Hr. 66.1917.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donnerstag, 8. März
Der Urmenschfund.
Von Dr. O. Hauser.*)
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Ich kam spät abends von einer Kontrollfahrt müde und vom Regen durchmäß zurüd in mein bescheidenes Standquartier ein primitives Häuschen. Mein Pferdchen stand int Stall und freute sich des verdienten Safers. Da tammt ein radfahrender Arbeiter einer meiner Arbeitskolonnen von Le Moustier und meldet, man habe furz vor Feierabend einen Menschenknochen entdeckt, mitten in der frisch abgedecten Kulturschicht drin. Kein Salten gists mehr! Der Stegen fließt in Strömen, wie man's nur im Süden fehen kann; aber was fümmern mich Regen und Müdig- reitungen zur eigentlichen Sebung. feit! Jah nehme ein frisches Pferd, und hinaus geht's in die pechschwarze Nacht.
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Digenkommission hervorragender deutscher Gelehrten zusammenzu beziehungsreichen Sinn im Uebertreiben oder auch ein bloßes bekommen, die sich der Mühe unterzogen, nach Südwestfrankreich leberichäumen freier Komit zu erreichen. Der junge Dramen au reisen und meine Befunde zu prüfen. An der Spike der dichter, den Kurt Gög in diefer russisch fostümierten Komödie vore Kommission stand Professor Slaatsch. trefflich spielte, ist dem Bereiche pinchologischer Wirklichkeiten nicht Noch auf dem Wege zur Fundstätte magie Raatsch nicht an weniger entrüdt, als fein famofer Aesthetenjüngling in Rittners die mögliche Uebereinstimmung meines Fundes mit der altdiluvia- Wölfe in der Nacht", der unter dem Verdachte eines Kapitalvers Ten Neandertalrasse zu glauben; ich aber, vom Standpunkt des brechene angeflagt, Muße findet, in die schöne Frau Staatsanwalt sich sterblich zu verlieben und nach dem Freispruch feine eigensinnige Prähistorikers aus, war meiner Sache ganz sicher. Heiß brannte die Augustsonne auf die Gruppe spannend Donquicotterie noch übertrumpft. Aber welche Fülle weltfundig sinn auf literatenhafte martender Gelehrter, keiner sprach ein Wort; es war ein unver- reicher Berfiflage und überlegenen Spottes geßlich feierlicher Moment, als ich mit den Händen die Erde jacht Romantiterallüren lachte aus folchen Zollheiten, folchen„ Unsinn" abhob und das Schädeldach bloßlegte. Dann traf man die Vorbe- hervor! Hier bleibt's bei einigen wenigen Anfäßen. Die Ertase, mit welcher der Boet vor dem Zensur- Bolizeiinspektor für sein Der Schädel erwies sich als sehr morich und brüchig, es war Meisterwerk Zeugnis ablegt, batte manche in guten Sinn gar nicht daran zu denken, ihn als Ganzes herauszubekommen, des Worts groteste Wendungen. Dann aber nach dem zweiten und so schlug ich den„ anatomischen Abbau" vor. Wie eine Leiche Afte, der Jika Grüning Gelegenheit zu einer humoristischen Den Traber fest in der Hand, die 5 Kilometer langen Serpen im Präparieriaal abgebaut wird, so sollte auch hier verfahren Virtuosenleistung auf dem Gebiete iüß gezierten Liebesgirrens gab, finen über dem Beunetal hinauf und auf der andern Seite wieder werden: jebes Stüdchen, das man hob, tonnte notiert und dann entpuppte fich das Ganze als ein vointeloies Verlegenheitsgebild. 4 Kilometer in furzen Bindungen zu Tal mit Sturmlaterne und wirklich! Gin menschlicher Extremitäten- nach rodnung und Konservierung wieder zum Ganzen zusammen. Die innere Düperie, auf die es abgesehen war, steht zu den auf zum Fundplat gefügt werden. Doch diesem Abbau tonnte nur ein tüchtiger Ana- gewandten Mitteln in frassem Widerspruch. fnochen da noch einer ein dritter! Ein neuer Sab im Leje tom gerecht werden, und feinen bessern hätte ich ausfindig machen buch der Vorgeschichte! Die Schicht intakt, nie berührt, jeit die können als gerade klaatsch. Er übernahm denn auch die eigentalten Menschen jene Grotte vor mehr als 100 000 Jahren verliche Hebung, während ich ihm assistierte und jedes einzelne ließen. Wie plagte mich die Neugier des Forschers, die Lust, zu sehen, Sorgfältig entblößte Alaatsch Teil um Teil des Gefichts: die zu finden! Aber ich wurde mir über die Bedeutung des großen Stirnregion wird frei, start ausgeprägte Knochenwülste über den Fundes sofort klar, objchon ja gar nicht vorauszusehen war, ob Augen werden sichtbar, und freudig erklärt der große Gelehrte: überhaupt ein vollständiges Stelett, ob auch ein Schädel vorhanden „ Wenn auch die Stieferpartie, besonders der Unterfiefer, folche prioder erhalten wäre. Es war das crftemal, daß aus einer völlig mitiven Merkmale zeigt, dann, licber Herr Hauser, ist Ihre Anintakten Schicht dieser weit zurückliegenden Epoche genau datiernahme richtig, dann stehen wir vor dem bedeutendsten anthropologibare Menschenfnosten zutage fraten. War das Stelett erhalten, jo schen Fund, der je gemacht worden ist." bedeutete der Fund eine ungeheure Bereicherung der Wissenschaft Und weiter ging das mühsame Werk. Das Schädelbach lag vom Menschen. Fast wagte ich's nicht zu hoffen! Auf alle Fälle abgehoben, die Augen und Nasenregion fret, die Zähne des Oberließ ich bis tief in die Nacht über der Stelle Erde hoch anhäufen kiefers zeigten sich, und welche Prachizähne in wunderbarer Grund sicherte so den bedeutsamen Fleek vor ungebetenen Gingriffen haltung! Die Bezahnung des Unterliefers hob sich vom Erdboden Dritter. Stand ich wirklich etwa am Vorabend des ersten Grab: wieder sechzehn wohltonservierte Zähne und feit im Kiefer folges? figend; ein Fingerstrich unter dem Unterkiefer er löst sich liegt Slaatsch auf der Hand ein Freudenruf des temperamentvollen großen Forschers, er umarmt mach:" Wir haben's gefunden, es ist Neandertal in seiner ganzen furchtbaren Massigkeit und Pris mitivität; Sie haben als Prähistoriker glänzend diagnostiziert alle Zweifel find gehoben!"
Witten in der Nacht kehrte ich heim; den und wußte ich ge fichert, seine Bebeutung blieb noch verborgen. Erst nach vielen Wochen bekam ich eine lokale amtliche Kommiffion zusammen, die der weiteren Aufbedung beiwohnen und prüfen sollte, ob weitere Steleiteile fich fänden und ob sie auch in ungestörter Lagerung fich zeigten.
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Weit welcher Spannung ging ich in Gegenwart diejer Som mission daran, den Blaz abzudecken, zu prüfen. ob auch ein Schädel da sei! Nach Lage der zuerst entdeckten Knochen berechnete ich die ungefähre Stelle, wo ein Schädel zu vermuten wäre, und richtig cs gelang mir, den oberen Teil des Schädeldachs au finden und bloßzulegen. Die ganze Situation nahm ich photo graphisch auf, ein Protokoll wurde abgefaßt, und ohne daß ich die unteren Gefichtspartien erkundete, deckte ich sofort den und wieder zu und sicherte ihn auf alle mögliche Art. Die zeitliche Firierung bes Horizonts lag für mich fest; ebenso sicher war es, daß das Steleit in absolut ungestörter Schichtung lag; somit fonnte es nur gleichaltrig mit den übrigen Funden, mit der gangen Schicht scin, und das beutete auf ein hobes Alter.
Für die exakte Wissenschaft ist es ohne Bedeutung, ob man so große Vergangenheiten zahlenmäßig ausdrücken fann; Zahlen bleiben da immer nur relativ. Und doch gibt es ein annähernd auverlässiges System, das Alter gewisser Erdablagerungen zu schäßen, die gleich Jahresringen abzulesen sind; mit Bubilfenahme Dieser ziemlich torretten Berechnungen darf ich das Alter des wichtigen Steletts mit etwa 140 000 Jahren bezeichnen.
Noch nie war ein menschliches Stelett in einer Schicht von fo behem Alter fonstatiert worden. Ich tam zu der Ueberzeugung bak wir die Hebertete eines der Neandertalcase angehörenden In disiduums vor uns hätten. Der geniale Breslauer Anatom Profefior Dr. Maatsch hatte schon vor einigen Jahren die Führung der modernen Anthropologie übernommen; er war der beite Stenner aller bisher gefundenen diluvialen Stelettreite und batte auf bei nahe vierjährigen Forschungsreisen die australischen Raffenberhält nisse ftudiert. Nur er fonnte für mich in Frage kommen, wenn cs salt, die Kenntnisse der Entwickelungsnefchichte des Menschen felbit aus meinen Funden heraus zu bereichern.
Rm März 1908 hatte ich die bedeutende Enidedung gemacht, fünf Wochen später das Vorhandensein des Schädels tonstatiert, und bis August war es mir endlich gelungen, eine Sachverstän
*) Das hier bereits angefündigte Buch von Dr. O. Hauser: Der Mensa bor 100000 Jahren ist nunmehr im Verlag bon. A. Brodhaus in Leipzig erschienen.( Preis 3 Mt) Es führt, wie die Kostprobe zeigt, unmittelbar in die Arbeit des Prähistorikers mit frischer Anjd aulid feit cin und läßt den Leser die spannenden Eindrüde miterleben, die dem glücklichen Enideder dank seiner beharrlichen Arbeit beschieden waren.
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Der Polizeimeister.
Ein russischer Polizeiroman von Gabryela Zavelska.
Knochenpartifelchen registrierte.
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Die Sorina, nach der das Stfid fich nennt, jeder individuellen Färbung ermangelnd, erscheint auf dem Bureau des Polizeigewale tigen, der sein Zenfuramt dazu benutzt, alle Stücke, in denen sie auf treten foll, beharrlich zu verbieten, doch gern bereit ist, um ein Schäferitündchen sich die Aufführungserlaubnis abkaufen zu lassert. Die höhnt ihn gebührend aus und taucht dann erft am Ende wieder ale des jungen Didters Geliebte noch einmal flüchtig auf. Die Gattin des Gewaltigen, ein in der Ebe zu mäatiger Kore pulenz erblühtes dummes Gänschen, das, neugierig ipionicrend, von den Entführungen und fünftigen Triumphen int Petersburger Salons träumt, hat diefen Auftritt wie die Abweisung des Dichters belauicht und sendet, raich begeistert, dem hübschen Burschen eine Heimliche Einladung durch den Stuticher nach. Werben um den Bestürzten, wobei die ausgezeichnete Darstellerin Die Vorbereitungen zu dem Empfange und das ftürmische weit mehr aus eigenem Humor als dem des Tegtes schöpite, seter halfen dem zweiten Aft zu einem starten Seiterfeitserfolge, der freilich später unter den ungeheuerlichen Zumutungen an die Gutgläubigkeit des Publifums beträchtlich abflaute. Der Kutscher fchwindelt auf den Befehl der Dame dem Polizeimenschen einen Selbstmord des Poeten vor. und dieser gibt sich auf einmal als der Verfasser des herrenlos wordenen Manuskriptes aus, das er mit der Sorina in der Hauptrolle felber einstudieren will. So bofft er fie doch noch zu ewinnen. Und alle diefe mühselige Verzwidtheit hat feinen anderen Bred, als daß nach der Premiere, die ein großartiger Erfolg ist, Sorina und der Dichter dem Polizistenehepaare den Laufpaß geben fönnen.
Im grellen Feuer der mittäglichen Südjonne arbeiten wir weiter, stumm bewegt; wir müssen feben. was bom übrigen Stelett sonst noch erhalten ist: das Schlüsselbein fommt, ber Oberarm, massig und plump, und dann der Radius die Speiche( der an der Daumenseite liegende Unterarmfnochen) nebst der Ulna, bent Ellbogenknochen. Das wichtigste Belegitück zur Erkenntnis primi tiver Urteltraffen: der Rabius, ist start gekrümmt, nicht grazil ( gerade, geftredt) wie bei uns und bei unsern weniger alten Borfahren. Rein Zweifel mehr! Für Alaatsch eine Genugtuung, Sie er faum zu hoffen gewagt: was er in mühseligen, vergleichend anatomischen Arbeiten erreicht, was er auf mathematischem Wege verechret, was neibvolle Gegner ihm als Phantajterei ausgelegt hatten es lag überzeugend, greifbar vor uns!
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Der 12. August 1908 war doch ein gesegneter Tag! Natürlich berüdsichtigten wir auch aufs genaueste die andern Funde, die rings um den toten Jüngling gelegen hatten; jedes fleinste Stüdchen wurde nach seiner genauen Lage und nach seinem Verhältnis zum Stelett protokolliert..
Aber nicht nur das Stelett als hochwichtiges Belegftüd aus der Frühzeit der menschlichen Entwidelungsgeschichte rebele eine mäch tige Sprache. Das Lesebuch der Erde offenbarte uns noch viel mehr! Ale Anzeichen fprachen dafür, daß die alte Söhlenhorde den sechzehn bis achtzehnjährigen Mann pietatvoll bestattet hatte. Weg zehrung in Form gebrannter Bisonteulen, schöne Feuersteinwert zeuge die schönsten seiner Sippe lagen bei der Hand, der Kopf des Toten war wie zum Schaf auf eine Art Steinfiffen gebettet: unverkennbare Zeichen absichtlicher Leichenbestattung. Eine Grabstātie aus grauferner Urzeit! Der Mensch selbst plump, mit noch tierähnlichem Ausdrud, mit start hervorragenden Bülten über den Augen, fliehender Stirn, schauerlich majjigem Kiefer und ohne Rinn; furz und gedrungen der Körper, und der Träger biefer Anochen noch ohne eigentliche Sprache, was aus anatomischen Mert malen des Unterfiefers hervorging und doch schon regelrechte Bes ftattung, Nahrungsmingabe ins stille Grab und dienliche Werkzeuge für seine Tobesfahrt! Also Stult und lebhafie Vorstellung von lebensähnlichen Zuständen über den Tod hinaus.
Die Sorina", Komödie von Georg Kaiser im Reisingtheater. Das Stüd nimmt sich die Freiheit der Grotesfe, mit fouberäner Biffür alle Möglichkeiten auf den Stopf zu stellen, doch ohne etivas, einen beum deffentwillen sich ein solcher Umftura lohnen könnte
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Hordhi kniff ironisch die Augen zusammen. ,, Wißt ihr nicht, was ihr in solchem Fall zu tun berpflichtet feid? Thr müßt es dem Gouverneur melden, wir hätten diesem Bogel schon nachgespürt."
" Ja... ich weiß das, aber Tagejew hatte so beschlossen... Nun... wenn er ein Politischer ist, dann müßt Ihr schon erlauben, daß wir uns mit ihm beschäftigen."
Darauf war er nicht vorbereitet. Er glaubte, Stligki und würde ruhig über die Grenze fahren, und seine eigene Anwesenheit wollte er mit dem Besuch bei befreundeten Zollbeamten rechtfertigen. Die Sache ging aber schief. Die Gendarmerie war, Gott weiß durch men, unterrichtet und mischte fich ein. Marfomski fonnte Hordni unmöglich sagen, daß er in Zagejews Auftrag Klipfi gezwungen hatte, das Städtchen zu verlassen, weil der Zufall ihn zum Zeugen von Vorfällen gemacht hatte, die die Polizei fompromittierten.
Kalter Schweiß bedeckte Markowskis Stirn. Es handelte sich ja gerade darum, daß Alizki sich nicht mit der Gendarmerie verstänbigte. Er fonnte alles ausschwagen und ein gefährlicher Zeuge werden.
" Ich weiß nicht. Das ist Tagejews Sache!" brummte er und schob alles auf den nicht anwesenden Vorgesetzten. Nun schön! Wir werden Klikti im Auge behalten und „ Erlauben Sie
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bier und da zurückzustellen, nicht zu decken. Das vortreffliche Spiel vermochte das Manko der Erfindung nur dt.
Die Entfettung der Menschheit durch den Krieg.
Die Gewichtsverlufte, die wir durch die Beschränkungen der Kriegstoft erleiden, find nicht so tragiseb zu nehmen, tie fie die meisten Menschen auffassen. Bei geringen Gewichtseinbußen pflegen fonit einfichtsvolle Leute an zehrende Krankheiten und ähnliches zu denken. Das ist verfehlt. Muß die Nahrung eingeschränkt werden, io wird zunächst das aufgespeicherte ett angegriffen, das bei vielen gebörige Mengen ausmacht. Die Belle selbst, der Baustein des Körpers, wird zu allerlegt in ihrem Beftand berührt, und gerade die edlen und lebenswichtigsten Organe, wie Herz und Gehirn, bleiben am längsten unberiebrt, indem zu ihrer Erhaltung die andern untwichtigeren Draane aus ihrem Beftande beisteuern. Jedoch tritt dies nur im alle wirklichen Sungerleibens ein. Die Gewitte verlufte, die bei uns jetzt beobachtet werden, beziehen sich in der Regel nur auf das unwichtige Fett. Dies ist eigentlich überflüssig. Borforglich speichert der Körper die überschüssigen, nicht zu icinem Aufbau verwertbare Nahrung in Form von Fett gewissermaßen als Reſerve an bestimmten Stellen an und gibt sie unschwer im Falle des Bedarfs wieder her, wie wir das jest erleben. Ueber geringere Gewichtseinbuße braucht fic alio niemand zu beunruhigen, es fei denn, daß ein Bruch oder eine ähnliche Schädigung vorliegt, die durch das Fettpolster ausgefüllt worden war. In folchen Fällen tann das gett eine wichtige Rolle spielen, indem es an Stelle der erweiterten oder gedehnten Muskelfasern die Bruchpforte abschlog. Für Bruchleidende ist daber Vorsicht geboten; man hat tatiächlich eine Zunahme der Brucheinklemmungen im Laufe des Krieges festgeftelt.
Notizen.
Theaterchronit. Die Aufführungen des politischfatirischen Puppenspiels Der große Kladderadatich" beginnen am Sonnabend im Künstlerhaus und finden täglich um 6% und 81 Uhr abends statt.
,, Ah, da ist ja unfer Haup.mann!" rief er.„ Kelner , noch ein Gläschen. Erlauben die Herren, daß ich Sie bekannt mache: Herr Sligfi, Kunstmaler, und das ist unser lieber Hauptmann Hordyi."
Der„ licbe. qute Hauptmann" verneigte sich noch einmal und schob das Gläschen fort.
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" Ich trinke nicht," fagte er Bolnisch mit russischem Akzent. Sie wundern sich wohl? Dort in Litauen habt ihr von uns eine schöne Vorstellung. Ein Russe muß wohl unbedingt ein Gäufer sein!"
Stlitzki lächelte gesisungen. Hordyj rückte mit seinent Stuhl heran und begann, eine faure Gurfe zu essen. Sie haben linannehmlichkeiten?" fragte er Klikti mit gedämpfter Stimme. ,, Ein wenig!"
Haben Sie bemerkt, daß der Wachtmeister Ihnen nachgereift ift?" Ja! Und ich möchte deshalb am liebsten ihnen zum Tros fofort wieder unfehren." Horbhj und Montwill wechselten rasche Blide. ,, Das ist unmöglich!" bemerkte Montwil, ich rate Ihnen, weiter zu reisen und in zwei Wochen wiederzukommen.
„ Ja, das wird das Beste sein!" bestätigte Hordyj. Unterbeffen werden wir anfragen, mit welchem Recht fie Ste verfolgen. Sie haben ungefeßlich gehandelt. Wenn Sie wieder nach Bolen reisen, melden Sie sich selbst bei mir an
Der Hauptmann Hordhi wartete unterdessen auf eine Antwort, Er richtete fich in seiner dunkelblauen Uniform uns mit Tagejem verständigen." auf und nahm die Miene eines Würdenträgers an, der den Bericht von seinen Untergebenen entgegennahm. " Bas?" unterbrach Hordhi barsch. Politische VerSter zeigte sich wieder einmal der ständige Kampf, der bredjen.- wenn ihr ihnen auch wirklich auf die Spur zwijan der Gendarmerie und der Polizei in Russisch- Polen gekommen seid, das ist unser Geschäft, und was das Hinüberbesteht. Die von der Armee mißachtete Gendarmerie blidte schaffen über die Grenze betrifft, so habe ich allein darüber ihrerfeits ftolz auf die Polizei herab, obwohl sie im Grunde zu bestimmen." beide dieselben Funktionen erfüllten. Die Gegner terrorisierten Er veränderte den Zon, warf den Mantel über die Schulfich gegenseitig mit Streifzügen und Gefechten. tern und wandte sich höflich an Markowski: Die Polizei fämpfte mit fleinlichen Mitteln und schlauen. " Verzeihen Sie, ich muß für einen Augenblick auf den Rnin, aber die Gendarmerie bezwvang sie durch Kraft und Berron." Ausdauer. Markowski blieb allein und bis in stummer But in Marfowsfi fühlte sofort, daß die Uebermacht auf Hordyjs feine Finger. Er konnte nichts gegen den natürlichen der Grenze. Ich werde Ihnen behilflich sein." Seite war und raffte seinen ganzen Verstand zusammen, um Verlauf der Dinge ausrichten. Auch fühlte er, daß Zagejew Stligki war höchft erstaunt. Er hatte stets gefürchtet, mit fich aus der Falle zu ziehen. Er fühlte, daß die Gendarmerie, und er die Sache selbst verdorben hatten. Ohne ihre Ge- der Gendarmerie in Berührung zu kommen. Indessen trat sie deren Pflicht es wat, die Polizei zu beobachter, hinter waltsamkeit wäre Aligfi allein abgereist, und Zagejer hätte als fchüßende Macht auf und drängte sich mit zunehmender Zagejew und ihm her war. Es galt also die Spur zu ver- durch seine Beziehungen später vielleicht selbst das Verbot Höflichkeit auf. wischen, um wenigstens eine Zeitlang straflos das Unwesen durchgeicht, ihn über die Grenze zu laffen. In ieinem Zorn weiter zu treiben. warf er sich auf das Sofa, krapte den Plüsch mit den Nägeln und fluchte, was das Zeug bielt. france Bordni Inzwischen batte Sordni das Restaurant betreten und sich dem Tisch genähert, an dem Klizfi und Montwill faßen. ..Hier bin ich zu Ihren Diensten," sagte er lächelnd mit einem militärischen Gruß.
in, werde ich erfahren, um was es sich handelt?"
Tuforst zuckte die chicln.
weiß ehr wenig." fagte er. Zagejew gab mir den Beicht, aufzupassen, daß Stligst nicht nur die Stadt, sondern auch das Reich berlasse. Es will mir nur scheinen, als ob Klisti politisch verdächtig ist und der Herr Polizeimeister nicht wollte, daß er sich in der Stadt herumtreibe."
Ein Schauer durchrieselte ligki. Das Nahen des Gendarms durchbrang ihn mit einer abergläubischen Furcht. Aber Montwill tam dem Hauptmann sehr herzlich entgegen.
Er war durch diese Verwirrung feiner Vorstellungen fo verlegen, daß er aufsprang und zum Büfett ging. unter dem Vorwand, Zigarren zu holen. Hauptsächlich aber, um einen Augenblid allein zu sein. Inzwischen fragte Moi twill aui Ruiiiich:
ordni, ohne den Kopf zu erheben,
Wohnt er ständig in Arafau?" " Ja, er hat dort ein photographifches Atelier!" erwiderte Montwill ebenfalls auf Russisch . ( Forts. folgt.)