, um darauf eine Werft zum Bau von Frachtschiffen aus Eisen und Stahl bis zu 8000 Tonnen zu errichten. Auch ei» Erfolg. Die Zeichnungen auf die fünfprozenligc Kriegs- anleihe Italiens erreichten am 17. d. M. 1740 000 000 Lire, wovon 1 160 000 000 Lire auf Bar Zeichnungen entfallen.— Für Italien mag das eine Leistung fem, für andere Länder ist es eine Bagatelle._
Soziales.
Die Sorge um die Jugend. Der„Deutfche Verein für Schulgefundheits- Pflege� tagte am 17. Februar in Berlip. Die Verhandlungen, an denen Vertreter von Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden, Aerzte und Schulmänner teilnahmen, waren erfüllt von der durch den Krieg gesteigerten Sorge um die Jugend. Die Frage der„Einwirkung des Krieges auf die Gesundheit der Jugend" bildete den wichtigsten VerHand- lungsgegen stand. Der Referent Stadtschularzt Dr. Thiele- Chemnitz entwarf von den Gesundheitsverhältnisten der Schul- j u g e n d kein ungünstiges Bild. Sei auch der Ernährungszustand etwas zurückgegangen, so lasse doch der allgemeine Gefundheiis- zustand nichts zu wünschen übrig.'Das gelte voll für die Kinder der Landschulen, in der Großstadt aber fei Benachteiligung bei ohnedies schwächlichen und kränklichen Kindern festgestellt worden. Im allgemeinen habe der Ernährungszustand der Mädchen sich bester als der der beweglicheren Knaben gehalten. Gerade in der Kriegszeit sei dauernde Uebcrwachung durch Schulärzte nötig, auch Sonderbcrückfichtigung der Schulkinder bei der Nahrungsmittel- uteilung, namentlich Gewährung von mehr Milck, schließlich auch Landaufenthalt. Der Korreferent eotadtschularzt Dr. B a ch a u e r- AugMirg berichtete, daß für Säuglinge und Kleinkinder bis jetzt EntwickelungBhemmungen kaum gemacht worden seien. Bei den S ch ulentlasscnen von 18—17 jähren habe man geringe Gewichtsabnahmen beobachtet, die als Verbrauch der Fettreserven auszufastcn seien und die Leistungsfähigkeit noch nicht mindern. Vorbeugend solle man ihnen befände er Fürsorge gewähren. Aber Erhöhung der Mortalität und der Morbidität als Folge des Krieges fei bei Schulentlassenen ebensowenig wie bei den Kleinkindern und den Säuglingen festgestellt worden. In der D i S k u s s i o n wurde die Ansicht, daß die Gesundheit der Jugend durch den Krieg bisher nicht gelitten habe, von verschiedenen Rednern unterstützt. Erst gegen Ende 1916 habe man Anzeichen eines Umschwunges bemerkt. Prof. Dr. K r a u t w i g. der Leiter des Kölner Gesundheitswesens. hält jetzt den Zeitpunkt für gekommen, wo ernsthaft etwas für die Schuljugend getan werden müsse. Der Schöneberger Stadtmedizi- nalrat R a b n o w kündigte für Groß-Derlin den Plan einer ..Mass ende poriation von Kindern aufs Land" an. Der Berliner Schularzt Dr. Lewan.dowski. Staatskommissar iür die mili« t arische Jugendvorbereitung in Berlin und Provinz Brandenburg , forderte allgemeine jugendliche Ueberwachung. Für die Schul- jugend Berlins bestätigte Stadtmedizinalrat Weber, daß bis Herbst 1916 die Berichte der Schulärzte günstig gelautet haben. Tchulfrühftück, Mittagsfpeisung und Landausenthalt habe den Kindern genutzt, vom Mangel an Milch drohe ihnen Schaden. Der Präsident des Kaiserlichen Gesundheitsamtes, Prof. B u m m, faßte das Ergebnis der Aussprache dahin zusammen, daß sie ein nicht unerfreuliches Bild geboten habe, lieber die gegebenen Anregungen, im besonderen über die Forderung von mehr Landaufenthalt für Schulkinder, werde er sofort an die Reichsregierung berichten. Jetzt müsse alles getan werden, die Gesundheit der Schulkinder zu er- halten..... ES folgten drei Referate über„Die Notwendigkeit der schulärztlichen Ueberwachung für die gesamte deutsche Jugend und ihr Ausbau nach dem Kriege.* Stadtarzt Prof. Dr. G a st p a r- Stuttgart forderte, daß die Für- sorge des Schularztes sich nicht nur auf Volks- und Bürgerschulen erstreckt, sondern auch auf Mittel- und höhere Schulen, ebenso auf Fortbildungsschulen, weiter auch aus Kleinkinderfchulen, Kinder- horte und Krippen. Wünschen müsse man die Mitarbeit von Schulschwestern bei der Durchführung aller auf Kräftigung der Jugend hinzielenden Bestrebungen. Die Kosten feien aufzu- bringen zum Teil durch Versicherungsanstalten und Krankenkassen, in der Hauptsache duvch die Gemeinden und nötigenfalls durch
I Skaalsheiträge. Der Berliner Gemeindefchulrekior Hb Lue wies in seinem Referat bin auf die weit zurückreichende Mitarbeit der deutschen Lehrerschaft an der Entwickelung der Schulgssundbeiis- pflege. Zu den besonderen Aufgaben, die dem Schularzt nach dem Kriege gestellt sein werden, gehöre Raterteilung bei der militärischen Jugendvorbereitung und bei der Förderung begabter Knaben und Mädchen der Volksschule. Oberlehrer Dr. Roller- Darmstadt zeigte' die Notwendigkeit des Schularztes auch für höhere Schulen. Er forderte unter anderem eine planmäßige Elternbelehrung durch Schulärzte. In der Diskussion teilte ein Vertreter des preußischen Ministeriums des Innern mit. daß Verhandlungen im Gange sind, das Schularztwescn aus eine breitere Grundlage zu stellen. Man werde dieses Problem im Rahmen der Bevölkerungs- Politik zu lösen suchen. Kriegs-Hinterbliebenenfürsorgk. Zur Durchführung und Vereinheitlichung der gesamten Hinte rbliebenenfürsorge sind im Lause deS vergangenen Jahres in fast ollen Städten und Genieinden amtliche Fürsorge- stellen errichtet, die sich der Kriegshinterbliebenen mit Rat und Tat annehmen. Das Krieasministerium hat einen Leitsaven herausgegeben, der das aus oem Gebiete der Hinterbliebenenver- sorgung und sozialen Fürsorge für die amtlichen Fürsorgestellen Wissenswerte enthält. Er ist den Fürsorgestellen bereits zuge- gangen. Femer werden van jetzt ab alle Erlasse und Bestimmungen, die für die Kriegshinterbliebenen von allgemeinem Werte sind, in den„Amtlichen Mtiteilungen für kriegsbeschädigte oder Vorzugs- berechtigte Militärpersonen und für Hinterbliebene von Heeres- ungehörigen" veröffentlicht. Die„Amtlichen Mitteilungen" er- scheinen in zwangloser Reihenfolge als Beihefte der vom Kriegs- Ministerium herausgegebenen Zeitschrift„Anftellunfls-Nachrichten", die sämtlichen Fürsorgestellen zugestellt wird und dort eingesehen werden kann. Das Kriegsministerium hofft, auf diese Weise dem berechtigten Wunsche der Kriegshinterbliebenen aus Beistand und Ratcrieilung nach Möglichkeit entgegenzukommen. Derartige Anliegen sind zu- nächst an die amtliche Fürsorgestelle des Wohnorts zu richten. Diese Stelle gibt auch Auskunft über Annahme von Kindern an Kindes- statt, Unterbringung von Kindern in Pflege und Uebernahme von KriegSpatenschasten für Kriegerwaisen. Als Vermittelungsstelle der gesamten sozialen Kriegshinter- bliebenensürsorge dient der Arbeitsausschuß der Kriegerwitw.'n- und Waisenfürsorge in Berlin W. 30. Münchener Sir. 19, der jederzeit über Fragen der sozialen Fürsorge nähere Auskunft erteilt. Gewährung von Wochenhilfe bei unvermiubertem Ein- kommen. Im Einveruehmen mit dem Reichskanzler Hai der preußische Minister des Innern verfügt, daß auch dann, toeun die Familie eines Kriegsteilnehmers das Einkommen des Mannes unvermindert fortbezieht, unier Umständen ein Anspruch auf Gewährung der ReichZwochenhilfe gegeben ist. Nach der Absicht der Bekanntmach- ung vom 23. April 1913 soll in der Regel derjenige als minder- bemittelt gelten, der in dem Jahre oder Steuerjahre vor dem Dienst-- eintritt weniger als 2300 M. Einkommen bezog, und zwar auch dann, wenn er dieses Einkommen weiter bezieht. Ausnahmen werden hauptsächlich dann zu machen sein, wenn es sich um ein fundiertes Einkommen handelt, also der Besitz eines nicht uncrhcr- Ucben Kapitals gegeben ist, von dem ein geringfügiger Teil ohne Schädigung der wirtschaftlichen Gesamtlage des Kriegsieilnehmers zur Bestreitung der Kosten für Entbindung und Wochenbett abgc- hoben werden kann. Auch Kapitulanten, Beamte und dergleichen sind in die, er Beziehung nicht anders zu behandeln als aridere Kriegsteilnehmer. Nach Auffassung des Reichskanzlers begründet der Umstand, daß leine Verminderung des FaunticneinkommenS eingeireren ist, nicht die Ablehnimg der Wochenbilfs. Einmal fei da, wo der Kriegsteilnehmer von seiner Familie getrennt leben muß, aus einen Mehraufwand für seinen persönlichen Unterhalt zu rechnen, so- dann sei zu berücksichtigen, daß infolge der Kriegsteuerung dem gleichen Einkommen nicht mehr die gleiche Kausiraft zukommt wie vor dem Kriege, endlich aber solle ja durch die Bekanntmachung vom 23. April 1913 gerade dem Kriegsteilnehmer als solchen c-ne Vergünstigung zuteil werden. Dieser letztere Umstand schließe zugleich aus, daß Nichtkriegsteilnebmer sich mit Recht darauf be- rufen könnten, daß sie im Hinblick auf ihre gleichliegende Wirt- schaftslage ebenfalls Anspruch auf Wochenhilse haben müßten. Be- ziehe der Kriegsteilnehmer mck seiner Familie— im Gegensatz zur Zeit vor dem Kriegseintritt— jetzt ein nennenswert höheres Gesamteinkommen als 2300 M., so werde allerdings zu prüfen sein. ob diese Tatsache nicht die Annahme rechtfertige, daß eine Beihilfe nicht benötigt werde. Eine allgemeine Regel für die Beurteilung dieser Frage lasse sich bei dtt Vielgestaltigkeii der Verhältnisse nicht wohl ausstellen. Jedenfalls aber entspreche es der wohlwollen- den Absicht der BundeSratsverorduung, wenn dabei auf die bei getrenntem Aufenthalt der Ehemannes und infolge der Steigerung der Preise notwendigen Mehrauswendungen gebührende Rücksicht genommen wird. Tic„hohen Arbritslöhnc". Schon wiederholt haben wir die Verallgemeinerungen zurück- gewiesen, die aus dem Umstände gefolgert werden, daß einzelne Arbeiterkategorieu jetzt verhältnismäßig hohe Löhne erziiAen. Ganz abgesehen von der Teuerung, ist die Lage der Arbeiter weit davon entfernt, glänzend zu sein. Aber die Stammtischmärchen schießen nach wie vor üppig ine Kraut, und dabei ist der sekttnnkcndc Schlojserlehrliiig ein würdiges(tiegenstück zu den? sekttmkcnden Maurer der Gründerjahre geworden. Wie es tatsächlich aussteht. ergeben unter anderem einige Zahlen, die die neueste Nummer des„ReickisarbeitsblatteS" enthält. Zu den Arbeitergruppen, in denen große Nachfragen nach Kräften bestehen und folglich mich ganz naturgemäß die Löhne in die Höhe gehen, gehören die Borg- arbeiter. Darüber sagt das genannie amtliche Organ: „Die Bergarbeiterlohne zeigen in den drei ersten Viertel-- jähren des JahreS 1916, für Ivelche die Lohnstotistik bis jetzt ver- öffentlicht ist. eine von Vierteljahr zu Vierteljahr steigende Zu- nähme der verdienten reinen Löhne. Auch im Vergleich zuui Jahresmittel 1915 macht sich für die einzelnen Bergbaugebiete eine mehr oder weniger erhebliche Steigerung der Löhne geltend.� Am stärksten stieg der Lohn im Oberbergbaubezirk Dortmund (nämlich von 3,49 M. im Jahresmittel 1313 auf 6,57 M im dritten Viertel 1916) und im ManSfelder Erzbergbau(von 4,22 auf 5,30 M.). Fast um 1 M. erhöhte sich der Schichtlohn sodann im niederrheinischen, im Saarbrücker und Aachener Steinkohlenbergbau, wie in de» Siegencr und in den lothringer Erzbergwerken." Merkts euch, ihr Bierbankpolititer: der Lohn ist im Bergbau um 1 M. bis zu 1,10 M. gestiegen als Söchststeigeruns, und er hat dabei die schwindelhafie Durchschnittshöhc von 6„37 M. pro Schicht im teuren Ruhrgebiet erklommen. Daneben ist eine andere Statistik, die, wie ebenfalls das „Reichsarbeitsblatt" mitteilt, der christliche Metallarbeiterverband über die Kriegslohne in der Siegerländer Metallindustrie, also auch einem Erwerbszweig. aus den der Krieg fördernd eingewirkt bat, veranstaltete. Das Resultat war. daß im Kreise Siegen und Alt- kirchen der Stundenlohn von 61,0 aus 62,1 Pf., also um 9,2 Pf. gestiegen ist. Gewiß ein glänzendes Resultat. Dies wird noch übertrosfou im Kreise Olpe , wo der Lahn von 46L auf 30 Pf., also um 0.2 Pf. in der Stunde stieg. Ob dre Arbeiter nicht wisse», was sie mit diesem Gelde anfangen sollen?