Nr. 148.
34. Jahr.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
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Sonnabend, den 2. Juni 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Der Beschluß des französischen Nationalrats, sich an den Konferenzen von Stockholm zu beteiligen, legt uns Deutschen mehr denn je die Verpflichtung auf, uns in die Gedankengänge der französischen Sozialisten hineinzufinden.
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Daß die Arbeit, die der französische Sozialismus ver Ausbruch des Krieges für die Erhaltung des Friedens leistete, über alles Lob erhaben war, darüber gibt es in Deutschland nur eine Stimme. Jean Jaurès hatte in Frankreich Anhänger und Gegner, in Deutschland hutte er und hat er nur Verehrer und darum mußte der Ruf Hoch Jaurès!", der sich am Schluß der Nationalratsizung erhob, den Deutschen fast schon wie ein Brudergruß flingen, obwohl wir leider wissen, daß er nicht so gemeint war. Ueber den einen großen Namen andere zu vergessen, wäre unrecht. Hunderte und Tausende haben drüben mit gleichem Eifer wie der gemeinsame große Vorfämpfer für die Verständigung gearbeitet, und unter ihnen standen Marcel Se mbat und Albert Thomas in allererster Reihe.
Am 1. August 1914 sahen die Franzosen ihr Werk- wie wir das unsere zusammenbrechen. Und Frankreich war fest davon überzeugt, daß Deutschland diesen Zusammen. bruch verschuldet hätte. Den französischen Verständigungsfreunden begegneten der Hohn und die Vorwürfe der Chauvinisten, die alles schon vorausgewußt haften.( Wir fennen quch dies!) Man beschuldigte die französischen Sozialisten, sie hätten in blinder Vertrauensseligkeit Frankreich einzuIullen versucht und über den wahren Charakter Deutschlands getäuscht. Aus alldeutschen Schriften wurde der Beweis hergestellt, daß dieser Krieg ein deutscher Ueberfall auf die friedliche Welt sei, zu dem Zweck unternommen, Eroberungen zu machen und eine deutsche Weltherrschaft aufzurichten.
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Heftiger Artilleriekampf in Flandern Englische Erkundungsvorstöße in Flandern und an der Arrasfront- Das Feuer an einzelnen russischen Frontteilen lebhafter. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 1. Juni 1917.( 2. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Jm Dünengelände an der Küste, im Ypern - Bogen und vornehmlich im Wytschaete- Abschnitt nahm gestern abend der Artillerietampf große Heftigkeit an.
Mit zusammengefaßter Feuerwirkung bereitete der Feind an mehreren Stellen starke Erkundungsstöße vor, die überall im Nahlampf zurückgeschlagen wurden.
Auch vom La Bassée- Kanal bis auf das Südufer der Scarpe erreichte die Feuertätigkeit wieder große Stärke. Hier brachen die Engländer zu Erkundungen bei Hulluch, Cherish und Fontaine vor; sie wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. An der Aisne - Front und in der Champagne ist die Gefechtslage unverändert.
Gestern morgen fielen bei einem Unternehmen am Hoch- Berg südöstlich von Nauroy 60 Franzosen in unsere Hand. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Nichts Besonderes.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Bei Smorgon, Baranowitschi , Brody und an der Bahn Bloczow- Tarnopol überschritt die Feuertätigkeit das bis vor furzem übliche Maß.
Mazedonische Front.
Bulgarische Vorposten brachten durch Feuer feindliche Bor stöße auf dem rechten Vardar - Ufer und südwestlich des DojranSees zum Scheitern.
Gestern verloren die Gegner 4 Flugzeuge und 3 Fesselballone durch Luftangriff unserer Flieger.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 1. Juni 1917, abends. Lebhafter Fenerkampf im Wytscha ete- Bogen. An der Artois - Front und nordöstlich von Soissons für uns erfolgreiche Vorfeldgefechte.
Im Osten nichts Besonderes.
Der österreichische Bericht. Wien , 1. Juni 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird T. verlautbart:
Deftlicher und füdöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Bei Bodice wurden gestern früh wieder heftige italienische Angriffe abgewiesen. Sonst am Isonzo nur Geschützkampf; stellenweise auch in Kärnten und an der Tiroler Front. Der Chef des Generalstabes.
In dieser Stimmung wurde das französische Volk von der Nachricht getroffen, daß die Deutschen in Belgien ein- So war durch die furchtbaren Tatsachen des Krieges; Lügen gestraft und sich damit neue Stufen für ihren Aufmarschierten. Es erfolgte die bekannte Erklärung des Reichs- der Boden tief aufgefurcht, in den die imperialistisch- chauvi- stieg gehauen. Gelingt es nun ihnen beiden, ihren Ländern, fanzlers vom 4. August, die sich über den völkerrechtlichen nistische Agitation ihre Saat streuen konnte. Und die franzö- die sie vor der Niederlage retteten, den ersehnten Frieden Charakter dieser friegerischen Operation in unmißverständ- fischen Sozialisten werden bei rückschauender Betrachtung selbst wiederzugeben, so werden sie beide sich damit eine Stellung licher Weise ausließ. Die Franzosen waren in diesem Punkte nicht sagen können, daß diese Saat bei ihnen immer auf un- schaffen, wie sie ihnen der Frieden in jahrzehntelanger Arbeit derselben Meinung wie Herr v. Bethmann Hollweg , sahen fruchtbaren Boden gefallen sei. Sie haben sich nicht immer nicht gebracht hätte. aber die Sache von der anderen Seite: denn der Schlag, der ihre bürgerlichen Kriegskameraden genau genug angesehen, Nach ungeheuren Ratastrophen reicht ihnen das Schicksal Deutschland schützen sollte, sollte sie ja treffen. Es tamen die die sich während des Krieges zu begeisterten Friedensfreunden noch einmal die Hand. Und es ist eine Frage von unabsehLeiden der Bevölkerung in den besetzten Gebieten Belgiens verwandelt hatten, um im gleichen Atem zu erklären, zum barer Bedeutung, ob sie den geschichtlichen Augenblick richtig und Nordfrankreichs, und ihr konnte fein fühlender Mensch, Zweck dieses Friedens müsse erst der„ Endsieg" erkämpft wer- erfassen werden. Schon sind die Franzosen mit uns, die wir geschweige denn ein Sozialist und zu allerlebt ein französischer den. Sie waren ungerecht gegen die deutsche Sozial- von unseren allein echten Patrioten längst in Acht und Bann Sozialist das Mitgefühl versagen. demokratie, die vom ersten Tage an erklärt hatte, sie getan sind, in die gleiche Verdammnis geraten. Die chauviDie französischen Sozialisten glaubten, daß Deutschland wolle zwar das Ihre tun, um eine Niederlage Deutschlands nistische Gassenpresse von Paris heult und tobt über ihren an all dem entsetzlichen Elend allein die Schuld trage, und mit ihren unabsehbaren Folgen zu verhindern, sie werde sich Entschluß, nach Stockholm zu gehen. Laßt sie hüben und sahen ihre Prophezeiung, das zu einem Drittel sozialdemo- aber entschieden dagegen wehren, daß Deutschland den Krieg drüben toben die Völker aller Länder werden uns zujubeln, kratische Deutschland würde niemals einen Angriff auf Frant mit einer dauernden Beherrschung Belgiens und mit einer wenn wir ihnen wiederbringen, was die brutale Macht des reich unternehmen, Lügen gestraft. Was sie aber bei Beraubung Frankreichs beendige. Während sie mit ihren Strieges ihnen genommen hat: das Recht zu leben! dieser Auffassung der Dinge am meisten enttäuschen und eigenen Annegionisten in schönster Harmonie lebten, führte erbittern mußte, das war die Haltung der deutschen Reichs. die deutsche Sozialdemokratie gegen die deutschen Anneriotagsfraktion, die am 4. August einstimmig und ohne daß auch nisten den schärfsten Kampf. Doch dies genügte manchen nur der geringste Widerspruch aus ihren Reihen laut wurde, französischen Sozialdemokraten nicht, sie gingen leider so weit, die Kriegskredite bewilligte. an die deutschen Arbeiter Zumutungen zu stellen, die sie selbst als ehrlos mit der schärfsten Entrüstung zurückgewiesen haben würden.
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In der Tat! War es richtig, daß der deutsche Kaiser und die deutsche Regierung absichtlich und bewußt in diesen Krieg hineingesteuert waren, daß sie ihn unternommen hatten, uni Damit soll nicht gesagt sein, daß auf deutscher Seite nieeine deutsche Weltherrschaft aufzurichten, war Deutschland der mals ein Fehler begangen worden sei und daß alles, was von Starke, der frivolerweise die Schwachen mit Feuer und deutschen Sozialdemokraten während des Krieges geredet und Schwert bedrohte, um ihnen feinen Erobererwillen aufzu- geschrieben wurde, stets den Geist reinster internationaler Gezwingen- dann war für die deutsche Sozialdemokratie an rechtigkeit geatmet habe. Die Partei als Ganzes hat jedoch der Seite der bedrohten Schwachen der gegebene Play. Und eine Haltung eingenommen, die der gegebenen Notwendigkeit die Franzosen verstanden nicht, daß die deutsche Sozialdemo- entsprach und die sie vor dem Richterstuhl der Geschichte berfratie diesen Plaß nicht einnahm. antworten zu können glaubt.
Sie übersahen dabei die Tatsache, daß sie selbst im Bunde Das gilt auch von ihrer Haltung in der els aẞ- Iothmit Rußland, dem sich alsbald England zugesellte, eine ringischen Frage. Nachdem die Einverleibung dieses furchtbare Macht waren: eine so furchtbare Macht, daß nur in der Hauptsache deutschen Landes in das Deutsche Reich bollendeter Wahnsinn mit ihnen überflüssige Händel historische Tatsache geworden war, hat sie stets für ein freies suchen konnte. Sie verstanden nicht, daß auch die deutsche GIsaß in einem freien Reiche gekämpft. Sie hat Sozialdemokratie im August 1914 ein Recht hatte, um das für ihren Kampf, der dem Elsaß das allgemeine, gleiche Schicksal ihres Volkes zu bangen, und daß sie so heftige Wahlrecht brachte, vor dem Krieg stets die Anerkennung der Kritik sie auch an der Politik der eigenen Regierung geübt französischen Genossen gefunden, die erklärten, daß dieses Land hatte an die blütenweiße Unschuld des Zarismus nicht mit seiner Erhebung zu einem freien Bundesstaate Elsaßglauben konnte, mit dem Frankreich , trok aller Proteste der Lothringen aufhöre, zwischen Frankreich und Deutschland ein französischen Sozialdemokraten, durch die Macht des Kapi- Kriegsgrund zu sein. An diesem Standpunkt hat die deutsche talismus auf Gedeih und Verderb verbunden war. Sozialdemokratie festgehalten, während ihn die französische
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Die Forderungen der Petersburger Munitionsarbeiter.
Petersburg, 1. Juni. Reutermeldung. Die Arbeiter von 120 der größten Fabriken Petersburgs, die hauptsächlich Kriegsarbeit verrichten, haben beschlossen, in den Ausst and zu treten. Sie verlangen den sechs stündigen Arbeitstag und einen Mindestlohn für Frauen von 150 verlangen den sechs stündigen Arbeitstag und einen Mindestlohn für Frauen von 150 Rubel monatlich.
Militärbetrieben.
Basel , 1. Juni. Havas berichtet aus Petersburg , daß dem Rugtaja Wolja" zufolge Kerensti in allen Militärbetrieben den a cht stündigen Arbeitstag eingeführt hat.
Rotterdam , 1. Juni. Der Nieuwe Rotterdamsche Courant" In dem Vordringen der deutschen Heere auf französischem unter dem Druck einer gewaltigen chauvinistischen Agitation| meldet aus Paris : Der Beschluß der Sozialisten, nach Stockholm und russischem Boden sahen sie einen neuen Beweis für aufgegeben hat. Sie vertritt, auch heute noch die Ueberzeu- zu gehen, bleibt in politischen Streisen ein Gegenstand lebhaften deutsche Eroberungsabsichten. Sie verkannten die militärische gung, daß Elsaß- Lothringen , so wenig es im Frieden einen Gedankenaustausches. Die rechte Partei und das Zentrum to ben Notwendigkeit Deutschlands , den Krieg auf fremdem Boden Kriegsgrund bildete, jetzt im Kriege einen Grund dafür ab- heftig gegen die sozialistische Entscheidung. Sie fordern die Rezu führen, da die feindliche Besetzung der Industriegebiete geben darf, den Krieg endlos zu verlängern. gierung auf, keine Pässe an die Abgeordneten für die Kondes Westens und Ostens unmittelbar zu seiner Lähmung ge- In einem sind sich die deutsche und die französische ferenz in Stockholm auszustellen. Man glaubt, daß die heuti führt und es gezwungen hätte, jeden Frieden aus der Hand Sozialdemokratie allerdings gleich. Sie haben die Verleum gen Sammerberatungen von großer politischer Tragweite der Sieger anzunehmen. dung, sie wären Verräter ihres Volkes und Landes, beide werden. Wie man meint, werden die Sozialisten Cachin und