ZK. 57. 34. Jadmvg.
Mm des Jormirto" ßerlinet vcksdIM
Aiellstirg. 27. Febwar 1917.
Mgeorönetenhaus. 6 7. Sitzung, Montag. 26. Februar, vormittags 11 Uhr. Am Ministe rtisch: Beseler. Tie zweite Lesung des J-stizetats wird fortgesetzt. Abg. Lüdicke(frk.): Die Amtsgerichte dürfen nicht aus Spar- samkeitsgründen von den kletnen Orten fortgenommen werden. An den bewahrten Grundlagen de§ Prozeßverfahrens darf nicht gerüttelt werden. Kriegswucher muß streng bestraft werden; die Privat. Ilagen sollte man einschränken. Abg. Harnisch(Soz.): Ich spreche als einziger Lake in diesem juristischen Rcdeturnier. Aber vielleicht ist es ganz gut, daß neben all diesen Subjekten der Rechtsprechung(Heiterkeit) auch jemand zu Worte kommt, der sich bisher, wenn auch nur. in zahlreichen Preßprozessen, aus- schließlich als Objekt des Rechtsbetriebes betätigen konnte. (Heiterkeit.) Was die geplante Justizresorm angeht, so mutz ganz scharf unterschieden werden zwischen den durch die Kriegs- umstände vielleicht unvermeidlich gewordenen Notmaßnabmen und jenen allgemeinen Reformen, die als D a u e r e i n r i ch- t u n g- n gedacht sind. Für die Dauer des Krieges würde ich mich mit gewiffen Vereinfachungen im Gerichtsbetrieb einverstanden erklären, allerdings nur. soweit sie wirklich un° vermeidbar sind und unter der Bedingung, daß unter keine« Umständen wirkliche RechtSgarantien darunter zu leiden hätte«. Eine solche Vereinfachung wäre etwa die Herabsetzung der Ge> sästvorenenzahl von 12 auf 7, da eS infolge der Einberufungen schwierig ist, die nötige Geschworenenzahl zu bekommen. Die Richter sind überlastet, in- ganz Preußen sind zurzeit nur noch rund 4600 höhere Justizbeamt« tätig. ES ließe sich auch darüber reden, einzelne Straftaten von den Strafkammern den Schöffengerichten als erster Instanz zuzuweisen. Aber das olles sind nur kleine Mittel. Die beste Entlastung der Gerichte würde in der Beseitigung des An- klagezwanges der Staatsanwaltschaft und in feiner Ersetzung durch daS Opportunitätsprinzip bestehen. Auch heute werden noch zahllose Prozesse um den erbärmlichen Kleinkram geführt. Nach unseren Erfahrungen bin ich natürlich weit entfernt davon, die Staatsanwaltschaft für die„objektivste Behörde der Welt" zu halten. Wirkliche R ech I Sggran t i e n dürfen jedoch auch im Kriege keinesfalls geschmälert werden. Tie vielfach gefordert« Per- dreifachung der AnwaltSgcbühren und GcrichtSkaften würde aber eine solche Beeinträchtigung bedeuten, denn der Arme würde dann noch viel schwerer sein Recht finden als heute, während der Reiche nach wie vor die besten Anwälte bezahlen und die Prozesse solange hinziehen könnte, wie eS seinen Interessen entspricht. Demgegenüber fordern wir die Unentgeltlichkeit der Rechtspflege. (Lehr, wahr! bei den Sozialdemokraten.) In der„Deutschen Juristenzeitung" wird die HrrauSdrängnng des Laienelements aus der Rechtspflege gefordert. Generalstaatsanwalt Plafchke-Berlin verlangt rundweg Abschaffung der Schwurgerichte. Andere wieder wollen möglichst viele Dinge vom Schöffengericht an Einzelrichter überweisen. Gegen alle diese Bestrebungen prote- st i er« n w i r q U f d a S s.ch ä r fj* Nicht Em schränkung. sondern Erweiterung der Zuständigkeit der Schwurgerichte fordern wir, in denen wir trotz ihrer großen Mängel eine wertvoll« und nicht preis» zugebende Errungenschaft erblicken. Alle politischen und Pretzprozesse sollten den Schwurgerichte» zuge» wiesen werden, wobei ich hoffe, daß wir von politischen Pro- zejsen im neuen Deutschland möglichst verschont bleiben. Um aber den Geschworenengerichten den Anstrich von Klassengcrichten zu nehmen, verlangen wir, baß all« Klaffe« der Vevillerung gleichmähig berück fichtiat werden.(Sehr gutl links.) In diesem Sinne hat sich auch der Leipziger Rechtslehrer Wach und der frühere österreichische Justizminister Klein ausgesprochen. Dem Bolle fehlt jedes Verständnis für die außerordentliche Milde mancher Gerichte gegenüber Wucherern und Spekulanten, Die Strafen sind oft so lächerlich gering, daß sie nur wie eine Prämie auf die Gesetzesübertretung wirken und dann oft als unvermeidliche Spesen in die Preise hineinkalku- liert werden. In einem Fall stand einem Wuchergewinn von 1700 Mark eine Geldstrafe von 100 M. gegenüber.(HörtI hört!) Solche Urteile stehen nicht nur zum Rechtsempfinden des Volke» im schroff- sten Widerspruch, sondern auch zu den Urteilen in pvlitische« Prozeffe» vor dem Kriege und während des Krieges. Für die Verbreitung von Flngblättern, die zwar sehr unbesonnen waren, aber doch lange kein solches Unhetl anrichten konnten, wie eS die Buche»
rer. Spekulant en undKettenhändler täglich anrichten, sind schwere Freiheits st rasen verhängt worden. Wo bleibt die seinerzeit vom Staatssekretär Delbrück im Reichstag angekündigte Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte gegen die Schmarotzer des LebenSmittelmarkteZ? Ohne auf den Prozeß Liebknecht ein- gehen zu wollen, will ich doch sagen, daß er ganz gewiß nicht auS ehrloser Gesinnung, um schnÄen Gewinnes willen ge° handelt hat. So fern er mir heute steht, und so rücksichtslos ich seine Agitation bekämpft Hab«, so mutz ich doch betonen, daß er für die Sache gekämpft hat, die er für die rechte hielt. Er hat dabei seine Existenz und seine Freiheit in die Schanze geschlafen. Deshalb verstehen die weitesten Kreise des deutschen Volles die gegen Lieb- knecht ausgesprochene Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte durchaus nicht. Sind sie ihn, aber aberkannt, um wieviel uiebr müßten sie dann jenem vorhin von mir gekennzeichneten Gesindel der Wucherer und Spekulanten aberkannt werde»? Davon hat man noch niemals etwas gehört, obwohl diese Leute Landesverräter und Baterlandsfeinde der schlimmsten Art sind.(Sehr wahrl bei den Sozialdemokraten.) Sie sind die beste» verbündete« der Engländer. Der Reichskanzler hat mir völlig aus der Seele gesprochen, als er vor ein paar Monaten im Reichstage den Satz prägte: der deutsche Staatsmann müsse gehenkt werden, der gegen England nicht jedes wirklich Erfolg verheißende Mittel anwende.?lber«ch möchte diesen Satz ergänzen: Auch solche Staatsmänner müssen gehenkt werde«, die nicht auch gegen die verbündeten der Engländer, gegen das Ge- finde! der Lebenswittelwucherer alle Machtmittel der Staatsgewalt zur Anwendung bringe«.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) (ich bitte um Auskunft darüber, ob der Herr Justizminister in der Lage ist. dem Hause eine Statistik über die seit Kriegsbeginn in Preußen wegen Wuchers erfolgten Bestrafungen vorzulegen. Eine solche Statistik würde äußerst lehrreich sein.(Sehr Ivahr! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Äanzow(Lp.): Di« scharfen Ausführutigen deS Ministers gegenüber dem Abg. Dr. Bell muß ich entschieden zurückweisen. Die Verwaltung zu kriti» sieren ist Aufgabe der Abgeordneten.(Sehr richtig!) Der Minister meinte, er rede hier nicht zum Vergnügen. Wir reden hier auch nicht zum Vergnügen de» Justizministers. i Lebhafte Zustimmung links und im Zentrum.)— Redner tritt für Besserstellung der Kanzlisten und der Arbeiter der Justizverwaltung ein. Die Frage der unehelichen Mütter muß besser geregelt werden. Lei der Bestellung der Borsitzenden der Schwur- g e r i ch te muß besonders vorsichtig verfahren werden. Sie müssen imstande sein, sachlich und vornehm die Verhandlung zu leiten. Es darf nicht vorkommen, daß er schreit und schimpft, als ob er selber mit dem Angeklagten zu kämpfen hätte, ivährend er doch über der Sache stehen soll.(Sehr richtig!) Die Richter sollten nicht so bureaukratisch Verfahren. Bei der Löschung der Vorstrafen muß weitherziger vorgegangen werden als bisher. Vor allem muh die Unabhängigkeit des Richters nach oben und unten gesichert werden. Die Privatklagen kann man nicht ganz beseitigen. In die Dunkelkammer der Gesetzgebung von 1850 bis 1860 müßte einmal grütrdlich hineingeleuchtet werden. Ich erinnere an das Belagerungszustandsgesetz und die Gesinde- o r d n u n g. Das K o a l i t i o n S r e ch t der ländlichen Ar- b e i t e r hat schon Fürst Bismarck verlangt. Hoffentlich bemüht man sich, auch nach dem Kriege die Prozesse zu vermindern.(Bei- fall.) Justizminister Dr. Beseler: Dem Abg. Haenisch erwidere ich, daß die Vorschläge zur Justiz- reform nur meine persönliche Meinung darstellen. Augenblicklich schweben die Sachen bei anderen Stellen, sie werden im Bundes- rat und Reichstag zu prüfen und zu entscheiden sein. Hervorheben will ich nur, daß ich durchaus für die Mitwirkung der L a i e n b i n. In meiner langen Erfahrung habe ich stets ge funden, daß sich da» Laienelement auSgezeichnrt bewährt hat. Dem. was der Vorredner über die Wahrung der Form 'bei der Rechtspflege gesagt hat, kann ich nur zustimmen. ES ist sehr wichtig, daß der Vorsitzende versteht, mit richtigem Takt den Schwierigketten zu begegnen, die sich bei jeder großen Gerichts- Verhandlung ergeben können. Schroffes, verletzendes Wesen, un- nötig» Schärfe müssen unter allen Umständen vermieden werden. Abg. BoiSItz(natl.): Ich bin ein großer Freund des Laien- clcmentS, aber viele Sachen, namentlich Privatklagen, könnten besser durch Einzelrichter entschieden werden.— Die Forderungen der Anwälte gehen vielfach zu weit. Natürlich sollen sie ein ausreichend«» Einkommen haben. Ich bin nicht berufen, den Justizmimster hier zu verteidigen, aber man sollte auch nicht Angriffe gegen ihn auf Zeitungsberichte stützen; damit unter- gräbt man das Vertraueff in die preußischeRecht»- pfleae. Abg. Sanzow(Bp.) bedauert die Angriffe des Vorredners gegen- über den Anwälten. Wenn dies« 25 Proz. Zuschlag zu den Ge- buhten erheben, so mutz man dabei die Teuerung berücksichtigen.
Marinearbeit in Wilhelmshaven . Wilhelmshaven . Mitte Februar 1017. Strenge Kälte hat sich im Januar und Februar dieses Jahres auch an der Nordfeeküste in einer Weise fühlbar gemacht, wie es dort nur febr selten vorkommt. Abgesehen von einigen Frosttagen. die auch nicht alle Jahre eintreten, herrscht an der Wasserkante und damit auch im Nordseehasen der deutschen Marine im Winter Regen, Nebel und Sturm vor, ein Wetter, das keineswegs ohne wei- teres den Vorzug vor stillem, starkem Frost verdient. Besonder auf dem Meere ist oem gewöhnlichen Nordseewetter im Winter sehr wenig GuteS nachzusagen. Die strenge Kälte dieses WiriterS hat das Leben aus den Schiften draußen nicht angenehm gestaltet. Be- iondcrS die Besatzungen der kleinen Voipostendampser haben Böse» aushalten müssen. Manche der Fahrzeuge lehrten zu ihren Ruhe- jagen wie in Eis gepackt in den Hafen zurück. Als ich an einem Februartnorgen wieder einmal Wilhelms- baven zufuhr, vrangien Wiesen, Felder und Bäume des flachen Oldenbiirger Landes in vrächtigstem Rauhreif, den ich in aller Gemächlichkeit bewundern konnte, denn der Schnellzug von Bremen nach Wilhelmshaven ist wie so viele andere Schnellzüge ebenfalls ausgefallen, und in langsamer Bummclfahrt geht e» auf den Jade- Hafen zu. Wechselnd« Bilder sind freilich nicht zu schauen, und doch wirft die weite Ebene mit ihren jetzt mit dicken Eiskrusten bedeckten vielen Gräben in ihrer Art reizvoll, besonders wenn sie, wie an diesem Morgen, in weißer Kristallpracht schimmert. Neue« gibt es, wenn man von Zeit zu Zeit nach� Wilhelms- baven kommt, in der Nahe der Stadt jetzt ledesinal zu sehen. Der KricgShaien und seine Vororte breiten sich tniolge von allerlei Kriegsnotwendigkeiten immer mehr ins Land hinein aus; sort- gesetzt entsteben neue Anlagen der verschiedensten Art. Dazu ist meist die Schaft« na von Baugrund notwendig, der erst durch An- fckiüttung von-Sand gewonnen werden kann. Wo früher Wiesen- und Wasserflächen waren, liegen jetzt ausgedehnte Bauflächen und erheben sich neue Anlagen für die Marine, üb« deren Zwechbeftim- mung zurzeit nichts gesagt werden kann. Die d« Ernährung der Marinesokdaten dienenden neuen Einrichtungen sollten mir bei diesem Wilhelmshaven « Besuch gezeigt werden; es gab dabei, wie vorweg gesagt werden kann, genug de» Jntettssanten zu sehen. < Tie Belegung der Nordseeftaiion Dilhelmsbaven mit �wäsen und Mannschaften hat im Frieden, trotzdem die Flotte beständig
x wurde, beträchtlich geschwankt. Nachdem ein großer Teil der . � seestreitkräfte eine Zeit lang an der Nordseeküste stationiert war- den war, erfolgte für einige Zeit wieder die Zurückverlegung noch Kiel . Dann erhielt Wilhelmshaven wieder stärkere Belegung. In den letzten Jahren war cs klar, biß der Nordsecstützpunkt der Flotte dauernd die größere militärische Bedeutung behalten werde, beson- der» nach dem Ausbau des Kaiser-Wilhelm-Kanals. der den mo- dernen Großkampfschiifc» die glatte sichere Verbindung zwischen Nord- und Osftee ermöglicht. Seitdem hat der Ausbau des Hafens, der Werft, die Errichtung von Kasernen und anderen militärischen Anstalten in Wilhelms- Häven eine sehr lebhafte Förderung erfahren. Wenn auch für alle diese Zwecke im Frieden recht beirächtlicke Summen ausgewendet wurden, die der Reichstag ohne vieles Sträuben bewilligte, so blie- ben doch manche an sich durchaus notwendige, aber vom militärischen Standpunkte an» weniger dringende Anlagen zunächst unausgeführt. Ein sich auf alle Einzelheiten erstreckendes Bauproaramm für den Nordseehasen hätte wegen der Kosten doch wobl selbst bei recht be- willigungSfreudigen Volksvertretern einige Beklemmung bsrvor- geruien. solange man nock> nach Millionen die Ausgaben zählte. Der Krieg hat alle finanziellen Bedenken zum Schweigen ge- bracht und es ist geschaffen worden, wo« militärisch für uotweiidig erachtet wurde. Eine gewaltige Anzahl von Männern ist im Bereiche der Nord- seestation von einer Stelle aus sicber zu verpflegen. Natürlich gehen nicht all« Borräte durch die Wilhelmshaven « Magazine . Trotzdem sieht man bei einer Wanderung durch die Vorrats- Häuser RahrungSmittelmenyen. die in threr Fülle und in An- betracht der Beschrantungen, denen hier Zivilisten unterworfen sind. einen— gelinde gesagt— imponierenden Eindruck machen. Da gibt«S noch viele gut« Sachen, die uns satt nur noch vom Hörensagen und in der Erinnerung an friedliche Zeiten bekannt sind. Beim Anblick unübersehbarer Mengen von fester Wurst und von vielen Tausenden von Speckseiten läuft einem natürlich da? Wasser :m Munde zusammen. Daß auch die Marin« ebenso wie das He« jetzt knapper« Rationen gewährt, als ursprünglich für den einzelnen vorgesehen waren, konnte nicht vermieden werden mit Rücksicht auf die Einschränkungen, die unser ganzes Volk hinzunehmen hat. Jmmerhii! muß besonders den Schiffsbesatzungen etn« Ernährung beschafft werden, die sie besähigt, den harten Dienst leisten zu kort- nen. Je hoher die Aniorderunoen an die Diannschaft sind, desto reichlicher wird die Ernährung. Die Leute auf den großen Schiften «rhalt« an vier Tagen in der Woche je 200 Gramm Fleisch, an
Damit ist der Justizetat erledigt. Ein Antrag der Polen auf treichung der gegen dt- Polen gerichteten Positionen wird ab- gelehnt. Es folgt der Kultusetat. Die Verhaitdluna beginnt mit einer allgemeinen Aussprache. Dabei steht mit zur Verhandlung eine Denkschrift über die Förde- rung der Auslandsstudien. "Abg. Heckenroth(k.): DaS Volk der Dichter und Denker vergißt auch im Kriege die Bildungsaufgaben nicht. Eine religiöse Welle geht zetzt über unser Volk; die Bedeutung der EwigkeitS- Welt wird den Menschen Wied« inS Gewissen gerufen. Der Krieg hat die christlichen Konfessionen einander ge- nähert. Die Religion des Schlachtfeldes kennt nur ein Kreuz. Hoffentlich bringt uns«« Freundschaft mit der Türkei auch Christentum und Islam näher. Di« Lehrer, die nur garnisondienstfähig sind, sollten vom Minister reklamiert werden, damit die felddienstfähigcn Lehrer ins Feld können. In Berlin sollte ein deutsches National- t h e a t e r errichtet werden. Abg. Eickhoff(Vp.)t Wir hoffen, daß nach dem Weltkriege bei uns in Deutschland Kunst und Wissenschaft wieder wie ein Phönix auS der Asche sich erheben werden. In diesem Kriege hat die natvr- wissenschaftliche Bildung Triumphe gefeiert. Die technischen Hoch- schulen müssen den llmversitäten gleichgestellt werden. Vor allem muß die Kenntnis des Auslandes an unseren Hochschulen mehr. verbreitet werden.— Der bekannte antisewittsche Artikel von S ch m o l l e r ist tief zu bedauern. Schon Kaiser Friedrich hat den Antisemitismus als Schmach des Jahrhunderts bezeichnet. (Bravo ! links.) Die Weiterberatung wird auf DicnSiag 1t Uhr vertagt. Schluß 4 Uhr.___________ Ernähruagsfragen im Reichstags- ausschuß. Der Ausschuß setzte am Montag die Verhandlung bei dem neuen Wirischaftsplan sort. Abg. Herold(Z.) hall-die Durchführung eines Pro- d u k t i o n S z w a n g e s für die Landwirtschast für unmöglich und glaubt, daß kein Mehrertrag an landwirtschaftlichen Erzeugnissen damit herbeizuführen wäre. ES wäre zu wünschen, daß die Ge- treidepreise auffechterhaltcn würden; aber nachdem einwand- freie Sachverständige zu dem Urteil gelangt sind, daß entsprechend dem Werte der Produktion dir Preise einen Ausgleich erfahren müssen, könne man sich der Rolwendigkeit einer Preiserhöhung s ü r. Brotgetreide nicht verschließen. Den Kartoffelpreis zu erhöhen, wird nötig sein, um einen besseren Anbau zu erzielen, damit sich die VersoogungSschtvicrigleiten im neuen Jahre nicht wiederholen. Gegen die Herabsetzung der V i e h p r c i s e sei kein Einwand zu erheben. AuS einer Zusammenstellung, die das Kriegsernährungsamt über die Wirkung der Preisänderung dem Ausschuß imterbreiteie. ist zu entnehmen, daß nach den bisherigen Preisen der Wert der Produkte für alle Getreidearten. Zuckerrüben, Kartoffeln, Kohlrüben und Bich nach der?lbgabemenge den Betrag von 0627,64 Millionen Mark er- reichen. Nach den PrciSändcrungen, wie sie das LiriegScrnährungs- amt vorschlägt, würde eine Steigerung des Ertrages auf 3777.86 Millionen Mark erzielt werden. Zur Begründung bemerkt der Präsident v. Baiocft. daß dieser Mehrertrag nur erlangt wird, wenn der Ertrag der Ernte nicht heruntergeht. Die Berechnung acht dahin, den Beweis zu liefern, daß für den Erzeuger kein Vorteil bei der Preisänderung herauskommt. Koch(Vp.) ist mit der PreiSrelaiion im großen und ganzen einverstanden. Bei dem Zuckerrübenpreise von 2 M. solle man eS bewenden lassen; die Heraufsetzung auf 2,60 M. ist unbegründet. Abg. Käppier(Soz.) meint, daß die öffentliche Bewirtschaf- tung der wichtigsten Nahrungsmittel uns bisher vor dem Zusammen« üruch rettete. Aber die Organisation zeige sehr viele Mängel, die bei dem neuen Wirischaftsplan leider nicht vermieden werden. Die Preis- relation beruhe auf ungenügender Grundlage; bei der Tutchführung fehle es an einer strenge» Jnnehaltnng eines zerechten Ausgleichs. Der neu« Wirtschaftsplan lasse alle» beim alten, er nehme viel zu wenig Rücksicht auf eine Steigerung der Produktion. Selbst wenn wir tm letzten Jahre nur 2? Millionen Tonnen Kartoffeln ernteten, so muß doch das Quantum für die menschliche Ernährung von ungefähr 12 Millionen Tonnen sicher zu haben sein. Wenn eS nicht im guten gehe, müsse zu dem Mittel der Enteignung gegriffen werden. Allerdings müsse der Landwirtschaft die nötige Unierstützung zuteil werden, sie müsse im Bezüge der Düngemittel, deS Saatgutes und der Stellung von Arbeitskräften Erleichterung erfahren. Bei einer Er- höhung des Preises für Brotgetreide werde auch eine Steigerung de» Brotpreises nicht zu vermeiden sein. Daß wäre aber eine außer- ordentlich harte Last, die den minderbemittelten Volksschichten jetzt nicht auferlegt werden dürfe.
einem fünften Tage 200 Gramm Wurst, während zwei Tage fleisch - los sind. Leichten Herzens ist die Einschränkung nickt erfolgt. Fühlbar wird sie um so mehr, weil in den Kantinen der freihändige Verkauf von Wurst, Speck usw. aufhören mußte. Die Verpflegung aus den Torpedobooten ist reichlicher und für die U-Bootsleute wird mit förmlicher Liebe üereugtstelli, was an guten Dingen nur herangeschafft werden kann. Ans den engen Booten, die erstaunlich lange aus dem Meere streifen, kann offenes Feuer nicht gemacht werden. Fleisch und Gemüsekonserven bester Beschaffenheit müssen auf elektrischen.Kochern gewärmt werden. Daneben gibt c» besonders gebacken«« Brot. Milch usw. Wenn Intendant und Rendant bei der Besichtigung aus Raritäten in ihren Beständen aufmerksam machten, setzten sie säst stets hinzu, das fei für die U-BootSleute reserviert. Diese Fürsorge wird niemandes Neid in Deutschland erwecken. Für die Männer auf den U-Booten ist das Allerbeste gerade gut genug. Selbständiger hat sich die Niarineverwaltung auf dem Gebiete der Verpflegung insofern gemacht, als sie auch erst im Kriege dazu übergegangen ist, wenigstens einen größeren Teil ihres Brot- bedarfts in einer eigenen Bäckerei herzustellen. Noch bedeutsamer ist. daß ein« musterhafte groß« Schlächterei mit Gefrierräumen und einer großen Wurstmacher«! erbaut wurde. Geschlachtet wird auf dem Wilhclmshavener städtischen Schlachthof durch Marinepersonal. Bon dort werden die Tierhälstcn. meist Rinder und Schweine, in den dicht anliegenden Marinebetrieb aus einer Schwebebahn tränt- portiert, dort verarbeitet und für die Abgabe an die Marine zu- rechtgemacht. Diese Anstalt macht sich glänzend bezahlt, weil der Zwischengewinn der Fleischer wegfällt, und die Leute mit garan- tiert gutem Fleisch und iadelloier Wurst versorgt werden. Die Rinder liefert der BiehhandelSverband. die Schweine kommen zu einem großen Teil aus den eigenen Mästereien der Marineverwal- tung im Oldenburgs: Lande. Bemerkenswert bei der Abgabe von Fleisch und Wurst ist, daß die Truppenteile und Schiffe nickt nehmen müssen. waS ihnen zugewiesen wird, sondern nach einer Breisliste die Fleisch- und Wurstsorten fordern können, die ihnen zusagen. Größer« Mengen bestimmter Wursftorten, von denen 71 zu Preisen von 3.90 M. bis SL0 M. pro Kilo hergestellt werden. müssen vorher bestellt werden. Die gelieferte Ware würde jedent Delikateßgeschätt Ehre machen. Sie wird unter der Leitung und nach der' Anweisung eines Fachmannes hergestellt, der in seinem Zivilberuf einer Fleischkonservenfabrik von Weltruf vorsteht und nun als Soldat seinen Stolz darein setzt. Musterhaftes zu bieten. K- Roske.