«tm Austretens baben sich die hiesigen Schuhivaarenfabrikanten einVerdienst um das Allgemeinwohl erworben. In einer der letztenNummern hatte das Blatt die unwahre Behauptung verbreitet,den Streikenden gingen die Unterstützungsgelder aus und jetztbehauptet das Blatt, das Streikkomitee würde es sehr bald über-drüssig bekommen, zureisende Schuhmacher auf seine Kosten zubeköstigen und wieder abzuschieben. Der„General-Anzeiger"mag sich beruhigen und seinen Auftraggebern die Mitlheilungunterbreiten, daß gerade durch seine Kampsesweise die Sympathiefür die Streikenden im Wachsen ist.An die Stellmacher Berlins!'Kollegen! Trotz allerBemühungen seitens der Agitationskommission hat sich die Mehr-zahl der Kollegen unserer Organisation fern gehalten. Dabeiwird niemand bestreiten können, daß unsere Lage in jeder Be-Ziehung verbesserungsbedürftig ist. Bon unserer oft lanaen Ar-beitszeit, niedrigen Löhnen und durchschnittlich großen Arbeits-losigkeit ganz zu schweigen. Sind doch erst in letzter Zeitsämmtliche Vorstands-, sowie eine große Zahl alter Mitgliederunserer Orts-Krankenkasse gezwungen worden, zu gunsten derJnnungkasse auszuscheiden, zur größten Freude der Jnnungs-Helden. Kollegen! Ist es Euch nicht mehr im Gedächtniß,welche empörende Behandlung Euch auf dem früheren Arbeits-Nachweis der Innung zu Theil wurde? Wer bürgt uns dafür,daß der jetzige Arbeitsnachweis ganz nach derselben Richtungsich entwickelt? Muß nicht einem jeden denkenden Menschenein Schander überfallen, wenn bei der jetzigen sogenannten„besten Zeit" zirka hundert Kollegen arbeitslos sind? Ein Hohnauf das Koalitionsrecht ist es, wenn aus reiner Frivolität dieBrauereiprotzen mehrere hundert Arbeiter, darunter aucheiner unserer Kollegen, auf die Straße geworfen werden.Kollegen! Sind diese Zustände eines freien Arbeiterswürdig? Nein! Habt Ihr Eure Schuldigkeit politischwie gewerkschaftlich gethan, um gegen diese Mißstände gewappnetzu fein? Nein und abermals nein! Unsere Versammlungen,wann und wo sie sind, sind immer nur schwach besucht; währendeine Anzahl Kollegen glaubt darüber hinaus zu sein, arbeitenandere in ihrer verbissenen Voreingenommenheit der Organisations-form direkt entgegen, die Mehrzahl hingegen verharrt in Gleich-giltigkeit. Kollegen! Nehmt Ench die"Berliner Böttcher zumBeispiel, was diesen, muß auch uns möglich sein. Wo ein Willeist, da ist auch ein Weg. Vorwärts! sei unsere Parole. Wirfordern nochmals die Kollegen sämmtlicher größeren Werstellen,speziell von Kühl st ein, Eckartsberg, Bärmann,Lüttgen u. Bruns, von den O m n i b u s- D e p o t s,Eisen- und Pferdebahn-Werk statten aus, unsererOrganisation beizutreten, sich an dem Vertriebe der Agitations-marken rege zu betheiligen und unfern unentgelilichen Arbeits-Nachweis Lothringer st raße 41 nach Kräften zu unterstützen.Die Agitationskommission der StellmacherBerlins.Achtung? Filzschuh-Nrbeiter! Der Unterzeichnete fordertDiejenigen auf, die noch Billets vom Stiftungsfest im Besitzhaben, bis spätestens am Dienstag, den 29. Mai, abzurechnen.Eventuell werden die Betreffenden in der am Sonnabend, den2. Juni, staltfindenden Versammlung bekannt gegeben, da in derVersammlung die gesammte Abrechnung erfolgen muß.Das Komitee.I. A.: Paul Steffen, Metzerstr. 19, v. 4 Tr.FriedrichShage». Um den hiesigen Genossen, sowie allendenjenigen, welche unseren Ort bei Ausflügen passiren, zu er-uiöglichen, sich in leichter Weise orientiren zu können, in welchenLokalen nicht boykottirles Bier ausgeschänkt wird, sind in allendiesen Lokalen Plakate mit der Bezeichnung:„Hier wirdnicht boykottirtes Bier ausgeschänkt" angeheftet.Diese Plakate sind sämmtlich mit dem Stempel des Vertrauens-maunes versehen. Es ist also allen Genossen leicht möglich ge-macht, in unserem Orte für die Durchführung des Boykotts zuwirken.Die Boykott-Kommission für Friedrichshagen.I. A.: Heyfelder, Vorsitzender, Kurzestr. 17.Von einem Streik, der allerdings sofort verloren war,wird dem„Hamburger Echo" von Altona gemeldet. DieArbeiter, welche die Fische aus den Fahrzeugen auf das Landtragen, erklärten, daß sie für den bisherigen Lohn nicht mehr ar-beilen und die Arbeil nur in Akkord ausführen wollten. DerAuktionator Lohrs, in dessen Lohn die Arbeiter standen, verwei-gcrte die Forderung der Arbeiter, woraus diese die Arbelt nieder-legten. An ihrer Stelle waren dann gleich Arbeiter genug vor-handen, welche die von den Streikenden verweigerte Arbeil auf-nahmen. Auf dem Fischmarkl finden sich ja immer so vieleArbeiter zusammen, die von Solidarität nichts wissen und vonwelchen viele ohne Lohn arbeiten würden, wenn sie nur satt zuessen hätten. Zwischen den Streikenden und den anderen Ar-beitcrn kam es dann zu einer kleinen Rempelei, der aber balddurch das Einschreiten der Hafenpolizei Einhalt geboten wurde.Arbeitereutlassunaen in StnatStverkstätten und derReichstag. Wie auf der Kieler, so stehen auch auf derWilhelmshavener Werft Arbeiterentlassungen in Aussichtund daran ist nach der„Kreuz-Zeitung" die unverständige Ver-tretung im Reichstage schuld. Es seien nur noch wenige Schiffefertig zu stellen, was im Laufe des Sommers geschehen wird undda die zur Instandhaltung der Flotte bewilligten Gelder so knappbemessen feien, daß die alljährig im Herbst nach Beendigung derManöver und während der Ueberwinterung der Schiffevorzunehmenden Reparatur' Arbeiten, beziehungsweise Ver-änderungen und Verbesserungen an den einzelnen Fahr-zeugen in diesem Jahre auf das allern othwendigste ein-geschränkt werden müßten, so versiege auch hierdurch einemehr oder weniger stark fließende Quelle für Arbeit.— Dann sagt die brave Kreuztante, die plötzlich ihr arbeiter-freundliches Herz entdeckt hat, in weinerlichem To- e weiter:Hätte man im Reichstage die beantragten Neubauken, Ersatz„Leipzig" und„Falke" nicht gestrichen, so hätten diese beiden Er-satzbaulen im Verein mit dem glücklicherweise bewilligten Ersatz-bau für„Preußen" genügt, die auf unseren beiden Slantswerflenvorhandene» Arbeiter wenigstens so lange zu beschäftigen, bis dernächste Reichstag sich vielleicht dazu verstanden hätte, neue,dringend nothwendige Ersatz- und Neubauten, und zwar Kreuzer,zu bewilligen, die unserer Flotte ebenso sehr fehlen, wie eine ver-ständige Vertretnng im Reichstage, wodurch all' das vorhandeneund noch bevorstehende Elend, welches der Arbeitsmangel aufunseren Kriegswersten im Gefolge haben wird, abgewendetworden wäre.Es ist ja sehr löblich, wenn die„Kreuz-Zeitung" anerkennt,daß die bevorstehende Arbeitslosigkeit Elend im Gefolgehaben wird, gleichzeitig können wir aber unseren Verdacht nichtganz unterdrücken, daß es ihr weit weniger um die Arbeiter selbst,als vielmehr um die„stolze deutsche Flotte", das Pendant zuunserm„herrlichen Kriegsherr" zu ihun ist. Denn, wenn es sichlediglich um Beschäftigung von Arbeitern handelt, so, meinen wir,sind doch in Deutschland noch so viele Kultnraufaaben zulösen, daß gar kein Mangel an Arbeit einzutreten brauchte, auchwenn keine Kriegsschiffe mehr gebaut würden.Die Aussperrung der Tabakarbeiter der FirmaLeopold in Hayna» in Schlesien ist zu gunsten derArbeiter beendet.Ter„Konfektionär", das Unternehmerorgan für die gc-sammle Manufakturwaarenbranche, bringt in seiner letztenNunimer ein willkommenes Zugeständniß an die Möglichkeiteiner bedeutenden Verkürzung der Arbeitszeit im Handelsgewerbe.Als einen„alten Zopf", der sobald als möglich abgeschniltenwerden müßte, bezeichnet er die bisherig« Anschauung, daß Engros-geschäste nicht vor S Uhr Abends schließen bürsten. Er verlangtnamentlich jetzt in der stillen Zeit den Schluß derselben um7 Uhr und verweist zur Begründung auf England, wo die größtenWaareuhäuser es durchgesetzt haben, bereits um S Uhr Nachmittags zu schließen. Wir sind selbstverständlich einverstandenmit diesem Mahnwort des„Konfektionär" an die Prinzipaleund wollen hoffen, daß recht viele demselben Folgeleisten werden; wir glauben aber nicht fehlzugehen,wenn wir die Befürchtung aussprechen, daß erwähntesBlatt sich den Luxus solcher Aeußerungen nur erlaubtbis zu dem Punkte, wo sie ansangen könnten, das Mißfallen derfette Jnseratenausträge ertbeilenden Chefs zu erregen. Doch,an dem Wort eines„Konfektionär" soll man nicht drehn unddeuteln, und so verlangen wir von ihm auch nur folgendenBeweis seiner Ueberzeugungstreue, den er leicht wird erbringenkönnen. Er biete sich der„Reichskommission für Arbeiterstatistik"für die im Herbst niit Sachverständigen stattfindenden Unter-Handlungen als Auskunftsperson an und mache derselben danndie in seiner letzten Nummer verlangte neunstündige Arbeitszeitso plausibel, daß sie zur Durchführung gelangt. Wir zweifelnnicht im Mindesten daran, daß er, als ein Unternehmerorganpur excollsnco, angenommen wird, und da wird ihm ja dieMöglichkeit gegeben sein, uns zu beweisen, wenn ihm daranetwas liegt, daß er— auch stets so schreibt, wie er es meint.Eine Konferenz süddeutscher Bäckergeselle» hat inKarlsruhe einen süddenlschen Bäckergehilfen- Verband gegründet.Das Bestreben des Frankfurter und Mannheimer Vertreters, derzu gründende Verband möge sich in seinem Statut dem nord-deutschen, der auf sozialdemokratischer Grundlage beruht, an-passen, wurde entschieden abgelehnt, wie denn alle sozialdemo-kralischen Tendenzen, denen von einzelnen Rednern Ausdruckverliehen wurde, Ablehnung erfuhren. Nach langen Debattenwurde ein„Verband badischer Bäckergehilfen" mit dem Sitz inKarlsruhe gegründet. Es darf dabei als bemerkenswerth be-zeichnet werden, daß die Mehrzahl der Redner mit den sozia-listischen Bestrebungen aus kürzere Arbeitszeit u. s. w. um des-willen nichts gemein haben wollen, weil sie selbst früher oderspäter„selbständig" werden könnten.Von allen Gegnern des ArbeiterschutzeS dürfte kaumeine Gruppe so fieberhafte Anstrengungen zur Verhinderung jederwenn auch noch so zimperlichen Reform machen, als gerade die— man merke wohl— erzkonscrvativen und loyalen Bäcker-meister. Nachdem in ihrer Fachpresse die Abneigung gegen jedengesetzlichen Eingriff in ihre Ansbeutungsfreiheit, wie er durchdas Ergebuiß der Erhebungen der Reichskommission fürArbeiter» Statistik unadweisvar geworden ist, bis zur»Siedehitze gesteigert war, will man jetzt die einzelnenBundesraths- Mitglieder vornehmen und durch alle Künsteder Ueberredung einer Reform in dieser Richtung hinvorzubeugen.— Vor kurzem ist den im Bäckerbunde„Germania"organisirten Innungen ein Petilionsentwurf ihres Gesammt-Vorstandes an den Bundesrarh zugegangen, der in geradezuklassischer Weise die— Ungenirtheit dieser Herren offenbart; eswird in diesem umfangreichen Aktenstück sogar der Versuch ge-macht, die Regelung der Arbeitszeit nicht nur als höchst über-flüssig, sondern sogar als direkt schädlich hinzustellen. Wirmüssen es uns leider versagen, aus diese Ausgeburttrivialster Unternehmer-Bormrtheil im Speziellen einzugehen,nur mit einigen Worten möchten wir die dort an-geführten„Gründe" streifen. Der Einwand des Reichs-Gesund-heitsamtes z. B., daß sich die relativ günstige Stellung desÄäckergewerbes, durch den frühzeitigen Abgang der Lehrlinge undGesellen, durch den Uebertritt zu anderen"Berufen erklären lasse,wird dadurch abgethan, daß nian schreibt:...„Die Lehrlingeverlassen das Geschäft, weil dieselben keine Lust dazu haben undsie die Mühen(!) des Gewerbes scheuen." Gehen Gesellen vomBäckergewerbe, so heißt es weiter, so geschieht es, weilsie sich keine Existenz gründen können(!), oder weilsie Heirathen wollen und verheirathete Gesellen ungern(sie!) in Arbeit genommen werden." In welch grandioser Weisedie Ungerechtigkeit und Schädlichkeit einer gesetzlichen Fixirungder Arbeitszeit„nachgewiesen" wird, überzeuge man sich selber:Die Verordnung eines Maximal-Arbeitstages würde der Gesund-heit der Arbeiter wenig mitzen, zumal da erfahrungsgemäß(beiden Meistern?) die freie Zeit nicht zum Sparzierengehen in frischerLust oder zur weiteren Ausbildung benutzt, sondern in den Kneipenverbracht wird. Der Maximal-Ardeitstag würde das gute Ver-hältniß(!), welches jetzt zwischen Meistern und Gesellen fastüberall herrscht, empfindlich stören und ketzeren(?) endlosenPlackereien aussetzen und das Publikum in seinen Gewohnheitenbedeutend beeinträchtigen".....Arbeitsloscnversichernng. Die Regierung von St Gallenhat jetzt ein Gesetz über die Versicherung gegen Ar-beitslosigkeit ausgearbeitet, dessen wesentliche Bestimmungenvon dem Berichterstatter der„Voss. Ztg." wie folgt zusammen-gestellt werden: Es wird den politischen Gemeinde» das Rechteingeräumt, die obligatorische Versicherung gegen die Folgen derArbeitslosigkeit bei sich einzuführen und zum Beitritt alle mann-lichen Lohnarbeiter zu verpflichten, deren Togelohn fünf Frankennicht übersteigt. Aber auch alle anderen männlichen Lohnarbeiterund die Arbeiterinnen können den Kassen freiwillig beitreten.Der wöchentliche Beitrag der Mitglieder beträgt nicht mehr als30 Centimes, die Entschädigung für den Ausfall des Tagelohneswenigstens 1 Fr. Bezugsberechtigt ist ein Mitglied, nachdem essechs Monate lang Betträge geleistet hat. Unterstützungen erhältes in demselben Jahre während höchstens sechszig Tage. DieGemeinde» und der Staat übernehmen die Verwaltungskostenund leisten Zuschüsse. Auch hofft der St. Gallische Regierungs-rath, daß die Eidgenossenschaft diese Art der Versicherung eben-falls unterstützen werde. Mit bezug auf die örtlichen Verhält-nisse können die Statuten gewisse Abänderungen enthalten,insofern der Negierungsrath sie gestattet. Die dem Entwürfebeigegebene Bolschafl bezeichnet die Arbeitslosen-Versicherung alsein wirkliches Bedürsniß, sieht in ihr ein moralisches Element,durch das die Arbeiterklasse gehoben und der Bettel eingeschränktwird, und hebt die Bedeutung hervor, welche die Versicherungauch dadurch habe, daß mit den Versicherungskassen Arbeits-nachweisstellen verbunden werden können. Der St. GallischeGroße Rath wird den Gesetzentwurs vielleicht noch in seinerMaisitzung berathen.Der Streik der Londoner Droschkenkutscher, dessenEmde schon gemeldet worden war, scheint im> Gegentheil, neuerenNachrichten zusolge, im Zunehmen begriffe» zu sein und zwarsoll er eine Wendung zu gunsten der Kutscher nehmen. DieZahl der ohne Erlaubniß des Streikkomitees fahrenden Droschkenist weit geringer geworden, als am ersten Tage des Ausstandes,und die Masse der beim Beginn des Streikes zurückhaltendenKutscher tritt täglich in großer Zahl dem Verein bei. Aus einerVersammlung im Hyde-Park wurde behauptet, daß mehr alslvooo.Lutscher dem Verein angehörten. Auch die Streikkassescheint gut fundirt zu sein; die gegenwärtig beschäftigten Kutscherführen von ihren guten Verdiensten einen Theil an die Streik-lasse ab; außerdem haben sich einige Gewerkvereine, so derjenigeder Omnibus- und Pferdebahnkulscher, zu täglichen Beiträgenbereit erklärt.Vevlammlimgun.Im Fachverein der Uhrmacher«nv verwandtenBerufsgenosseu hielt am 19. Mai Dr. Pinn einen Vortragüber das Thema: Tie konventionellen Lügen der Kulturmenschheit.Dem mit Beifall aufgenommenen Vortrag folgte«ine kürzer«Diskussion. Hierauf wurde über einen Antrag vom KollegenRüther berathen, der feine Erledigung dadurch fand, daß vonjetzt ab nur all« 4 Wochen Versammlungen mitVorträgen stattfinden, in den anderen Versammlungenaber nur Diskutirabende abgehalten werden. Alsdann erstatteteKollege Scholz die Abrechnung vom Stiftungsfest; der Ueberschußvon 8 M. wurde der Bibliothekkasse überwiesen. Ein Antrag,den Böttchern 20 M. aus der Vereinskasse zu bewilligen, fandeinstimmig Annahme. Die nächste Vereinsversammlung findetam 16. Juni statt.Eine öffentliche Versammlung aller in der Filz«schnh- und Pantoffelbranche beschäftigten Ar«beiter und Arbeiterinnen tagte am 21. Mai, Daman von einem Referat absehen mußte, weil der Referent nichterschienen war, so beschäftigte sich die Versammlung mit der Er-ledigung einiger Vereinsangelegenheiten. Mit der Ver-tretung in der Gewerkschaftskommission beauftragte dieVersammlung den Kollegen Willner und ernannte denKollegen Valerius zu dessen Stellvertreter. Gleichzeitigwurden für die Kommission 20 M. bewilligt. Die Agitations-kommission wurde ans folgenden Kollegen zusammengesetzt:Willner, Retz, Adamschäfski, Ulbrich, Cöpnick, Behnscheck undSiegert. Zu Revsioren für den Agitationsfonds wählte die Ver«sammlung die Kollegen Valerius, Steffen und Reinfeld. ZumSchluß wurden die Kollegen zum eifrigen Sammeln für diestreikenden Schuhmacher ermahnt.Der Verein der in HolzbearbeitungS-Fabriken undauf Holzplähen beschäftigten Arbeiter und Ar-beiterinnen(Filiale II, N.) hielt am 22. Mai eine Mitglieder-Versammlung ab, in der Herr Schulz in einem lehr-reichen Vortrage über:„Der Werth der homöopathischen Wissen-schaft" die Wirkung medizinischer Mineral- und Pflanzenstoffeauf den menschlichen Organismus vom Standpunkte der Homöo-pathie erklärte. Allgemeiner Beifall lohnte dem Redner. ZuPunkt 2 der Tagesordnung verlas der Vorsitzende Franz dieAbrechnung der Hauptkasse vom letzten Quartal.— Der Vor-stand der Rechtsschutz- Kommission, Kollege Sauerzapf,Pritzwalkerstr. 12, ersuchte die Mitglieder, sich in Rechtsstreitig-ketten bei ihm zu melden.— Der Arbeitsnachweis und das Ver-kehrs-Lokal befinden sich bei Petersohn, Veteranenstr. 21.In einer Versammlung der in der Schuh«industrie beschäftigten Arbeiter und Ar-beiterinnen vom Mittwoch, den 23. d. M., hielt der Ge-nasse S a i l e r ein beifällig aufgenommenes Referat über dieeinzelnen Stadien der kapitalistischen Entwicklung. Die Schluß-folgerungen des Redners gipfelten in einem Appell an die An-wesenden, immer dessen eingedenk zu sein, daß unsere vornehmsteAufgabe es bleibe, den Kapitalismus zu stürzen. In gleicherWeise äußerte sich Frau Schädlich. Ueber den folgendenPunkt der Tagesordnung: Der Streik in Burg und das Verhaltendes„Vorwärts" berichtete der Kollege A. Fleischer. Nach denneuesten von Burg eingetroffenen Nachrichten stehe die Sache inso weit günstig, als alle Anstrengungen der Fabrikanten, denBetrieb wieder aufzunehmen, als gescheitert zu betrachten seien.In sämmtlichen Fabriken arbeiteten gegenwärtig nur 49 Per-sonen, ungelernte Arbeiter zumeist, die selbstredend in keinerWeise die Produktion wesentlich zu beeinflussen vermöchten.Von ca. 600 Arbeitern und Arbeiterinnen, die vor ziemlich sechsWochen in de» Streik eintraten, seien nur siebenlauter unorganisirte— fahnenflüchtig gewordene. Dieorganisirten Kollegen, und ohne diese wäre kein regulärerBetrieb möglich, würden bis zur Kapitulation der Unternehmerunerschütterr aushalten.(Lebhaftes Bravo.) Reben der verlogenenbürgerlichen Presse, die in wahrhaft perfider Weise gegen dieStreikenden Stellung nehmen, würden dieselben durch die Polizeiin jeder Weise in ihrer vollständig legalen Thätigkeit gehindert.Trotzdem dürfe man sich der frohen Hoffnung hingeben, daß dieStreikenden binnen kurzem als Sieger aus dem ihnen auf-gezwungenen Kampfe hervorgehen würden.(Beifall.) Das Bildder Situation in Burg wurde durch Hauer, Haupt,Krause u. a. nach verschiedenen Richtungen hin ergänzt undeine Resolution, die den Streikenden thatkräftige Hilfe zusichert,angenommen. Man empfahl den Arbeitern, in den einzelnenFabriken scharfe Wacht zu halten, damit nicht Arbeit ausBurg hier fertig gestellt werde und vor Allem für die pekuniäreUnterstützung der Kämpfer thätig zu sein.— Ueber die unvoll-ständige Berichterstattung des„Vorwärts" im Verlaufe desBurger Streiks wurden verschiedene Klagen laut. Der„Raum-mangel könne bei einer solchen Angelegenheit nicht in Fragekommen. Ebenso wie die Maßregelung der Vrauerei-Arbeiterhabe auch die Aussperrung dieser 600 Arbeiter lokales Interesse, um-somehr als der Fabrikant Tack, der eine gleiche Rolle in derSchuhindustrie spiele, als Rösicke im Braugewerbe, den größtemTheil seiner hiesigen Kundschaft in Arbeiterkreisen besitze. Weilder„Vorwärts" als Zentralorgan seine Schuldigkeit nicht ge-than, sei auch die Provinzpresse in einigen Fällen wegen man-gelnder Information mit der Berichterstattung in dieser Auge-lcgenheil ins Hintertreffen gerathen.Kollege P i e tz k a führte an, daß infolge der der Redaktiongemachten Vorstellungen fortan regelmäßig durch Inserat aufdie Tack'schen Geschäfte hingewiesen werden solle.— Der Vor-schlag einiger Redner, von einer Resolution in diesem Falle ab-zusehe», fand nicht den Beifall der Versammlung, welche ein-stimmig beschloß, dem„Vorwärts" ihre Mißbilligung über seinVerhallen in dieser Sache auszudrücken.—") In der nächstenVersammlung soll über die Behandlung der Streikbrecher ausder letzten Lohnbewegung Beschluß gefaßt werden.Eine öffentliche Versammlung der Maler, Lackirerund Anstreicher tagte am 24. Mai in Cohn's Festsälen, Beuth-straße 22, und beschäftigte sich mit dem„Verlauf des Streiks beider Firma A. Schmitz, Chausseestr. 38, bezw. den weiterenMaßnahmen hierzu". Der Vertrauensmann Link theilte mit,daß seit der letzten Versammlung(am 13. Mai) die Situationsich wenig verändert hat. Es ist der Firma gelungen, 13 Ge-Hilfen und S Anstreicher als Streikbrecher anzuwerben.Leider sei die traurige Thatsache zu konstattren, daß sichunter den Gehilsen auch drei organisirte befinden; von diesenRechenschaft über ihr indifferentes Verhalten zu fordern, wirdSache des Vereins sein. Die Kollegen, welchen Herr Schmitz denLohn für den Nachmittag des Psingst- Sonnabends vorenthält,haben den Rechtsweg beschritten. Trotzdem es der Firma ge-lungen ist, in kurzer Zeit genügend Streikbrecher zu bekommen.um wenigstens die nothwendigsten Arbeiten mit ihnen zu Endezu führen, so sei der Streik doch insofern von agitatorischerBedeutung, als Herr Schmitz die Macht der Organisation zusuhlen bekam: die besseren Kräfte fehlen ihm noch gänzlich.Redner nahm hierbei Gelegenheit, richtig zu stellen, daß nicht,wie allgemein verbreitet, die Firma Bodenstein der Firma SchmitzGehilfen verliehen habe, sondern daß sie nur um Arbeit vor-sprechende Maler und Anstreicher an die Firma Schmitz verwies,„wo ja zur Zeit gestreikt würde und Arbeiter verlangtwürden". Was die weiteren Maßnahmen gegenüber der FirmaSchmitz beträfe, so hielt Link die Aufrechterhaltung derSperre für geboten, damit vor der Hand die organisirtenKollegen, unbestreitbar die tüchtigsten Kräfte, der Werk-stelle und den Bauten des Herrn Schmitz fern blieben.Sei auch dadurch die Werkstelle für die Organisation momentanverloren, so werde doch keine Gelegenheit versäumt werden, dortbei guter Zeit wieder Fuß zu fassen. Werde die Sperre ausrechterhalten, so müsse die Versammlung auch der Unterstützungsfragenäher treten.— S ü ß b i e r kritisirte das Verhalten eines Holz-malers Namens Wieuicke. Als der Streik ausbrach, feuerte erunter kaum wiederzugebenden beleidigenden Aeußerungen gegen•) Sämmtliche Berichte, die uns von den Streikenden zu-gegangen sind, gelangten zur Veröffentlichung; da wir aber inden letzten drei Wochen fast gar keine Berichte über den Streikbekamen, konnten wir auch nichts bringen. Die Schuld liegtnicht an uns. sondern aus feiten der Genossen. Daß man unsfür diese Vernachlässigung die Schuld beimessen will, über dieseGeschmacklosigkeit wollen wir nicht streiten. Die Red.