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fir. 106-1917

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Alter und Herkunft des deutschen  

Märchens.

Von K. Spieß.*)

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Donnerstag, 19. April

Der Kampf ums Brot.

waren, als die großen indischen Sammlungen und bis über das nach Möglichkeit der hohen Obrigkeit ein Schnippchen zu schlagen. 2. Jahrhundert v. Chr. zurückreichten. Ferner tamen Märchen aus Freilich brauchten sie dazu nicht so weite Steifen zu machen wie der neuen Welt zu uns, die eine überraschende Nebereinstimmung heute, denn schon der Weg nach Tempelhof   galt damals als eine mit den indischen Märchen zeigten. Dann lernte man auch die fleine Reise, zu der man sich ansehnlich verproviantieren mußte. Der Märchen der afrikanischen und australischen Völker fennen Grund, daß die Berliner   ihren Hauptbedarfsartikel zur Nahrung, und fand bei ihnen dieselbe starte Aehnlichkeit mit unseren das Mehl, nicht in der Stadt kauften, sondern außerhalb der Märchen. Wenn es schon für Grimms Behauptung vom Zu Stadtmauern zu erwerben suchten, war nicht etwa eine Mehl­Die Brüder Grimm  , die uns die klassische deutsche Märchen- fammenhang zwischen Mythus   und Märchen, etwa des Zwei- knappheit, sondern die damals bestehende Wahlsteuer. Auch zu fammlung gefchenkt haben, sind auch die Begründer der Märchen- brüdermärchens mit der Sigurdiage, eine unüberwindliche jener Zeit waren die Hausfrauen auf Sparsamkeit bedacht und forschung getvorden. E3 spricht für den genialen Tiefblic Schwierigkeit bedeutete, daß das Märchen als Ganzes- nicht nur fuchten das Mehl möglichst billig zu erwerben. Am billigsten kam vor allem Wilhelm Grimms  , biele Beobachtungen, seine Motive für sich, sondern auch ihre Verflechtung miteinander das Mehl, wenn es sich die Bürgerinnen unmittelbar vom Müller die er in feinen Anmerkungen niedergelegt hat, von der der Verwandtschaft, die man jest zwischen griechischen und indischen, holten, denn diefer brauchte dann den Fuhrlohn nicht aufzu späteren Forschung, der ein unendlich viel reichhaltigeres zwischen australischen, afrikanischen und westeuropäischen Märchen schlagen. Die besuchtesten Mühlen lagen in Tempelhof   und Vergleidungsmaterial สน Gebote stand, bestätigt worden entdeckte, eine Wanderung der Märchen von Indien   nach Amerita Heinersdorf. Da schon in damaliger Zeit der Berliner   das Nützliche find. In der Hauptfache allerdings hat seine Ansicht über die und um die ganze Welt annehmen müssen, um Benfeys indische mit dem Angenehmen zu verbinden verstand, so wurde der Mehl­Entstehung und Herkunft der Märchen wohl jahrzehntelang die Märchen- Theorie zu retten. Waren aber beide Theorien mit der umfassen- einkauf gewöhnlich mit einer Landpartie verbunden. Am beliebtesten forichung beherricht, ist dann aber auf entschiedenen Widerspruch ge- deren Kenntnis des Weltmärchenschazes nicht mehr vereinbar, so war der Ausflug zur Tempelhofer   Mühle. Sonntags, wenn die stoßen. Die Brüder Grimm   liebten die Märchen, die sie so forg- mußte man eine neue Lösung suchen. Sie war ebenso einfach toie lachende Sonne ins Freie lockte, wanderte der Familienvater mit fältig fammelten, nicht nur um ihrer selbst willen; sie waren ihnen grundstürzend: weder die Inder noch das arische Urvolt haben das Kind und Kegel zum Tempelhofer   Berge und holte sich dann beim darum so wichtig, weil sie in ihnen Ueberrefte eines in die älteste Märchen geschaffen; es hat überhaupt keine Heimat; es ist überall Müller feine Viertel- oder halbe Meze. Vater und Mutter trugen Zeit hinauf reichenden Glaubens" sahen, der sich in bildlicher Auf- entstanden. dann abwechselnd mit den ertoachienen Sprößlingen die Mehl­fajjung überfinnlicher Dinge ausspricht". Sie brachten sie mit der alt­jädchen. So ging's rüftig fürbaz bis zum Steuerhäuschen, dem germanischen Götter- und Heldensage in Verbindung und glaubten, ,, fritischen Punkt". Hier mußte das Mehl, soweit es über eine daß sich in ihnen Neste dieser großartigen mythologischen Dichtung Residenz- Theater: Die Möwe". Von Tschechow  . Biertel- Meze war, versteuert werden. Freilich gab's auch zu jener erhalten hätten. Am Anfang stand ihnen der Mythus  , der in Bilder Eugen Robert  , aus feiner früheren Dirigententätigkeit im Beit ichon Drüdeberger", die besonders billig einlaufen wollten. von starker Wucht und heldenhafter Größe gefaßte Boltsglaube Theater in der Königgräger Straße her befannt, bemüht sich, das von Bumal die Frauen zeigten fich in der Wahl ihrer Mittel, unferer Altvorderen. Der Mythus   zerfiel; was von ihm nicht ihm nun übernommene Residenz- Theater, die alte Stätte der Barifer die Stadt um die Steuer zu bringen, höchst erfinderisch. So ließen unterging, flüchtete sich ins Märchen und führte dort in fchlichterem Schwänle, höheren fünstlerischen Zielen zuzuführen. Bei der sie sich das Mehl in fleine Säckchen schütten und banden diese um Gewand, der Wucht und Größe entkleidet, ein stillverborgenes Dalein. herrschenden Dürftigkeit dramatischer Produktion ist es verständlich, die Schenkel. Die weiten Röcke leisteten dieser Steuermogelei in Einzelne Märchen bringt Wilhelm Grimm   unmittelbar mit der daß er nach einem älteren Werke griff. Weniger läßt sich verstehen, hervorragender Weise Vorschub. Erregte mal so eine unterirdisch" Heldensage in Verbindung. Dabei beschränkt er sich nicht auf den warum die Wahl gerade auf Tichechows Möwe" fiel. Das Wert befrachtete Matrone durch ihren Umfang und vorsichtigen Gang gar germanischen Sagenfreis, sondern sieht in den Märchenstoffen altes des berühmten russischen Erzählers trägt bei intimen Neizen zu dringenden Verdacht beim Steuerbeamten, jo war ihre Bekleidung arifches Erbgut. Darum war ihm jeder Antlang eines Märchen mancher Szenen doch in besonders ausgeprägtem Maße die Rüge, einer hochnotpeinlichen Untersuchung ausgefeßt. Kam dann das motios an eine Sage willkommene Stüße seiner Anschauung. Das die uns in der Stilart ruffischer Dramatit oft so fremd berühren, Schmuggelgut zum Borichein, so fonnte die Hamsterin die Spottluſt Motiv von der wunderbaren Geburt des Helden, von dem eine einer intensiveren Bühnenwirksamkeit entgegenstehen. Ganz lose der Berliner   gründlich kennen lernen. Außer dem Spott hatte sie Spielart im Märchen von den Goldfindern benugt ist, erinnert an Stimmungsszenen reiht es aneinander. Planvolles Inbeziehung- dann noch den Schaden der erheblichen Bestrafung und der Beschlag­Züge aus dem griechisch- römischen Sagenkreis: Danae wird durch sehen, wodurch das einzelne zum Gliede, wenn nicht schon einer nahme des entdeckten Schages. Jupiter, der in Gestalt eines goldenen Regens ihr in den Handlung, so doch eines in fich gefchloffenen Ganzen wird, Echoß fällt, befruchtet und Juno empfängt den Mars durch ist kaum in Anjak. Man spürt nichts bon der Arbeit Riechen an einer Blume. Der Zug vom Drachen- oder Riefentöter, eigentlich dramatischer Verdichtung. Schwebend und verfchwebend, der die Königstochter errettet, wie er im Zweibrüdermärchen vor- wie fie fich der Phantasie des Dichters beim ersten Sinnen geboten tommt, flingt schon in der Andromedafage durch... Sodann ent- haben mögen, ziehen die Bilder an dem Blick vorüber. hält das Märchen auch die Sage von den Blutsbrüdern. Beide Zichechow will wohl die grausam blinde Schicksalsmacht einer Stinder find zugleich und wunderbar geboren. Das Wahrzeichen bei an ihrer unerfüllten Sehnsucht verblutenden Liebe vor unserem ihrer Trennung, das in den Baum gestoßene Messer, entspricht den Geist heraufbeschwören. Aber wir hören mehr über seine Menschen Goldbechern des Amicus und Amelius. Der eine nimmt des andern reben, als daß wir ihre Wandlungen selbst miterlebten. Eine bunte Stelle ein zu Haus und bei seiner Frau, doch trennt er ihr Lager Gesellschaft innerlich brüchiger Eristenzen bewegt sich auf dem Gute durch das Schwert. Die Krankheit, die den einen befällt und ihn forins, der alten franken Erzellenz. Die träge Monotonie aus der Gesellschaft der Menschen treibt, ist hier der Zauber der des Landlebens macht Die Melancholie noch schwerer, Here, der zu Stein macht und welchen der andere wieder aufhebt." bon der nur Gjorins eitle Schwester, Die schon halb Diefe arische Theorie hat lange Zeit die Märchenforschung be- abgeblühte Schauspielerin, nicht angefochten wird. Ihr Lieb­herricht und die wunderlichsten Auswüchse getrieben. Sie wurde haber, ein vielbewunderter, doch grundblasierter Novellist, rund ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen des ersten Bandes gewinnt die Neigung eines schwärmerischen Mädchens, an der der Grimmschen   Sammlung von der indischen Theorie abgelöst. Konstantin, der poetisch- erzentrische Sohn der Schauspielerin, mit Im Jahre 1859 trat der Göttinger   Sanskritforscher Theodor Benfet glühender Berehrung hängt. Unfähig jeden tieferen Gefühls, nimmt mit einer Behauptung auf, die einen vollkommenen Umschwung der der berühmte Mann die Gunst der Kleinen mit, die in der Stadt Anschauungen verursachte. Er sprach dem deutschen   Volksmärchen schauspielerische Lorbeeren sucht. Und wie der Jüngling sich um den Charakter eines selbständigen Erzeugnisses ab und erklärte es als Rina, verzehrt um ihn sich Muscha, die Verwalterstochter, in un­Entlehnungsschatz aus dem Märchenschatz der Inder. Aus Indien   feien geftiälter Leidenschaft. Bergebens, daß der Wille der Leidenden das die Märchen zur Zeit der Kreuzzüge und in den folgenden Jahrhunderten Joch von sich zu schütteln ringt. Man sieht Mascha in dem zwei nach dem Abendland gewandert und hätten infolge ihrer Bortreff Jahre später spielenden Schlußafte wieder, wie sie als Gattin eines lichkeit die wenigen einheimischen Geschichten, die etwa vor ihnen gütigen, fanften Lehrers sich und den Mann mit jener alten Liebe vorbanden gewesen feien, verdrängt. Benfeys Anschauung von quält. Und Konstantin, der auf der Bahn zum Dichterruime fort­Indien als der Urheimat der Märchen fand raich Antlang. Das geschritten, schießt sich nach einer legten Begegnung mit Nina, der Neue in Benfeys Behauptungen gegenüber der Meinung Grimms armen Betrogenen, die ihn auch jezt noch verschmäht, eine Kugel war zunächst eine beträchtliche Herabsetzung des Alters der durch den Kopf. Märchen. Während Grimm   ſie in der grauen Vorzeit ent Die beiden jungen Mädchen waren ansprechend natürlich durch standen glaubte und sie darum als einzigartige und um Buffy holl und Helene Burger vertreten. Namentlich die ihrer Einzigartigkeit willen überaus wertvolle, unerießlich foftbare Mascha diefer brachte die innere Zerriffenheit der Dual zu start Erbstücke des Geisteslebens unserer Ahnen ansah, rückte Benfen ihren lebendigem Ausdrud. Rofa Valetti, vortrefflich in der Wieder­Ursprung in die geichichtliche Zeit herab. Er nahm ihnen damit gabe der gedantentosen Oberflächlichkeit, blieb freilich den Charme, gerade das, was ihnen in den Augen der älteren Forscher ihren den man von der Figur der hochgestiegenen Bühnenfünstlerin er­hohen Wert verlieh, und indem er sie ihrer geheimnisvollen mythischen wartet, schuldig. Ueberzeugend traf Julius Szalit den Ton Hülle entfleidete, verfegte er sie in die nüchterne Wirklichkeit des All- herber Verschlossenheit in der Charakteristit des Jünglings. Sehr tagslebens.... glücklich waren die fleineren Rollen des dekadenten Novellisten und So liebgeworden die Verstellungen auch waren, die Benfeh zer- bes refignierten Arztes durch Kaiser Tig und Karl Forest  , fiörte, die Märchenforschung mußte fich entschließen, fie aufzugeben, die der franken Exzellenz und des langmütigen Lehrers durch sobald die indische Theorie der Nachprüfung standhielt. Die großen Julius allenstein   und Jofeph Schildtraut befest. Das Fortschritte, die die Völkerfunde vor allem unter der Führung von ganze Spiel zeugte sorgsam liebevolle Bersentung in des Dichters Adolf Bastian   machte, erweiterte auch den Gesichtskreis der Märchen- Absichten. foricher. So stieß man bei den Griechen auf Märchen, die weit älter

dt.

Berliner   Hamsterfahrten vor hundert Jahren. ") Wir entnehmen diese Ausführungen dem Buch von R. Spieß: Das deutsche Volksmärchen( Aus Natur und Geisteswelt. Verlag Daß die Berliner   aufs Land fuhren, um sich mit dem, was sie von B. G. Teubner, Leipzig   und Berlin   1917. Geh. 1,20 M., gebd. 1,50 M.), das eine Zusammenfassung alles dessen gibt, was die twissenschaftliche Beschäftigung mit dem Märchen bisher zutage ge­fördert hat, und so in das Verständnis dieser uns von Jugend auf vertrauten Schöpfungen der Wolfeseele einzuführen fucht.

70]

Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Zapolska  .

Sellis Rüdlehr nach Stralau. Stranfheit.

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XVI.

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Jantas

Wie ein Traum. Stazio. Was uns das Schicksal verheißt. Ihre Gefängniszeit. Als Klizki wieder in seinem Alelier war und ringsumher schaute, schien es ihm, als hätte er geträumt, als wäre alles, was er durchgemacht, im Nebel geschehen.

Eagejem, die Gendarmen, die Gerichtsverhandlung, die Gefängniszelle und das Lazarett waren in eine seltsame Ferne gerüdt. Nur das Gefühl tiefen Schmerzes und heißer Sehnsucht nach dem Lande, aus dem man ihn vertrieben hatte, war zurückgeblieben.

Während seine Blicke fast gleichgültig an den Bildern vorüberglitten, die das Atelier schmückten, blieb sein Auge auf Jantas Photographie haften.

für des Leibes Nahrung brauchten, an der Quelle zu versorgen, ist nicht ein Vorgang, der etta erst durch den Weltkrieg in die Er­fcheinung getreten ist. Der gewißte Spree  - Athener  , und noch viel mehr die Spree- Athenerin, ging vielmehr schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auf die Dörfer", um dort zu hamstern und sondern für die Idee, für die Gesamtheit, von der wir beide nur ein winziger Teil sind."

Stazio heftete seine großen Augen auf Kliktis Antlik. Ja! Ja!" begann er, ich sehe, Sie sind ein anderer geworden, Sie gehören zu uns."

Beide verstummten in dem Gefühl, daß sie Gleiches empfanden.

Woher wissen Sie von meiner Befreiung?" fragte likti

schließlich.

Wir erfahren, was wir wissen wollen!" erwiderte Razio. ,, Und..." fuhr Klizki zögernd fort. Sprechen Sie nur! Sie wollen nach meiner Schwester fragen?"

Ja!"

Razios Geficht wurde traurig.

Sie liegt noch frank im Warschauer Bazarett..." Klitzki verhüllte sein Antlig.

" Ich war in ihrer Nähe 1" flüsterte er schließlich. " Wo?"

Mit tiefem Schmerz betrachtete er fie. Als er die Er­" Dort im Gouvernementsgefängnis! Sie wurde an meiner eignisse noch einmal überschaute, mußte er sich sagen, daß er Belle vorbeigeführt. Ich habe es gefühlt! Sie war es! Ihr nicht anders handeln durfte, daß er richtig gehandelt habe, leises Stöhnen habe ich gehört." indem er ohne zu zögern den geraden Weg gegangen war.

crat", der eben von einem längeren Aufenthalt in Rußland zurück­Arvid Hansen, ein Mitarbeiter des norwegischheit Sozialdemo lehrte die Rückreise dauerte fünf Tage!-, gibt in unserem dänischen Parteiorgan folgendes Stimmungsbild aus Petersburg  : Als wir durch eine der Petersburger Straßen spazieren gingen, begegnete uns ein Anblick, der zu den alltäglichen gehört, aber in all feiner Erbarmungslosigkeit jedes poetischen Anstriches entbehrt. iz sehen eine lange, lange Reihe ausgezehrter Proletarier frauen vor einem Brotladen. Die meisten mit einem elenden Schal um die Schultern. Sie stampfen mit den Füßen, um sich warm zu balten; kaum aus Ungeduld, denn die Gewohnheit macht stumpf. Vor einem Brotladen in einem mehr zentralen Stadtteil steht eine Anzahl Frauen und schüttelt den Kopf über ein Plakat, das furz und bündig mitteilt, daß es Brot erst morgen mittag 12 Uhr wieder zu kaufen geben werde. Inzwischen kann man also Hunger­pfoten faugen, sofern man nicht Brot auf Lager hat. Und das haben in jedem Fall nicht die Frauen, die hier stehen.

Es ist gerade. das wichtigste Lebensmittel Brot, das für alle Menschen unentbehrlichste, an dem der größte Mangel in Peters­ burg   herrscht. Es sieht so aus, als ob von anderen Lebensmitteln ein reichlicherer Vorrat vorhanden ist, aber die Preise sind teilweise phantastische und durchschnittlich über doppelt so hoch wie bei uns.

Notizen.

- Der Nestor der Psychologie Wilhelm Wundt  , feit langem der anerkannte Führer auf dem Gesamtgebiete der Psycho­Logie, tritt infolge seines hohen Alters von seinem lange geübten Lehramt in Leipzig   zurüd. Als sein Nachfolger ist Prof. Felir Krüger von Halle berufen worden, der durch einige Arbeiten zur experimentellen Psychologie bekannt geworden ist.

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Die sozialistische Preise in Rußland   hat in­folge der Revolution einen plöblichen Aufschwung genommen. Das verbreitetste Arbeiterblatt, Prawda"( Die Wahrheit), hat eine Auflage bon 150 000. Auch in Finnland   hat die Arbeiterpresse an Verbreitung gewonnen;" jamies"( Der Arbeiter) zählt bereits an 60 000 Abonnenten. - Leben im Gife. Der Geologe Defor fand in den fünf­ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf dem Gornehorngletscher am Monte Rofa, später auch auf dem Unter- und Oberaar- und Grindelwaldgletscher fleine Insekten unter Verhältnissen, die be wiesen, daß die Tierchen wirklich auf und in dem Gletschereise wohnen. Sie finden sich zu Hunderten unter größeren Steineit, die auf dem Eise liegen; hebt man einen solchen Stein auf, so schlüpfen sie behende in das scheinbar dichteste Eis hinein, in dem sie, wie Desor durch Entzweischlagen der Eisblöcke fand, ähnlich wie Blut­fügelchen in Gefäßen umherlaufen. Die Tierchen, die etwa die Größe eines Flobs haben, gehören zur Familie der Gabelipringer ( Boduriden) und haben nach ihrem Entdecker den Namen Desoria glacialis( Glettscherflob) erhalten.

hofft sie zu retten, und ich mußte ihm heilig versprechen, ab­zuwarten."

,, Der Vater hat Hoffnung?" fragte Stlikti, und ein wärmerer Strahl erhellte sein Herz.

Ja! Aber Janka soll einer durch den Schreck hervor­gerufenen Nervenkrankheit verfallen sein. Alles erfüllt sie mit trankhafter Angst. Sie fürchtet sich vor den Menschen,

bor der Drisveränderung, vor sich selbst. Die Aerzte meinen, sie müsse sehr gründlich behandelt werden, um wieder gesund zu werden."

Klizki begann, von innerer Unruhe getrieben, int Atelier auf und ab zu gehen. Er litt unendlich in dem Bewußtsein, daß er Janka nicht helfen konnte.

Werden sie sie freilassen?" fragte er plöhlich, indem er bor   Razjo trat.

" Der Vater glaubt es. Sie wissen, daß sie meiner nicht mehr habhaft werden; die Erkundigungen, die sie über Janfa eingezogen haben, berechtigen nicht einmal zu einer Vernehmung. Janka tann ihnen nur eine unnüke Last sein, deren fie sich gerne entledigen würden. Der Vater wird das eußerste wagen. Da das Geld keine Rolle spielt, brauchen wir die Hoffnung nicht aufzugeben."

Beide versanten in Gedanken. Dunkle Schatten breiteten

Der Vater schrieb," begann Razio   wieder, daß, wenn es ihm gelingt, Janta zu befreien, er nach Krakau   ziehen würde. Bir blieben dann alle zusammen."

Sa... Zagejew ließ sie verhaften und nach dem sich aus, tiefe Stille herrschte im Zimmer. Dort erkrankte sie... Ein scharfes Klingeln weckte ihn aus seinen Betrach- Gouvernementsgefängnis bringen. Sie ist in der Kranten tungen. Man schickte sie nach Warschau  ... Stligki öffnete die Tür. abteilung der Zitadelle... Der Vater wacht über sie und macht die denkbar größten Anstrengungen, um ihre Befreiung zu erlangen.

Bor ihm stand Kazio.

Der Jüngling war in den wenigen Monaten fast zum Mann geworden.

Er streckte Slikti tie einem nahen Verwandten beide Hände entgegen.

Sie sind heute zurückgekommen, nicht wahr?" flüsterte Stazio. Ich war jeden Tag hier."

Razjos Stimme versagte, feine Wangen wurden immer Plöglich brach er aus:

blasser.

"

Was soll ich tun? Ich bin geflohen... bin frei! Statt meiner wurde sie verhaftet! Jch, nicht sie, müßte in ihren Händen sein!"

Ste blidten einander in die Augen und suchten sich gegen. feitig zu ermutigen.

"

Wir müssen entgegennehmen, was uns das Schicksal be­stimmt!" sprach Stazio mit fester Stimme. Aber Klikti ver­mochte sein Gefühlsleben nicht zu unterdrücken. Seine Augen und Gedanken wandten sich zu Jantas Bild, das von dem Schatten tiefer, unheilbarer Verzweiflung umgeben zu sein schien. Wie ergeht es dir, mein Liebling!" dachte Klikki, und vor sein Auge trat mit immer größerer Deutlichkeit das liebs Ich wollte zurückkehren, mich ihnen ausliefern, um sie liche Mädchenbild, das dahinfant wie eine Blume, auf die Sprechen Sie nicht so, nicht durch Sie und für Sie, zu befreien... aber das würde nichts helfen. Der Bater ein frühzeitiger Herbstreif gefallen war.( Forts. folgt.)

" Ich danke Ihnen."

" Ich muß Ihnen danken!" verfekte Stazio, alles ist

durch mich und für mich..."

Aber Stligki unterbrach ihn und sprach fieberhaft:

Stligki beugte sich über ihn:

,, Das Schicksal hat es so gefügt!"