Mr. 57.- 1917.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
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dlog A
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fragt Frau Capy wie in den Briefen, die den franzöfifchen, engli schen, russischen Soldaten tagtäglich von ihren Lieben zugeben Das Buch hat bereits die schste Auflage erlebt, obwohl es erst ( z) vor kurzer Zeit erschienen ist.
drbuzen Bühne und Volk.
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Init
Dienstag, 27. februar.
bas ganze Geschüßfeuer schneller und sicherer leiten, als das gegenwärtig möglich ist. Die Bedienungsmannschaften der Geschüße haben Das Kriegsbuch einer Französin. nur die Kanonen zu laden und abzufeuern. Die norwegische Preffe weist für die praktische Bedeutung der Erfindung als Beispiel auf Mitten im Kriege hat es eine Frau gewagt, den franzöfifchen ihren Wert für die Küstenbefestigungen des Landes hin. Man Segern in der denkbar schärfsten Weise entgenzutreten. Alle Grenel dente sich den Fall, daß ein Feind sie forcieren will. Augenblicklich der Welt werden nicht hindern können, den Ruf des Glaubens und der Hoffnung eines freien Gewissens anzuhören." Mit diesen Worten fann der Beobachter von seinem verborgenen Bosten an sicherent begrüßte Romain Rolland Marcelle Caph, die Verfasserin des Buches Der Deutsche Bühnenberein, die Organisation der Bühnen Orte die Geschüße schnell und automatisch auf das Ziel einstellen. " Une voix de femme dans la mêlée"( Eine Frauenstimme im direktoren, hat durch den bereits mitgeteilten Beschluß seine Mit- Vermieden wird jede Verzögerung und jede Verwirrung; das ganze Seriegsgetümmel). Merkwürdig ist es so etwa äußert sich die glieber verpflichtet, während der Kriegsdauer monatlich mindestens Feuer wird durch einen einzigen Willen auf das geeignete Ziel Neue Zürcher Zeitung " in ihrem eingehenden Bericht über den In zwei Arbeitervorstellungen zu billigen Preisen( nicht über 30 Bf.) zu gelenkt. Der Lenker des Geschüßfeuers hat es jederzeit in der Hand, halt des Buches, daß die mutige Franzöfin für ihr Kriegswerk veranstalten. Ein begrüßenswerter Beschluß, wenn er eine zwed- torrekturen vorzunehmen. Man rechnet damit, daß auf diese einen Verleger( Paul Ollendorff ) gefunden hat, und noch erstaunlicher mäßige Durchführung findet. Ihre Einzelheiten stehen noch nicht Beise eine große Munitionsersparnis und eine Erhöhung der ist es, daß der Zensor sich mit den üblichen Tilgungsstrichen, die feft, fie sollen erst im Einvernehmen mit dem Kriegsamt getroffen Lebensdauer der Geschüße zu erreichen sein wind. Die Erfindung allerdings oft gange Geiten ausgemerzt haben, begnügie, im übrigen werden. Auch über die Besucher, denen die Borstellungen zugute ist von einem militärischen Ausschusse geprüft und zur probeweisen aber das Buch durchgehen ließ. Das ist um so wunderbarer, als tommen sollen, herricht wohl zunächst feine Klarheit. In Durchführung an einer der norwegischen Küstenbefestigungen emp Marcelle Caph sich nicht geschent hat, eine der gewaltigsten Mächte dem Beschluß ist die Rede die Rede von minderbemittelten, be fohlen worden; das Storthing hat darauf die Erprobung des Frankreichs , das franzöfifche Zeitungswesen, und Berfönlichkeiten wie ichädigten Arbeiterfiaffen". Was heißt das? Sind das die Systems genehmigt, und auch im Auslande hat die Erfindung, Maurice Barrès und Richepin anzugreifen. Das sind die Kezzer Kriegsverlegten und ihre Angehörigen oder die Arbeiter, die wie aus den bisher geführten Unterhandlungen fich ergeben hat, schlimmster Art", sagt die furchtlose Frau. Ste flettern auf unter den Kriegseinwirkungen zu leiben haben? große Aufmerksamkeit erregt. Uebrigens hat derselbe Oberstleutolympische Höhen, um Sieg! Sieg!" in die Welt hinauszutrompeten, Der Gedanke ist sympathisch. Gewig. Aber man sorge dafür, nant Andersen auch einen neuen Entfernungsmesser konstruiert, um den Haß zu berherrlichen, um nach Nache zu rufen, oder fie daß er nun auch nugbringend zur Tat werde. Vor allem ziehe der an Genauigkeit alle bisher gebräuchlichen Instrumente dieser steigen zu den sdmuzigsten Beleidigungen hinunter und haben das man Bertreter der Arbeiterschaft heran, die ihr Vertrauen haben Art übertreffen soll. ( z) Gefühl innerster Befriedigung, wenn sie gegen die Bodes" fo recht und ihre Bedürfnisse und Wünsche kennen. In manchen Städten mit ihren Flüchen losziehen fönnen.lind mit Staunen werdet besteht ja erfreulicherweise schon ein Zusammenwirten der städtischen Kopenhagen im Kriege. Ihr bemerken, daß diese berühmten Krieger sich nicht von der Stelle Bühnen und der Arbeiterschaft. Hier liegen also bereits Erfahrungen In Kopenhagen , schreibt der Kopenhagener Berichterstatter des rühren und am Schreibtisch sizen bleiben. Was ichadet's vor über die Art, wie so etwas zu gestalten ist. Hier ist vor Stockholms Tagblad", lebt man wie in der Hauptstadt eines friegsihnen, wenn der Strieg nod lange dauert, wenn das Bint allem auch der Begriff bolfstümlich" geklärt. Abgelegte Sachen, führenden Landes. Ganz plöglich find eine Reihe von Verin Strömen fließt, wenn das Elend noch größer wird? alberne Poffen, Kriegsfitsch sind gewiß nicht volkstümlich. Wir fügungen und Einschränkungen getroffen worden, wie sie ja auch Ihnen gebt es ja trobem recht gut; sie genießen Ruhm, wollen nicht fordern, daß man mit Goethes Faust beginne, aber Stocholm in Stürze zu gewärtigen hat. Weil aber alles und die geblendete, aufgeregte Menge jubelt ibuen zu.. Sie darauf ist von vornherein zu bringen, daß ein würdiges Programm mit einem Schlage fam, so stand zu befürchten, daß eine leben nicht nur selbst vom Hay, fie fäen auch Haß. So fommt es. aufgestellt werde. Mancher wird vielleicht zum ersten Male bei diefer Banif wie im Sommer 1914 ausbrechen würde. Much bier daß auch ein großer Teil der übrigen Bevölkerung jedes Mag ver- Gelegenheit ins Theater tommen( und vielleicht auch das letzte Mal). auf neutralem Boden haben durchgreifende Veränderungen Plaz loren hat, daß so viele unter ihr zu Wilden geworden sind, die von Das Baterland hat gewiß das größte Interesse daran, daß seine gegriffen Nach 9 1hr darf in den Sofalen nichts Warines mehr verder Menschlichkeit der eigentlichen Wilden" beschämt werden. Alle Söhne und Töchter, denen jezt das große Wunderreich der Bühne abfolgt werden und um 11 Uhr muß Schluß gemacht werden. Der der erste Indierzug anfam, eilte die Bevölkerung in ganzen Horden erschlossen werden soll, einen Eindruck für immer daraus mitnehmen, Straßenbahnverkehr ist eingeschränkt und hört mehrere Stunden an den Bahnhof. Man sagte: Das sind die Wilden! Als nun die die große Sehnsucht nach stärkerer Anteilnahme an der Kultur, daß früher auf als bisher. Die Lichtipieltheater dürfen nur noch an beZivilisten diesen wilden anempfahlen, alles zu verbrennen und zu fie für unsere nationale Literatur gewonnen werden und nicht für stimmten Nachmittagsstunden geöffnet sein. Karnevalsbelustigungen morden, wenn sie einmal in Deutschland feien, da antwortete einer schale Augenblidsfpäße. find verboten, desgleichen alle öffentlichen oder halböffentlichen Bera der Indier: Ich habe meine Mutter, meine Frau, meinen Sohn zu Biele Patrioten pflegen jich darüber zu wundern, daß so viele gnügungen. Nach 11 Uhr ist Kopenhagen eine dunkle stille Stadt, Hause zurücgelassen; die Erinnerung an sie möge mich davor Deutsche im Auslande so schnell ihr Deutschtum verlieren. Wie genau so, wie die großen Hauptstädte der friegführenden Länder. bewahren, fo verruchte Dinge zu begehen".... Und die Ziviliften fann ein Mitglied einer Kulturnation, die einen Goethe, Schiller, Das geräuschvolle Leben, besonders das Nachtleben der„ Goulaschverstummten." Kant, einen Dürer und Beethoven hervorgebracht hat, die fruchtbare periode", fonnte feinen plößlicheren Schluß bekommen. Gemeinschaft aufgeben wollen? Die Frage ist nur: was baben die Majse armer Teufel, die im Auslande ihr Brot ſuchen müssen, von all diefen großen nationalen Gütern mitnehmen können? Vielfach nicht einmal den bloßen Namen dieser Heroen.
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Die wahren Rohlinge finden sich unter den Untauglichen, unter den Drüdebergern," iereibt Marcelle Capy ; die eigentlichen Opfer des Krieges, die Soldaten, die sich in den Schüßengräben befinden, fie sind keine roben Tiere geworden, sie sind Menschen geblieben, Menschen, die leiden, lieben, verstehen. Und diese ehrliche Menschlichkeit verhöhnt man im Innern des Landes mit ichinarrenden Phrajen und Bänkelgefängen. Die ganze fogen. Poilueliteratur geht nicht von Soldaten aus, sondern von Geschäftchenmachern. Der Soldat fennt seinen feindlichen Kameraden und weiß ihn zu schäzen. Nach einiger Zeit", so heißt es in dem Buche, schichte man sie wieder ins Land zurück, um sie als Bergwerfsarbeiter zu verwenden. Sie spürten nun feine Müdigkeit mehr und sagten: Aus der Hölle sind wir ins Baradies gelommen." Ein Mann aus der Zivilbevölkerung wandte sich nun an sie und wollte Einzelheiten über die Cochone de Boches" erfahren. Da antworteten die, die furz vorher noch Soldaten gewesen waren: Die Deutschen ? Das sind Menschen
toie alle andern."
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Die alten Griechen haben für ihre Bürger so etwas wie eine gemeinfame nationale Kultur gehabt. Die Bühne war ihnen ein wichtiges Mittel dazu. Sie berfolgte fein gesellschaftliches Amusement, sondern stand im Dienste der ernstesten und wichtigsten Interessen. Frei war der Zugang für jedermann aus dem Volke. was unsere Führer der Bühnenreformatoren, Schiller wie Wagner, vorgebracht hat, wird dereinst ein freies Bolt nach griechischem Muster zur Tat werden lassen.
Elektrische Fernlenkung von Geschühen.
Daß aber die Bühnendirefloren heute schon sich zu einem Kleinen Teil dieses Programm zu eigen machen, zeigt, wie starf die Idee einer gesellschaftlichen Kulturverpflichtung bereits geworden ist. Sie wird auch nach dem Kriege und stärker denn je lebendig fein: die für ihr Baterland gekämpft und gelitten haben, wollen am Wer hat in Frankreich die Märchen von den Greueltaten der Edelsten und Schönsten, was es hat, teilnehmen. Sie wollen auf Deutschen verbreitet? Auf jeden Fall, fagt Marcelle Caph, waren wärts zum Lichte der Kultur. In freien, felbstgeschaffenen Körperes nicht die Soldaten selbst; die Erfemminis ihrer vaterländischen schaften wird die Arbeiterschaft ihre Kraft und Berufenheit erweisen, Pflicht hindert sie niet, für ihre Gegner, für ihre Mitmenschen wie in den Volksbühnen. Darüber hinaus aber wird sie Gemeinde Gefühle tiefer Sympathie zu begen. Die Soldaten haben und Staat dringend an ihre Pflicht mahnen. Berständnis für ihre gegenseitigen Leiden und helfen sich, wo ihnen Gelegenheit dazu geboten ist. Ate Beweis dafür mag folgende Episode gelten: Es war bei Urras. Ein französi scher Solbat wird verwundet und schleppt sich trosdem noch auf einem weiten Wege, bis er zum Sanitätsposten gelangt. Man ist gerade dabei, einen verwundeten Deutschen zu behandeln. Wie diefer den Franzosen fiebt, fagt er zu den Leuten des Sanitätspostens: Verbindet dieien Mann zuerst; er ist schwerer verwundet als ich." lind so geschah es. Der verwundete Franzose brachte feinen Laut berbor: portlos reichte er dem deutschen Kameraden die Hand zum Dank.. Der Deutsche und alles, was deutsch ist, wird jest in Frankreich fo gern als barbarisch verschrien. Man bergleiche doch einmal die Briefe, die bei den toten Deutschen gefunden wurden, und die von den Angehörigen der Toten stammten. it darin nicht genau den gleichen Gefühlen Ausdrud verliehen
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Der Polizeimeister.
Ein russischer Polizeiroman
bon Gabryela Zapolska.
Er faßte sie bei der Hand. Aber sie entwand sich ihm geschickt und ließ ihm nur ihren baumwollenen Handschuh zurück. Das amüsierte fic, und sie begann zu fichern. In demselben Augenblick öffnete sich die Tür nach dem Wohnzimmer und Lagejem erschien auf der Schwelle.
„ Ach, Fräulein Juzia! Bitte in den Salon! Und Sie, Sergei Iwanowitsch, adieu!" fagte er zu dem Wachtmeister mit herablafjender Gebärde. 20
Juzia fireďte hinter Markowski die Zunge aus, dann
verschwand sie mit Tagejem hinter der Portiere.
Markowski blieb noch eine Beile stehen, schließlich öffnete er die Tür zum Flur und stürzte auf die ungeduldig warten
den Bittsteller.
"
Was ist denn?" schrie er gegen seine Gewohnheit. Warum brängt ihr euch wie eine Herde Schweine, Stultiaptin! Jatimow! Treibt sie auseinander!"
Wie eine Schar verscheuchter Sperlinge floben die Bittsteller plöglich nach allen Seiten auseinander. Die einen liefen die Treppe hinauf, andere stürzten in die Ranzlei, noch andere polterten die Treppe hinunter. Nur Jossele Pintas blicb ruhig stehen. An die Wand gelehnt, grün, einen Schal um den Hals, blickte er Markowski schelmisch an und fragte fchließlich:
Die Theater glauben vorläufig noch nicht, wirkliche Konflikte befürchten zu müssen, doch ist es natürlich nicht unausbleiblich, daß ihre Einnahmen zurückgehen. Das Königliche Theater hat seine billigen Nachmittagsvorstellungen eingestellt.
Zum Glüd hat man die neuen Verordnungen mit Ruhe und Berständnis für den Ernst der Tage aufgenommen. Eine Anzahl vermögender Familien, die gerade Ginladungen zu Abendgesellschaften und Bällen verschickt hatten, luben schleunigst ihre Gäste wieder aus. Das private Zeben wird eben in diesem Winter genau so still werden wie das öffentliche.
Notizen.
Noch ein politismes Puppenspiel„ Der große Madderadatich" wird von Anfang März an im Künstlerhaus auf geführt werden. Die annähernd lebensgroßen Köpfe der Figuren ind von einer Reihe Berliner Bildhauer modelliert.
Der Tiroler Wast L. In der guten Stadt Innsbruck erschien bis vor etlichen Jahren eine fleine Zeitschrift„ Der Tiroler Basil. Am Stopfe fah man das Bild des Schreibers, ein langmähniges, eigenwilliges Gesicht. lind im Café Maria Theresia tonnte man ihn auch bald figen sehen, mit dem Pfeift im Mund. Das war der Rudolf Christian Jenny, und derb und voltstümlich war seine Sprache. Er schrieb gegen den Klerikalismus ein Birken, dessen Erfolgaussichten im Landl" auf Innsbrud, Bozen und höchstens noch ein oder zwei Städte beschränkt zu sein Der norwegische Oberstleutnant Fridtjof Andersen hat, wie aus scheinen. Dabei war der Herr Staatsanwalt Tichurtschenthaler ein Kristiania berichtet wird, eine Erfindung gemacht, die fehr bedeu- gar strenger Zenfor, und das gab's überhaupt nicht, daß der„ Waftl" tungsvoll sein soll. Diese Erfindung ermöglicht die elektrische Fern- in ursprünglicher Gestalt feine Leser erreicht hätte. Meistens wurden lentung von Kanonen. Zur Ausnußung der Erfindung ist bereits auch noch die Lückenbüßer fonfiziert bis ins zweite und dritte eine Gesellschaft gebildet worden, die Hand in Hand mit zwei der Glied. Er hat auch ein paar gute Vollsstüde geschrieben. Gegen größten elektrischen Unternehmungen in Norwegen arbeitet. Die die Staliener ist er als Oberleutnant gestanden, der Jenny, und Telepointage" ist ein System, nach dem alle Geschüße, die durch jetzt ist er in Graz gestorben. elektrische Leitungen angeschlossen sind, von einem einzigen Manne eingestellt und gelenkt werden können. Dieser Mann fann seinen bombensicheren Aufenthalt fern von dem Geschüße, z. B. an irgend einem hervorragenden Punkte nehmen, von dem aus er die Bewegungen des Feindes beobachten kann, und von dort aus tann er
XV.
Das schwarze Buch. Unter die Spike!!
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Emin Pasch as( Edmund Schnikers), des hervorragenden deutschen Afrikaforschers Tagebücher werben jezt herausgegeben. Nach mancherlei abenteuerlichen Fährnissen sind sie nach Gmins Ermordung schließlich vom Hamburger Kolonialinstitut erworben worden. Sie umfassen einen Zeitraum von 17 Jahren.
und erst wen zu bedienen? Ich finde im allerersten Restaurant eine Stellung, denn ich ziehe überall Gäste an, so wahr ich Zagejew hatte Juzia inzwischen in den Salon geführt unsern Herrgott liebe! Durch den Herrn Markowski sige ich jetzt fest und fann mich nicht rühren." und jagte in gutmütigem Zon:
" Seßen Sie sich doch, mein Täubchen!" Juzia hielt es für angebracht, sich zu zieren. Ich stehe lieber, Herr Polizeimeiſter."
"
Aber Tagejew wußte fich vor Höflichkeit gar nicht zu halten. So ein niedliches Fräulein wird doch nicht an der Tür stehen! Wer so hübsch ist, wie Sie, mein Herzchen, darf in den Salons von Generälen Plaz beanspruchen."
Während er das sagte, nahm er das Mädchen in Augenschein. Sie reizte ihn nicht. Sie schien ihm verblüht, von Kaffeegeruch gleichsam durchräuchert. Außerdem fühlte sich Tagejem besonders zu ,, Künstlerinnen" hingezogen.
Also er sah in Juzia nur ein geeignetes Material für Spigeldienste und wollte das Mädchen so schnell als möglich für sich gewinnen.
Er merkte sofort, daß sie eitel war und beschloß, fie als " Dame" zu behandeln und sie vor allem mit Güte für sich geneigt zu machen.
,, Darf ich Ihnen Tee anbieten?" fragte er, indem er nach dem Speisezimmer zeigte.
"
Ich danke!" gierte sich Juzia ,,, wir essen früh Mittag. ch bin nur für einen Augenblid gekommen, ich habe noch Einkäufe zu machen. Joffele jagte mir, daß der Herr Polizeimeister mich herbefohlen haben.
Ich habe Sie bitten lassen, ich kann nur bitten, daß Regen Sie sich nicht auf, Herr Wachtmeister. Dieses Sie mir die Ehre Ihres Befuches erweisen." Fräulein bringt es fertig, den Herrn Wachtmeister und den Er drückte das Mädchen in einen Sessel und nahm selbst Herrn Polizeimeister zugleich zu lieben. So wahr ich gesund ihr gegenüber auf einem Schemel Plak. bleiben will!"
Aber Markowski schien in diesen Angelegenheiten fein reiner" Philosoph zu sein, denn er fuhr auf, wie von heißem Baffer übergossen.
Du Judenmaul! Du heidnisches Biest! Du hast sie ihm augeführt, du hast mir nachgespürt! Ich werde dir eins versehen, daß dich deine eigene Mutter nicht wiedererfennt!" Über Joffele rührte sich nicht von der Stelle, sondern zog die Schultern ein und blinzelte mit seinen tricfenden Augen.
Er hatte trok allem Lust, sich ein wenig an sie heranzumachen, doch unterdrückte er eingedent feiner wichtigen Ziele feine Gelüste.
Sie betrachtete ihn ihrerseits mit dem erfahrenen Auge einer durchtriebenen Kellnerin" und verbarg hinter ihrem Lächeln das Gefühl des Widerwillens, den dieser ungewasdiene, didbauchige Mann in seinem schmußigen, auf der Brust geöffneten Hemd in ihr weďte.
" 1
Dienen Sie bei Horsfis?" fragte Tagejew. Juzia verzerrte das Gesicht, als wollte sie weinen. " Ihr Herz wird für den Herrn Wachtmeister auch noch Ach, Herr Polizeimeister," rief sie, diesen Dienst habe ausreichen!" wiederholte er und zupfte an seinem schmutzigen ich Herrn Markowski zu verdanken! Aber, fagen Sie selbst, Schal. habe ich es nötig, mich bei fremden Leuten herumzutreiben
" Wieso denn?"
"
Ich habe ihn in einem Warschauer Restaurant fennen gelernt. Er meinte: Komm doch mit, du sollst wie eine Dame leben, später heirate ich dich vielleicht.... Solche Redensarten machte er. Ich war dumm genug, ihm zu glauben. Als ich eines Abends Streit mit meiner Chefin hatte, machte ich mich auf und fuhr mit ihm mit. Aber er..." Nun?... Was weiter?"
..Zuerst bezahlte er mir das Zimmer und dies und jenes. aber dann ließ er nach. Da ich mich ohne das Kneipenleben furchtbar langweilte, fagte ich ihm: Ich will fort. Da lachte er. Ich halte Sie nicht, sagte er. Ich rede menschlich zu ihm: Gib mir meinen Baß wieder, Spizbube! Da wird er ausfällig, beschimpft mich mit häßlichen Namen und hält mich im Hotel. Der Paß bleibt bei mir,' jagte er, du wirst fahren, wenn es mir beliebt."
" Ich size also den ganzen Tag und heule und bekomme eine dide Gurtennafe Was sollte ich anfangen? Flöhe züchten und dreffieren? Da fragte er mich: Willst du unter Menschen gehen?- Ja! Ich weiß einen guten Dienst für dich, in einem feinen Hause! Zu arbeiten gibt's nicht viel, du sollst mir nur hin und wieder mitteilen, ob über mich oder über die Polizei schlecht gesprochen wird. Ich hätte meine eigene Mutter verraten, nur um aus jenem Gefängnis herauszukommen, also willigte ich ein.- Jezt habe ich aber genug davon. Ich möchte nach Warschau zurück. Lieber ,, bester Herr Polizeimeister helfen Sie mir, nach Warschau zurückzukehren." Sie riß die Augen auf und verzerrte den Mund zu einem Lächeln, indem sie sich bemühte, mit Tagejew zu fofettieren. Sie sehnte sich nach dem Kneipenleben.
jeleed T-
Zagejew lächelte und sah sie eine Weile an. Haben Sie so großes Verlangen, nach Warschau zurüc zukehren?" " Furchtbares!" Nun, dann sollen Sie wieder hin." Sie sprang vor Freude vom Sessel auf. Leurer liebster Herr Polizeimeister!" Er winkte mit der Hand ab.
( Forts. folgt.)