Nr. 226.
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34. Jahrgang.
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Sonntag, den 19. August 1917.
Wiederum Artilleriekampf in FlandernVerlust von Langemarck - In der Moldan Stellungen bei Grozesci erstürmt Die Gesamtbeute in Oftgalizien, Bukowina und Moldau.
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Amtlich. Großes Hauptquartier, den 18. August 1917.( 2... B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Auf dem Schlachtfeld in Flandern steigerte sich der Artilleriekampf an der Küste und nordöstlich von Ypern wieder zu äußerster Stärke, sonst blieb das Feuer geringer als in den letzten Tagen.
Beiderseits der Bahn Boefinghe- Staden führte der Feind nachmittags einen starken überraschenden Teilangriff, bei dem Langemarck nach erbittertem Kampf verloren ging. Wir liegen in flachem Bogen um das Dorf.
Im Artois stellten sich unter starkem Feuerschuh englische bereit. Kampftruppen nordwestlich von Lens Unser Bernichtungsfeuer ließ einen Angriff nicht zur Entwicklung kommen. Nachts erfolgende schwächere Borstöße des Feindes wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins Am Chemin- des- Dames lebhafte Artillerietätigkeit bei Cerny, in der Westchampagne besonders am Keilberg , südwestlich von Moronvilliers.
An der Nordfront von Berdun sekte der Feuerkampf mittags wieder mit voller Kraft ein und hielt gesteigert bis tief in die Nacht an.
Durch Flieger und Abwehrgeschüße wurden 26 feindliche Flugzeuge und vier Feffelballone brennend zum Absturz gebracht. Oberleutnant Dostler errang seinen 26., Offizier- Stellvertreter Bizefeldwebel Müller seinen 22., Leutnant Gontermann durch Abschießen des 13. und 14. Feffelballons seinen 29. und 30. Luftfieg.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Zwischen Ostsee und Schwarzem Meer blieb bei Neinen Borfeldgefechten und meist mäßigem Feuer, die Lage unverändert.
An der
Front des Generalobert Erzherzog Joseph führte am 16.August ein Angriff österreichisch - ungarischer Regimenter füdlich von Grozesci zu vollem Erfolg. Der Feind wurde aus verschanzten Stellungen im Sturm geworfen und büßte neben hohen blutigen Verlusten über 1600 Gefangene, ein Geschütz und 18 Maschinengewehre ein.
Seit dem Beginn der Operationen im Osten am 19. Juli sind in Ostgalizien , der Bukowina und Moldau in die Hand der verbündeten Truppen gefallen:
655 Offiziere, 41 300 Mann, 257 Geschäße, 546 Maschinengewehre, 191 Minenwerfer, 50 000 Gewehre.
An Kriegsgerät wurde erbeutet: Große Munitionsmassen, 25 000 Gasmasken, 14 Panzerkraftwagen, 15 Lastkraftwagen, zwei Panzerzüge, sechs beladene Eisenbahnzüge, außerdem 26 Lokomotiven, 218 Bahnwagen, mehrere Flugzeuge, große Mengen an Fahrzeugen und erhebliche Lebensmittelvorräte.
Besonders anerkennend ist hervorzuheben, daß bei den letzten Kämpfen die Munitionskolonnen und Trains sowie die Eisenbahnund Kraftfahrtruppen tros höchster Anforderungen den für die Kampfführung so wichtigen Verkehr von und zur Front glatt bewältigt haben. Durch umsichtige Anordnungen und treue Pflichterfüllung von Offizieren, Beamten und Mannschaften konnten alle Truppenverschiebungen planmäßig durchgeführt und die tämpfenden Truppen jederzeit mit dem nötigen Nachschub an Munition, Verpflegung und sonstigem Kriegsbedarf versorgt werden im Westen trotz des über mehrere Stellungen hinweg weit ins Hintergelände reichenden feindlichen Feuers, im Often trotz aller Hindernisse, die Land und Wetter bei den umfangreichen Zerstörungen bereiteten.
Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 18. August 1917, abends. Artilleriekämpfe in Flandern , im Artois , an
Bom Osten nichts Neues.
Der österreichische Bericht.
Bien, 18. August 1917.( 2. 2. B.) Amtlich wird verlautbart:
Deftlicher Kriegsschauplah.
Reine besonderen Ereignisse. Seit dem 19. Juli, dem Tage des Sieges von Zborow, find von den Verbündeten an der Ostfront 655 Offiziere und 41 300 Mann als Gefangene eingebracht worden. Die Beute beträgt 257 Geschüße, 546 Maschinengewehre, 191 Minenwerfer, 50 000 Gewehre, reiche Munitionsmaffen, 25 000 Gasmasken, 14 Banzerkraftwagen, 15 Lastkraftwagen, zwei Panzerzüge, sechs beladene Eisenbahnzüge, 26 Lokomotiven, 218 Eisenbahnwagen, mehrere Flugzeuge und beträchtliche Lebensmittelvorräte.
Italienischer Kriegsschauplah.
Gestern mittag find an der Isonzo Front schwere Artilleriekämpfe entbrannt, die sich seit heute morgen auf den ganzen Raum zwischen dem Mrzlivrh und dem Meere erstrecken. Das Feuer der italienischen Geschüße und Minenwerfermassen greift weit über unsere Schüßenlinien hinaus. Unsere Batterien antworten und wirken gegen die Truppenansammlungen hinter der italienischen Front. In Kärnten und an der Tiroler Grenze keine besonderen Ereignisse.
Nichts Neues.
Der Chef bes Generalstabes.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.
Die deutsche Antwort an den Papst.
Der Reichskanzler wird nach offiziöser Mitteilung in der Dienstagsibung des Hauptausschusses zu der Friedensfundgebung des Papstes das Wort nehmen. Ob bis dahin schon die offizielle Antwort der deutschen Regierung an den Papst abgegangen und veröffentlicht sein wird, steht dahin. Jedenfalls werden wir in wenigen Tagen über die Stellungnahme der deutschen Regierung zu dem päpstlichen Vermittlungsvorschlag im Klaren sein.
Mit besonderer Spannung sehen wir ihr nicht entgegen, denn der Weg der deutschen Regierung ist durch ihre bisherigen Handlungen eigentlich so gut wie vor. gezeichnet. Auf keinen Fall wird eine Regierung, die das Friedensangebot vom 12. Dezember 1916 erließ, und deren jetzt im Amt befindlicher verantwortlicher Leiter am 19. Juli 1917 der Friedensresolution des Deutschen Reichstags zustimmte, sich einem von neutraler Seite ausgehenden Vermittlungsvorschlag schroff ablehnend gegenüberstellen können. Das würde eine derartige Inkonsequenz und Diskreditierung der bisherigen Handlungsweise bedeuten, daß ernstlich diese Möglichkeit wohl gar nicht ins Auge gefaßt zu werden braucht.
Am 29. Auguft findet in Wien eine Konferenz von Vertretern der sozialdemokratischen Parteien der Mittelmächte statt, die sich mit der internationalen Lage beschäftigen wird.
Die all deutsche Presse macht freilich noch krampfhafte Anstrengungen, den Kanzler hierhin zu treiben. Ste stößt schrille Angst- und Warnungsschreie aus, die an dte fleinen Trompetenstöße" der Toni Buddenbrock in Thomas Taktik, alles, was auf Frieden und Verständigung geht, als feindliche Machenschaft. und gegnerische nirige zu verdächtigen, feiert von neuem wahre Orgien. Daß sich dabei die Scharfmacherparteien in den beiden gegnerischen Lagern selbst gegenseitig lächerlich machen, geniert sie nicht im geringsten. So schreit unter dem Titel Die Augen auf!" eins der wildesten alldeutsch - schwerindu
Reichstagsarbeiten. striellen Organe am Sonnabendabend auf seiner ersten Seite.
Wiederaufnahme der Reichstagsarbeiten.
In diesem Augenblic bedeutet der Friedensvorschlag des Hauptes der internationalen katholischen Kirche nichts and e- res und nichts weniger als den letzten Versuch, uns um den Erfolg unserer großen Siege, An= strengungen und Opfer zu bringen. Deutsch land soll nicht als Eieger aus diesem Völkerringen hervorgehen.
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Der ersten Sigung des Hauptausschusses am Dienstag wird morgen Montag eine Besprechung von Vertretern der Mehrheitsparteien vorangehen. Auch die Nationalliberalen sind geladen und wollen, wie es heißt, kommen. Damit ist ausgesprochen, daß die Mehrheit noch kein fest abgeschlossenes Gebilde, sondern noch wandlungs- und erWendet man die Seite um, so findet man auf der weiterungsfähig ist. In der Kriegszielfrage haben die Nationalliberalen eine Haltung eingenommen, die einiger- weiten Seite desselben Blattes die Erklärung des engmaßen unschlüssig, aber dem Mehrheitsbeschluß nicht gerade der Bund der Mittelmächte hinter der päpstlichen lischen„ Daily Telegraph", daß selbstverständlich feindlich ist. In der Verfassungsfrage stehen sie vielleicht aber doch noch etwas weiter links als das Zentrum, das mit Friedensnote stehe. Es ist wieder genau wie damals, als in der vorgenommenen Abschlagszahlung in Punkto„ Parla- Konferenz eine„ deutsche Intrige" und die„ Deutsche Tagesschönster Uebereinstimmung der„ Temps" die Stockholmer mentarisierung" zufrieden ist und weiter nichts will. Die Sozialdemokratie beharrt, unbeschadet der Stellung, zeitung" die gleiche Konferenz eine„ bon England gestellte die sie zu einzelnen Handlungen der Regierung einnimmt, in alle" nannte. Um die päpstliche Friedenskundgebung in jedem Fall als ihrer grundsätzlichen Gegnerschaft gegen das System, dem auch diese neue Regierung ihre Entstehung verdankt. ein dunkles Machwerk unserer Gegner erscheinen zu lassen, Daß bei ihrer Bildung der Reichstag nicht um seine Meinung scheuen die alldeutschen Blätter auch nicht davor zurüd, ihren gefragt worden ist, ist eine Tatsache, die sich nicht wieder rüd Text zu verfälschen oder Dinge hineinzulegen, zu deren Angängig machen läßt. Für die Zukunft aber ist es mög- nahme der Wortlaut des päpstlichen Schreibens feineswegs lich, das Verhältnis zwischen Regierung und Reichstag in wingt. So behauptet z. B. die Deutsche Tageszeitung", wirklich konstitutionellem Sinne flarzulegen als ein Ver- daß in der Note eine Nachprüfung der elsa B- lothrintrauensverhältnis zwischen oberster Verwaltungsbehörde gischen Frage verlangt werde, während in dem Schriftund Parlament. Der Reichskanzler hat sich nicht bequemt, stück der Name Elsaß- Lothringen überhaupt nicht erwähnt, in seiner ersten Rede die doch selbstverständliche Tatsache wört sondern nur ganz allgemein der Hoffnung Ausdruck verlich anzuerkennen, daß seine gedeihliche Wirksamkeit an das liehen wird, daß die zwischen Deutschland und Frankreich beVertrauen des Parlaments gebunden ist und daß er nur ſtehenden strittigen territorialen Fragen" in versöhnlichem solange im Amte bleiben kann, als er dieses Vertrauen Geiste geprüft werden möchten. Es kann ohne weiteres angenommen werden, daß die deutsche Regierung sich genießt. Hier ist noch etwas nachzuholen, und je rascher dies von dem durchsichtigen und unehrlichen Spiel der Kriegstreiber, die auf jede Weise eine Verständigung unmöglich geschteht, desto besser wird es sein. Solange diese Frage machen wollen, freihalten und die päpstliche Note unbe. nicht einwandfrei geflärt ist, bleibt die Gefahr neuer fangen und vorurteilslos daraufhin prüfen wird, Krisenstimmungen permanent. Die National- Zeitung" will wissen, daß das Zentrum ob sie eine Grundlage bietet, auf der die deutsche Regierung eine neue Interpellation über die Kriegsziele sich in Verhandlungen einlassen kann. Wenn die deutsche Regierung nicht ihre ganze bisherige im Westen und ganz besonders in Belgien einbringen wolle. Die Zentrumsfrattion glaube auch bereits für ihre Politik verleugnen will, so wird sie diese Frage zu bejahen Interpellation eine Mehrheit zu besitzen. Dieser Glaube kann haben. Denn der päpstliche Vorschlag enthält keinen Punkt, nicht trügen, denn wenn das Zentrum eine solche Re- dem die deutsche Regierung von vornherein ein schroffes folution einbringt, dann ist eben mit seiner Hilfe die Mehr- Ser besetzten Gebiete gegen Rückgabe der deutschen Kolonien, " Unmöglich" entgegenseßen müßte. Wenn der Papst Näumung
heit da.
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Die National- Zeitung" fagt ferner voraus, daß die die volle Selbständigkeit Belgiens und den Verzicht auf eine Sigungen des Hauptausschusses einen„ lebhaft bewegten Ver- Kriegsentschädigung vorschlägt, so deckt sich das durchaus mit Lauf" nehmen werden. Auch diese Prophezeiung dürfte sich den Worten der von der Regierung gutgeheißenen Reichsbewahrheiten, denn die Zahl der Fragen, die das Bolt bewegen tagsresolution vom 19. Juli 1917, in der es heißt: und die in den parlamentarischen Verhandlungen zum Austrag fommen müssen, ist nicht gering. Für Herrn Michaelis be ginnt jetzt eigentlich erst recht der Ernst des Lebens!
Mit einem solchen Frieden( der Verständigung und dauern. den Versöhnung der Völfer) sind erzwungene Gebietserwerbungen und politische, wirtschaftliche oder finan zielle Vergewaltigungen unvereinbar."