Einzelbild herunterladen
 

Nr. 193. 84. Jedyny

Abonnements- Bedingungen: Abonnements. Brets pranumerande Bierteljährl 8,90 RL, monatl. 1,30 RL wöchentlich 80 Bfg. fret ins Haus Einzelne Rummer 5 Bfg. Sonntags nummer mit illuftrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt 10 Big. Boſt bonnement: 1,30 Mart pro Monat Eingetragen in die Bost- Beitungs Breisliste. Unter Rreuzband für Deutichland und Desterreich. Ungarn 2,50 Mart, für das übrige Ausland

Mart pro Monat Bostabonnements nehmen an Belgien , Danemari, Holland , Italien , Luxemburg , Bortugal Rumänien, Schweden und die Schweis

Ericheint tägid.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

5 Pfennig

Der Anzeigenpreis

Beträgt f. bie fiebengespaltene Rolonel. gelle 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte Wort 20 Pfg.( zu­Täfftg 2 fettgedruckte Worte), jedes meitere Wort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 10 fg., jedes meitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Leuerungszuschlag 20%. Bolitische u. gewerkschaftliche Vereins anzeigen die siebengespaltene Kolonel geile 40 Bfg. Familienanzeigen 50 Pf. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Haupt- Expedition abgegeben werden. Geöffnet b.8Uhr früh bis 7 Uhr abeftds. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Reichstag .

Dienstag, den 17. Juli 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Berniprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Der neue Kurs.

Programmrede des Reichskanzlers am Donnerstag. Der Weltestenausschuß des Reichstags hat beschlossen, die nächste Sigung des Plenums auf Donnerstag nach­

mittag 3 Uhr anzuberaumen. Auf der Tagesordnung wird

Die Königliche Regierung fiebt fi deshalb veranlaßt, der Kaifer­lichen Regierung gegenüber einen entschiedenen Einspruch zu erheben gegen diesen ernsten Mißbrauch des Kurierprivilegiums und die Ver­legung des norwegischen Territoriums und sieht einer Aeußerung der Kaiserlichen Regierung entgegen.

Wirkung aufs Ausland.

"

Deutschland erleben, wird vom Kopenhagener Socialdemo Das Stück friedlicher Umwälzung, das wir jetzt in Darauf antwortet am 9. Juli die deutsche Regierung mit fraten" als ein Ereignis gewertet, das, wenn es auch in längeren Ausführungen, die in folgendem Bedauern gipfeln: größere Folgen haben werde, als die Revolution in Rußland . anderen Formen verlaufe, kaum geringere, vielleicht sogar die erste Lesung der Kreditvorlage( Fortsetzung) Die deutsche Regierung mißbilligt ausdrüdlich das stehen. Wenn möglich, soll die zweite und dritte Lesung am eigenmächtige und in teiner Weise zu rechtfertigende an diesem Greignis hat( während ihr abgespaltener Teil dazu Der hervorragende Anteil, den die deutsche Sozialdemokratie Donnerstag oder am folgenden Tage stattfinden. Weiter vorgehen der nachgeordneten Stelle und hat wegen dieses Miß nichts tut als räfonnieren), ist bekannt. Hier wird ein Stück werden neben der zweiten Lesung des Entwurfs betr. Wieder- brauchs des Kurierprivilegs ein disziplinarisches Ber - praktischer Arbeit für den politischen Fortschritt Deutschlands aufbau der deutschen Handelsflotte Petitionen auf die Tages- fandte in Kristiania beauftragt worden, der norwegischen Regierung barum sind noch nicht abgeschlossen, man tanu vielleicht sogar gegen die Beteiligten eingeleitet; auch iſt der deutsche Ge- und für die Wiederkehr des Friedens geleistet. Die Stämpfe ordnung gesetzt werden. deswegen das lebhafte Bedauern der deutschen Regierung zum Ausdrud zu bringen. Ferner ist Vorsorge dafür getroffen worden, sagen: sie haben erst begonnen, aber sie haben gut be­daß in Zukunft das von Berlin ausgehende Kuriergepäd im Aus- gonnen, und der kräftige Wille ist vorhanden, sie zu einem wärtigen Amte unter Verantwortung eines höheren Beamten auf guten Ende zu führen. Nicht alle find indes mit den Vorgängen in Deutschland feinen Inhalt geprüft wird. Was den Kurier selbst anlangt, so hat die deutsche Regierung Pressestimmen, die vom feindlichen Ausland zu uns herüber­so zufrieden, wie unser dänisches Bruderblatt. Aus den aus dem ihr vorliegenden Material die Ueberzeugung gewonnen, fchallen, tönt ein uns um so mehr bekannter Klang. Genau so daß er von dem Inhalt der in Nede ſiehenden Gepächſtüde Kennt wie der Großteil der französischen Presse zu den deutschen Er­Sennt- ſchallen, nis erhalten hatte. Es wäre ſeine Pflicht gewesen, dem Aus- eignissen hat sich bei uns die allbeutsche Presse zur russischen wärtigen Amte davon Meldung zu machen; da er dies unterlassen Revolution gestellt.

Am Freitag soll der Reichstag fich bis zum Sep. tember bertagen. Der Hauptausschuß und der Ver­fassungsausschuß werden vor der Vertagung teine Sigungen mehr abhalten; beide Ausschüsse werden aber vor dem Wieder­zusammentritt des Reichstags wieder zusammenkommen, um den Plenarsizungen vorzuarbeiten.

Am Donnerstag wird der neue Reichskanzler Dr. Michael is im Reichstage sein Programm entwickeln. Auch das von den Mehrheitsparteien beantragte Friedens. programm soll zur Beratung gestellt werden.

Die interfraktionellen Besprechungen der Mehrheitsvertreter gehen täglich weiter. Das Berl. Tagebl." bemerkt hierzu, es sei bei der immer noch gespannten politi­schen Situation nur zu begrüßen, daß die Mehrheit sich bei dem weiteren Gang der Dinge nicht ausschalten, lassen will, sondern es für selbstverständlich hält, zu allen aktuellen Fragen Stellung zu nehmen. Die Besprechungen haben naturgemäß bertraulichen Charakter, aber es könne gesagt werden, daß die Mehrheit des Volkes jedenfalls erwarten darf, daß sich der Reichstag bei dem gegenwärtigen Spiel der miteinander ringenden politischen Kräfte nicht in den Hintergrund drängen und die Stellung und das Ansehen des Barla­ments sowohl dem In- wie dem Ausland gegenüber wahren

mird.

Nachdem sich der Reichskanzler am Sonnabend mit den Vertretern der Reichstagsmehrhett besprochen, hat er am Sonntag auch eine Unterredung mit der Minderheit gehabt, wobei nach dem Lokalanzeiger" die beteiligten Herren, unter ihnen Graf West arp und Dr. Roeside, den günstigsten Eindruck" erhalten haben und auf das freudigste berührt"

gewesen sein sollen.

Die Nationalzeitung", die dem neuen Mann gleichfalls mpathische Worte widmet, meint in nationalliberalem Gifer, auch ihm werde nichts anderes übrig bleiben, als den Weg der Mittellini'e zu beschreiten.

Das wäre dann also Bethmann Hollweg II! Aber Herr Michaelis würde sofort beweisen, daß er aus der Geschichte nichts gelernt hat, wenn er den Mittelweg, auf dem sein Vor­gänger zusammenbrach, noch für gangbar halten würde. Wenn er in seinem Programm den Annexioniſten zu geständnisse machen wollte, so würde er gleich mit der ersten Rede dem Reich schweren Schaden zufügen und seine politische Mission zum Scheitern bringen. Hoffentlich ist er aber von

den vertraulichen Debatten des Hauptausschusses genügend

unterrichtet, um zu wissen, daß dort vom Annexionismus, der in der Deffentlichkeit noch ein Scheindasein fristet, nichts übrig geblieben ist. Als vorsichtiger Mann wird er sich der freundlichen Einladung, auf dieser Seifenblase eine Reise ins Blaue zu unternehmen, verschließen müssen.

Die Bombenaffäre von Kristiania.

tommen ist.

hat, ist er seiner Stellung als Kurier enthoben worden.

Beiter wird mitgeteit, daß die deutsche Regierung die Angelegenheit der Strafiustiz übergeben habe, doch wird gegen die( später wieder aufgehobene) Berhaftung des Sturiers in Norwegen Verwahrung eingelegt.

Bestritten wird, daß die bloße Durchfuhr und zeitweilige Einlagerung von Sprengstoffen eine Verlegung der nor wegischen Neutralität in ſich ſchließe, und es wird darauf hingewiesen, daß die Gegner Deutschlands große Mengen von Munition durch Norwegen durchführen.

Zum Schluß heißt es:

Wir haben die russische Revolution als ein geschichtliches Ereignis von unvergänglichem Wert begrüßt und aus ihr den. Ansporn genommen, mit nur noch vermehrter Willensstärke auch für die deutsche Demokratie einzutreten, wobei wir uns wohl dessen bewußt blieben, daß jedes Land seine be­fondere Tattit erfordert. Die Kurzsichtigkeit der Alldeutschen fah aber in der russischen Revolution nichts als eine militärtsche Chance, und während wir uns fragten: Was nützt sie dem Fortschritt, was nüßt sie dem Frieden?", fragten jene nur: Was nüßt sie zu unserem Sieg?"

Genau dieselbe furzsichtige Betrachtungsweise finden wir Die deutsche Regierung gibt sich der Hoffnung hin, daß die vorstehenden Mitteilungen die norwegische Regierung von ihrer iegt in einem großen Teil der französischen Preſſe den jetzt ernsten Absicht, gegen vorgekommene Verfehlungen mit allem Nach deutschen Ereignissen gegenüber. Man ist mit ihnen sehr un­drud einzuschreiten und eine angemessene Genugtuung zu geben, zufrieden, weil sich aus ihnen nicht die allermindeste Aussicht überzeugen werden, und daß in folgebeffen der von ihr ergibt, die deutsche Westfront über den Haufen zu rennen, fehr bedauerte Vorfall die freundschaftlichen Beden Weg zu einem militärischen Spaziergang nach Köln und ziehungen zwischen den beiden Ländern nicht Frankfurt a. M., nach Effen und Mannheim zu eröffnen und weiter beeinträchtigen wird. den Krieg mit einem Groberungsfrieden zu beenden. So wenig nun die russische Revolution zu dem Zwecke Der Achtstundentag in Finnland . unternommen worden ist, unseren Alldeutschen zu einem Petersburg, 15. Juli. Die Petersburger Tele- Triumph zu verhelfen, so wenig denkt ein Mensch in Deutsch­graphen- Agentur meldet aus Helsingfors , daß der finnische land daran, das Spiel der französischen Chauvinisten zu Landtag die Vorlage über den Achtstundentag in dritter zwar in den jüngsten Ereignissen ein Symptom der deutschen spielen. Und wenn die chauvinisusche Preſſe Frankreichs Lesung angenommen hat. Erschütterung sucht, um auf diese Weise die Kriegsbegeiste­den Gesetzenwurf über die Gemeindereform angenommen, teren Taten des deutschen Volkes schreit, so kann ihr in aller Im Laufe einer Nachtfizung hat der Landtag einstimmig auch rung neu zu beleben, auf der anderen Seite aber nach wei­Daß diese legislativen Ereignisse sich immitten eines bis auf- den Ruhe gesagt werden, daß ihre Stimmungsmache Schwindel ist Grund leidenschaftlich bewegten Boltes vollziehen, wird durch immer und daß auch die künftigen Zaten des deutschen Volkes ihr neue Nachrichten dargetan. Die Petersburger Telegraphen- Agentur feinen Anlaß. bieten werden, ein Jubelgeschrei auszustoßen. meldet gestern: Infolge der unter der Bevölkerung herrschenden Der Vergleich zwischen Rußland und Deutschland trifft Erregung, die mit den Landtagsverhandlungen über die Gesetz- auch insofern zu, als die Völker beider Länder leidenschaftlich entwürfe, betreffend den achtstündigen Arbeitstag und den Frieden wünschen, daß aber keines von beiden daran die Gemeindereform, im Zusammenhang steht ,, fand gestern in denkt, sich diesen Frieden auf Kosten seiner Zukunft und seiner einem Dorfe bei Abo ein blutiger Zusammenstoß Ohre zu erkaufen. Denn kein Volt, sei es noch so revolu wischen Arbeitern und Grundbefizern statt. tionär, fann daran denken, um der Revolution willen die Berteidigung aufzugeben. Gerade die Franzosen könnten aus ihrer sammenhang zwischen Revolution und nationaler Ver­teidigung ist,

3

Sieben Arbeiter wurden getötet.

Keine Trennung der Ukraine von Rußland . er eigenen Geschichte Ternen, wie eng vielmehr der Zu­

Nach einer Reutermeldung stellte Serensti in einer Ansprache an ukrainische Bauern, die er in diet hielt, die Errichtung einer föderativen russischen Repub in Anssicht. Die Petersburger Telegraphen- Agentur, meldet: Der Berkehrsminister Netrasom er tlärte bei seiner Rückkehr aus Riet Pressevertretern, der Rat der Utraine erftrebe nicht die Tremmung von Rußland .

1

Es fanm leicht sein, daß die Krise der inneren deutschen Politit noch nicht zum Abschluß gekommen ist, sondern daß sie sich nach kurzem Stillstand weiter entwickelt. Selbst der Fall ist denkbar, daß es dabei nicht immer mit jener voll­kommenen Ruhe abgehen möchte, die das hervorragende Kennzeichen der letzten Bewegung ist. Aber der Fall ist nicht denkbar, daß sich in Deutschland etwas ereignen könnte, was eroberimgsluftigen Feinden zum Vorteil dient.

-

Die vor einigen Tagen durch Wiener Blätter verbreitete Nach­richt, der ukrainische Zentralrat in Kiet habe eine selbständige Norwegisch- deutscher Notenwechsel. ukrainische Republik proklamiert und sich als ukrainische Republit Die Nordd. Allgem. Ztg." veröffentlicht nummehr den fonstituiert, erhält durch diese Aeußerungen der ruffischen Staats- Hoffen wir einfveilen, daß die Völker, hellhöriger als norwegisch- deutschen Notenwechsel, durch den die Bomben- männer eme beachtenswerte Grgänzung. Die Reise der Minifter ihre ehrgeizigen Militärpolitiker, die Zeichen der neuen Zeit affäre von Kristiania zu diplomatischem Austrag Austrag de- deutet darauf hin, daß die Lage in Südrußland bis zur Krise ge- in Deutschland auch besser zu deuten wissen werden. Sie diehen war, aber nach den jetzt ausgegebenen Aeußerungen scheint werden begreifen, daß die Entwicklung zur Demokratie wie Eine norwegische Note an Deutschland vom 28. Juni es gelungen, die Wege zusammenzuführen. Die russische Republit alle Länder so auch Deutschland erfaßt hat und daß sie hier besagt: bricht der Gefahr auseinandertreibender Dezentralisation die Spige unwiderstehlich fortschreitet. Nicht als ob wir alles hätten, Durch die Ermittelung der betreffenden norwegischen Behörden ab, indem sie das Ziel anstrebt, einen föderalistischen was wir wollen wir wissen selber, viel zu gut, was uns ist nachgewiesen worden, daß der Kurier der Kaiserlichen Regierung, Nationalitätensta a t zu begründen. noch fehlt wer aber will angesichts der neuesten Ereignisse bon Rautenfels, als solcher Bomben und andere Auf dieses Ziel richtet sich auch der Autonomiekampf der die Legende von der starren Autokratie noch aufrechterhalten? Sprengmaterialien nach Norwegen eingeführt hat. Utrainer ,. deffen Prinzipien auf dem am 24. Juni in. Siew tagenden Wer will noch, wie Wilson, behaupten, das deutsche Volk Die Bomben find in Privathäusern, zu welchen von Rauten, allutrainischen Truppentongreß, den die Vorläufige Regierung ver- tönne fich von seinen Fesseln selber nicht befreien und müßte fels und die anderen Mitschuldigen Zutritt hatten, aufbewahrt gebens zu hindern bemüht war, in, einer großen Resolution fest- die Gegner, die auf unsere Volksgenossen draußen mit worden, und den Ermittelungen zufolge ist anzunehmen, daß ein gelegt worden find. Diefe Resolution hob den Willen, mit Ruß- Tants und Gasgranaten eindringen, als seine Freiheits­Teil der Bomben schon benut, oder ein Versuch der Be- land verbunden zu bleiben, hervor und brachte zum Ausdruck, daß bringer begrüßen? Man mag dem deutschen Volt mit Recht nutzung gemacht worden ist. Die Aufschriften der betreffenden Um- das Ziel der Autonomie, für dessen Lösung die Vorläufige Regie- eine gewisse zur Gründlichkeit neigende Schwerfälligkeit nach­schläge bezeichneten als Absender bas Raiserlich Aus- rung unfähig fei, aus eigener Straft verwirklicht werden würde. Es sagen und an ihm den grandiosen Schwung der Aktion ver­wärtige Amt und als Empfänger die Kaiserliche Gescheint nun, daß die Ukraine den Erfolg buchen fann, bei der all missen, den auch wir an Romanen und Slawen ästhetisch be­fandtschaft in Kristiania . russischen Regierung zu Achtung vor ihrem Willen zu gelangen. wundern. Aber eine Berleumdung ist es, wenn man dem