Eine Fälschung der ftanMjchen preffe. Aus einem Parlamentsbericht deS.Vorwärts' wollen franzöniche Blätter, wie z. B..Croix' vom 20. März,„Matin" vom 19. März, folgern, dag Deutschland einen Gesamtverlust von 6 Millionen Toten, Verwundeten und Vermißte» im Weltkrieg zu verzeichnen babe. Der Lyoner.Republicain' vom 20. Mörz steigert die Zahl sogar auf 10 Millionen. Es bandelt sich um die Rede Adolf HoffmannS am 15. März im preußischen Abgeordnetenhaus(von uns wiedergegeben in Nr. 74 vom IS. März), wo dieser von den.sechs Mllllonen Ovfern des Weltkriegs" redet, die in Masiengrükten modern. Der Zusammenbang ergibt klar, daß Hosimann nicht von den deutschen Verlusten, sondern den Toten aller kriegführenden Länder spricht.
/in der Verlegungsfront im Westen. Feindliche Kriegsberichte. Französischer Heeresbericht vom 27. März nach- mittags. Südlich der Oise erweiterten wir unsere Fortschritte im unteren Walde von C o u c y. desien ganzen nördlichen Teil wir besetzt hallen. Der Feind wurde über die Linie Baris iS-S�er- v a i S zurück lewonen. Südlich des Waldes eroberten unsere Truppen in glänzender Weise im Laufe eines Nachtangriffs das Dorf Coucy-lc-Chateau, das von den Deutschen energisch verteidigt wurde. In der Gegend nördlich von S o i s f o n S eroberten wir ein Geböft i-i der Gegend nordwestlich von Margival und einen Stützpunkt, der vom Feinde fest gehalten wurde. Vom 27. Mär, abends. Zwischen Somme und Oise beschoß die feindliche Artillerie, der die unsere heftig erwiderte, unsere Siellungen an der Front Roupy— Essigny— Benay. Ver- schiedene Mal« unternahmen die Deutschen Angriffsversuche, die dur» unser Feuer aufgebalten wurden. Südlich der Oiie bauten uniere Truppen ihre Erfolge aus. Der ganz« untere Wald von Coucy sowie die Dörfer Petit Barisis und Verneuil und Coucy-Stavt fielen in unsere Hand. Unsere vorgeschobenen Abieillingen erreichten einige Punkte des Westrandes des Wäldes von Saint Gobain und des oberen Waldes von Coucy. Unsere Verluste waren im Laufe der in dieser Gegend gelieferten Kämpfe leicht. In der Gegend nördlich von S o i s s o n« machten wir beachtenswerte Fortschritte nördlich Neuville gegen Margival und nordöstlich Leuilly. Englischer Bericht vom 27. März. Heute vormittag bat uniere Kavallerie den Feind aus den Dör'crn Longa- vesneS, Lieramont und Equancourt vertrieben, die nun von unseren Truppen besetzt sind; eine Anzahl Gefangener ist eingebracht worden. In der Nacht machte der Feind einen dritten Angriff aus unseren Posten nördlich von Beaumetz-leS- C a m b r a i, der vorübergehend Erfolg hatte; heute früh ist dieser Posten von unseren Truppen wiedergenommen und unsere Stellung iviederhergestellt worden. Ernährungsfragen im Reichstags- aussthuß. Bei der Besprechung der Maßnahmen, die das KriegSernährungs. amt ergreifen will, ergibt sich in der Fortsetzung der Debatte wieber die grundsätzliche Auffassung der Beurteilung der Frag«, ob g r o ß e Mengen Brotgetreide verfüttert sind. Gegen einen starken Eingriff in die Viehhaltung erheben die Vertreter des Zentrums, der Konservativen und der Nationulliberalen große Be- denken. Auf eine Anfrage von sozialdeowkratifcher Seite, wie es mit der Verteilung der Nährmittel stehe, gab Ministerialdirektor ». Brau« eine eingehende Torstellung der bisherige« Verwendung der Nährmittel. Es sollten Nährmittel verteilt Werse« im Februar 15 000 Tonnen, im März 48 700 Tonnen und im April sind m AuS- ficht genommen 46 800 Tonnen. Tiefe Mengen sind leider in den Monaten Februar und März nicht voll zur Ausgabe gelangt, da durch Kohlenmangel die Kstnebs die Herstellung nicht leisten ronn- ten. Ferner ergab sich, daß für Massenspeisung die Siädte große Bestände in Anspruch nahmen, so daß die Ration für den übrigen Teil der Bevölkerung, die in den Großstädten auf 1213 Gramm pro Kaps und Monat berechnet war, geringer ausfiel." Für die Brauereien sind in Norddeutschland bisher lö Proz., für Bayern 30 Proz. Gerste des früheren Kontingents geliefert. Das Heer hat für Brait*wccke 100 000 Tonnen erhalten; mehr wird nicht zur Aus- gäbe gelangen. Ahg. Stubbc(Soz.) schildert die schwere Sarge, die auf den Kommunalverbänden in der Beschaffung der Lebensmittel lastet. Die Großstädte haben seit Wochen keine Kartoffeln; wovon soll die Bevölkerung leben? CS sollen jetzt 5 Pfund' Kartoffeln gegeben werden, aber wird dies möglich.sein? Denn es sind große Mengen Kartoffeln verfüttert und nicht unbeträchtlich wird der Verlust durch Frost sein. Tie Nachkontrolle bei den Landwirten wird nur das Ergebnis zeitigen, daß die Grotzbesitzer geschont werden. Es müssen rücksichtslos die Bestände auf dem Lande erfaßt werden, wenn wir nicht in eine ernste Gefahr kommen sollen. Auf die Vorwürfe, daß man im KriegSernährungsamt die Ge- treidoverforgung zu günstig angeschen und der Bevölkerung eine unrichtige Darstellung gegeben habe, erwidert v. Batoeki, daß er der Meinung sei, das deutsche Volk könne die Wahrheit ver- tragen, und es wäre falsch, etwa? zu vertuschen. Er stehe auf dem Standpunkt, daß unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Verhältnisse die Brotversorgung au erster Stelle komme dann die Karwffeln und als drittes Fleisch und Fett. Ter parlamentarische Beirat ist ihm in der Absicht, hieraus die Konsequenzen zu ziehen. leider nicht gefolgt. Die Linke habe wohl die richtigen Schlußfolgerungen Ke zogen, sie seiaberimBei, rat in der Minorität geblieben. Es ergäbe sich, daß sie mit ihren Anforderungen auf dem rechten Weg gewesen sei. Tie Weitcrvcrhandlung wird aus DonnerStagvormittag vertagt.
politische Ueberslcht. Die Frage des Tages. Die Artikel des„Vorwärts", die der heutigen Kanzler- deba ttc im Reichstag vorangingen, haben in der Preise ein lebhaftes Echo geweckt. Daß die konservative Presse jeden Fortschritt vor dem Kriege, während des Kriegs und nach dem Kriege ablehnt, ist selbstverständlich. Die„Kreuz- zeitung " entdeckt in dem Umstand, daß die feindlichen Staaten keine militärischen Erfolge gegen Deutschland erringen konnten, eine Schwäche des parlamentarischen Systems, sein Mangel bei uns ist also unsere Stärke k Wäre es immer nach den Wünschen der„Kreuzzeitung " gegangen, wären wir heute noch so stark wie vor Jena . Den Konservativen sekundiert die Zentrumspresse nach dem bekannten Text: Wir haben Dringlicheres zu tun: siegenl TaS alte gewollte MßverständniS. Siegen wollen auch wir, wir wollen ein freies Deutschland , wir wollen die Kräfte frei machen, die das Volk braucht, um die ungeheure Gefahr zu Übel winden. Das begreift nur der nicht, der nicht be- greifen will? Das„Berliner Tageblat:" stellt zwischen seiner Auf- sassung und der des„Lorwörts" eine weitgehende Uebcrcin- slimmnng fest und schreibt:
Jedenfalls hassen sich die einzelnen nationalliss eralen Wortführer dem Grundgedanken einer Reform in der Richtung des parlamentarische« Systems während der letzten Zeit mehr und mehr angenähert. Wir nehmen an. daß auch die Fortschritt- licheBolksparteistch nicht länger mit allgemeinen Wechseln aus eine unbeftimmie Zukunft begnügen will. Ja der Frage, ob „sofort oder später" kann es für die Partei«,, die überhaupt eine ernstlich« Reformpolitik«olle«, nur die vnbedingte Antwort gebe«: Sofort! Die heutige Debatte im Reichstag wird zeigen, wie weft das sozialdemokratische Bestreben, eine dringend notwendige Klärung der politischen Lage herbeizufuhren, auf die Unterstützung nichtsozialdemokratischer Parteien rechnen kann. sie wird zeigen, ob der deutsche Reichstag erkennt, was jetzt not tut!
Ei« sozialdemokratischer Antrag. Die sozialdemokratische Fraktion beantragt zum Etat des Reichskanzlers: Der Reichstag wolle beschließen, einen Ausschuß einzu- setzen zur Vorberatung von Reformen, die auf die p o l i- tische Neuordnung im Deutschen Reiche abzielen: diesem Ausschuß sind die im Reichstag eingebrachten ein- schlägigen Anträge und Resolutionen zu überweisen.
Reichstag . Steuerberatung mit Hammelsprüngen. Die Verkehrs, und die Kohlende st euer ung beschäftigte den Reichstag am Mittwoch. Beide Gesetzentwürfe sind durch die zweiten Lesungen hindurchgelangt. Aber nicht ohne Hindernisse und nicht, ohne daß.sie Haare lassen mußten. Zwar beruhten die Beschlüsse zweiter Lesung in der Haupt- fache auf den Vereinbarungen, die zwischen den bürgerlichen Parteien hinter den Kulissen zustande gekommen waren. Aber es ist doch keiner Partei so recht wohl bei dem Kompromiß. Fast jeder Redner betonte, wie„ungern" seine Partei den Verkehr besteuere, wie sie sich nur„schweren Herzens" dazu hätten entschließen können, und wie solche Entlastungen eines beunruhigten Gewissens sich sonst noch zu äußern pflegen. Bei einer Reihe von Entschlüssen stimmten denn auch die bürger- lichen Parteren nicht geschlossen, so daß zweimal ein Hammel- sprung notwendig wurde, der beide Male erfreulicherweise eine kleine Mehrheit zugunsten einer Abmilderung der Gesetz- entwürfe ergab. Gerade diese Hammelsprünge sind sichtbare Zeichen für die Mangelhaftigkeit der neuen Stcuergesetze. Mit langem Gesicht nahm der Reichsschatzsekretär v. Rocdern, der zum erstenmal eigene Sfeuervorlagen vor dem Hause vertrat, diese unerwarteten Korrekturen seiner Werke entgegen. Von der sozialdemokratischen Fraktion wurde in den allgemeinen Debatten bei den meisten Paragraphen der beiden Gesetzentwürfe sowie bei den Einzelberatungen noch mit Eni- schiedenheit zugunsten einer Verbesierung der Gesetze gc- kämpft. Es waren die Genossen Keil, B u ck und Hoch, die zum Teil wiederholt das Wort nahmen uud in den Kompromiß Breschen zu legen versuchten, wo immer sich nur eine Möglichkeit bot. Gelang es auf diese Weise auch nicht, die 4. Wagen klasse und die Fahrkarten bis zu sechzig Pfennig frei zu lassen, so wurde dank unserer Vorarbeit doch ein auf dem Wege zu unserem Antrag liegender Antrag Mumm auf Freilassung der Fahrkarten bis zu 35 Pfennig ange- nommen. Und erlangton wir auch nicht die Zustimmung zu unseren Hauplanträgen in der Kohlenfrage, so besonders nicht die völlige Befreiung der Hausbrandkohle, so konnten wir doch ein Millionengeschenk an die Bvaunkohlonwerke, in deren einem der Zentrumsabgeordnete Müller-Fulda als Aufsichts- ratsmitglied und stark beteiligter Aktionär sitzt, vereiteln. Hierbei halfen sogar einige Zentrumsleute, wie der Abg. Gröber, mit. Am Donnerstag stehen die dritten Lesungen auf der Tagesordnung. Genosse Scheidemann hat bereits ange- kündigt, daß wir unseren Antrag auf Freilassung des Hausbrandes noch einmal einbringen werden, und zwar soll dann durch namentliche Abstimmung festgestellt werden, wer den breiten Massen durch wirkliche Entlastung des Haus- blandes helfen, und wer ihnen nur Steine statt— Steinkohle geben will. Außerdem steht am Donnerstag der Etat des Reichskanzlers und des Auswärtigen auf der Tagesord- nung, so daß eine Rede Bethmann Hollwegs und damit ein parlamentariicher Tag erster Ordnung zu erwarten ist'
Zentrum. Jesuitcngesetz und Prestkohle. Die„Germania " wendet sich in heftigen Ausführungen gegen den Artikel des Genossen Wilh. Keil„Die Kohlensteuer kommt!" lNr. 84 deS„Vorwärts") und bestreitet entschieden, daß die Haltung des Zentrums zur Kohlensteuer von der Frage des Jesuitengesetzes beeinflußt worden sei. Sie kann aber nichts an der Tatsache ändern, daß das Zentrum in der Kohlensteuerfrage binnen zehn Tagen eine vollständige Schwenkung vorgenommen hat, und daß tu dieser Zwischenzeit die bestimmte Nachricht von der bevorstehenden Aufhebung des Jesustengesetzcs auftauchte. Die Zentrumspresse bemüht sich, die schwarze Steuer Iveiß zu machen und beruft sich darauf, daß die Steuer für die Preßkohlen oder Briketts statt 20„nur" 15 Proz. betrage. Das ist zunächst einmal dahin richtigzustellen, daß nur für aus Braunkohlen hergestellte Preßkohle die Steuerermäßigung gilt. Die„Minderbemittelte«", deneu diese Ermäßigung zugute kommt, werden aber letzten Endes nicht die großstädtischen Verbraucher, sondern die armen Aktionäre des Vraunlvhlenspndikats fern. Es ist na- türlich ein purer Zufall, daß der Zentrumsabgeordnete, der die Ermäßigung auf 15 Proz. mit Löwenmut gegenüber dem preußischen Oberberghauptinann verteidigte, einer der Aktionäre eincS großen Braunkohlen- kosizerns ist. Oder sollte der Abgeordnete Gröber, der sich weigerte, die Kompromitzanträge der bürgerlichen Parteien zu unterschreiben und die Ausschußsitzung genau in dem Moment verließ, als die zweite Lesung der Kohlensteuer- vorläge begann, hier einen odiosen Zusammenhang vermuten? Tie Begünstigung der Browikohlenmdustrie ist übrigens gestern in zweiter Lesung beseitigt worden. Wenn die Zentrumepresse m übrigen behauptet, die Sozialdemokratie habe die Mitwirkung bei den Stcuergesetzen verweigert und sich darauf beschränkt, die Kriegssteuerzuschläge zu bewilligen, so ist das eine direkte Unwahrheit. Die Sozialdemokratie hat eine Erhöhung dieser Zuschläge beantragt, die viel mehr bringen würde als die ganze Kohlensteuer und die einen KriegSzewmn von 5 Millionen um ganze 6,3 Prozent stärker belastet hätte. Das� Zentrum lehnte den Antrag a b. Die Sozialdeinokratic empfahl ferner eine höchst einfache und einträgliche Vermögens- und Erbschaftssteuer. Das Zentrum wollte nichts davon
wissen. Vielleicht wäre, wenn das Zentrum dies?« Vor- schlagen zugestimmt hafte, die Zeitungsmitteilung von der ge- planten Aufhebung des Jesuitengesetzes auch nicht erschienen. Die„Germania " versichert, daß Jesuitengesetz und Kohlen- steuer nicht das mindeste miteinander zu tun haben. Innere Beziehungen bestehen zwischen diesen beiden Gegenständen ge- wiß nicht. Aber trotzdem wird es angesichts der feststehenden Tatsachen erlaubt sein, an einen Austausch von Schwarz gegen Schwarz zu denken.
Heber 2000 Morgen Brachland einer Standes. Herrschaft. Unser niederschlesisches Parteiorgan, die„Schlejische Berg.- wacht", veröffentlicht einen Offenen Brief an den Generalbevoll- inächtigten des fürstlich Pleßfchen Fideikommiß- besitz eS im Kreise Waldenburg . Ter Fürst hat in diesem einen schlesischen Kreise allein einen gebundenen Bergwerks- und landwirtschaftlichen Besitz von 10068 Hektar. Tie Herrschaft Fürstcnstein mit dem Stammschloß des Fürsten liegt in idyllischer Gegend und imnitten weiter Ländereie«» die noch vor 12 bis 15 Jahren durchweg des crsttlassigen Bodens wegen mit Weizen angebaut waren. Zum Teil waren es selb- ständige Bauerngüter, die nach und nach dem fürstlichen Fidei- kommtßbesitz einverleibt wurden. Heute sind alle diese Güter zu Brachland bestimmt, in denen sich ausgedehnte Pferdeweiden des fürstlichen Gestüts und gewaltige, englisch zurechtgestutzte Parkanlagen befinden, bei denen die früheren Getreide- und Kartoffel- äcker jetzt zu riesigen Rasenslachen umgewandelt sind. Unser Partciblatt berechnet in seinem offenen Brief an den Generalbevollmächtigten, den Regierungsrat Keindorff, mit Hilfe fachmännischer Schätzung den Ackerboden, der allein bei dieser einen fürstlichen Herrschaft der öffentlichen Nutzbarmachung entzogen ist, auf mindestens 2000 Morgen. Nach dem Ertrag dieser Aecker beim Anbau mit Kartoffeln. und bei einer Zuweisung von fünf Pfund pro Kopf könnten rund 62000 Menschen ihr Jahresquantum erhalten. Bisher sind wiederholte öffentliche Aufforderungen zum A n- bau dieser Liindereien unbeachtet geblieben, trohdem sich die Jndustrirgemeinden des KreiseS mit ihrer starken Berg- arbeiterbcvölleruug ständig in dru allerschwer st rn Er- nährungssorgen befinde«.
Der bayrische Landtag ist nach einer Rede de? Kriegsministers v. Hellinglath über die mililäriiche Lage bis auf weNereS Vertagt worden._____ Lette Nachrichten. Revolutions-Flitterwochen— Nahrungsmittelsorgcn. London , 28. März.„Daily Telegraph " meldet aus Petersburg vom Sonntag: Heute am zweiten Sonntag nach der Revolution war der Newsky-Prospckt belebt von Aufzügen, die rote Fahnen mit allerlei Aufschristen mit sich führten. Das Komitee der Arbeiterund Doldatenobgeordnetcn hatte die Aufschrift:„Weg mit dem Krieg" verboten. Auch das Wolynsky.Regiment, das vor vierzehn Tagen das Zeichen zum Aufstand gab, marschierte vorüber. Tie Haltung des Regiments., das durch die revolutionären Vorgänge besonders stark beeinflußt war, hatte Anlaß zu Besorgnis gegeben- Heute rückten drei Kompagnien in vorbildlicher Ord- nung ccuS und marschierten nach der Duma. Auf der Fahne konnte man lesen:..Es labe die provisorische Regierung. Krieg bis zum Ende. Mackit Granaten." Die Reden, die b« der Duma gehalten wurden, schienen die Soldaten zu langweilen. Sie schrie« schlioss- lich ei««« Redner, der sich für die Beendigung des Krieges ans- sprach, nieder. Der Korrespondent des..Daily Telegraph " glaubt. daß die Stellung der provisorischen Regierung sich sehr be- festigt habe. Rotterdam , 28. März. Nach dem„Rieuwen Rofterdamschc« Courant" meldet..Daily Telegraph " aus Petersburg : Das Er- nährungsproblem bleibt ernst. Erst jetzt wird deutlich. wie nahe Rußlands Lebensmittelversorgung einer Katastrophe ge- Wesen ist. Das Chaos auf diesem Gebiet hätte nicht größer fern können. Die neue Regierung steht noch vor grosse» Schwierigkeitr». In den Großstädten ist die Rationierung cmgesührt worden. Das Blatt meldet weiter, daß der H e i l i g e S Y u o d in setner Gesamt- heit zurückgetreten ist und daß der neue alsbald gewählt werden soll.
Der Bewegungskrieg im Westen. Berlin , 2s. März. Tie deutschen Sicherungstruppen operieren werter so geschickt, daß die Gegner im unklaren bleibe::, ob sie eZ mit Nachhuten zu tun haben oder ob sie der deutschen Hauptmacht gegenüberstehen. Die deutschen Sicherungen räumen Dorstrümmer und Stellungen, mn den Gegner in den Wirkungsbereich der cige- tren Artillerie zu locken, und nehmen dann in raschem Ansturm die geräumten Positionen wieder, um sie bei erneutem Angriff wiederum preiszugeben. Zwei auf Billerssaucon pon LongaveSncs her anreitende englische Schwadronen wurden durch Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer unter schweren Verlusten zur Umkehr gezwungen. Als dann die Engländer nach Artillerievorbereitung einen umfassenden Angriff mit Infanterie, vier Eskadrons und fünf Panzerkraftwagen an- setzten, wichen die deutschen Sicherungen geschickt in verschiedenen Richtungen aus, setzten sich wieder fest und brachten dem Feinde durch konzentrisches Feuer die schwersten Verluste bei. An anderen Stellen wurd«l die Angriffe schwächerer Abteilungen abgewiesen. Bon einer südlich Nurlu aufgefahrenen Batterie wurden zwei Geschütze zum Schweigen gebracht, wie überhaupt die Bewegungen und Unterkünfte des Feindes nach wie vor durch Arttlleriefeuer wirksam gestört werden. Ein mit schwachen Kräften östlich von Auberive unternommener Angriff trug 40 Gefangene ein und brachte den setndlicken Graben in 300 Meter Ausdehnung in deutsche Hand. Nach planmäßiger Zerstörung wurde er im- bemerkt und ungestört durch den Gegner wieder geräumt. Ta- gegen wurden feindliche Stoßtrupps, die in den Argonnen in die deutschen Stellungen zu dringen versuchten, umgehend wieder hinausgeworfen. In der gleichen Gegend zerstörte eine Minen- sprengung die feindliche Stellung in erheblicher Ausdehnung.
Lohnforderungen franzosischer Bergarbnlcr. Bern , 28. März. Lyoner Blättern zufolge, begaben sich die Tele- gierten der französischen Bergarbeiter, die vorgestern in Paris zu einem Kongreß zusammengetreten sind, zum Mini st er Thomas, dem sie die Forderung auf Gehaltserhöhung«« um 15 bis 20 Pr»z. unterbreiteten. Es sei den Arbeitern unmöglich, angesichts der bis zu 75 Proz. betragenden Lcbensmitteltenernng zu den bisherigen Lohnbedingungen weiterzuarbeiten. Die Abordnung begab sich als- dann zum ArbcitSministerium, wo sie die gleichen Wünsche vortrug.