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Herrenhaus.

17. Sigung, Dienstag, den 27. März, 3 Uhr. Am Ministertische: b. Breitenbach, Dr. Benze. Die Tribünen sind überfüllt, das Haus ist gut befeßt. Das Gesetz über weitere Beihilfen zu Kriegswohl fahrtsausgaben der Gemeinden und Gemeinde­verbände wird unverändert angenommen.

Es folgt die Beratung des Antrages des Grafen von und zu Hoensbroech   über den

Abg. Landsberg( Soz.): Wünschenswert fei, daß der Reichslag I Rittuteister Mertin Bom Kriegsamt unterstützt diese Einwände, in dieser wichtigen Sache zu einem einstimmigen. Entschluß gelange. so sehr auch das Kriegsamt an einem praktischen Fall festgestellt Das könne aber nur geschehen, wenn in der beantragten Resolution habe, wie der Achtstundentag die Produktionsleistung. erhöhe. nicht verwiesen werde auf den Erlaß des Obermilitärbefehlshabers Abg. Kunert( Soz. Arbg.) stellt Anträge, die weit über die­vom 23. Januar 1917, sondern auf die heutige Erklärung des Kriegs- jenigen der Unterkommission hinausgehen und bezeichnet die letzteren ministers; denn diese Erklärung allein sei so bestimmt und klar, ab- als schwächlich. gefaßt, wie es der Reichstag   verlangen müßte.

Infolgedessen wurde der Eingang der Resolution dahin ge­ändert, daß nicht auf den Erlaz, sondern auf die Erklärung des Kriegsministers im Hauptausschuß Bezug genommen werde. Dann wurde die Resolution einstimmig angenommen.

Bei der folgenden Fortsetzung der Beratung des Militäretats

sprach zunächst

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Die Abga. Sivkovich, Weinhausen und Dr. Blund ( Fr. Vp.), Mumm, Marquard( natl.), ferner Kräzig, Schmidt- Meißen und Dr. Quard( S03.) vertreten gegenüber den Regierungsvertretern das unbedingte Festhalten an gewissen Mindesvorschriften für Frauenschutz. Der heutige Zustand sei un­haltbar und müsse beseitigt werden. Die Regierungen sollten end­lich Entgegenkommen zeigen.

Schließlich einigte man sich auf alle Punkte bis auf die Rege= ung der Arbeitszeit. Diese wird auf Vorschlag des Vorsitzenden, Galfer, an die Unterkommission zurückverwiesen. Nächste Sizung: Mittwoch.

b.

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uneingeschränkten U- Boot- Krieg und den Friedensschluß. Mitantragsteller find Graf v. d. Groeben, v. Hertzberg. v. Heyden- Linden, v. Kleist, Dr. Körte, Dr. Neuber, Graf zu Rangan, Dr. Fürst zu Salm- Horstmar und Abg. Stücklen( Soz.): Er begründete die bereits mitgeteilten v. Somnitz. Der Antrag lautet: sozialdemokratischen Anträge und wies darauf hin, daß die Ab­Das Herrenhaus wolle beschließen, die Regierung aufzuschaffung der Strafe des Anbindens in der österreichischen   und un­fordern, dahin zu wirken, daß, nachdem zur Freude aller Patrioten garischen Armee auch bei uns Nachahmung verdiene. Diese Strafe Herabseßung militärischer Mindeststrafen. der uneingeschränkte U- Boot- Krieg eröffnet ist. nunmehr ohne möge für Landsknechte passen, nicht aber für moderne Soldaten. Der Gesezeniwurf, der die teilweise sehr wesentliche Herab­Rüdsicht auf irgend welche Einflüsse durch die Die Behandlung der Mannschaften läßt vielfach noch zu fraftvolle Anwendung aller Rampfmittel ein wünschen übrig. Erlasse nügen erfahrungsgemäß nichts. Der jeung militärischer Mindeststrafen vorsicht, ist in der Kommiſſion in erster und zweiter Lesung ohne wesentliche Aenderungen ange= chrenvoller, die politische und wirtschaftliche Zukunft des Vater- Kriegsminister müßte einmal von der Tribüne des Reichstags aus landes fichernder Friede erstrebt wird, der den gebrachten Opfern Fraftur reden. Bei Aushebungen sei dringende Vorsicht geboten, nommen worden. Die von den Abgg. Davidjohn, Landsberg   und entspricht." um zu verhüten, daß ungeeignete Leute eingestellt werden, die schlich- Stadthagen   gestellten Abänderungsanträge fanden feine Hierzu liegt ein Abänderungsantrag v. Oldenburg   Jannu- lich den Bensionsetat belasten. Die Zurückziehung der 45jährigen Mehrheit. Es ist nunmehr beabsichtigt, den Entwurf am Freitag - in zweiter und dritter Zejung auch im Plenum zu erledigen, damit schau vor: von der Front war angeordnet, wird aber nicht befolgt. Genau so Das Herrenhaus gibt seiner Freude Ausdruck, daß der un- steht es mit der Zurückziehung von Vätern kinderreicher die Gerichte schon von jest ab nicht mehr an die bisher geltenden eingeschränkte 1- Boot- Krieg eröffnet ist, weil durch die rücksichts- Familien und lehten Söhnen. Redner kritisierte dann enorm hohen Mindeststrafen gebunden sind. Die auf Grund der jest abgeänderten Paragraphen bereits ver= loje, durch keinerlei Einflüsse abgeschwächte Durchführung desselben scharf die Maßnahmen, die auf eine Erschwerung des Urlaubs hin­in Verbindung mit der kraftvollen Anwendung aller Kampfmittel auslaufen. Es ist sehr zu bedauern, daß Mannschaften seit 20 Mo- rteilten Angehörigen des Heeres sollen im Gnadenwege eine entsprechende Verminderung ein ehrenvoller, die politische und wirtschaftliche Zukunft des Vater- naten und länger keinen Urlaub hatten. Verwundete müßten auf der erkannten Strafen erfahren. landes sichernder Friede erkämpft werden kann, der den gebrachten alle Fälle vor ihrer Rückkehr zur Front unbedingten Anspruch auf Opfern entspricht." Urlaub haben. Die Facharbeiterbataillone dürfen nicht dazu dienen, Dieser Antrag wird u. a. unterstützt vom Großadmiral v. Koester, billige Arbeitskräfte zu liefern. Auf welche gesetzliche Bestimmung dem Grafen v. Mirbach- Sorquitten, dem Fürsten zu Salm- Horstmar stüße man die militärische Aushebung von Personen zur Arbeit bei und dem Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein  . der Post und Eisenbahn? Das sei eine Umgebung des Hilfsdienst­gejebes. Als ganz unzulässig ist es zu bezeichnen, wenn Hilfsdienst­pflichtige als Offiziersburschen Verwendung finden sollen. Redner rügt dann, daß Gelder, die den Mannschaften gehören( antinen überschüsse usw.), eigenmächtig in Kriegsanleihen angelegt werden. Die Briefzensur werde sehr rigoros geübt; auf keinen Fall dürfe aber der Inhalt der zur Zensur gelangten Briefe zur Erhebung von Anklagen benutzt werden. Den Beamtenstellvertretern sollte man das Ginkleidegeld noch einmal gewähren. Auch auf die Ver­hältnisse der Offizierstellvertreter müsse mehr Rücksicht genommen werden. Es sei zu bedauern, daß immer noch politische Gründe dazu führen, daß sonst geeignete Berfonen nicht Offiziere werden können. In eingehender Weise behandelte Abg. Stüdlen dann noch die Frage der Kriegsgefangenen und schloß mit einer Kritik der verbündeten Regierungen, die die meisten Beschlüsse des Reichstags einfach in den Papierforb geworfen haben.

Bräsident Graf Arnim- Boizenburg teilt mit, daß nachträglich ihre Unterschrift zu dem Antrage des Grafen Hoensbroech zurück gezogen haben Oberbürgermeister Charbonnier- Liegnig, Oberbürger­meister Miglaff Bromberg, Oberbürgermeister Matting- Breslau, Dr. v. Zauthier( Rittergutsbesizer).

Berichterstatter v. Herzberg beantragt, den Antrag Hoensbroech  unverändert anzunehmen.

Vizepräsident des Staatsministeriums v. Breitenbach: Namens der Staatsregierung habe ich zu diesem Antrag folgende Erklärung abzugeben: Das Herrenhaus fann überzeugt sein, daß alle jeweils tauglichen Kriegsmittel in ihrer vollen Kraft mit dem für jeden Deutschen   selbstverständlichen Zweck eingefeßt werden, dem Baterlande einen Frieden zu erkämpfen, der unser Dasein, Freiheit und eine gesicherte Zukunft verbürgt. Die Auffassung, als ob bei Berfolg dieses Zieles die faiserliche Kommandogewalt sich jemals durch

Rücksichten auf irgendwelche Einflüsse

von der kraftvollen Anwendung aller Kampfmittel habe abɓalien lassen, wird in diefem boben Hause feinen Boden finden können. ( Bravo  ) Ein weiteres Eingehen auf den Antrag muß sich die könig­liche Staatsregierung versagen. Sie fann sich dabei auf den ein­mütig vom Herrenhause am 29. März 1916 cin genommenen Standpunkt beziehen, wonach das Herren­haus die Erörterung von Angelegenheiten, die mittelbar oder un­mittelbar mit der Laiserlichen Kommandogewalt verknüpft sind, für schlechterdings ausgeschlossen erachtet hat.( Bravo  ! links.) Die fönigliche Staatsregierung weiß sich mit dem Herrenhaus einig in der Bewertung des Il- Boot­Strieges und darin, daß unsere unerschütterliche Zuversicht für die Erringung eines fiegreichen Friedens in den Seldentaten unserer Streitkräfte zu Wasser und zu Lande eine un­ec überwindliche Stüße findet. Falls vennoch in diesem Hause eine Erörterung des Antrages stattfinden und mit der Besprechung inner­politischer Fragen verknüpft werden sollte, stellt die Regierung anheim, diese Grörterung einer kommission zu überweisen.( Bravo  ! links.) Graf Hoensbroech  ; Nach dieser Erklärung des Vertreters der Staatsregierung beantrage ich, den Antrag einer besonderen Kom­mission von 21 Mitgliedern zu überweisen.

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Mittwoch Fortsetzung der Beratung des Militäretats.

Die Herabsehung der Brotration

vor dem Reichstagsausschus.

Die Debaite über die neuen Maßnahmen des Kriegs ernährungsamts wurde in der Sibung am Dienstag fortgesetzt. Abg. Näppler( Soz.) wandte sich dagegen, daß auf die Land­wirtschaft bei der jetzt durchgeführten Nachtontrolle Rücksicht ge­nemmen werde auf angeblich ersparte Bestände. Die Getreide schiebungen find allgemein. Herr Michaelis ist beizeiten ge­warnt worden, ohne daß er mit Energie die nötigen Maßnahmen ergriffen hätte. Die Brotversorgung ist gegenwärtig vollkommen in Unordnung geraten.

v. Batocki: Die frühere Beschlagnahme des Getreides ivar nicht möglich, da man auf den Ausdrusch warten müsse, der in diesem Jahre sich aus den bekannten Gründen verzögerte. Der Eingriff in die Schweinebestände soll erfolgen. Die Preisjentung wird dazu beitragen, daß Abschlachtungen in größerem Umfange vor sich gehen. Wenn nicht anders, soll auch ein Zwang aus­geübt werden.

Die neue Justizvorlage,

die eine Vereinfachung der Rechtspflege herbeiführen soll, wird erst nach den Osterferien zur Verhandlung kommen. Der Staatssekretär des Reichsjustizamtes hatte dringend ersucht, die Vorlage sofort der ersten Beratung zu unterziehen. Wenn die Vorlage überhaupt Gesez werden sollte, dann nur in völlig veränderter Gestalt; denn die Vereinfachung der Rechtspflege darf nicht zu einer Verschlechte­rung führen.

Aus Groß- Berlin. Brotersatz.

Jawohl, den gibt es. Es war Sonnabend, also an einem Tage, wo die Brotration an sich gewöhnlich etwas knapper ausfällt als an anderen Tagen, da der letzte Kanten ja noch für den Sonntag reichen muß. Nun hatte ich abends eine Sigung und an Nachhausefahren war nicht zu denken. Was tun? Bei Aschinger eine Wurst mit Salat? O schöne Zeit... Doch drüben in der Konditorei soll es ja noch richtig gehende Schokolade geben. Die Tasse kostet zwar 60 Pf., aber was tut man nicht, um den ungestüm fnurrenden Magen zu besänftigen! Also hin! Vielleicht hast du Glück und bekommst auch ein Stück Kriegstuchen; es sind ja Höchstpreise dafür festgesetzt. Fräulein, eine Tasse Schokolade und ein Stück Stuchen, fein Stückchen." Ach richtig, auch die Größe" ist fürsorglich be­stimmt. Also schön Königskuchen! Im vorigen Jahre, als ich noch feldgrau" war, aßen wir auch Königsfuchen". Und wirklich, der heutige hatte mit dem vom vorigen Jahre eine frappante Aehnlichkeit, wirflich, er schmeckte fast wie das Kommißbrot.- Sönigstuchen? Brotersak! war mein Ge dante. Zwar ein etwas teurer, Ersatz", aber welcher Ersaz iſt nicht teuer und erscht doch nichts!

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Kein Kleingeld keine Ware!

Die Knappheit des Kleingeldes ist immer noch sehr fühlbar. Aus Furcht, ganz ohne Kleingeld dazustehen, wechseln offenbar viele auf Borrat ihr Großgeld. Das trägt dazu bei, die Kleingeldknapp Abg. Fegier( Vp.): Man ist immer von der irrigen Auf- beit noch zu verschärfen. Im Straßenbahnwagen fann man beob Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein  : Ich beantrage zu fassung ausgegangen, die deutsche Landwirtschaft achten, daß Fahrgäste mehr oder minder große Scheine überreichen Mitgliedern der Kommission zu wählen: Graf Hoensbroech  , Herzog önne das Bolt ernähren. Bei einer so hohen Vieh- mit der Versicherung, wirklich gar fein Kleingeld" zu haben. Ant­Ernst Günther, Fürst Otto zu Salm- Horstmar, v. Tirpis, haltung wie gegenwärtig ist das rein unmöglich. Die Versprechun- wortet die Schaffnerin, sie habe selber nicht Kleingeld genug, um o. d. Haustein, Dr. Neuber, v. Berg, v. Kleist, Graf gen werden nicht erfüllt, denn die Kartoffeln sind nicht da, die herausgeben zu können, dann holt so mancher nochmal feinen Geld­v. Roon. v. d. Often, Dernburg  , Krupp   v. Bohlen- alberteilt werden sollen, während der Kälte sind viel Kartoffeln er- beutel hervor und beginnt in ihm zu suchen. Einen raichen Blic bach, Fürst Lichnowski, b. Mendelsohn, Walraff, froren. Es ist eine kleine mächtige Gruppe, die ihren Einfluß im auf den Inhalt werfend, belebrt die Schaffnerin den Berlegenen in vom Rath, Dr. Körte, v. Oldenburg  , Graf Ballestrem, Graf Rantau und Professor Reinte Riel.

Das Haus ist immt dem Vorschlage de battelos zu. Hierauf berät das Haus Petitionen. Nächste Sigung Mittwoch 1 Uhr: Etat. Schluß nach 4 Uhr.

Hauptausschuß des Reichstages.

Elsaßz- Lothringen  .

Zunächst wurde die Erörterung über die Vorgänge in Elsaß­Lothringen zu Ende geführt. Abg. Saas( Vp.) forderte, daß bis zur ziveiten Lesung nach Ostern alle Beschwerden beseitigt werden. Auch müßten die Per jonen, die die Verantwortung haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Er bitte um Aufklärung, ob es wahr sei, daß 20 000 Elsaß­Lothringer zu den Franzosen übergegangen seien.

Kriegsminister v. Stein: Nachdem die Auffassung des Kriegs­ministeriums über die Durchführung der Schubhaft an die komman­dierenden Generale gelangt ist, haben sich die Herren selbstverständ­lich auf den Boden dieser Auffassung gestellt und han­deln auch danach. Gr have stets betont, daß ein sehr großer Teil der Eljah- Lothringer sich durchaus einwandfrei verhalte und für seine Haltung sogar Anerkennung verdiene. In bezug auf den Reichstags­abgeordneten évêque habe er gestern verfügt, daß der Abgeord­nete volle Bewegungsfreiheit im Deutschen   Reiche habe, auch sei vom Kriegsministerium der Antrag telegraphisch an den Befehlshaber in dem Bezirk des Wohnortes des Abgeordneten gestellt, daß der Ab­geordnete in seinen Seimatsort zurückkehre.

Cherit v. Briesberg teilt mit, daß in einer weiteren Reihe der vorgebrachten Fälle die Maßnahmen zurüdgenommen worden sind. Abg. Dittmann( Soz. Arbg.): Auch noch in der letzten Zeit fin­den Ausweisungen aus Elsaß- Lothringen   statt. Die kommandieren­den Generale fümmern sich also in feiner Weise um das, was der Kriegsminister im Reichstag verspricht.

preußischen Landwirtschaftsministerium ausübt, die uns in diese Wirtschaft hineingebracht hat. Der Präsident des Kriegsernäh­rungsamts ist nicht freizusprechen von dem Vorwurf, daß er nicht entschieden genug gegen die Hemmungen aufgetreten ist, die seine Absichten durchkreuzten; denn ihm mußte der Ernst der Lage be­fannt sein.

Die

Abg. Wurm( Soz. Arb.): Die Kontrolle müsse jetzt von Organen erfolgen, die von der Reichsregierung eingesetzt werden, sonst haben wir keine Sicherheit ,, daß uns diese Nachkontrolle irgendwelchen Nuhen bringt. Es wird beabsichtigt, bei Erhöhung der Fleisch ration den Minderbemittelten mäßigere Preise zu bieten. Durchführung wird sehr schwer sein; Berlin   wird wöchentlich auf einen Zuschuß von 4 Million Mart zu redmen haben. Die Be­völkerung ist sehr ungehalten über die Maßnahmen. Einen Aus­weg aus dieser Not könne er auch nicht in Vorschlag bringen. Abg. Dr. Roefide( f.): Bisher sind Beweise nicht erbracht, day Brotgetreide in größerem Umfange verfüttert worden ist. Daß Gr je Einzelfälle vorgekommen sind, wird niemand bestreiten. der Ueberzeugung, daß gerade das System der Sozialdemokraten, das das Kriegsernährungsamt als Muster genommen hat, uns in die gegenwärtigen Schwierigkeiten gebracht hat.

Die Fortschung der Debatte wird am Mittwoch erfolgen.

Parlamentarisches.

Mutter und Kind.

halb ärgerlichem, halb schadenfrohem Ton: Na, sehen Sie, da haben Sie ja noch' ne ganze Menge Groschen!" Aehnliche Entlarvungen von Kleingeldsammlern sind gewiß auch in Verkaufsgeschäften nicht felten. Aber auch das Gegenteil fommt vor: auch die Versicherung, lein Kleingeld herausgeben zu fönnen, ist mandimal nur Ausrede und Schwindel. Eine Vorwärts"-Referin und Parteigenoffin tlagt uns, daß ihr in einem Geschäft beim Einkauf von Petroleum feck erklärt wurde, man brauche überhaupt nur gegen Ueberreichung des abgezählten Geldbetrages zu verlaufen. Früher waren Sie doch anders!" sagte vorwurfsvoll die Kundin, die wirklich kein Kleingeld bei sich hatte und einen Martschein in Zahlung geben mußte. Die Händlerin, die ihren Verdruß noch in einer gemeinen Redensart äußerte, griff schließlich doch in die Kasse und gab von ihrem Klein­geld her. Noch ehe sie damit fertig war, erschien aus dem Hinter zimmer der Ehegatte und schickte sich an, die Kundin aus dem Laden hinauszubringen. Diese batte taum Zeit, ihr Geld zusammens zuraffen und schon befand sie sich auf der Straße. Die Polizei, an die sie sich wandte, riet ihr, Etrafantrag zu stellen. Ein Dent­zettel wäre da vielleicht ganz heilsam.

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Berliner   Lebensmittelnachrichten.

Demnächst wird Dörrgemüse zur Verteilung gelangen. Die Verteilung hat sich etivas verzögert, weil die Transport­schwierigkeiten des nicht in der städtischen Trodenanstalt hergestellten Gemüses die Beförderung verlangsamten. Die Verwaltung hat sich zwar bemüht, eine gute Qualität Trodengemüse zu erhalten, tros­dem wird geraten, da nicht überall die Dörreinrichtungen eine Ge­währ für die Herstellung eines gleichmäßig weichkochenden Pro­duktes ergeben, das Mischgemüse vor dem Kochen mindestens 24 Stunden einzuwässern. Tas Wasser muß mehrfach erneuert werden, namentlich auch, um die Reste von Sand, der sich mitunter in dem Trodengemüse hält, zu beseitigen. Das Gemüse ist zwei Stunden lang zu kochen und dann wie jedes andere Gemüse zuz bereiten. Da 60 Gramm zur Verteilung gelangen werden, so reicht jede Portion reichlich zu einer oder unter Zuhilfenahme von Kar­toffeln, Graupen, Floden oder Grüße für zwei Mittagsmahlzeiten

Die 16. Reichstagsfommission für Bevölkerungspolitik beriet am Dienstag den Schutz für weibliche und jugendliche Kriegs­arbeiter zu Ende. Abg. Dr. Duard( Soz.) berichtet über die Fassung der Anträge durch die Unterkommission. Diese ist zu einer Ginigung darauf gelangt, daß zur Herbeiführung eines Mindestmaßes von Frauen­Abge. Schiffer( natl.) begründet folgende Resolution: Nach schutz bundesrätliche und Kriegsamtliche Verordnungen verlangt aus. der Auffassung des Reichstags, welche mit der Auffassung des Er- werden, die vorschreiben die Achtstundenschicht für ununter- Am 29., 30. und 31. März werden auf die städtischen Bezug­lasses des Obermilitärbefehlshabers vom 23. Januar 1917 über- brochene Betriebe, die zehn stundenschicht bei zweischichtigen scheine Kaninchen abgegeben. Der Verkauf erfolgt in den einstimunt, fallen die in Elsaß- Lothringen   gegen deutsche Staats- und die Elf stundenschicht bei einschichtigen Betrieben, min auf dem Bezugschein vermerften Verkaufsstellen und nach Maßgabe angehörige angeordneten aus Gründen, die in der Person des destens jeden zweiten Sonntag völlige Ruhe, Wöchnerinnenschuß der auf dem Bezugschein vermektien Nummern. Es wird auf die Betreffenden liegen, erfolgten, nicht lediglich vorübergehenden Aus- zehn Wochen nach Niederfunft mit Ausdehnung der Reichs- Säulenanschläge verwiesen, aus denen ersichtlich ist, an welchent weisungen, ebenso die Versagung der Rückkehr nach Elsaß- Lothringen   wodenhilfe, besondere Schutzvorschriften über die Beschäftigung Tage die Entnahme des Kaninchens erfolgen kann. Der Verkauf in solchen Fällen unter die Aufenthaltsbeschränkungen, für welche der mit giftigen und explosiven Stoffen, schleunige Durchführung des findet nachmittags von 2 bis 5 Uhr statt. in dem Reichsgeseh vom 4. Dezember 1916 geregelte Rechtsschutz gilt." Hausarbeitsgesetzes und ausreichende Gewerbeaufsicht. Die Unter- Um das für die nächste Zeit auf den Markt kommende Kriegsminister v. Stein erklärt, daß er in jedem Punkte mit der fommission hält dieses Mindestmaß, das die Mitte ist zwischen dem holländische Frühgemüse möglichst gleichmäßig auf den Auffassung des Vorredners übereinstimme und auch in diesem Sinne alten Arbeiterschutz und den durch die Notforderungen entstandenen Gemeindebezirk von Berlin   zu verteilen, soll eine genaue Feit handeln werde. Willkürlichkeiten, für unentbehrlich, wenn die Ausschöpfung der stellung der für den Gemüsehandel in Betracht kommenden Händ­weiblichen Arbeitskraft nicht binnen furzem eintreten foll. ler vorgenommen werden. Diese Feststellung wird zugleich die Der Bertreter des Reichsamts des Innern, Geheimrat Len Grundlage für eine etwaige Belieferung mit Gemüse auch für die mann, mendet sich gegen die Anträge, einmal, weil man die Aus- späteren Monate bilden fönnen. Für die Belieferung fommen nahme unmöglich durch eine Verordnung begrenzen könne, höchstens grundsäglich nur solche Gemüsehändler in Frage, die das Geschäft durch Anweisungen, wie sie bisher schon zweimal feitens des Reichs- bereits vor dem Kriege betrieben haben. Zu diesem Zwed macht der fanglers erlassen seien, und zweitens, weil für Notfälle, Frost- Magistrat bekannt, daß sich alle diese Gemüsehändler in der Zeit schäden, Mangel an Arbeitskräften und Achnliches Bewegungs- bom 28. bis 31. März bei ihrer zuständigen Brotkommission zu freiheit gelaffen werden müsse. melden und über das Bestehen ihres Geschäfts am 1. August 1914

Abg. Böhle( Soz.): Nach seiner Ueberzeugung sei es ganz aus­geschlossen, daß die 20000 Elsaß- Lothringer, von denen die Rede war, zu den Franzosen übergelaufen sein sollen. Ein großer Teil dfejer Personen jei bereits als Minder in Frankreich   erzogen und hätte sich in Frankreich   bis auf den heutigen Tag aufgehalten, andere seien beim Striegsausbruch zufälligerweise in Frankreich   ge­blieben, und ein Teil von ihnen konnte selbst beim besten Willen nicht wieder in die Heimat zurückkehren.