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Gewerkschaftsbewegung

Deutsches Reich  .

Preußische Militärverwaltung und Zwangskraft der Tarifverträge.

Mitte Mai haben im Kriegsamt zu Berlin   Vorstandsvertreter bes Holzarbeiterverbandes beim Kriegsamt der Feldzeug­meisterei und den Artilleriewerkstätten nach langem Bemühen durch gefeßt, daß die preußische Militärverwaltung den Geschoßkorbtarif als unbedingt verpflichtend anerkannt bat. Den Geschoßkorb­lieferanten und Unternehmern wurde Mitteilung davon gemacht, daß die Einhaltung des Tarifs von jetzt ab vorgeschrieben sei und private Einzelverträge ihn nicht mehr außer Kraft ſegen fönnten. Die Militärbehörden gehen damit auf dem Wege weiter, den zuerst die Bekleidungsämter mit der Anerkennung der Unbedingbarkeit der Lohntarife eingeschlagen haben.

Angestellten- Ausschüsse in den Gemeindebetrieben. Die Arbeitsgemeinschaften der Angestelltenverbände haben sich beschwerdeführend an den preußischen Handelsminister gewandt, weil zahlreiche Gemeinden für ihre Betriebe Angestellten- Ausschüsse im Sinne des§ 11 des Hilfsdienstgesezes nicht eingeführt hätten, ob­wohl das Kriegsamt die Erwartung ausgesprochen hätte, daß sie das weit über den unabwendbar vom Gesetz erzwungenen Rahmen hinaus tun würden. Der Handelsminister hat geantwortet, daß die technischen Gemeindebetriebe, die nicht vorwiegend gemeinnüßigen, sondern Erwerbszweden dienten, solche Ausschüsse einsetzen müßten. Das bezieht sich also in erster Linie auf Straßenbahnen, Gaswerke, Elektrizitätswerke, Schlachthöfe usw. Nur rein gemeinnüßige Ge­meindebetriebe ständen nicht unter diesen Bestimmungen des Hilfs­dienstgesetzes. Was hier für die Angestellten Aus­fcüffe gefagt ist, gilt auch für die Arbeiter- ausschüsse.

Lohnzulage und volle Koalitionsfreiheit für die Leipziger  Straßenbahnbediensteten.

Die outfdhe Zeitung für Kohlensyndikat. Die Kölnische Zeitung   zieht in der heftigften Weise gegen die Stadtverwaltungen los, welche fich durch Ankauf eigener Roblen­gruben von dem Preisdiktat durch das Kohlensyndikat freimachen

wollen:

Bis dahin( d. i. bis zur Regelung des Kohlenmarktes) aber liegt geradezu ein dringendes öffentliches Interesse vor, daß dem Erwerb von Kohlenzechen durch städtische Verwaltungen, die weitab von den Kohlenbezirken gelegen sind, entgegengetreten wird. Der Handelsminister, als oberster Bergherr in Preußen, fände hier eine dankbare Aufgabe. Er hat weitgehenden Einfluß im Kohlen­syndikat und in Oberschlesien  . Er kann jederzeit nach Ablauf des gegentvärtigen Syndikatsvertrages auch Stadtverwaltungen, die fich in den Besitz von Zechen gesezt haben, dazu zwingen, Mit­glieder des Syndikats zu bleiben, und er kann endlich auch seinen Einfluß dagegen geltend machen, daß ihnen die Selbstverbrauchs­rechte zugebilligt werden. Wenn das geschieht, so wird auch sofort dem Anreiz zu Zechenankäufen der Boden entzogen sein. Denn nur das Selbstverbrauchsrecht kann den Städten solche Käufe ver­lockend erscheinen lassen. Fehlt es ihnen und müssen sie die Kohlen durch Vermittlung des Syndikats kaufen, so schwinden sofort die auf dem Papier errechneten Gewinne zum größten Teil. Bei Ertverb eines großen Kohlenwerkes muß sicherlich erwogen werden, ob die durch die besonderen augenblicklichen Kriegsumstände mächtig gesteigerte Bergwertsrente auch im Frieden erzielt und das zum Anlauf nötige Kapital billig und möglichst langfristig beschafft werden kann. Aber in schärfster Weise muß dagegen Einspruch er­hoben werden, daß der preußische Handelsminister mit Polizeimaß­regeln dem Kohlensyndikat seine Abnehmer erhalten soll, worauf die Kölnische Zeitung  " hinaus will.

Glänzender Geschäftsgang in der Zigarettenindustrie. Die in den Jahren 1914 und 1915 dividendenlose Zigaretten fabrik Georg A. Jasmahi, Att- Ges. in Dresden  , fann für 1916 15 Proz. Dividende verteilen. Die Zigarettenfabrik Con­stantin, Aft- Ges, in Hannover  , hat 2,68 Millionen Mark gegen 2,36 Millionen Mark herausgewirtschaftet und verteilt wie im Vor­jahre wieder 30 Proz. Dividende. Ihr Dividendenjak betrug vor 2 Jahren 25 Proz., bor 3 Jahren 18 Proz

Das männliche und weibliche Personal der Leipziger   Straßen­Bahn forderte Ende April Lohnerhöhungen, Verkürzung der Arbeits­zeit und Vereinfachung des Lohnsystems. Zugleich wurde gewünscht, daß die Verbandsvertreter die eventuelle Verhandlung führen sollten. Die Rüstung der englischen Handelsschiffahrt. Die Direktion lehnte zunächst eine Verhandlung mit den Verbands­bertretern ab. Nachdem sich aber das Kriegsamt ins Mittel gelegt, Nach Times" hat die Peninsular und Oriental Line einen vor­tamen die Verhandlungen zustande. Am 9. Mai fand die erste Berläufigen Verschmelzungsvertrag mit der Union   Steamship Companh handlung statt, an der außer den Verbandsvertretern Rathmann- in Neuseland geschlossen, durch den die vereinigte Flotte der Ge­Berlin und Sängerlaub- Leipzig  , die fünf Direttoren der Bahn teil- fellſchaften auf 306 Dampfer mit 1723 475 Tonnen gebracht wird. nahmen. Während der Verhandlungen, die erst am 25. Mai ihren Abschluß fanden, stellte es sich heraus, daß das Lohnsystem, be­sonders für das Aushilfspersonal ein wahres Labyrinth darstellte. So waren z. B. für das weibliche Fahrpersonal nicht weniger als 26 Lohngruppen mit ebensoviel Untergruppen vorhanden. In jeder dieser Gruppen waren die Teuerungszuschläge verschieden. Genau so lag es bei den Männern. Das Personal fand sich aus diesem Wirrwarr selbst nicht mehr heraus. Die Verhandlungen waren Bei Ausbruch des Krieges waren alle Kreise bemüht, der Land­daher äußerst schwierig und drohten mehr als einmal ihr vor­schnelles unbefriedigendes Ende zu finden. Am 21. scheiterten dann wirtschaft die nötigen Arbeitskräfte für die Erntearbeiten zu ver­auch wirklich die Verhandlungen. Mit Hilfe des Kriegsamtes wurden mitteln. Es stellte sich aber bald heraus, daß ein so großer Bedarf sie wieder aufgenommen und führten zur Normierung fester Lohn­fäge für das gesamte Personal.

In der Versammlung am 25. Mai flagten besonders die Frauen, daß eine Verkürzung der Arbeitszeit nicht erzielt sei. Auf Anraten des Arbeiterausschusses und der Verbandsleitung beschloß indessen die Versammlung, das Ergebnis vorläufig anzunehmen. Ein Teil der Straßenbahner, die abends die Arbeit schon eingestellt, nahmen sie am anderen Tage wieder auf.

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Parteinachrichten.

Aus den Organisationen.

Em S

Der Sozialdemokratische Verein Frankfurt a. M. zählte am Schlusse des Geschäftsjahres 3504 Mitglieder. Davon waren 2341 männlich und 1160 weiblich. Am 31. März 1917 war der Stand der Mitglieder auf 2686 gesunken. An diesem Rückgang sind nicht nur die zahlreichen Ginberufungen schuld, sondern auch der häß­liche Parteistreit. Die Zahl der im Felde stehenden Mitglieder er­höhte sich von 5065 auf 5329 am 31. März 1917. Die Neuaufnahme an Mitgliedern war im Geschäftsjahr, durch die Umstände bedingt, eine geringe, sie umfaßte zusammen 91 Mitglieder.

in ber Arbeiterbefchaffung oft nicht ar zu fein. Jebenfalls find die von ' bnen gebotenen Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht immer derartig, daß fie den Arbeiterinnen, besonders solchen, die gut entlohnte gewerb liche Arbeit ausführen, einen besonderen, Reiz zur Annahme von Landarbeit bieten könnten.

Eine Anpassung der Lohnverhältnisse an diejenigen der industriellen Arbeit wird daher für die Landwirte zurzeit nicht zu umgehen sein."

Aus Königreich Sachsen wird noch von der Abneigung der Landwirte berichtet, Arbeitskräfte aus den Städten einzustellen. Selbst jene Arbeitskräfte, die früher schon in der Landwirtschaft tätig waren, konnten nicht untergebracht werden.

Dagegen wird in fast allen Berichten geflagt über den Mangel an Aderknechten und Dienstmägden. Auch bei den sogenannten Schweizern zur Pflege des Viehes wird über Mangel an Bewerbern geklagt. Aderknechte und Schweizer   stehen größtenteils in militär­pflichtigem Alter, wodurch der Mangel wie anderswo leicht erklärlich ist. Die Klagen über den Mangel an Dienstmägden sind aber nicht allein durch den Kriegszustand begründet. Ueber die Dienstbotennot wird man wohl schon 1870/71 geklagt haben, denn diese Klagen haben schon ein ehrwürdiges Alter. Für eine überlieferte Arbeits­berfassung opfert sich aus reiner Liebe für die landwirtschaftliche Tätigkeit nicht ein jeder. Aehnlich liegt es mit dem Mangel an Arbeiterfamilien, worüber der Großgrundbesitz des Ostens flagt.

Die

Aus den Berichten der Arbeitsnachweise dürfen wir aber schluß­folgern, daß der Arbeitermangel in der Landwirtschaft von den Ver tretungen der Landwirtschaft übertrieben dargestellt wurde. Gründe hierfür sind sehr naheliegend. Wer die Verhältnisse auf dem Lande kennt, wird derartige Berichte nicht erstaunlich finden. Drei Viertel Million Kriegsgefangene sind in der Landwirtschaft be­schäftigt. Sehr billige Arbeitskräfte, denn pro Kopf und Arbeitstag wird vom Staate noch 45 Pf. für Wohnung und Verpflegung ver­gütet. Außerdem darf nicht vergessen werden, daß die bei Kriegs. ausbruch in der deutschen Landwirtschaft tätigen ausländischen Ar­beiter, größtenteils Russisch- Polen, in dieser Tätigkeit verblieben find. Bei den Beurlaubungen wurden die in der Landwirtschaft

Tätigen in erster Linie berüdsichtigt.

Damit wird natürlich der Friedenszustand in der Landwirtschaft nicht erzielt, aber günstiger ist die wirtschaftliche Lage, als es in Handel und Industrie meistenteils der Fall ist.

Arbeitermangel in der Land- ſammendrängen, halten wir reichliche Bereitstellung von Arbeits­

wirtschaft?

Es sei aber noch betont, daß die in Betracht kommenden Arbeiterverbände dem Kriegsamt schon seit längerer Zeit Vorschläge unterbreitet haben zwecks Ueberweisung von gewerblichen Arbeitern und Arbeiterinnen in die landwirtschaftliche Tätigkeit. Zur Bergung der nahe bevorstehenden Ernte, wobei sich die Arbeiten sehr für erforderlich. Die Arbeiterschaft hat die Wege gezeigt, wie dies ermöglicht werden kann, wenn gerechte Forderungen der Arbeiterschaft berücksichtigt werden. Das Kriegsamt, oder wohl mehr der an jener Stelle bestehende Ausschuß zur Förderung der Landwirtschaft", in dem nur Unternehmervertreter sigen, hat es in der Hand, in dieser Beziehung die nötigen Schritte zu tun. Eine Feindschaft gegen die Landwirtschaft kennt die Arbeiter schaft nicht. Aber den kritischen Blick hat sich die Arbeiterschaft gegenüber den ständigen Klagen der Landwirte bewahrt. Und so steht es auch mit dem so oft betonten Arbeitermangel. Um die Sandarbeit ist vaterländischer Hilfsdienst", so lautete ein Aufruf, hohen Preise für die landwirtschaftlichen Produkte zu begründen, der in diesem Frühjahr auf dem Lande angeschlagen und verbreitet dazu mußte auch der Arbeitermangel dienen. Daß dabei nicht wurde. Die Arbeitsnachweise veröffentlichten bis in legte Dorf- ganz ehrlich verfahren wurde, beweisen die Berichte der öffentlichen

gar nicht vorhanden war. Billige Arbeiter, die für die Be­töftigung arbeiten, wären den Landwirten wohl willkommen ge­wesen. Wenn aber gute Entlohnung verlangt wurde, dann verzichteten die Landwirte auf die bereitwillige Erntehilfe.

Arbeitsnachweise.

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Gerichtszeitung.

blättchen ihre Aufrufe, worin die Landwirte ermahnt wurden, den Bedarf an Arbeitskräften sofort zu mel den und nicht abzuwarten in der Hoffnung, später bessere Kräfte erhalten zu können. Es war mithin alles getan, um der Landwirtschaft in diesem Jahre die nötigen Arbeitskräfte zuzuführen. Da die Landwirte und deren Die Brobeanstellung in der Kriegsrübenfaft- Gesellschaft. Eine Vertretungen immer den Arbeitermangel hervorhoben, namentlich bei Erörterung der Ernährungsfrage zur Begründung der hohen Stenotypistin 2, die gestern vor der 3. Kammer des Berliner  Preise, durfte nun erwartet werden, daß die Arbeitsnachweise reich- schaft Klage erhob, war am 25. Mai entlassen worden, obgleich sie Kaufmannsgerichts gegen die oben genannte Kriegsgesell­lich mit Stellenangeboten der Landwirte bedacht würden. his zum Ende Mai zur Probe angestellt war. Dem Klagebegehren der Gehilfin auf Nachzahlung von 35 M. für die letzten Probetage hielt der Vertreter der beklagten Gesellschaft entgegen, daß im Anstellungsvertrage ausdrücklich ausbedungen sei, daß jeder Ver­tragschließende berechtigt sei, innerhalb der Vertragsdauer jeden Tag das Dienstverhältnis aufzulösen. Der Vorsitzende des Kauf­mannsgerichts hielt dem Vertreter vor, daß eine derartige, dem Die Brobezeit tönne so furz genommen werden, wie sie wolle, aber Geseze zuwiderlaufende Vereinbarung nichtig sei. die einmal festgesette Probezeit müsse auch durchgehalten werden, und der Chef fönne nicht schon vor Ablauf der Probe den Ange­stellten wegen angeblich minderwertiger Leistungen fortschicken. Auf diesen richterlichen Vorhalt hin erkannte der Vertreter der Ge­sellschaft die Forderung vor der Urteilsfällung an.

Jm Reichsarbeitsblatt"( Maiheft 1917) ergeben aber die Berichte der Bezirksverbände der Arbeitsnachweise über die Vermittlungss tätigkeit für die Landwirtschaft ein anderes Bild.

Ostpreußen   meldet, daß das Angebot von Tagelöhnern ge­Das Gesamtvermögen des Vereins betrug am 1. April 1916 stiegen sei. Aus Westpreußen   wird gemeldet, das Angebot 26 457 Mart. älterer verheirateter Gutsverwalter überwiege. die Nachfrage, während Unt den friedensfeindlichen Annexionisten mit großer Ent- jüngere unverheiratete Beamte fehlen. Natürlich bevorzugen die schiedenheit entgegenzutreten, fand am 1. Oktober 1916 im Ost- Landwirte die jüngeren Gutsverwalter, die bedeutend billiger find parf eine große Friedenskundgebung statt, an der etwa 32 000 Per- und öfters als sogenannte Eleven nur ein Taschengeld erhalten. jonen teilgenommen haben. In den Presseverhältnissen wurde insoweit ein Fortschritt er­zielt, als der Wahlkreis Wiesbaden   sich wieder in der Preß­fommission und in der Gesellschaft durch ein Mitglied vertreten läßt. Der Parteivorstand gibt der Hoffnung Ausdruck, daß im kommenden Geschäftsjahr die Vertretung der umliegenden Kreise in den Körperschaften der Volksstimme" wieder vollständig ist.

Aus dem Bericht des Sozialdemokratischen Bezirksverbands Dresden   geht hervor, daß die Zahl der Organisierten, die 64 568 im Jahr 1914 betrug, bis 1917 auf 38 550 heruntergegangen ist, wovon 27 623 eingezogen und 4388 Frauen find. Beiträge zahl­ten im ganzen 14 613 Mitglieder, davon 4074 Frauen,

Gießen   steht zur Partei.

Pommern   meldet, die Nachfrage nach Arbeitskräften habe sich noch erheblich gesteigert und könne der Arbeiterbedarf nicht gedeckt werden. Dabei ist aber zu beachten, daß von 553 Arbeitsuchenden nur 234 vermittelt wurden. Hier wie anderswo werden die Lohn­und Arbeitsbedingungen billigen Anforderungen nicht entsprochen haben. In Medlenburg ist festgestellt, daß sich gegenüber dem Vormonat der Trieb nach dem Lande vermehrt habe.

Ein Leberangebot von Stellensuchenden bei den Güterbeamten wird auch aus Bofen gemeldet. Gegenüber den ständigen Klagen der agrarischen Kreiſe, es feble an leitenden Kräften, sind diese Meldungen aus Bezirken des Großgrundbesizes sehr bezeichnend. In Schlesien   hat die Zahl der Arbeitsuchenden für Land­Die Kreisfonferenz für Gießen- Nidda lehnte mit 8 gegen wirtschaft erheblich zugenommen. Doch sei der Bedarf noch keines­14 Stimmen einen Antrag auf Uebertritt zur Partei der Unabwegs gededt. 1278 Arbeitsuchenden standen 1404 offene Stellen hängigen ab. gegenüber. Als besetzt sind aber nur 686 Stellen gemeldet. Aus Provinz Sachsen   und Anhalt, bekanntlich ein Be­zirk intensivster Landwirtschaft, wird wiederum gemeldet, nur bei wenigen Arbeitsnachweisen sei ein geringfügiger Bedarf an männ- Geistesverfassung sehr leicht ein willenloses Werkzeug in seiner lichen Arbeitskräften gemeldet worden.

Industrie und Handel.

Eine Dividendensteuer.

Zur Dämpfung der üppig wuchernden Börsenspekulation wird Dies wird auch bezüglich der Nachfrage nach weiblichen Arbeits­ohne sonderliches Ergebnis eine Dividendensteuer vorge- fräften festgestellt. Erst zum Monatsschluß sei ein geringfügiger schlagen. Im Augenblick dient diese Idee nur als drohende Rute Bedarf gemeldet worden. Im Königreich Sachsen standen in gegen die unartigen Jobber, aber es ist doch möglich, vielleicht so- folge der Aufrufe der militärischen Stellen mehr Arbeitskräfte als gar wahrscheinlich, daß alle Bezieher von Einkünften aus Schuld- in anderen Jahren zur Verfügung. Aus den thüringischen oder Besitztiteln mit einer hohen Steuer zur Deckung der un- Staaten wird berichtet, das Angebot männlicher Arbeitskräfte ermeßlichen Kriegskosten herangezogen werden, wobei Abstufungen nach der Art der Kapitalsanlage und der prozentualen Höhe des übersteige stellenweise die Zahl der gemeldeten offenen Stellen. In Hannover  , Braunschweig  , Oldenburg   usw. wird In England wird das Einkommen möglichst an der Quelle ge- ein größerer Zustrom städtischer Arbeiter in die Landwirtschaft ge­faßt. Die dortige Kuponsteuer ist daher ein Teil der Einkommen- meldet. Die Meldenden konnten aber nicht alle untergebracht steuer, mit der sie harmonisch abgestimmt ist. In anderen Staaten, werden, da die Landwirte viel Wert auf eingearbeitete Kräfte z. B. in Desterreich und Italien  , wurden hohe Kuponsteuern aus- legten. Und auf billige, wollen wir hinzusetzen, denn das ist der geschrieben, um auf diese Weise die Zinsverbindlichkeiten des

aus ihr fließenden Einkommens denkbar sind.

Hauptpunkt.

Staates zu mindern, also eine Art verhüllten Staatsbankrotts. In Jn Schleswig- Holstein   machte fich der Mehrbedarf an Erinnerung daran wird die österreichische Kriegsanleihe steuer­frei" genannt, womit die Regierung das ausdrückliche Versprechen Arbeitskräften zur Frühjahrsbestellung nicht in dem erwarteten Um­ablegt, die Rente aus dieser Anleihe keiner Sondersteuer zu unter- fange bemerkbar. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Tage­werfen. Löhnern fonnte leicht gebedt werden. Greift man aber die Aktiengesellschaften schon steuerlich an und Aus Hessen   und Hessen- Nassau   wird berichtet, daß will man ein gutes Ergebnis erzielen, so muß sich das Augenmerk die Stellenangebote wesentlich hinter der Bahl der zur Verfügung auch ganz besonders den stillen Reserven zuwenden. stehenden Bewerber zurüdgeblieben sei. Ganz allgemein sei die Er­Bei Ausarbeitung einer Dividendensteuer mit staffelartig scheinung, daß die billige Gefangenenarbeit der Beschäftigung der steigenden Säßen auf größere Dividenden muß auch Vorkehrung deutschen Arbeiter vorgezogen wird. Aehnlich lauten die Berichte gegen Kapitalverwässerung getroffen werden, deren Zwed Ver feilung einer niedrigen Dividende auf erhöhtes Rapital und die aus den weiteren west- und füddeutschen Bezirken. Gewährung eines Sonderborteils an die Aftionäre in Form eines wertvollen Bezugsrechtes auf junge" Aftien if

Sehr beachtenswert ist noch folgender Bericht aus Dstpreußen: Es heißt da: Aber auch den Landwirten scheinen die Schwierigkeiten

Unüberwindliche Schlafsucht ist dem noch nicht zwanzigjährigen Kunstschlosser Ernst Badusch, der gestern unter der Anklage des schweren Diebstahls vor der 1. Straffammer des Landgerichts II  stand, verhängnisvoll geworden. Der junge Mensch ist seiner Familie von jeher ein Rätsel gewesen. Er ist der Sohn eines alten Polizei­beamten und hat diesem und seiner Mutter schon viele Sorgen gemacht. Er hat die Schlosserei erlernt, aber nicht ausgelernt und ist dann einem unbestimmten Drange folgend zur See gegangen, nach Amerika   und Asien   gefahren und schließlich trant heimgekehrt. Während der dann folgenden Zeit hat er zweimal auf kürzere Zeit in eine Irrenanstalt gebracht werden müssen. Weiter entwickelte er sich zu einem Einbrecher und wurde zu einer längeren Gefängnis­strafe verurteilt. Er erhielt aber Strafaufschub, wurde auf seine Bitten als Zivilarbeiter an die Front geschickt und arbeitete mehrere Monate in der Nähe von Lille  . Kaum war er von dort entlassen, als er wieder auf die schiefe Ebene geriet. Er lernte einen jungen Menschen kennen, der fofort erkannte, daß der Angeklagte bei seiner Hand werden könne. Er überredete ihn, mit ihm zusammen einen Einbruch in ein Schuhwarengeschäft in Neukölln auszuführen. Beide begaben sich dorthin, der fremde Verführer ausgerüstet mit Dietrich, Brecheisen und sonstigem Diebeswerkzeug. Als mit dem Dietrich die Haustür geöffnet war, kletterte der Angeklagte durch ein kleines Fenster, nachdem die davorsitzenden Eisenstäbe auseinandergebogen tauschte seine Stiefel gegen ein neues Paar um. Der andere wartete waren, erbrach die Ladenkasse, aus welcher er 75 M. entwendete und tauschte seine Stiefel gegen ein neues Paar um. Der andere wartete Draußen vergeblich auf seine Rückkehr. Viertelstunde auf Viertel­stunde berging, ohne daß der Angeklagte wieder zum Vorschein tam, und als dann Hausbewohner erschienen, hielt es der Schmierensteher für geraten, schleunigst die Flucht zu ergreifen. Der Angeklagte aber murde, in tiefem Schlafe liegend, vorgefunden. Er hatte vor der Tat, um sich Mut zu trinken, ein Glas Bier vertilgt, und da er Bier absolut nicht vertragen kann, war er von starker Schlaf­war geständig und bat nur fortgesetzt unter Tränen:" Bitte, sucht übermannt worden. Der von Reue überwältigte Angeklagte bitte, bringen Sie mich doch zum Militär, ich will alles wieder gutmachen!" Da der Angeklagte nach ärzt­lichem Gutachten zwar nicht unter§ 51 fällt, aber doch ein degene­rierter, pathologischer Mensch ist, so verurteilte ihn der Gerichtshof nur zu drei Monaten Gefängnis.

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Berantwortl. f. Politik: Dr. Franz Diederich, Berl.- Friedeuau; für d. übrigen Teil b. Blattes: Alfred Scholz, Neutöln; für Inserate: Th. Glocke, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderet u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co Gierzu 1 Beilage und Unterhaltungsblatt.

Berlin   SW.