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r. 151-1917

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Aus der Geschichte des Strohhutes.

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Die Ermüdung der Arbeiter.

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... Notizen.

Dienstag, 5. Juni

Von der Theaterkultur. Gegen das Vorgehen des Schußverbandes Deutscher Bühnenschriftsteller gegen den Theater­kulturverband erhebt das Mitglied May Grunewald in einer Zu­schrift an die Schaubühne Einspruch. Er meint, als rein genossen­ohne besonderen Auftrag- fich schaftliche Organisation habe er nicht politisch oder ästhetisch zu binden. Im Namen vieler anderer Mitglieder spricht sich Grunewald   gegen die Bekämpfung des Theater­

gründeten. Gegenwärtig beschäftigt die Industrie an diesem Drte, sich der Eintritt in die wärmere Frühjahrstemperatur um 20 bis der wenig mehr als 3000 Einwohner hat, über 2000 der Bevölkerung. 21 Tage. Die Verspätung im landwirtschaftlichen Sinne beruht Der Lohn ist zwar ein Hungerlohn, wennschon die Arbeit, wenigstens aber mehr auf der starken Abkühlung des Bodens in tieferen Lagen Es ist noch kein Jahrhundert her, daß der Strohhut, diese die der Frauen( die Zahl der Arbeiterinnen beträgt über 2000) in als auf der Außentemperatur, der von den Laien meist zu große Be­scheinbar so unentbehrliche Kopfbedeckung, in die europäische Mode den Freistunden gemacht und besonders zur Ausfüllung der langen deutung beigemessen wird. Hinsichtlich des Getreides und der Hülsenfrüchte feinen Einzug gehalten hat. Allerdings gehört die Flechtkunst zu Winterabende erledigt wird. Trotzdem ist auch inbetracht dessen der ist diese Frage nicht so fritisch, weil diese Pflanzenarten auch beiniedrigen den allerältesten Handfertigkeiten, und schon die Damen des alten Lohn so gering, daß Ende der achtziger Jahre ein allgemeiner Streit Temperaturen verhältnismäßig gut wegkommen, betreffs der Hack. Griechenland   und Rom   sollen Flechtwerk aus Binsen oder Strob ausbrach. früchte aber und der so überaus wichtigen Kartoffel muß man es gegen Sonnenstrahlen geschützt haben. Doch waren diese Hüte" Gegen die Wende des 18. Jahrhunderts begannen die Parise- als einen Vorteil betrachten, daß die Pflanzung spät einsetzte. in fünstlerischer Beziehung wohl nicht viel anders, als die Flecht- rinnen, Florentiner Hüte in Mode zu bringen, deren Form den Denn durch den langen Frost wurde niemand der Versuchung aus­werke, mit denen sich die Eingeborenen Südamerikas   den Kopf be- Schuten" der holländischen Fischerfrauen nachgeahmt war. Gleichzeitig gesetzt, die Kartoffeln zu früh zu pflanzen, die natürlich in den bedten, als die Spanier dorthin famen. Erst im 18. Jahr brang der Hut von Italien   nach Desterreich und Deutschland   vor, doch folgenden kälteren Tagen unbedingt hätten zugrunde gehen müssen. hundert hat sich eine wirkliche Kunst des Hüteflechtens heraus- wurde er vorwiegend von der ländlichen Bevölkerung getragen. Als So wurde an Saatgut gespart, und wenn das Wetter unicht einen gebildet und zwar in Italien  . Und noch heute ist der Begriff des die Königin Luise als besondere Kostbarkeit von ihrem Gemahl starken Strich durch die Rechnung macht, wird die Kartoffers Strohhutes, obgleich die Herstellung dieses Kleidungsstüdes selbst einen Florentiner Strohhut zum Geschenk erhielt, trug fie ihn nur sicherlich einer der bedeutsamsten Bunfte in unserer Ernährung verständlich eine weite Verbreitung erlangt hat, mit dem Gedanken während ihres Aufenthaltes zu Parez. Erst einige Jahre später trog der späteren Bestellung durchaus befriedigend ausfallen tönnen. an Italien   eng verknüpft. fam der Strohhut wohlgemerkt immer nur für Damen in Die spätere Bestellung ist auch darum nicht besonders schädlich, Die Strohhut- Industrie von Toskana   soll an 500 Jahre alt Mode, und in den fünfziger Jahren wurden in Deutschland   die ersten weil im Mai und Juni häufig Trockenheitsperioden eintreten, fein; eine große Entwicklung hatte sie sicher um die Mitte des großen Fabriken gegründet, und zwar hauptsächlich in Sachsen  , im die den durch frühe Bestellung bereits start entwickelten vorigen Jahrhunderts erreicht, und der Aufschwung nahm noch Schwarzwald  , auch in den schlesischen Webereidistrikten und vor Pflanzen infolge hoher Verdunstung verhängnisvoll werden können. weiter zu, als im Jahre 1758 ein gewisser Domenico Sebastiani allem in Lindenberg   bei Lindau  , die allerdings schon 1765 Insofern ist es direkt erfreulich, daß wir diesmal in die trockene Michelacci aus Bologna   die Entdeckung machte, daß man beim erstanden war und hundert Jahre später einen riesigen Beit mit einem noch nicht besonders kräftigen Pflanzenbestande Anbau des Getreides durch gewisse Mittel die Qualität des Strohes Aufschwung nahm. Auch im Elsaß   entstanden Strohhut fommen. Schließlich erörtert Kleine noch die Frage, wie bei Vor­zu verbessern vermöchte, indem das Stroh glänzender, weißer, bieg- fabriken. Von den Elsässer Hutfabrikanten verließen viele nach 1870 auslegung eines trockenen Jahres die Ernteverhältnisse bei später famer und auch reichlicher wird. Dieses auf besondere Art kultivierte ihren Wohnfiz und machten Frankreich   zum Zentrum der Strohhut Bestellung sich gestalten werden. Seiner Meinung nach wird die Getreidestroh nannte man aus unbekannten Gründen Reisstroh, ob- Industrie. Noch kein halbes Jahrhundert ist es her, daß auch das Gefahr, welche eine Trockenheit mit sich bringt, für Spätfaat nicht gleich es nicht das geringste mit der Reispflanze zu tun hat. Das männliche Geschlecht diese Kopfbedeckung angenommen hat, und wie größer sein können als für Frühsaat. bon Michelacci erfundene Verfahren zur Strohverbesserung gewann sehr sie beliebt ist, beweisen die verschiedenen Formen der Stroh­an Ausdehnung, und bald war das kleine Dorf Signa, wo es hüte, die man bald als sog. Butterblume, bald in Zylinderform zu zuerst erprobt worden war, der Mittelpunkt einer blühenden Pro- fehen bekommt. Sch. duktion. Der Großherzog Leopold interessierte sich besonders für die Industrie, die den Reichtum seines fleinen Staates förderte, und ließ ließ ihr jeden Schutz angedeihen. Im Jahre 1818 wurden durch die Fabrikation der Strohhüte in Toskana   Die englische Zeitschrift Jron Age"(" Das Eiserne Zeitalter") bereits 40 000 Menschen ernährt, 1822 war durch die gesteigerte bringt die Untersuchung von dem Profeffor der Physiologie Kent Nachfrage die Zahl der Arbeiter auf 80 000 gestiegen. Seit dem von der Universität Bristol   fiber die Ermüdung von Industrie­Jahre 1840 gelangte die Industrie noch zu einer weit mannig arbeitern zur Kenntnis. Die Untersuchung ist in hohem Grade be­faltigeren Entwicklung, indem man einmal für das Flechten der lehrend, weil sie fast zwei Jahre lang an 3000 männlichen und Hüte Maschinen anzuwenden begann und ferner dem Stroh Roß weiblichen Arbeitern während des Krieges ausgeführt worden sind. haar und Seide hinzufügte, um seinen Glanz zu verstärken und ihm Die Arbeiter wurden teils mit der Herstellung von Verbandstoffen, ben Zauber beliebiger Farben zu verleihen. Dieser Zweig der teils mit der Verfertigung von Munition beschäftigt. Profeffor Industrie wurde besonders in Fiesole   und Umgebung ausgeübt. Kent stellt ein Ergebnis an die Spize, das überraschend wirkt, Im Jahre 1867 wurde aus Amerika   eine Maschine eingeführt, die aber durchaus begreiflich ist. Nach seiner Feststellung hat nämlich Schutzverband wendet sich gegen jede Bevormundung des Schrifttums auch das Nähen der Hüte mit der Hand überflüssig machte. Das die Einführung von Ueberstunden nicht den gewünschten Erfolg, Nähen mit der Maschine wurde soweit vervollkommnet, daß das fondern führen tatsächlich zu einer im Verhältnis verminderten Barn ganz unsichtbar blieb, durch das die einzelnen Flechten Arbeitsleistung. Nach seiner Meinung müßte sogar der jetzt in aneinander befestigt werden. 1870 erhielt die Industrie durch die England vielfach durchgeführte zehnstündige Arbeitstag auf acht Einführung einer Presse zum Formen der Hüte einen neuen Auf- Stunden verkürzt werden, um eine Zunahme des Arbeitsertrages zu schwung. erzielen. Der immer wachsende Weltruf der Florentiner Strohhüte lockte Die Art, wie Professor Kent seine Feststellungen vorgenommen zur Nachahmung, und so gedachte die benachbarte Provinz der hat, war durch frühere Forschungen vorgezeichnet. Die Ermüdung Marken der toskanischen Industrie Konkurrenz zu machen. Diese eines Menschen läßt sich ermitteln durch Prüfung der Sinneswahr­Bemühung gelang allerdings insofern, als nunmehr eine geringere nehmungen, durch Messungen des Blutbruds und durch Bestimmung Sorte italienischer Strohhüte zu ganz billigen Preisen auf den Markt der Reaktionsfähigkeit auf äußere Reize, und solche Prüfungen gebracht wurde und das vornehme Florentiner Fabrikat schädigte, wurden an den Arbeitern vor Beginn und nach Schluß der Arbeit da nicht alle Käufer die gute von der schlechten Ware zu unter durchgeführt. Das außerdem schon erwähnte Ergebnis, daß die scheiden verstehen. Eine neue Konkurrenz bekam Florenz   in der deutschen   Nachtarbeit einen besonderen Grad von Ermüdung bewirkt, versteht Schweiz  , die heute den ersten Rang in der Kunst einnimmt, das sich fast von selbst. Außerdem waren die englischen Arbeiter am Stroh so zu flechten, daß Streifen bon gleichmäßiger Farbe ent- Ende der Woche stets stärker mitgenommen wie am Anfang eine stehen. Die deutsche Schweiz   führt gegenwärtig Strohgeflechte nach gleichfalls ziemlich selbstverständliche Offenbarung. Italien   aus, die als ein vorzügliches Produkt und als das Ergebnis einer wunderbaren Geduld angesehen werden müssen. Die Schweizer  verstehen es, dem Stroh gewisse Seidenfäden beizuflechten und dem Ganzen ein so glänzendes Aussehen zu geben, als ob es aus fchließlich aus Seide gearbeitet sei. Die Italiener haben natürlich versucht, die Schweizer   Arbeiten nachzuahmen, und feit 1896 gibt es in Montevarchi eine Fabrit, wo Damenhüte aus Seide und Baumwolle, mit Stroh vermischt, hergestellt werden.

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Der starke Mann.

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Die Einschiebung von Arbeitspausen   hält Dr. Kent für ein unzureichendes Mittel, um der Ermüdung zu begegnen. Wichtiger scheint die Ermittlung, daß ein Arbeiter gleich nach Beginn der Morgenarbeit nicht das Höchstmaß seiner Leistungsfähigkeit erreicht, sondern erst gegen Mittag. Daß auch seelische Einflüsse beim Arbeitsertrag mitsprechen, zeigt die Tatsache, daß der Sonnabend einen verhältnismäßig günstigen Ertrag liefert, vermutlich weil sich die Freude auf den Sonntag mit seiner Ruhe bemerkbar macht.

Späte Bestellung und Ernte.

fulturverbandes aus.

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" Der

Der Schußverband antwortet darauf, daß er die Mitglieder be fragen werde und rechtfertigt sein Vorgehen aus der Erkenntnis, daß die geplante Organisation der Konsumenten die Freiheit jeber fünstlerischen Produktion aufs äußerste gefährden werde. Schußverband wendet sich gegen jede Bevormundung des Schrifttums durch die breite Masse und macht dabei grundsäßlich keine Ausnahme gegenüber den sozialdemokratischen Gewerkschaften und Bildungs­ausschüssen, die sich, das bisherige Prinzip der Freien Volksbühnen verleugnend, den verhängnisvollen Absichten des Theaterkulturver­bandes anschließen würden."

Genosse H. Schulz hat hier bereits dargelegt, aus welchen Gründen er für seine Person dem Theaterkulturverbande beigetreten ist. Die Freien Voltsbühnen" haben unseres Wissens noch keine Stellung zu der Sache genommen. Jedenfalls kann man aber den Eifer des Schutzverbandes, seine Jungfräulichkeit durch Abstinenz zu be wahren, für einigermaßen übertrieben halten. Durch die starre Hervor­fehrung einer antidemokratischen Tendenz schadet er vollends seiner eigenen Sache. Selbstverständlich ist es das gute Recht aller Non­sumenten, sich die Theaterstücke auszusuchen, die sie für sich wünschen. Das geschieht in allen Volksbühnen und verwandten Bestrebungen schon längst und ist durchaus ein bisheriges Prinzip". Kein Schutz­berband kann daran etivas ändern. Oder wünscht er etwa eine Diktatur der Produzierenden?

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Der Nationalötonom Eugen von Philippo­bich ist in Wien   erst 59 Jahre alt gestorben. Er war zuvor in Freiburg   i. Br. tätig geweien und lehrte seit 1893 an der Wiener Universität  . Philippovich war ein gemäßigter Kathederiozialist Mengerscher Richtung; er hat sich auch als Politiker versucht durch Er hat eine die Stiftung einer ethisch- sozialen Professorenpartei. mannigfache sozial fruchtbare Tätigkeit in Desterreich entfaltet, war ein beliebter Lehrer und Verfasser eines gut lesbaren volkswirt schaftlichen Grundrisses( in 3 Bänden). Vorteilhaft zeichnete er sich durch wissenschaftliche Objektivität aus, die ihn die üblichen Jrrwege der Sozialistenbekämpfer meiden ließ.

Man verfertigt in Italien   auch Hüte aus Holz in solcher Voll­tommenheit, daß die Borten den Glanz und die lebhafte Schattierung ber Seide haben. Dazu wird das Holz einer Weidenart( Salix alba  ) benutzt, die an den Po- Ufern wild wächst, jezt aber in der Da besonders in der städtischen Bevölkerung allgemein die An Gegend von Cremona   und Verona   besonders angepflanzt wird. ficht verbreitet ist, daß eine der Hauptsorgen des Landwirtes darin- Die Fliegenbelämpfung ist in den Vereinigten Wenn die Baumstämme eine gewisse Stärte erreicht haben, werden besteht, zur Erzielung einer guten Ernte so zeitig wie möglich mit Staaten geradezu volkstümlich geworden und nimmt dort im Vors fie abgeschnitten, einige Jahre lang in feuchtem Sand vergraben, der Bestellung des Bodens zu beginnen, erscheint bei der diesjährigen frühling oft ganz phantastische Auswüchse an. So bot z. B. einmal. dann wird die Rinde abgeschält und der Stamm mittels einer Maschine Veripätung eine genauere Untersuchung dieser Frage sehr erivünscht. Das große Nashorn des Zoologischen Gartens in New York   einen in sehr feine Schnitte zerlegt, die in Wasser aufgeweicht und dann Diese Aufgabe unternimmt in sachverständiger Weise der Assistent höchst ungewöhnlichen Anblick, indem es ganz und gar in Fliegen­getrocknet werden, worauf sie in der Flechtarbeit verwendbar sind. Kleine in der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse. Vor papier   eingehüllt war. Eine besonders bei den Farmern verbreitete Diese Holzhüte waren 1830 in Paris   sehr Mode; sie sind viel allem gilt es, das Wetter im Spätherbst und Winter in Zeitung aus dem Dollarlande erschien eines schönen Tages statt billiger als die Florentiner Strohhüte und haben fast diefelbe den Kreis der Betrachtung zu ziehen. Da es im Jahre 1916 auf gewöhnlichem Papier auf Fliegenpapier gedruckt. Selbstver Wirkung. Der Mittelpunkt dieser Holzborten- Industrie ist Modena  ; feinen langandauernden Frost gab, brauchte man die Pflug ständlich fehlt es auch nicht an teilweise sogar ret vorbildlichen eigentlich soll sie bereits um das Jahr 1400 in dem Orte Cargi be- arbeiten nicht zu unterbrechen, so daß die Gespanne erfreulicher- gefeßlichen Vorschriften. Auch wurde der allgemeine Eifer für den gründet worden sein. Das Dorf Villabortolomes ist durch die Holz- weise verhältnismäßig geschont werden konnten. Im neuen Jahre Bernichtungskampf gegen die Fliegen durch Geldpreise angespornt Bortenindustrie aus größtem Elend errettet worden, indem einige trat zwar sofort bedeutender Frost auf, aber das gelinde Wetter des für die, die eine bestimmte Zahl von Fliegenleichen abliefern Menschenfreunde, um der Auswanderung nach Südamerika   zu steuern, Vorwinters hatte bereits für die zum Teil späte Saat vorteilhafte würden. Den Vogel schoß ein zwölfjähriger nabe ab, der für eine Gesellschaft mit dem bescheidenen Rapital von 9000 Franken Folgen gehabt. Durch die folgende lange Frostperiode verspätete 119 000 tote Fliegen 400 m. in die Tasche stecken konnte. Ihnen die Kameraden bedingungslos folgen. Unter vier Warum wollen Sie da nicht lieber vorher nachgeben und den Augen hätte Ihnen vorhin sowohl der Oberst als der Major Abend für die Beteiligten retten?" das Gleiche geraten, berlassen Sie sich darauf." Weil es jetzt nicht mehr darauf ankommt, ob das Eine schweizerische Offgiersgeschichte von Baul Jlg. Lenggenhager rümpfte verächtlich die Nase, doch irgend Fest gut oder schlecht verläuft, sondern darauf, daß ,, Entschuldigen Sie, in diesem Falle hat eine weitere etwas zwang ihn, dem sonderbaren Gemütsathleten Rede zu die Autorität gewahrt bleibt!" entgegnete Lenggenhager Unterhaltung über diesen Gegenstand keinen Zwed. Wenn stehen. Er ging wie am Schnürchen noch eine Weile neben erbittert. Ihnen die Offiziersehre nicht berbietet, mit einem Menschen diesem her. Die Autorität, die Autorität!" wiederholte Hösli ge zu verkehren, der eine Ohrfeige auf sich figen läßt und dann ,, Dann hätte ich den Herren gesagt, was ich Ihnen jetzt quält. Was für eine Autorität eigentlich? Die militärische? bem Kontrahenten nach Jahren feige in den Rücken fällt, so sage: Einer solchen Schlappheit bin ich nicht fähig. Eher Die kann deswegen doch nicht in die Brüche gehen. Die bestellen Sie dem Herrn, daß ich seinesgleichen nicht fürchte, banke ich ab, als daß ich nachgebe. Was schere ich mich Soldaten werden übermorgen ihre Pflicht genau so gut und sondern verachte." darum, ob sich morgen ein paar freche Sterle blutige Stöpfe gern erfüllen wie vorgestern. Dder zweifeln Sie daran?" Da sie gerade über den Bahnhofplay kamen, gab er sich holen. Mir scheint, Sie schäßen die Autorität, die hier auf Da der Gefragte nur unbestimmt die Achseln zuckte, fuhr den Anschein, verreisen zu wollen. Dazu ließ er die Sporen dem Spiele steht, recht billig ein. Ein solcher Standpunkt der Redner mit einem Schimmer Hoffnung fort: Bewahre, Ieise flirren, legte flüchtig die Hand an den Mützenschirm und schickt sich vielleicht für den Lehrer einer Töchterschule, aber da handelt es sich wieder einmal um so einen abstrakten Be­deutete durch seinen Blick an, daß zwischen ihm und dem nicht für einen Offizier." griff ohne Fleisch und Blut. In Wirklichkeit steht nicht das andern eine unverrückbare Scheidewand aufgerichtet sei. Es flang wie Spott und Hohn darüber, daß ein so geringste auf den Spiel, wenn Sie den kritischen Anspruch. Herr Hösli fühlte sich desgleichen bis an den Rand der sanftmütiger Kinderhirt auch noch den Ehrgeiz hatte, Soldaten- fallen lassen. Sie wollen doch nicht einem Gözen opfern Duldsamkeit getrieben. Ein scharfer Widerspruch schoß ihm erzieher zu sein. Was konnte man mit einem Gesellen an- oder ein Unfehlbarkeitsprinzip für Offiziere aufstellen?" mit einer Blutwelle durch den Sinn: daß ihm eine besondere fangen, dem jede Spur von Ritterlichkeit abging und dessen ,, Aber ebensowenig habe ich Lust, das Hohngelächter Offiziersehre unbekannt sei. Hingegen würde ihm die Ehre Humanität, auf die er so verzweifelt pochte, eine auffallende Ihrer Gesinnungsgenossen auf mich zu laden. Wenn es eines gebildeten Mannes nie erlauben, im Wortstreit die Faust Aehnlichkeit mit der sprichwörtlichen Affenliebe hatte? diesen so sehr um Ruhe und Frieden zu tun wäre, hätten sie

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gegen den Widersacher zu brauchen. Wenn sich ein Er- ,, Nein, Verehrtester," fuhr er in seiner herausfordernden ja bis auf weiteres das Maul halten können. Aber nein! machsener gar mit solcher Bubenarbeit brüste, so stecke er noch Art zu sprechen fort, mit Ihrer Tattit ist dem Pöbel nicht Es mußte mit aller Gewalt wieder eine Antimilitaristenheze Inietief in der Barbarei; da habe er noch keinen Schimmer beizukommen. Seien Sie unbesorgt. Wir werden die Bande vom Stapel gelassen werden. Die ahnungslosen Weinberger von der Ehre eines Kulturmenschen. Er ließ das bittere zur rechten Zeit heimschicken. In solchen Fällen bedient man Regimentsmusikanten! Wie wenn sie ihre Pauken und Bag­Urteil unausgesprochen, nicht etwa aus Furcht vor den Folgen, sich am besten der Feuersprize. Aber ins Mauseloch kriechen geigen mit Dynamit füllen würden, um die berühmte Schweizer  sondern weil er ahnte, daß er damit nur ein eisiges Hohn- wir nicht:" Freiheit in die Luft zu sprengen!" lachen ernten würde. Herr Hösli machte noch eine letzte Anstrengung. Pöbel?" Das gerade nicht, Herr Kamerad! Aber eine sym­" Lassen wir meine Ehre aus dem Spiel, Herr Kamerad!" Bande? Sehen Sie, darin liegt der Unterschied zwischen ptomatische Handlung könnte schon dahinter stecken. Es sollte fagte er, sich bis auf die Lippen entfärbend. Aber hören Ihrer und meiner Ansicht. Sie sagen Pöbel, und ich vielleicht ein Wint mit dem Zaunpfahl sein: Macht Ihr Sie mich eine Minute noch in Geduld an. Es ist mir, ehrlich fühle Brüder'. Diese Menschen handeln ja in aller Treue; uns jemals ernste Schwierigkeiten, so wißt Jhr, wo wir dann gesprochen, nicht um Ihre Person zu tun. Ich bitte Sie nur Revoluzzer sind es nicht. Sie wollen uns im Grunde nur an den anklopfen werden! Wenigstens gibt es Leute, die so etwas zu bedenken, daß morgen abend auf dem Marktplatz wahr- Bund mahnen. Wir sollen nichts tun, was dem Geist der Gemein- argwöhnen." scheinlich hunderte zusammenkommen, um Lärm zu schlagen und schaft widerspricht; auch den Schein der lleberhebung meiden. Weil Der Nierenprüfer tat zwar, als sei er selbst weit ent das Fest zu stören. Was daraus entstehen kann, wissen Sie so fie die Herren Offiziere( ob mit Recht oder mit Unrecht sei dahin- fernt von einer derartigen Befürchtung, und doch spürte gut wie ich. In einer solchen Versammlung gibt es immer gestellt) auf Abwegen vermuten, werden sie sich morgen ver- Lenggenhager fofort das Salzkorn der Ueberzeugung in dessen schlechte Elemente, die den Brand geflissentlich schüren und zu sammeln, Vaterlandslieder singen, pfeifen, johlen, vielleicht Rede. Er mußte laut herauslachen: Sagen Sie doch gleich Tätlichkeiten aufreizen. Und Sie können Sie die Ver- auch ein paar Scheiben einwerfen, bis sie eben ihren Willen Hochverrat. Darauf läuft die Rede doch hinaus. Wir wollen antwortung für dieses Mögliche übernehmen? Heute haben durchgesetzt haben. Ob Sie dann die Hydranten spielen lassen am Ende eine regelrechte Bartholomäusnacht veranstalten, Sie die Sache noch in der Hand. Wenn Sie sich entschlossen oder nicht das Fest wird jedenfalls gründlich verpfuscht den Bundesrat abſegen und die preußische Herrschaft protia; auf die Seite der Klugheit und Vorsicht stellen, werden sein. Auf diese Weise ziehen Sie sowieso den Rürzeren. Imieren!"

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( Forts. folgt.)