Einzelbild herunterladen
 

Nr. 213.

5 Pfennig

Abonnements- Bedingungen: Abonnements Preis pränumerando. Vierteljährl. 3,90 Mr. monatl. 1,30 ML. wöchentlich 30 Bfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg. Post­Abonnement: 1,30 Mart pro Monat. Eingetragen in die Post Zeitungs Breisliste. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  2,50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mart pro Monat. Postabonnements nehmen an Belgien  , Dänemark  , Holland  , Italien  , Luxemburg  , Portugal  , Rumänien  , Schweden   und die Schweiz  .

Ericheint täglich.

=

Montagsausgabe

Vorwärts

5 Pfennig

34.Jahrg.

Der Anzeigenpreis

beträgt f. die fiebengespaltene Rolonel geile 60 Pfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedrudte Wort 20 Pfg.( zu lässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20% Bolitische u. gewerkschaftliche Vereins­anzeigen die siebengespaltene Kolonel zeile 40 Pfg. Familienanzeigen 50 Pf. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Haupt- Expedition abgegeben werden. Geöffnet b.8Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 6. August 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97

Der Wechsel in den Regierungsitellen.

Die neuen Männer.

Offizielle Lifte.

Die Umbeseßung der Staatssekretär- und Ministerstellen im Reich und in Preußen ist nunmehr abgeschlossen. Sie voll­zieht sich nach amtlicher Mitteilung in folgender Weise:

Das Auswärtige Amt übernimmt an Stelle Dr. Zimmermanns der bisherige Botschafter in Konstantinopel  , Frhr. v. Kühlmann.

Dr. Helfferi ch bleibt Reichskanzlerstellvertreter. Das Reichsamt des Innern behält er jedoch nur bis zu dessen bevorstehender Teilung in eine politische und in eine wirtschaftliche Abteilung bei. An die Spitze der politischen Abteilung tritt Oberbürgermeister Wallraf. Köln  , an die Spike der wirtschaftlichen Oberbürgermeister Schwander- Straßburg i. E., beide zunächst als Unter­staatssekretäre. Nach erfolgter Verselbständigung der Abtei­lungen rücken sie zum Rang von Staatssekretären auf.

Das Reichsjustizamt übernimmt an Stelle Dr. Liskos der nationalliberale Vizepräsident des preußischen Ab­geordnetenhauses Dr. v. Krause.

An die Spize des Reichspostamts tritt an Stelle Kractkes der bisherige Präsident der Kgl. Eisenbahndirektion Berlin, Otto Nüdlin.

Das Reichs ernährungsamt übernimmt als Staatssekretär Herr v. Waldow, bisher Oberpräsi­dent von Pommern  . Ministerialrat v. Braun und Dr. August Müller werden ihm als Unterstaatssekretäre bei­gegeben. Herr v. Batocki scheidet damit aus dem Amte.

Zum Chef der Reichskanzlei ist der Landrat v. Gräbe. nit ernannt worden.

*

In Preußen wird für Beseler der Vizepräsident des Reichstags Spahn Justizminister.

Das Landwirtschaftsministerium übernimmt an Stelle des Frhr. v. Schorlemer der bisherige Landeshaupt­mann von Pommern Eisenhart- Rothe.

An die Spike, des Ministeriums des Innern tritt für Herrn v. Loebell Unterstaatssekretär Drew 3. Das Kultusministerium wird mit dem neuen Ministerial­direktor Dr. Friedrich Schmidt besetzt( bisher v. Trott zu Solz).

Auch der Finanzminister Lenke tritt zurüď. wird durch den bisherigen Regierungspräsidenten von Oppeln  , Herrn v. Hergt, ersetzt.

Diese nunmehr endgültig feststehende Liste ent­spricht in der Hauptsache der von uns gestern mitgeteilten vorläufigen. Der Straßburger Oberbürgermeister Schwan­der, dessen Ernennung eine Ueberraschung ist es hieß, er habe abgelehnt, gilt als einer der tüchtigsten deutschen  Kommunalpolitiker. Auch Herr Spahn sollte wegen Alters und Krankheit abgelehnt haben, er hat aber nun doch ange­nommen. Neu sind ferner in der Liste Herr Rüdlin, der Staatssekretär des Reichspostamts, und Herr Eisenhart­Rothe, der neue Landwirtschaftsminister.

Sämtliche neu ernannte Staatsminister haben die Verpflichtung übernommen, für die Ausführung der Wahlrechtsbotschaft einzutreten, die Preußen das gleiche Wahl. recht verheißt.

Die Teilung des Reichsamts des Innern. Ueber die Teilung des Reichsamts des Innern wird noch amtlich gemeldet:

Aus dem Reichsamt des Innern soll ein Reichswirt. schaftsamt ausgeschieden werden, dem die Handels. und Wirtschaftspolitik sowie die Sozialpolitit zufallen und das mit je einem Unterstaatssekretär für diese beiden großen Gebiete ausgestattet werden soll.

Dem verkleinerten Reichsamt des Innern verblei­ben neben den innerpolitischen auch militärische, kulturelle und wissenschaftliche Angelegenheiten. Die erforderlichen neuen Stellen sollen durch einen in der nächsten Tagung dem Reichstag vorzulegenden Nachtragsetat| angefordert werden.

-

Keine Angriffe in Flandern   Vordringen in Richtung Chotin, östlich Czernowik, im Suczawatal Einnahme von Wama Ueberschreitung der Bistrik.

-

-

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 5. August 1917.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschanplatz. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Nur in einzelnen Abschnitten der flandrischen Front war der Feuerkampf stark; Angriffe sind nicht erfolgt.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Bei schlechter Sicht blieb die Gefechtstätigkeit gering. Auf dem nördlichen Aisne  - Ufer bei Juvincourt brangen Stoßtrupps niederschlesischer und Posener Regimenter in die französische   Stellung ein und brachten nahezu 100 Gefangene zurüd.

Heeresgruppe Herzog Albrecht. Nichts Neues.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Im nördlichen Teil der

Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. lebte an mehreren Stellen das Feuer auf. Heeresgruppe des Generalobert 5. Boehm-

Ermolli.

Bei Brody und am 3brucz kam es zeitweilig zu heftigen Artilleriegefechten.

In Richtung auf Chotin find unsere Truppen durch das Waldgebiet südlich des Dnjestr   im Vordringen.

Destlich von Czernowiz nahmen deutsche und österreichisch. ungarische Divisionen Rarancze und den Westteil von Bojan am Pruth  .

Front des Generalsbert Erzherzog Joseph An der rumänischen Grenze füdöstlich von Czernowit be. steht Gefechtsberührung.

Im Suczawa  - Tal drängten wir die Ruffen nach Kampf in bie Ebene von Radaus zurüd.

Wama an der Moldawa ist genommen, die Bistrik zwischen Lunga und Brosteni ostwärts überschritten.

Am Mgr. Cisinului blieben auch gestern rumänische Angriffe ohne Ergebnis.

Bei der

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madenfen.

und an der

mazedonischen Front

ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin  , 5. Angust 1917, abends.

Die Kampflage in Flandern   ist unverändert. Ju der Bukowina  , sowohl in der Ebene wie im Gebirge, erfolgreiches Vordringen der verbündeten Truppen.

Der österreichische Bericht. Wien  , 5. August 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Nichts von Belang. Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Jofeph.

Nördlich des Cafinu- Tales erneuerte vergebliche russisch­rumänische Angriffe gegen unsere Gebirgstruppen. In der Dreiländerecke wurden dem Feinde die Orte Brosteni und Hol­dita entrissen. In der füdlichen Bukowina drangen wir über Wama und Moldawiza Watra hinaus. An der Suczawa  wichen die Russen über Radauß zurück. Südostlich von Czerno­wit gewannen wir die Grenze.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nördlich des Pruth   wird um die Kampfstätten der Neu­jahrsschlacht 1916 gerungen. Bis gestern abend war der Feind aus allen Teilen von Bojan, aus dem Dorfe Narancze und am Westhang des Bolzok geworfen. Nördlich des Dnjestr   vielfach erhöhte Geschüskämpfe,

Italienischer Kriegsschauplak

Auf dem Monte San Gabriele und auf der Karsthochfläche lag gestern mehrere Stunden hindurch schweres italienisches Geschüßfeuer.

Balkan  - Kriegsschauplak.

Nordwestlich von Korcza versuchten feindliche Abteilungen den Bevoli zu überschreiten. Sie wurden abgewiesen. Der Chef des Generalstabes.

Ereignisse zur See.

In der Nacht vom 3. auf den 4. August warfen feindliche Flugzeuge auf Stadt und Umgebung von Pola neuerdings etwa 100 Bomben. In der Stadt wurden einige Häuser beschädigt. Mi­litärische Schäden sind nicht verursacht worden. Eine Zivil­person wurde verlegt.

Das Flottenkommando..

Gedenkfeier.

Die Gedenkfeier des 4. August, die am letzten Sonnabend die Vertreter aller Stände in der Wandelhalle des Reichs­tags bereinigte, mag in ihren Formen nicht nach jedermanns Geschmack sein: sachlich aber hat sie dazu gedient, die un­berfälschte Politik des 4. August, so wie sie von der Sozialdemokratie stets verstanden worden ist und wie sie auch im Reichstagsbeschluß vom 19. Sufi zum Ausdruck fam, vor Inland und Ausland in sinnfällige Erscheinung treten zu lassen. Vielleicht hat der liberale Präsident Herr Kaempf sich noch allzu sehr an die altbeliebte Methode der Schwarz­weißmalerei gehalten, wonach bei den Feinden alles elend und erbärmlich, beim eigenen Volf aber alles herrlich und er­haben erscheint. Als Ganzes rechtfertigt die Veranstaltung jedenfalls das Wort des Reichsfanzlers, daß sie sich von Ruhm­redigfeit frei gehalten und von dem Geist wahrhaftiger Selbst­einschäßung habe tragen lassen.

Die Feier war als Zusammenkunft aller Stände gedacht, durch deren Zusammenwirken die Verteidigung des deutschen   Volkes drei schwere Jahre hindurch erfolg­reich bleiben konnte. Es sprachen der Graf v. d. Schulen­burg- Grünthal für die Landwirtschaft, Herr v. Schinkel für den Handel, Herr v. Borsig für die Industrie u. a. Daß auch die Stimme der Arbeiterschaft bei einer solchen Veran­staltung Gehör beanspruchen durfte, versteht sich von selbst. Sie fam in einer in später Abendstunde gehaltenen Rede des Vorsitzenden der Generalfommission der Gewerkschaften, Ge­nossen Legien, zum Ausdruck, der in der Hauptsache folgen. des ausführte:

Ein Volf, das wie das deutsche zusammensteht, ist weder mit Waffengewalt noch durch Aushungerung niederzuringen. Un­sere Friedensangebote sind ein Zeichen unse­rer Kraft; es fonnte nie ein Zweifel daran bestehen, daß die deutsche Arbeiterschaft in der Stunde der Gefahr ihren Mann stehen würde. Diese Stunde der Gefahr ist trop aller Waffenerfolge. heute noch nicht vorüber, und deswegen steht die deutsche Arbeiterschaft heute genau wie vor drei Jahren wie ein Mann zum Vaterland, bereit zum Frieden, entschlossen zum Kampf.

In Frankreich   und England stehen die Vertreter der Ar­beiterschaft leider noch immer auf der Seite der Kriegsver­längerer, obwohl längst festgestellt ist, daß ein Frieden im Sinne des russischen und des deutschen   Programms möglich wäre, und daß der Krieg nur noch von seiten der Weststaaten zu Eroberungszwecken weitergeführt wird. Man versucht, diesen ausländischen Annerionismus zu stärken, indem man behauptet, daß die Unlust der deutschen   Arbeiter, ihr Land weiter zu verteidigen, ihn zum Erfolge führen werde. Darum war es politisch nüßlich, daß sich ein Vertreter der deutschen   Arbeiterschaft an der vorgestrigen Veranstaltung bc­teiligt hat, um die Illusionen der feindlichen Eroberungs­politiker zu entkräften. Die deutsche Arbeiterschaft und ihre Vertreter, die den Kampf gegen den Annerionismus im eigenen Lande erfolgreich geführt haben, fönnen jetzt um so weniger ihre Hilfe versagen, wo sie im Kampfe gegen den ausländischen Annerionismus angerufen wird.

Die Erklärung für das Verhalten der deutschen   Arbeiter. schaft ist in der zutreffenden Kennzeichnung zu finden, die der Reichskanzler diesem Kriege gab, indem er ihn als ,, die größte Gefahr" bezeichnete, die jemals auf ein Volk herniedertraf". Es war alles eher als Freude am Eroberungs­träumen und Lust am Kriege, was vor drei Jahren die deut­ schen   Arbeiter in die Reihen der bewußten Kämpfer für das Deutsche Reich führte: es war nichts anderes als eben die Er­řenntnis der ungeheuren Gefahr, in die das Volk- gleich­