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Nr. 206.

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Telegramm- Adreffe: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplág, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 30. Juli 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplay, Nr. 151 90-151 97

Fortschritte überall in Oft- Galizien  .

Durchbruch bei Horodenka östlich Kolomea Kuty südlich Kolomca genommen

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Bei Husiatyn verließen die Russen Ost­ galizien   Kämpfe im Oitoztal Ar­tillerieschlacht in Flandern   Englische

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Angriffe bei Monchh- An der französi­ schen   Front zunehmende Gefechtstätigkeit. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 29. Juli 1917,( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Die Artillerieschlacht in Flandern   tobte gestern vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein ununterbrochen. Die ar­tilleristische Kraftentfaltung stellt das Höchstmaß an Maffen­wirkung in diesem Kriege dar.

An mehreren Stellen des Schlachtfeldes löften eigene und feindliche Vorstöße örtliche erbitterte Infanteriekämpfe aus.

Bom Kanal von La Baffée bis auf das Südufer der Scarpe  steigerte sich am Abend die Feuertätigkeit; nachts öftlich von Monchy vorbrechende Angriffe englischer Bataillone brachen verlustreich zusammen.

Auch bei Offus, nordwestlich von St. Quentin, blieben eng­lische Teilangriffe ergebnislos. ibid muk di

Heeresgruppe Deutscher Kronprins Eine Zunahme der Gefechtstätigkeit wurde längs des Chemin- des- Dames, in der Champagne und an der Maas  

fühlbar.

Südöstlich von Ailles griffen die Franzosen morgens ein­mal, am Abend dreimal mit starken Kräften an. Ein kölnisches Regiment wehrte in oft bewiesener Standhaftigkeit sämtliche Angriffe des Feindes in hartem Nahkampf ab.

Die Flugtätigkeit war außerordentlich rege, besonders an der flandrischen Front.

Es wurden 35 feindliche Flieger abgeschossen. Oberleutnant Doftler rieb an der Spize seiner Jagdstaffel ein Geschwader von 6 gegnerischen Flugzeugen auf und errang selbst den 20. Luftfieg. Oberleutnant Ritter von Zutschet schoß seinen 19. und 20. Gegner im Luftkampf ab.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Heeresgruppe des Generalobert v. Boehm-

Ermolli.

In Oftgalizien find die Russen beiderseits von Huflatyn hinter die Reichsgrenze zurückgegangen.

Unsere Korps haben den Zbrucz erreicht, andere nähern sich der Einmündung des nördlichen Sereth in den Dujeftr.

Zwischen Dnjestr   und Pruth   stellten sich russische   Nachhuten füdöstlich von Horodenka zum Kampf. Kraftvoller Angriff burchbrach ihre Stellungen.

Die Verfolgung geht auf beiden Dnjestr  - Ufern weiter.

Ober- und

Front des Generalobert Erzherzog Jofeph. Im Czeremosz- Tal wurde Kuty genommen. unterhalb der Stadt ist der Uferwechsel in Ausführung. Im Gebirge drängen unsere Divisionen kämpfend dem Feinde über die Straße Schipoth- Moldawa Suliza nach. Südlich des Djtoz- Tales wurden starke russische   Angriffe gegen den Mgr. Cafinului zurückgeschlagen.

An der oberen Putna führten wir die vorgestern begonnenen Bewegungen durch.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Am Nordhang des Bergblocks Odobesti scheiterten feindliche Vorstöße. In der rumänischen Ebene nur schwaches Feuer. Mazedonische Front.

Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin  , 29. Juli 1917, abends. Seit Mittag in Flandern   wieder stärkster Feuer­kampf. In Ostgalizien   Fortschritte am Zbrucz  , Dujestr, Pruth   und Czeremosz.

Der österreichische Bericht. 2ien, 29. Juli 1917.( W. T. B.) verlautbart:

Amtlich wird

Deftlicher Kriegsschauplah.

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An der oberen Putna werden die durch den Drud des Gegners notwendig gewordenen Bewegungen vollführt. Nörd­lich des Casinu Tales schlugen unsere Gebirgstruppen mehrere Angriffe ab. In der südlichen Bukowina und im Tomnatic- Gebiet entrissen wir dem Feinde Höhe um Höhe. Die verbündeten Divisionen dringen über das obere Moldava- Tal und gegen Schipoth, an der Suczawa   vor. Kuth ift in unserem Befit. Nordöstlich davon wurde in der Nacht der Ort Russisch- Canilla erstürmt. Der Czeremosz wird über­schritten. Auch östlich von Horodenta war russischer Wider­stand vergeblich; die feindlichen Linien wurden durchbrochen.

Jenseits des Dnjestr   erstreckte sich die Verfolgung über die Höhen nördlich von 3 ale sczyki und bis an den Zbrucz­Abschnitt bei Husiatyn, wo der Gegner über die Reichs­grenze zurüdgewichen ist.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Italienische Flieger suchten Jdria zum dritten Male mit Bomben heim. Ein Einwohner getötet, einer schwer verwundet. Balkan  - Kriegsschauplah.

Nichts Neues.

Der Chef des Generalstabes.

Rußland und der Frieden.

Die Enthüllungen, die der deutsche Reichskanzler über die geheimen Eroberungsverträge der Entente gemacht hat, können troß der schweren inneren Wirren in Petersburg   nicht unbeachtet bleiben. Sie gestatten kein Aus­weichen mehr, sie stellen die auswärtige Politik Rußlands   vor eine letzte folgenschwere Entscheidung.

Was will, was fann Rußland   für den Frieden tun? Als Kerenski   die neue Offensive gegen die deutsche   Ostfront unter­nahm, tat er es nicht, wie eine oberflächliche Auffassung in Deutschland   meint, als Söldling der Entente, sondern er tat es in der Erwägung, daß nur ein militärisch aftionsfähiges, seine Bündnispflichten erfüllendes Rußland   imstande sei, im Nat der Verbündeten erfolgreich für die Friedenspläne der russischen   Revolution zu wirken. Und so bedeutet die mili­tärische Niederlage Rußlands   militärisch zwar die Schwächung eines unserer Gegner, politisch aber die Schwächung eines Anhängers des von uns gewollten Weltfriedens.

Jezt steht Rußland   vor der Wahl, entweder wirklich der Landsknecht   der Entente zu werden, der es, zum mindesten seit dem Sturz des Zarismus, nicht gewesen ist, oder aber durch. eine letzte Anspannung seines politischen Willens eine ent­scheidende Tat für den Frieden zu tun. Diese Tat ist aber nur dann möglich, wenn es seine Bundespflichten nicht be­dingungslos erfüllt, sondern ihre Erfüllung an bestimmte Be­dingungen fnüpft.sdsr

Ein Bundesgenosse, der bedingungslos Bundes­genosse der anderen bleibt, ist immer ihr Stlave. Machen wir uns das an ein paar möglichst phantastisch gewählten Bei­spielen klar. Nehmen wir an, Desterreich würde heute er­flären, es führe Krieg bis zur Wiedereroberung Venetiens  und der Lombardei  . Wenn nun Deutschland   dazu er­flärte: Ganz einverstanden, wir fämpfen, bis Venetien   und die Lombardei   wieder österreichisch geworden sind" wäre dann nicht Deutschland   Desterreichs Sflave?

Oder: Deutschland   würde verlangen, der Krieg müsse so lange weitergeführt werden, bis die Gegner sich mit der Ein­berleibung Belgiens   in das Deutsche Reich   einverstanden er klärten, und Desterreich sagte dazu: Ganz recht, also kämpfen wir so lange, bis Belgien   deutsch   geworden ist" wäre dann nicht Desterreich der Sklave Deutschlands  ?

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Wenn nun aber Rußland   in Erfüllung seiner Bündnis­pflichten weiterfämpfen soll, bis die phantastischen Ziele des enthüllten Geheimvertrages erreicht sind, ist dann Rußland  nicht der Sklave der Westmächte?

Das verhängnisvolle Bündnissystem, das den öster­reichisch- serbischen Krieg zu einem Krieg aller fünf Erdteile gemacht hat, wirft jebt friegsverlängernd. Derjenige Staat, der am kriegslustigsten ist, der seine Eroberungsziele am weitesten steckt, hat die Führung. Und die anderen zappeln hilflos hinterdrein-- in treuer Erfüllung ihrer Bündnis­pflichten".

Es gäbe für kein Bolt ein Entrinnen aus dem Nez eines enigen Koalitionsfrieges, wenn nicht jedes das Recht hätte, seinen Verbündeten eines Tages zu sagen: Bis hierher und weiter nicht!.

Der Termin der internationalen wendigkeit eines zweiten außen- und innerpolitischen Auſturms pflichtet sind, ist in Bündnisverträgen gezogen, die,

sozialistischen Konferenz.

Stockholm  , 29. Juli.  ( Eigener Drahtbericht des Borwärts". Der Vertreter des holländisch- skandinavischen Bureaus Huys mans und der Arbeiterratsdelegierte Ro.  sanoff, der auf vierzehn Tage nach Petersburg   geht, er­klären bestimmt, die internationale Konferenz be­ginne sicher wenige Tage nach Mitte August.

Erfolge der Sozialdemokratie.

Jm Tag" veröffentlicht der Führer der Freifonser­vativen, Frhr. v. 3edlip, einen sehr übellaunigen Bilanz"-Artikel über die Ergebnisse der lezten Krise. Darin führt er u. a. aus:

mit unangenehmen Begleiterscheinungen im Falle der Not­wurden wirkjam durch dunkte mündliche Andeutungen unter­stüßt. Als Haupttrumpf wurbe selbst die Möglichkeit der Ab­lehnung des Kriegskredits durch die sozialdemokratische Fraktion ausgespielt. So kam es zu der Krisenstimmung.

Es ist interessant, wie Herr v. 3edlig die Dinge sieht. Er war stets der Mann der schlauen Taktik, der flugen, fleinen Mittel. Und so glaubt er auch die Erfolge der Sozial­demokratie auf taktische Geschicklichkeiten zurückführen zu fönnen: er übersieht völlig, daß eine Entwicklung im Sinne der sozialdemokratischen Politif einfach in der Notwendigkeit der Zeitumstände liegt, und daß sie weit über das bis her Erreichte hinausgehen muß, troß aller Pfiffigkeit, die fie aufzuhalten vergebens bemüht ist.

Stürmische Marinedebatte in Paris  .

"

Die Grenze, bis zu der die Völker mitzukämpfen ver­soweit sie veröffentlicht sind, sämtlich sich darauf beschränken, die Pflicht gemeinsamer Verteidigung festzulegen. Dar­über hinaus gibt es, wie jetzt festgestellt ist, Geheimberträge, durch die sich die Staaten der Entente zu gemeinsamem Vor­gehen bis zur Erreichung bestimmter Eroberungsziele ver­pflichtet haben.

Für das revolutionäre Rußland   liegen die Dinge somit so, daß es verpflichtet ist, seine Bundesgenossen im Westen vor feindlichen Eroberungsabsichten zu schüßen, daß es aber nicht verpflichtet ist, für Eroberungsziele dieser westlichen Bundesgenossen mitzufämpfen. Ist einmal durch eindeutige Erklärungen oder noch besser: wäre durch irgendwelche Verträge festgelegt, daß sich Deutschland  , wie immer der Kriegsausgang sein möge, jedes Eingriffs in den Besitz und die Freiheit der Westgenossen Rußlands   enthalten würde, dann hätte Rußland durch Her­

Im übrigen hat von den Parteien, die sich im Verfassungs- In der französischen   Kammer gab es am Sonnabend eine beiführung solcher Erklärungen oder durch den Abschluß ausschuß zusammenfanden, weitaus am besten doch die sosial- erregte Debatte über die Festsetzung des Beratungstags für die folcher Verträge seine defensiven Bündnispflichten er­demokratische abgeschnitten. Herr Scheidemann hat sich in Marine- Interpellationen. A erguesec gab dem Marineminister füllt und ihm wäre der letzte Grund genommen, auf der Seite der Reichstagsrede vom 19. Juli geradezu als Sieger ge­geben. Nicht mit Unrecht, denn die Sozialdemokratie hat schuld an dem Untergang des Kleber  ". Meunieur Surcouf sagte, der Alliierten weiter mitzufämpfen. Ein solches Rußland  , das den Erfolg der Defensive seiner neben der Bekehrung der preußischen Regierung er habe auf seiner lebten Besichtigung der Westfront Feststellungen zum gleichen Wahlrecht vor allem den Triumph des gemacht, die er zur Kenntnis der Kammer bringen müsse. Minister- Verbündeten vertraglich zu sichern bestrebt wäre, darüber hin­Scheidemann- Friedens im Reichstage erreicht.... präsident Ribot, der wiederholt eingreifen mußte, erklärte: Wir aus aber eine Unterstüßung der Alliierten in der Verfolgung Darüber lassen die von giftigem Brotneide zeugenden müssen nächste Woche wichtige Besprechungen mit den Führern der imperialistischer Machtziele energisch verweigerte, wäre ein Anwürfe des Redners der unabhängigen Sozialdemokraten in alliierten Regierungen haben, wie bereits vergangene Woche. wirklicher Vorfämpfer des Weltfriedens. Und ein solches der Friedensdebatte feinen Zweifel. Der Erfolg ist auch nicht Unsere Verantwortung ist schwer und wird immer schwerer. Ich Rußland   müßte auch uns Deutschen   lieber sein, als ein durch unverdient, die Sozialdemokraten haben ihn zielbewußt mit un- übernehme fie voll und ganz." Schwäche ziellos gewordenes Rußland  , das den Krieg hoff­verkennbarem Geschick vorbereitet. Sie haben die Nervosität der Die Beratung wurde schließlich, dem Wunsch der Regierung nungslos von Niederlage zu Niederlage weiter fortschleppt. Endwochen des Erntejahres, von der auch der Reichstag   angesteckt Also, unser Intereffe, das deutsche Friedensinteresse war, planmäßig zur Höchstspannung gesteigert. Scheide entsprechend, mit 281 gegen 183 Stimmen auf einen unbestimmten manns Drohung mit der Revolution und die bes Borwärte" Termin vertag fordert fein Rußland  , das immer tiefer, rettungsloser in das