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1917

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Wie Zamenhof   das Esperanto schuf. Wie der soeben verstorbene Dr. Zamenhof   auf den Gedanken der Erfindung einer Weltiprache fam, dafür werden wir jetzt viel leicht mehr als früher Verständnis haben, wenn wir uns vergegen­wärtigen, daß er in dem durch den Krieg uns wohl befannt ge­wordenen Orte Bialystock   das Licht der Welt erblickt hat. Nicht weniger als vier Sprachen wurden und werden dort nebeneinander gesprochen, nämlich Polnisch  , Jiddisch- Hebräisch, Deutsch   und Russisch. Dazu batte Zamenhof dann noch auf dem Gymnasium Englisch  , Französisch, Lateinisch und Griechisch zu erlernen, und die babylonische Sprachenverwirrung, in der er aufgewachsen war, verbunden mit der Vielheit der Sprachen, die er sich zu Bildungszwecken aneignen mußte das alles erregte in ihm

Mittwoch, 18. April

anderen Seiten, besonders durch die Sprachwissenschaftler, sehr zu nehmen oder gar achtlos wieder fortzuwerfen, unterbindet das scharfe Stritit erfahren hat. Dem Schöpfer des Esperanto gebührt werden von Hafeln, beraubt die Bienen des Honigs, den fie jedenfalls eine ehrenbolle Erinnerung. Zamenhof   war ein dealift, für uns fammeln. Jeder meint natürlich, auf seine paar efte ein Mann von reinem Wollen, persönlich anspruchslos und be- fäme es nicht an, und so konnte man denn schon am Starfreitag icheiden und ganz seinem Werte hingegeben, von dessen großem wieder eine Menge Ausflügler beobachten, die ihrer Naturfreude einen wahrhaft naturvernichtenden Ausdrud gaben. Mehr Selbst­Segen für die Menschheit er fest überzeugt war. zucht! Pold.

Windblüher und Insektenblüher.

Deutsches Theater: Der Geizige von Molière  .

Bühnenbearbeitung von Karl Sternheim.  

in

der

Damit eine blühende Pflanze feimfähige Samen hervorbringe, muß auf irgend eine Weise der Blütenstaub der männlichen Organe auf die empfängnisfähigen Narben der weiblichen Fruchtknoten ge­Die Molièreichen Charakterfomödien haben für den modernen, langen. Bei etwa 80 Broz. der mitteleuropäischen Blütenpflanzen durch den Naturalismus hindurchgegangenen Geschmad etwas Fremd­besorgen Insekten diese Uebertragung, bei etwa 19 Proz. besorgt es artiges. Wir sind gewohnt, auf die Mannigfaltigkeit der in einem der Wind; bei dem fleinen Neft lommen einige andere Methoden in Charakter fich freuzenden Züge zu achten, in der Fülle eines ver­den Gedanken, ob sich die sprachliche Verständigung zwischen den Anwendung. schlungenen Gewebes dem individuellen Grundgepräge nachzugehen, Völkern nicht auf eine einfachere Weise erzielen lasse. Zuerst dachte Im ersten Frühjahr ist die Zahl der Insekten gering, während das als einbeitsgebendes zusammenfassendes Moment daraus hervor er, das Lateinische oder Griechische könnten die Rolle einer Welt- der Wind durch Blattlaub noch nicht behindert wird. Diesen beiden schaut. Den weiten Umkreis des Seelischen so vor dem Blicke zu ſprache übernehmen, bis allmählich der Plan einer Kunstsprache mehr Tatiachen hat sich irgendwie und irgendwann die dritte angepakt, entfalten, daß der Phantasie aus all den Einzelheiten der Eindruck und mehr bei ihm in den Vordergrund trat. daß bei uns im ersten Frühjahr die Windblüher" weit überwiegen. einer, wenngleich verstandesmäßig nicht formulierbaren, doch vom Bei der Erschaffung dieser Sprache waren nun natürlich Ein- Ganz besonders gilt dies für Bäume und Sträucher, die ja ver- Gefühl empfundenen lebendigen Einheit erwächst, scheint uns als fachheit der Grammatik und des Worticages oberste Forderung. möge ihre Erhebung über den Boden dem Winde auch besser aus höchste Kunst der dichterischen Menschenschilderung. Bei Molière   aber Ju bezug auf die Einfachheit der Grammatik nahm er sich das gesetzt sind. Zu den Windblühern des Frühjahrs gehören außer überwiegt, dem allgemeinen Geifte des französischen   Klassizismus Englische zum Vorbilde, dessen Grammatit ja bekanntlich den Nadelhölzern die Erler, Hafeln, Birken, Pappeln, Wei- entsprechend, die Richtung aufs rein Typische, dem Sinne zum größten Teile gleichsam verborrt ist. Seine Hauptfiguren sind, Für den Wort und Rotbuchen und Eichen. Ihnen allen gemeinsam ist, daß fürs Ausmalen des Individuellen. schatz hielt und er fic mit Vorliebe auf je eine einzelne bestimmte Eigenschaft, an die romanischen die männlichen Blüten, weil sie nicht an Insektenbesuch angepakt eingestellt Sprachen, die, von manchen anderen Vorteilen abgesehen, find, des Geruchs entbehren und daß sie in Menge zu meist fäßchen- all ihr Tun und Treiben zielt legthin darauf, dies Eine die leichteren Bildungsmöglichkeiten ergeben. Jahrelang hat artigen Gebilden zusammengedrängt sind. Zur Blütezeit hängen in immer neuen Wendungen und scharf geschliffenen Bointen Jene Neben- und Untertöne, die Dr. Zamenhof   an feiner Weltsprache gearbeitet, die Grammatit diese Gebilde an dünnen Stielchen schlaff herab, und jeder Wind zu erläutern. immer mehr vereinfacht, das Wörterbuch immer mehr zusammen- bauch entführt ihnen Wöllchen gelben Blütenstaubes. Da sein Bersönlichkeit stets mitschwingen, und deren Nachbildung den gedrängt. Dennoch gab es einen Punkt, über den er lange nicht Transport zu den weiblichen Organen auf diese Weise dem Zufall Gestalten erst eine intimere Färbung der Wirklichkeit verleiht. inter­hinauskommen fonnte, bis ihm der Zufall half. Wie oft hatte er anheimgegeben ist, sucht die Natur ihn durch enorme Mengen zu effieren ihn nur wenig. Seine Figuren haben eine gradlinige schon die polnischen Worte Schwejcarskaja und Konditorskaja ge- forrigieren. Ein Haselläßchen produziert etwa vier Millionen Einfachheit, die eine weitere Entwickelung und wechselnde Beleuch seben, von denen jenes Schente", dieses Stonditorei bedeutet. Blütenstaubkörnchen und bei unserer Kiefer ist ihre Anzahl so ge- tung in der Regel ausschließt. Wie sein Tartuffe   Der Heuchler" Eines Tages aber, als er über einer fleinen polnischen Schenke waltig, daß sie benachbarte Wasserflächen im Mai als Schwefel- fo ist fein Harpagon Der Geizige  " schlechthin in allem seinem diese beiden Aufschriften nebeneinander fah, tam ihm, indem er be- regen" gelb überſtäuben können. Eine weitere gemeinsame Eigen- Handeln hierauf als Thema abgestimmt. obachtete, daß beide Worte, die durch die Verwendung der schaft der Windblüher ist, daß ihr Pollen oder Blütenstaub nicht Selbstverständlich konnte und wollte die Sternheimische Be­Nadjilbe-skaja gebildet waren, der rettende Zufäße und Auslassungen Gedanke. aneinanderklebt, sondern völlig troden ist und pulverig oder mehi arbeitung an dieser Art nichts ändern. Dieser rettende Gedanke war die Verwendung der Nach- artig stäubt". Trozz des Geruchsmangels findet man übrigens doch beziehen sich auf Kleinigkeiten, und find in mancher Hinsicht glüdlich und Vorfilben( Präfige und Suffire), durch die er aus einer ver- nicht selten auch Insekten( Fliegenarten und Bienen) an den Käßchen der und geschit. So zum Beispiel die Streichung der romanhaft hältnismäßig geringen Anzahl von Wurzelworten eine große Fülle Windblüher, nämlich solche, die den Bollen als Nahrungsmittel fchäßen abenteuerlichen Erkennungsszenen des letzten Aftes, in denen sich von Gebrauchsworten entwickeln konnte. Ein Beispiel wird das Ver- gelernt haben. Da sie den noch unscheinbareren weiblichen Blüten Valer, der un des Geizigen Tochter freit, als Bruder von Cleanths fahren flar machen. Das Wurzelwort, parol" bedeutet die Sprache, feine Beachtung schenken, so bringt die Tätigkeit diefer Infekten auch Geliebter entpuppt. Der Einfall, daß das junge Volf, weit ab von den Sprachbegriff. Durch Anhängung verfchiedener Vokale werden feine Befruchtung zustande. Die weiblichen Blüten sind bei den Harpagon, der so mit seinem Geiz allein bleibt, in Indien   sein aus diesem Wurzelwort leicht das Hauptwort, das Eigenschafts- Windblühern sehr verschieden angeordnet, gemeinsam aber ist ihnen, Glück versuchen will, berührt sympathischer. Und ebenso erscheint wort, das Tätigkeitswort, das Umstandswort gebildet. Sie daß die Narben gewöhnlich als lange Fäden weit herausragen und( obicon Cleanth, der Sohn des Geizigen, damit abweichend von lauten paroli", parola"," parolo" und parol-". Nun aber so als Staubfänger" dem herumschwebenden Bollen möglichst ent- dem Driginale zu einem liederlichen Verschwender gestempelt wird) schreitet Zamenhofs   Sprache erst zur Verwendung der Vor- gegenkommen. die Einschiebung des Bildes, das den jungen Herrn als Schulden­und Nachfilben. Auf diese Weise wird Weise wird der Sprechende Während man alle Gebilde der Pflanze, die männliche oder macher bei der Morgentoilette vorführt, wohl motiviert. parolanto", der Vortrag parolado", der Vortragende parola- weibliche oder beiderlei Geschlechtsorgane in sich schließen, als Sintergrund der Beiten und aristokratischen Umwelt tritt da viel disto", der Sprecher, paroladanto". Die mündliche Behandlung eines Blüten" bezeichnet, beschränkt man den Ausdrud Blumen" auf plastischer als fonst hervor und bringt in die verhältnismäßige Ein­Gegenstandes heißt priparoli", die Aeußerung eines Wortes el- folche Blüten, die durch lebhafte Färbung, vor allem durch den tönigkeit des Harpagonmilieus eine angenehm empfundene und parolo", die Musiprade elparolado", aussprechen elparol", aus Befiß gefärbter Blumenblätter den Blid bes Auges auf fich ziehen. awanglos eingefügte Abwechslung hinein. 1prechbar elparolebla". Sid zum Sprechen anschicken wird durch Unsere Freude an schönen Blumen braucht nicht im geringsten ge- Ballenberg tvar ein virtuofer Harpagon. Ein von der ekparoli ausgedrüdt, ein Schwäger ist parolama", die Unter- schmälert zu werden durch die Tatsache, daß hier keine Anpassung firen Jdee seines Geizes gemarterter Narr und Fanatiler des Geldes, haltung kunparolado". Die Liste der Bildung von diesem einen an das menschliche Auge vorliegt, sondern an das Auge der der, feiner Einbildung zu frönen, mitten im Reichtum Wurzelworte ließe sich noch verlängern; erwägt man nun, daß jedes Insekten, die in sehr zahlreichen Fällen auch noch von dem Geruch als Astet lebt. Aus seiner franten Sucht wächst ein Verfolgungs­der neugewonnenen Worte sich wieder nach Bedarf in Zeit, Haupt- der Blumen geleitet werden. Nicht alle Infektenblüher haben Eigenschafts- und Umstandsworte verwandeln lägt, und daß die Vor- und Nachfilben nach Bedarf sich des weiteren wieder jebem einzelnen dieier Borte hinzugefezt werden fönnen, fo gepinnt man eine Vorstellung von dem eigentlichen Brinzip der Zamenhofschen Sprache. Man versteht, daß man, wenn man bic Begeln der Verwendung der Vor- und Nachfilben in fich auf­genommen hat, mit einem verhältnismäßig fleinen Schage von Wurzelworten auszufommen vermag. Wirklich hat Zamenhof   sein ursprünglich recht umfangreiches Wörterbuch nach und nach bis auf 900 Wörter zufammenstreichen fönnen.

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"

Der

wahn, der den Befih, um den er zittert, zur Duelle ewiger Angit und Dual macht. Burlest, gehässig, von jedermann gehaßt, und doch wieder in seiner fläglichen Verblendung und greifenhaft humpelnden Schwäche ans Mitleid rührend. Das Typische, das Molière bor­geichwebt, fam rein und stark zum Ausdruck. Die Reinhardtiche Regie hatte die Spigen des Dialogs überall aufs fauberste heraus. gearbeitet. Unter den Nebenrollen trat befonders Herrn Thiemigs puzig amüsanter Cleanth hervor. Der Beifall des Publikums war

Künstliche Ameisenstraßen.

dt.

Blumen", aber alle unsere Blumenträger find Insektenblüher. Gemeinsam ist ihnen die Auffälligkeit durch Färbung oder Duft der Blüten oder durch beides, und selbst wenn fie recht unscheinbar find, so bieten sie den Besuchern doch Blüten honig dar. Diesen Fall haben wir bei unseren Weiden. Dowohl fte Sägen tragen und barin ganz und gar den Windblühern, besonders ihren nächsten Verwandten, den Bappeln aleichen, sind sie Infelten blüher. Ihre Stäßchen hängen nicht wie Quasten herab und werden start. vom Winde nicht hin und herbewegt, und am Grunde der kleinen Schuppen, zwischen denen die Geschlechtsorgane stehen, sondern sie In den Grundzügen war seine Schöpfung im Jahre 1878 fertig, Blütenhonig für ihre Gäste ab, die durch den Honiggeruch angelodt da er aber seine Aufgabe überaus ernst nahm, so arbeitete er noch werden. Wie bei allen Infettenblühern, so ist auch bei den Weiden Straßen. Sie folgen dabei der Führung ihrer Geruchsorgane. Bekanntlich bewegen sich die Ameisen auf ganz bestimmten beinahe ein Jahrzehnt in der Stille weiter. Uebersetzte in feine der Pollen nicht trocken staubig, sondern er ballt fich klebrig zu Beim Marsch betupft die Ameise den Weg, den sie zurücklegt, mit Sprache, verfaßte Originalwerke darin, erprobte sie im münd- fammen. Dadurch wird er für leichte Winde zu schwer, während Ameisensäure. Wie der Prometheus" mitteilt, ist nach Hennig das lichen Verkehr, und erst 1887 trat er mit feinem System an die er an den bonigiuchenden Insekten fleben bleibt. Da auch die Wahrnehmungsvermögen" der Ameisen für Ameisensäure aber fein Deffentlichkeit, das er unter dem Dednamen Dr. Eiperanto, der weiblichen Kätzchen Honig liefern, so werden sie ebenso fleißig fehr hobes, ja niedriger als das des Menschen. Eine Ameisenstraße Hoffende, herausgab. Der weitere Schidialsgang der Giperantofprache besucht, und bei dieser Gelegenheit erfolgt durch Verschleppung des entsteht daher erst, wenn viele Tiere denselben Weg gewandert sind. tit wohl noch in allgemeiner Erinnerung. Sie stieß zunächst auf Bollens Befruchtung. Die Weiden bilden daher einen Uebergang, Dann erst fann die Ameise der Geruchsspur folgen. Hennig gelang ftarles Mißtrauen und lebhaften Widerstand, zumal das Volapük indem sie die Tracht der Windblüher mit der Ausnutzung der furz vorher Schiffbruch gelitten hatte. Aber Bamenhof war un- Infekten verbinden. Später im Jahre treten übrigens noch allerlei fäure Linien zog. Er fonnte auf diese Weise von natürlichen Heer­es, fünstliche Ametsenstraßen herzustellen, indem er mit Ameisen­ermüdlich, und seine Sprache, die ganz unstreitig ähnlichen, früheren andere Windblüher bei uns auf. Ale unfere Gräfer, einschließlich straßen der Ameifen Wege abzweigen, die von den Tieren ohne Versuchen gegenüber viele Borzüge befigt, gewann trotz aller Wider- des Getreides, alle Binsen und Seggen, Hanf, Hopfen, Brennesseln weiteres begangen wurden. stände einen recht bedeutenden Kreis von Anhängern. Verschiedene und Wegeriche gehören hierher. Aber das Hauptfeld gehört im Esperantofongreffe fanden mit Erfolg statt, eine Eiperantoliteratur Sommer doch den Insektenblühern. bildete sich, und wissenschaftliche Kreise interessierten sich für die An diese Zeilen sei eine Mahnung geknüpft. Mehr als je Stunstiprace. Bekannt ist, daß der berühmte Chemiter Ostwald sehr fommt es darauf an, alles zu schonen, was an Genießbarem werden eifrig für sie eingetreten ist, während das Esperanto freilich von will. Wer Sträuße aus Blütenfäßchen pflüdt, um sie nach Hause Dr. Schleich wegen Erkrankung aus.

69]

Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Zapolska.

Die Art, in welcher die Fragen an ihn gerichtet wurden, und das gleichgültige Verfahren des Gerichtshofes ließen ihn sehr bald die ganze Komödie durchschauen. Während er anfangs die Fragen furz und unwillig beantwortete, nahm er plößlich eine herausfordernde Haltung an und begann mit

Tauter Stimme:

In dieser schmutzigen und weitbekannten Angelegenheit zum Zeugen berufen, will ich meine Aussagen ohne Um­schweife, ohne Einschränkung machen, wie es mir Gewissen und Ehre gebieten."

Ein Geräusch ging durch den Saal.

Der Vorsigende schwankte eine Weile, als er aber Stigtis entschlossenen Blick auf sich gerichtet sah, sagte er mit einer gewissen ermutigenden Höflichkeit:

"

Bitte!"

Klipti begann zu sprechen.

Die Worte flossen mit solcher Gewandtheit aus seinem Munde, daß er selbst über seine Berediamkeit staunte.

Alles, was er feit jener denkwürdigen Nacht, in der ihn Markowski durch den Sumpf schleppte, erlebt hatte, schilderte Selitti in anschaulichen, lebendigen Bildern, die wie vom Banne gelöst von seinem Munde flossen.

"

-

Π

Notizes.

Vorträge. In der Uranta fällt der Vortrag von Prof.

, Das ist alles Lüge!" schrie er auf russisch  . Ich will ,, Nein, nein... Ich bin durch diesen Zumpen dorthin­dem Gerichtshof sagen, warum dieser Herr mir solche Ver- gekommen." leumdungen an den Kopf schleudert! Ich habe ihn bei einem politischen Verbrechen abgefaßt!"

Aber der Vorsigende befahl dem Angeklagten zu schweigen und drohte, ihn aus dem Saal führen zu lassen, wenn er die Aussagen der Zeugen unterbrechen würde.

Augenscheinlich sollten politische Dinge hier nicht berührt

werden.

Kliztis Eifer wurde jedoch nach diesem Zwischenfall wie gelähmt. Seine Gedanken verwirrten sich. Tagejews Stimme erinnerte ihn an Janka, das Gefängnis, ihr leises Stöhnen, an den Hungerstreit und die verzweifelte Lage des ganzen Landes.

, Sind Sie fertig?" fragte der Vorsitzende. " Ja... ich habe nichts mehr zu sagen!" Er wurde aus dem Saal geführt.

Als er hinausging, streifte er Pinkas. Dieser grüßte ihn höflich und umwehte ihn mit dem üblen Geruch, der von seinem schmutzigen Körper ausging.

Das war der letzte Eindruck, den Klizki nach der Be­rührung mit der Tagejewschen Horde davontrug.

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Nachdem Klizki den Saal verlassen hatte, wurde die Beugenvernehmung fortgesetzt. Allgemeine Aufregung herrichte im Saale, als Zeugen angaben, von Tagejem ge­schlagen worden zu sein. Sonst hörte man stets die sich wiederholenden Anklagen über die Willkür und die Geldgier

Sie wandte sich an das Auditorium und begann unter blutigen, verzweifelten Tränen:

" Hört mich an, Leute, was sie aus mir gemacht haben!" Ihre Worte fielen wie große Blutstropfen aus einer unheilbaren Bunde. Es schien, als erfülle ein tiefes Mitgefühl mit dem furchtbaren Schicksal der Wehrlosen die ganze Welt.

-

Wohin fahren wir?"

Sie werden's rechtzeitig erfahren!" " Jns Gefängnis?" fragte Klipfi erregt.

"

Sie sollen sich ruhig verhalten!"

Aber Klintis Herz pochte heftig bei dem Gedanken, daß man ihn vielleicht nach Warschau   in die Zitadelle bringen würde und von dort nach Petersburg  , nach jenen Festungen, die man nie mehr verläßt.

,, Niemals"

Hordhi, der neben ihm saß, war das Werkzeug der Macht, die ihn unerbittlich in ihren Klauen hielt.

Wenn ich ihn vernichten könnte...!" dachte Klikkt. Aber das wäre Torheit und würde der Not fein Ende machen... er allein vermochte nichts, dazu waren Millionen von Menschen notwendig.

Kliptis Seele entbrannte in dem heißen Wunsch, daß ein solcher Tag der Erlösung auf dieser tränendurchtränkten Erde in majestätischem Purpur anbrechen möge.

,, Dieser Lag wird fontmen!" entfuhr es seinen Lippen, Hordyi wandte sich erstaunt zu ihm und fragte: Was

Die Aussagen der vorhergehenden Zeugen, die durch des Polizeimeisters. Tagejews Anwesenheit unwillfürlich befangen waren, ver- Als aber Juzia den Saal betrat, fühlte sowohl der bevor er die Worte unterdrüden konnte. blasten jetzt gänzlich. Erst in Kligtis Borten fühlte man Gerichtshof wie das Publikum, daß ihre Aussage von Be­

zuckte zusammen.

Unterdeffen stellte der Vorsitzende die üblichen Fragen: " Ihr Name?"

,, Das, was weder Sie, noch Ihresgleichen, noch irgend­wer imstande sein wird, zu unterdrücken." Hordhi schwieg eine Weile.

den furchtbaren Terrorismus, den Tagejew und seine deutung sein würde. Tagejem wurde unruhig. Markowski wird tommen?" Räuberbande auf die unglückliche Stadt geübt hatten. Der Eindruck seiner Worte war so groß, daß niemand wagte, ihn zu unterbrechen. Auch hielt es der Gerichtshof für flüger, ihn aussprechen zu lassen und seine Anklage durch spätere, blassere Aussagen abzuschwächen.

Tagejem aber durchschaute diese Taftit nicht. Eine grimme ut packte ihn, daß jener elende Kerl, der verbotene Schriften über die Grenze schmuggelte, ihn jezt antlagte. Dem wollte er es beibringen! Er sprang wie ein Rafender von seiner Bant auf, daß sein Bauch zitterte.

" Josefa Wyrobet!"

Wie alt?"

Einundzwanzig!"

" Ich will Sie nicht verstehen," erwiderte er und fügte mit mattem, gefünfteltem Lächeln hinzu:

,, Uebrigens werden Sie in einigen Stunden unter den

Nun folgte eine Pause. Der Vorfigende blickte in die Ihrigen sein." Zeugenliste, runzelte die Stirn und fragte schließlich: Sie.

Doch Juzia unterbrach ihn brüllend:

Man brachte ihn also zur Grenze und lieferte ihn wie eine Ware ab!

Worts. folgt.)