t----- TT""-...... v-t-r-- v..........• gültig wie— geraten Ear und' au? d'er eS nur durch sich selb st gerettet werden konnte. Und wenn der Reichskanzler weiter die unversehrte Erhaltung des Vätererbes als das eigentliche deutsche Kriegsziel bezeichnete, so nannte er damit das Ziel, fiir dessen Erreichung sich auch jeder Sozialdemokrat auf Grund seines Programms ein- seht. Wir kämpfen nicht, uni den anderen etwas zu nehmen, sondern darum, daß man uns nichts nimmt. Auf die gewaltige Schwere dieses Kampfes hat der Che des stellvertretenden Generalstabs, Frhr. v. Freytag-Lormg- Hoven, in einer Rede hingewiesen, die aufmerksam ge- lesen werden will. Als diese Rede gehalten wurde, traf die Nachricht ein, daß China an der Schwelle des vierten Kriegsjahres entschlossen sei, gleichfalls in den Krieg gegen Teutschland einzutreten....„Wenn trohdem diese uner- hörten Erfolge, die in früheren Zeiten längst den Frieden herbeigeführt hätten, Erfolge, die ganze Königreiche über- rannt haben, uns noch nicht weit gebracht haben, so liegt das an der allgemeinen weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Lage, die allein zu- gunstcn unserer Gegner arbeitet, die ihnen immer wieder neue Bundesgenossen zuführt und die allein es ihnen möglich macht, den Krieg bis auf den heutigen Tag zu führen. So ist es ge- kommen, daß die Soldaten eigentlich um die Früchte ihrer Siege betrogen worden sin d." Eine Gefahr, wie sie noch nie auf ein Volk hernieder- brach, eine Weltlage, wie sie noch nie erlebt worden ist! Die Arbeiterschaft ist sich dieser Gefahr und dieser Weltlage schon länger bewußt, als manche Politiker, die bis zum heutigen Tage zu einer klaren Erkenntnis so außerordentlicher Um- stände noch nicht herangereift sind. Solche klare Erkenntnis zwingt aber auch, über Aeußerlichkeiten einer ungewohnten Form auf die Sache selbst zu sehen. Stehen wir noch zur Politik des 4. August, so wie wir sie verstanden und von vorn- herein erklärt haben, oder nicht Treten wir für die Ver- teidigung unseres Landes gegen fremde Eroberungspläne ein oder nicht? Die Antwort auf diese Fragen kann keine andere sein als ein festes Ja! Wir wollen eine Politik, die zum Frieden führt. Wer der Weg zum Frieden geht über die erfolgreiche Ver- teidigung des Reiches. Einen anderen gibt es nicht! Zugleich mit der Gedenkfeier im Reichstag, die den Cha- rakter dieses KrieGes als eines deutschen Verteidi- gungskrieges zum Ausdruck brachte,>hat in London eine Veranstaltung ftattgefundm, die das genau entgegengesetzte Bild bot. Lloyd George schildert dort in krassen Farben das Schicksal, dem Europa zum£pfer gefallen wäre, wenn die alldeutschcnTräume Berwirklichiung gefunden hätten. Wir sind die letzten, die Gefährlichkeit dieser alldeutschen Träume zu bestreiten, sind aber freilich der Meinung, daß sie nur Deutschland selbst geschadet haben.<Äe haben auf die deutsche Politik eine Zeitlang einen verderblichen Ein- fluß ausgeübt: aber sie haben sie niemals beherrscht und sie sind heute weiter davon entfernt, sie zu beherrschen, denn je. Sie sind heute weiter nichts als ein Popanz, dessen sich die feindlichen Staatsmänner nach Belieben bedienen, um den Haß und die Kampfeswut gegen das deutsche Volk anzu- stacheln. Je deutlicher die Welt erfährt, daß das deutsche Volk von diesen Träumen nichts wissen will, desto rascher werden wir uns dem Ziel nähern, nach erfolgreicherSelbst- b e h a u p t u n g in eine Gemeinschaft der Völker einzutreten, deren Hauptziel es sein muß, die Wieder- holung der Gräuel zu verhindern, deren Stätte Europa nicht durch die Bosheit einzelner Menschen, sondern durch eine Verkettung tragischer Umstände geworden ist.
ver 4. August in London . Reden Sonninos und Lloyd George . London , 4. August,(Reuter.) Lloyd George sprach heute nachmittag auf einer Versammlung des neuen Kriegsziel- komitees in der Queenshall. Lord Crewe, der den Vorsitz führte, sagte: Die allgemeinen Kriegsziele, wie sie ursprünglich von Asquith im November 1914 bezeichnet wurden, nämlich Wiederherstellung und Sicherheit, hätten sich nicht geändert. Die Berliner Aeußerungen hätten keine große Ermutigung für den Friedensgedanken enthalten. Es ist völlig klar, daß wir den Krieg fortsetzen müssen. Sonnino, der italienische Botschafter: Italien ist in den Krieg eingetreten zur Verteidigung seines guten Rechtes, als der Dreibundvertrag, der friedliebend und zur Verteidi.
Die Spieluhr. Von Artur Zickler. „Hau?, Hans!" Hans Onfreder ging rnhig, als hätte er nichts gehört, weiter die Gasse hinauf. Da sich aber der Ruf wiederholte und er den mühseligen Schritt der alten Rasmussen hinter sich fühlte, wandte er sich unsicher um.»Guten Tag, Mutter Rasmussen I" Sie war ganz außer Atem. „Willst mich nimmer kennen. HanS!" Ihre Stimme war so voll traurigen Vorwurfs, daß ihm sein Benehmen leid tat. „Das ist nicht schön von dir." fuhr sie fort,„hast auch von meiner Brust getrunken, als deine Mutter starb." Ihr Blick hing mit mütterlicher Zärtlichkeit an dem wetterbraunen Gesicht des Infanteristen. Das weißblonde Bärtchen verdeckte schlecht daS bittere Zucken seiner Mundwinkel. „Sechs Tage, Mutter— drei davon war ich in Ham- bnrg und seit gestern bin ich hier. Morgen in der Frühe muß ich wieder weg nach Rußland ." Verlegen und gerührt sah er von ihrem lieben Gesicht hinauf nach den abendschein- goldnen Giebeln. Ter dicke Bäcker Hübner stand mit seiner Frau im Tor- weg. beide blinzelten interessiert herüber. „Konim mit rauf, Hans," bat die Alte und strich über seine großen Hände, die überflüssig am Koppel herumgriffen. Er überlegte zögernd.„Ist die... die Inge oben?"?luch über ihr Gesicht zog ein grauer Schatten.„Nee, sie ist in der Fabrik— hat immer lange zu tun." Sie war froh, daß er nun endlich neben ihr herstapfte.„Was du groß und stark geworden bist, mein Junge, und einen Bart hast du auch und fühlst dich wohl wie'n ganzer Mann." So schwätzte sie die dunklen Stiegen hinauf. Er schwieg. Im Türrahmen blieb er stehen. Das Spätlicht strahlte durch die gebluniten Vorhänge in das saubere Stäbchen, das mit seinen alten Möbeln eine traute Wohnlichkeit atmete. „Ganz wie— damals.. meinte Hans Onfreder, setzte sich aufs Kanapee und streckte die Beine lang unterm
gu n g bestimmt war, hut'ä) OesterreiH mit Einverständnis Deutsch- lands verletzt worden war. Unsere Sonderziele, für die wir kämpfen, sind die Befreiung unserer Brüder von der Unterdrückung, unter der sie leiden, und zugleich die volle Sicherheit unserer Un- abhängigkeit zu Lande und zu Wasser, all das im Interesse der all- gemeinen Sache, damit die Gemigwung für alles von unseren Feinden uns zugefügte Unrecht gesichert wird. Lloyd George begrüßte zunächst Sonnino und fuhr dann fort: Ich begrüße ferner den verehrten und weisen Führer des serbischen Volkes(Paschitsch), des Opfers germanischer Bar- barei, das auf die Stunde der Befreiung und Genugtuung, welche sicher kommt, geduldig wartet und dafür hartnäckig und mutig kämpft. Dies ist der vierte Jahrestag des größten Krie- geS, den die Welt jemals gesehen hat. Wofür kämpfen wir? Um die gefährlichste Verschwörung zu besigen, die jemals gegen die Freiheit der Völker geschmiedet worden ist, die sorgfältig, geschickt, heimtückisch und heimlich mit rücksichtsloser, zynischer Entschloffenheit bis in alle Einzelheiten geplant worden war. Nur mit Schaudern kann man die neuerliche Enthüllung über die Berliner Versammlung wenige Wochen vor dem Krieg lesen. Es' war eine der schlimmsten Episoden in der ganzen Ge- schichte des menschlichen Räuberwesens. Sollte jemand in England wissen wollen, weshalb wir im Kriege sind, so lege er sich die Frage vor, was wäre aus Europa , was aus der Welt ge- worden, wenn wir nicht in den Krieg eingetreten wären. Verfolgen Sie die letzten drei Jahre und Sie sehen die Rechtfertigung unseres Eintritts in den Krieg. Sehen Sie, was über Europa herein- gebrochen ist, obwohl wir unsere Macht und alle unsere großen Heere und Flotten in den Kampf geworfen haben. Belgien , Serbien und Montenegro , einige der schönsten Provinzen Frankreichs und Rußlands , sind über den Haufen geworfen, verwüstet, gedemütigt und versklavt worden. Bulgarien und die Türkei sind elende Vasallenstaaten. DaS geschah, obwohl die ganze Macht des britischen Reiches in die Wagschale gcworfcn ist. Können Sie sich vorstellen, was geschehen wäre, wenn unsere große Flotte die Seeherrschast nicht ausgeübt hätte? Wenn wir nicht große neue Armeen ausgerüstet und den preußischen Legionen entgegengestellt hätten? Rußland ist augenblicklich demoralisiert und in Auflösung begriffen. Diese Auflösung hat seine tapfere Armee an manchen Fronten unfähig gemacht. Das wäre schon früher eingetreten(hier fehlt offenbar der Satz: wenn England nicht in den Krieg eingegriffen hätte). Frankreich würde mit alt überlieferter Tapferkeit weitergekämpft haben; aber wenn ihm alle Zufuhren abgeschnitten worden wären, so hätte auch seine tapfere Armee überwältigt werden können. Wie würde dann Europa ausgesehen haben? Es wäre nicht ein Friede, sondern eine Eroberung und Unterjochung Europas gewesen. Europa wäre in Knechtschaft der Gnade einer großen beherrschen» den Macht und der schlimmsten Elemente dieser Macht preisgegeben gewesen. Wollen die, die noch immer zweifeln, ob wir vor drei Jahren in den Krieg eintreten sollten, sich ein Bild von Europa machen, w i e es heute sein würde, wenn wir nicht in den Krieg gezogen wären. Es würden viele Nationen sein, aber nur eine Großmacht, eine große Armee und zwei Flotten, die deutsche und die englische, wenigstens eine Zeitlang. Eine Zeitlang! Denn die Friedensbedingungen würden eine Kriegsentschädigung auf- erlegt haben, die die Form der Abtretung der russischen, der fran- zösischen, der griechischen, vielleicht der italienischen Flotte ange- nommen hätte. Europa wäre der Gnade dieser großen grausamen Macht ausgeliefert worden. Sie mögen sagen, daß das ein böser Traum wäre. Das ist nicht der Fall, es ist nur eine Beschreibung alldeutscher Träume. Was wäre in Amerika gewesen. Die Monroedoktrin wäre wie ein anderer Papierfetzen behandelt worden. Deutschland hatte die Doktrin nie unterschrieben. Aber wir kennen seine ehrgeizigen Pläne in Südamerika . Amerika wäre ein Jahr nach Abschluß dieses Friedens in einer hoffnungslosen Lage gewesen. Das ist die Gefahr, die wir in diesen drei Jahren zu verhüten >ten. Und nicht ohne Erfolg! Lassen Sie sich durch eine un- glückliche Episode nicht entmutigen. Machen Sie sich die Grund- tatsache klar, daß wir den ehrgeizigen Plänen Deutschlands Einhalt getan haben. Gewisse Leute sagen, jetzt sei die Gefahr vorbei, also weshalb schließt Ihr nicht Frieden? Der Kaiser spricht jetzt anders. Wir hören jetzt niemals mehr tönende Phrasen von Deutschlands Weltmacht. Er spricht jetzt bescheidener über die Ver- teidigungdes deutschenBodens. Wer wollte in Deutsch - land einfallen? Wollte England mit seiner jämmerlichen kleinen
Tisch. Die Bedrücktheit schien von ihm zu weichen, er lächelte sogar. Der Gaskocher sagte„Puff" und der Tectopf begann leise zu singen. Mutter Rasmussen redete in ihrer gemach heiteren und abgeklärten Art, die sie sich mit dem Alter er- warben hatte: Du darfst der Inge nicht so nachtragen, Hans. Drei Jahre fort warst Du in der Fremde; man soll so ein jung' Ding nicht zu lange allein lassen. Junges Ding will Freude haben, und der Peter Klemm— kennst ihn ja wall von der Schule her— war ein hübscher Barsch', ein bißchen eine leichte Haut vielleicht, aber keck und fröhlich genug, um so'n Deern den Kopf zu verdreh». Das mit dem Kinde brauchte ja nicht zu kommen, aber kühl du mal heiße Köpfe! Peter wollte ja auch Inge heiraten, da kam der Krieg und er mußte sein Leben lassen; Inge dachte, du hattest sie längst vergessen; als dein Brief kam und war so voll bitterer Vorwürfe, hat sie bitterlich geweint." Ein klagendes Geräusch in der Kammer ließ sie ab- brechen. Sie öffnete die Tür einen Spalt und tröstete in singendem Tone: »Schlaf, mein lütt Jungchen, dein' Mutter kommt bald, ist nur für lütt Heiner nach Beeren in'n Wald!" Ms Mutter Rasmussen den Tee in die Taffen füllte, knarrte die Stiege. Sie blickte ängstlich nach Hans, der preßte beklonimen die Lippen aufeinander und wurde rot bis unter den Schopf. Erregt sah er nach der Tür, bis Inge eintrat, schön wie einst, Glanz im Haar und wiegende Mädchen- hastigkeit in der Bewegung. Sic war wenig bestürzt, eher lächelte sie wie einer, der im Schlafe liegt und schön träumt. „Sieh da, Prinz Hans." Das gedämpfte Klingen ihrer Stimme rauschte in seinem Ohr. „Es wird Dir nicht recht sein, mich hier anzutreffen," sagte er und es war ihm, als wenn ein andrer die Worte gesprochen hätte und er sich darüber ärgern müßte. Sie sah ihn immerfort an mit Augen, die in der Dämmerung so seit- sam schimmerten. »Warst weit fort, HanS... und lange 1"
Armee in Deutschland einfallen, wollte eS Rußland , das kein aus- reichendes Bahnsystem hatte, um die eigenen Grenzen zu verteidi- gen? Hat sich Rußland auf einen Angriff vorbereitet, hat Frank- reich das getan, das offenbar nicht vorbereitet war, seine eigenen Grenzen zu schützen? Oder tat es Belgien ? Oder wollte die ser- bische Armee nach Berlin marschieren? Der Kaiser muß wissen, daß er nicht deshalb in den Krieg zog. daß er sich auch jetzt nicht deshalb im Kriege befindet. Weder er noch sein neuer Kanzler sagen, daß er sich mit deutschem Boden zufrieden geben würde. Beide führen glatte Reden über den Frieden, aber sie stottern, sie stammeln, wenn es zu dem Worte Wiederherstellung kommt. Es kam noch nicht vollständig über ihre Lippen. Wir forderten sie dazu auf, aber sie können es nicht aussprechen. Ehe wir auf die Friedenskonferenz gehen, müssen sie lernen, zunächst jenes Wort auszusprechen. Die tapferen Jungen, von denen ich erfreulicherweise einige in dieser Versammlung sehe, heilen den Kaiser allmählich von seinem Stottern, bis er den ersten Buchstaben des Friedensalphabets gelernt hat. Der erste Buchstabe ist Wiederherstellung. Dann werden wir reden. Der Krieg ist etwas Grausiges, aber er ist nicht so schrecklich als ein schlechter Friede. Der furchtbarste Krieg geht zu Ende, aber ein schlechter Friede geht immer weiter, er taumelt von Ärieg zu Krieg. Was wollen sie, wollen sie Frieden, wenn sie davon reden? Tie Wahrheit ist, daß die preußischen Kriegsherren ihre ehrgeizigen Pläne noch nicht aufgegeben haben und nur die Verschiebung der Verwirflichung dieser Pläne erörtern. Unter ihnen herrscht richtige Verrücktheit. Glauben Sie mir, daß die Verschwörung diesmal mißlungen ist. Sie sagen ganz ehrlich, daß alles gut gegangen. wäre, wenn England nicht gewesen wäre. Das nächstemal wollen sie sichergehen. E s d a r f k e i n n ä chste s M a l ge b e n. Ein Mann in sehr hoher mächtiger Stellung in Deutschland hat gesagt, daß der Friede bald kommen, aber daß der Krieg in 19 Jahren wieder beginnen werde. Lloyd George führte dann den Gedanken näher aus. daß die deutschen Machthaber jetzt schon nur an eine bessere Vorberei- tung des nächsten Krieges dächten. Er kam dann auf deu rufst- scheu Zusammenbruch zu sprechen und tröstete seine Hörer mit dem Beispiel der französischen Revolution, die schnell zu militärischer Tüchtigkeit aufgestiegen sei. Dann wandte er sich gegen die Leute in England, die die Disziplin der Armee zer- setzen wollten. Aber in England bedürfe es keimes Arbeiter- und Soldatenrates, dieser sei hier das Unterhaus. Die Nation müsse als Ganzes den Krieg führen...Wenn sie im Westen dem russischen Beispiel folgen würde! Wir haben nicht mehr als 199 Meilen zum Weglaufen, wir würden dann i ns Meergeworfenwerden. Auf diese Weise sei der Frie- den ohne Annexionen und Entschädigungen nicht zu gewinnen." Ich sehe, daß die Deutschen mit der letzten Schlacht sehr zufrieden sind. Nun, das einzige, was ich sagen kann, ist, daß der ausgezeichnete Oberbefehlshaber unserer Armee an der Westfront gesagt hat, daß er alle seine Ziele in dieser Schlacht erreicht hat. Ich spreche nicht von etwas, was er mir nach dem Kampf gesagt hat. Er war gütig genug, uns davon zu unterrichten, was diese Ziele waren. Und sie sind erreicht war- den. Aber der deutsche Bericht sagt, daß wir nur eine Trichter« linic besetzten und in Berlin wird geflaggt. Eine Trichterlinie! Wer hat die gemacht? Trotz der U-Boote, die, wie man uns vor etwa sechs Wochen erzählte, verhindern sollten, daß die britische Armee ihre Munition erhielt, hatten wir genug Geschütze und Munition, die gut ausgebaute Linie, die sie in drei Jahren mit freiwilliger und erzwungener Arbeit errichtet hatten, in eine Reihe von Trichtern zu verwandeln. Und der Kaiser hat den Armee- kommandantcn zu seinen machtvollen Maßnahmen beglückwünscht und hat befohlen, in Berlin zu flaggen. Sie sind mit der Schlacht zufrieden und wir sind es auch. Nun, solche Schlachten müssen wir haben, sie machen beiden Seiten Freude. Wir sind zwei Meilen weit gegangen. Uns gefällt es vorzugchen, ihnen, sich zurückzu- ziehen. Uns gefällt es. Gefangene zu machen, ihnen, sich zu er- geben. Uns gefällt es, ihre Gräben zu zerstören, und sie sind noch mehr entzückt. Nun lassen wir das zu unserer gegenseitigen Bc- fricdigung so weitergehen! Jeder Rückzug, jede Preisgabe von Be- festigungen, deren Erbauung ihnen drei Jahre gekostet hat, wird des Kaisers Herz von neuem erfreuen, wird neue Glückwünsche an den Kronprinzen von Bayern bringen und mehr Fahnen in Berlin . Ich glaube, der Feldmarschall hat dieAbsicht, des Kaisers Herz wieder und wieder zu erfreuen. Aber lassen Sie sich nicht durch diese deutschen Berichte irreführen. Es ist die britische Methode des Vor. gehens mit möglichst geringem Verlust an Menschenleben, indem man die deutschen Gräben und ihr Stachcldrähte und ihre Ma-
Jäh wandte sie sich und ging in die Kammer. Mutter Rasmussen hatte sich ins Dunkel der Ofenbank gedrückt. Hans aber schüttelte die schwere Stille ab. straffte sich hoch und schnallte das Koppel um. Da sprang auf einmal das Schlagen einer kleinen Uhr ins Lautlose, das war wie ein helles silbernes Kichern. Hans ließ die Klinke wieder los. Das war ja die kleine Spieluhr, die er damals, kaum der Schule entwachsen, seiner lieben Spielgefährtin gekauft hatte. Wie sie Erinnerungen weckte, die kleine Melodie: Kling, Glöckchen, klingelingeling l Kling, Glöckchen, fling! Mach mir auf die Türe, Daß ich nicht erfriere... Süße Stunden strichen ihm mit feinen Fingern übers Saar , seiner Kindheit heiligste Träume raunten ihm zu: perr nicht mit engherzigem Grolle dein Glück! Mache die Tore deiner Seele weit auf und lasse die Liebe hinein! Da ging er hinein in die Kammer. Und als Mutter Rasmussen die Lampe anzündete und hinaustrug, hielt Hans Onfreder Inges Sohn auf dem Arme und lachte unter Tränen: „Was für ein kleiner Mensch! So ein kleiner dicker Mensch I"
Das �seld der unbegrenzten Möglichkeiten. Grillparzer erzählt in seiner Selbstbiographie: Ich kam(auf einer Fahrt von Hietzing nach Wien ) neben einen Hofrat der Zensur- hofstelle zu sitzen, der mir schon früher als Polizeidirektor in Venedig während meines dortigen Aufenthalts alle Freundlichkeiten er- wiesen hatte und mir bis auf diesen Augenblick immer zugewn ge- blieben ist. Er begann das Gespräch mit der damals in Wien stereotypen Frage, warum ich denn gar so wenig schriebe? Ich er- widerte ihm: er, als Beamter der Zensur, müsse den Grund wohl am besten wissen.„Ja," versetzte er,„so seid ihr Herren! Ihr denkt euch immer die Zensur als gegen euch verschworen. Als Ihr..Ottokar" zwei Jahre liegen blieb, glaubten Sie wahrscheinlich, ein erbitterter Feind verhindere die Aufführung. Wissen Sie, wer es zurückgehalten hat? Ich, der ich, weiß Gott , Ihr Feind nicht bin." „Aber, Herr Hofrat," versetzte ich,„was haben Sie denn an dem Stück Gefährliches gesunden?"„Gar nichts", sagte er,„aber ich dachte mir, man kann doch nicht wissen— l'