Einzelbild herunterladen
 

Nr. 225. 34. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljahrl. 3,90 Mt., monatl. 1,30 M wöchentlich 30 Bfg. frei ins Haus, borauszahlbar. Einzelne Wochentags. nummern 5 Bfg. Sonntagsnummer mit ilustrierter Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg. Postbezug: Monatlich 1,30 m. Unter Streuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  2,50 Mt., für das übrige Ausland 4 Mt. monatlich. Bostbestellungen nehmen an Dänemark  , Holland  , Luxemburg  , Schweden   u. die Schweiz  . Eingetragen in die Post- Zeitungs- Preisliste. Erscheint täglich. Telegramm- Adresse:

.Sozialdemokrat Berliu  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

5 Pfennig

Der Anzeigenpreis beträgt f. die ftebengespaltene stolonel. geile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedrudte Wort 20 Bfg.( gu Tüffig 2 fettgedrudte Borte), jedes weitere Wort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20%. Familien Anzeigen 50 Pfg., politische u. gewerkschaftliche Vereins­Anzeigen 40 Pfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Rummier müssen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin   S.68, Lindenstraße 3, ab gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend; den 18. August 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Deutscher   Abwehrfieg in Flandern  .

Erfolgreicher Abwehrkampf bei Lange­ marck  , St. Julien, im Artois  . Französische   Teilangriffe östlich Cerny ge­scheitert. Rumänisch- russische Vorstöße fehlgeschlagen.

-

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 17. August 1917.(... B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Ein neuer, der zweite Großkampftag der Flandernschlacht ist zu unseren Gunsten entschieden, dank der Tapferkeit aller Waffen, dank der nie versagenden Angriffskraft unserer unver­gleichlichen deutschen   Infanterie!

Nach einstündigem Trommelfeuer brach am Morgen des 16. August die Blüte des englischen Heeres, auf dem nördlichen Flügel begleitet von französischen   Kräften, tiefgestaffelt zum An­griff vor. Auf 30 Kilometer Front von der ser bis zur Lys tobte tagsüber die Schlacht.

Der an den Yser- Kanal bei Drie- Grachten vorgeschobene Posten wurde überrannt; der Feind erkämpfte sich auch das nördlich und öftlich von Bigschote von unseren Eicherungen fchrittweise aufgegebene Vorfeld der Kampfstellung am Martje­Baart.

Die Engländer durchstießen bei Langemard unsere Linien und drangen, Berstärkungen nachschiebend, bis Poeltapelle vor. Hier traf fie der Gegenangriff unserer Kampfreserven. In uns widerstehlichem Ansturm wurden die vorderen Teile des Feindes überwältigt, seine hinteren Staffeln zurückgeworfen. Am Abend war nach zähem Ringen auch Langemarck   nud unsere verlorene Stellung wieder in unserer Hand.

Auch bei St. Julien und an zahlreichen Stellen weiter füd­lich bis nach Warneton   drang der Gegner, dessen zerschlagene Angriffstruppen durch immer neue Kräfte ergänzt wurden, in unfere Kampfzone ein. Die Infanterie fing den gewaltigen Stoß überall auf und warf den Feind unter enger Mitwirkung der Artillerie und Flieger wieder zurück. An den von Roulers   und Meniu   auf Ypern   führenden Straßen drang sie über unsere alte Stellung hinaus in erfolgreichem Angriff vor.

In allen anderen Abschnitten des weiten Schlachtfeldes brach der euglische Ansturm vor unseren Hindernissen zusammen. Trot schwerster Opfer haben die Engländer nichts erreicht! Wir haben in der Abwehr einen vollen Sieg errungen. Unerschüttert, in gehobener Stimmung steht unsere Front, zu neuen Kämpfen bereit!

Im Artois   griffen die Engländer gegen Abend bei Loos wiederum heftig an; örtliche Einbrüche wurden durch kraftvolle Gegenstöße wett gemacht.

St. Qucutin lag weiter unter französischem Feuer; der Dach­ftuhl der Kathedrale ist eingestürzt, das Innere des historischen Bauwerts ausgebrannt.

a beeresgruppe Deutscher   Kronprinz. An der Aisne   scheiterten Teilangriffe der Franzosen   östlich Don Cerny.

Bei Verdun   entwickelte sich die Artillerieschlacht mittags wieder zu höchster Stärke; der Feind griff bisher nicht an. Auf dem Ostufer der Maas   brachen kampfbewährte badische Regimenter überraschend in den Caurières- Wald vor, zerstörten die feindlichen Angriffsarbeiten und kehrten mit mehr als 600 Gefangenen von drei französischen   Divisionen zurüd.

16 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen; Rittmeister Freiherr von Richthofen   hat den 58:, Oberleutnant Dostler den 25. Luftfieg davon getragen.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern

Keine größeren Kampfhandlungen; vielfach auflebende Ar­tillerietätigkeit und Vorfeldgefechte.

Front des Generaloberst Erzherzog Joseph Nördlich von Holda an der Bistrik und südlich des Trotus­tales spielten sich für uns erfolgreiche Teiltämpfe ab. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls vou Mackensen.

Rumänisch- russische Vorstöße nördlich von Focsani   und am unteren Sereth schlugen verlustreich fehl.

Nights Neues.

Mazedonische Front.

Der Erste Generalquartiermeister

Ludendorff..

Abendbericht.

Amtlich. Berlin  , 17. August 1917, abends. In Flandern   und bei Verdun   nur Artillerie­kampf in wechselnder Stärke.

Ju St. Quentin stehen die Häuser in nächster Um­gebung der Kathedrale noch in Brand; die anhaltende Be­schießung durch die Franzosen erweitert den Feuerherd. Jm Osten nichts Besonderes.

Der österreichische Bericht. 23ien, 17. August 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplak.

In Rumänien   keine Aenderung.

Die Gesamtbeute seit Beginn der Kämpfe nördlich von Focsani   beträgt 200 gefangene Offiziere, über 11 000 Mann, 118 Maschinengewehre und 35 Geschüße. Südlich von Grozesci warfen Honvedtruppen und I. u. 1. Kavallerie zu Fuß den Feind in schmeidigen Angriffen weiter zurück. Es wurden hierbei 45 Offiziere, 1600 Mann, 18 Maschinengewehre und ein Geschütz eingebracht. Die 8. Kompagnie des Trencsener Houvedregiments Nr. 15 führte allein 600 Gefangene ab. Auf der Höhe nörd­lich von Holda an der Bistrica schlugen Abteilungen des Szegeder Honvedregiments Nr. 302 ein angreifendes russisches Bataillon in die Flucht, wobei viel Kriegsgerät in unseren Händen blieb.

Italienischer und Balkan  - Kriegsschauplah. unverändert.

Der Chef des Generalstabes.

#

Der Kampf gegen Stockholm  .

Von Frik Ebert.

Die Paßverweigerung der Ententeregierungen hat das Zustandekommen der Stockholmer   Konferenz von neuem ge fährdet. Ueberraschend fam dieser Vorstoß gegen die sozia­listische Friedensarbeit nicht. Lloyd George   und Ribot find wütende Gegner der sozialistischen, Friedens. fonferenz. Daraus haben sie nie ein Hehl gemacht, ihre Saltung ergibt sich naturgemäß aus ihrer Kriegspolitif. Zweifelhaft war nur, ob sie eine offene Kraftprobe mit Stoc holm wagen und die Reise gewaltsam hindern würden, oder ob sie es bei der Bedingung beließen, wonach die englischen und französischen   Arbeitervertreter mit Vertretern aus feind­lichern Ländern in feinerlei Berührung kommen dürften. Das Prinzip der Unnahbarkeit hat die eng lische Regierung mittlerweile allerdings felbst durchbrochen. Denn fürzlich haben im Haag Vertreter Englands und Deutschlands   über die Verbesserung der Lage der Gefangenen verhandelt. Man war gespannt, zu hören, mit welchen Gründen man Arbeiter­vertretern beider Länder nun noch verbieten will, mitein­ander über den Frieden zu sprechen. Mit Recht schrieb legt­hin der Vorsitzende des Bergarbeiterverbandes von Südwales  bei Befürwortung der Teilnahme an der Stockholmer   Kon­ferenz: Für eine Nation, die zu Tode verblutet, sollte doch die Friedensfrage ebenso wichtig sein, wie die Gefangenen. frage."

Wilson, der Präsident der großen Temokratie hot fich von vornherein, offen quf den schroff ablehnenden Stand­punft gestellt. Er hat nicht nur glatt die Pässe verweigert, Konstituante und Reichskonferenz. er bat zehn Parteiblätter, nahezu die gesamte sozialistische Presse, die in englischer Sprache erschien, furzerhand unter­Ein nach Kopenhagen   gerichtetes Petersburger Telegramm be- drückt. Ob Lloyd George   und Ribot ihre beschämenden Be­fagt: Die gemäßigten Blätter machen geltend, daß es un dingungen für die Paßerteilung nur stellten, um Vertreter möglich sei, die Wahlen für die konstituierende ihrer Länder von der Reise abzuschrecken, oder ob sie erst die Nationalversammlung zum festgefeßten Zeit- veränderte Situation in Rußland   zu ihrer neuen Gewalt­punkt durchzuführen. Birschewija Wjedomosti" betont, die maßregel veranlaßte, kann dahingestellt bleiben. Das Tele­Festsetzung des Zeitpunktes für die Nationalversammlung sei von gramm Kerenskis, das Lloyd George   in letzter Stunde zuflog, Anfang an ein politischer Fehler gewesen. Rjetic" erklärt hat in dem Streit zwischen ihm und Henderson allerdings die Festlegung des Zeitpunktes für die Einberufung der National- eine entscheidende Rolle gespielt. Jezt aber soll dem Tele­bersammlung sei auf eine große Bolschewidi- Kundgebung zurüd gramm das bekannte große Mißverständnis zugrunde liegen. zuführen, die für den 30. Juni erwartet wurde. Der Zeitpunkt Würde Kerenski  , wie er behauptet, nur mitgeteilt haben, die wurde unter dem Drude gewisser Elemente festgesetzt, die gegen russische   Regierung erachte sich an die Stockholmer   Beschlüsse die bürgerlichen Parteien die Beschuldigung erhoben, die Ein- nicht gebunden, so wäre diese Mitteilung nur etwas Selbst­berufung verschleppen zu wollen. verständliches gewesen. Denn niemand hat beabsichtigt, die

Für die große Reichskonferenz in Mostau, die am russische   Regierung in Stockholm   zu binden. Interessant bei 23. und 24. August stattfindet, ist nun vom Bürgermeister von diesem Zwischenspiel ist eine neuere Nachricht, die über Stod­Moskau die Geschäftsordnung veröffentlicht. Zunächst werden holm kam. Das Komitee der Konferenz der die Vertreter der Vorläufigen Regierung das Wort ergreifen, Arbeiterpartei hat nämlich nach Stockholm  darauf werden Vertreter der verschiedenen Verbände und zwei telegraphische Anfragen geschickt, ob Institutionen sprechen, schließlich die Regierungsvertreter diese die Konferenz beschließenden oder bloß be Reden beantworten. Zur Reichskonferenz, die im Nikolais ir a tenden Charakter habe. Die Regierung palast stattfindet, find 2000 Personen geladen, darunter ließ die Telegramme aber so lange liegen, 100 Vertreter des Arbeiter und Soldatenrats, 100 des daß das eine vier, das andere gar fünf Tage Bauerurates, 400 für die Stadt- und Semstwoverwaltungen, nach Stockholm   brauchte. Lloyd George  , der sich 150 für die Arbeiterverbände, 75 für die nicht organisierten Arbeiter, über nicht genügende Information der Konferenz schr auf­100 für die wissenschaftlichen Gesellschaften, 120 für Handel und regte, hat also selbst versucht, ihr wichtige Aufklärungen vor­Industrie, 300 für die Genossenschaften. 100 für die landwirtschaft- zuenthalten. Wie immer aber diese Dinge sich abgespielt lichen Verbände und 100 für die Fronttruppen; dazu kommen sämt haben mögen, jedenfalls steht fest, daß die Regierungen. von liche jezigen und früheren Mitglieder der Reichsduma. England, den Vereinigten Staaten  , Frankreich   und Italien  ihren: friedensfeindlichen Gewaltstreich von langer Hand vorbereitet und schon vorher verabredet hatten.

143

Wird dieses gewaltige Aufgebot etwa auch berufen fein, in Sachen der Konstituante   Entscheidungen anzuregen, wie sie jest in den gemäßigten Blättern" dreister als bisher vorgetragen werden?

Regierungskrise in Finnland  .

Bildung eines sozialistischen   Kabinetts. Aus Helsingfors   wird nach Kopenhagen   gemeldet: Infolge des Lebensmittelmangels ist eine Kabinettskrise entstanden. Der Senat kam unter dem Vorsiz des Generalgouverneurs zu dem Ergebnis, daß das Koalitionskabinett nicht länger bestehen könne, und bat daher den Generalgouverneur, der Vorläufigen Regierung das Ab fchiedsgefuch aller Senatoren einzureichen. Der General gouverneur beauftragte den Vizepräsidenten des Dekonomierats Tokoi mit der Bildung eines sozialistischen   Kabinetts. Tokoi über­nahm den Auftrag.

9

Damit vergleiche man die fortgesetzten Reden und Kund­gebungen der Entente- Staatsmänner. Fast in jeder Rede und Kundgebung wird uns versichert, sie führten den Krieg im Namen der Demokratie und nur für die Rechte und Frei­heiten der Völker. Wo bleibt nun Demokratie und Selbst­bestimmungsrecht der Völker? Die englische Arbeiterpartei und die französischen   Sozialisten haben sich bei ihrer Stellung zum Stockholmer   Programm doch wahrlich eng genug der Striegspolitik ihrer Regierung angepaßt. Henderson erklärte, nach wie vor für Fortsetzung des Krieges bis zum Siege eins zutreten. Und die Franzosen wollten nicht nach Stockholmi, um dort einen Friedensvergleich zu suchen, sondern zur feierlichen Verkündung des Rechts". Gleichwohl hindern ihre Regierungen gewaltsam die Reise. Heißt das nicht die Die Lebensmittelfrage mag der besondere Anlaß gewesen sein, elementarsten Rechte der Demokratie und Selbstbestimmung an den der Senatorenrücktritt sich anschloß. Den eigentlichen Grund den eigenen Völkern vorenthalten? Zu diesem Gewaltaft wird man in der Lage zu sehen haben, die durch die Autonomie- griff man, nachdem die Sozialisten der Mittelländer, ohne erklärung zwischen Finnland   und Rußland   geschaffen worden ist. Vorbehalt, offen und klar ihr Verständigungsprogramm in Die Krise zeigt an, daß die radikalen Autonomisten, die für völlige Stockholm   niedergelegt hatten und nachdem der Deutsche  Trennung sind, und die zur Vermittlung bereite Richtung, die mit Ne i chstag mit zwei Drittel Mehrheit sich für einen Frieden Rußland   die staatliche Verbundenheit will, zu feiner Einigung der Verständigung ohne gewaltsame Gebiets. tommen konnten. Die Vorläufige Regierung in Petersburg   wird nun erweiterung, ohne wirtschaftliche und mehr zu einer lesten Entscheidung in der finnischen   Frage ge- finanzielle Vergewaltigung entschieden hatte. drängt. Das ist die offene Kriegserklärung gegen den Verständigungs­