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Nr. 150.

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34.Jahrg.

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Telegramm Adresse: ., Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 4. Juni 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97

In Flandern   stärkster Feuerkampf.

Immer noch starker Artilleriekampf in Flandern  .

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Englische   Einzelangriffe bei Loos, am Souchez Bach, nordöstlich Monchh. Geringe Gefechtstätigkeit an der französischen   Front. Rumänische

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Vorstöße.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, den 3. Juni 1917. Westlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Jm. Wytschaete- Abschnitt hat der starke Artilleriekampf auch gestern angehalten.

Zwischen Lens und Qéant blieb gleichfalls die Fenertätig­keit lebhaft. Nachts griffen die Engländer bei Loos, am Souchez­Bach und nordöstlich von Monchy an. Sie wurden abgewiesen; in einzelnen Grabenstücken südwestlich von Lens wird noch ge= fämpft.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

Die Gefechtstätigkeit längs der Aisne   und in der Cham­pagne war im allgemeinen gering.

am

Erkundungsstöße unserer Sturmtrupps brachten Chemin- des- Dames südöstlich von Filain mehrere Flammen­werfer, an der Aisne   15 Gefangene ein.

Heeresgruppe Herzog Albrecht.

Auf dem rechten Maas  - Ufer wurden, bei Haudiomont, Combres, und St. Mihiel   mehrere französische   Aufklärungs­abteilungen zurückgeschlagen.

In der Nacht zum 1. Juni bewarfen englische Flieger ein im Etappengebiet befindliches Lager mit Bomben, die von den französischen   Gefangenen 1 Mann töteten und 91 verwundeten.

Unsere Flugzeuggeschwader haben vor der Arras  - und Aisne  - Front mit erkannter Wirkung Bomben auf Bahnanlagen, Munitions- und Truppenlager abgeworfen.

Stockholm  .

Das Stockholmer Komitee an den A.- und S.- Rat.

In Luftkämpfen und durch Abwehrfeuer haben die Gegner gestern 10 Flugzeuge verloren. Auf dem

östlichen Kriegsschauplat

ist die Gesamtlage unverändert. In der Moldau sind in den beiden letzten Nächten zwischen Sufita  - und Putna- Tal rumänische Vorstöße abgewiesen worden.

Mazedonische Front.

Weftlich des Vardar   find südlich von Huma und bei Alcat Mah Angriffe mehrerer feindlicher Kompagnien vor den bulga­rischen Stellungen verluftreich gescheitert.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. 3. 6. 17 abends.

Im Wytschaete  - Bogen stärkster Feuerkampf.

Der österreichische Bericht. Wien  , 3. Juni. Amtlich wird verlautbart: Deftlicher Kriegsschauplatz.

Jm Butna- Tal wurde ein Borstoß rumänischer Truppen blutig abgeschlagen.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Im San Marco- Gelände bei Görz warfen die Abteilungen des Hauptmanns Sonnewend den Feind mit einem schneidigen Borstoß aus seinen vordersten Gräben. Er ließ 10 Offiziere, 500 Mann und vier Maschinengewehre in unserer Hand. Italienische Flieger bewarfen Triest   und andere istrianische Bläge mit Bomben. In Triest   wurde eine Frau und ein Kind getötet. An der füdtiroler Front zahlreiche Luftkämpfe. Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unverändert.

Der Chef des Generalstabes.

Als der Weltkrieg entfesselt wurde, stand er auf dem Posten, den er jetzt verlassen muß. Die russische   Revolution, die der zaristischen Außenpolitik ein Ende macht, beseitigt auch ihn. swolsti fällt, nachdem Miljukom und Gutschkow gefallen find. Daß sein Verschwinden in derselben Zeit eintritt, in der die Veröffentlichung der von den Diplomaten des Barismus mit den Ententemächten geschlossenen Verträge in bedrohlichste Nähe rückt, ist vermutlich kein zufälliges Zusammentreffen.

Wahlrechtsbewegung in Ungarn  .

Bildung einer Wahlrechtsliga.

Stockholm  , 2. Juni. Der holländisch- skandinavische Aus­schuß der Stockholmer Konferenz telegraphierte am Freitag an den Arbeiter und Soldaten rat in Petersburg  , daß die Ab­sicht bestehe, möglichst bald eine allgemeine Konferenz aller sozialdemokratischen Parteien der neutralen Länder, der Ententeländer und der Mittelmächte einzuberufen. Es sei jedoch unmöglich, den Zeitpunkt für die Zusammenkunft festzu­Budapest, 3. Juni. Nachdem gestern die außerordentliche Gene­sezen, bevor man sich mit den Vertretern der russischen, eng- ralversammlung des Budapester Munizipalausschusses den Antrag lischen und französischen   Sozialdemokratie beraten habe. Willem Vacsonyis, die Hauptstadt möge dem König ihren Die russischen Abgeordneten werden daher aufgefordert, Dank für die beabsichtigte Demokratisierung des Landes aus­zwischen dem 10. und 15. Juni in Stockholm   zu sein. Im gleichen Sinne wurde auch an Tseretelli und Agelrod telegraphiert.

Die Deutschen   nach Stockholm  . Kopenhagen  , 2. Juni.  ( Eigene Depesche d. Vorw.") Die aus neun Genossen bestehende deutsche   Delegation ist heute abend von hier nach Stockholm   abgereist, wo morgen, Montag, die erste Besprechung mit dem holländisch- skandinavischen Komitee stattfindet.

Das dankbare Vaterland.

Von Erich Kuttner  .

Den Kriegsteilnehmern ist oft acsagt worden, daß ihnen der Dank des Vaterlandes gewiß sei. Es wäre unbillig, an Sie der inneren Aufrichtigkeit solcher Worte zu zweifeln. werden meistens gesprochen in Augenblicken fritischer Ent­scheidung, wenn das Herz des Sprechers ganz erfüllt ist von Bewunderung für die unverwüstliche Standhaftigkeit der ,, braben Kerle", die nach jahrelangen höchsten Entbehrungen des Körpers und stärksten Prüfungen der Seele standhaft ihre Pflicht tun wie am ersten Tage. Das müßte ja ein ganz hartgesottener Charakter sein, der als Miterleber der Groß­kampftage von Verdun  , der Somme, der Arrasfront, der Champagne den inneren Mut zu Heucheleien fände!

Aber die Aufrichtigkeit eines Versprechens ist in der Poli­tik noch keine Garantie für seine Durchführung. Die Ge­schichte kennt aufrichtige Versprechen, die nicht eingelöst wurden. Der Grund ist naheliegend. Die gesetzgeberische Kleinarbeit, die den Milliardenwechsel des Versprechens an die Gesamtheit nachher in bares Kleingeld für den einzelnen ummünzen soll, wird nicht in Gefühlsüberwallung, sondern in nüchterner Alltagsstimmung ausgeführt. Nehmen wir 3. B. an, für die Kostenaufbringung dieser ausreichenden Ver­jorgung der Kriegsinvaliden würde als Einnahmequelle eine progressive. Reichseinkommensteuer borge­schlagen. Glaubt wirklich jemand, daß diese aus Dankbar­feit" debattelos angenommen. würde?! nein! Da fommén zunächst die, prinzipiellen Gegner jeder direkten Reichssteuer. ,, Es ist mir nicht um den Taler, den ich zahlen soll, sondern um das Prinzip" so entschuldigen sich bekanntlich alle, die lieber zehn Prinzipien als einige Groschen opfern. Bei der Staffelung der Steuerfäße würde der weitere Kampf entbrennen. Die Industrie wird erdrosselt", diesen Angst­ruf haben wir schon vor dem Kriege bei ganz geringfügigen Anlässen gehört. Wie wird es erst tönen, wenn für große Einkommen zwanzig oder dreißig Prozent Steuerleistung verlangt werden. Man wird den Kriegsinvaliden flagen, daß die Antragsteller die Henne er­schlagen, die ihnen die goldenen Eier legt", und dann hätten die Invaliden erst recht nichts. Natürlich, die dankbare Ge­finnung bleibt dabei ganz außer Zweifel, und wenn der Eigentümer keine dreißig Prozent Steuer zahlen will, so geschieht das nur im wohlverstandenen Interesse der Inva­liden selber....

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Schon heute kann, wer in der praktischen Arbeit steht, Erfahrungen darüber sammeln, daß dankbare Gesinnung und praktische Betätigung des Dankes oft zweierlei sind. Wenn um nur ein paar Fälle aus eigener Beobachtung anzu­führen die Gattin eines hohen Militärbeamten bei der Besetzung einer Portierstelle einem einarmigen Kriegs­invaliden mit Bezug auf das niedrige Gehalt sagt:..... und daneben haben Sie ja Ihre Rente", wenn ein anderer Kriegs­invalide, dem das rechte Bein sechzehn Zentimeter vom sprechen, einstimmig angenommen hatte, hat sich gestern abend Rumpfe amputiert wurde, schon Jahr darauf nach dem unter Teilnahme sämtlicher sozialistischen, demokratischen und radi- Spruch eines Oberversicherungsamtes sich an den falgefärbten Vereinigungen der ungarischen Hauptstadt ein Wahl- Verlust seines Beines gewöhnt" hat, so daß ihm die Inva­rechtsausschuß der hauptstädtischen Bürger und Arbeiter fonstituiert. lidenrente entzogen wird, wenn in den vom gl preußi­Der Abgeordnete Wilhelm Vacsonyi, der Vorsitzende der schen Kriegsministerium herausgegebenen An­Demokratenpartei, betonte in der Eröffnungsrede, daß die Zeit ge- stellungsnachrichten" den Kriegsinvaliden Posten für 75 M. kommen sei, im Interesse des allgemeinen Wahlrechts nachdrück- monatlich, für 3 M. täglich, für mäßige Entschädigung nach lichste Tätigkeit zu entfalten. Ueber das allgemeine Wahlrecht habe dem Maße der Leistung" usw. angeboten werden, wenn heute man bereits genug gesprochen; jetzt sei es an der Zeit, zu handeln. schon Arbeitgeber stellensuchenden Kriegsbeschädigten kurz er­ Der   Vertreter der Sozialisten, Alexander Gar- flären: Kriegsinvaliden werden nicht eingestellt", so zeigt bai, erklärte im Namen der Partei, daß die Arbeiter nicht mehr dies alles, daß das wirklich dankbare Vaterland ruhen würden, bis das allgmeine Wahlrecht durchgeführt sein seinen Dank nach dem Krieg in hartem Kampf gegen manchen werde. Das Wahlrecht könne nicht mehr unterschlagen, diese Frage Undank einzelner oder ganzer Schichten wird durchsetzen auch nicht halb gelöst werden. Er unterbreitete einen Beschlußan müssen. trag, wonach die Reform des Wahlrechts für die Aufgabe erklärt Mit Iswolski   verschwindet aus dem Vordergrund der wird, die durch keine andere Frage verdunkelt oder Tagesereignisse ein Mann, dem die Signatur anhängt, einer in den Hintergrund gedrängt werden kann. von denen zu sein, die die Grundlagen des furchtbarsten aller Der frühere Justizminister Szekely erklärte sich mit Kriege, soweit dieser einzelnen Personen aufgebürdet werden Freuden bereit, sich der Bewegung anzuschließen; Graf fann, mitgeschaffen zu haben. Was der Franzose Delcaffé auf Theodor Batthiany meldete den Anschluß der Karolhi- Partei diesem Felde geleistet hat, das ist auch Jswolskis Leistung an. Der Prälat Alexander Gießwein lenkte die Aufmerksam­gewesen. Als panslawistischer Imperialist fügte er sich als feit der Versammlung auf das Frauen- Wahlrecht. Der Führer passender Zahn dem Rade an, dessen Wirkungen die euro  - der Radikalisten Oskar Jaszi forderte die neue Regierung auf, das Wahlrecht unverzüglich einzuführen. päischen Mittelmächte erdrücken sollten.

Jowolskis Entlassung.

Paris  , 2. Juni.  ( Havas.) Die russische   Regierung hat das Entlassungsgesuch Iswolskis angenommen und Sevastopulo als Geschäftsträger mit der Führung der Botschaftsgeschäfte beauftragt.

Die letzten zehn Jahre europäischer Diplomatie zeichnen

die Geschichte Iswolskis. Wichtigste Abkommen Rußlands   mit

Brasilien   beschlagnahmt deutsche   Schiffe. den Westmächten tragen seinen Namen. In den Auseinander­segungen über die Balkanfrage, die seit der jungtürkischen Rio de Janeiro  , 3. Juni.  ( Reuter.) Präsident Braz hat Revolution in Fluß tamen, führte er an entscheidender Stelle einen Erlaß unterzeichnet, der die Verwendung der in brafi­die Berhandlungen mit und gegen das hemmende Desterreich. Ilinischen Häfen liegenden deutschen   Schiffe verfügt.

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Dazu kommt, daß gewisse Kreise schon heute nach einer Ausrede angeln, um sich der künftigen Dankespflicht ent­ziehen zu können. So werden z. B. seit einiger Zeit in Ber­ lin   systematisch kleine Handzettel verteilt, auf denen folgendes zu lesen ist: Arbeiter, wenn ihr nach dem Krieg hohe Steuern zu zahlen habt, so bedankt euch bei den Sozial­demokraten, die den Frieden ohne Entschädigung wollen", oder:" Müssen wir die ungeheuren Lasten selbst tragen, wie Scheidemann   es verlangt, so sind wir außerstande, für unsere zu Krüppeln geschossenen Krieger zu sorgen und diese werden zu Bettlern" usf. Die Zettel sind anonym, aber wer dahinter

steht, ist unschwer zu erraten.

Der Zweck dieses Treibens ist offenkundig: Kommt jetzt ein Frieden zustande etwa auf Grundlage der Vorschläge der Stockholmer   Konferenz, so wollen diese reise es ablehnen, den ihnen zukommenden Anteil an