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Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Die Kriegsmutter.

Zwei helle Schläge zitterten von der zierlichen Standuhr durch den Rorridor, als der Arzt aus dem Zimmer der jungen Mutter irat. Er konnte sie und das Neugeborene beruhigt der bewährten Hebamme überlassen; denn alles war ohne bedenkliche Zwischenfälle feinen natürlichea Lauf gegangen.

Dr. Bernheim hatte die Patientin in einem leichten Schlummer zurückgelassen und eilte nun zur Hauptpost, um dem Vater die freu­dige Nachricht ins Feld zu schiden. Fester schloß er den Mantelfragen, denn die Nacht war talt und stürmisch.

Drinnen waltete die weise Frau flink und lautlos ihres nüß­lichen Amtes. Der Säugling hatte schon das erste Bad und lag nun in warmen Hüllen geborgen. Die Hebamme ordnete noch mit geübten Händen die umherliegenden Gerätschaften; dann wandte sie sich dem Lager der Entbundenen zu. Diefe fchlug gerade die Augen auf. Langsam und mit Anstrengung hob sie den Kopf. Aber desto lebhafter funkelten die Augen suchend im Zimmer umber.

" Frau Böhmer, das Kind," hauchte sie.

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Ein prächtiger Junge, liebes Frauchen," fagte die Hebamme und reichte das Wickelkind der Mutter, die verlangend die hageren Arme ausstreckte. Mit Inbrunst umfing sie ihren Sprößling. Ach, Frau Böhmer, ich bin so glücklich. Wenn nur mein Mann hier wäre!" Ein Hüfteln ließ sie nicht weitersprechen. Frau Böhmer drüdte fie fanft in die Kiffen zurück und entwand ihr vorsichtig das Kind. Rur   nicht anstrengen, junge Frau, nur Ruhe, Ruhe, das ist die Hauptsache, seien Sie froh, daß alles glatt ging und Sie einen ge­funden Kriegsjungen haben." Ja, einen Kriegsjungen, was wollte sie mehr! So dachte Frau

Perls.

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Die Lider fielen ihr zu; schlafen fonnte sie nicht. Freilich, ihr Mann war draußen an der Vogesenfront. Seit seinem Ur laub vor fünf Monaten hatte er fast täglich geschrieben, daß es ihm noch immer gut ginge. Wußte er doch um die Hoffnung der geliebten Frau.

an die Hebamme.

Hat jemand an meinen Gustav telegraphiert?" wandte sie sich Gewiß. Dr. Bernheim hat es gleich besorgt." D, wie froh würde ihr Gustav sein!- " Frau Böhmer, die Tür ein wenig aufmachen; es liegt mic so schwer auf der Brust." Ein frischer Luftzug zog in die Arzneiluft der Stube. Der Junge ließ fast ununterbrochen ein eintöniges Medern hören.

Ob es dem Gustab wirklich gut ging? Die Zeitung hatte wieder beunruhigende Nachrichten gebracht von der Westfront. Ge­wiß, es ging vorwärts stüdweise aber fein Sieg ohne Opfer. Die Lazarette konnten erzählen.

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Da wurde die Stille der Straße unterbrochen. Marschschritt und Soldatengesang tamen näher. Gewiß eine Nachtübung oder war es gar ein neuer Transport ins Feld? Sie fangen das Reiterlieb von den drei Lilien. Immer näher fam es. Jezt konnte sie verstehen:

es

.

Und wenn ich heute sterben muß,

So bin ich morgen tot, ja, morgen tot; Dann begraben mich die Leute

Um's Morgenrot.

Juvivallerallerallerallalala...

Gs verklang in ber Ferne

Diefes Died, so einfach, fast findlich, Wirklichkeit! Draußen der Schnitter Tod junge frische Leben!-

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und doch so rauhe hier, ja hier das

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Wasser, Frau Böhmer!" Die Hebamme brachte eilends frische Limonade. Gierig trant Frau Perls und fiel erschöpft ins Kissen zurück. Daß sie doch flafen könnte. Aber das Grübeln ließ sie nicht los. Leben Tod war da ein Ausgleich? Ach, Unsinn! Wozu das Kopf­zerbrechen! Andere denken auch nicht und geben sich zufrieden Aber, richtig, den letzten Vortrag im Frauenverein hatte sie ja noch besucht. Ein Fräulein Dottor hatte über Krieg und Volts­bermehrung" gesprochen. Jede Mutter eine Heldin, eine Mehrerin der Volkskraft, der Größe des Vaterlandes!

Ganz recht, nun hatte ja auch fie ihr Verdienst ums Bater­land. Konnte sie nicht stolz sein? Gewiß. Das Gefühl tat ihr wohl.

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Das Medern des Jungen wurde lauter, jest schrie er. Frau Böhmer, das Kind wird sich doch nicht schaden! Es wird sich den Nabel rausschreien!" ganz

Dod, teine Sorge, Frauchen, da brüllen die Bälger noch anders. Und Jhrer ist so gesund und kräftig."

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Anders Hjarmsted.

Bon Jakob Knudsen  .

Wozu stehst Du da, Cecilie, das ist doch wohl keine Be­schäftigung für Dich heute!" ,, D, das wüßte ich doch nicht

" Der Ton war sehr zahm, beinah verlegen, doch zugleich war etwas Abwesendes darin, das gleichgültig flingen mochte gegenüber der Kraft, mit der die Mutter gesprochen hatte.

"

Fischer ist ja noch nicht aus der Gästekammer heraus. Wie lang bist Du denn schon hier draußen, Cecile?"

Ach, es war so- ein paar Stunden werd ich wohl hier sein." Etwas Sanftmütig- Vorwurfsvolles war in ihren Worten: warum wollte die Mutter nach derlei gleichgültigen Dingen fragen?

Madam Faurholt hatte von ihren Kindern niemals auf die Art Antwort bekommen. Wohl mochte es ein einzelnes Mal geschehen sein, daß einer von den Söhnen oder Töchtern in augenblicklicher Heftigkeit eine erregte Antwort gegeben hatte, aber nur so, daß im Zone im voraus ein Um Verzeihung" lag. Hier war es nun, als entzöge Cecilie sich ihrer Autorität, wiche außer Reichweite vor ihr, trok dem bemütigen Ton.

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Donnerstag, 9. August

Tätigkeit der Knöllchenbatterien erst in den letzten Jahrzehnten er­forscht wurde, daß die Wissenschaft dabei ursprünglich der Meinung der Landwirte entgegentrat, und daß diese doch schließlich Recht behielten. Die Sache verlief nämlich so, daß Botaniker zunächst mit scheinbar uns widerleglich genauen Experimenten nachwiesen, daß auch die Legu­also auch keine Stidstoffsammler" sein können. minofen weder aus der Luft noch aus dem Boden Stickstoff nehmen, Experimentes bestand darin, daß man die Kulturversuche in fünft Der Fehler des lichen Nährboden veranstaltete, die natürlich feine Bodenbakterien enthielten. Der Zusammenhang wurde erst erkannt, als die Ver­fich die Richtigkeit der Behauptung der praftischen Landwirte. die suche mit natürlich em Erdreich wiederholt wurden. Und so ergab in ohne den engeren Zusammenhang gelannt zu haben, doch auf Grund ihrer Erfahrungen gelernt hatten, was Lupinen im Sande vermögen.

Gesund und kräftig! Ja, was war der Vater auch ein Pracht. mensch! Und sorgen wollte sie für den Jungen: Wenn er nur erst die Zähne hat, und gar laufen kann! Und dann die Schule! Was hatte nicht ihr jüngerer Bruder für Mühe gekostet. Das war auch damals ein Strid! nur gefund blieb. Und dann, ja, was follte der Junge werden?. Na, mag er nur toll werden, wenn ihr Junge Törichte Frage!- Der Nachbarin Artur war wohl achtzehn. Er hatte neulich die Notprüfung als Abiturient gemacht, nun follte er zum Heer. Aber für ihren Jungen waren's ja noch zwei Jahr­zehnte. nicht noch ein größerer Weltbrand in des Jungen Leben schlagen? Wie, in zwanzig Jahren konnte da fein Krieg fein? Ronnie Der Vater im Krieg und noch kein Ende! zwanzig Jahren...? Mußte das sein? Der Sohn Wie spät ist es?"

das

"

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" Dreiviertel fünf, Frau Berls."

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Ziehen Sie doch mal den einen Vorhang auf, vielleicht auch Fenster einen Augenblick auf."

Tiefe Nacht starrte durch den Fensterrahmen. Wann, wann, wird es tagen??

Lupinen im Sande.

S. H.  

Dem Wanderer auf fandigen Fluren schlägt nicht selten ein fiarter, etwas füßlicher Wohlgeruch entgegen, als deffen Ursache bald ein Feld gelbblühender Lupinen ermittelt wird. Den Uneingeweihten überrascht es immer wieder, welche üppige Entwicklung diese Pflanzen felbst auf ärmlichem Sandboden erreichen können. Diese Fähigkeit befizen außer den Lupinen auch die Serrabella, ferner Bohnen, Erbsen, Widen  , Klee usw., sämtlich Pflanzen, die in der Grundform ihrer Blüte( die z. B. bei der Erbie jedermann kennt) mit einander übereinstimmen und die botanische Klaffe der Schmetterlingsblütler oder Leguminosen( Hülsenfrüchtler) bilden. ale oder fast alle hierher gehörigen Pflanzenarten arbeiten mit einem sehr merkwürdigen Kniff.

"

Jenseits des Völkerhaffes.

"

Pold.

An einem symphonischen Konzertabend in Betersburg spielte sich eine Szene ab, die dank dem Auftreten des dem Konzerte bei­wohnenden Miljukom eine nicht uninteressante Wendung nahm. Die Franff. 3ig." berichtet darüber: Der zweite Teil des Kon­gertes war dem Vortrag Wagnerscher Musikstüde gewidmet. Nach­bem das Orchester die ersten zwei Nummern der zweiten Abteilung, das Borspiel zu Parsifal  " und das zu Tristan und Isolde  ", zu Ende gespielt hatte, trat einer aus dem Publikum mit einem Protest gegen die Unangebrachtheit derartiger Aufführungen von, Stüden deutscher Komponisten in Petersburg   auf. Der protestierende Herr wurde durch entrüstete Zurufe aus dem Bublikum: Sinaus!" Was hat das mit der Musik zu schaffen?" usw. zum Schweigen gebracht und mußte sich aus dem Saale entfernen. Am Schluſſe der Aufführung erklärte einer der ausführenden Künstler, daß sämtliche an der Aufführung beteiligten Mujiter nicht minder pa­triotisch gesinnt seien als der protestierende Serr, daß einige unter ihnen eingezogen, andere bereits im Felde waren und verwundet sind, daß sie sich aber gegen das Hineintragen von Haß und Feind­Unsere gesamte grüne Pflanzenwelt entnimmt der Luft Kohlenschaft in die höheren Regionen der Kunst aufs beftigste und ent­fäure und Sauerstoff. Bu ihrem Gedeihen ist auch der Stickstoff schiedenste verwahrten. unentbehrlich, aber sie sind außerstande, auch diefen Stoff der Luft zu entnehmen. Folglich müssen sie ihn mit Hilfe der Wurzeln dem Erdboden entnehmen, der in den meisten Fällen genügend viel Stickstoffverbindungen enthält. Eine Ausnahme machen arme Sand boden, womöglich solche aus nahezu reinem Sande, auf denen eben aus Mangel an Stickstoff die Mehrzahl unserer Gewächse nicht zu gedeihen bermag. Ein Kunstgriff der Natur gestattet aber den Rupinen und anderen Hülsenfrüchten auch im Sande üppiges

Wachstum.

Hier griff der anwesende Miljukom ein, der sich an das Publi­

um mit folgender kurzen Rede wandte:" Die ganze Zeit hindurch bekämpfte ich und bekämpfe die deutsche Intrige und den deutschen  influß in Rußland  . Ich kämpfe auch gegen jene politische Inter­aber ich freue mich, daß die russische Revolution jener Heuchelei, die nationale an, die eines der Werkzeuge der deutschen   Intrige bildet, bei uns während dreier Jahre herrschte, ein Ende gemacht hat. Gs Gebiete, wo der menschliche Genius, der menschliche Geist zur gibt Gebiete, die wahrhaft international sind. Es sind dies die Aeußerung gelangt, und man kann sich nur darüber freuen, daß wir zurzeit des Strieges, zurzeit der Barbarei beim Anhören von dem Kriege die Verbrüderung der Völker von neuem eintreten Erzeugnissen menschlichen Geistes uns daran erinnern, daß nach wird, für welche wir und unsere Verbündeten kämpfen. Eines von diesen Gebieten ist die Musik, und Richard Wagner   gehört in dem­jelben Grade Deutschland   wie der ganzen Menschheit an. Gestattet mir daher, meinen Dank dem Veranstalter auszusprechen, daß uns heute das Glück zuteil wurde, das Werf eines der größten Kom­ponisten anzuhören und dadurch in Berührung mit der wirklichen Internationale zu gelangen." Das Publikum belohnte Miljukow und den Dirigenten mit donnerndeni Applaus.

Notizen.

Nimmt man eine solche Pflanze vorsichtig aus der Erde und wäicht das Erdreich von den Wurzeln, dann findet man diese mit zahlreichen Knöllchen besetzt, deren Zahl in die Tausende zu geben pflegt. Diese Gebilde entstehen durch die Tätigkeit winziger Boden bakterien, der sogenannten Knöllchenbakterien. Sie dringen in die feinen Wurzelbärchen ein, und durch rasche Bermehrung entwickeln ihre Kolonien sich zu den erwähnten Knöllchen. Was die grüne Pflanze nicht fann, das vermag dieses Bakterium: im stidstoffarmen Boden dennoch Stickstoff anzuhäufen, indem es ihn der Luft, die auch den Sandboden durchdringt, entzieht und speichert. Die Knoll chen bilden für die Lupine, Serrabella usw. regelrechte Stickstoffe speicher, aus denen sie das unentbehrliche Element beziehen. Die Bakterien scheinen ihrerseits zu einem Teile fich von der Wirts pflanze zu nähren. Aber beide Teile gedeihen dabei glänzend. Sie bilden eine sogenannte Symbioje", eine der vielen Lebensversiche. Der Heinste Stern. Auf einer amerikanischen Stern­rungsgesellschaften auf Gegenseitigteit, wie fie uns im Reiche der warte hat man fürzlich den fleinsten Stern entdeckt, der bisher ge Lebewesen auf Schritt und Tritt begegnen. messen wurde. Er bildet am Sternenhimmel gewissermaßen den Ein Feld, das mit Hülsenfrüchten bestanden ist, wird daher mit Gegenpol zu dem Riefen Canopus, dem größten unter den Sternen. wertvollem Stickstoff angereichert. Man fann im Herbst( oder Der jezt entdeckte Zwerg, der in einer Entfernung von 140 Millionen Frühjahr) oft beobachten, daß solche mit Supinen, Serradella oder Kilometer von der Erde seine Kreise zieht, gebört der Gruppe der dergleichen bestandenen Felder nicht abgeerntet, sondern mitsamt Asteroiden an, der fleinen Planeten, die zwischen der Bahn des dem grüen Kraut um- und untergepflügt werden. Man nennt das Mars   und des Jupiter um die Sonne reisen, und er hat einen Gründüngung. Ein solcher Art behandelter Boden ist nun, mag er Durchmesser zwischen 3 und 5 Kilometer. Ein Mensch würde abio auch wie ein Sandfeld ausgesehen haben, vermöge der massenhaft in zwei bis drei Stunden zu Fuß die Reise um diese ferne Sternen in ihm enthaltenen Bakterienknöllchen imstande, eine anspruchsvollere melt machen lönnen. Troß der außerordentlich geringen Ausdehnung Acerfrucht aufzunehmen und gut zu entwideln. Indem die Wurzeln des Planeten und seiner lichtschwachen Erscheinung hat er es doc des untergepflügten Strautes im Boden verfaulen, bilden fich ferner fertig gebracht, sich uns auf der photographischen Platte zu erkennen zahllose Kanäle, die den Wurzeln der Nachfrucht das Eindringen zu geben. erleichtern und sie unmittelbar in den Bereich der Knöllchen bringen.- Die Baldrianwurzel. Die Baldrianwurzel gehört Ganz besonders armer Sandboden, kultivierter Moorboden und zu den häufigst gebrauchten Arzneidrogen. Sie zeichnet sich durch ähnliche Ländereien, die zu arm an Knöllchenbakterien find, wurden ihren Geruch aus, der aber merkwürdigerweise der frischgegrabenen mit Erde von durch Lupinen vorbehandelten Böden erst geimpft". Wurzel nicht anhaftet, sondern erst während des Trocknens entsteht. Die Fähigkeit der Hülsenfrüchte, auf schlechten Böden zu ge- Eigenartig ist es auch, daß diese am meisten gebrauchte Drage nur deihen, war schon dem alten römischen Naturforscher Plinius   bekannt. noch von gezüchteten Pflanzen stammt, obwohl der wilde Baldrian Auch unsere Bauern kannten die Erscheinung längst, und die Land- von trockenen, hochgelegenen Standorten, so vom Harz, sicher reicher wirte nannten diese Pflanzen Stidstoffiammler", ebe bekannt war, an wirksamen Stoffen ist als der gezogene. Jener scheint mit seinen wie fie ihr Leben eingerichtet haben. Es ist nun sehr bemerkens Vorzügen in Vergessenheit geraten zu sein, da er im Drogenhandel wert, daß das Wesen der Gründüngung durch die Erkenntnis der teinen Käufer findet. Sie mußte sich mit den anderen Gästen ins Gespräch ein­lassen, wurde jedoch währenddessen mehrmals von einer plöß­lichen Schwäche befallen, die sie selber nicht verstand.

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Köpfe. Es war Faurholt und seiner Frau seit der allerersten Zeit ihrer Ehedas war jest über dreißig Jahre her­nicht wieder passiert, daß sie voreinander errötet waren, doch sie empfanden beide in sehr peinlicher Weise den Unterschied zwischen damals und jetzt.

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Faurholz kam herein und fragte gutgläubig nach seiner Tochter, als er Leutnant Fischer begrüßte. Dieser zudte mit den Achseln, ohne ihn anzusehen. Seine Frau antwortete, Faurholt vermochte schließlich nicht länger im Simmer daß Cecilie draußen in der Küche wäre. Es überraschte zu bleiben. Er war sonst nicht gerne unhöflich. und es sie peinlich, daß Faurholt teine Frage mehr stellte, und war doch unhöflich, seinen Schwiegersohn so kurz vor der daß auch die Gäste nicht fragten. Sollten sie etwas ge- Abreise allein zu lassen,- aber er stand trotzdem auf und merkt haben? Sie fand es überhaupt so sonderbar still ging in sein Kontor. im ganzen Hause, obwohl doch nicht wenige Menschen an­wesend waren.

Ganz still war es drinnen in der Gartenstube, wo Madam Faurholt und Leutnant Fischer zurückblieben. Sie Nach und nach fuhren die Gäste freilich fort. fonnte den flirrenden Laut der Messing- Teemaschine hören, Beim Mittagstisch um 12 Uhr waren nur die Familie die Cecilie draußen am Küchentisch puzte. selbst und der Bräutigam zugegen. Niels, der älteste der sie Kopfschmerzen davon bekommen sollte, diesen Laut anhören im Hause anwesenden Söhne, fragte, wann er den Wagen zu müssen. bereit zu halten habe, der das Brautpaar nach Destergaard Leutnant Fischer stand drüben am Fenster und sah in fahren solle. Es wurde hin und her geredet und zuletzt den Hof hinaus, wo der Knecht und Niels den Wagen her. bestimmt, daß der Wagen um 12 vor der Tür halten sollte, vorgezogen hatten und mit dem Pferdegeschirr ankamen, das doch Madame Faurholt horchte vergebens, um zu hören, was sie auf die Seiten des Schweifes legten. Auch. für Leutnant die Braut dazu sagte. Fischer war es sehr peinlich, Madam Faurholt gegenüber un­

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Cecilie ging nach Tisch sofort wieder in die Küche, und gezogen zu erscheinen, aber es war jest, ohne Worte, so die Schweigsamkeit hatte sich so sonderbar im Hause festgesetzt, zwischen ihnen geworden, daß er sich nicht umzudrehen ge­daß da niemand war, der ihr etwas darüber oder dagegen traute, obwohl es ihm ganz unmöglich gewesen wäre, zu sagen, Rein, sie ist wahrhaftig seit Punkt halbsechs hier," sagte hätte sagen können. Sie fing an, da draußen die Stupfer- was denn geschehen könnte, wenn er es täte... eine der Häuslerfrauen, als Cecilie für einen Augenblick die und Messingsachen zu putzen. Gjatrid wollte ihr helfen Der klirrende Laut aus der Küche hatte aufgehört; doch Rüche verließ. und versuchte, leise zu ihr zu sprechen, aber sie wurde Madam Faurholt hörte, daß ihre Tochter jetzt im Saal drinnen Madam Faurholt antwortete nicht auf diese Auskunft. abgewiesen, nicht direkt, Es aber in jenem seltsamen war; gewiß war sie dabei, die Stuhlsize abzubürsten. Gleich darauf stand Cecilie wieder am Küchenausguß. Sie Tone, worin Cecilie sprach: den anderen ihre Under- währte lange, vielleicht verging eine halbe Stunde darüber. hatte den Blick ihrer Arbeit zugewandt. nunft milde vorwerfend und das Ungewöhnliche der Plöglich wurde sie von dem Wagen aufgeweckt, der vor die Madam Faurholt stierte sie an, und im Verlauf einer Situation völlig ableugnend. Gjatrid meinte, es sei schänd- Tür gefahren wurde. Sie hörte die Pferde dicht unter den Minute funkelte in ihren Augen mehrmals etwas auf, das lich von ihrer Schwester, ihr gar kein Vertrauen zu erweisen, Fenstern stampfen und auf die Trensen fanen. fie sagen wollte, doch plöglich drehte sie sich um und ging- indem sie gleichzeitig dunkles Entsetzen davor empfand, in die Stube. was Cecilie doch nur zugestoßen sein könne.- Das, was geschehen war, bot in all seiner Stummheit etwas so Ungewöhnliches, daß es die Gemüter aller draußen in der Küche zugleich lähmte und spannte.

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Als Madam Faurholt ins Gartenzimmer fam, saß dort ihr Schwiegersohn. Sie gab ihm die Hand und wünschte ihm Sutenmorgen, aber er sah so knabenhaft roh und zugleich geniert aus, daß sie auch ihn nach nichts fragen konnte.

Leutnant Fischer ging ins Entree hinaus. Es war eine Erleichterung für Madam Faurholt, daß er nicht länger in Drinnen in der Gartenstube saßen Faurholt, seine Frau der Stube war; sie war aufgestanden, doch jetzt wußte sic und Leutnant Fischer. Niels war schnell seiner Wege ge nicht im geringsten, was sie tun sollte. Ganz ratlos war sie. gangen. Immer wieder fingen fie an, von gleichgültigen zu ihrer Tochter in den Saal getraute sie fich nicht zu gehen; Dingen zu reden, doch für Faurholt war es ganz unmöglich, und wo anders sie sich auch im ganzen Hause aufhalten möchte, die zwei andern anzusehen, und seiner Frau ging es gewiß überall würde es sich doch sonderbar ausnehmen, jetzt, wo die ebenjo. Troydem kam es ein paarmal vor, daß seine und Brautleute abfahren sollten. ihre Blicke sich streiften, und dann bekamen sie beide rotel

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Forts. folgt.)