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Sr. 108-1917

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Balkantiere.

Ein Better von mir hat sein halbes Leben damit verbracht, die Geschichte einer Balkanziege zu schreiben, die dann auch glücklich nach ihm benannt wurde, ob bloß mit dem Vornamen, fann tch aus der Erinnerung nicht angeben. Aber ich verstehe vollkommen, daß sich einer eingehend mit diesen braven Trägern des Hornes und Bocksgestantes beschäftigt, wenn mir auch dazu ab und an eine halbe Stunde genügt und nicht ein halbes Leben. Bumal man ja im Kriege nie genau fagen kann, wo die Mitte fizzt, die kann sich leider verteufelt raich vom heutigen Tage nach rückwärts verflüchtigen. Gestern jedoch habe ich die halbe Stunde Zeit gehabt, und ich mußte sie haben, denn ich begegnete am schmalen Felsgrat einer Ziegenherde, die heimwärts zog und mußte sie vorbeilassen, sonst hätte ich alle Ziegen in den Sturzbach tief unten stoßen müssen oder Balkan. fie mich, was bei ihrer angeborenen Stoßkraft und Gewandtheit im Klettern erheblich aussichtsreicher gewesen wäre. So gab ich als der Klügere nach, drehte um und fand eine Heine Seitenschlucht, von der aus ich die Parade abnehmen konnte. Den Anfang machte ein kläffender Köter, und dann kamen die Siden in allen Farben, vom schneeigen Weiß über das Rostrot zum Dunkelbraun und Tiefichwarz, mit geraden Hörnern, mit schraub förmig gedrehten Spießen, ehrwürdige alte mit langem Bart, und junge muntere Springinsfelde, wie kleine Mädchen, wenn sie Ball spielen. Hinter Müttern, die es eben geworden, trippelten die Neu­geborenen einher, aber keine trat fehl, keine störte ein fortrollender Stein in ihrer Gemütsruhe und satten Zufriedenheit nach getaner

Arbeit.

Es ist hier im Balkan aussichtsreicher, in das Leben der Tiere einzudringen, als in das der Menschen. Sie sprechen allzuviel Sprachen. Es sollen neun verschiedene Haupt- und dazu einige Dugend Nebensprachen sein. Die Tiere sprechen aber die gleiche eindringliche, ungefünftelte Sprache ihrer selbstverständlichen Wahr­heiten, und wer einmal den Schlüssel dazu hat, versteht sie in jedem Lande. Besonders weil sie sich hier durch häufige Schallwellen und nicht immer angenehm bemerklich machen. Von den großen Weiden, auf denen das Vieh zu Hunderten steht, ertönt filometerweit der heisere Liebesgefang des Esels, dem zuweilen ein Maultier dilettantisch antwortet. Diese zu ewiger Kinderlosigkeit verurteilten Bastarde plärren wohl, aber die herzbewegende Innigkeit eines Eselsschreies, der doch ihrem Werden vorausgegangen, vermögen sie nicht zu treffen. Der Ruf des Eiels nach der Liebsten, die bald ein Lang ohr, bald auch eine Pferdestute sein darf, ist nicht zu beschreiben. Er ist erschrecklich; wer ihn zum ersten Male hört, meint, es würde ein Komitatichi ermordet im Augenblick, wo ihn von allzuvielem Slibowitz, dem Nationalpflaumenschnaps der Serben, das graue Elend packt. Gegen das Gefchrei hilft nur eine mit Steinen ge­füllte Konfervenbüchse dem Grautier an den Schwanz gebunden, damit er ihn, der gewissermaßen als Hebel seines Stimmwerfes dient, nicht hochbekommt. Dann erstaunt er und schweigt. Des Efels altbekannte Intelligenz habe ich hier zu bewundern bisher nicht Gelegenheit gehabt. Noch stellt er sich den Autos auf den Straßen töricht in den Weg, und neulich ließ sich einer gar umreiten. Der jungen Ciel Spielgefährten auf der Weide sind die Büffel­fälber. Sehen schon die alten unwahrscheinlich genug aus, die jungen haben etwas ganz Mißglücktes an sich, wie ein fehl­geschlagener Versuch der Natur, ein Rind zu schaffen. Sie vergaß es nur fortzunehmen, nachdem sie dann das richtige fertiggebracht. Des schwarzen Büffels Kalb   ist braunrot, langhaarig wie ein sibirisches Mammut, und der plattgequetschte Stopf ist noch nicht durch die Biegung der Riesenhörner gemildert. So tollpatschen sie zwischen ihren Altersgenossen anderer Rassen umher und machen entschieden einen geschundenen Eindruck, der sich nicht vermindert, wenn der Ernst des Lebens an sie herantritt. Dann belastet das Joch ihren Nacken, und der lange Stock des Treibers bohrt sich in ihre Weichen. So ziehen sie tagaus, tagein den schwerbeladenen Karren des Mazedoniers über die staubigen Höhen. Langsam geht es vorwärts, lang sind die Märsche nicht, wohl mehr, weil die Leute nicht mehr mögen, als daß die Tiere veriagen.

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Sonnabend, 21. April

besondere Kennerschaft dazu, sie anzusprechen. Von Wild sieht man oder als die Nachfolger alter heidnischer Donarbilder. Eine der faft nie etwas, selten, daß aus dem Gesträuch am Flusse eine Ente jüngeren Theorien lautete dahin, daß die Rolande ursprüng­aufsteigt, ein Hase vor den Pferdehusen hochspringt, traben wir lich nur hölzerne drehbare Spielfiguren gewesen seien, denen querfeldein. Da begegnete uns auch neulich der Meister Reineke, doch erst seit der Zeit des Bremer   Bürgermeisters Hemeling  fehlten uns zur Fuchsjagd die Hunde, sonst hätte es eine fröhliche um das Jahr 1400 die symbolische Bedeutung der Stadtfreiheit Sag geben können. Wer Jagdfreund ist, muß sich hier mit langsameren beigelegt wurde. Tieren begnügen. Ich meine nicht die übliche Niederjagd auf Flob Einen ganz neuen und nach der Meinung Löfflers besonders und Laus und Wanze, an denen es auch nicht mangelt, wenngleich beachtenswerten Lösungsverfuch des Rolandsrätsels unternahm jezt der vielgeschmähte Balkan   da gegen Polen   ein Schmuckfästlein ist. der Leipziger   Privatdozent Eugen Rosenstock   in einer Arbeit über Ich denke da an allerlei Kriechtiere, Schnecken, die für Kenner Lecker- Nathaus und Roland im deutschen   Stadtrecht zwischen 1186 und bissen find. Es gibt zahllose, und die Eingeborenen bringen sie auf 1280". Nach der Ansicht dieses Rechtshistorikers sind bei den Noland­den Markt, aber nicht eingefapfelt wie in Frankreich  , und da ver- wahrzeichen drei Entwicklungswege zu verfolgen. Vor allem ist der sagt bisher mein Wissen. Ebenso wenig haben wir es heraus, was Roland der Beschirmer des Rathauses, das die von den Bürgern er­wir mit den Schildkröten anfangen fönnen. Die Mockturtel- rungene Freiheit verkörpert. Im Jahre 1186 wurde von Kaiser suppe ist deshalb für uns noch Zukunftsmusit auf dem Friedrich I.   unter Uebergehung ihres Stadtherrn, des Erz auf allen Wegen, auf den Berghalden Vorläufig sammeln wir Schildkröten. Sie ſizen bischofs, der erzbischöflichen Stadt Bremen   ein Privileg erteilt, nah oder fern von das die Freiheit der einzelnen Bürger garantierte. In der betreffenden Wasserläufen, so daß man irre wird, ob sie nun eigentlich Amphi- Urkunde wurde erklärt, daß hiermit nur die bereits von Karl dem Großen bien sind oder nicht. Sie fönnen in ihre Schale verschwinden, gewährten Vorrechte bestätigt würden. Die Nolandsäule in Bremen  daß sie wie ein großer Stein am Wege liegen, aber ausreißen ist also ein Standbild des bekannten Paladins Karls des Großen, fönnen sie nicht. Dafür werden sie schnell zutraulich. In unserem das in steifer Haltung gezückte Schwert wäre demnach das Schwert Kasino wimmelt ein halbes Dugend herum, ein Grashaufen in der Durendart". Dies deckt sich mit dem Sagenfreis des 12. und Ecke dient ihnen als Lager und zugleich als Nährstoff, obwohl ganz 13. Jahrhunderts, nach welchem die Tätigkeit Karls des Großen Weise behaupten, es wäre Tierquälerei, Fleischfresser gewaltsam zu durch Roland verkörpert wurde. Die Vorstufe dieses Rolandbildes Vegetariern zu machen. Sie zögen einem Krautsalat bei weitem erblickt der Forscher in den Privilegieninschriften, die im 11. und Kerbtiere vor und würden von den Eingeborenen zu deren Ver- 12. Jahrhundert an den Außenmauern von Häusern und den Bronze­nichtung in den Häusern gehaltern. Immerhin habe ich neulich eine türen von Kirchen üblich waren. Sie wurden später durch die Schildkröte draußen dabei ertappt, wie sie an einem Blatt nagte, wirksamere menschliche Figur ersetzt, die uns auch heute noch als während unsere im Kasino feine Nahrung zu sich zu nehmen scheinen, Roland bekannt ist und die Freiheit verkörpert. Falls diese Lösung wenigstens weichen sie voll Efel jedem Blatt aus, das ihnen in den stimmt, wäre der Bremer Roland nicht wie bisher auf das 14. oder weg gelegt wird. 15. Jahrhundert, sondern bis in die Zeit um 1200 zurückzuführen. Flüffen, in den Seen ist reges Leben. Die Wildbäche des Balkan   sind fischlos. Nur in den großen Die Freiheitsrolande nach dem Muster Bremens   sind im übrigen Solch einer liegt eirund besonders in dem Gebiet um Magdeburg   verbreitet. Der andere mitten in den Bergen. Die Schneegipfel spiegeln sich darin, und Entwicklungsweg führt vom symbolischen Roland zum frei dar­an seinem Ufer steht eine ansehnliche Stadt. Aber auch im Schilf stellenden Denkmal, denn Magdeburg   selbst feierte die erworbene der Gestade hausen Menschen. Da sind Pfahlbauten, wie sie die Freiheit bereits durch ein Reiterstandbild Kaiser Ottos II. Der Steinzeit gefannt, und davor liegen primitive Kähne, die seit Homer   dritte Entwicklungsweg führt schließ ich zur Spielfigur, unter denen ihre Form nicht geändert haben dürften. Ein paar schmale das Magdeburger   Nolandspiel um 1280 besonders bekannt ist. Bei Bretter um einen schmalen Boden herumgenagelt und spitz diesen Figuren sei der Name Roland so zu erklären, daß er von auslaufend. Hinten steht der Nuderer in diesem Nachen, rotulare, rullare, rollen, umlaufen womit ja das Wesen des seine zwei langen Riemen freuzt er, und fte ruhen in Spieles charakterisiert war abgeleitet wurde. Auslegern. Jezt knirscht das Boot leise auf den Uferkies, und der Junge vorn springt heraus. Nadtfüßig steht er im Wasser und füllt einen Korb, den er uns reicht, mit frischen Fischen. Es sind weiße Das Zuchthaus zu Dartmoor. und bunte, grüne wie Forellen, andere haben eine riesige Rücken­flosse, wie unsere Knurrhähne.

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Die englische   Regierung hat beschlossen, einen Teil der Dienst­verweigerer in das Zuchthaus von Dartmoor zu schicken. Damit Eine Mark kostet das Dfa der zarten Süßwasserbewohner, doch wird die Geschichte des alten Kriegsgefängnisses um ein neues was uns vor allem lockt, sind andere Bewohner des Sees. Mit politisches Kapitel bereichert Der Franki. 8tg." wird darüber be­langen Spinnenbeinen und wehrhaften Waffen friechen und krabbeln richtet: Die abgestorbene Welt diefes Ortes in der Emöde von und schnellen sie im Nachen herum, schöne starte Krebse. Vier Cay Lands End ist reich an Tragödien. In den napoleonischen Pfennig nur kostet das Stück, und hat man ein Dußend gegessen, Kriegen starben dort, wie die" Times" schreibt, 10 000 Mann von dann kommt erst der wahre Hunger. Um seiner Krebse willen ver- den friegsgefangenen Franzosen, die von der englischen zeihen wir dem Balkan   manches. Regierung dorthin gesandt waren, an Unterernährung und

Die Störche sind hier von besonders segensreichem wirken, unter den Unbilden des falten Klimas. Sie wurden im Winter denn ein an Kindern so gefegnetes and wie den Balkan   findet ohne Heizung gelassen und verkamen körperlich und seelisch in der man höchstens in Polen   wieder. Kinder und Tiere gehören hier Monotie völliger Beschäftigungslosigkeit. Später teilten die Fran och enger zuſammen als anderwärts, denn die kleinen Menschen zoien ihr Schicksal mit Tausenden von friegsgefangenenen Ameri­und das Jungvieh leben in unentwirrbarem Durcheinander. Da fanern und amerikanischen Negern. find Enten und Hühner, Lämmer und Zicklein, winzige kleine Ferkel Union   famen in Dartmoor als völlig bettelarme Menschen an und Die Bürgersoldaten der mit Wollhaar, Hunde und Stagen. Das kriecht aus den Lehmhütten verkauften ihre Ausrüstungsstücke für Nahrung an die besser gestellten heraus, verschwindet in den fraalartig gebauten Schußheden gegen Franzosen. Sie erhielten zuerst 8% Pence tägliche Löhnung, das Naubzeug, wälzt sich quiekend und schreiend und grunzend im als dieser Sold Sand und Schlamm und ist restlos glücklich. einen Benny erhöht wurde, feierten sie reich und glücklich ihr Unabhängfeitsfest. Unsere Regierung" schreibt die" Times", war nie edelmütig ihnen gegenüber, und sie fchulden uns feinen Dant." Seit 1850 entwidelte fich Dartmoor zu einer Strafanstalt modernen Arbeitssystems für besonders schwere Verbrecher, die dort in den Mooren und den Metall- und Granit werken der Umgebung arbeiteten.

Wir deutschen Soldaten haben mit dem einheimischen Tier sonst teine Berührung, unsere Pferde stammen noch fast alle aus der Heimat und aus Rußland  . Nur wenige Kolonnen find mit Ochsen bespannt, denn das geht für unsere moderne Kriegführung doch zu langiam, und mit den hiesigen Hunden fönnen wir nicht reden. aber über eines besteht Einigkeit: der Balkanhammel ist uns zu­wider, den fennen wir als tägliche Stoit, er wird uns ein unerfreu­liches Andenken an die hiesige Tierwelt hinterlassen. J. v. B.

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Notizen.

Schließlich werden sie alt oder frank. Dann brechen sie am - Die Kreuzerfahrt der Möwe wird demnächst im Wege zusammen, ein Beilhieb, ein Stich macht ihrem Leben ein Film gezeigt werden. Der Erste Offizier des Hilfsfreuzers, Kapitän Ende. Das Fell wird abgezogen, die Hörner dienen jetzt als Be­Eine neue Lösung des Roland- Rätsels. leutnant Wolf, hat diese Filmaufnahmen hergestellt. Mit Genchmi­bälter für Wagenschmiere, und ist der Kolonnenführer besonders ordentlich oder eine Autorität in der Nähe, dann wird der nackte Die Geschichte und ursprüngliche Bedeutung der besonders in gung des Admiralstabes wird das Kgl. Bild- und Film- Amt am Kadaver in den Straßengraben geschleift, sonst bleibt er mitten im Niederdeutschland verbreiteten Rolandsäulen und Roland statuen hat 2. Mai, nachmittags 3 Uhr, zum ersten Male im Charlottenburger Wege liegen, bis ihn die Würmer und Vögel und Hunde abgenagt. in den letzten Jahren den Anlaß zu einem immer wieder auf- Opernhause diesen Film zeigen. Wer später kommt, biegt aus und flucht über den Gestant, der jetzt genommenen gelehrten Streit gegeben. Die einen bezeichneten die Holländische Nachrichten" nennt sich eine neue allenthalben die Straßen zu begleiten beginnt. Rolandsäulen als Marktzeichen und Nachfolger der alten Marktfreuze, zweimal monatlich erscheinende Veröffentlichung des holländischen die anderen erblickten in ihnen, wie Kl. Löffler in einer Besprechung Anti- Dorlog( Krieg) Naads( A. W. Sigthofis Verlag, Leiden). Die des Rolandrätsels in Niedersachsen  " ausführt, Wahrzeichen für die Hefte bringen wichtige Verhandlungen aus den Barlamenten, hohe Gerichtsbarkeit, noch andere bezeichneten sie als Königsbilder führende Artikel aus der Presse, Manifeste, eine Bücherschau u. a.

Ginge nicht so viel Vieh zugrunde, man würde nicht begreifen, wovon die zahllosen Raubvögel sich ernähren, die überall um die Berge freisen. Es sind die unterschiedlichsten Arten, und es gehört

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72]

Der Polizeimeister.

Ein russischer Polizeiroman

von Gabryela Zapolska.

XVIII. 5293

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Janta erlangt das Bewußtsein. Langsame Gesundung. Die Abreise nach Wien  . Beunruhigende Erscheinungen. Ein Tobsuchtsanfall.

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Jankas Selbstmord.

Fast plöglich trat in Jankas Gesundheitszustand eine Besserung ein. Es war, als hätte das Schicksal mit seinen Opfern Mitleid.

Sie unterhielt sich länger mit dem Vater, mehr, starrte nicht mehr auf die Wand und begann sich für allerlei alltägliche Dinge zu interessieren. Auch schlief sie besser und ihr ganzes Nervensystem schien sich zu beruhigen.

"

Zimmer. Das Mädchen saß nicht mehr zusammengehockt,[ sohn!" sagte er, indem er Klizki zum ersten Male so sondern aufgerichtet da, als erwarte sie etwas. nannte,

Janka!" sagte der Vater, hier hast du einen Jasmin­

zweig."

Er legte die Blumen auf ihre zarten, auf dem Schoß ruhenden Hände. Das Mädchen berührte sie leicht mit den Fingern, schließlich hob sie den Zweig zum Gesicht.

" Jasmin," sagte sie leise und fügte sofort hinzu:" Wer hat das gebracht?"

Horski zögerte. Er fürchtete, ob Klipfis Name Janka nicht wieder an die Heimatstadt und zugleich an Tagejew und all die erfahrenen Schrecknisse erinnern würde.

Janka wiederholte die Frage nicht. Doch sagte sie zu Horskis Erstaunen: Horskis Erstaunen:

,, Könnte man das Fenster nicht öffnen.

Als sie in dieser stillen Harmonie und selbstverständlichen Zusammengehörigkeit beieinander saßen, schien es, als läge Als Klikki davon hörte, gewann er neuen Mut und be- alles Schwere hinter ihnen, und als müßten jetzt glückliche, obachtete mit dem Vater des Mädchens die leiseste Regung friedliche Tage für sie anbrechen. der Stranken. Er hielt sich gewöhnlich im Nebenzimmer auf, denn noch wagte er es nicht, Janka gegenüberzutreten.

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ES Die Reise ging gut vonstatten.

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Als sie in Wien   an­

Klizki sah einige Male nach Janka, um so mehr, als sie sich wiederholt unruhig aufgerichtet hatte und vor sich hin­starrte.

Vergeblich redete er ihr zu, daß sie zu schlafen versuchen sollte. Einmal sah sie ihn fest mit irrem Blick an. Sie faßte sich an den Kopf.

" Hast du Kopfschmerzen?" fragte Stlitzki. Nein! Nein!"

Sie schloß die Augen. Klizki ging ins Nebenzimmer und begann, um irgend etwas zu min, Horskis umherliegende Sachen, die er in der Eile nicht fortgeräumt hatte, zu ordnen.

Blöhlich drang aus dem Nebenzimmer ein herzzer­reißendes Stöhnen, das er schon von früher her kannte. Erschrocken eilte er hinein.

wild.

Janka stand mitten im Zimmer. Ihre Augen funkelten " Ich möchte wissen," begann sie mit gepreßter Stimme. " Was denn? Was?"

"

Aber Sie werden mir nicht antworten! Sie dürfen

Sie hielt ihn offenbar für jemand anderen.

freute ihn aber unendlich, sie wenigstens fehen zu dürfen. tamen, wurde Janta durch den Bahnhofslärm unruhig und nicht!" Seit einigen Tagen begab sie sich, von den Tönen eines sah sich ängstlich um. Plöglich sagte sie: Leierkastens angezogen, mit leisen Schritten zum Fenster. Es schien, als weckten die einfachen Melodien liebe Erinnerungen aus ihrer Kindheit.

Als Kligti eines Abends tam, brachte er einen Jasmin­zweig mit. Draußen blühte und duftete alles im jungen Frühling.

Wie weit dieses Warschau   doch ist!" Klitzki erschrat, aber er hielt es für richtiger, Janka nicht zu widersprechen.

In der Droschke, die sie nach dem Hotel brachte, hielt er ihre beiden Hände in den seinen und suchte sie durch innige Zärtlichkeit zu beruhigen.

Horski begrüßte ihn freudig an der Schwelle. In dem Hotelzimmer, das für Janka bestimmt war, Wissen Sie, Janta ist heute nicht nur ganz ruhig, zogen sie die dunklen Vorhänge vor die Fenster. Aber sondern sie hat mich zärtlich begrüßt. Auch mit dem Arzt Janka begann wieder unruhig zu werden, drückte sich an die hat sie eine Weile gesprochen, ohne ihn wie früher für Wand und ballte die Hände auf der Brust. Klizki be­Tagejem zu halten... Wir hoffen..."

Dieses Wort ertönte wie ein Glöckchen, das an einem Maimorgen über grünen Wiesen erflingt.

,, Der Arzt meinte, daß sie in eine Wasserheilanstalt ge­bracht werden müsse... Vielleicht nach Kaltenleutgeben  , bei Wien  .

Klikti lächelte erfreut.

,, Geben Sie ihr diese Blume", sagte er und übergab Horsti den Jasminzweig.

Horsti ging mit dem weißen Blütenzweig in Jankas

obachtete diese Erscheinungen mit banger Angst, doch wollte er Horsti nicht beunruhigen, der sofort nach Saltenleutgeben fahren sollte, um für Janka ein Zimmer zu bestellen. " Wir werden allesamt eine Wasserkur gebrauchen. wird uns allen gut tun!" sagte Klikki lächelnd.

,, Was möchtest du denn wissen, Janta?" fragte Atlikti, sich zur Ruhe zwingend.

Sie sah ihn erstaunt an, ging langsam zur Wand und starrte sie wie früher mit bewußtlosem Blick an. Klişki ging ihr nach.

" Janka, erkennst du mich nicht? Ich bin es doch, Wladis­law! Ich habe dich lieb, Janka!"

Ein leises Stöhnen war die Antwort. " Janka... der Vater wird aus Kaltenleutgeben   in ein paar Stunden wieder zurück sein."

die

Plöglich stieß sie, wie von einer inneren Gewalt getrieben, Worte aus:

,, Durch mich wurde Kazio nach Sibirien   geschickt!" ,, Nein, nein, Kazio ist in Krakau  . Erinnerst du dich

Das

nicht?"

Janka schien sich zu beherrschen, sie trant ein Glas Milch und begab sich zur Ruhe.

Horsfi reiste guten Mutes ab, nachdem er sich von den Seinigen verabschiedet hatte.

Du wirst inzwischen für sie sorgen, Herr Schwieger- dich

Sie schwieg.

,, Soll ich nach Kazjo telegraphieren?" Sie antwortete nicht.

,, Janka, hab' Erbarmen! Mit dir und nicht wieder dem Wahn hin!"

mit uns! Gib ( Forts. folgt.)