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folgten. Die Ungunst der Witterung konnte indessen die Tefäswin» digkeit des Vormarsches nicht aufhalten. Unsere Truppen, die im Regen auf bloßer Erde biwakiert hatten, setzten mit gleicher Frische wie an den Vortagen den Vormarsch fort und treiben in alter Angrisfsfrische den Gegner vor sich her. Die Beute an Ge- schützen, Maschinengewehren, Minenwerfern, Panzerwagen, Schieß- bedarf und Kriegsgerät ist nicht zu übersehen. Auf dem Bahnhof K o z o w a wurden etwa IS Geschütze, im Walde südlich L i t i a t h n S Geschütze, Kaliber 28 bis 30 Zentimeter und ein Eisenbahngeschütz schwersten Kalibers erbeutet. Im befreiten Gebiet fielen den sieg- reichen Truppen, abgesehen von ungeheuren Lagern an Lebens- Mitteln, die reiche Ernte und große Mengen von Vieh in die Hand. Während die russischen Armeen im Südosten in breiter Front zurückweichen, verbluten sich weiterhin die in einem aussichtslosen Kampf vorgejagten russischen Divisionen südlich von S m o r g o n, bei K r e w o. südwestlich von Dünaburg   und bei Jacob- st a d t. Unter der Einwirkung unserer siegreichen Operation in Ost.  g a l i z i e n wurde am 23. auch die Front von den Karpathen bis zur Donau   unruhig. Ein in den Karpathen südlich der Säge von Neu-Jtzkany nach äußerst heftigem Zerstörungsfeuer vor- getragener feindlicher Jnfanterieangriff brach in unserem Ver» nichtungsfeuer blutig zusammen. Nördlich der B i st r i z und beider- seits La Catrinar heftige? feindliche? Artilleriefeuer, da? sich gegen Abend zu großer Wucht steigerte. Ein vorbrechendes Bataillon blieb in unserem Feuer liegen. Das gleiche Schicksal erlitten feindliche Angriffsversuche südlich des Susitatales, nördlich der O i t u z- stratze und des Pravila. An der rumänischen Front lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit, besonders in der Dobrudscha   und westlich der Donau  , wo es sich von 3 Uhr bis 3 Uhr 30 nachmittags zum Trommelfeuer steigerte. Russische   Angriffe erstickten in un- serem Abwebrteuer. Bei Branistea auftauchende feindliche Kaval- lerie wurde durch unser Artilleriefeuer gefaßt und zersprengt. Seit S Uhr vormittags des 24. Juli liegt Trommelfeuer an der Rimnicul- Mündung. Wien  , 24. Juli. Aus dem KriegSpresiequartier wird gemeldet: Tie Truppen setzten die Verfolgung de? weichenden Feindes bis spät in die Nacht fort. Sie sind im Besitze der Vorstädte von Tar- nopol. Die Flieger tragen viel dazu bei, die Verwirrung in den Reihen der Rusien zu vermehren, die bei jeder Annäherung eines Flugzeuggeschwaders Hals über Kopf nach allen Richtungen auSein- ander flüchten. Der Bahnhof von Tarnopol  , wo die Russen in aller Eile Kriegsmaterial einwaggonieren, wurde neuerdings auf« wirksamste mit Bomben belegt. Bis jetzt wurden im Ganzen 47 Geschütze erbeutet. Di« Gefangenen, die von allen Seiten den Sammelstellen zuströmen, konnten bi» jetzt nicht gezählt werden. Bei einzelnen Truppenkörpern zeigen sich die Fälle von Massen- d e s e r t i o n e n, so bei dem Gardercgiment W o l a n S k i, wa nicht weniger als 180 Mann desertierten, als es wegen Nichtbefol- gung des Angriffsbefehls aufgelöst und unter ander« Truppenkörper aufgeteilt wurde. Vielfach versuchten die Offiziere, ihre Mann- schaften zum Stehen zu bringen, indem sie ihnen ein Beispiel auf- opfernden Heldenmutes gaben, wodurch sich die schweren Offiziers- Verluste bei den Russen ergeben. Im Gros der 11. Armee lockern sich nach dem Meisterstoß bei Zborow die Verbände immer mehr. Die an ihren Südflügel anschließende 7. Armee ist bereits durch dies« Ereignisse in Mitleidenschaft gezogen. Auch ihre Front bröckelt ab. Die zwischen der Zlota-Lipa und dem Sereth   süd- wärts gegen den Dnjestr   vorstoßenden Truppen der Verbündeten sind kaum einen Tagmarsch von der Eisenbahnlinie Monasterzyska Buczacza entfernt. Unsere alten Stellungen westlich S t a n i s l a u sind wieder in unserer Hand. Auch die an den StaniSlau  -Becken anschließende Russenfront in den Wald- karpathen beginnt abzubröckeln. Dagegen griff der Russe und Ru- mäne weiter südwärts in der Dreiländerecke am TölgheS-Paß, dann zwischen Putna- und Easina-Tal vergeblich an. In Rumänien   er» stickten russisch  -rumänische Angriffe bereit« im Feuer unserer Ar- tillerie. Das eroberte Gebiet nördlich de« Dnjestr   ist fruchtbare 'chwarze Erde. ES ist zum größten Teil unangebaut. Auf den Feldern wächst jippiges Unkraut. Die eroberten russischen Stel- lungen lassen sich bezüglich technischer Ausgestaltung nicht mit den unsrigen vergleichen; sie sind vernachlässigt. Auch die Straßen sind ungepflegt. -» Berlin  , 21. Juli.  (SB. T. B.) Di« letzten französischen  Funksprüche unterschlagen den russischen Heeresbericht. Da- gegen gibt der Funkspruch Lyon   vom 22. Juli 8 Uhr vormittags über die russisch  « Lage in Ostgalizien   ein völlig entstelltes Bild. In diesem Funkspruch erklärt Lyon  , daß die Truppen de? Prinzen Leopold von Bayern südlich von Brody bis Sloczew zu einer sehr heftigen Offenswe übergingen, und fährt wörtlich fort:Der Kampf dauerte mehrere Stunden, dann wurden laut Bericht infolge Nichtausführung gewisser militärischer iSefehle, wodurch sich die Widerstandskrast der Russen als nicht ge- nügend beweist, drei Verteidigungslinien in einer Ausdehnung von mehreren Kilometern genommen. Doch muß hinzugefügt werden. daß durch die Ankunft eines durch die maximalistische Propaganda nicht berührten Regiment» die Lage wiederhergestellt wurde. Es bildete sich in der russischen Front nur eine Ausbeulung." Dieser entstellte Bericht Lyons muh dahin berichtigt werden. daß die gesamte russische   Front in Ostgalizien   vom Sereth   bis zu den Karpathen ins SBanken gekommen ist und der Russe sich i« einer Breite von 25st Kilometern im Rückzüge befindet. Der Ein- l> r u ch erfolgt« in einer Tiefe bis zu 80 Kilometern. Der russische Heeresbericht Petersburg   vom 23. Juli 2,30 Uhr nach­mittags gibt die Sachlage klar zu, indem er meldet:An den Quellen des Sereth von Zalocze bis Tarnopol   Gewehrfeuer, südlich Derczowica-Welko erbittertes Ardilleriefeuer des Feindes. Zwi- schen Sereth, Strvpa und Zlota-Lipa setzt der Feind die Offensive fort und besetzte die Orte Nastasow, Bieniawa, Uwic und Sla- wentyn. Der Stabschef einer Division, Generalstabsoberst Old, der den Truppen Befehle erteilte, wurde getötet." Die im russischen Bericht genannten Orte liegen 10 Kilometer südlich der Eisenbahn- linie Tarnopol-Kozowo-Brzezany.
der Krieg auf öen Meereo. Berlin  , 24. Juli. Reue U-Boots-Erfolge im Mittel- m e e r: 9 Dampfer und 7 Segler mit rnnd 35000 Tonnen. Darunter befanden sich der bewaffnete französische   Dampfer Minerva(952 Tonnen), der bewaffnete italienische Dampfer Fratelli Bianchi<3542 Tonnen) mit 4899 Tonneu Kohle vou Amerika   nach Italien  , die bewaffnete« euglische« Dampfer Wilberforo«<3974 Tonne«) mit Erzladung von Algier   nach England uud City of Cambridge  <3844 Touue«) mit Stückgut von Alexaudrieu nach Liverpool  . Der Chef des AdmiralstabeS der Marine.
Berlin  , 23. Juli. Amtlich. In de« nördlichen Sperrgebiete» wurden durch unsere U-Boote wiederum 8 Dampfer, 4 Segler ver- senkt; davon wurde ein Dampfer aus einem stark gesicherten Geleit- zug herausgeschossen. Die Ladungen der versenkten Schiffe bestanden, soweit sie festgepellt werden konnten, aus Kohlen, Holz und Lebens- mittel». Der Chef des AdmiralstabeS der Marine. 4° Stockhol«, 24. Juli. Nach dem Fahrzeugregister des schwedischen Kommerzkollegiums betrugen die bisher unmittelbar durch Kriegs- Verhältnisse hervorgerufenen Verluste der schwedischen Handelsflotte ungefähr 136 Fahrzeuge mit 125 900 Brutto-Register-Tonne», davon 94 Dampfer mit ungefähr 110 009 und 42 Segelschiffe mit zusammen 16 600 Brutto-Register-Tonnen. Die Hauptursache der Verluste waren Minen und Tauchboote. Die Verluste im Jahre 1914 be- trugen 9 Dampfer, 1916 22, 1916 31 Dampfer und in der ersten Hälfte 1917 bereits 46. » Die Pariser.Liberts" schreibt, die neuen großen U-Boote, die Deutschland   jetzt in Dienst zu stellen beabsichtige, bedeuten eine ernsthafte Gefahr für die Entente, der Charakter des U-Boot-KriegeS werde dadurch vollkommen verändert. Man müsse hoffen, daß die Entente Gegenmaßnahmen plane. Wieder ein Fliegerangriff auf England. London  , 22. Juli.<Neuter.) Amtlich. Ein Geschwader von 15 biS LI feindlichen Flugzeugen näherte sich helft« früh F e l i x t o w e und H a r w i ch und warf Bomben ab. Aber das schwere Feuer unserer Abwehrgeschütze zersprengte die feindlichen Gruppen und zwang sie zur Rückkehr über die See, wobei sie von unseren Flug- zeugen verfolgt und heftig bekämpft wurden. Aber bei schlechter Sicht war die Beobachtung sehr schwierig. Verluste bisher 8 Tote und 26 Verwundete. Nach einer späteren amtlichen Meldung betragen die Verluste bei dem Luftangriff 11 Tote und 26 Verwundete. Der Schaden ist, heißt eS in dieser Meldung, unbedeutend. Unsere Flugzeuge trafen einige nach Belgien   zurückkehrende feindliche Flugzeuge und brachten eins auf See, nahe der Küste, zum Niedergehen.
Kleine Kriegsnachrichten. Das Zwinguri der Uankees. Der Senat der Vereinigten Staaten   hat mit 81 gegen 6 Stimmen das Gesetz betreffend Ueber- wachung der Lebensmittel angenommen. Der Wortlaut unter- scheidet sich von dem vor etwa einem Monat angenommenen Ent- wurf des Repräsentantenhauses, gibt aber Wilson ausgedehnte Vollmachten, den Verkehr mit Lebensmitteln, Futter, mittel» und Brenn st offen zu regeln. Das Gesetz geht jetzt an einen gemeinsamen Ausschuß von Senat und Re- präsentantenhauS, um eine Einigung herbeizuführen. Erntebeschlagnahme in Schweden  . Di« schwedische Regierung hat die gesamte neue Ernte an Getreide, Erbsen, Bohnen und Zuckerrüben beschlagnahmt. Ferner werden vom 1. September ab alle noch vorhandenen alten Bestände an Getreide und Gemüse beschlagnahmt. Die A.- u. S.-Bertreter in London  . Reuter meldet gestern: Eine Abordnung der russischen Arbeiter- und Soldatenvertreter ist in London   eingetroffen. Die Abordnung ist dort Gast der Arbeiter- Partei. Sie wird in einigen Tagen nach Paris   weiterfahren. Finnland   und Rußland.  Politiken  " meldet aus HelsingforS  : Der Beschlutz über die Unabhängigkcitserklärung Finnlands   ist jetzt der russisch en Regierung zugestellt worden, aber nur zur Kenntnisnahme, nicht zur Auer- kennung. Rußland   wünscht in Finnland   eine Anleihe von drei- hundert Millionen aufzunehmen. Wahrscheinlich ist Finnland  bereit, 200 Millionen unter der Bedingung zu geben, daß eS dafür 66 Millionen Kilogramm Getreide erhält. Die Iren und der Friede. De Valera  , der am 11. Juli in East Clarg mit erdrückender Mehrheit gewählte Parlaments- kandidat der Sinn Feiner, erklärte in einer Rede in Dublin  (laut Times" vom 14. Julis: Die Iren werden für den blutbefleckten Union-Jack nicht kämpfen. Sie haben keine besondere Liebe für Deutschland  . Frankreich   oder ein anderes Land. Wenn aber eine fremde Nation ihnen die Hand entgegen- streckt, werden sie einschlagen, und die betreffende Nation darf dam» auf eine Gegenleistung Irlands  rechnen. Rücktritt Oberst GoctbalS. Einer HavaSnachricht zufolge mel­det derNew Dort Herald", daß Oberst GoethalS, der Gourverneur der Panama-Kanal-Zone  , zurückgetreten fei. Nene Dollaranleihrn. Reuter meldet aus Washington  : Ruß- l a n d hat eine neue Anleihe von 75 Millionen Dollar und Frank- re i ch eine Anleihe von 60 Millionen Dollar erhalten. Koltschak in amerikanischen   Diensten.Nowoje Wremja" meldet: Der Chef der Schwarzmeerflotte, Admiral Koltschak, hat ein Angebot der Vereinigten Staaten  , den Oberbefehl über die amerikanische   Flott« zu übernehmen, angenommen.
Ernst öaffermann. Ernst Bassermann   ist gestorben, der Führer der national- liberalen Reichstagsfraktion, kurz vor der Vollendung seines 63. Lebensjahres. Er war vor allem eine elegante Erschei- nung und sprach ganz angenebm, wenn auch nicht gerade fesselnd und packend. Er war nicht die stärkste Persönlichkeit seiner Partei und gewiß nicht ihr stärkstes Temperament. Er war so weit liberal, daß er nicht geradezu ein Reaktionär war, er besaß ein gewisses sozialpolitisches Verständnis, das scharf- macherischen Lockungen widerstand. Er war ein Gegner der lex Heinze und des Zuchthausgesetzes. Stärker als die liberale Seite seines Wesens war die na- tionale ausgeprägt. Bassermann war Nationalist, Jmperia- list, Rüstungssanatiker, ja, man muß das harte Wort aus- sprechen, Alldeutscher. Die Bluffpolitik Bülows hatte an ihm ihre stärkste Stütze. Die Reinheit der Absicht steht außer allem Zweifel, wir sind aber der Ucbcrzeugung, daß Bassermann seinem Vaterlande, das er liebte, sehr geschadet hat. Führer der nationalliberalen Reichstagsfraktion ist Bassermann deshalb geworden, weil es in den sogenannten nationalen Fragen in der Fraktion früher keine Mei- yungsvcrschiedenheiten gab, und weil er sonst, wo sich Gegen- sähe auftaten, ein Meister der verbindenden Formel war. Er hielt die schwerindustriellen scharfmacherischen Elemente der Partei einigermaßen im Zaum und beschwichtigte den Jung- liberalismus mit rednerischen Konzessionen. Zum Schluß seiner Parteitagsreden blies er dann gewöhnlich in die notio- nale Fanfare und gewann damit den Beifall aller. Er hinterläßt als Erbschaft eine kleine desorientierte Partei, die sich höchstens noch, unter Abstoßung ihrer reaktio- nären Elemente zu einem demokratischen Liberalismus hin-
überretten kann. Für einen NationaMberallsmus Basier» mannscher Prägung ist die Zeit vorbei. Bassermann war 1864 in Wolfach   in Baden   geboren, er studierte die Rechte und ließ sich in Mannheim   als Rechtsanwalt nieder. Dem Reichstag gehörte er seit 1893 an. 1898 wurde er an Bennig- sens Stelle zum Vorfitzenden der Reichstagsfraktion gewählt. Die Schwäche seiner Partei zwang ihn, von Wahl zu Wahl einen an­deren Wahlkreis aufzusuchen: 1893 Mannheim  , 1898 Jena  , 1904 Frankfurt a. O., 1907 Rothenburg  -Hoyerswerda  , 1912 Saarbrücken  , wo nun die burgfriedliche Neubesetzung des Mandats erfolgen dürfte.
Konservative Bekenntnis? e. Der Herausgeber derSüddeutschen konservativen Korrespon- derz" mahnt die Leitung der konservativen Partei unter Berufung auf seine langjährige selbstlose Parteiarbeit, sich nicht von Pluto  - kratischen Einflüssen umgarnen zu lassen: .... Daran darf ich heute wohl erinnern, wo man nicht übel Lust hat, den Standpunkt ernznnehmen, daß man ein w i r t- schaftlich oder gesellschaftlich Potenter oder aus dem mittelparteilichen Nationalliberalismus Uebergelaufener fein mutz, um in der konservativen Par- tei das Wort zu nehmen und eine Meinung zu äutzern, die von deroffiziell" festgelegten abweicht." Die jüngeren Herren der konservativen Partei, unter denen Herr Adam Röder leider den Typ des strebsamen Beamten zu er- wähnen vergessen hat, haben nach dem Herausgeber derSüddeut- schen konservativen Korrespondenz" die eigentlichen psychologischen Elemente der Entwicklungs- und Festigungsjahre des Reichskouserva- tismus nicht in sich aufgenommen. Ihnen wird folgendes an- mutiges Wörtlein in das Stammbuch geschrieben: Wenn ich von den jüngeren Herren im Reichstag spreche, so nehme ich die Herren v. Hehdebrand und Graf Westarp aus; auf ihnen und ihrem oft bewährten bedeutenden taktischen Ge- schick ruht noch immer meine Hoffnung, datz die konservative Partei die neue Zeit erfassen und sich der Umklamme- rung durch die Geld- und Weltanschauung des alldeutsch beeinflutzten Großkapitalismus der Schwerindustrie entziehe:» wird." Wenn Herr Röder die Abgeordneten Westarp und v. Heyde- brand zu den rühmlichen Ausnahmen rechnet, die sich der Um- klammerung durch das Großkapital entzogen haben, so folgt daraus, daß dieses schmückende Beiwort nicht auch von denmeist jüirgeren Herren" gilt, die doch die ungeheure Mehrheit in der konservativen Partei und den konservativen Fraktionen sind und den Ton an- geben trotz Heydebrand und Westarp. Aehnlich wie der Bibliothekar des Herrenhauses Thimme warnt der Herausgeber derSüdd. konservativen Korrespondenz" seine Parteifreunde durch störrischen Widerstand gegen die demokratische Welle eine revolutionär intendierte Experimentierlunst herauzu- fordern.Die konservativen Männer, die solches dennoch wagten, sind wohl stark, aber gewiß ni cht im Geist." Und dann heißt eS: Das gleiche Wahlrecht ist der natürliche Ausdruck einer neuen Gesellschaftsgliederung, die sich gesellschaftssittlich auf den Standpunkt gestellt hat, daß der Besitz Wirtschaft- l i ch e r Machtmittel nicht zum Ausgangspunkt einer differen- zierten Machtbewertung bei politischen Wahlhandlungen ge- macht werden dürfe. Auch der Konservative trnrd mit solchen Neuformulierungcn rechnen müssen; stellt er sich trotzig in die Ecke, so geht die Entwicklung über ihn weg und diese ent- behrt dann die so notwendige Modulierungsarbeit, die sich aus der nüchternen lonservativen Auffassung auch der motorischen Umwandlungskräfte ergibt." Werden die um Heydebrand und Westarp, Reventlotv und Grcvefe dieses Gebot der Stunde, diesen Mahnruf eines Parteiveteranen hören oder werden sie in schnöder Kleingeisterei, tws Versprechen des Königs zu korrigieren und das gleiche Wahlrecht für Preußen umzufälschen suchen? Sie sind gewarnt! Mögen sie hören!
Letzte Nackrichten. Lloyd George   abermals über Englaads Kricgszicle. Amsterdam  , 24. Juli. DaSAlgrmecn Handelsblad" meldet aus London  , daß Lloyd Yleorge in einer öffentlichen Ver- sammlung in Queenshall anläßlich des Beginns des vierten KriegSjahreS am 4. August eine Rede halte» wird, in der er die KriegSziele Großbritanniens   darlegen wird.
Die Kanzlerrcdc im amerikanischen   Senat. Washington  , 24. Juli.  (Ronter.) Senator Lewis erklärte bezüglich der letzten Rede Michaelis', sie sei eine direkte Ein­ladung an die Vereinigten Staaten  , ihren Ein- flutz zugunsten des Friedens geltend zu machen. Man glaube, daß die Mittelmächte geneigt seien, einen Frieden ohne Sieg anzunehmen. Senator Lewis sagte, als er gefragt wurde, ob die Bemerkung des Kanzlers, daß die fortgesetzte Ver- Wendung der U-Boote die Alliierten auf die Kniee zwingen werde, wie ein Friedensangebot aussehe, er habe aus der Lektüre der Rede den Eindruck erhalten, daß Deutschland   sich mit der Wieder- Herstellung des Standes vor dem Kriege begnügen würde. Se- nator B o r a h fragte, ob Senator Lewis die Frage der z u k ü n f- tigen Regierungsform in Deutschland   in Betracht ge- zogen habe. Er, Borah, glaube nicht, daß Deutschland   bereits eii»en Punkt erreicht habe, wo es ausländischen Einflüssen gestattet werde, ihm die Form seiner Regierung vorzuschreiben. Lewis antwortete: Die russische Revolution hat in Deutschland   großen Eindruck gemacht. Es ist meine Ueberzeugung, daß in Deutsch­ land   bereits Einflüsse im Werke sind, die Anlaß zu großen inneren Reform en sein werben.
Russischer Heeresbericht vom 23. Juli. Westfront: Südwestlich von Dünaburg   wechselseitiges Ar- tilleriefeuer. In der Richtung auf Wilna  , in der Umgegend des Dorfes K r e w o und weiter nördlich grisfen unsere Truppen den Feind an und besetzten einen Teil seiner Stellungen südlich des Abschnitts von Tgary und Nogorische, indem sie an einzelnes Stellen bis zu einer Tiefe von 3 Werst in die feindlichen Stellungen vordrangen und mehr als 1060 Deutsche   zu Gefangenen machten. Auf den Ausbau des etwaigen Erfolges beginnt der Mangel an S t a n d h a f t i g k e i t und die m o r a l i s ch e S ch w ä ch e eini­ger Truppenkörper Einfluß zu gewinnen. Hervorzuheben ist das tapfere Verhalten der Offiziere, welche in Massen sterben, indem sie ihre Pflicht erfüllen. Am oberen Sereth von Zalocze bis Tarnopol   Feuerwechsel. Südlich von Tarnopol   in der Ilmgegend von Berczovitza und Pelka führt der Feind heftiges Geschützfeuer aus. Zwischen den Flüssen Sereth  , Strhpa und Zlota Lipa setzte der Feind die Offensive fort und besetzte die Dörfer Nastasow und Aeseniawa an der Strypa und dem Slawen- tinbach. Der Chef des General st abs der Division, Oberstleutnant Dold, welcher die Ordnung unter den Truppen wiederherzustellen versuchte, wurde ge- tötet.