Nr. 213.
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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Montag, den 6. August 1917.
Der Wechsel in den Regierungsitellen.
Die neuen Männer.
Offizielle Lifte.
Die Umbeseßung der Staatssekretär- und Ministerstellen im Reich und in Preußen ist nunmehr abgeschlossen. Sie vollzieht sich nach amtlicher Mitteilung in folgender Weise:
Das Auswärtige Amt übernimmt an Stelle Dr. Zimmermanns der bisherige Botschafter in Konstantinopel , Frhr. v. Kühlmann.
Dr. Helfferi ch bleibt Reichskanzlerstellvertreter. Das Reichsamt des Innern behält er jedoch nur bis zu dessen bevorstehender Teilung in eine politische und in eine wirtschaftliche Abteilung bei. An die Spitze der politischen Abteilung tritt Oberbürgermeister Wallraf. Köln , an die Spike der wirtschaftlichen Oberbürgermeister Schwander- Straßburg i. E., beide zunächst als Unterstaatssekretäre. Nach erfolgter Verselbständigung der Abteilungen rücken sie zum Rang von Staatssekretären auf.
Das Reichsjustizamt übernimmt an Stelle Dr. Liskos der nationalliberale Vizepräsident des preußischen Abgeordnetenhauses Dr. v. Krause.
An die Spize des Reichspostamts tritt an Stelle Kractkes der bisherige Präsident der Kgl. Eisenbahndirektion Berlin, Otto Nüdlin.
Das Reichs ernährungsamt übernimmt als Staatssekretär Herr v. Waldow, bisher Oberpräsident von Pommern . Ministerialrat v. Braun und Dr. August Müller werden ihm als Unterstaatssekretäre beigegeben. Herr v. Batocki scheidet damit aus dem Amte.
Zum Chef der Reichskanzlei ist der Landrat v. Gräbe. nit ernannt worden.
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In Preußen wird für Beseler der Vizepräsident des Reichstags Spahn Justizminister.
Das Landwirtschaftsministerium übernimmt an Stelle des Frhr. v. Schorlemer der bisherige Landeshauptmann von Pommern Eisenhart- Rothe.
An die Spike, des Ministeriums des Innern tritt für Herrn v. Loebell Unterstaatssekretär Drew 3. Das Kultusministerium wird mit dem neuen Ministerialdirektor Dr. Friedrich Schmidt besetzt( bisher v. Trott zu Solz).
Auch der Finanzminister Lenke tritt zurüď. wird durch den bisherigen Regierungspräsidenten von Oppeln , Herrn v. Hergt, ersetzt.
Diese nunmehr endgültig feststehende Liste entspricht in der Hauptsache der von uns gestern mitgeteilten vorläufigen. Der Straßburger Oberbürgermeister Schwander, dessen Ernennung eine Ueberraschung ist es hieß, er habe abgelehnt, gilt als einer der tüchtigsten deutschen Kommunalpolitiker. Auch Herr Spahn sollte wegen Alters und Krankheit abgelehnt haben, er hat aber nun doch angenommen. Neu sind ferner in der Liste Herr Rüdlin, der Staatssekretär des Reichspostamts, und Herr EisenhartRothe, der neue Landwirtschaftsminister.
Sämtliche neu ernannte Staatsminister haben die Verpflichtung übernommen, für die Ausführung der Wahlrechtsbotschaft einzutreten, die Preußen das gleiche Wahl. recht verheißt.
Die Teilung des Reichsamts des Innern. Ueber die Teilung des Reichsamts des Innern wird noch amtlich gemeldet:
Aus dem Reichsamt des Innern soll ein Reichswirt. schaftsamt ausgeschieden werden, dem die Handels. und Wirtschaftspolitik sowie die Sozialpolitit zufallen und das mit je einem Unterstaatssekretär für diese beiden großen Gebiete ausgestattet werden soll.
Dem verkleinerten Reichsamt des Innern verbleiben neben den innerpolitischen auch militärische, kulturelle und wissenschaftliche Angelegenheiten. Die erforderlichen neuen Stellen sollen durch einen in der nächsten Tagung dem Reichstag vorzulegenden Nachtragsetat| angefordert werden.
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Keine Angriffe in Flandern Vordringen in Richtung Chotin, östlich Czernowik, im Suczawatal Einnahme von Wama Ueberschreitung der Bistrik.
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Amtlich. Großes Hauptquartier, den 5. August 1917.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschanplatz. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Nur in einzelnen Abschnitten der flandrischen Front war der Feuerkampf stark; Angriffe sind nicht erfolgt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Bei schlechter Sicht blieb die Gefechtstätigkeit gering. Auf dem nördlichen Aisne - Ufer bei Juvincourt brangen Stoßtrupps niederschlesischer und Posener Regimenter in die französische Stellung ein und brachten nahezu 100 Gefangene zurüd.
Heeresgruppe Herzog Albrecht. Nichts Neues.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Im nördlichen Teil der
Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. lebte an mehreren Stellen das Feuer auf. Heeresgruppe des Generalobert 5. Boehm-
Ermolli.
Bei Brody und am 3brucz kam es zeitweilig zu heftigen Artilleriegefechten.
In Richtung auf Chotin find unsere Truppen durch das Waldgebiet südlich des Dnjestr im Vordringen.
Destlich von Czernowiz nahmen deutsche und österreichisch. ungarische Divisionen Rarancze und den Westteil von Bojan am Pruth .
Front des Generalsbert Erzherzog Joseph An der rumänischen Grenze füdöstlich von Czernowit be. steht Gefechtsberührung.
Im Suczawa - Tal drängten wir die Ruffen nach Kampf in bie Ebene von Radaus zurüd.
Wama an der Moldawa ist genommen, die Bistrik zwischen Lunga und Brosteni ostwärts überschritten.
Am Mgr. Cisinului blieben auch gestern rumänische Angriffe ohne Ergebnis.
Bei der
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madenfen.
und an der
mazedonischen Front
ist die Lage unverändert.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 5. Angust 1917, abends.
Die Kampflage in Flandern ist unverändert. Ju der Bukowina , sowohl in der Ebene wie im Gebirge, erfolgreiches Vordringen der verbündeten Truppen.
Der österreichische Bericht. Wien , 5. August 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Nichts von Belang. Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Jofeph.
Nördlich des Cafinu- Tales erneuerte vergebliche russischrumänische Angriffe gegen unsere Gebirgstruppen. In der Dreiländerecke wurden dem Feinde die Orte Brosteni und Holdita entrissen. In der füdlichen Bukowina drangen wir über Wama und Moldawiza Watra hinaus. An der Suczawa wichen die Russen über Radauß zurück. Südostlich von Czernowit gewannen wir die Grenze.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nördlich des Pruth wird um die Kampfstätten der Neujahrsschlacht 1916 gerungen. Bis gestern abend war der Feind aus allen Teilen von Bojan, aus dem Dorfe Narancze und am Westhang des Bolzok geworfen. Nördlich des Dnjestr vielfach erhöhte Geschüskämpfe,
Italienischer Kriegsschauplak
Auf dem Monte San Gabriele und auf der Karsthochfläche lag gestern mehrere Stunden hindurch schweres italienisches Geschüßfeuer.
Nordwestlich von Korcza versuchten feindliche Abteilungen den Bevoli zu überschreiten. Sie wurden abgewiesen. Der Chef des Generalstabes.
Ereignisse zur See.
In der Nacht vom 3. auf den 4. August warfen feindliche Flugzeuge auf Stadt und Umgebung von Pola neuerdings etwa 100 Bomben. In der Stadt wurden einige Häuser beschädigt. Militärische Schäden sind nicht verursacht worden. Eine Zivilperson wurde verlegt.
Das Flottenkommando..
Gedenkfeier.
Die Gedenkfeier des 4. August, die am letzten Sonnabend die Vertreter aller Stände in der Wandelhalle des Reichstags bereinigte, mag in ihren Formen nicht nach jedermanns Geschmack sein: sachlich aber hat sie dazu gedient, die unberfälschte Politik des 4. August, so wie sie von der Sozialdemokratie stets verstanden worden ist und wie sie auch im Reichstagsbeschluß vom 19. Sufi zum Ausdruck fam, vor Inland und Ausland in sinnfällige Erscheinung treten zu lassen. Vielleicht hat der liberale Präsident Herr Kaempf sich noch allzu sehr an die altbeliebte Methode der Schwarzweißmalerei gehalten, wonach bei den Feinden alles elend und erbärmlich, beim eigenen Volf aber alles herrlich und erhaben erscheint. Als Ganzes rechtfertigt die Veranstaltung jedenfalls das Wort des Reichsfanzlers, daß sie sich von Ruhmredigfeit frei gehalten und von dem Geist wahrhaftiger Selbsteinschäßung habe tragen lassen.
Die Feier war als Zusammenkunft aller Stände gedacht, durch deren Zusammenwirken die Verteidigung des deutschen Volkes drei schwere Jahre hindurch erfolgreich bleiben konnte. Es sprachen der Graf v. d. Schulenburg- Grünthal für die Landwirtschaft, Herr v. Schinkel für den Handel, Herr v. Borsig für die Industrie u. a. Daß auch die Stimme der Arbeiterschaft bei einer solchen Veranstaltung Gehör beanspruchen durfte, versteht sich von selbst. Sie fam in einer in später Abendstunde gehaltenen Rede des Vorsitzenden der Generalfommission der Gewerkschaften, Genossen Legien, zum Ausdruck, der in der Hauptsache folgen. des ausführte:
Ein Volf, das wie das deutsche zusammensteht, ist weder mit Waffengewalt noch durch Aushungerung niederzuringen. Unsere Friedensangebote sind ein Zeichen unserer Kraft; es fonnte nie ein Zweifel daran bestehen, daß die deutsche Arbeiterschaft in der Stunde der Gefahr ihren Mann stehen würde. Diese Stunde der Gefahr ist trop aller Waffenerfolge. heute noch nicht vorüber, und deswegen steht die deutsche Arbeiterschaft heute genau wie vor drei Jahren wie ein Mann zum Vaterland, bereit zum Frieden, entschlossen zum Kampf.
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In Frankreich und England stehen die Vertreter der Arbeiterschaft leider noch immer auf der Seite der Kriegsverlängerer, obwohl längst festgestellt ist, daß ein Frieden im Sinne des russischen und des deutschen Programms möglich wäre, und daß der Krieg nur noch von seiten der Weststaaten zu Eroberungszwecken weitergeführt wird. Man versucht, diesen ausländischen Annerionismus zu stärken, indem man behauptet, daß die Unlust der deutschen Arbeiter, ihr Land weiter zu verteidigen, ihn zum Erfolge führen werde. Darum war es politisch nüßlich, daß sich ein Vertreter der deutschen Arbeiterschaft an der vorgestrigen Veranstaltung bcteiligt hat, um die Illusionen der feindlichen Eroberungspolitiker zu entkräften. Die deutsche Arbeiterschaft und ihre Vertreter, die den Kampf gegen den Annerionismus im eigenen Lande erfolgreich geführt haben, fönnen jetzt um so weniger ihre Hilfe versagen, wo sie im Kampfe gegen den ausländischen Annerionismus angerufen wird.
Die Erklärung für das Verhalten der deutschen Arbeiter. schaft ist in der zutreffenden Kennzeichnung zu finden, die der Reichskanzler diesem Kriege gab, indem er ihn als ,, die größte Gefahr" bezeichnete, die jemals auf ein Volk herniedertraf". Es war alles eher als Freude am Eroberungsträumen und Lust am Kriege, was vor drei Jahren die deut schen Arbeiter in die Reihen der bewußten Kämpfer für das Deutsche Reich führte: es war nichts anderes als eben die Erřenntnis der ungeheuren Gefahr, in die das Volk- gleich